Der Rhythmus bei Johann Sebastian Bach 101 die Taktstriche hinweg), eine gewisse Beruhigung und eine energische Markierung der vorgeschriebenen Taktverhältnisse entstehen. Um die zuletzt mitgeteilten Takte 33-36 nicht auch noch harmonisch zu be lasten, gibt Bach ihnen eine ganz ruhige Kadenzierung, die nur von Takt zu Takt die Harmonie wechseln läßt. (Bemerkenswert hierbei das freie Einführen der Septimen: des d’ in Takt 33, des g in Takt 34, des c' in Takt 33 und der großen Septime fis in Takt 36!) Die Takte 36-40 belebt Bach dagegen durch stärkere Harmoniewechsel von Viertel zu Viertel, so daß der vorangehenden metrisch-rhythmischen Spannung eine gewisse harmonische Spannung folgt, denen beiden dann in der Reprise von Takt 41 ab eine „Beruhigung“ in rhythmischer wie har monischer Hinsicht angeschlossen wird. Am Ende tritt das Sechzehntel motiv in seiner zweiten metrischen Lage ohne Gegenstimme auf und verleiht dem Abschluß einen kräftigen Nachdruck: In diesem Präludium ist wieder eine psychologische Erscheinung zu beobachten, die für weitere Rhythmusforschungen von Bedeutsamkeit zu sein scheint: beim ersten Auftreten der Sechzehntelfigur in ihrer verschobenen Lage in Takt 8 wirkt diese noch als Ausnahme, da bis dahin die vorgeschriebenen Taktschwerpunkte genau angegeben wurden und hier ja auch durch die Baßnoten markiert sind. Bei der Wieder holung der Figur in Takt 9 besteht jedoch die Tendenz, dieselbe als Auftakt aufzufassen, so daß in der Oberstimme ein Taktwechsel einzu treten scheint. Das gleiche geht dann in dem Takt 33 ff. in verstärktem Maße vor sich. Das Eigenartige ist also, daß die Figur bei den Wieder holungen stärker in den Vordergrund des Interesses beim Hörenden gerückt wird, und daß darüber die „richtige" Taktmarkierung zurück tritt und fast eine nachschlagende synkopierende „Unregelmäßigkeit" zu sein scheint. Man kann diese Erscheinung etwa so formulieren: eine rhythmische Abweichung von der Taktordnung rückt durch Wiederholungen in das Zentrum der Aufmerksam keit, so daß man dazu neigt, die Abweichung als die Regel, d.h. als das Grundzeitmaß anzusehen, und alles übrige ihr unterzuordnen. Auf einem solchen Wechsel der Aufmerksamkeit scheinen zahlreiche rhythmische Wirkungen der hier behandelten Art