lOO C. G. Carus reiner, freier Natur, ohne alle Spuren des Menschen lebens aufnehmen solle; der Mensch ist ja das schön ste Erzeugnis der Erde, und die Erde ohne den Men schen ist so wenig vollkommen, als der Mensch als Mensch vollkommen gedacht werden kann ohne die Erde. Zeugnisse des Menschheitslebens vervollstän digen also erst das Erdenleben und seine künstler- rische Darstellung, und somit können Menschen und Menschenwerke gar wohl in einem echten Erdleben bilde erscheinen, nur daß die Schilderung des Erd lebens vorherrsche, wie es die Einheit eines Kunst werkes fordert, welches nicht mehrere Aufgaben zugleich erfüllen kann. Allerdings müssen aus letz terem Grunde Menschen und Menschenwerke im Erdlebenbilde als durch die Erdnatur bestimmt er scheinen, und es ist empirisch schon lange aner kannt, daß eben dieses inneren Widerspruchs wegen zum Beispiel ein eben vollendetes sdiarfkantig und neugefärbtes Gebäude wenig für landschaftliche Bilder paßt, daß Menschengestalten, welche eben das Leben in der Natur bezeichnen (wie etwa Jäger oder Hirten), mehr dahin gehören als homerische Helden usw., was sich denn alles, wenn obige Prä missen recht gefaßt sind, von selbst versteht. Und so wünsche ich denn, daß nun klar ausgesprochen sein möge, welches Ideal mir überhaupt von künf tiger Landschafts- oder Erdlebenbildkunst vor schwebte; was hieraus ferner wohl für das Studium dieser Kunst sich entnehmen ließe, muß nun doch noch einem künftigen Briefe Vorbehalten bleiben. Dein Albertus.