Besprechungen Martin Weber. .Aus der Tiefen rufe ich dich". Die Theologie von Psalm 130 und ihre Rezeption in der Musik. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2003 (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte. 13.) 379 S.. 2 CDs. Psalm 130, „Aus der Tiefen rufe ich dich", eignet sich in besonderer Weise zu einem musikhistorischen Querschnitt, wie ihn Martin Weber in seiner 2002 an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau angenommenen Dissertation unternimmt. Nicht nur. daß sich seine Geschichte in der abendländischen Musik von der Gregorianik bis in die jüngste Gegenwart nachvollziehen läßt, sondern der Text regte zahlreiche Komponisten immer wieder zu ausdrucks starken Interpretationen an. Einer von diesen ist Johann Sebastian Bach, mit dem sich Weber in der zweiten Hälfte seiner Untersuchung ausführlich befaßt. Positiv ist dabei hervorzuheben, daß die meisten musikalischen Beispiele auf den beiden beiliegenden CDs nachvollzogen werden können. Ausgangspunkt der Studie ist eine methodologische Kritik an der nach Sicht des Autors formalisierten und lebensfernen historisch-kritischen Exegese in der Bibel Wissenschaft; statt dessen soll die vorliegende Arbeit „einen Beitrag dazu leisten, die Freiheit, Lebendigkeit und Vieldeutigkeit biblischer Texte auch in der wissenschaftlichen Theologie wieder zu entfalten.“ (S.5). Als hermeneutische Grundlage dient ihm dabei die in der Literaturwissenschaft seit geraumer Zeit etablierte rezipientenzentrierte Analyse, die maßgeblich von W. Iser begründet wurde. Allerdings ist die Einbeziehung literaturwissen schaftlicher Methoden in die alt- und neutestamentliche Exegese nun auch nicht so neu - erste Ansätze finden sich bereits in den 70er Jahren - als daß der Umfang dieser Einleitung gerechtfertigt wäre. Weber rennt einige Türen ein, die seit langem nicht mehr verschlossen sind. Den ersten Hauptteil der Arbeit bildet eine ausführliche Exegese des 130. Psalms auf der Grundlage der hebräischen und griechischen Überlieferung, die den sprach-, gattungs- wie literarhistorischen Hintergründen des Textes nach geht. Da sich Weber vor allem auf den hebräischen Urtext stützt, erfordert die Lektüre vom Leser zumindest grundlegende Kenntnisse im Hebräischen. Es hätte sich daher angeboten. die exegetischen Ergebnisse in einem allgemein verständlichen Abschnitt zusammenzufassen, und so die Resultate für jene aufzubereiten, die aufgrund sprachlicher Hürden nur die späteren Kapitel lesen können oder wollen.