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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-08
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1882
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Erscheint tL-lich früh «'/, Uhr. tzk»«rtt«i, »nt Lrprriti«» JvhemneSgaff« S». -prrchünn-rn -er Nkd«cNon: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. "" - —WÄ."" »er sie di« »ichftselgr»», Au«»«r »esti««le» A»jrr«te «» W»»e»t«,e« dt« » Udr Rach«tt1«>», a» r«»»- u«d -eftta,«n srkh di»'/,» Utzr. In ten /Malen für Ins.-Ännahme: Ott« Kle««. Universitätsstraße 21, L««i» Lösche, Kathattnenstraßt IS, p. nur dt« Uhr. riMger Anzeiger. ^°18S. Auflage L7.S00. Ahounnnrntsorei» vierlelj. 4'/, MI., incl. Bringerloh« 5 Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren ,ür Extrabeilage» ohne Postdcsürdernng 38 Mk. Mit Postbejorderung 48 Mt. Inserate Sgejvaltene Petitzeile 20 Pf. Ärötzere Schriften laut uajerem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nacv höherem Tarif. Urclamen unter den Uedactionrltrich die Svaitzeile 50 Pf. Inserate sind siet« an die i-rprStti«n zn jeavea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueouiiwean'io oder durch Post» »achnahme. Sonnabend den 8. Juli 1882. 76. Jahrgang. Im gesiMgen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S. Jrrli, Vormittags nur bis 'jzS Uhr geöffnet. LxpsäMon äes L,elprtxer ^axedlatles. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, bl« staatliche Vinkornmensteuer betr. Ja Gemäßheit deS KinanzgesctzeS vom 1. März diese« Jahre« und drr Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der zweite Termin der diesjährigen StaatSein- kommen steuer am 15. Juli d. 9. mit Lv Pro«. deS Normalsteuersa-eS fällt«. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb ausgefordrrt, ihre Sleuerbeträge ungesäumt und spätesten» btanea drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steueremnahme, Brühl Lt, II. Stock, bei Brr» meidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen rintretenden grsehltchcn Maßnahmen abzuführen. Leipzig, den 6. Juli 1882. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi.Koch. Vekanntmachung, die Beiträge zur Handel»» und Gewerbekammer betreffend. «iw» , ' am 18. Juli dies«» Jahre» sälligm zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zu Folge erganqenerBerordnung de» KöniglichcnFinanzministeriumS vom li. Äiär» d. 9. behufs Deckung de« Aufwandes der hiesigen Handels« und Gcwerbekammer von den betheiligten Handel« und Gewerbetreibenden ein Beitrag für die Handelskammer nach Höhe von vier Pfennigen und für die Gewerbekammer «ach Höhe von zwei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersätze», welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Scala auf da» in Spalte ck deS EinkomincnsteuerkatasterS eingestellte Einkommen der Bei tragspflichtigen entfällt, zu erheben. Diese Bekanntmachung gilt als legale Benachrichtigung der Beitragspflichtigen. Den betheiliglen Steuerpflichtigen wird bei Abführung drr Einkommensteuer an der Einnahmestelle Eröffnung über den entfallenden Betrag gemacht werden, e« ist ihnen jedoch auch unbenommen, gedachten Beitrag sich von heut« ab an gedachter Stelle bekannt machen zu lasten. Der Betrag ist binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuereinnahme, bei Vermeidung der sonst eintretenden gesetzlichen Maßnahmen, abzusühren. Leipzig, den S. Juki 1882. Der Rath der Stadt Letp^g vr. Georgi. koch. Vekanntmachung, die katholische Kirchen- und Schulanlage betr. Zur Deckung deS Bedarfs für die römisch-katholischen Kirchen der Erbland« und die hiesige katholische Schul gemeinde ist für da» laufende Jahr eine Parochialanlage nach Maßgabe der Verordnung vom 4. April 187S Höhe von Zwanzig Pfennigen von feder Mark de» normalmähigen Ginkommenstenersa-e» al» Kirchensteuer und derselbe Betrag al» Schulsteuer a« IS. Jall ». <?. zu erheben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen GlaubenSae- nosten werden andurch aufgesorvert, ihre ZahlungSpfliLt bei unserer Stadt - Sleuereinnahme, Brühl 51. binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, zu erfüllen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Restanten da» vorgeschriebene Beitreibungöversahren einzuleiten ist. Leipzig, den 6. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georg». Koch. Vekanntmachung. Wegen Einlegung der Pserdebahnglrise wird die Strafte an der 1. Bürgerschule von der Grimmaiscben bi» zur UniversitälSstraße vom DicnStag, den 11. diese» Monat» an auf di« Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 8. Jnli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Harrwitz. Vekanntmachung. rien«t«e. den 11.Jnit 1882. vormittag« 10 Uhr sollen ln dem hier Eiseudabnstraße 33 gelegenen Grundstücke mehrere Schreib« secretaire, Kleiderschrinke, Tische, Stühle, Sopha«, Betten und ver schiedene andere Gegenstände öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortig« «aarzahlnn, versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1883. Ter «er1»t»».,,te»«r de» ittniglichea «»tSOertchtS Freygang. Velftuchtmarkt in Weimar am e«»n«de»d, 22. Juli ». A.. den v«r»itte,s 1»'/. vtzr «» im wttther'schen Gattenlocal am Theater. Ter Lderdürqermcistrr Pabft. Im Monat Juni 1888 rrtangtrn das hiekge VSrgerrechl: liiser, Friedrich Moritz. Laternenwürteransteher, Lolonnadenstr. 8. esse, Friedrich Hermann, kchuhmachermetfter, Eberhardlstraß« 7 b. «rdat» Karl Heinrich Louis, Schlosser u. Hausbesitzer, Elisenstr. 32. unghanns, Heinrich Hermann, Kaufmann, Südstraße 26. ahnt, Franz Julius Gustav, Seiler, Frankfurter Strohe 29b. Lehman«, Johann Gottfried, Diütar an der Sächs. StaatS-Eisen- bahn, Bainsche Straße 126. Richter, Friedrich Louis, Tapezierer, Tolonnadenstraß« 8. Echeüderg, Friedrich Hermann, Telegraphen-Hilfsarbeiter, Nordstr. 55. kerbe, Earl Juliu« Ferdinmid, Buchbinder, Glockcnstraße 4. Wagner, Georg Juli»« Otto, vr. jur. und LandgcrichtSrath, Elsterstrabe 23. Wust. Map Leopold, Schlossern»elfter und Hausbesitzer, RanstLtztrr Steinweg 20. Lerche, Friedrich Robert, Theatersriseur, LhomaSkirchhof 2. Vekanntmachung, die Anmeldung zur Prüfung für den einjährig- freiwilligen Dienst betreffend. Aus Grund von H 9l,, der Ersatz-Ordnung vom 28. September 1875 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß diejenigen innerhalb de» Leipziger Regie« rungSbeztrke» gestellungSpstichtigen jungen Leute, welche ihre wissenschaftliche Belästigung für den einjäbrig- reimilliaen Dienst in der bevorstchrnden Herbstprufung Nachweisen wollen, ihr ZulastungSgcsncb. in de», zugleich zu bemerken ist. in welchen zwei fremden Sprachen der sich Meldende geprüft sein will, spätestens bi» zum I. August diese» Jahre» schriftlich und unter genauer Angabe der Adresse an die unlerreichnete königl. PrüsungS-Kommission, Roßplatz Nr. ll, l. Etage, gelangen zu lasten haben. Der Meldung sind im Originale beizusüge«: a) MilitairgeburtSschein;b) Einwilligungsattest de-Bater« oder Vormundes mit der Erklärung über die Bereit willigkeit und Fähigkeit, den Freiwilligen während einer einjährigen activen Dienstzeit zu bekleiden, fiuSzurüste». find zu verpflegen; o) FührungSauSweir aus die ge-, sammle seit Vollendung de» schulpflichtigen Alters der- flostene Zeit (durch Zeugniste von höheren Lehranstalten, der Polizciobrigkeit ober Dienstbehörde); ck) ein selbst geschriebener LcbrnSlaus. Anincldiiiigen zur Herbstprüfung sind nur von den in der Zeit vom I. Januar L81ik1 bi» mit I. August 18VS Geborenen zulässig. Die Angemeldeten erbalten s. Z. schriftliche Bescheidung. Leipzig, am t. Juli 1882. Königliche PrüfnngS-bommissio« für Ginjährtg- Freiwillige im Regierungsbezirke Leipzig. LeuSmann, von Seckendorfs, Oberstlicutenant. Geheimer RezicrungSrath. Graul. Anctions-Vrkanntmachung. 9m Auctionölccale deS Unterzeichneten NalhcS, Gerber straße Nr. >0. Hof 1. Etage, sollen Mittwoch, den 12. Juli 1882, Vormittag» tt Uhr mehrere Kleiderschränke, 2 Waschtische, 2 Sopha». t Eom mode, mehrere Tische, l Kleidcrhaltcr^ l Regulator, Taschen uhren. goldene Ringe, eine Partie Kleider, Tasclzeug re. an den Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung öffentlich ver steigert werden. Leipzig, den 3. 9uli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Nenker. Submission. Für den Neubau der Kirche zu Lindcnau sollen folgende Arbeite» in öffentlicher Submission vergeben werden. 1) Zimmerarbeiten Incl. allen Material» der anschlagt zu 10,964.81 ^l 2) Dachdeckcrarbeite» incl. allen Materials der« anschlagt zu 8,641.89 ^l 3) Klempnrrarbeiten incl. allen Material« ver anschlagt zu 1,931.50 Ul 4) Schmiedearbeiten incl. allen Material- der- onschlagt zu 2,749.24 ^ Bedingungen nebst AnschlagSanSzügen sind gegen Zahlung von 1.50 u» auf dem Baubnreau (gegenüber dem Bauplätze) entgegen zu nehmen, woselbst auch dle Zeichnungen znr Ansicht offen liegen. Bersieaelte Offerten sind bi» zum 15. Juli, Abends 6 Uhr, an dir Adresse de» Gemeindevorstand«« Herrn Ott eck abzugebea. Lindenau, den 5. Juli 1882. Der Sirchrnv«rsta«tz. gez. v. Schütz. Nichtamtlicher Theil. Die Entlassung -es Unamministers üitter. lieber die Vorgänge, welche sich vor dem Abgänge de» FinanzministerS Bitter abspicltcn, veröffentlicht die „Nat.- Zntnng" folgende Mittheilungen, von denen sie sagt, daß sie ihr von regelmäßig sehr wohlunterrichteter Seite zu gegangen seien: Der Reichskanzler hatte danach ln einem an den Kaiser erstatteten Bericht Beschwerde über die Geschäftsbehandlung de» Herrn Bitter geführt, welcher fortwährend Bedenkm er höbe. Der Kaiser soll an den Rand der ihm einaerrichten Denkschrift die Worte geschrieben haben: „Da» ist seine Pslicbt als Finanzminister". Der Kaiser hatte namentlich dir Anschauung de» Herrn Bitter gebilligt, daß die Ergebnisse der Eisenbahnverstaatlicbnngen abaewartet werden müßten, ebe zu neuen Verstaatlichungen zu schreiten wäre. Eine weitere Eingabe de» Fürsten BiSmarck an den Kaiser über da- Verhalten de- FinanzministerS soll daran gefolgt sein, lieber den Inhalt derselben, der eine gewisse Erregung nicht verborgen baden soll, geben vielleicht die Reden de» Reichskanzler» am 12. und 14. Juni gelegentlich de» Tabakmonopols einige Fingerzeige. So sagte Fürst BiSmarck am 14. Juni: Die Unmöglichkeit. Sachen rasch zu Stande zu bringen, geht In Preußen schon aus dem Zustande hervor, de» Sie al- Palladium der Freiheit betrachten, daß das Staatsministerium ein nach Stirn mcnmehrlikit abstimmendeS Collegium ist, welche» unter gegen seüigen Repliken, Tuplikcn und Ouadrupliken, unter gelegentlicher Einwirkung Seiner Majestät sehr allmälig «nd schwierig mit seinen Entschlüssen z» Stand« kommt. Am 12. 9uni hatte Fürst BiSmarck sich dahin auS- gesprochen: Sie wissen, daß Ich nicht freiwillig in meiner Stellung bleibe, und wenn Sie mir in Gnaden und mit Zustimmung meine» Herrn, de» Kaiser», den Abschied verschaffen können, so bin ich außerordent lich dankbar. Interest« am Geschäft ist eS nicht mehr, wo» mich hält; aber da ich au< persöolichen Gründen, an» de» Rücksichten, dir ich Seiner Majestät schulde, verhindert bin, der Absicht weiter Folge zu geben, die ich 1877 batte, indem ich fühlt«, daß mein« Geiundheit meiner Thäiigkeit ein Ziel setz« — wenn ich daran ver hindert bin, so bin ich auch nach meinem Gefühl, so lauge ich da» Amt trage, verpflichtet, diese» Amte« zu warten. Die entscheidende Thalsache, welche den Abgang de- Herrn Bitter hcrbeifübrte, war bekanntlich darauf die vielberufene Verkündigung ,m ..Staatsanzeiger". Die Erledigung de« EntlastungSgesncheS bat ungewöhnlich lang« auf sich warten lasten und Herr Bitter erhielt sowohl vom Kaiser als von der Kaiserin sehr huldvolle Handschreiben. Auch die „Pro- vinzialcorrespondenz" trägt diesen besonderen Beziehungen Rechnung, indem sie in einer gegenüber scheidenden Ministern bei ihr ungewöhnlich schmeichelhaften Weise über Herrn Bitter sich auSsprichl. Ueber die Gründe, au» denen der Minister ging, der sich in ihrer Schilderung ungemein statt lich auSni'mmt, schweigt sich die „Provinzialcorrespondenz" au». Sic bringt nur eine Andeutung, an» der man ent nehmen könnte, Herr Bitter sei — durch daS Parlament gestürzt worden. Wir lesen nämlich daselbst am Schlüsse: An die Aufgabe der Finanzrrsorm, dem Reich und dem Staat neue Mittel zuzusühren, um neuen Ausgaben zu genügen, nament lich aber an den Stellen Erleichterung zu schaffen, wo die bestehenden Auflagen, besonder« bet der Nothwendigkeit ihrrr Vervielfältigung durch Communalzuschläqe, allzu drückend geworden sind, setzte der Minister seine ganze Kraft und seine reich« Erfahrung, «brr e» gelang ihm nicht, für seine Vorschläge da« Entgegenkommen der parlamentarischen Körper zu finden, weder im Reichstag, obwohl er dir Vorlagen zur Annahme bei den verbündeten Regierungen ge- bracht hatte, noch im Landtag. Von der Berliner „Post" werden die vorstehenden Mit teilungen mit folgenden Worten begleitet: ' Die Natlonal-Zeiluna bringt in der Moraen-Nummer „Ent- düllungen" über di« Vorgänge bei dem Rücklritt de» früheren FinanzministerS, welche, wenn ander» sie aus thatsächlichrr Unter, läge beruhen, notbwenbig auf eine der zunächst bethriligten Person«, znrückznsühre» sind und daher noch der Regel cui dann in ursächlichen Zusammenhang mit Herrn Bitter selbst gebracht werden werden. Wir glauben nicht, daß der Letzter«, welcher zu jedrrZeit selbst sich mit Vor liebe als den Repräsentanten allpreußiicher Veamtentraditto« be- »cichnct hat, sich zu IndiScretionen solcher Art würde verleiten lasten, welche in direclem Widerspruch mit dem Verhalten stehen, welches auSgeschiedene Minister nach preußischer Tradition stets be obachtet haben und welche nur allzu lrlcht Entgegnungen mit einer für den Betreffenden selbst unerfreulichen Wirkung hervorrusen könnten. Daß diese allpreußisch-lraditionelle diSerete Haltung au»- scheidrndcr Minister durch gewichtige StaatSinIeressea geboten ist, liegt aus drr Hand. - Leipzig, 8. JnH 1882. Unter dem Vorsitze deS Staat-minister- von Boetticher wurde am 5. Äult d. IS. eine Plenar-Sitzung de» BirndeSralhS abgehaltcn. Gemäß den Anträgen der Aus schüsse fanden die nachstehenden Vorlagen die Zustimmung der Versammlung: betresscnv die Begriffsbestimmung für Spielkarten, die Versteigerung von EoiisiScaten auS Zoll- proceste» und von Niederlagegutern unbekannter Eigentümer, die Zollbehandlung deS PostcingangSverkrhrS, die Erweiterung der ZollabsertigungSbefugiiiß der Zoll-AbfertigunaSstelle am Entenwärder m Hamburg, die Au-legung und Anwendung de» NcichS-Stcmpelabgaben-GesetzcS vom l. Juli l83l, den Entwurf eine- Abkommens mit Oesterreich-Ungarn wegen gegenseitiger Zulassung von Medicinalpersonen zur Ausübung der Praxis im Grenzbezirk, und endlich die neue Ausgabe der kdarwacopnea germanica. DaS Gesuch eine» Gcmeinde-Vor- stantcö um Versetzung der Gemeinde in eine höhere ServiSclass« wurde bis zur nächsten gesetzlichen allgemeinen Revision de- ServiS-Taris- und der Elastcneintheilung zurückgelegt; die Eingabe eine» pcnsionirten Briefträger- wegen Anrechnung einer längeren, als der gesetzlich pensionSfähigcn Dienstzeit wurde zurUckgewieseo. Tie Versammlung beschloß ferner dem von den, Reichstage in der Sitzung vom 18. äanuar d. 9. angenommenen Entwurf eines Gesetze-, betreffend di« Aus hebung deS Gesetze- Über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern vom 4. Mai >874, die ver- sastung-mäßige Zustimmung nicht z» erlhcilen. Nachdem mehrere Eingaben den zuständigen Ausschüssen zur Vorb«> rathung überwiesen worden waren, theilte der Vorsitzende mit. daß Se. Majestät der Kaiser die Vertagung deS Bundes raths vom 5. Jul» bis zum 15. Oktober vieseS Jahre» ge nehmigt habe. Die letzte That deS BundeSrathS, bevor er tn die Ferien ging, war die Ablehnung deS NeichStagSbeschlustr« über die Aufhebung des ErpatriirungS-und In tern! rungSgesetzeS. Dieser Beschluß war bekanntlich im Reichstag mit großer, au» dem Eentrum, den meisten Mit gliedern der Fortschrittspartei und der liberalen Vereinigung und einem Theil der Eonservativen bestehenden Mehrheit ge faßt worden. Geschloffen stimmten nur di« Nationalliberalen dagegen. Die Ablehnung de- Antrag- seiten» de» BundeSrathS war vorauSzusehen, ist aber darum nicht minder mit Dank und An erkennung zu begrüßen. So richtig eS ist, daß die» Gesetz al» rin dauernde» organische» Gesetz für geordnete Verhältnisse nicht gemeint war und nach der Wiederkehr friedlicher Zustände gern preiSaegeben werden mag. so kann eS unter den augen blicklichen Verhältnissen doch nicht rathsam sein, bald da, bald dort ein, wenn auch vielleicht entbehrliche» Stück an» den Mai gesehen herauSzubrechen, ohne irgend welch« Sicherheit, daß damit der Frieden wirklich gefördert wird. Im Gegentheil, wenn der UltramontaniSmuS in seinen Ansprüchen immer weiter geht nnd so zuversichtlich austritt, daß ibm schon in den Regie- rungSorganen ein ernste» momenta! entgegengerusen wird, so ist diese dem Frieden nicht» weniger al» förderliche übermüthige Stimmung zum großen Theil auf die Wahrnehmung zurück- zufükren. daß in weiten Kreisen die Eulturkanipsmüdigkeit iiberyand nimmt, und die große Mehrheit für jenen Antrag Windthorst konnte nur die Meinung verstärken, daß zur Ausrechterhaltung der Maigesetze eine entschlossene und feste parlamentarische Majorität nicht mcbr vorhanden sei. ES wäre nn» lieber, die Schutzwehr gegen die Versuche, in die Falk'schc Gesetzgebung bald da bald dcrt eine Bresche zu legen wäre in NeiwStag und Landtag, anstatt daß wir jetzt den verbündeten Negierungen tankbär sein müsse», daß sie einen Angriff der Nltramontanen gegen jene Gesetzgebung zurück- gewicsen haben. Die Suppe wird übrigen» auch wohl in diesem Falle nicht so heiß gegessen werden, wie sic gekocht ist. und wenn Fürst BiSmartt >» seiner Presse betonen läßt, daß die Maßlosigkeit der Eurie und der Ultramonlanen die Kluft zwischen ihm und den gemäßigt Liberalen sowie den gemäßigt Eanservativen unvthig erwcilere, so wird in dieser danken-werlhcn Osfen- »erzigkeit vielleicht nicht mit Unrecht der eigentliche Grund de- erneuten ossiciösen Lärmen- gegen Nom gefrnken. Die Regierung hat an- den vorjährigen ReichStagSwahIcn die bittere Lehre gezogen, daß die protestantische Bevölkerung auch dort, wo sie streng konservativ ist. mit wachsendem Mißtrauen die Freundschaft mit den» Eentrum beobachtet und au- diesem Mißtrauen den Anlaß zu oppositionellen Wahlen genommen hat. E» wäre deshalb vom Standpunct de»Fürste» BiSmarck auS nur praktisch, wenn jetzt der Fehler von ehemals vermieden und ein wesentliche» Moment, welche» die Niederlage der Regierung im Herbst 188t mit verschuldet halte. auS dem Parteikamps entfernt würde. Darin brauchte ncch gar nicht die wirklich offene und unzweideutige Absicht zu liegen, die Verbindung nnt den Ultramontanen zu lösen. Ist sonnt da» Mißtrauen der Liberalen gerechtfertigt, so kann doch aus der anderen Seite unmöglich in Abrede gestellt werden, daß eine kirchcn- politische Krise cxistirl. Ter Unterschied gegen da- Vorjahr ist nur der, daß eS damals vielleicht für zweckmäßig gehalten worden wäre, solche Differenzen zu vertuschen, um da- Eentrum ii» der Wahlcampagne nicht ungeberdig zu machen, daß aber jetzt die Gegensätze erst recht verschärft werden, weil mau auf die Ullrämontanen bei den Wahlen nicht rechnen zu sollen glaubt und eine Abwendung von ihnen sürdaS Zuträglicherehält. 9m Iabre 1820 wurde im preußischen StaatSrath über di« Frage einer Stenerresorm verhandelt. E» bekämpften sich zwei Parteien in Betreff ihrer Auffassung gegenüber de» einzuführenden Elassensteuer und e« ist gewig von Interesse, heut« noch zu lesen, welch« Stellung damals unser gegen« wärtiger Kaiser, der al» „Prinz Wilhelm" dem Staat«, rathe al» Mitglied angrhvrte, in dieser Frage einnatzm Prinz Wilhelm gab folgende» Separatvotum ab: Da von mekreren Mitgliedern des königlichen Staat»r«td« 8el Gelegenheit der Prüfung der Srsetzeulwürfe über die neuen Sttlldr» der Wunsch ausgedrückt ist. Euer Majestät »»trrlhänigst vorzustellen, daß bei so bewaadten Umstände» und i» der jetzigen Zeit di« A»S- schreibung von fünf Millionen neuer Steuern einig« Bedenk lichkeit zu haben scheine, daher Euer Majestät ergebenst anheinr zn stellen sei, ob Allcrhöchstdieselben nicht in Ihrer Weisheit die Mittel finden würden, die neuen Steuern zu umgehen oder sie zu ermäßige» und di« reicheren Elasten der Ration »nd die höher besoldeten Beamten zur Erleichterung de» ärmeren Volks mehr anzuziehen, so kann ich diesem Wunsch »nd den ihn unter- stützenden Gründen nur beltreten; »nd da im versammelten EtaatS- ralh keine sörmliche Berathung über diesen Gegenstand zugelaffea Gesinnung und der höheren Prüfung Euerer Majestät auf da» Ehr- erbtetigste empfehlen zu müffen. - , Der verdienstvolle Geschichtsschreiber ' jener Periode ' der preußischen Steuergesetzgebung, 1)r. Karl DIeterici. hat dieses Votum unsere» Kaiser» mit folgenden Worten qarak« terisirt: „ES ist in diesen schlichten Worten drr Weg vor gezeichnet. drr viel« Jahre später und nach vielen heftigen politischen Stürmen eingeschlagen wurde, um drr direkten persönlichen Besteuerung, besonder» der Einkommensteuer, ihre Stellung al» «in« alle Härten und Ungleichheiten beseitigende, die reicheren Elasten entsprechend heranziehend« allgemein« Landesabgabe anzuweisen. Man braucht in die Pläne und finanzpolitischen Anschau ungen de» Herrn Scholz nicht eingeweiht zu sein und kann doch mit aller Bestimmtheit sagen, daß er einem so unge hörigen und selbstsüchtigen Verlangen niemals zustimmen wird, wie e» die „Kreuzzeitung" Namen- der Deulschconser- dativen erhebt, indem sie den gänzlichen Erlaß der Hälfte der Grund- und Gebäudestener aus ihr Programm schreibt. Eine so maßlose Forderung ist bisher noch nicht erlebt worden, kein preußischer Finanzminister könnte für sie eintreten, ohne sich den Vorwurf zuzuziclien, daß er sich in den Dienst der unver- HUlltrn staatsfeindlichen Jntercstenwirthscbasl begebe. Daß Fürst BiSmarck eine thcilweise Abschaffung der Grundstkuer nicht will, hat er zu wiederholten Malen ausdrücklich erklärt; nur die Verwendung der Erträge wollte er ander- geregelt wissen, nämlich zur Entlastung der Gemeinden nnd Kreise, den Steuersatz selbst hat er nicht antasten wollen. Es ist schon längst mißliebig bemerkt worden, daß die „Kreuzztg.", seit Herr v. Hammerstcin die Leitung de» Blalleö über nommen, in ihrer agrarischen Engherzigkeit des Begehren- kein Matz und Ziel mehr kennt und die Regierung gar nick t schnell genug aus die abschüssige Bahn gelangen sehen kann, welche die Einbläser diese» Organ« für die ihren eigenen Interessen heilsamste betrachten. 9m „Hofer Anzeiger" wird au- Anlaß gewisser Vor kommnisse bei Gelegenheit der vor Kurzem von fünf bairi schen Regimentern begangenen Feier ihre» 2V0 jährigen Be stehens der ParticulariSmuS in der bairischen Armee scharf gegeißelt. Bei keinem dieser Feste ist nämlich de« obersten deutschen Kriegsherrn, deS Kaiser-, auch nur mit einem Worte gedacht worden und der „Hofer Anz." bemerkt hierzu mit vollem Recht: Wo ist die Erinnerung an die ruhmvollen Tage gemeinsamer Waffenthätigkrit hingeschwunden, wenn nach 12 Jahren deutsche Ossiciere nicht einmal Ein Wort de» Gruße- an ihren Kaiser zu richten haben, wenn, wie es beim 6. LhevauxlegerS- RegimeM der Fall war, erst ein kurzer Gruß, den der Kronprinz de» deutschen Reiches au» eigenster Initiative heraus dem jubili- renden Regimente sandle, diese- zu einer Kundgebung an den Führer der 3. Armee vom Jahre 1870 veranlassen mußte, «a» ist e« denn. waS unsere Regimenter gefeiert haben? EZ ist die Erinnerung an ruhmvolle Wassenthaten, ei ist aber — di« Geschichte weist e» ja nach — säst mit jeder dieser Wassenthaten ei« Stück abenteuerlicher, ja oft unheilvoller Politik verbunden, welche unser Baterland gerade im vorigen Jahrhundert, im ersten Siculum de- Bestehens der Jubilar-Regimenter, au« einem Kriege ln den andern taumeln hieß und heute gegen den die Waffen trug, der gestern noch Schulter an Schulter mit un» kämpfte. Und daß wir au- einer solchen Abeuteuerer-Polilik herauSgerissen sind, daß in dieser Beziehung dt» Verhältnisse evnsoltdirt sind, da» ist di« Errungenlchaft, welchk, nach unterem bescheidenen Ermessen, am meisten hätte gestiert werden sollen. Aber freilich wäre e» wohl nicht gut angegangen, diese Errungenschaft zu feiern, ohne nicht auch Dessen zu gedenken, dem die bochberzige Jnniative unsere» erhabenen König- die deiilschk Kaiserkrone, eben da- Thinbel deutscher Erstrrtnn z »nd Einigung, aus da» Haupt setzte. Und daß eben dieses Mannes nicht
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