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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-03
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1885
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Erscheint täglicb früh 6V,Uhr. Ne-artion und Lkpldition Iohanncsgasje 8. Sprrchstllndrn drr Uk-actrou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »IN dl» Aua,ad, nngei-utter M-iuiicudl, «»chr sich »>k AedacNo» nicht vcrduldUch. Annahme der für die nichftfol>ende Nummer bestimmte« Inserate an Wacheiitaae» bis L Uhr Rachm»tta,S. au Lon»- und Festtage» früh tztS,,S Uhr 3a orn Filialen für Ins.-Ännahme-. Otto Klrmui, llniversitätsstraße 1. LoniS Lösche, Kalharinenstr. 23, p. nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage Ltd,LV». .Xvomiemenlspreis vierrelj. 4'/, Mt. mcl. Bringenohn 5 Mk„ durch die Post bezogen t> Mt. Jede einzelne Stummer 20 Pi Belegexemplar 10 Pf- Bebüdren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Poftbesörderuiig 39 Ml. Mit Postbejördcrung 48 Ml. Inserate 6gespaltene Petitzcile 20 Pf. Größere Schriften laut uuj. Preiöoerzrichiiiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarii. Nerlamen unter dem RedactionSstrich dielgrspalt Zeile SO Ps., norden FamiUennachrichteo die bgespalteue Zeile 40 Pf. Jujeraie siad stets au die Vxprvition zr jeadea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumsraoäo oder durch Post- uachnahme. 154. Mittwoch dm 3. Juni 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Veklmilimachuilg. Zur Ausstellung LcS städtische» GrundsteuerkatastcrS aus die Jabrc 1880 biS mit 1888 haben die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter von ihren Grundstücken und deren Zu- dehörungen an Höfen, Gärten, Plätzen, einschließlich der zum iandwirthschastlichcn oder einem sonstigen Gewerbebetriebe benützten Accker, Wiesen und sonstigen Fluren, sowie ein schließlich der mit dem Grundstücke verbundenen Wasserkraft alle Mieth-, Pacht» oder Nutzuugöerträgnisse, beziehentlich bei leerstehenden oder vom Eigenthümer benützten Räumen die Micthwertbe nach den Jahren 1883, 1884 und 1885 und die zu deren Beurtheilung dienenden Tbatsachen zusammenzustellen und sich hierbei der zuaesertigtcn Formulare zu bedienen. Diese Formulare sind aiiSgefüllt späteste«- binnen 14 Tagen, von deren Anfertigung an gerechnet, in der estadt-Steuereinnahme, Stadthaus, Obstmarkl Nr. 3, entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Berich tigung etwaiger Mängel genaue Auskunft zu geben im Stande sind, wieder cinzureicbe». Die Unterlassung der Ausfüllung, sowie die Bersaumnttz der vorgcdachten Frist zur Wieder- einretchuug der Liste zieht eine Geldstrafe bis zu 3tt Mark nach sich. Unter Hinweis auf die dem Formular bcigcdrucktcn all gemeinen und sonstigen Bestimmungen wird zur besonderen Beachtung noch angeordnet, daß 11 Aufzeichnungen in Spalt« 7 nicht zu bewirken, 2) die Formulare nach erfolgter Ausfüllung vom Grund stücksbesitzer oder besten Stellvertreter eigenhändig zu unterschreiben sind, S) »die Gattung der auf den Parzellen stehenden verschiedenen Gebäude, als Vorder-, Seiten», Hinter-, Quergebäude rc., möglichst wie solche in dem Brandversicherungsscheine ausgesührt stehen, verzeichnet wird, 4) die Ordnung zu befolgen, daß fämmtliche Räume und sonstige Zubehörungen deS Grundstücks an Stuben, Stubenkammern, Vorrathskammern, Küchen, Böden, Werkstätten, Nieperlagen rc. nach Abteilungen, wie sie zusammen gehören und entweder vermiethet öder zur Ver mietung bestimmt sind oder benützt werden, leer stehen oder von dem Eigenthümer selbst benützt werben, einzeln, ihrer Zahl nach und nach Reihe der Stockwerke, wobei mit dem untersten, d. i. dem Kellergeschoß, anzusangen ist, einzutragcn sind und in Fällen, wo Quartier rc. mit MeubleS, Utensilien und Jnventarien vermiethet sind, der betreffende Anthcil am Miethwerthe hierfür zu ver anschlagen und 5) die Fläche für vom Eigenthümer benützte oder leer stehende gewerbliche Räume in Quadratmetern anzu geben ist. Die eingehenden Berzeichniss« werden aus daS Genaueste geprüft und hierbei undeutlich geschriebene und nach den Vor schriften nicht gefertigte zur Abänderung zurückgcgeben werden. Dafern die zugeserligten Formulare unzulänglich sind, werden dergleichen aus Erfordern in der Stadt - Steuerein- nabmc verabreicht. Leipzig, am 23. Mai 1885. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. Koch. Bekanntmachung. In Übereinstimmung mit der Deputation deS NatheS für daS Droschken»<sen haben wir zur Durchführung einer besseren Eontrole beschlosten, daß alle Wagen, welche im Droschkenbetriebe verwendet werden, mit einem von unS zu erlhcilendcn PrüsnngSstempel versehen sein müssen. Von dieser Maßregel sind auch diejenigen Wagen nicht aus genommen, welche neben den gewöhnlichen, im Tagesbetriebe befindlichen Droscbken als sogen. Nachtdroschken verwendet werden, nicht minder solche, welche zeither als sogen. Reserve wagen bezeichnet wurden. Tie Abstempelung der Droschken wird bei der nächsten Generalrevision am 8. und 8. Juni dieses JahreS erfolgen, wahrend die neben den gewöhnliche» TageSdroschken zur Ver wendung kommenden Nachtdroschken und die Reserve« wagen Mittwoch, den 10. Juni 1803, Vormittags pünktlich '/,v Uhr, an dem Orte der Gcneralrevision (Pestalozzistraße) zur Prü fung vorzusahrcn habe». Nach der Gcneralrevision dürfen andere Wagen, als die mit dem PrüsnngSstempet versehenen, zum Droschkenbetriebe nicht mcbr verwendet werden, und haben Zuwiderhandelnde ihre Bestrafung nach tz. 51 des Droschkenregulativs zu ge» wärtigen. Leipzig, den 27 Mai 1885. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Brelsckneider. Mühlner. Generalversammlung der Ortskrankencaffe XI für Schneiderei und Pu^macherei. Behufs Wahl deS Vorstandes der Ortskrankencaffe haben wir »ach Ztz. 34 und 37 deS RcichSgcsctzeS vom 15. Juni 1583 und ß. 52 deS EasscnstatutS Generalversammlung aus Donnerstag den 4. Juni 1883 anberaumt. und werden desbatb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Castenmitglieder geladen, zu dem an gegebenen Tage Ab-ndS 8 Uhr im Stadtbause. Obstmarkl Nr. S allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 111, sich einzusinden. Tagesordnung: >) Wahl eines Vorstandes; 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localvcrbande im Sinne deS tz. 4« deS ReichSgesHe« vom 15. Juni 1883» betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 21. Mai 1885. Der Rat- der Stadt Leipzig. sKrankenversichernngSamt.) Winter. Uhlaanu. Generalversammlung der Ortskrankencaffe XVIII für Kellner. Behufs Wahl deS Vorstandes der OrtSkrankcncasse haben wir nach tzZ. 34 und 37 des Reichögesetzes vom 15. Juni 1883 und tz. 52 deS Cassenstatut« Generalversammlung aus Donnerstag de« 4. Juni 1883 anberaumt und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Castenmitglieder geladen, zu dem an gegebenen Tage Nachmittags 4 Uhr im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß. Zimmer 111, sich einzusinden. Tagesordnung: 1) Wahl eine« Vorstandes, 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localvcrbande im Sinne deS tz. 46 deS ReichS-GesetzcS vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 21. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Krankenversicherungsamt.) Winter. Uhtmann. ^tnrralversammlüng ^ der Ortskrankencaffe XII. für Hutmacher, Kürschner, Handschuhmacher und Schuhmacher. Behufs Wahl deS Vorstandes der Ortskrankencaffe haben wir nach ßß. 34 und 37 des RcichSgcsctzeS vom 15. Juni 1833 und §. 52 deS Casten-StatutS Generalversammlung aus Freitag den 5. Juni 1885 anberaumt, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Castenmitglieder geladen, zu dem an- gegcbeucn Tage Ab-ndS 8 Uhr im Stadthaufe. Obstmarkl Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 111, sich einzusinden. Tagesordnung: 1) Wahl eine- Vorstandes. 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localvcrbande im Sinne deS tz. 46 deS ReichSgcsetzeü vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 21. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankenverffcherungSamt.) Winter. Uhlmann. Generalversammlung der Ortskrankencaffe XIII.für Barbiere,Friseure und Bader zu Leipzig und Umgegend. Behufs Wahl dcö Vorstandes der Ortskrankencaffe haben wir nach tz. 34 und 37 deS Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 und tz. 52 des Castenstatuts Generalversammlung auf Donnerstag, den II. Juni 1885 anbcraumt, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber, wie der Castenmitglieder geladen, zu dem an gegebenen Tage Nachmittag- 4 Uhr im Stadthause, Obstmarkt Nr 3, allhier 2. Obergeschoß, Zimmer 111, sich einzusinden. Tagesordnung: 1. Wahl eines BorstaudcS. 2. Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localvcrbande im Sinne deS tz. 48° des Reichögesetzes vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 30. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankenversichernugSamt.) Winle r. Uhlmann. Bekanntmachung. Nachdem Herr vr. pliil. Oberlehrer und Professor Wilhelm Georg von Hahn. Bismarckstraße Nr. 8 hier, die aus ihn gefallene Wahl zum Arnicnpfleger im 16. Distrikte angenommen hat, ist derselbe am 29. Mai d. I. durch Herrn DistrictSvorsleher Oberlehrer De. F. Dix in diesiS Amt eingewiesen worden. Leipzig, den 30. Mai 1885. DaS Armendirectorinm. Ludwig-Wots. A. In dem Zeiträume vom 7. Juni bis zum 25. Öctober wird^dic Sammlung der Köuigl. geologischen Landesuntersuchung (Thalstrabe 15o, 2. Etage) an jedem Semttege von '/,11 bi- V,1 Uhr dem Publicum ge- öffnet sein. In einem neben dem SammlungSsaalc gelegenen Studienzimmer sind sämmtliche bisher erschienene Blätter der geologischen Special, karte von Sachsen nebst den zug, hörigen Erläuterungen, sowie sonstige aus den geologischen Bau deS Königreichs Sachsen bezügliche Werke behnss ihrer Benutzung von Seiten des Publikums auSgelegt. Die in den Schränken befindlichen petrographischen und palaeon- tologischen Suiten werden auf Wunsch der Interessenten zum Zwecke speciellerer Einsichtnahme während der oben genannten Stunden durch den mit der Aussicht beauftragten Beamten in dem Studien zimmer ausgestellt werden. Leipzig, den 1. Juni 1885. Der Direkter brr Köuigl. geologischen LandcSnntersuchung. vr. Herm. Lredner. Erstatteter Anzeige zufolge ist das der Marie Minna Sbrr» aus Rückmarsdorf vom dortigen Gemcindcvorstande unterm 10. Juli 1882 ausgestellte Dienstbuch bereits vor längerer Zeit in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Wir bitten, das Buch im Ausfinduugssalle bei unS abzugcbea. Leipzig, am 1. Juni 1885. Das Polizeiamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. W. Bekanntmachung. Die am 1. Juli d. I. sälligea Coupon« unserer Obligationen werden an der Lasse des Herrn »ep. Werttzauer, Markt 13, Stieglitzen'« Hoi, Tr. 6, I.. an den gewödnlichen Geicbäststogen IN den Vormittagsstunden vom Verfalltage an ungelöst. Leipzig, 1. Juni 1885. Der vor stau» »er Israelitische, Nekt,ta»»,e««t»»e 1» Leipzig. Königliche Kunstakademie und Kunstgemerbeschule zu Leipzig. Aus mehrfach kundgegcbeucn Wunsch bleiben die Dchülcrarbeiten noch bis mit 5. Juni c. im Akadcinieflügel der Pleitzenburg ausgestellt. Leipzig, den 31. Mai 1885. Der Director: vr. Ludw. Nieper. Der Zutritt zur Ausstellung ist uueotgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—1 Uhr. Nichtamtlicher Theil. Die Reichsrathswahlen in Böhmen. * Die Anhänger der „BersvhnunqSpolitik" de» GLasen Taaffe, welche ihre Absichten und Hiele unter dem Titel „deutsch-böhmische WirthschastSpartei" verbergen wollen, bieten, von der Regierung unterstützt, alle Mittel und Künste aus, um für ihre Candidalen in den deutschen Gegenden Böhmens Stimmung zu machen. So haben sie einen Wahl aufruf erlassen, dessen ganzer Inhalt daraus berechnet ist, Täuschung und Jrrthum zu verbreiten und der großen Maste der Wähler glauben zu machen, die Führer der sogenannten WirthschastSpartei seien im Grunde auch von deutsch- natieualer Gesinnung erfüllt, die aber vor Allein in der Herstellung des Friedens und der Eintracht mit den Czechcn gipfeln müsse. Der jüngst erlassene Wahlaufruf dieser BersöhnungS- polilikcr beginnt geradezu mit den Worten: „Deutsche in Böhmen! Treu unserer unverfälschten deutschen Gesinnung und treu unserem VotkStbume, nehmen wir den Wahlkampf auf, um vor aller Welt Zengniß abzulegcn, daß wir deutsche Männer sind, welch« die Ideale ihrer größten GeisteShcroen schätzen und hoch hatten." — In dieser verführerischen Tonart geht es in dem Aufruse noch eine ganze Weile fort, bis endlich der Pferdefuß dieser sonderbaren Partei zum Vorscheine kommt. Die wirkliche deutsch-nationale Presse Böhmens ist selbstverständlich gegen diese- Treiben der Wirth- schast-politiker sehr erbittert und bleibt diesen die Antwort aus ihre schlecht verhüllte regierungsfreundliche Aailativn nicht schuldig. Da bemerken unter Anderem die deutsch-nationalen Blätter mit beißendem Spotte» daß der bombastische Ausruf der deutschen WirthschastSpartei nicht wirkungslos verhallt sei. „Schon hat Um. heißt e« weiter, da» deulschgeschriebene Czechen- btatt, die „Politik", mit Beifall begrüßt, und eS soll unS nicht wundern, wenn die Führer der auch-deutschen Wirlh- 'schastöpartci, Schullehrer Heinrich und Herr Brosche, alS die wackersten aller deutschen Männer demnächst zu Ehrenczechen ernannt werden sollten. Man braucht nur den vor einigen Tagen veröffentlichten czcchischen Wahlaufruf zu lesen, um zu erkennen, wie würdig diese Beiden so hoher Auszeichnung wären. Auch unsere nationalen Gegner, die beiläufig er klären, erst im Beginne der Erfüllung ihrer Wünsche zu sein und denen sich nach ihrer Behauptung der Aufenthalt im NeichSralhe eigentlich noch gar nicht verlohnt hat, auch diese so wunderbar genügsamen Nationalpolitiker, weiche in den gegenwärtigen Zuständen nur eine Anwartschaft aus den rein czcchischen Staat erblicken, auch sie verlangen von uns genau dasselbe, wozu die Herren der WirthschastSpartei im Namen deutscher Männlichkeit uns anrusen und begeistern wollen. Auch sie versichern unS, daß wir nichts Besseres für un» und unsere nationale Sache thun können, als die Waffen strecken und uns auf Gnade oder Ungnade unter der Hcinricb'ichen Parole: „Du Ezechenvolk du bist im Recht!" den Herren Rieger. Zcithammer und Grögr zu ergeben. Und da wir imuwr und jederzeit zur Einheit mahne», so finden wir eS höchst bedenklich. daß die Herren Heinrich und Brosche ihre eigen« Wsge gehen, sich nicht ihrer natürlichen Gemeinschaft anschlisßou» den czechischen Wahlaufruf unterschreiben oder höchst««- nur vcrlautbaren: „Deutsche in Böhnien! Treu Eurer unversälschtcn deutschen Gesinnung und treu Eurem VolkSthume. thut und unterlaßt Alle- genau so, wie eö Euch im czcchischen Wahlaufrufe empfohlen wird." Wie die Dinge beute stehen, wäre damit auch der so nachdrücklich betonten Förderung der materiellen Interessen am bestengedient; denn wenn die czechischen Politiker Wort halten, und „wie sic eS stet» gethan, jede Corruplion im öffentlichen Leben brkänipsen wollen", dann wird für materielle Interessen auch künstighin etwas zu hole» sein." Aber die WirthschastSpartei will offenbar in leiner All gemeinheit ausgehcn. Sie bildet sich etwas ein aus ihren czechischen Sologesang, »nd denkt dabei unverwandt und mit Begeisterung an die vielberühmtcn materiellen Interessen. Je weniger ihrer sind, desto mehr Segen, der vcn oben kommt, fällt jedem Einzelnen von ihnen zu. Aber die Haupt sache bleibt: immer offen und unerschrocken. Muth muß biö zum crassen Gcgcntheil, bis zur Unverschämtheit gesteigert werde», wenn man etwas erreichen will; ohne mit einem Wimper zu zucken, muß man der Gunst der leitenden Kreise entgegensetzen. Nur wer eine solche Stirne hat, kann ge krönt werden. — So weit über die deutsch-böhmische Wirlb- schastSpartei, von deren Agitation die Regierung sich große Erfolge verspricht. Ucberhaupt hat gegenwärtig die Wahlbewegunz in Böhmen ihren Höhepunkt erreicht; in wenigen Tagen wird die zu künftige Gestaltung deS österreichische» Parlaments entschieden sein. Alles, was in gewissem Sinne auS den hoben Rcgie- rungökreisen kommt, Äinv und Wetter, ist gegen daS Deulsch- thum in Oesterreick gerichtet. Aus die Gunst aller abhängigen oder freiwillig osficiöscn Elemente, aller Speculanten und Streber müssen im gegenwärtigen Wablkampse die Deutschen Oesterreich» verzichten. Diese verheblen sich nickt, daß die Wahlcinrichtungen, ein Werk ihrer Gegner, die Zahl der deutschen Vertreter noch mehr Herabbrücken werden. Aber Das. waS übrig bleibt, bemerkt mit Recht ein wackeres deutsch-böhmische» Blatt, ist die elementare Kraft, der historische begründete Widerstand, die nicht zu brechen sind und denen die Zukunst gekört: Aus diese elementare Kraft de» deutschen VolksthumS in Oesterreich bauend, sehen die Deutschen Böhmen» ohne Optimismus, vorbereitet für lange Kämpfe und schwere Arbeit, aber mit ungebrochenem Muthe, mit un verminderter Zuversicht den Tagen der Entscheidung entgegen. Schon sind einige Scharmützel geschlagen worden, die dem roßen Kampfe aus der Wabsstatt vorangehen. Und man at gerade nicht zu Nagen itber den AuSgang dieser vor- postengesechte. Den zähesten Gegnern, deren Einfluß sei* Jahrhunderten Wurzel geschlagen hat, den mit den Slawen und Feudalen verbündeten Ultramontanen ist in Nieder österreich und Tirol je ein Mandat entrungen worden. Zallinger, einer jener wenigen Klerikalen, welche sich auf ihre nationalen Pflichten besannen, siegte über einen entschiedenen Römlina, ja unter den Unterlegenen befindet sich Baron Ignaz Giovanelli, der fanatische Führer der rücksichtslosen Schwarzen, der im ExrcutwcomitS der Rechten al» Wächter der Reaction sein Amt versah. Nicht unter ungünstigen Zeichen also hat der Wahlkampf begonnen, und der erste Tag schon bewies, daß im deutschen Volksthum sich un geahnte Kräfte entwickeln, die aller officiösen Berechnung spotten und denen mit keinem Hochdrucke beizukommen ist. Im deutschen Böhmen bietet der Wahlkampf» allen officiösen verzweifelten Krastanstrenaungen zum Trotze, einen erhebenden Anblick dar. — Die Svcculanten der Wirth- schastspartei, die Deutschconservativcn sammt ihrem winzigen und kläglichen Troß sind aus dem Felde geschlagen, noch ehe die Schlacht begonnen hat. Mag auch der Kamps zwischen nationalen Candidalen in zwei Bezirken bedauerlich sein, daS ist eine vorübergehende flüchtige Widerwärtigkeit, die für das große gemeinsame Ziel der Wablbcwegung nicblS befürchten läßt. Genug daran, daß schon heule niit voller Bestimmtheit behauptet werden kann: kein Dunkelmann, kein Halbveulscher, kein Freiheitsgegner wird aus den deutschen Bezirken Böhmens entsendet werden. Das deutsche Volk Böhmens erweist sich würdig, die Schaaren der großen deutschen Opposition in Oesterreich zu leiten. Seit Sonnabend ist auch die Haltung der Deutschen Prags im Wahlkampfe entschieden. Sic sind entschlossen, wieder muthig cinzutrcten in den Kamps und mit Ausdauer die Ge biete zurückzuerobern, die ihnen in rücksichtsloser Weise ent zogen wurden. Sie bieten un Kleinen ein conceutrirtcs Bild der Lage dar, in der sich gegenwärtig daS Teutschlhum in Oesterreich befindet, und so müssen sie denn vor Allem zu den Mitteln greisen, die auS solcher Lage befreien können, d. h. sie müssen sich endlich einig und lhäNg erweisen. Es handelt sich um eine Wiederaufrüstung, um eine« Anfang, und im ersten Anlause werden schwerlich die ersehnten Ziele zu er reichen sein. Aber wer nicht für den Augenblick wirkt, wer die Wege der Entwicklung und die Pflicht anhaltender Arbeit kennt, der wird die Bedeütnng dieses Anfanges zu würdigen wissen. Die Deutschen Prags werden einheitlich einen Mann, l)r. Schmeykal, wählen, den berusenstcn, bewährtesten und vertrauenswürdigsten Führer. Sie werden ihre numerische Stärke wieder einsetzen als einen Factor in die Bewegung der nationalpotitischen Kräfte. Sie werden aus Grund der Stärke, die sie erweisen, durch ibre Führer Forderungen und Ansprüche erheben, Schutz und Vertretung zu verlangen nicht müde werden. Der einen Kraftprobe werden erneute Bc- thätigungen folgen, und sie werde» um so erfolgreicher sem, je mehr der nationale Körper der Deutschen in Prag wieder an Hebung im Kampfe. im energischen Auftreten gewinnt. Dieses Ausraffen seitens der Deutschen Prags war bekannt lich schon lange wünschenSwerth. Leipzig, 3. Juni 1885. * Mit der zur Vertbeidigung der Ansprüche deS Herzog- von Eumberland verfaßtenSchrist „Actenstückc zur Frage der Erbfolge im Hcrzogthum Braunschweig" ist der Sache, der sie nützen will, offenbar kein guter Dienst ge schehen. ES ist bezeichnend, daß eS gerade die „Germania" ist. welche zuerst, so viel wir sehen, selbst vor den welfischen Blättern, den wichtigsten Inhalt dieser Schrift mitzutheilcn in der Lage ist. In den Ausführungen der Broschüre und in eigenen Actenstückc» deS Herzog- von Cumderland wird das bekanntlich sehr bestrittene Thronfolgerccht deS Letzteren in Braunschweig a priori alS ganz unzweifelhaft hingestellt; daß man dies Recht ansechlen könne, wird einfach ignorirt. Daß eine „thatsächtiche Behinderung" der Regierung in Folge der Ver weigerung der Anerkennung der Reichöversassung cintretcn könne, scheint der Autor wie seine Auftraggeber allerdings zuzugebe». Aber hat der Herzog die Anerkennung der Neichsversassung ver weigert? In dem Schreiben Cumbcrland'S vom 14. Januar 1879 an den jetzt verstorbenen Herzog von Braunschweig findet sich der denkwürdige Satz: „Zu der Behauptung, als ob ich die Reichöversassung nicht anerkenne, glaube ich meinerseits keinen Anlaß gegeben zu haben." ES ist sogar in dem Schreiben von einer Anerkennung der für das Herzogthum erlassenen Gesetze und abgeschlossenen Verträge und demgemäß auch Anerkennung deS Herzogthums al« eine« Gliedes deS deutschen Reichs die Rede. Aber selbst hier wird eine offene unumwundene Anerkennung der ReicbSversasiung, welche bekanntlich die Ver einigung Hannover» mit Preußen in sich schließt, vermieden. Und kann der Herzog von Eumberland überhaupt die RcichS- versassung ehrlich anerkennen, nachdem er ausdrücklich nach dem Tobe seineSBatcrS seine Ansprüche aus Hannover aufrecht erhalten hatte? Er kann es nur, wenn er mit jesuitischer re86rvLtio mentalis der Meinung ist. die Anerkennung VcrReichSversassung vertrage sich mit der Ausrechtcrhaltung der Ansprüche aus Hannover. Und daS ist in der Thal welsischc Logik und welfischcs Staatsrecht geworden. Mit solchen heuchlerischen Vorbehalten und Winkelzügen wird der Herzog von Cumber- land Niemanden sür seine Sache gewinnen. Ein offener, un zweideutiger, für alle Zeiten das ganze welsischc HauS bin dender Verzicht Cumberland's auf eie Krone von Hannover würde seiner Sache mehr nützen, als alle diese geschraubten sophistischen und heuchlerischen Redensarten. Ein solches Wort aber ist von einem Welfen nicht zu erwarten und darum darf im Interesse der Sicherheit »nd Rübe de» Reichs eine welsischc Regierung in einem deulschen Bundesstaat nicht errichtet werden. * Die „Nationalliberale Korrespondenz" schreibt zur Parteitage: Die „Krenzzcltung" ist durch den neulich von un- ouS- gesprochenen Wiinich, daß die Regierung der conservativ-kleri- kalen Parteiverbindunq gegenüber wieder entschiedener, als in letzter Zeit, die gesetzgeberiiche Führung übernehmen mSge, in eine hochgradige Wuth verletzt worden — ein Zeichen, daß wir da» Un- gesunde de» bestehenden parlamentarische» Maioritätsverhältnisse» am rechten Fleck getroffen haben. UnS mit einem Preßorgane, welche» seit Jahrzehnten ousichließlich die geistige Impotenz einer van der Aeschickte längst überholten, versteinerten Weltanschanung vertritt, über politische UrtheilSsähigkeit anseinanderzusetze», rmvfintzen wir kein Bedüriniß: nicht minder verzichten wir darauf, es ihm an Urbannät der Sprache gleichzuthun. Lediglich weil die engherzige, aber in ihrem Borgeh«» äußerst rücksichtslose Richtung, welche in der „Kreuz- »eitnog" vertreten ist, den berechngien und lebensfähige» Lonsrrvatit»»« seit Jahren weit über Gebühr beherrscht, halten wir «in paar Watte der
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