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Dresdner Nachrichten : 25.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190808251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19080825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19080825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-08
- Tag1908-08-25
- Monat1908-08
- Jahr1908
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.08.1908
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2 SlÜSl» Tonne« Güter befördert worden, von der Gesamt, etnnahme a» 118781l»Mk. entfallen 4181 »kl Mk. aus de» Personen, und 7V0S480 Mk. auf den Güterverkehr, das sind 240124 Mk. werit« er alL tm gleichen Monat de» BorsahreS. Di« Gesamtetnnahme in den Monat«» Januar btS mit April 1008 beträgt 45075 284 Mk.. da» sind gegenüber dem gleichen Zeitabschnitt des Vorjahres 103 070 Mark wentger. — Line »enernng i« Truppen.Berpsleguugsmesen. Die sächistsche Heeresverwaltung verband mit der Feld- dienstübung am vergangenen Donnerstag in Gombsen bei Kockwitz einen interessanten Versuch über eine neue kriegs mäßige Truppen-Berpslegung. Während sonst die Mann schaften erst nach dem Beziehen deSBiivakS mit dem Abkochen begannen und mitunter stundenlang aus die Mahlzeit war ten mußten, will man nun diesem llebclstande abhclsc». Eine Airzahl Soldaten und Militärsleischcr des Letb-Gre- nadicr-Regimcnts rückten noch vor Aufbruch des Regi ment» nach dem Biwakplatze ab und begannen dort mit der Einrichtung einer regelrechten Feldküche. Dann wurde auf einem in der Nähe gelegenen Rittergut«: ein Ochse re- auiriert und geschlachtet. Das Abhäutcii. Auswcidcu und Zerlegen ging schnell von statten und in kurzer Zeit brodel ten die Fleischstücke in den mächtigen Feldkesscln. Es war Ausgabe der Feldküche, nicht allein innerhalb einer be stimmten Zeit mit dem Kochen fertig zu sein, sondern auch die vSrschiedcnartigstc» Gerichte herzu stellen. Jedes Batail lon erhielt eine andere Mahlzeit. Die Feldküche zeigte sich ihrer Aufgabe vollkommen gewachst'», zu bestimmter Zeit ivar alles fertig. Da die Masseiispeisniig ein so gutes Re sultat gezeitigt hat, dürste sic allgemein zur Einführung gelangen. — Die Revisionen der Feuerlöschanstalten sämtlicher Ort schaften im Bereiche der König!. Amtshauptmaiinlchaft Dresden- Altstadt, welche diese Regierungsbehörde in den Jahren 1000 07 durch in der Feuerwchrpraxis erfahrene Mitglieder des Landes verbandes sächsischer Feuerwehren aussühren lieh, haben sich ausgezeichnet bewährt. Es sind dadurch diesen Ortschaften Be lehrungen und Fingerzeige zuteil geworden, die sie ohne diese Revisionen nie erhalten konnte». SVeil sich nun diese Revisionen so gut bewährt haben und die örtlichen Fcucrlöschanstalten da durch auf einen gewissen, den Verhältnissen entsprechenden, ein wandfreien Stand gebracht worden sind, werden sie in Zukunft nur jedes dritte Fahr turnuswcise revidiert. Die Revisoren haben die Arbeit freiwillig geleistet. Es verlautet, daß gleich vielen anderen sächsischen Amtshauptmannschaftcn auch die Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt in nächster Zeit solche Revisionen in ähnlicher Weise ausführen lassen wird. — Beschädigung der öffentlichen Feuermelder. Fn letzter Zeit sind wiederholt die Scheiben der öffentlichen Feuermelder mutmilligerivetsc cingeichlagen, auch die Feuermelder selbst in Tätigkeit gesetzt und dadurch die Feuerwehr unnötig alarmiert morden. Ter Rat empfiehlt daher diese für die öffentliche Sicherheit und die Wohlfahrt wichtigen Eiurichluugcn erneut dem Schutze der Eiuwvhucl und macht daraus aufmerksam, daß solcher Unfug un»ach- sichtlich mit Gefängnis bis zu drei Fahren oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mk. bestraft wird. Gleichzeitig sichert er dem, der den Mißbrauch eines öffentlichen Feuer melders derart zur Anzeige bringt, daß der Täter er mittelt und bestraft werde» kann, eine Belohnung von 20 Mk. für jeden Fall zu. Anträge aus Gewährung dieser Belohnung sind im Feucrpvlizeiamte, Stadthaus, Am Sec 2, 2., ei uz »reichen. — Der S. Deutsche Handwerks- und Gewerbckammcrtag, der in Breslau in den Tage» vom 24. bis 20. August statt- sindet, wird eine große Anzahl von Vertretern der Orga nisationen des Handwerks aus allen Teilen des deutsche» Vaterlandes vereinigen. Die .Handwerkskammern, die durch das Gesetz vom 2«',. Juli 1807 geschaffen worden sind, laben in der kurzen Zeit ihres Bestehens seit dem l. Avril 1W0 bereits eine außerordentlich bedeutsame Tätigkeit an den Tag gelegt. Aus einer vom Staatssekretär des Fü llen, im vorigen Fahre veranstalteten Erhebung ergibt sich, daß zurzeit im Deutsche» Reiche 08 Handwerkskammern und iim Königreich Sachsen und in den HaiisasiLdteii) 8 Ge- lvcrbcsammcrn bestehen. Gon den Kammern waren Ende Oktober l007 8127 Veaustragte zur Uebcrmachinig der Ve- svlgung der gesetzlichen und statutarischen Vorschriften in den zu den Handwerkerinnungen gehörigen Betrieben be stellt. von den Kammern wurden im letzten Fahre 8220 Gutachten über das »Handwerk berührende Fragen ab gegeben. 2748 Eingaben und Anträge wurden von ihnen den Behörden vorgclegt, 8815 in anderer Weise erledigt und 130 300 mündliche Auskünfte erteilt. Bei den Kammern bestanden im Fahre 1007 12 207 Prnsungsansschüsse zur Abnahme der Gesellenprüfung und 5808 Mcistcrprüsnngs- kommrssioncn. Von vier Kammern sind 21 Schulen errichtet und von 52 Kammern 293 Schulen unterstützt worden. Alle Kammern haben Veranstaltungen zur gewerblichen, tech nischen und sittlichen Ausbildung von Meistern, Gesellen und Lehrlingen getroffen, wie z. B. Meister- und Buchsüh- rungskurse, Ausstellungen usw. Die Einnahmen aller Kammern beliefen sich auf 2,83 Millionen M., von denen 1,45 Millionen M. durch Beiträge der Gemeinden und der Gewerbetreibenden aufgebracht wurden. Die Ausgaben betrugen 2.41 Millionen M., von denen 1,23 Millionen M. aus BcvwaltungSkvstcn und 0,03 Millionen M. aus Aus gaben für besondere Veranstaltungen entfallen. — Ent sprechend dieser lebhaften äußeren Entwicklung der Hand werkskammern ist auch die innere Bedeutung der alljähr lich zusammcntrctenden Vertretung aller Kammern, des Deutschen Handwerks- iindGcwcrbc-kamnicrtags, gewachsen, auf dem stets die wichtigsten Fragen des Handwerks von seinen berufenen fachlichen und volkswirtschaftlichen Ver tretern beraten werden. Der diesjährige 9. Handmcrks- uild Gewerbckammcrtag wird sich gleich in seiner ersten, heute stattfindeiidcii Hauptversammlung mit der seit langem strittigen Frage der Unterscheidung zwischen Fabrik und Handwerk und der stärkeren Heranziehung der Fabrik- betriobe zu den Kosten der Handwcrkcrkammern zu beschäf tigen .haben und über die Eintragung von Handwer kern ins Handelsregister Beschlüsse fassen. Zu leb haften Dcliatten dürste ein Antrag der Gcwerbe kam mer Dresden betreffend die Einschränkung der Vergünstigungen für die Ausfuhr von Getreide Ver anlassung geben. Durch diesen Antrag sollen BundeSrat und Reichstag ersucht werden, die zollfreien Einfuhrichcine in ihrer Verwendbarkeit dahin zu beschränken, daß sic nur Lei der Einfuhr der Getreideart, bei deren Ausfuhr in ge mahlenem oder ungemahlcnem Zustande sie'erteilt worden sind, zur Anrechnung gebracht werden dürfe», und daß die Zeit ihrer Gültigkeit von 6 aus 3 Monate herabgesetzt wird, sowie die Ausiiahmetarise, die ans deutschen Eisenbahnen, für aiiözilfnhrcndcs Getreide bestehen, aufzuhcbcn, damit die Getreide- und Brot preise auf ein erträgliches Maß h c rabg cm i n d c r t werden bezw. ein weiteres Steigen derselben verhütet wird. — Am zweiten Verhand- lungstage wird sich die .Hauptversammlung des Handwerks- und Gewcrbckammertags mit dem Gesetzentwurf betreffend die Errichtung von A r b c i t S k a ni m c r n befassen. Eine große Anzahl von Kammern haben sich gegen diesen Gesetz entwurf und für die Errichtung von Arbeitcrkammern oder ArbeitSrätcn erklärt. Auch der gcschästssührcnde Ausschuß SeS Deutschen -Handwerks- und Gewerbekammertags hat in seiner am 20. Mai d. F. in Plauen abgchaltcnon Sitzung den Gesetzentwurf als für das Handwerk uiiannohmbar glatt abgelchnt, alle weiteren Beschlüsse aber -er Breslauer Tagung überlassen. — Außerdem wird sich der Handwcrks- und Gewerbckammcrtag noch mit der Frage der Beteiligung der Handwerkskammern an dem Aussichtsrechte über die Innungen, der praktischen Durchführung des kleinen Be fähigungsnachweises und der Bekämpfung des Borg- umvesenS tm Handwerk beschäftigen. — In Obersteina erlitt der 20jährige Maurer A. Prescher durch eine einstürzende Wand schwere innere Verletzungen und mehrer» Knochenorüche, denen er erlag- Zur Lage in Marokko. Ein Telegramm des Generals d'Amade auS Casa blanca besagt, Abdiil Asis habe im Lause des Kampfes eine sohr große persönliche Tapferkeit an den Tag gelegt. Sein Beispiel habe aber nichts auorichten können inmitten einer Masse ohne Zusammenl-ang. ohne Organisation und säst ohne Waffen. Nach einer Mitteilung deS spanischen Gesandte» in Tanger laufen dort über die N i c d c r lag e A b - u l Asis drei Versionen um. Nach der einen wäre sie dem Verrat der Schanjas, nach der anderen dem plötzlichen und stürmi schen Angriff der Streitkrästc unter dem Befehl des Kaids Ron Kebr zuzuschreiben, »ach der dritten endlich der Kaval lerie Mulen -Hafids. Die Notabcln der Stadt Tanger begaben sich zu El Tvrrcs und Gcbbas und teilten ihnen mit, daß Mulen Hafid zum Sultan proklamiert worden sei. Tic Feierlichkeit ries unter den Einwohnern große Begeisterung hervor. Die Behörden in Tanger haben an alle Lmsen- plätze die Aussonderung gerichtet, auch ihrerseits Mulen Hasid zum Sultan zu proklamieren. Unter dem Drängen der Tanger benachbarten Stämme versammelten sich die marokkanischen Notabcln von Tanger in der Moschee, um über den Wortlaut einer Proklamation zu beraten. El Mcnebi, der Vertreter Mulen Hafids. bat aus Anraten der englischen Gesandtschaft, mit der Proklamation einige Tage zu ivartcn, damit Abdul Asis Zeit labe, dem Throne zu entsagen. Tic marokkanischen Würdenträger wünschten jedoch, daß die sofortige Proklamation erfolge. Man kam darin überein, daß El Mcnebi und El Gcbbas sich zu dem französischen Gesandten Renault begeben und die Genehmi gung für die sofortige Proktamatioii nachsiichcii sollten. Der spanische Geschäftsträger Padilla wohnte der Unter redung der Delegierten mit dem französischen Gesandten Renault bei. Ticier dankte den Delegierten für ihr Vor gehen und erklärte, daß er sich nicht cinmiichcn könne in dynastische Fragen bezüglich der inneren Politik deS Landes, und nehme Kcnnlnis von den Versicherungen der Delegierten bctr. die Sicherheit der fremden Kolonien und der Aiisrcchtcrhaltung der Ordnung. Der spanische Ge schäftsträger dankte gleichsalls den Delegierten und schloß sich vollständig den Erklärungen Rcnaults an. Nach der Znsamnieiitnilft kehrten El Gcbbas und El Mcnebi in die Moschee zurück, wo die Proklamation Mulcy Hafids zum Sultan slattsand. Fiitcrcssant ist, daß französische Blätter bereits ansaiigcii zu erwägen, ob cs jetzt nicht Zeit wäre, Mulcy Hasid a ii z ii e r k cn n c ii. Der „Tcmps" schreibt zu der Frage: Da ganz Europa, Deutschland inbegriffen, immer Abdul Ans für den einzig rechtmäßigen Sultan gehalten hat, kann cs nicht einer Niederlage wegen von dieser Meinung abgchen. Wenn aber Abdul Asis unfähig sein sollte, sich wieder anszuraffcn, wenn er den Kampf ausgabc, dann könnte ganz Europa seinen Rivalen anerkennen, und nicht eine oder zwei Mächte. Diese Anerkennung, die schwierig und langwierig ivärc, wäre aber davon ab hängig, daß Mulcy Hasid sich verpflichtete, die Algeciras- Akte und andere mit den Mächten geschlossene Verträge zu achten. Auch die „DübatS" erklären, die Signatar- Mächte hätten für den Fall, daß Mulcy Hasid endgültig den Sieg davviitrnge, im Einvernehmen miteinander und ge meinschaftlich vvrgehend, die Pflicht von dem neuen Sultan Achtung der Algcciras-Aktc zu fordern. — „PetitPari - s i e in" erfährt ans sicherer Quelle, die französische Negie rung werde Mulen .Haiid erst nach übereinstimmendem Ncberciliiommen der Signatarmächtc und nach der Zustim mung des neuen Sultans zu ihrem ttcbercinkvmmcn an erkennen. Frankreich werde verlangen, daß die Beamten Abdul Asis' respektiert werden. Von einer neuen Kon ferenz sei keine Rede. Abdul Asis werde nicht mehr aus dem sranzösischcn Machtbereich hcrausgchcn. Der „M a t i n" bestätigt diese Mitteilungen mit dem Hiuznsügcn, -aß die iranzöiische Regierung noch keine Bestätigung des Tele gramms erhalten habe, wonach Abdul Asis den Wunsch habe, nach Syrien zu fliehen. — Die Regierungs blätter sind einstimmig der Ansicht, daß Frankreich Mulen Haftd erst werde anerkennen können nach dem Zu sammentritt einer neuen internationalen Kon ferenz, und wenn er cinwilligt. mit den Mächten ein Abkommen zu schließen. Das „Journal" sagt: Die Mächte sind solidarisch und werden solidarisch Vorgehen. Tie Periode der marokkanischen Spannung scheint glücklich überwunden zu sein. „Pctitc Nöpubliguc" bemerkt, eine neue Konferenz werde cs verhindern, daß Sondcr- abkommen mit dem Sultan geschloffen werden. Tie erste Konscrcnz sei für Frankreich iinbegucm gewesen: die zweite werde cs für Deutschland sein. „Radical" und „A uror e" sind der Ansicht, daß sich an der Situation nur wenig ändere. Europa werde mit Mulcy Hasid reden kön nen. aber erst, wenn er unbestrittener Herr von Marokko sei. — „Lauterne" und „Humanits" betrachten die Niederlage Abdul Asis' als endgültig und verlangen, daß Frankreich und die Mächte schleunigst mit Mulcy Hasid in Unterhandlung cintrctcn sollen. Beide sozialistischen Blätter gehen streng mit der Politik der Regierung zu gunsten Abdul Asis' ins Gericht. — Die konservativen und nationalistischen Organe „Gaulois", „Soleil" und „Eclair" werfen dem Kabinett vor. daß cs sich durch Eng land hätte verleiten lassen, sich in ein Wespennest zu setzen und daß nur halbe Maßregeln ergriffest worden seien, die Abdul Asis geschadet und zugrunde gerichtet hätten, ohne daß cs Frankreich etwas genutzt habe. Die Madrider B l ä t t e r besprechen die Niederlage von Abdul Asis und heben die Folgen hervor, welche sic für Spanien und Frankreich haben werden. Mehrere kritisieren die Haltung Frankreichs, welches sich weigerte, Mulcy Hasid anzucrkcnncn. „Hcraldo" versichert, Deutschland habe im Fannar d. F. Frankreich Angaben gemacht, damit es seine Haltung gegen Mulcy Hasid ändere: aber Frankreich trug dem nicht Rechnung. „Hcraldo" fragt, ob nicht eine Verantwortlichkeit auf Spanien falle, welches nicht genug dahin drängte, daß Frankreich seine Haltung gegen Mulen Hasid ändere. Frankreich und Spanien hätten so vermeiden können, in den Fall von Abdul Asis mit sortgcrissen zu werden: aber es sei nicht zu spät, »in Mnlcu Hasid zn verhindern, die siegreichen Waffen gegen die Mandatare der Algcciras-Nkte zu kehren. „Diario Univcrsa l" tritt für eine neue Konferenz ein, da es der Ansicht ist, die Alaeciras-Akte sei hinfällig geworden. Amtlicher Meldung zufolge ist die französische M i l i t ä r in i ss i o ii in Settat gngekvlinncii. Wie die „Agence Havas" mittcilt, hatte diese Mission, die im Fahre 1878 ans Bitten des Sultans Mulen El Hassan ein gesetzt wurde, am 15. Juni von der Regierung den Befehl erhalten, nicht mit den Truppen ins Feld zu ziehen. In Casablanca sind alS Gefangene drei deut sche, aus Settat entwichene Legionäre eingetrossen, die zwei Kilometer von Rabat entfernt von Spahis und einem Postbeamte» aiisgcgrissen worden waren. TageSsteschichte. Kaiser Wilhelm im „Lenkbaren". Als bekannt wurde, daß der deutsche Kronprinz mit dem Militär-Motorlustschifs einen Ausstieg unternommen hatte und -atz er auch den „Parseval" in den nächsten Tagen be steigen werde, wurde die Frage ventiliert, ivann der Kaiser das erste Mal sich unseren neuen Luftkrcuzern anvertrauen würde. In dieser Sache teilt man der „Central-Corr." auS Vollreifen mit: ES ist erklärlich, daß auch der Kaiser den Wunsch hegt, bald in einem unserer lenkbaren Luftschiffe auszusteigen: daß er ferner diese Absicht bereits vcrschicdcift lich zu seiner Umgebung geäußert hat. Bei der Eigenart unseres Kaisers, Errungenschaften auf militärischem Gebiete stets sofort »ach deren Fertigstellung persönlich auf die Brauchbarkeit zn vrüien, ist dies nicht iicrwuiidcrlicg, doch war bisher der Moment deswegen noch nicht gctoinmcn, weil eine definitive Uebernahme der verschiedenen Ballon arten durch den Staat noch nicht staitgesiinben lat, der Kaiser vor diesem Termine jedoch die Fachleute allein sprechen lassen will. Es sei hierbei erwähnt, daß der K ö » i a von Württemberg sofort nach seinem ersolg ten Ausstieg im „Zeppelin" dem Kaiser eine ausführliche schriftliche Schilderung der Ausfahrt znkvmmcn ließ, bei welcher er dem Reichsvberbanpte zu dieser modernen Er rnngensämit herzlichit gratulierte. Fn der Antwort des Kaisers an den beireundclen Monarchen in denn auch eine Stelle interessant, in der cs heißt, daß auch er ider Kaiser! wohl bald Gelegenheit laben werde, die einzelnen Snsteme praktisch arbeiten zu sehen. 'Nachdem nunmehr der Kro» prinz nach einem furzen Telegramm, das er seinem Vaier über den ersvlgtcn glücklichen Anisiica sandte, einen ein gehenden Bericht seiner ersten Fahrt sür den Kaiser ver saßt Hai. ist cs nur noch eine Frage der .Zeit, wann der Monarch seinen Wunsch verwirklichen wird. Man lechinu mit dieser Möglichkeit nach den Kaiscrmaiiövcrn, weil als dann auch die stärkeren Wiiidströmuiigen der Acauinurtial zeit vorüber sind, cs ist aber nicht ansgeschlviicii, daß sich der Kaiser bei seiner Art, sich plötzlich für etwas zi ein schließen, schon bei den Manövern selbst einem, der Luft lrcnzcr anvcrlraucii wird. Freiherr Speck von Stcrnburg s. Ter deutsche Botschafter i» Washington, Freiherr Speck v. S t e r n b ii r g, der sich zur ärztlichen Behand lung in Heidelberg aushiclt, ist Svinilag nacht dort ge il o r b c ». Hermann Freiherr LpccI v. Sftrnburg wurde am 21. August 1852 zn Leeds in England geboren, machte öcn 1870er Krieg im 2. sächsische» Reiter Regiment mit, war im diplvmalischen Ticnit in Washington, Peting, Buenos Aires und Belgrad tätig und löste >008 Herrn v. Holtet»'» als deutscher Botschafter in Washington ab. Schon seit längerer Zeit gingen Nachrichten durch die Preise, die von einem sehr leidenden Zustande des Botschafters wisse» wollten und setzt durch den plötzlichen Tod des Freihcri» eine unliebsame Bestätigung ersghrcn haben. Der Ver cwigte ist im Zusammenhänge mit seiner letzten Tätigkeit in Washington viel genannt worden. Er entsaftete eu> sehr reges und erfolgreiches Bemühen in der Richtung einer Verbesserung der deutsch aincritaiiischen Bezieh»» gen, die durch ihn eine entschiedene Förderung ersah,e:i haben. Zuweilen setzte er sich allerdings in diesem Be streben dem Tadel eines Teiles unserer nationalen Preise ans, weil er hier und da ein gewisses Zuviel an Entgegen kommen gegenüber den Amerikanern zu zeigen schien. Aus jeden Fall ist aber die Bilanz seiner diplomatischen Tätig keit in Washington eine gute. Seine große Kenntnis dei amerikanischen Landesgcwvhnheitcn kam ihm in Ver bindung mit einer jovialen Leichtigkeit im geselligen Ver kehr sehr zu statten und ermöglichte cs ihm insbesondere auch, zum Präsidenten Rovsevelt in ein näheres persön liches Verhältnis zu treten, dessen familiäre Eigenart u. a. in der vertraulichen Anrede „Specky" zum Ausdruck kam. Es wird nicht leicht sein, sür den Verstorbenen einen gleich gewandten und erfolgreichen Ersatzmann aus dem für uns so bedeutsamen Washingtoner Posten zu finden. Ucber die Stellung des Reichskanzlers zum Fall Schiicking wird die „Rcrl. Nniverial-Kvrrcsp." zuständigen Orts er mächtigt, das Folgende mitznteilcii: „Tic Betrachtungen der „Köln. Ztg." zum Falle Schücking sind weder amtlich inspiriert, noch geben sie, wie von mancher Seite behauptet wurde, die Meinung der obersten Reichsbchörde wieder. Damit entfällt auch die Version, daß zwischen dem Reichs kanzler und dem preußischen Minister des Innern irgend welche Gegensätze bezüglich des im Falle Schücking einge- leiteten Disziplinarverfahrens bestehen. Es muß viclmähr darauf lnngewiescn werden, daß Fürs, Bülow über alle Maßnahmen des Regierungspräsidenten in Schleswig genau unterrichtet ist und dieselben vollkommen billigt. Da neuerdings in Blättern verschiedener Parteirichtnngen die Behauptung auftaucht, der Minister könne das Dis ziplinarverfahren gegen Dr. Schücking einstellen, so sei daraus hingcwiescii, daß der 8 38 des Disziplin-Gesetzes vom 21. Ful, 1852, welcher den Minister ermächtigt, mit Rücksicht auf den Ausfall der Boruntersuchung das fernere Verfahren cinzustcllcn, nur auf unmittelbare und nicht auf mittelbare Beamte anzuwcndcn ist. Der Bürgermeister Dr. Schücking ist jedoch mittelbarer Beamter. Das Ver fahren geht vielmehr seinen im Gesetze vorgcschriebenen Gang. Nachdem der Tatbestand seitens des Bezirksaus schusses festgestcllt wird, hat sich der Regierungspräsident darüber schlüssig zu werden, ob er beim Disziplinargericht die Erhebung einer Anklage oder die Einstellung des Ver fahrens beantragen soll. Daß der Regierungspräsident nach der festgcstclltcn generellen Bezichtigung der preußi schen Landrätc, daß sie Wahlbccinflnssung treiben, die Ein stellung des Verfahrens beantragen würde, konnte kein Mensch erwarten. Die gleichsalls von manchcnBlätter» ver tretene Anschauung, das Verfahren gegen Dr. Schücking sei ein „geheimes", entspricht cbenialls nicht den Tatsachen. Ticic Auffassung dürfte sowohl bei dem Bürgermeister Schücking, als auch bei seinem Bruder, dem Marburaer Professor Schücking, durch die irrtümliche Annahme her vorgerufcn worden sein, daß sich das Wörtchen geheim", welches in dem Erüssnungsbcschluß neben dem Aktenzeichen steht, sich auf das Verfahren bezieht. Das Wörtchen .ge heim" neben dem Aktenzeichen hat eine rein bnrcaukrati- schc Bedeutung und kommt in zahlreichen Aktenstücken vor. Keinesfalls hat cs im vorliegenden Falle den Zweck, ein geheimes Verfahren aiizndcuten, das das Licht der Osfent- lichsteit scheuen müßte." — Die hier beliebte Ausdeutung des Wortes „geheim" erscheint dem Laicnvcrstande recht seltsam. Wenn cs im „rein burcankratischen" Sinne über haupt nichts bedeutet, sollte man es doch lieber ganz fort- lassen. Steht cS aber einmal schwarz auf weiß da, dann kann man es auch den Nicht-Bnrcaillratcn nicht verübeln, wenn sic sich nach ihren Begriffen einen Vers daraus machen. Mit der Behauptung, daß der Reichskanzler alle Maßnahmen des schlcswtgschen Regierungspräsidenten vollkommen billige, läßt sich auch der plötzliche Urlaub dieses Beamten schwer in Einklang bringen. Der Gesamtentwurf -er Arbeitervcrsicherungsresorm. Zur Frage des Gesamtentwiirss der Arbeitervcrsichc- rungsresorm erfährt die „Fns." von unterrichteter Seite fol gendes: Wenn auch die Grnndlggei, des Entwurfs noch nicht definitiv sertiggestellt sind, so läßt sich doch letzt schon mit Sicherheit gniiehmen, daß die „Kraiikcnvcrsichernng der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter" und die „Wit wen- und Waisciiversichcriliig der Arbeiter" in dem Ent wurf mit cinbegrisseii sein werden. Während man in be treff der Krankenversicherung der land- und forstwirtschaft lichen Arbeiter früher der Anschauung ziincigtc, daß man die aussührcnden Bestimmungen zu der Äcrsicherungs- pflicht den einzelnen Staaten überlassen wolle, die ihrer seits wieder ans dem landesgcsctzlichcn Wege eine Regelung vornehmen sollten, scheint man jetzt, nachdem die Beratun gen über die Ausdehnung der Kraiikenverstchcriing aus land- und forstwirtschaftliche Arbeiter zwischen den zustän digen Reichs- und preußischen Behörden zu einem gewissen Abschluß gelangt sind, ans dem Standpunkt zu stehen, die Krankenversicherung auch der landwirtschaftlichen Arbeiter vom Reiche durchführen zn wollen. Die endgültige Fest legung ist darüber noch nicht erfolgt. Konferenzen mit Fachleuten, von deren Einberufung die Rede war. sind nicht beabsichtigt. Dagegen sollen einzelne Sachverstän dige von den zuständigen Behörden angehört werden. Der süddeutsche „Platz am Wasser". Aus de» Festmahl des De nt scheu Schulschiss, verein» m München hielt Prinz Ludwig vov Dresdners Nachrichten. Nr. S»S. Seite S. Dieostag, SS« Slusvkt
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