..Wo Gott der Herr nicht bei uns hält" BWV 1128 15 angesiedelt werden kann; Näheres ließe sich wohl nur nach ihrem Wiederauf tauchen mittels des Schriftbefundes feststellen. Rust scheint beabsichtigt zu haben, die Komposition in den nächsten ein schlägigen Band der Bach-Gesamtausgabe aufzunehmen. Doch dazu kam es nicht mehr; 1878 wurde er als Nachfolger Louis Papiers (1829-1878) Organist der Thomaskirche Leipzig 13 und trug sich im selben Jahr mit der Absicht, sich wegen schwerwiegender Differenzen vor allem mit Auffassungen Philipp Spittas, der ihm Eigenmächtigkeiten im Umgang mit Quellen sowie in der Editionsmethodik vorwarf, von der Redaktion der Bach-Ausgabe zurückzu ziehen. 14 Seine Forschungsergebnisse behielt er gleichwohl nicht für sich, stellte sie nunmehr aber dem mit Spitta konkurrierenden Biographen Carl Hermann Bitter zur Verfügung: in der auf vier Bände erweiterten zweiten Auflage von dessen ..J. S. Bach“ (Dresden 1880 / Berlin 1881) erscheint in Band IV im Werkverzeichnis ..141. Wo Gott der Herr nicht bei uns hält. Fan tasia sopra il Choräle G-moll. (Königsberger Bibliothek.)“ 15 Die Bach-Ausgabe, nunmehr ohne die Kenntnisse und Unterstützung Wilhelm Rusts, ignorierte in der Folgezeit die Königsberger Bestände keineswegs; aus unerfindlichen Gründen blieb die g-Moll-Choralfantasie jedoch von der Ver öffentlichung ausgeschlossen. Diese Feststellung verbindet sich mit der Person und dem Wirken von Emst Naumann (1832-1910) aus Jena, der mit der Edition der Schlußbände der Klavier- und Orgelwerke beauftragt worden war. Kurze Notizen von seiner Hand 16 lassen erkennen, daß auch ihm die Königs berger Sammelmappe Vorgelegen hat, daß er jedoch von Rusts Vorarbeiten nichts gewußt haben kann. Die Liste der von Naumann pauschal als „alt u. mittelalt" charakterisierten Handschriften aus der Sammlung Gotthold nennt an fünfter Stelle erwartungsgemäß „Wo Gott der Herr" mit dem Zusatz „un bekannt“ sowie einem großen Fragezeichen am linken Rand. Darüber hinaus wurde eine vollständige Abschrift des Werkes angefertigt, so daß zumindest die Absicht einer eingehenderen Beschäftigung mit dieser Komposition unter stellt werden kann. Warum dies nicht erfolgt ist und an zuständiger Stelle 13 Zwei Jahre später avancierte er zum Thomaskantor, vgl. S. Altner. Das Thomas kantoral im 19. Jahrhundert. Leipzig 2006. S. 70ff. und 161 f. 14 Katalog der Sammlung Manfred Gorke (wie Fußnote 18), S. 71. Nach BG 46. S. XLV11I (H. Kretzschmar. 1899). erfolgte der Rücktritt im Frühjahr 1882; den Ausschuß der Bachgesellschaft verließ Rust 1888 (BG 46. S. XLV1II und LX). Vgl. auch BJ 1980. S. 29. 15 Vgl. C. H. Bitter. Johann Sebastian Bach. Berlin 1881 (Reprint Leipzig 1978. Nach wort, Personen- und Werkverzeichnis von H.-J. Schulze). Bd. IV, S. 259 und XLIV. 16 Koüektaneen zur Vorbereitung von BG 42, Sammelmappe (möglicherweise aus Nachlaß Wolfgang Schmieder) im Bach-Archiv Leipzig (ohne Signatur). Die Noti zen zu den Königsberger Quellen auf der Rückseite einer gedruckten Veranstaltungs folge, beginnend mit „Montag. 3. August“ [= 1891].