Chr. Gottlob Wecker 91 Daß Wecker trotz alledem sieb mehr zu Bach hingezogen fühlte als zu Görner, beweist bester als alles andere die Tatsache, daß er für seine Bewerbungen nie Görners, wohl aber zweimal Bachs Empfehlung beibringt. Das erste der genannten Schreiben geht die eigentliche Bewerbung um das Schweidnitzer Kantorat nichts an; es trägt vielmehr die Adresse: „Denen . . Herren Bürgermeistern, Stadt-Richtern und sämtl. Hlselsorikus ... der Stadt Chemnitz" und lautet: Hock- und WohlEdle, Veste, Hoch- und Woblgelabrte, auch Hoch- und Woblweise Herren, Jnsonders Hochgeehrtesten kuti-oui. Da man benachrichtiget worden, wie daß der bey Ew. HochEdl. bißhero in stutious seyender Herr Lautor eine anderweitige Mutation, treffen möchte, und sonder Iweiffel die vulmuts Stelle mit einem tüch tigen suttzscto zu ersetzen von Ew. Hochedl: albereits bochweise Vor sorge geschehen, so zweifle fast, ob mit meinem geborsamsten petito bey Ihnen nicht etwa zu spät erscheine. Solle aber hoffendlich die Sache annoch in statu guo seyn, auch Ew. Hochedl. mit einem tüchtigen ander weitigen subsscto annoch nicht versehen seyn, so ergehet an Ew:Hoch- und WohlEdl. eine gantz gehorsamste Bitte, Überbringer dieses, Hn. Cbriüoph Gottlob Weckern eine auszubittende ?rok« Hoch- und Wohl geneigt zu erlauben, und nach beschaffenheit derselbigen Dero hochge- neigtestes ?atrociuium ibme zu ertheilen, hochgeneigt zu geruben. Finden Ew. HochEdl. mich cuxabcke Ihnen angenebme Dienste zu leisten, so bitte nur Dero Befehle aus; ich werde nicht ermangeln mit größtem klarste zu zeigen, wie ich alstets zu seyn die Ehre habe Ew. HochEdl. Meiner bochgeebrtesten Zutrauen gantz gehorsamster Diener Leipzig, d. 26. Februar: 1727. Joh: Sebast: Bach. Hochs. Anhalt-Cöthenischer Capellmeister, auch virsctor LNori Ilusici I.ixsisusis u. der Schulen zu S. Thomae euutor. Aus der Sache wurde nichts H. Ob es zur „Probe" überhaupt gekommen ist, bleibt ungewiß. Auffällig ist der zeitliche Abstand i) Iwei andere, ebenfalls erfolglose Bewerber, Friedr. Gvttlieb Wild (18.5. 1727) und Joh. Christian Weyrauch (14.1.1730), hatte Bach für Chemnitz empfohlen. Vgl. Georg Schünemann, Neue „Attestate" Seb. Bachs; in: Fest schrift zum 90. Geburtstage des Wirkst Geh. Rates Rochus Freiherrn von Lili-ncron. Leipzig 1910, S. 294 ff.