II NS will es heute verwunderlich, ja unbegreiflich erscheinen, daß Publikum undKritik auch den Werken dieser ersten Jahre von Noldes künstlerischer Meisterschaft mit ihrer lichtgebenden, prächtig verschwenderischen Farbe fast ohne Ausnahme völlig ablehnend und verständnislos gegenübergestanden haben, daß kaum ein Mensch damals wirklich zu sehen vermochte, was doch allen so klar vor den Augen stand. Wieder einmal wußte man sich nicht anders zu helfen, als mit der gemeinen Ausflucht, der Künstler ver suche nur — um von sich reden zu machen — die Menschen zum Narren zu halten. »Zuweilen, heißt es in einem Briefe aus dem Jahre 1907, zuweüen erwirbt jemandinhalbem Zweifel,halber Begeisterung eines meiner Blätter« — die reiche Schönheit der Gemälde dieser Jahre hat da mals noch niemand empfunden — niemand, außer ihrem Schöpfer selbst, und dem einen ihm nächstverbundenen Menschen. »Es sind meistens wieder, schreibt er aus dem gesegneten Herbst des Jahres 1908, die kleinen Blumengärten, die ich malte. Ich habe sie so gerne, diese hellen und freudig leuchtenden Farben. Es sind stille, schöne Stunden, wenn man am friedlichen Sommertage zwi schen den duftenden und blühenden Blumen geht oder dasitzt. Von dieser Schönheit möchte ich so gern, daß meine Bilder etwas geben. Ich selbst habe ja vor den Bildern diese Empfindung. Das erste