Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212026
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-02
- Monat1882-12
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rröarlion »nd Lrvkdition Iodanne»gasje 33. AyrrMunitn der ttr-aclioa. vormitlag« 10—1L Uqr. Naamiittag« ü—8 Uiir. tziir dt« Nitlltod» imaei-nttrr Maiuilenr,« «a-l Sch t»e 8ied«cnon midi verdmLÜch. Anna»«» »er für Sie nä«stfol,ei>»» Nummer »rstjnimten Anieralr »v W»chr»taqr» tis 2 Udr Nackmittugs. a» 2o»n- u»v Ae>«la„rn trüb bis 6,9 Udr. 3» dkn /iliair» siir I»s.-An nähme-. Tt<« Klemm. Universilätsnrase 21, LouiS Lösche, kaibarinennratze 18, p. nur bi« 6,S Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgtfchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ^lZ3Z6. »1->„-i - ..... .... Tonnabend dm 2. Dcccmbcr 1882. Auflage L7,SV«. Adonnnnrnisorns viertelj. 4'/, Md., incl. Brmqerloini 5 Mk.. durw die Von bkiogen 6 Ml Jede einzelne stumnicr so Pf. Leiegerenunar 10 Pf. Aebütireii lür Crrraöeilaq«, ohne Poilbciürderrulg 39 Mk. Mlt Poirdewrorrung 4L Mk. Inserate 6qeivaiteiie Petitzeile LS Pf. Größere Lcviiiren laue innerem -roS- oerzcimniß. Tabellarischer s»tz aacn döberrm Tarif. Lerlamen unter i>rn NedactioasLrily die Soaltzelle 50 Pf. Jaierme iiuü ,le:s an die Vi.t>rü>N«U ju leaoen. — Kasan wird aiwi gegeoea. gatztoai; pnmuuiueeaiiau oder durch Post- imainaome. 76. Jahrgang. Zur gchlllgcn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den 3. Deeenrber, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeMlvn äeg I,v1p?!xer l'a^edlattes. Amtlicher Theil. vckanntmachung.*) Wir bringen biermil zur allgemeinen Kenntwß, tag wir die Hauser an der Leeburgstra-e, wie nachstehend ersicht lich, numerirl haben: Aus der linken Leite: Alle Nr. Brand.- i Neue Cal.-Nr. , Nr. . Besitzer. »7» Theil v. Thalstr Nr. 8 > Abthlg. L. 8047. S04N«. 80411 5. 80411.4. vr. Karl Bruno Müller. ! Conrad Müller. I Firma C. G. Naumann. Thalstr! Nr. S Ulrich«- gaste Nr. b4d 8016'3 8048. Auf der rechte« Leit«: B. T. verw. Forberg. 8048/2. 6048/3. 416V,Ll/o. 6 8 10 Wanckel L Temmler. Friedrich Wilhelm Kling». Zicrow L Meusch. L. F. Kühler. Leipzig, am 28. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgr. Eichorm». *) Die Brkauntinachuiig vom 20. lausenden Monate in Nr. 330 diese- Blatte« erledigt sich durch die jetzige Bekanntmachung. Bekanntmachung. Nachdem unter den in der groge» Funkenburq allhier eingestellten Kühen innerhalb 14 Sagen kein neuer Fall der Erkrankung an der Maul- «ad Klauenseuche vor- gekommen ist. sind am heutigen Tage die nach unserer Be kanntmachung vom 13 dieses MonalS angeordnclen Scbntz- maßregeln aufgehoben worden und wird hierdurch daS Er löschen der Seuche in hiesiger Stadt zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Leipzig, am 29. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Richter. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 27. ds«. MtS., die Auffindung eine« unbekannten männlichen Leichnam« im Skonuenholze betreffend, durch Recognition desselben. Leipzig, am 29. November 1882. Da» Polizei-Amt »er Stadt Leipzig. I. B.: Junck, Pol.-Rath. 8itrunF 668 ärrtliekon Lerlrks-Vereins 6er 8ta6t I^eipriA vle»8t«a, «len 5. Veeewdvr, Kdeoa, L 17br, Im 8a»le 3er Lrotea 8>trg«r»edale. Daxe-orckuunx: 1) KeoIinuox!»bIepm>V 3« 6»«eiMbr-r» uu3 reotstsllunx 3er sliurtiecker-üsirrs^s. — 2) zz'abl 3«r Vorein»- deamreo, 3er veleuirieu un3 3«r«n Stellvertreter rum irrsis- verein»»u«edusr, ferner 3er Vereiosaumolitlsss un3 rvveier 8ilxlje3er rum xemi-acbtsn sUtätioedev Ximrebu« tlir Sllenk- Ijeds 0«»u3beit«pt1sne. Xli. lSeklus» 3s» VV-ikbecks, - vbr; all« stiv» n»ad Lin tritt Sieoer 8tvn3s eiad eüiüockeoäen Ilittzliecker «»3 von 3sr ^d- «tunwunK auPerciilossea. vr. kl«»». Beffeutliche VIenar-Sitzung der Handelskammer Dienstag, beu S. Deeember 1882, Abends S Uhr, in deren Sitzungsiaale, Neumarkt 19» 1. Tagesordnung: 1. Regtftrande. 2. Berichte des Verfassung«- und Wahl-Ausichusie» betr. »1 Ergänzung des Börsenvarftaude«; d) Wahl der ikommiision zur R»ttruug der Productenpreisr; «) Abordnung eine« M t- gliedes in den Vorstand der öffentlichen HandelSIebranstalt; 3- Neuwahl der ftäudigrn AuSschÜffk; e) Beschickung des Deutsche« HandelStagra t. Bericht de- BersasiungS. und Dabl-AuSsckmsieS und de« AuS- ichusseS für Bank-, Münz, und Börsenwesen über die Frage der Wiederbesetzung einer erle igten HandelSmiiklerftedr. 4. Bericht de« Lerkehr». LuSschuffeS über ») den Antrag de« Herrn Echuaar. Herabsetzung der Fracht-«tubeitssätze dri den sächsische« LtaatSeisendahne« betr.; d) die Zuschrift der Handelskammer PilUde». FrantiruugSzmang für leere Gmdadagr» betr. A Bericht de« Zoll- und Steuer-AuSschuffe« über die Eingabe der Herren Heiur. Pfeiffer und Sen. in Hamburg, ein eventuelles verbat der Eiafntr »an Schmrtuea ««» Gchmetuefett au» Nordamerika betr. A Bericht de« AuSschuffe« für Handel«ges«tzgebung»fragen über da« Aeiuch einer auSwärtiaen Firma um ein Sutachien über Auslegung eine« GrsrllschastSvcrtragS. Vekauntmachullg. Di« am »7. diese« Moaars licitirie Wohnung im Seiten- «bäude de« „kleinen Fürsten - Lollegium", Nitterstratze Nr. 14. ^ Bieter zugefchlagrn worden und werden die nicht zur Berücksichtigung gelangteu Neslectantea ihrer dieSsallsigen Scbote hiermit entiaffen. Leipzig, am 30. November 1882. Lntderfität» - Rentamt. «ras. Nichtamtlicher Theil. Die Auflösung -er Fortschrittspartei. Tbats»icblick> batte die Forlschritt?pc»rtei »u bestehen auf gehört, als das Wahlcrgebniß gegen sie entschieden hatte; am 28. November hat sic auch der Form nach abgedantl, nach- de», der Abgeordnete Eugen Richter erklärt halte, dag er an der Bertreluiig der Partei nach ausie i, insbesondere als Vor standsmitglied. nicht mehr Tbeil nehmen könne und daß er von der Leitung der preußischen Landlagswablen zurücklrete. Tie Reichslagswahlen wird also Eugen Richter auch noch serncr leite», e» fragt sich nur, ob Ne Wähler feiner Leitung folgen werten. Tie Fortschritt-Partei ohne Eugen Richter ist. so lange dieser rührige Paricisührcc lebt und Mitglied des Abgeord netenhauses ist, nicht deutbar. Mit Engen Richter steht und fällt die Partei, denn sie batte sich seiner Führung so voll- ständig anvertraut, daß der Mann als die Incarnation derselben erschien. Die Fortschrittspartei war stark in der Opposition und die Kritik, welche sie den RegiernngSvorlagen zu Tbeil werken ließ, bildete in der Regel den Maßstab für sie Bcurtbeilung der übrigen Parteien. Die Opposition hat im politischen Leben einen nicht zu verkennenden Werth und es wäre ungerecht, wenn man die Verdienste verkennen wollte, welche sich der Abgeordnete Eugen Richter durch feine scharfe und meist treffende Kritik des Budgets erworben bat; aber Vas starre Festhalten an bestimm ten Erunvjätzcn ohne Rücklicht aus di« Zeitströmung ist der konservative» Partei ebenso verderblich geworden, wie heute der Fortschrittspartei. Eugen Richter und Genossen betrachtete» sich als die alleinigen Bertreler des liberalen Gedankens und glaubken der liberalen Sache einen wichtigen Dienst zu leisten, wenn sie ihren Einfluß aus Kosten der ge. mäßigten Liberalen entsetzten. Buckow halte für diese die Bezeichnung „Dännnerungsliberale" erfunden und fand damit großen Aiitlang; Eugen Richter hatte tciisclben Gedanken in anderer Form ausgedriickt und den Plan, die Nationalliberaien niit in den Bund der übrigen Liberalen aus;unebinen, al« die Herstellung eines allgemeinen Breis dargestellt, dessen Un genießbarkeit durck die Fortschrittspartei sofort inS reckte Licht gejetz' werten müsse. ES ist ein merkwürdiger Gegensatz, welcher sich zwischen den beiden Hauptführcrn der Fortschrittspartei, zwischh» Eugen Richter und Vircbow. zeigt, daß der eine kein prenßiichen Landtage den Rücken kehrt, um dem deutschen Reichstag aus schließlich seine Dienste als Parteitührer zu widmen, wäbrcnd der andere versicherte, daß er niemals in den deutschen Reichs tag eintreken. sondern sich aus seine Tbäligkcit als preußischer Lanktagsabgeordneter cinschränken Würde. Virckow gab diese Erklärung ab. als die norddeutsche Rcicksversasiung in einer Form zur Annahme gelangt war. welche den politischen Grund sätzen Virchow'S nickt entsprach. Nachdem bann auS der norddeutschen Verfassung eine deutsche geworden war, hat Vitckow seine Abneigung gegen die norddeutsche Versagung besiegt und sich auch an den Arbeiten des deutschen Reichs tages detbeiligt. Richter will umgekehrt dem undankbaren Landtag den Rücken wenden und seine agitatorische Thärigkeit in Znkunsr aus den Reichstag verwenden, weil er glaubt, daß nur das unzweckmäßige Dreiclasseuwablsystem eine so schmähliche Nieder lage der Forlschritlsparlci habe berbeisübrcn lvnnen. Das allgemeine Stimmrecht soll die Grundsätze Euaen Richter'- aus daS Glänzendste rechtfertigen, daher der Vorbehalt in Bezug aus den deutschen Reichstag. Der siegesbewußte Partei führer könnte sich irren; eS wäre möglich, daß der Reichstag sich ebenso von ihm abwendcle, wie eS daS preußische Abge ordnetenhaus in seiner liberalen Mehrheit qethan hat. und zwar nickt deshalb, weil daS allgemeine Stimmrecht bester ist als das Dreiclasscnwahlsystem. sondern weil selbst aus der abgeschwächten Meinungsäußerung, welche daS letztere zu Tage fördert, der Wille der Majorität noch immer hinreichend zu erkennen ist. Die ausschlaggebende Kraft liegt ganz wo ander-, als sie Richter sucht, nämlich darin, daß man nn Parleilebcn die Grenze in»e halten muß, bis zu welcher die Person sich vor wagen kann. Eine Partei folgt willig einem Führer, den sie ans eignem Antriebe al- solchen anerönnt und welcher Selbst verleugnung genug besitzt, um seine persönlichen Wünsche nicht der von ibm geführten Partei als Programmpunct auszu- krängen. Läßt er sich von seinem Ehrgeiz so wett verblenden, dann rust er den Widerspruch der Parteigenossen hervor, und wenn dieser erst erregt ist, dann ist er nicht mehr zu be schwichtigen. Es giebt allerdings Zcilpuncte, in welchen der Parteistandpnnct durch den Führer scharf hervorgekcbrt werden muß. aber der Antrieb dazu muß von der Partei selbst aus- geb.-n, nicht vom Führer, denn sonst kann eS leicht kommen, daß sich die Partei, welche die Sache kälter betrachtet als der Führer, sich von diesem trennt. So ist eS bei» Abgeordneten Laster ergangen, alS er glaubte, die nationalttberale Partei mit sich sortrcißcn zu können; die Partei blieb aus dem bis herigen Skandpunct und Lasker war plötzlich isolirt. Richter hat AchnlicheS erfahren; er glaubte, daß er den Sonderstandpunct der Fortschrittspartei auf die Spitze treiben und feine Kraft gegen die von ihm gehaßten Nationallitcralcn ricklcn könne, um auf ihre Kosten seine Kraction zu erhöhen; und siche da — die Mehrheit entschied sich gegen tt,n. Richter unterschätzte die Macht des leitenden Staatsmannes und glaubte, daß er die Mehrheit der Nation in bas fort schrittliche Lager treiben könne auf Kosten der gemäßigten Gegner des Kanzlers, und doch war es klar, daß zu einer so radikalen Schwenkung kein hinreichender Grund vorlag. Hänel Halle die Lage weit richtiger erkannt; er wollte aus Grund der bereits in der letzte» ReichstaaSfeisiou ge wonnenen Berührung-punctedcr drei liberalen Fraettonen unter einanvcr eine gemeinsame Grundlage für die liberalen Be strebungen schaffen, und daß er das Richtige getrosten, beweisen die von allen Seilen einlrestendcn ZustimmungS- erklärungen. Wenn die liberale Partei alS wohlgeglirkerles oder einheitliches Ganze den, eonservativ-klerikalen Bunde gegenübertreten wollte, so mußte sie da- in der von Hänel vorgesck'lagenen Fori» thun; kann wurden die Fractions- elscrsüchteleien durch geiucinsame GestcklSpuncke üi de» Hinter grund gedrängt, und das der gesummten liberale» Partei Feindliche und mit ibrem Wesen Unvereinbare wurde zuruckgedrängt. So war denn auch die öffentliche Meinung m liberalen Kresten dem Borgeben Hänel's durchaus zugeneigt; man gestand sich wobl thcilweise zu. daß die Wiedergewinnung von 70 Sitzen für die liberale Partei eine etwas zu überschwängliche Hoss- nung sei, aber man hält dennoch alle Kräsle angespannt, um ein annäherndes Ergebniß zu erreichen. AlS aber Eugen Richter den EinigungSbcstrcbungen Hänel's hartnäckigen Widerstand entgegensetzte, als er seinen persönlichen Einfluß ausbot, uin den Plan de» Gesiniiuiizsvcrwandtcn zu Nichke zu machen, da wurden die Gemäßigten unter den Liberale» stutzig und wandten sich von einer Sacke ab. welche zu per sönliche» Zwecken auSgenutzt zu werden Gefahr lies. Wenn es denn doch lediglich aus Geltendmachung der Persönlichkeit hinanslics, kann halte die Mehrzahl dock »och immer größeres Vertraue» zum Fürsten Bcsinarck als zu Emze» Richter. Das war der große und unverzeihllche gehler Richler's, daß er eine Partei nach persönlichem Belieben glaubte leiten ;» könne», welche nur Gesicklspuncle als Richtschnur zu nehmen gewohnt ist. Bennigsen trägt dieser Anforderung bei Weitem mehr Rechniiiig, er vertritt die libera.cn Gruiic- säpe »ur tan» in ihrer volle» Scharfe, wenn sie der Gefahr ausgesetzl und, außer Kraft gesetzt zu werden; wie da.' zu der Zeit der Fall war. al» Herr v. Pultkamer den Beamten, welche Ant'änger der Regierung wählten, den Dank des Königs in Aussicht stellte. Damals wieS Bennigsen diese Erklärung als uiiconslilulionell und die Freiheit des Wahlrecht» ge fährdend mit größter Entschiedenheit zurück. Und Beniugseil ist der Führer der 'National »beraten. Eugen Richter war daS Oberhaupt der Fortschrittspartei oder er ist cs — gestern noch ein kranker, heute bereu» ei» lokter Man» — nickt mehr, und weil er cs zu sein aus- gehörl hat, existtrt auch die Forlschriltüpartei nicht mehr. Leipzig, 2. Decembcr 1882. * Aus Berlin wird uns vom Donnerstag geschrieben: ..Die heutige Sitzung des Reichstages bedcuicl einen Sieg der nationalen Gesinnung über alles Anlikeulschc und zeigt klar, wo die Regierung ihre Verbündeten z» suche» bat. Hie Wels — hie Waiblingen! hier Liebe zu TcliischlandS Kaiser und deutschen, Wesen — dort Hiniieigung zum Welschen. Wie vor Jahrbunberten so heule! Mit der Regierung gegen der Antrag Germain-Winlerer ging die naüonallibcrale Partei geschlossen und zeigte hier wieder, daß sie ebeniowM national als liberal, wahrhaft aus der Höhe der Situation steht. Auch die Eonscrvcttiven gingen mit der Regierung, aber eben nur, weil diese Regierung eine conicrvative ist. Wir glauben richtig zu gehen, wenn wir daran zwestcln, daß die Herren Stöcker, r>. Minnigerobe und Consorlcn auch ebenso geschlossen gegen den Anlrag gestimmt hatten, wenn er einer liberalen Regierung unsvmpalhisch gewesen wäre. Gegen den Anlrag stimmte auch der größere Tbeil der liberalen Bereinigung und ein Tbeil der FvrlschriltSparlei. Allgemein wird anerkannt, daß besonders die herrliche staatSmänmichc Rebe des Herrn v. Bennigsen dazu bcigetragen hat, die schwankenden Mitglieder unter den Seccssionisten und Fort schrittlern aus die Seite der Regierung hinüberzusnhrcn. Der Eindruck war gewaltig, als der bedeutende Parteiführer daraus hinwies, daß die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, daß »och die gegenwärtige Generation daS i»it Blut und Opfern lhcucr erkaufte Elsaß-Lothringen durch neue Schlachten zu be haupten habe. Er und der Abg. v. Treitsckke legten das Gewicht darauf, daß Elsaß-Lothringen bis aus den heutigen Tag ein Land der deutschen Sprache ist und eine Einrichtung nach Maßgabe dcS Antrages nur der französischen Propaganda in diesem Lande zugute kommen, den Glauben der dortigen Bevölkerung an die Endqilligkeit ihrer Zuge hörigkeit zu Deutschland aber nur erschüttern tönne. Außer den Elsaß-Lothringern Wintcrer n»v Zorn v. Bulach sprachen die Abgg. Winblhorst und Sonne mann. Beide machten unter Anwendung recht schwacher Gründe den Ver such, die Maßregel al- durchaus harmlos darzustellen. Abg. Rickert erklärte sich Namens seiner Freunde in wenigen Worten gegen den Antrag. Der Pole v. Jazdzewski tröstete die Elsaß-Lothringer mit der Hoffnung aus die „ewige Gerechtigkeit". Die namentliche Abstimmung ergab NS sür, lL3 gegen den Antrag. Mit Ja stimmten das Eeittruiil mit seinen Annexen und der größere Theil der Forlschrtttsparlci. inil Nein die Coiiservakiven, die Nalionallibcrale», die Seces- sionlsten mit wenigen Ausnahmen und der kleinere Theil der Fortschrittspartei." * Zur Erweiterung de-AnstaltSzebäudcS de- Germani schen Museum- in Nürnberg bcsinden sich >», Ekal des Reichsamts des Zunern pro 1883 84 115,000 -e Es ist zur Befriedigung deS nächsten und »nmitlclbaren Naunibcdürfnisses die Summe von 80,000 .sl erforderlich und der gleichzeitig in Angriff zu nehmende sogenannte Lüd- bau, sür besten Ausführung ein Zeitraum von 10 Iakren in AuSstcht genommen ist, macht einen Aufwand von 250 000 ^ nothweiidig. alS testen erste Rate die Summe von 25,000 .3k eingestellt ist. 'Für die Fischzuchtanstalt in Hün ingen sind 23.200.-k eingestellt, sür Beihilfe zur Förderung der aus Erschließung EenlralasrikaS und anderer Ländergebiete gerichteten wissen schaftlichen Bestrebungen 100,000 um 25,000 mehr als 'in Vorjahre, sür Herstellung einer lanbwirlkschastllchen »ilk gewerblichen Betriebsstatistik aus Grund des bei der Berms- zähluiig am 5. Juni 1882 gewonneeen Materials 820,000 * An- Berlin wird unS vom Donnerstag geschrie ben: „Wie ich Ihnen bereits telegraphisch meldete, steht die Ankunst de- Fürsten Bl-marck für Ente dicker Wecke in Aussicht, welcher mit seiner ganzen Kraft bereit- im Land tage sür die von Herrn Scholz eingebracktte Elastensteuer- und Liccnz-Borlage cinzulreten gedenkt. Wie ich höre, soll eine Annäherung an die nalionallideralc Partei mehr alS wahrscheinlich sein. — ES versteht sich von selbst, daß der Kanzler auch im Reichstage sofort an den Arbeiten Theil nehmen wird. Eine Anzahl kleinerer und der Mtttelstaalen hat. wie ich Ihnen ebenfalls bereit« telegraphisch gemeldet, im Bunkesrathe gegen die Einbringung des zweijährigen ElakS sich erklärt, und es sollen sogar Bevollmächtigte zum B»n- beSrathe Instruction haben, sich in der Plenarsitzung des Reichstage« dagegen aliSzusvrechen. Es ist nicht unwahr scheinlich, daß dieser Umstand mit den Fürsten zu einer Be schleunigung seiner R ise nach Berlin veranlaßt bat." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt osffciöS: „Der Besuch de- Herrn v. Girr» in Äarzin scheint den polnischen Blättern sehr unerwartet gekommen und höchst unbequem zu sein. Diese Zeitungen hatten sich offenbar der Erwartung kriegerischer Verwickelungen und aggressiver Absichten Rußland« hingegeben, und die „Gazeta Narodowa" z. B- zählte bereits gewiss« Symplome aus, die sie mit freudiger Zuversicht erfüllten: den Bau einer E>ic»bah» von Iabinck »ach PinSk. die Truppen Eonceuiratioiieii an der Warschau-Wiener Bahn, die Eavalleric-A»saiui»lui>gcn, die Desestignngci» von Warschau, Kownv und K-ew — alle» Maßregeln, welche nach der Meinung deS polnischen Blattes sie Hoffnung erwecken mußten, „Rußland stehe am Vorabend eines Kriege- mit einem seiner Nach baren" —; die „Gazeta Narodowa" weiß nickt reckt, wie sie die Zukammcnkuiist zwischen kein Fürsten Bismarck und Herrn v. Giers mit jenen kriegerische» Voibereilungeu in Einklang bringen soll, aber sie bekennt sich dock schließlich zu der Ansicht, daß mit jener Reise de- russische» SlaaismanneS die einstweilige Ansrechterhaltung des Friedens bezweckt worden sei. — Die Aeußerungen deS polnischen Blatte» sind nicht ohne Interesse, kenn sie zeigen, mit welchen Hoffnungen die polnische Iiisurreckionsparlei »nb deren Organe sich heruin- iragcn. — Alle Well wünscht den Friede», beun alle Welt gebraucht den Frieden — die Pole» aber sehnen sich nach einem Kriege und zwar — und das erscheint un- als besonders charak teristisch — nach einem Kriege, dessen Schauplatz die polnischen Provinzen sein würde,»." * Zur Parteitage wird uns wie folgt geschrieben: „Morgen Abend hält die Fortschrittspartei des Reichs tags eine Kraclionssitzung ab. in der wohl manche Lanze zwischen Hänel und Richter gebrochen werven wird. E« soll nickt sowohl über die schleswig-holsteinischen Wahldor- gänge, obwohl auch diese mit aus der Tagesordnung stehen, als vielmehr über den secessivnistischeii Antrag, betreffend die Ge meinsamkeit des Vorgehens der drei liberalen Fraclicneu hiu- nchtticdevcnt. eiiizubringcnker Initiativanträge debattirk werden. Herr Lasker, denen LicblingSibee ja dieses Cartcll ist, hat e« sich nicht nehmen taffen, dasselbe auch jetzt wieder zu bean tragen. nachdem e» in der ersten Halste der Session still schweigend zu den „überwundenen Stankpuiicteir" gelpqt worbe» war. Er mag denken, und wohl kaum mit Unrecht, daß er damit den Nichter-Häncl'icheii Riß noch werde ver schärfen könne». Indessen ist eS auch möglich, daß der Abgeordnete für Hagen auS der letzten Niederlage, die er in der vorgestrigen Sitzung seiner Partei im Abgcordnetenhause davongctragen, die Lehre zieht, es sei besser, sich in da« Unvermeidliche zu fügen, als durchaus mit dem Kops sich gegen die Wand zu stürzen. Es »st auch uicht richtig oder wenigstens stark übertrieben, wenn behauptet wird, der Eiiisluß Eugen Richter'« in der Neichstagssraclio» überrag« deiijcnigc» Hänel's. Stärker als m der LaudtagSsracliou ist er allerdings, denn er wird zum Theil getragen durch ein gewisieS particularistiscbcS Element, welches die außerpreußischeu Mitglieder der Fraction mitbringcn, und welches jenem zweifellos eckt patriotischen Geiste, den Hänel rcpräsentirt, nickt völlig sich accomodiren möchte. Indessen gleichwohl darf man an»eb»ien, daß die Gruppe Hänel sich auch im Reichstage alS die kräftigere erweise» wirb. Der moralischen Unterstützung aus den anderen liberalen Gruppen darf der .Kieler Professor, der persönliche Freund Bennigsen'-, sicher sein." * Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am Donnerstag die zweite Ekatsberathung mit dein Illstizetat fort. Abg. Kökler wünschte, daß fortan die Ge fängnisse dem Iust>ri»iNister, die Zuchthäuser dem Minister des Innern unterslcllt würden, eine Frage, deren Regelung der Justizministcr Fricdbcrg bis »ach Erlaß des Rcichsstras- vollzugsgesetzeS vertröstete. Aög. Stross-r brachte die AntheilS- sätze der Gefangenen am Arbeitslohn zur Sprache und empfahl eine bessere Besoldung der Gelängnißbeamlen. Abg. Wliiblhorst wünschte, baß die Strasaiisiallen sämuttlich in der Hand des Iuistizministcrs vereinigt würden und daß da« erziehliche Moment in den Zuchthäusern mehr inS Auge gefaßt werbe. In critercr Hinsicht widersprach ihm Abg. Ttrosser. Die Abgg. Wessel und Seehasen sauten, daß die Behandlung und Verrstegung der Geangenen eine viel zu gute sei; ihre Ausführungen widerlegte der RcgicrungS- commiffar Starke, welcher nachwies. Laß nicht mehr geschehe, alS nölbig, um die Gesaugenon in arl'eitssähigcm Zustand« zu entlasse». Die weitere Bcralhung deS Iustizekats wurde alSbann aus Freitag vertagt. * AuS Berlin wird unS geschrieben: „Wir erfahren auS bester Ouelle. daß über das Verfahren, welches gegen über den a»S Rußland cinwaiibcrnden Juden zu beobachten ist. neuerdings Anordnungen getrosten worden sind, welche direct auf das StaatSnuiiisteriuni zurücksnhren. Dar nach ist den Localpolizcibehördeii die Beingniß erthcilt worben, in allen ihnen angemcsseii dünlenden Fallen derartige Personen, wenn sic leiitimalionsloü sind (was meistentheils der Fall ist), ohne W. leres über die russisch-deutsche Grenze zurück- znwcisen. Bisher war die Ausweisung den oberen Landes- polizeibehördo» i» den Provinzialbauplstädten allein Vorbe halten. und es bedurfte stets eines langwierigen Sckristen- wechscls, ehe eine Ausweisung ersvlgcn konnte. Da die bean tragende Localstelle in der Zwischcnzeil snr den Unterbalk der völlig mittellos clngewaiidcrteii polnisch - russischen Juden zu sorgen batte, so läßt sich denken, daß nur seiten ;» jenem Act der Nothwebr gegen die Einbrinalinqe geschritten wurde. Man will nun au» älteren, „och zu Reckt bestellenden königl. Verordnungen bcrau-gefuuden haben, daß auch die unteren Polizeiorganc ohne Anfrage und Bescheid der Vorgesetzte» Be hörde die Landesverweisung auSsprecken tönnen, und eS soll jetzt darnach verfahren werben, oder vielmehr, eS wird seil Kurzem bereits darnach verfahren. Die Bedeutung der ver änderten PrariS ist gar nickt zu unterschätzen, und wenn nur sonst die Ausführung in den Grenze» der Billigkeit sich holl, so kann die Maßregel manches Gute wirken; renn e» sind wahrhaftig nicht die besten Elemente, welche un- der Nachbar ini Osten bisher ziigesendet bat. Wir haben einen jüdischen Mitbürger, der eine Professur an einer deutschen Universität bekleidet, um seine Meinung Uber die vorliegende Angelegen heit befragt und derselbe hat uns offen zugestanken, daß es sür die deutschen Inden eine Dobllhal wäre, wenn der jüdische Zuzug an- Polen und Rußland gehemmt werden könnte." . * . * Tic Lage der Dinge im Orient beschäftigt gegen wärtig im hoben Grade die österreichische Diplomatie. Der österreichische Botschafter in Kenstanlinovel. Baron Ealicc, ist deshalb zur Berichterstattung nach Wien d»
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