Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1884

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Mr 18 Näckli-de 6nj>kl»ndter M-nuIcrivt« «acht die Netaciion nicht »krblntllch. »w«r«e der für die uLchftfalgeude Knmmrr befttmmten Inserate an Wochentagen di» 2 tthr Nachmittags, „ Gönn- und Festtagen früh bis' ,v Uhr. Zn den /ttialrn fiir Ins.-Annahme: Ott» klemm, UniversitätSstraße 31, Lonts Lüsche, Kathariiieustraßt 18, p. nur bt« '/.3 Uhr. MpMer.TllMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. 1V5. Montag den 14. April 1884. Auflage L8,»Q0. Zih»»»e«rntvPrei« viertelt. 4V, Ml. incl. Bringerlobn 5 Mk., durch die Polt biogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) »HNk Postbeiörderuug 39 Pik. mtt Postbesördcrung 48 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schristrn laut nnserem Preis- verzeichniß. Ladeklorischer u. Ziffcriisatz nach höhcrm Larif. Kectmaen nnter dem Uedoctionskrich di« Spalizelle 50 Ps. Inserate find stets an die stzpedition zu senden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung pnmuuuierallilc, oder durch Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. -eßenlliche Sitzung -er Sta-tveror-urteu, Freitag, am 18. April 1884, Abend» 8 , Uhr, im Saale der I. Bürgerschaie. Tagesordnung: I. Bericht de» BerfassungSauSschusseS über Eingehung «ine» Processe» aus die Klage der Firma Sachfenrvber und Gottfried gegen die Stadtgemeinve. II. Bericht des Bau- und GaSausschiifseS über: a. Anlage von 20 Retortenöfen in der Gasanstalt II; d. An», stattung deS WcrkstattgrbäudeS der Gasanstalt II und Beschaffung von 4 Banpumpcn. M. Bericht deS Bau«, Oekonomie» und Finanzausschusses über: n. Abtreibung deS Platzes L des nördlichen Be bauungsplanes und Herstellung der an dessen Ost- und Nordselle anzulegenden Straßen; d. Ueberlasiung deS Platzes an der Ecke der Sebastian-Bach- und Schreber- straße an die englisch-amerikanische Kirchengemeinde; o. Verrückung des Bauplatzes für die Lutherkirche. IV. Bericht deS Oekonomie-und BauauSschusseS über: ».Her stellung von Anlagen und eines Springbrunnen- am Obstmarkte; d. Einführung der Wasserleitung und Her stellung eine» Springbrunnens auf der Mitte deS freien Platzes an der verlängerten Körncrstraße. V. Bericht deS FinanzanSschusieS über ein Abkommen mit der Chemischen Fabrik Eutritzsch wegen der Abdeckerei in Leipzig. In der Zeit vom 16. bis mit 24. März 1884 erlangten da» hiesige Bürgerrecht: Albert» Carl Hermann, Kohlenhändler; Albert, Moritz, Kaufmann; Aügrier, Johann Georg. Uhrmacher; Ander», Wilhelm Otto, Lylograph; Auersmald. Franz Hilmar, Bauunternehmer; Bauch, Lbristian Friedrich Oswald, Ralhsdiener; Bauer, Gustav Adolf Ferdinand, Maurermeister; Vöttner» Emil Georg, Lagerist; Conrad, Friedrich Carl, Kaufmann; rimmisch, Friedrich Hermann, Schloffermrtstrr; Dietrich, Carl Alsred, Prokurist; Engst, Paul, Bauführer; Fichtner, Franz Richard, Fleifchermelster; Geargi, Wilhelm Ernst, Tischlergesellr; Gerth, Hermann Paul, Kaufmann; Goldammer, Franz Hermann. Architekt beim Nathßbanamtc; Hrnhle, Johann Earl, Kaufmann: >rtntze, Johann Georg Richard, Schriftsetzer; -ettsel, Friedrich?ldols, Buchhalter; Belize, Carl Friedrich Arthur. Schriftenvergleicher; oüttner, Heinrich August Alsred, Steindrucker; Julius, Johann Trauqott Moritz, Restaurateur; keil, Ernst O-kar, RathSdieuer; Kle««, Larl Gotthels, Postschaffner; kloppe. Heinrich Leopold, Pianosorteiabrikaut; Koch, Friedrich Hermann. Sieindrucker; Kohlhardt» Ernst Larl Robert. Holzbildhauer; krrtnert, Heinrich Bruuo, Restaurateur; Kühl«, vr. Richard Johannes, Prokurist; kuniS, Emil Eduard, Kaufmann; kititer, Rudolf Paul, Kaufmann; Liubuer. Friedrich Ernst, Postschaffner; Litigner, Carl Gustav, Rohproductenhändler; Lippert, Ernst Hermann, Postschaffner: LiPS, Gustav Felix, Inhaber einer ShlipS- und Crabatteufabrü; Gkannschatz, Friedrich Paul. Lohttkutschrr; Viausch, Friedrich Gustav. Schaffner; Mattha. Ernst Georg Heinrich, Referendar; Michael, Johann Einst August Peter, Brauerei-Jnspeetor; Müller, Conrad. Frachicojsirer; Müller, Franz August Buchbmder; Müller, Georg Einst Heinrich, Kaufmann; Muck, Friedrich Wilhelm, Feuerwehrmann; NtNZ. Gustav Felix, Kaufmann; Rigsche, Franz Heino, Kaufmann; Oehuie, Ferdinand Emil Hermann, Kaufmann; Opitt, Ernst Arno, Exvedient; Pfefferkorn, Friedrich Otto, Instrumentenmacher; Pflug, Carl Oscar, Buchhalter; OnrUinnlz, Paul Richard, Commis; Gabt. Jacob, Schaffner; Rackwitz, Hermann Otto, Kaufmann: Rcnger, Tobias Wilhelm Leberecht, Briefträger; Richter, Anion Georg, Schutzmann; Rirgel, Larl Wilhelm, Schaffner; Römer, Friedrich Wilhelm, Markthelfer; Ruht, Wilhelm Emil. Maler; Echisfel, Friedrich Max, Kaufmann; Cchinvler, Carl Heinrich Eduard, Schristgießer; Echmidt, Carl Samuel, Postschaffner; kchmidt. Heinrich Eduard. Drechsler; Echneider» Carl Gustav, McchauikuS; Echrribrr, Franz Hermann. Eivilingenieur; Cchreitcr, Carl Fri-drich Wilhelin, Buchhalter; Ichröder, Ernst Emil, Procurist; Echroth, Robert Ferdinand, HilsSbureaudiener; Cchiibe» Georg Wilhelm, JnspeclionSbeamter der Magdeburger Feuervers.-Gefellschast; Echubert, Friedrich Hermann, Maschinist; Tchulze, Carl Friedrich Alsred, Prokurist; Tchumau«, Larl Heinrich, Koffertrüger; Tchwamerkrng, Max Albert, Kaufmann; krveliiieher, Richard, Wechjclsenial; Geifert, Heinrich Oscar, Slockiabrikant; Geifert, Reinhold Ferdinand, Maschinenheizer; Gperling, Larl Heinrich Adolf, Feuerwehrmann; Gtephgn, Larl August, Fleiichwaarenhändler; Gtohe, Johann Gonsried Christian, Maschinenbau-Nrrlsührer; Gutter, Christian Wilhelm, Sattler; Titubert, Johann August. Eolporteur; Thomas, Friedrich Eduard, Buchhalter; ThomaS, Ernst Robert, Schutzmann; Trirms, Larl August, Schutzmann; Rtbrtcht, Mox Juli,-. Sisendahnassistrnt; August kl ,, 4- «oche vowCt.dluguft Ipril 643,114 sl. (-s- 11.4: x; 769 fl. (- 384,660 fl.). Mf'A'Hefterreichische Südbahn r L ff mehr ab Aufnahme der »evetntretenden Slenrentarschüler t« die Leipziger Bolt-schule«. Die Aufnahme der „euciutreteubcn Elruientarschüler findet in allen hiesigen Volksschule» ronucrStag, de« 17. April iatt, und zwar in der 1. Bürgerschule für Knaben vormittag« 10 llhr - für Mädchen Nachmittag« 3 Uhr ». Bürgerschule vormittag« 10 Uhr t-, 4-, «. und 7. vürserschule vorm, s Uhr vereiutgten Freischule Nachmittag« 3 Uhr 1., 2., 3.4.. L-, 6. und 7. Veztrtsschule BornntiagS s Uhr 8. vkjirtsschule Nachnnttag« 2 Uhr Die Aufnadwe der übrigen, in die Claffeu 1—7 eintrctenden Kinder erfolgt Freitag, den 18. April. Leipzig, den 12. April 18S4. Die rirectaren der Volksschulen. Städtische Gerner-eschule. Ausstellung. Die von der Schule gefertigten Arbeiten, bestehend in Zeich nungen, Modellen, Karicn und dergleichen, bleiben bis mtt 14. dieses Monats Borm van 1k-1 Uhr tm Schullocale, JohanneSplay 7, ausgestellt. Es beehrt sich zu dieser Ausstellung im Namen de« Lehrer- LollegiumS ergebenst cinzuladen Leipzig, den 10. April 1884. der Direktor: vr Lucker, kllepar. Vekanntmachung. Winkler. Eduard, Julius, Be^r tonnsche» M,s«,»«; Wittendors. Franz Hugo Richard, Prokurist; Wobst, Carl Hermann, Geschäftsführer: Wolf. Heinrich Hermann, Stahl- »nd »upirrdrnckn; Mander, Juli»« Leopold Franz. Kaufmann; ««Gig, Heinrich Gustav Adolf, Kaufmann. Da« zum Nachlasse dc« Herrn Eliristian Friedrich venueder in Gchöna« gehörige, aus dem Folium 21 des Grund- und Hypotliekenduchs sür Schönau eingetragene GasthosSgruudstück soll zum Zwecke der Lrblheilung am 17. April 1884, vormittag» 11 Uhr zu Schönau in dem Grundstücke selbst öffentlich versteigert werden. Das Grundstück umfaßt einen Acker Fläche mit 256.41 Steuer einheiten und ist am 12. März 1884 ohne Berücksichtigung der Ob- lasten auf 37,500 -Xl gewürderl worden. ErstehnngSlustige werden geladen, in dem gedachten Termine am brzeichnelen Orte ihre Gebote obzugeben. Die Bersleigerunzrbcdingungen kommen sowohl an hiesiger Amt«, stell«, alt auch »m Brnueder'schen Gasthose zu Schönau zum öffeut. tichen Au-Hange. Leipzig, am 28. März 1884. küuiglichr» Amtsgericht daseldft. Ahtheilung V. Lrctton 1. Mannsfeld. Auctionslocal -es LSnigl. Amtsgerichts. Eingang: kleiue vurggaske. Moutag und Dienstag den 21. «nd 22. dss. Mt», von 10 Uhr Bormitlaa«, bez. 3 Uhr Nachmittag« an gelangt ein »rötzrrer Posten neue Herren- und K«abea- aarderade, Gommer- und »tnterftoffe, Futter re. zur Be» steigerung. Leipzig, am S. April 1884. Vielst, Gerichtsvollzieher. Der hinter dem Kaufmann Fr. Arthur Gchnabel aus Lorbichan, zuletzt beim Rittergutsbesitzer Julius Klausmann zu Dominiiim Hans- vors bei Sagan, erlassene Steckbrief vom 29. März d. I. wird hier durch zurückgenommen. Sagan, den 10. April 1884. Königliche» AmtS-Gertcht. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 14. April 1884. * Die .Nationalliberale Correspondenz" schreibt zur Parteilage: .Am Ostermontag finden zwei Partei- Versammlungen statt, die sür die fernere Gestaltung unserer inneren Verhältnisse von großer Bedeutung werden dürsten. In Neustadt in der Pfalz versammeln sich unter der Leitung Miquöl'S die süd- und westdeutschen Gemäßigtliberalen, die. verschiedene Parteinamen führend, doch alle auf dein Boden des Programm« der nationalliberalen Partei stehe». Die Versammlung wird nach den unS zugehcnden Nachrichten sehr zahlreich a»S der Pfalz, auS Hessen, auS Nassau, aus Bade», Württemberg und Bayern, auch weiterher vom Niederrhcin besucht werten und wird sich zu einer großen Kundgebung des nationalen und gemäßigten Liberalismus der Bevölkerung von ganz Süd- westdeutschianv gestalten, die ohne ^weiset auch in Nord- deutschiand mächtigen Wiederball finden wird. Die Heidel berger Erklärung vom 23. März d. I. und daS alte Partei programm vom 29. Mai 188l, daS auch heute nock in allen Punkten die Richtschnur für die Nationalliberalen ist, werden die Grundlage bilden, ans der sich die Neustadter Versamm lung vereinigen wird: in diesen beiden Schriftstücke», die fach- lich nirgends im Widerspruch stehen, vielmehr vollständig übereinstimmen und sich ergänzen, wird jene Versammlung den Ausdruck ihrer politischen Gesinnung erblicken; sie wird kundgeben, daß sie e« nicpt als daS wünschenSwerthe und nothwendige Ziel der Entwicklung der deutschen Ver hältnisse betrachten kan», daß sich zwei extreme Richtungen unvermittelt und unversöhnlich geqenübersteben. Sie wird wieder einmal der Ueberzcugung weiter BvlkSkreise Ausdruck geben, welche in der Parteierllärung vom 29. Mai 188l folgendermaßen au-gesprochr» war: „Nach schmerzlichen Er fahrungen und Prüfungen der Vergangenheit >ji die national liberale Partei aus der Ueberzeugung unseres Volkes hervor gegangen, daß eine über ganz Deutschland auSgebreitete, unabhängige, reactionairen wie radikalen Tendenzen gleich mäßig sich sernhaltende, durch die Unterordnung individueller Ansichten unter die großen gemeinsamen Ziele starke liberale Partei eine Nothwendigkeu ist. Ohne eine solche Partei würde ein fortdauernder, di« Gruntvesten de» Staate« er schütternder Kamps zwischen extremen Richtungen, an dem andere Völker tranken und nicht zur Ruhe kommen können, unserem Vaterlande nicht erspurt bleiben. An dieser Uebcr- zeugung hält di« nationalliberale Partei auch in der heutigen Zeit unerschütterlich fest, wo wirtbschastlicbe Sorge wie politische Enttäuschung und Verbitterung da« ruhige Urtheil zu verwirren und die Bevölkerung in großer Zahl dem politischen Lebe« zu entfremden oder extremen Richtungen nach recht» oder link» znzuweiben droben. Für Deutschland ist nach wie vor eine Partei notbwendia, welche di« I »eitere Entwickelung unsere» vaterlande» auf den mühsam I erkämpften Grundlagen in entschieden freiheitlichem, aber »zugleich maßvollem und die realen Verhältnisse beachtendem Sinne erstrebt." — An demselben Tage findet in Köln eine große ultramontane Versammlung statt, welche über die heutige Stellung und fernere Haltung deö Centrums oder wenigstens eine» großen TheilS desselben Licht verbreiten dürste. ES ist die klerikale Demokratie, die hier ihre Mannen ausbietet. Es soll proteslirt werden gegen die „Versumpfung deS CulturkampfeS". gegen die Weigerung deS Staate«, auch den renitentesten Bischof zurückzurufen und sich in allem und jedem Stück den klerikalen Forderungen zu unterwerfen. Der Abg. Krebs mit der drobend erhobenen Faust wird wohl da« Vorbild dieser Versammlung werden. Nach der auS der Presse zu ersehenden Stimmung der rheinische» Ultramontancn wird die Kölner Versammlung sich zugleich zu einrm Protest der klerikalen Demokratie gegen die Staatsmänner und Aristokraten de- CentrumS gestalten. Herrn Winbihorst's Pläne dürften dort nach verschiedenen Richtungen hin durch kreuzt werden." * Die am 23. v. MtS. in Frankfurt a. M. abgehaltene Lande-Versammlung der hessischen Fortschritts partei hatte den LanveSauSschuß beauftragt, ein Programm für die Partei auSzuarbeiten und dasselbe einer weiter zu berufenden LandeSversanimlung vorzulegen. Demgemäß hat der verstärkte Ausschuß in einer am 6. d. MtS. in Dar in st ad t staltgehabten Sitzung den Beschluß gefaßt, der Landes versammlung einfach den Beitritt zu dem Heidelberger Programm vorzuschlagen. Die Einberufung der LandeS- versammlung ist für die nächste Zeit nach den Osterfciertagen nach Frankfurt a. M. in Aussicht genommen. * Der Richter - ParisiuS'sche .Reichsfreund" schreibt: .Der Standpunct der deutschen freisinnigen Partei dem Socialistengesetz gegenüber eraiebt sich au- dem Programm! .Gleiches Recht ohne Ansehen der Person »nv der Partei." Im Einzelnen ist dieser Standpunct auSgeführt in der soeben erscheinenden ersten Nummer des Parteiorgan-, der .Parlamentarischen Correspondenz." Ob ein einzelne« Mitglied der deutschen freisinnige» Partei hiernach sür das Socialistengesetz stimmen wird, bleibt abzuwarte». Einzelne Mitglieder, welche vielleicht UebergangSbcstimmungen oder ^gemeinrechtliche Bestimmungen angezeigt Hallen mochten, sehen cbre Absichten von vornherein vereitelt durch die bestimmte ^Erklärung de« Ministers von Pultkamer in der ersten Sitzung der Socialistcncomnzission, wonach die Regierung eS der CentrumSpartei gegenüber unbedingt ablehnt, aus solche An träge einzugehen und einfache Annahme oder Ablehnung ihrer Vorlage verlangt. * Die vom Bunde-rath am 2. Juni 1883 erlassene, mit dem 1. November 1883 in Kraft getretene Medicinal- prüfungS-Ordnung sür da» Deutsche Reich stellt >n 8 4, Ziffer 2 fest,' daß bei der Meldung zur Prüfung ein medicinisches Studium von mindestens neun Semestern auf Universitäten deS Deutschen Reiches nach- znweisen ist, und daß nur ausnahmsweise da« medicinische Studium aus einer Universität außerhalb deS Deutschen Reiches tbeilweise oder ganz in Anrechnung gebracht werden darf. Bisher galten die medicinischen Studien an außerhalb deS Deutschen Reiches liegenden (schweizerischen und öster reichischen) Universitäten deutscher Zunge als gleichwerthig mit denjenigen in Deutschland. In der angeführten neuen Bestimmung nun erblicken die drei schweizerischen Universi täten deutscher Zunge: Basel, Bern und Zürich, eine be deutende Schädigung ihrer Interessen, und sind deshalb die medicinischen Faculläten derselben bei dem eidgenössischen Bnndesralbe mit einer Eingabe dahin vorstellig geworden, derselbe möchte bei der deutschen Reichsregierung die geeigneten Schritte zur Abhilfe unternehmen. WaS da« Ziel der von den Pctenlen erbetenen Schritte betrisst, so wird von ihnen die Herstellung deS früheren Zustande« al» da« WünschenS- werlheste erstrebt. Sollte diese nicht zu erreichen sein, so würde» sie sich auch damit zufrieden geben, daß von den neun obligatorischen Studienscmesiern nur etwa sechs aus Universitäten deS Deutschen Reich« zuzubringen wären, der Nest aber auf jeder Universität deutscher Zunge absolvirt werden könnte. Zn den letzten zehn Jahren betrug der initllcre Procentsatz deutscher Stndirender an der medicinischen Facultät in Basel 3.88, in Bern 2.5, in Zürich 10.22 Proc. * Der „Ochseukrieg" zwischen Ungarn und Oesterreich hat mit einem durchschlagenden Erfolge Ungarn« geendet. Die „Politische Correspondenz" ver öffentlicht einen Ministcrialcrlaß, durch welchen die Ver ordnung der niederösterreichiscken Staltbalterei, betreffend die Viehcinsuhr auS Ungarn aufgehoben wird, da dieselbe durch die beruhigende» Aufklärungen Ungarns in Betreff der Hand habung der Brterinairpolizri gegenstandslos geworden sei. Die Erdarbeiten sür die projectirte Ausladerampe in Marchegg sind bereits eingestellt. Herr von TiSza hat somit sein Wort, da« er im Parlament verpfändet, glänzend eingelöst und dadurch seine Position den bevorstehenden ReichstagSwahlcn gegenüber sehr erheblich befestigt. Die österreichische Regierung hat dagegen eine Niederlage erlitten, die dadurch nicht leichter wird, daß der Rückzug in einer Sache angetreten werden muß, in welcher das Recht nicht zweifellos auf ungarischer Seite war. Bezüglich eine« PuncteS allerdings haben die ungarischen Unterhändler in Wien ein Zugeständniß gemacht, indem sie nämlich erklärten, Ungarn wolle sich jeder Einflußnahme aus di« neue Wiener Marktordnung enthalten und diese lediglich al« interne öster reichische Angelegenheit betrachten; ebenso solle der neue Vieh- markl zu Prcßburg seiten- der ungarischen Regierung keine Förderung erfahren. Bezüglich der neuen Marktordnung, welche eine Regulirnng der Wiener Flrischversorgung aus der Grundlage de« freien Angebots und der freien Nachfrage anstrebt, beharrt denn auch die österreichische Regierung aus ihrem Standpunkte. Eine Cvnferenz. welche der Ackerbau- Minister Graf Falkenhain in den letzten Tagen mit den Führern der ungarischen Diehmäster hatte, um eine even tuelle Vereinbarung mit ihnen zu besprechen, verlief rcsullat- loS; der Minister lehnte jede Nenverung der Marktordnung ab. Die Folge dürste die Eröffnung de» Preßburger Vieh- markt» am 2l. April sein, wenn auch noch nicht seststeht. ob sämmtliche ungarischen Diehmäster bereit sein werden, den Markt zu beschicken. * Die norddeutschen Missionaire an der Goldküste haben daselbst sieben Skalivnen und in Ho eine Schule sür di« Aus bildung von eingeborenen Missionairen gegründet. Lnnmuet Geibel's Leichenfeier. Lübeck, l2. April. Auf Staai-kosten beerdigt die freie Stadt Lübeck ihren größien Sohn, und diese Ehre gilt dem Dichter wie dem Patrioien Gcibel. Der Gedanke, daS Leichenbeqängniß de» verstorbenen Ehren bürger« der Stadt selten« der Bürgerschaft ouSzurichien, war alS- bald nach dem Bekanntwerden der Trauerbotschaft angeregt worden, und schon hatte eine Sitzung de« BürgcransichusseS sich mit der Ordnung dieser Angelegenheit befaßt, als plötzlich der Senat-beschlnß verlnulbarte, eine öffentliche Leichenfeier von Staat«wegen zu per- anstalte». Jetzt traten alle privaten Abmachungen n»ü Veranstaltungen zurück, und cm« Senatseonnmssion regelte im Einverstäiidmß mtt beu Hinterbliebenen deS Dichters alle Vorbereitungen. Die gelroffcncn Arrangements sind teS Gemeinwesen« Lübeck und deS todien Dichter- würdig: imposant in ihrer Einfachheit, wirkungsvoll in ihrer Gesammtheit. So lange die Leiche im Sterbehause — in der KSnigstraße 696 — lag, hatte man den Angehörigen völlig sreie Hand gelassen, und diese wieder hatten ihren Schmerz dem Wunsche der Allgemeinheit untergeordnet und die Ihürcn des Todtenzinnner« weit geöffnet, so daß die traiieriidc Statt wenigstens de-S einen Tröste« nicht ent- behrte, zur Leiche beS Ilnvergeßlichen willfahrten und seinen Katafalk mit Blumen und Lorbrrn schmücken zu können. In der Werkstatt seine- geistigen Schaffens, in seinem ArbeltS- ziminer, war Gcibel ousgcbahrt. Durch den GlaSdeckel de« Sarge- sah man daS durchgeistigte Antlitz des tadle» Dichter« mit de» Silberbaaren »nd dem weißen Trutzbarte, und weder die Hoheit der Erscheinung noch die treue HerzenSgüte hatten der Tod »nd die ihm voraufgegangenen endlosen Schmerzen zu der- wilchen vermocht. Reiche» Kerzenlicht aus vielarmigen Süberleuchlcrn -«schien da« herzliebe Dichterantiitz und au« tausend Blumen und Bliithen, die FrenndeSliebe und Bewunderung gespendet, stiegen betäubende Wohlgerüche aus. Den Hunderten von Tele- grammen und Condoien schreiben an die Hinterbliebenen waren Hunderte von Kränzen und Bouquets beiaefügt, und eine erdrückende Last solch dusliger Ehrengaben Ia> aus vr,» Sarge und um den- selben gehaust. De lagen die ossiciellen Gaben de« Staate« und der Stadt Lübeck, Riesenkränze mit iveißrotben Schleifen und Wid- mungeu in Golddruck: auch sonst war des Dichters Vctterstadt mit Kränzen reich vertreten: die Lübeck'che Cchillerstistuiig, die hier er scheinenden Zeitungen, da« OsstciercorpS deS hiesigen Bataillon« des 2. Hansealischkii Jnsanterie-Reginnnt- Nr. 76, „die Jmigirauen dcr trauernden Vaterstadt", die Turner« und Kriegerveremc Lübecks — — sie alle hotte« Kränze gespendet. Unter de« Dichter« persön lichen Freunde» verdient wohl sein Freund «nd Dichtergenvsse Hcgse die Erwähnung an erster Stelle. Mit eigener Hand hat Hey!« aus die Schleife seine« Kranze« geschrieben: „Dem treuesten Freunde in unvergänglicher Liebe. Paul Hcyse"; hier liegen die Kränze von Julius Wolfs, En il RittcrShau« und den, ivackerii Dichter May au« München: die Blumen- »nd Lorbeer- spenden seiner Verleger Cotta und Hildebrand; deS Verein- der Berliner Presse, des Wiener SchriftstellerverelnS „Eoneordia", der Prager deutschen Studentenschaft, des deutschen Schriftstellerver- bandes, deS Münchener Journalisten- unv Schriilstellervereins. deS Leivziger Schriftsteller- und KünstlerbundeS „Svuivosion", des Münchener Künsttervc-eiiis „dcr Zwanglosen", dc- de»ffche» Sänger- bundeS, de- freien beulschkn Hocksliffs und u» w.üigtter anderer Vereine und Corporalionei«. Ta ist auch eine vr,anders duslig- Blumenspendc von Geibel's alter liebe» Freundin, der Fürstin. Willwe Larolath-Beutlien, da sind Kränze des Geheimen Raths Acgydi und des BiidbauerS Pohlmann aus Berlin, auch de« vielvcripiechenden jungen Sommerstorss vom Deulsck)en Theater, der dem dahiiigejchicdeiien Tichler so manche Anregung »nd manchen künstlerischen F-ngerzeig verdankt; da endlich liegt auch — ganz oben und die Widminig-schleise quer über den Sarg gebreitet — der Lorbeerkranz, den die erste und von Geibel so überaus hochgeschätzte Jiilervrclin der Titelrolle seiner „Sophonisbe", die Hoffchau'vieleria Ollo-Martinegg au- Schwerin, dem tvdten Freunde und Gönner gesandt. Kein bester und edler Wort konnte die Spenderin al« Widmung wählen, al« die Berje, die der Dichter der SophoniSbe in den Mund legt: „ Nur einen Augenblick Sei mir's gestattet, Weib zu sein «nd Dir Die Schuld der Ehrfurcht und der Dankbarkeit Im letzten bittern Scheivewort zu zahlen: Fahr wohl. Du königliches Haurt, fahr wohl!" Und über die Blumciihügel und Berge von Lorbeer hinweg schweift der Blick hinüber zu den« Heiligt! >nn, »eben dem sie den tobten Dichter ausgebahrt, zu seinem Lchrrilitüch. Wie ein über irdische« Wesen leuchtet da« hehre Fraiienbild über dcm Schreib tisch — ein Lelbild der so früh dabingrichiedenen Gattin Geibel's. Tos ist keine Erdcnschönheit, in diesem Bilde ist alles Geist und Seele, eine Engelgestall ohne Flügel. Dieses Bild sah die edelsten Schöpfungen de- Lichters erstehe»: auf ibm und aus den zahl reichen Bildern seiner Tochter und seiner Enkel, die riny« den Schreibtisch schmücken, hat der Blick dcS mit io tiefer Empfindung sür das Familienglück begabten Sänger-? ia»sk»dnial geruht. Noch zwei andere Tinge, die de» Schreibtisch schmü len, waren dem Dichter besonders lieb: ein Briefbeschwerer auS Alabaster mit einem gemalte« Blumenstück und den verszeilen: „Sei getrost mir, Herz, lind sing«, Deinen Reichlhmn sing ihm kühn, Daß die Blume Samen bringe, Sprich, wa« kann sie ihn», olS blühn?" De« Weitere» eine marmorne Nachbildung der Lanossasäule mit der auf die vier Seilen de« Postumem« vcrlheillen Inschrift: „Noch Canossa gehe» wir nicht! Reichsiagssitziing vom 14. Mai 1872. AuS Lankbarkeit und in bester Zuversicht. Errichtet von deutschen Männern und Frauen." Geibel war eine gottessrohe, von der Idee de« wahren Cbristenthums erfüllte Natur, dabei ein erbitterter Feind deS kirchlichen Formel, «nd DogmcnwcsenS. Die Kraft des rescr- matorische» Gedanken-, die ihm in dem vielberufenen BiSmarckworte zu liegen ichien, begeisterte den deutschen Patrioten, und seine Zu- verficht, daß der Lanossaaang nimmer werde angetrclcn werden, war eine unerichütterliche. Ob ihm der Tod «ine harte Eutläuschung er- spart bal? . . . Keine Zeile von Geibel'« Hand ist auf dem Schreibtisch zu «nt- decken. Grimme, körperliche Schmerzen haben e« ihn, in den letzten Monaten ganz »nniögllch gemach», die Feder anzusetzen. Er la« auch nicht mehr; zuweilen ließ er sich vorlesen. Im Februar 1888 vollendete er dlc Correspondenz. die die neueste Gelammtau»gabe seiner Werke bedingte; in den folgenden Wochen inachte er noch einige Torrecturen aus den ihm von seinem Verleger zugcsandten Bogen — da« waren die letzten Federstriche de« vielgeprüften Dichter«. Seit übrr einem Jahre hat er keine Feder mehr ungerührt, auch nicht zu rtnem Privatbrtrfe. Die letzten drei Monatr konnte mau füglich al« dichterische« Traumleben, unterbrochen durch Stunde» und Tage unerträglicher, körperlicher Schmerzen bezeichnen. Die neueste Prachtausgabe seiner Gedichte — eine InbelanSaabe. mtt de« Dichter« Bild nach einer Münchener Hanfstänalffchru Photographie geschmückt — dg« einztge Bild, da« Geibel für gut und ähnlich erklärte — sollte der Dichter nicht mehr schauen. Latta hatte sic heimlich veranstaltet, mit aller typographischen Pracht nuSgestatlet, und drr ältrstr Lnkrl de« Dichter« sollte sie dem Groß papa morgen al« Ostergabr überreichen Nun ist« ander« gekommen, nun steht drr Prachiband still im obersten Fache dt» riesigen Bücherschränke«, der die dem Schreibtisch gegenüberliegend, Wand de« Arbeitszimmer« entnimmt. welche Wer, he birgt doch dtetrr Schrankt Geibrl'« Bibliothek ist nach Umsang und »nSwahl eine« Manne« von so universeller vilouna «ürdta. Dir Bücherichütze find wohl geordnet: die Wisse», schast, di« Elassicität, dir Belletristik haben ihre besonderen Fächer;