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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187808269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-08
- Tag1878-08-26
- Monat1878-08
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1878
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4512 verirrten für ganz Deutschland dal liberale Bürger» rhum, dem r« aenna« Freud« bereiten könnte, in einer Zeit so leidenschaftlicher allseitig«? Bedrodung einer wohlerworbenen Position deren berufenste Bertheidiger sich unter einander anfallen und zerfleischen »u sehen. Die Acten Über die Katastrophe de-„Großen Kurfürsten" find nach der „N.A. Z." nunmehr Allerhöchsten Orts überreicht worden: demnach dürften in nächster Zeit die weiteren Maßnahmen a»geordnet werden. In den Kieler Marinekreisen verlautet jetzt, daß eS neuerdinas fraglich geworden sei, ob Anklage aegen die bet dem Untergang des „Großen Kur fürsten" betheiligten Officiere erhoben und ein Kriegsgericht berufen «erde. Die,Ftiel. Ztg." meint indeß: „Auch wenn die Echuldfrage für alle Be- theiligten verneint wird, was wir lebhaft wünschen, kann die Angelegenheit damit als erledigt nicht betrachtet werden. Die Hauptsache bleibt die strenge und unbefan gene Untersuchung über die Grundursachen deS furcht baren Unglücks, insbesondere auch über dte Frage, ob die von der kaiserlichen Admiralität erlassene Instruction über die Distancen für den praktischen Seedienst daß Nichtig« getroffen hat oder nicht. Diese Punkte müssen gründlich erörtert werden, und wenn die kaiserliche Admiralität daS Schweigen fortsetzt, so wird die Vertretung de- deutschen Volkes sich um so weniger der Pflicht entziehen können, diese Dinge so klar »u stellen, als eS daS öffentliche Jnterrffe dringend erheischt. Die Bertretung der Nation wird ganz gewiß nach den Garantien fragen, welche verhindern können, daß in Zukunft ein mißverstandenes Kom mando oder irgend ein unerwarteter Zufall bei ganz normalen Verhältnissen zu solchen Katastrophen führen, wie wir sie in diesem Jahre eben nach der Indienststellung deS Panzergeschwaders erlebt haben." * » * Ueber die Maßnahmen, womit Griechenland den neuesten diplomatischen Schachzug der Pforte beantworten könnte, wird die Welt wohl nicht all zu lange in Ungewißheit bleiben, nachdem Minister Delyanni« von seiner europäischen SondirungS- tour in Athen wiedereingetroffen ist. Der „Pol. Corresp." zufolge beabsichtigt Ministerpräsident KumunduroS nach erzieltem Einvernehmen mit einigen Schutzmächten, die dazu ihre Geneigtheit bereits erklärt haben sollen, eine Art Ultimatum «n die Pforte zu richten und darin unumwunden die Ansprüche Griechenland- klar und bündig auS- zusprechen. In Voraussicht und Befürchtung dieser Eventualität agire jetzt die türkische Regierung durch Bestechungen, durch Gift, Feuer und Schwert, um Petitionen der Einwohner Epiro-Thessalien- gegen die Vereinigung mit Griechenland zu er pressen; sie drohe jede- Dorf zu vernichten, von welchem nicht eine solche Petition ergehen sollte, und werde leider in diesem Gebühren von den eng lischen Consuln ganz offen unterstützt. Die Wahrscheinlichkeit, daß unter den „Schutz mächten", mit denen griechischerscitS ein „Einver nehmen erzielt" worden. Frankreich eine hervor, ragende Rolle spielt, ist in den letzten Tagen nicht geringer geworden. Ein gewichtiger Beweis dafür, schreibt die osficiöse „N. A. Z", ist die ungemein wohlwollende Kritik der Banketrede de- Ministers Waddington seiten- der hervorragenden regierungs freundlichen Pariser Blätter, von denen der „TempS" insbesondere die auf Griechenland bezüg lichen Auslastungen de- Redner- hervorhebt und Herrn Waddington „den treuen und beredten Ver treter der Principien" nennt, „welche die Ehre und die Stärke der französischen Politik au-machen." KML. Iovanovrc meldet unter dem 23. d. M. auS dem Lager bei Ccrniot, daß durch da- am Lt. d. stattgehabte Gefecht ein entscheidender Schlag gegen di« Hauptkraft der Insurgenten in der Herzegowina geführt worden ist. Dieselben batten in ihren starken Stellungen und fort-ähn lichen Gebäuden tapfer gekämpft: die meisten ihrer Anführer wurden unter den Trümmern der in Brand gerathenen KulaS todt vorgesunden. Der Rest der Insurgenten wurde zerstreut. Eine stärkere Abtheiluna floh in da- Gebirge in der Richtung nach Bilck. Der Stadt Stolac ist wegen der von ihren Einwohnern gezeigten verrätheriscben Hal tung eine Contribution, zumeist in Victuolien, »uferlegt worden. FML. Iovanovic hebt in seiner Meldung die musterhafte Haltung der österreichischen Truppen besonder- hervor. Fürst Milan hat die serbische Unab hängigkeits-Erklärung benützt, um in einem «n den Kaiser Franz Joseph gerichteten Tele gramme seinen und seiner Nation warmen Dank skr da- Wohlwollen und die Unterstützung auS- rndrUcken, welche die Sache Serbien- anläßlich der Beschlüsse de- Berliner Eongreste- bei der k. u. k. Regierung gefunden hat. In der hierauf er folgten Antwort soll dem Fürsten Milan von Setten de» Kaiser- die wohlwollendste Aufnahme dieser DankeSäußerung ausgesprochen und gleich zeitig die Zusicherung gegeben worden sein, daß der Fürst sowohl, wie auch da- Land, wie i» der Ver gangenheit, so auch in der Zukunft, in Allem, wa» ihr Wohl betrifft, der wohlwollendsten Unterstützung sicher sein können. In analoger Weise hat Fürst Milan seine« Dank schon früher in einem an den Trafen Andrasth gerichteten Schreiben zum AuS- druck gebracht. Die Montenegriner regen sich rüstig Da» „Reue Wiener Tagbl" hat folgende» Privattele gramm au» Ragufa vom 22. d. MtS: Boraestern hat Bozidar PetrovichS, der Lomman- dant der montenearimschen Truppen und Ober-Woj- wode, den Befehl vekommen, Podaoritza mit Waffen gewalt zu nehmen. Der Fürst hat^wei Mal vom Militair-Gouvrrneur in Ekutari. Hussein Pascha, di« friedliche U,bergab« der Festung, den Bestimmungen de» Berliner Vertrage» gemäß, verlangt und al» dieser mit nichtssagenden Ausflüchten darauf antwortete, auch «in« tzommation an die Pforte direct gerichtet. Da nun di« ottomanische Regierung darauf keine be friedigende Auskunft ertheilte, befahl der Fürst di« Anwendung der Gewalt. Bozidar PetrovichS hat 8400 Lombattanten unter seinem Befehl und mit dieser Macht wurde vorgestern Nachmittag der An griff gemacht. Bier große Belagerungsgeschütze, die au» Rußland gebracht wurden und die von russischen vsficieren bedient werden sollen, begannen ein mör derisches Feuer ent die Fchtung. Dies« ist jedoch mit -Kirstene out versehen und erwiderte kräftig. Gestern soll da» Bombardement wieder ausgenommen wor den sein. Fürst Nikita hat sich mit 10 Bataillonen ebenfalls in der Richtung auf Podgoritza in Bewegung gesetzt. Di« Lonsuln inSkutari eilten nach demKampfplatze, um einen kurzen Waffenstillstand zu erwirken, damit die Diplomatie den versuch machen könne, die Pforte zur Erfüllung ihrer übernommenen Verpflichtungen zu bewegen. Es ist aber »weifelhaft, ob Nikita eure neue Frist der Türkei gewähren wird. Wie der „Aaence HavaS" auS Pera gemeldet wird, soll die Pforte den Zeitpunkt für dre Ueber- gabe BatumS bi- zum 12. September c. hinauS- geschoben haben, um vorher die Bevölkerung noch zu beruhigen und etwaigen Conflicten vorzubeugen. AuS Rom wird osficiv- berichtet: Die von mehreren Blättern gebrachten Nachrichten, wonach die italienische Regierung dem Beh von Tuni- eine Alliance angetragen habe, in deren Folge Tunis eine italienische Garnison erhalten, Italien aber die Reorganisation der tunesischen Finanzen übernehmen würde, werden von der „Italia" für unbegründet erklärt; eS seien gegen wärtig zwischen Italien und Tuni« Überhaupt keine Verhandlungen in der Schwebe. Aus Stadl und Lau-. * Leipzig, 25. August. Die Anfänge einer prä- ciseren Stellungnahme der sächsischen Regie rung-Presse gegen da- wüst-demagogische Ge« bahren der „Dresdner Nachrichten", die e- seit Iabren verstanden haben, sich eine Art officiösen Anstriche- zu geben, konnten schon neulich mit Ge- svondenz gegen da- genannte Blatt wandte, in wel cher die Haltung desselben bei der Dre-dner Stich wahl (Friesen. Bebel) dargelegt wurde. Einen weiteren Fortschritt in dem Bestreben, die Vor stellung zu zerstören, als billige die Regierung die „Politik" der „Dresdner Nachrichten" macht die „Leipziger Zeitung", indem sie der Haltung de- Blatte» in Bezug auf daS Socialistengesetz aus da« Schärfste entgegentritt. DaS heutige amtliche „D reSdner Journal" reproducirt nun die Aus führungen der halbamtlichen Collegin in folgender Fassung: „Dresden, 84. August. Die Leipziger Zeitung" vom heutigen Tage schreibt: „Dem Gesetzentwurf gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der So cialdemokratie widmet die ,,Provinzialcorrespon- denz". nächst dem „Deutschen Reichs- und König!. Preußischen Staats-Anzeiger", bekanntlich daS einzige von der Regierung in dieser Eigenschaft anerkannte ofsiciöse Preßorgan. einen ebenso sachgemäßen alS concilranten Artikel, besten Ausführungen wir un» um so rückhaltloser anschließen, al» damit die beste und bündigste Antwort auf die maßlosen Preßan- griffe, denen die Vorlage in socialdemokratischen und einzelnen FortschnttSblättern unterliegt, er- theilt wird; erdreistete sich dieser Tage doch ein bekannte» Dre-dner Blatt (die „Dresdner Nachrichten". Die Redaction deS Leipziger Tageblatts.) jene Gesetzvorlage alS eine „allen ge bildeten, unabhängigen Mitbürgern" an- gethane „Schmach" zu bezeichnen, und erging sich dabei in den gemeinsten Schmähungen gegen die „Leipziger Zeitung", weil diese jüngst eine Korre spondenz auS dem Lande veröffentlicht hat, in welcher der Briefsteller den befriedigenden Eindruck consta- tirte, den der leitende Gedanke deS Gesetzentwurfs in den verschiedensten Kreisen hervorgebracht habe." Die „Leipz. Ztg." läßt nun den betreffenden Artikel der „Prov.-Corr." folgen, den auch wir »um bessern Verständnis deS Vorstehenden unseren Lesern hier seinem vollen Wortlaute nach mittheilen rc." Die Haltung der Regierung-Presse in dieser An gelegenheit, welcher ein wunder Fleck in unserem öffentlichen Leben bi-her gewesen tst, wird allge meine Billigung im Land« finden und jedem loyalen Sachsen Befriedigung gewähren. * Leipzig, 25. August. E- ist von unS gelegent lich der Wiedergabe eine- Dementi- de- Dreß- denerIournalS" einer Mittheilung der „N.-L. C.' gedacht worden, in welcher auSaeführt war, daß den sächsischen Eadetten verboten gewesen sei, da- Bildniß Sr. Maj. de» Kaiser- zu besitzen. Die genannte Correspondeuz wird dafür Beweise zu erbringen haben. Der „Hannoversche Courier'' hat die Angelegenheit für wichtig genug gehalten, um selbst Erhebungen anzustellen, auch bezüglich der Haltung de» hannoverschen Ele mente- im XU. deutschen (kgl. sächsischen) Armee- corpS. Da- Blatt schreibt: Wir haben nun Gelegenheit genommen, über diese vielbesprochenen Mittherlungen Erkundigungen einzu- neben, und zwar an unbefangener und unS zuver lässig erscheinender Quelle. Da wird unS denn die Mittbeilung der „Nat. Lib. Corresp." im Wesentlichen bestätigt und die Notwendigkeit nachdrücklich betont, daß dieser „Krebsschaden der deutschen Armee" auS- gerottet werden müsse. Au» eigener Anschauung weiß unser Gewährsmann, daß die sächsischen Officiere und Fähnriche den Preußen gegenüber eine sehr reservirte Haltung beobachten, die auch von den abcommandirten Ossicieren beide- halten wird. AlS vor einiger Zeit an einem Orte am Geburts tage d«S König» von Sachsen ein Diner der Sachsen ftattsand, und einer derselben einen preußischen Kame raden zu demselben ein lud. führte die» nicht nur unter den Sachsen zu heftigen Erörterungen, welche erst durch daS dienstliche Einschreiten eine» zufällig am Ort« anwesenden sächsischen EtabSofficierS beige legt werden mußte, sondern auch zu einem Benehmen gegen den Gast, welche- denselben zu persSnlichen Schritten veranlaßt«. Der schroffste Stimmführer bei dieser Gelegenheit war «in Hannoveraner auS einer wohlbekannten AdelSsamilie. Auch sollen verschiedene nationalgestnnte sächsische Officiere »u bezeichnen sein, welchrn der Dienst und ihre gesellschaftlich« Stellung so unange nehm ward, daß sie um ihren Abschied einkamen. Trotzdem unter denselben sehr tüchtige Kräfte waren, ward du» Gesuch ohne Weitere- bewilligt, obwohl über di« Motiv« desselben kaum ein Zweifel herrschen konnte. Mi« groß der Sinn für -Deutschland" ist. beweist da- Factum, daß di« sächsischen Officiere im Gespräch stet» nur di« Äu-drücke ,chei unS" und „in Preußen" avwenden. Da- amtliche Blatt wird sicherlich nicht verab säumen. auch diese Mittheiluagen erforderlichen falls richtig zu stellen. * Leipzig, 25 August. ES ist eine allbekannte Thatsach«. daß bei den Wahlen von Abgeordneten zum Landtage oft da» Bedürfniß der betreffenden Orte nach Eisenbahnen, Straßen rc. eine aus schlaggebende Rolle spielt und derjenige gewählt wird, welcher am rückhaltlosesten verspricht, zur Erreichung der betreffenden Wünsche thätig sein zu wollen. Offener bat daS aber noch Niemand ausgesprochen, als eS der censervative Abgeordnete EommissionSrath Prüfer auS Mügeln in der Sitzung der Zweiten sächsischen Kammer am 16. Juli gethan hat. ES standen die Petitionen wegen Erbauung einer Eisenbahn von Großbauchlitz vei Döbeln Über Mügeln nach Oschatz zur Berathung. Herr Prüfer hielt eine große Rede über diese Bahn, die er mit folgenden Worten schloß: „Und schließlich noch eine persönliche, höchst persönliche Bitte! Ich bin nämlich vorzugsweise auf diese Bahn gewählt (stürmische Heiterkeit), lassen Sie meine Mission nicht scheitern und gön nen Sie mir zur Vergeltung für die viele Mühe und Arbeit, die ich schon um diese Bahn gehabt habe, die Genugthuung, daß ich auch noch einmal darauf fahren kann! (Große Heiterkeit.) * Leipzig, 25. August. Außer den m unseren früheren Berichten genannten und mit dem drit ten Preise ausgezeichneten Ausstellern auf der letzten Bäckerei-,Conditoreiwaaren- und Maschinen-Au-stellung in der hiesigen Cen trat-Halle haben noch folgende Aussteller den dritten Preis (ehrende Anerkennung) erhalten: F. Z a p f e - Königsee, C. U n g e r - Leipzig. Gebr. Joachim-Reudnitz, W. Pätz <L Co- Anger, A. Unger-Reudnitz, A. Kemmel-LandS- but, P. Ehrmann-Elberfeld, W. Mestemacher- GüterSloh, H. RLisch-Kleinzschocher, P. Kloß- GohliS, E. Strüver (Mttwe) - Leipzig, Ed. Berger-Reudnitz, O. Bothner L C o. - Leipzig, S G. Schieblich-Lichtenbera, C. A. Erbe- Leipzig und C. Hoffmann-Eveling-Leipzig. — Die gestern erschienene Theater-Anzeige Über die demnächst bevorstehenden Wagner-Auf führungen von ,,Siegfried" und „Götter dämmerung" ist insofern zu berichtigen, alS auch die Bittet- für die Abonnenten nicht an der TageScasse, sondern an der Abend kasse zur AuSgabe gelangen. * Leipzig, 25. August. Die letzte Bergnü« gungS-Extrafahrt nach Thale fand am heutigen Morgen statt. Der um 5 Uhr vom Magdeburger Bahnhof abgegangene Extrazug zählte eine Reisegesellschaft von 250 Personen. - Leipzig, 25. August. In vergangener Nacht wurde am PeterSsteinweg ein Straßen- excedent hervorragender Sorte in der Person eine- hiesigen CigarrenmacherS polizeilich arretirt und da er aller Ermahnungen ungeachtet nicht zur Vernunft kommen wollte, auf den Naschmarkt zur Haft gebracht, nachdem man ihn zuvor wegen unsinnigen Widerstande- hatte fesseln müssen. Gleichzeitig mit diesem Ercedenten wurde ein Tisch lergeselle verhaftet, der sich zu Gunsten de« Arrestaten unbe amten beschimp ugt einmischte und die Polizeibe te. — Ein in der Hainstraße wohnhafter Schuhmacher tobte gestern Abend geradezu wie ein Verrückter in seinen 4 Pfählen umher, drohte Alle« zu zerschlagen »nd ging mit einem Messer aus die Seinigen lo-, die er erstechen wollte. In größter Besorgniß holte man gegen diesen Wütherich polizeiliche Hülfe herbei und Uetz ihn durch seine Einkerkerung auf dem Naschmarkte unschädlich machen. — Ein Tischlerlehrling erhielt gestern Abend wegen einer begangenen Un- gehörigkeit von seinem Meister in der Werkstatt auf der Weststraße die verdiente Zurechtweisung. Darüber erboste sich der Lehrling derart, daß er einen Hobel ergriff und solchen seinem Meister inS Gesicht warf. Letzterer wurde nicht unbedeutend dadurch verwundet, der freche Bube aber sofort polizeilich festaenommen und eingesteckt. — In der Ritterstraße mußte denselben Abend die Polizei gegen zwei gröblich ercedirende Zimmerleute ein- schreiten und dieselben ebenfalls in Haft nehmen, da in Güte nicht- mit ihnen anzufangen war. — Heute Morgen fiel der Polizei ein vom GerichtS- amte Plauen wegen schweren Diebstahl- steckbrief lich verfolgter Webergrselle hier in die Hände, na türlich wurde auch dieser dingfest gemacht. * Leipzig, 25. August. Wir empfangen auS der Stadt Mittwelda eine Mittheilung, in welcher die in einer der letzten Nummern d. Bl. hervorgehobene Thatsache. daß dort bet der Stich wahl am 16. August 72 Procent der Stimmen aus den socialistischen Candidaten gefallen find, darauf znrückzuführen versucht wird, daß von der Stadt Krankenberg auS eine konservative Zer splitterung-. Candidatur in die Reihe der reich-- treuen Wähler geworfen worden sei. Biele Wähler „seien dadurch im Kopfe verdreht gemacht worden" und daraus erkläre sich die große Zahl der socia listischen Stimmen. ES hat sich Übrigen- eine sächsische Stadt gemeldet, wo noch schlechter für die reich-treue Sache gewählt worden, al» iu Mittweida. ES ist daS die Stadt Treuen i» Vogtlande, wo der Candidat der socialistischen Partei nicht weniger denn 8l Precent der ab gegebenen Stimmen empfangen hat. * Leipzig. 25. August. ES wird un» mitge« theilt, daß diejenige Nummer der Berliner „Freien Presse", worin der berüchtigte, auch von »n- theilweise reproducirte Artikel Über die Hinrichtung Hödel'» und die Ermordung de- russischen Polizei- minister- enthalten war. aujGrund von tz. 95 de» Reich-strasgesetzbuche-mit Beschlag belegt und unter Anklome gestellt worden, »nv einer der nächst folgenden Nummern de- gedachten Blatte- aus Grund von ß 97 de- Strafgesetzbuches dasselbe Schicksal widerfahren ist. — Der socialdemokratifche „Vorwärts" ver sichert auf» Festeste, daß Werja Sassulitsch in Sicherheit fei. Sie kam, nachdem sie sich Monate lang in Petersburg verborge» gehalten, am Tage de- Hödel'schen Attentate- nach Berlin, hielt sich dort einige Stunden auf, begab sich dann nach Genf, wo sie durch eine Taktlosigkeit Rochefort'S beinahe der Polizei in die Hände geliefert worden wäre, und befindet sich jetzt au einem sicheren Zuflucht-ort. Eine neuliche Notiz der „Franks. Ztg.", dahin lautend, Fräulein Sassulitsch sei gar nicht au» Rußland entkommen, sondern in der russischen Festung Schlüffelburg eingesperrt, ging vou Freunden der Bedrohten auS und sollte die Rettung derselben erleichtern, ein Ztveck. der auch erreicht ward. * Lindenau, 24. August. Die Vorbereitungen zur Sedanfeier sind in unserem Ort und nicht minder in dem benachbarten Plagwitz rüstig im Gange und eS läßt sich schon jetzt sagen, daß die Feier einen durchaus allgemeinen und würdiges Charakter tragen wird. — Der Führer der hiesigen Socialdemokraten. Preißer, ist wegen Beleidigung eine- hiesigen Lehrer», die er durch einen Artikel in der „Fackel" begangen batte, zu 14 tägigem Gesängniß rechtskräftig vcrurtheilt worden. Eine An zahl weiterer Anklagen gegen den selben schweben «och. — Die hiesige Bewohnerschaft würde dem Rathe der Stadt Leipng recht sehr zu Dank verpflichtet sein, wenn derselbe Anordnung träfe, daß die fo überaus frequentirten Fußwege zu beiden Seiten der von Leipzig nach Lindenau führenden Chaussee, die gegenwärtig wieder recht mangelhaft find, ver bessert würden. ES ragen eine Anzahl kleiner Steinchen auS dem Boden hervor, die oem Fuß gänger eine wahre Pein bereiten. ft ft Zwickau. 24. August. Heute früh wurden im großen Teiche die Leichen einer ca. 50jährigen Frau und einü» etwa 7jährigen Knaben aufge funden, die dann im Lause de- Tage- al» die der Tischler-ehefrau Albine Jahn au- Lindenau bei Schneeberg und ihre- Sohne- recogno-cirt worden find. Die Unglückliche, seit Monaten schon von ihrem Ehrmanne verlassen und m bitterster Armuth lebend, hat. außer Stande, die Unterhai tunaSkosten ihre- in Pflege gegebenen jüngsten SoyneS aufzubringen, in ihrer Verzweiflung den Tod gesucht und sammt ihrem Knaben gefunden — Am l. Oktober tritt in Magdeburg ein Conservatorium der Musik ,nS Leben und zwar unter Direction de- Capellmeister- I. I. Bott und weiterer sehr hervorragender Lehrkräfte, al« F. Benkert, Cello-Virtuo-, Frl. Amunda Kolderup, Opernsängerin auS Christiaina (Schülerin der Nil- son), EverS (Schüler der kvnigl. Hochschule der Musik in Berlin), G- KÜle, F. Meyer. E. Simon, L. Stör, W Wack (Capellmeister), Hermann Zumpc (Schüler R. WaanerS), Capellmeister der Magde burger Oper u. f. w. Parteileidenschast macht blind, ungc- In einer Nachbarstadt von AscherSleben ward ein Barbier von seinem konservativen Knoden, einem Brauereibefitzer, Knall und Fall verabschiedet, weil jener den liberalen Trantmann gewählt hatte, Doch die Revanche blieb nicht auS. Al« der Kut scher de- Brauer- auf den Hof einfuhr, um wie gewöhnlich hier für seinen Principal da- vorzüg liche Wasser au- dem Brunnen zu holen, wnrden ihin vom Besitzer, der vom Geschick de« Barbier Märtyrer» Kunde erhalten hatte, kurz und streng die Wege gewiesen. „Gagen Sie", bemerkte der Eigenthümer, „Ihrem Herrn, daß er für die Folge konservative» Wasser von Barby holen möge, bei mir giebt e» nur liberale- Wasser!" — Schlimme Folgen einer HÜhurr- augen-Operation. Wiederum lehrt eine Er fahrung, daß man beim Ausschneiden von Hühner augen mit größter Vorsicht zu Werke geh«! muß. Bor mehreren Wochen nahm in Stettin ein Bäckermeister eine derartige Procedur an sich vor, ließ aber eine anscheinend unbedeutende Schnitt wunde unbeachtet. Später schwoll der ganze Fuß an, der Kranke konnte denselben bald nicht mehr rum Gehen ansetzen und nachdem schließlich der Brand hinzugetreten, mußte da- kranke Bein »nler dem Knie amputirt werden Der so hart Ge troffene liegt augenblicklich am Wundfieber bedenk lich darnieder. * London, 22. August. Heute ist der amtliche Bericht der Aufsichtsbehörde über die englische» Irrenhäuser vom vorigen Jahre veröffentlicht worden. Au- ihm geht hervor, daß die Zahl der registrirten Irrsinnigen und Blödsinnigen in Eng land und Wale- sich am 1. Januar d. I. auf 68,538 belief, ein Zuwach» von 1902 gegen Vorige- Jahr, und daß da- Berhältniß der Geheilten zur Zahl aller in Irrenhäusern Ausgenommenen 30,7 Proc. betrug, wa» ebenfalls eine Verschlim merung gegen dev betreffenden Procentsatz de» vorigen Jahre« er giebt -rricht LSer -te Fregne», t» Wtzl für v»»«chl,s in der Zeit rxnn 18. di» »4. August 1878. Nacht »om Borge» I «ufge- sprechen nommen Zurück- gewiesen 17.-IS. August SS 38 8 I8.-1». . 9» LS 4 19.-90. , »S 96 S 90.-9I. 4, 36 7 »I.-89. . 36 80 6 99.-SS. 3L so k 83 -94. 40 « Zusammen 94« ^ 919 34
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