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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185910083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18591008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18591008
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- Saxonica
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162 nahestehenden Bank niedersetzen und entfernten sich langsam und zum öfter» umsehend. Geliert versank in die düstere Stimmung, mit der seine Krankheit ihn oft mitten im Gespräch, im herzerregendsten Verkehr mit seinen liebsten Freunden heimsuchte und die zu unterdrücken ihm nun von Jahr zu Jahr schwerer und peinlicher wurde. So bemerkte er auch nicht, daß sein treuer Famulus und Fritz, die schon eine Weile hinter ihm hergingen, und als der Graf und der General sich entfernt hatten, zu ihm herangetre ten waren. — Sauer blieb, mit den Kran'kheitS- anfällen seines Herrn schon seit lange vertraut, bei ihm stehen, ohne ihn anzureden; aus Fritzen'S Augen aber perlte beim Anblicke des leidenden Mannes, den er so hoch verehrte, eine heiße Thräne der Theilnahme um die andere. Da hob Geliert aufathmend den Kopf und gewahrte die Beiden. „Willkommen, junger Freund, sagte er, matt lächelnd, und zu Sauer: „Es hat mich wieder einmal böse gepackt, Sauer!" „Ja, clarissime, sehr beese." Fritz dachte bei dem wehmüthigen Tone, in welchem Sauer diese Worte sprach, unwillkürlich an dessen Vorsatz, seinen Herrn recht tüchtig herunterzumachen, aber dem würdigen Famulus war viel eher zu Muthe, als ob ihm solches selbst widerfahren wäre. — Nach einer Weile erhob sich Gellert und sagte nun mit der alten gewin nenden Freundlichkeit, die auS seinen bleichen Zügen den schmerzlichen Ausdruck von vorhin fast gänzlich verscheucht hatte: „Wie geht eS, mein junger Freund?" „Ew. Gestrengen sind krank?" stotterte Fritz, der über seiner Theilnahme das eigene Leid ver gessen hatte, „ach Gott, das thut mir leid." „Das kommt öfter und geht wieder, der liebe Gott sucht mich damit heim und ich bin nur zu schwach, um die Prüfung so zu bestehen, wie ein rechter geduldiger Christ sie überstehen soll! Nun sein Sie nur nicht ängstlich, mein junger Freund! es ist schon wieder vorbei und heute sterbe ich noch nicht. Wie geht eS denn, mein Lieber?" „Der Monsieur Fritz hat etwas auf dem Herzen, elariHmo," nahm Sauer für seinen Schützling daö Wort, welcher bluthroth und ver schämt dastand, da es sich nunmehr um seine eigene Angelegenheit handelte. „Hat denn schon Jemand um dee Liebste an gehalten?" „Das g'rade nicht, Ew. Gestrengen, aber vorgestern ist ein großer Prinz in das steinerne Haus cingezogen." — ^ „Der Herzog von Zweibrücken — fürchten Sie etwa, daß der Ihre Liebste heirathen wird? der hat schon Frau und Kinder." „Der nicht, Gestrengen, aber er hat einen jungen Prinzen und dem gefällt die Nanni! Er ist ihr vorgestern und gestern überall hin nach gegangen, bei ihr den halben Tag in der Stube gesessen und hat ihr in einem fort versichert, daß sie das schönste Mädchen sei, daö er noch gesehen habe, und —" „Nun?" „Nun, da mein' ich, daß der junge Prinz—" „Sie heirathen könnte?" fiel Gellert lächelnd ein, „seh'n Sie, lieber Freund! das wäre g'rade weniger zu befürchten, da können Sie sogar ganz ruhig sein; die deutschen Prinzen holen ihre Frauen in der Regel aus andern Häusern, als aus sol chen, wie das steinerne aus der Wiese ist. Aber Sie fürchten vielleicht, daß ihrer kleinen Gelieb ten ein Prinz besser gefallen könnte als Sie?" „Nein, nein, Gestrengen," sagte Fritz muthig, „das fürchte ich gar nicht. Untreu wird die Nanni mir nicht und da könnte der Kaiser kom men, — wenn der Prinz sie nur nicht heirathen will, verlieben wird sie sich gewiß nicht, daö hat sie mir erst heute verspreche,,i. Da Hab' ich gar keinen Kummer, Gestrengen! auf die Nanni bau' ich, wie auf ein Jenseits! Aber die Mutter, Gestrengen, wenn die sieht, daß ein Prinz kommt, da wird sie von mir schon gar nichts wissen wollen. Er darf bei ihr allein in der Stube bleiben, daö Hab' ich niemals dürfen, auch wie noch keine Rede von der Liebe war, sondern wie sie noch geglaubt hat, daß ich nur so zur Nanni komme!" „Nun, ich will sehen! wenn Sie für die Treue Ihres Mädchens nicht fürchten, wegen der Heirath sein Sie außer Sorgen. Da hätte der alte Fürst auch noch etwas darein zu reden, und würde vielleicht noch mehr Einwendungen zu machen haben gegen die Braut, als die Mutter gegen Sie!" — Fritz sah den Professor zweifelhaft an. Ihm wollte es nicht recht einleuchten, daß die Nanni keine Partie für einen Prinzen sei, die Nanni wäre der Kaiserkrone würdig gewesen, und wenn er sie nicht selbst geliebt hätte, so würde er ihr auch nichts Geringeres gegönnt haben. „Nun, ich gehe heute in das steinerne HauS und da will ich mir die Sache in der Nähe an- sehen, sein Sie nur ruhig, mein junger Freund, ich stehe Ihnen dafür, baß der Prinz um die Nanni nicht anhalten wird!" Damit klopfte er Fritz freundlich auf die Schulter und ließ ihn, einen rascheren Schritt einschlagend, mit Sauer zurück, der, obwohl eben erst in daö Geheimniß eingeweiht, sein Möglich stes that,' den unschuldigen Liebhaber zu beruhigen, der so vertrauungsvoll an bas Herz seines Mäd chens glaubte und so ängstlich um ihre Hand besorgt war! — (Fortsetzung folgt.)
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