Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1885

Erscheint täglich früh »'/.Uhr. Letertir» uni Erprditio« J»ha»»e«gasse 8. Sprechltunte» der Keöerti!»: Vormittag- 10—IS Uhr. Nachmittag! 5—6 Uhr. >» n» «Ich»»». nn,0.i»i» «»»»««Mi »och, ich »x «»«ltw» chcht „NNNch. Annntzmr »er für Ge «tchfts^e»»« Nummer »efttmmtrn I u s e rate «« Wochentagen »t» 3 »tzr NachmUta-s, a n S»nn-uu» Kefttuge« sr»tz N»ÜH^ In den Filialen str Ins.-Annatz«: vtt» Klemm. UniverMt-straß« L. Louis Lösche, Katyarinenftr. SS»p. «ur »i« '/^ »tzr. Anzeiger. Organ str Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IKIOO. .^bonnenentsurlis Viertels. 4'/, Mt. iacl. Bringerwhn 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 P> Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt > Format gefalzt) ohne Kd»fürderimg 39 Mk. mit Poftbeförvcrung 48 Mf. IGmäe Sgespalteue Petitzeile SO Ps. Grützerc Tchristrn laut uni. Preisverzeichnis. labe-arischer». Zissrriijay nach hüherm Tar!. Rrrtamnl m«rr tzr» Rrtzarliousstrich bir4-eivalt. Zeile 50 Pf., vor den Familieunachrichtr-: die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind st«! au ine krpebitrau za jeaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnmmmoramlo oder durch Past. Nachnahme. 165. Sonntag den 14. Juni 1885. 79. Jahrgang: Amtlicher Theil. rr>»mll«»ch>»>. Bei der a« heutigen Tage erfolgten planmäßigen Au«, loosnng Letprtger Gtadtychuldschetne find gezogen worden: Don der Anleihe de- Jahre* LSGO die i» Serie 57 enthaltenen Nummern je IS»« Mart llt. F Nr. 281 282 288 28« 285; je 3V« Mart Ickt. v Nr. 8«1 8«2 8«S 84« 845 84« 847 848 84» 850 851 852 858 854 855; je IS« Mart Ickt. o Nr. 1121 1t22 1128 1124 1125 112S 1127 1128 112» 118» 1181 1182 1188 1184 1135 1I8S 1187 1188 118» 1140. »p« der «»leihe de« Iah«* ISS« je 3VV M«rt Nr. 177 285 381 45k 635 «SS 7S1 »58 10S8 1108 1109 1478 1842 1920 1978 1978 2298 2632 2-42 2857 3097 3189 322« 3390 3532 3851 3739 8748 41« «358 4593 4-08 54« 5515 5548 «530 6674 70« 70»4 7230 7737 7935 7»»1 8545 8673 »120 »164 »421 »4SI »724 9861 10488 10734 10804 11060 11091 11283 11348 1I3..3 114S8 11677 1203». Do« der «»leihe des Jahre- I8S3 « IS«» Mart Nr. 17 127 152 402 «70; I- 3L« Mart Nr. 126L3 12725 12805 12843 12S27 12S37 1S0V3 13124 13318 13508 13577 ISL83 13594 13S8» 13771 13785 1L858 13S87 14254 14304 14Z44 14S46 14421 14455 14-12 1467« 14772 14807 14844 1484» 15000 15133 15204 15357 15377 15587 15785 15897 16015 1618» 1L270 1-358 16641 17017 1711« 1752» 17540 17633 17728 17780 17824 18033 180«3 18170 18235 182Z6 18253 18573 18805 18877 1»0S8 19157 1S20I 19290 19347 19394 19482 19549 1S632 19647 I97V3 1474S 1S36I 19901 20058 20270 20361 20647 20753 20957 21007 21257 21205 21860 21991 22227 22313 2231» 22326 22373 22407 22485. Da» »er «»leihe de» Jahre» ISSS (Lbrater» Anleihe) le so« Mart Nr. 40 51 «5 128 »35 442 ««1 485 K«1 718 721 886 S«S ,131 118« II« 1215 1305 1585 1588 1«37 1778 1831 2114 2227 2235 2050 3073 3364 34« 3858 3881 8S30 4002 4024; je IS« Mart Nr. 4110». 4110S. Do» der «»leihe de» Jahre* 187« zu S««0 Mark Nr 35; ze I 0» Mart Nr. 181 203 417 «85 543 836 1747; je s> ^ Mark Nr. S1 104 1083 112» 1144 161« 1725 2072 2997 32S2 393» 418» 4432 4475 4686 4»S4 4S8I 5,13 5421 5550 59« 6318 6579 6884 7176 7182 7299 7783 7962; je I«0 Mart Nr. 43 122 177 225 275 401 4»5 537 583 1133 1165 1175 1177 1179 152» 1S43 2158 2227 2270 2465 2591 2663 2841 2875 2893 3158 3716 3842 4794 5336 5347 5524 5657 5731 5907 6477 6891 6747 7273 7304 7524 8117 875» 8837 8864 »089 9131 S23S 0777 »811. Der Nominalbetrag dieser Schuldschein« gelaugt gegeu Rückgabe derselbe» nebst de« dazu gehörenden Talons und Coupons vom 31. Decemder diese* Jahre* ah. mit welchem Tage die Lerzinsung der Taprtal« aushört, bei unserer Stadtcasse zur Auszahlung. Hternächst werdru di« Inhaber de, bereit» früher ausge- loosten Schuldscheine der Anleihe de» Jahre- ISS« je SV« Mart Ser. II Nr. 158. Srr. SS Nr. 807; je IS» Mart Ser. II Nr. 203. Ser. S« Nr. 798, Ser. SS Nr. 1073 1075, Ser. SS Nr. 1082; der «»leihe de» Jahre- ISSS je SV« Mart Nr. 715 1367 1490 1666 2887 2708 2784 4651 4733 4828 5071 5075 529« 6552 6650 8800 7999 8372 9001 0383 10130 11004 11420; der «»leihe de- Jahre» ISSS je so« Mart Nr. 1S718 14031 14205 148« 14036 15020 16345 17642 18206 18346; der Anleihe de- Jahre- ISSS je so« Mark Nr. 538 761 1337 1601 3217 3483; der »«leihe de» Jahres ISSS zu 1SV« Mart Nr. 45: je 3«« Mart Nr. 204» 2857 4548 5««; der »«leih« de* Jahre* 187« zu S««« Mart Nr 281; ;c I««« Mark Nr. 418 »77 1089; je SV« Mart Nr. 428 938 1240 12S« 148« 1707 1946 2605 2719 3154 4237 4451 5399 55»« 5831 5848 6177 6471 6548 6653 7095; je Iv« Mart Nr. 159 204 218 230 351 420 458 ,442 1460 1533 1643 1643 1744 2201 2541 2583 2632 3134 3218 3280 3363 3451 35,0 3«29 36«8 3792 3798 3065 4359 4468 4471 4764 4766 4987 5613 5919 5970 5994 7645 7732 7913 8106 8152 8183 8655 wiederhol! aufgesordert. den Betrag dieser, seit ihre« Rffck» zahlnngSternrtne vo» der Berztnsnng «»-ge- schlöffe«!« Schuldschein« zu erheben. Wegen der Leipziger StadtschuldsLeme der «»leihe h«* Jahre* ISS« Lit. » Ser. 66 Nr. 985. Ser. 79 Nr. 1185. Ser. 82 Nr. 1227 und Ser. 90 Nr. 1839 übe, je 300 ut. der «»leihe de* J»hre* ISS« Nr. 1087 1305 1»28 1725 1751 >863 2182 2421 3038 3192 3193 7963 8112 8196 9574 9968 10080 über j, 300 ut. der «»leihe »«* Jahre* I««* Nr. 13280 14084 I40S5 ,4757 14936 14994 14995 15663 I56S5 1582« 16578 16579 20467 2245» je Zoo .< der «»lrthe de» Jahre- I««8 Nr. 1040 1-.97 3584 über je 300 -4 nnd der «»leihe de» Jahres IS7S Llt. 6 Nr. 5712 zu 500 ist da« Anfgebot-verfahren zum Zwecke der KraftloSerklärnug derselben beim Kvoiglichen Amtsgericht Leipzig anhängig. Der noch nicht getilgte Betrag der 4H */, Leipziger Stadt- anleih« vom Jahre 1868 ist nach der Belanvtmachuug vom 14. Juni 1884 für 31. Decemder 1884 gekündigt uuv findet um weile« Verzinsung über diesen Zoitpuurt hinan» nicht statt. Leipzig, a» «. Äuui 1885. De« Math der Gtadt Leipzig. vr. Georgi. Seidemann. Smtzteafstre». wesentliche Sitzung der Stndtnrrsrtznttrn Mittwoch, am 17. Juai ISSS, «de»d- «'/.Uhr im Saale der I. «nrgerlehnlr. TcigeSorv nung. 1. Bericht de« Bersassungeausschusie« über die Borlage, betr. einen Nachtrag zum Regulativ und Tarif für da- Droschkenwesen. II. Bericht dr« Bau- und Orkonomieau-schuffeS über: n Conto 10 „Wohlfahrttpotizei" Einnahme» III und «»«gaben Pos. 12—19. 74—77, 7». 80 de« HauS- haltplaneS pro 1885° d. Proflleintheilung für dir neubestimmtr Straßenbreite der Lampestraße; o. Ab> lassung von Wasser aus der städtischen Wasserleitung an Herrn Geivel in Reudnitz. III. Bericht de« OckonomieauSschnsse« über: ». ein Ab. komme« mit Herrn Stadtrath Dürr wegen Herstellung einer geraden Grenzlinie zwischen 2 ParceÜen in Connewitz; d. Neupstasterung der Bayerischen Straße voa der Albert- bi- zur Hoben Straße; c. bae Project der Pserdeeisenbahugesellschaft über Errichtung drner Wartehallen; ck. Entnahme von Wiesenslächeu im Rosenthale auS dem Pachte; o. Arealverwendung al« Lagerplatz für Pflasterungsmaterial. IV. Bericht des Finanzausschusses über: ». Herstellung osficicller Veröffentlichungen aus dem RalbSarchw und Beschaffung von Mobiliar für letztere»; b. Conto 32 ..Schauspielhäuser" Ausgaben Pos. 20 de« diesjährigen Hau-hallplaneS; o. Gewährung einer Beibilie an den Bereut deutscher Lehrerinnen in England; ck. Beschaffung zweier Langfchifssenster für die neue PeterSlirche; «. Verlegung de» zweiten städtischen Einkommensteuer- Termins. In Gemäßheit tz. 68.8. Abs. 3 der Ersatz-Ordnung vom 28. September 1875 wird hierdurch bekannt gemacht, daß da- diesjährige Ofter-Erfatz-Geschäst im AushebungSbezirkc Leipzig. Stadt den »«., SS., SS., SS., SS., S7., S«. »»- 3«. Juni dsS. I». an jedem Tage früh >/,8 Uhr in der ikeutralhalle — weißer Saal, Eingang Centralslraße — allhier statlfinvrl. ) Alle im Gtadthmirt! Leipzig avshältliche». zur Ge stellung vor eine Over«Ersah - Commission verpflichteten Mannschaften werde« bierdurch aufgesordert, fick pünctlich in einem der gedachten AushcbungStennine nach Maßgabe der ihnen noch zugehenden Vorladungen bei Vermeidung der Zwang-Vorführung und der in tz. 24,7 in Verbindung mit tztz. -1» und 85» der Ersatz-Ordnung anaedrohlen Strafen und -kachthetlr unter Vorlegung ihrer LoosungSscheine persönlich zu gestellen. Diejenige«, welche durch Krankheit am Erscheinen im festgesetzten Termine verhindert find, haben rin ärztliche« Zeugniß einzurcichen, welches, dafern der auS- stellende Arzt nicht amtlich angestcllt, durch die Polizeibehörde zu beglaubigen ist. Leipzig, den 28. Mai 1885. Der er bivtlvorfltzeude der Königs. Grfatz- Conrmtsffo» veS AuSheboag-tzeztrt- tg-Gtadt. Vr. Grünt er. In der 3. Etage des der Stadtgemciube gehörigen HauseS SellierS Hof. Grimmaische Straße Nr. 5. ist eine aus zwei Sfeaffrigen Stuben nach der Grimmgischen Straße, zwei dergl. und et»er Isenstrtgen »ach dem Hose, zwei Alkoven, einer Küche, mehreren Kammern und sonstigem Zubehör bestehende Wohnung vom I. Oktober d. I. an gegen eiahalhjährliche Kün« dtgnug anderweit zu vermietheu. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 17, entgegengenommen. auch können ebendaselbst die LermiethunaSbedlngungeu nebst Inventariuu» der zu ver- «iethenden Wohnung eingesehen werden. Leipzig, den 9. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stütz. Vttunlillmchmr. ES ist neuerdings wiederholt darüber Beschwerde geführt worden, daß die Pserdebahnwagen, namentlich au Tonn- und Feiertagen von einer größere« Anzahl Personen, als nach den Bestimmungen in der Bekanntmachung vom 12. Januar 1883, den Pserde »Eisenbahn. Betrieb belr.. zulässig, besetzt gewesen und dadurch eine unverhältnißmäßige Ueberlastung eingetrcken ist. Wir seheu uns deshalb veranlaßt, die dieSsallsigen Bor- schrifte«, welche übrigens durch Anschläge in den Wagen deutlich erkennbar sind, auf! Neue zur Nacbachtung einzu» schärf«» und «amentlich auch da« d»e Pferdedahnwagen de. nutzende Publicum daraus aufmerksam zu machen, daß den Weisungen der Conducteur« bei einlrrteuder Lollbesetznna de- Pcrsonen, Be- Leipzig, den 13. Juni 1885 Da» Poli^etamt der Stadt Leipzig. sretschneider. H- Bei dem ulltkr»eich»«M, Holizei-Am» wurde a« -estrigen Tage et» «üutzel Fetzs!»«, al« t« AbferttgumBbodm der Zoll.lkxprdi tiou de« DreSdmr vatzihos«! hi« ausgesuudm, Rua,liefert. Der uubeümMe Ei-eathü«»r wird hierdurch a»s-»sordert. da«, selb« gegen GßaUuu- der Znsertion-gebthrr, in unlerem Lom- zu net,»«,, audernfal» »ach 8 239 de« darüb« mrstzgt «erbe, »trd. ai 1885. Da» P-ltietott der Etetzt Lettzzi-. Br.tsl' miffariat tu bürmrlich» «aß L«»M. a» fratschaeidrr. vrs>««,lmch Mg. Atzönderuaa vo» 781 Glück im M«tße»bvrg.tasernr«e»t »er unprobemäßi-er eiserner VritÜrlr». welche mit ie .. Bodenbrrttrrn z, varsrtzr» stütz, s»ll i» -ffeutlichrr Guv- verdnngen »erdau. lecian», isnne, Betzingonaau, glich,«,-», »ntz »^enanschag rea» tze» marrpichart», Venmltmw. Gchia* Pleitzeabur,' h«» «r. 1* einsetzr», wofelbst. anch tz«, öfferpn. bi« »nm u»i «. L-r»Me^ II «tzr schriftlich nutz I stud. ,tis. »»tz. g»«< ISSS. ^ .. o-L. ,, G<m,t»,«aver»att»»8. vrrste-elt od- Velranntmachung. Montag, d-» IS. d. M. wird mit der Herstellung de« zweileu PierdedahngeleiseS in der Kurprinz- und Wink« inichlciistraße und zwar in der Richtung vom Hotel de Pruste nach dem Bayerischen Bahnhofe zu begonnen werden. Es werden deshalb von gedachtem Tage ab, soweit nöthig, die jeweilig im Bau befindlichen Strecken der Karprtnz- und Windmühlenstraße für den darchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am l». Juni 1385. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Henmg. Nichtamtlicher Theil. Ein Ministerium Salisbury. Die Periode der Bermuthungen über die zukünftige Ge staltung der englischen Verhältnisse ist zu Ende: Glakstone bat dem Unterbause am Freitag mitgetheilt, daß die Königin d»S EntlassungSgrsucb de« Ministeriums angenommen und Lord Salisbury zu sich beschieden habe; damit ist da-Ministerium Gladstone endgiltig beseitigt, und ein Torycabinet wird binnen Kurzem die Leitung der Geschäfte übernehmen. Die Rollen de- neuen CabinetS sind bereit- am lO. Juni unter die Portr- seuil! candidalen verlheilt worden; die Frage, wer den Borsttz übernehmen solle, blieb so lange eine offene, als der Führer der Conservakivcn im Oberhause noch nicht die Aufforderung erkalten batte, sich zur Königin zu begeben. Da« ist jetzt ge schehen, Lord Salisbury wird da« neue Cabinet bilden und mit dem Portefeuille de« Auswärtigen wahrscheinlich auch den Vorsitz übernehmen. Wenn er den letzteren Nortbcotc über ließe. so könnte diese Rollenvertheilung nur der Rücksicht aus Rußland entspringe», in der Sache selbst würde dadurch wenig geändert. Am Montag wird sich die neue Regierung wahr scheinlich schon dem Parlament vorstellen. Mit dem 12. Juni schließt für England ein ereignißre'cher «ntz folgenschwerer Zeitraum ab, die letzten 3 Jahre zählen zu den schlimmste«, welche England feit langer Zeit durch gemacht hat. Sie bezeichnen die Abdankung Englands als europäische Macht und Beschränkung aus die Colonicupolitik. Dies«! Schlagwort hat Gladstone selbst auSgegeben in dem vielgenannten Artikel der „Fortnightly-Rcview", dessen Autor schaft er zwar abgelehnt hat, der aber nicht-destowenige: seine Anschauungen treu wiedergiebt. Gladstone wollte eine neue Tbeilung der Erde vornehmen, bei welcher nur die 3 Mächte England. Frankreich und Rußland Berücksichtigung finden, Deutschland aber ansaeschlosscn werden sollte. Dieser Auf fassung entsprechend, hat er einen Colonialbund mit Frankreich und Rußland gegen Deutschland zu Stande zu bringen ver sucht, hat aber auf der anderen Seite das gehoffte Entgegen kommen nicht gesunden, und dadurch ist seine ganze Politik in die Brüche gegangen. Frankreich und Rußland baden fich der Einsicht nicht verschlossen, daß der englische Thci- lungsvorschlag nur selbstsüchtigen Plänen seine Enlstebung verdanke; sie haben e« dcSkalb vorgezogcn, sich an die Thal sachen zn halten und mit diesen zu rechnen, statt sich auf eng lische Hirnaespinnsie einzulassen. Deutschland hat den richtigen Augenblick ersaßt, als Eng land sich mit Portugal zur Schließung der Congomündungen für den freien Handelsverkehr der übrigen Mächte vereinigte, nnd Frankreich fand eS vorlheilhast, auf die Seite Deutschlands zu treten. Dadurch kam die westasrikanische Conferenzuiid der Vertrag zu Stande, durch welchen Ccntralafrika allen Mächten Europas gleicherweise erschlossen wird. England war nicht in der Lage, seine Betheiligung an den Ausgaben der Conserenz zurückzuweisen, sonst wäre da« Streben Englands, Afrika für sich zu behalten, allzu offenkundig hervorgctreten Mit dem Eongovertrage war der Mißerfolg der englischen Politik ent schieden und die Nothwendigkeit erwiesen, Deutschland als Mitbewerber um den Besitz von Afrika zuzulaffen. Obwohl dieser Mißerfolg tzer englischen Politik weniger betont wird, al! der Rückgang de« englischen Einflusses in Egypten, seine Niederlagen >m Sudan und in Centralasicn, so ist er dennoch wahrscheinlich derjenige, welchen England am schmerzlichsten empfindet und zwar auS dem Grunde, weil durch den Eintritt Deutschland« in den Wettbewerb um den Colonialbesitz alle übrigen Absichten England- über den Hausen geworfen werden. Wäre e« Gladstone gelungen, sich niit Rußland und Frankreich bezüglich der afrikanischen und asiatischen Fragen zu einigen, dann wäre die Weltherrschaft England« aus lange Zeit hinaus entschieden gewesen; statt dessen stößt diese Macht heute überall aus den deutschen Einfluß. England muß denselben ebenso in Egypten bekämpfen wie in Central asien und im Caplande, wenn et nicht vorzieht, damit zu rechnen. Der HauptgesichtSvunct der Politik Gladstone'- war für die englischen Verhältnisse nicht nnvortheilbast. aber die Aus führung blieb hinter dem Entwurf weit zurück. Wenn Gladstone sich die Mitwirkung Frankreichs und RußlanvS zur Erreichung seine« Zieles sichern wollte, dann durste er nicht Frankreich« Interessen in Egypten schroff verletzen, und wen» er Rußland auf seine Seite ziehen wollte, dann durfte er dieser Macht nicht den Suezcanal verschließen. Frankeich war noch im Jahre 1883 für England auf leichte Weise da- durch zu gewinnen, daß ihm rin Tbeil seine« Einflüsse« in Egypten nnd die Mitbenutzung de« Suezcanal« gewährleistet wurde. Durch verhältnißmäßig geringe Zugeständnisse an Frankreich wäre die egyptische Frage au« Der Welt geschosst gewesen, uud England hätte dann seine ganze Kraft aus die Bekämpfung dr< Mahd« verwenden können. Unmittelbar „ach dem Bekanntwerden der Vernichtung H>ck! Pascha'« bei El Obeid am 4. November 1883 mußte Gladstone Alle« in Bewegung setzen, um den Sudan zu retten; dadurch wäre England in der öffentlichen Meinung bedeutend gestiegen, nnd der FriedenSdruch vom 11. Juli 1882 v,r Alexandria wäre dadurch zum Theil ausgeglichen worden. Aber Gladstone gab in gänzlicher Verkennung der Sachlage den Sudan dem Namen nach auf. in der That wendete er unzureichende Mittel an. um ihn zu erhalten. Der Niedergang der englischen Macht in Afrika ermuthigt« Rußland zum Vormarsch «ach Mer« und zum wei- terrn Vorbringen b»! nachZulfikar undPenschdeh.und gleichzeitig sah sich England genöthigt, in Afrika und Australien Deutschland gegenüber den Rückzug anmtreteten Die aber Gladstone ft«t« der Politik der klrmen Mittel gehuldigt hat, so versuchte e, kotz der von ihm selbst verschuldeten Ungunst der Verhält nisse dennoch durch zähen passiven Widerstund eine» Theil de« verlorenen EiufluffeS zu reiten. Mitte» in dieser Arbeit ist er durch die Abstimmung vom 8. Imst von seinem Platz« verdrängt worden. Salisbury hätte am Tage nach Tel ek Krbk dir Regie rung England« übernehmen müssen, um alle schwere« Fehler, welche Gladstone in den letzten drei Jahren gemocht hat, zu verhindern, jetzt ist er genöthigt, »-glichst schnäl alle schweben den Fragen zum Abschluß zu bringen, um dann neue Wege zur Wiederausrichtung de« englischen Einflüsse« ewznschlagen Die Suezcanalcommisfion in Pari- harrt der Meinungs äußerung England« zur Beendigung ihrer Arbeiten, der Ver trag mit Rußland wegen Regulirung der afghanischen Grenze ist gleichfalls noch in der Schwebe, und durch die drutsch- seintlich- Politik de« Colonialminister« Derby ist in neuester Zeit ein neuer Streitfall mit Deutschland in Zanzibar auf getaucht. Aus diesen wird die Anfmerksawken tz«! neuen Cabinet« durch di« „Pall Mall Gazette" ül erster Linie gelenkt, und e« wird ihm zo verstehen gegeben, daß e« sich »ur dann ans Unterstützung feine- Programm« durch die Liberalen Rechnung machen könne, wenn er in dieser Angelegenheit den Wünschen seiner Vorgänger entspricht. Damit wird dem neuen Ministerium, noch bevor e« in« Leben getreten ist, von dem abtrrtenden Cabinet ein Bein gestellt, denn gerade davon, wie sich die neue Regierung Deutsch land gegenüber verhalten wird, hängt der Erfolg ihre« auswärtigen Programm« ab. Wandelt es in dieser Beziehung die Wege seiner Vorgänger, dann wird ihm der deutsche Ein fluß aus Schritt nnd Tritt hindernd entgegeatreten, entschließt sich aber Salisbury, daS gute Einvernehmen mit Deutschland wieder herzustelle», dann wird er die heilsame Wirkung einer solchen Politik auch in ollen andere» auswärtigen Fragen spüren. Tie deutschfeindliche Politik Gladstone'« hat nicht blo« auf den Bänken der Conservativcn, sondern auch aus liberaler Seite lauten Widerspruch erfahren, also würde Sali«burh fich »ur in da« eigene Fleisch schneiden, wenn er aus den ihm von der .Pall Mall Gazette" hingeworfenen Köder anbisse. England steht gegenwärtig vor einer hoch wichtigen Entscheidung, e« ist ihm Gelegenheit geboten, durch eine kluge Umkehr einen Theil de- vmckoeene» Einflüsse» in Europa wieder za gewinnen und dadurch auch seiner wankenden Colonialmacht eine festere Grundlage z» gebe«. England ist nicht in der Lage, Kriege mit Mächten zn führen, welch« über große Laudheere verfügen, deshalb muß es seine Politik so einrichten» daß e« solche Mächte nicht verletzt nnd hernns- fordert. Mit der Gladstone'schen Theiinng der Grd« ist e« nichts, möge daher sein Nachfolger so klng sei», e« mit einer verständigen Politik Deutschland gegenüber zu versuchen. * Leipzig, 14. Jvni 1885. * Die Abreise des Kaiser- »ach Gm», welche nach den bisherigen Dispositioaen bereit« am Sonntag erfolgen sollte, ist. wie telegraphisch gemeldet worden, vorläufig bis Mitte oder Ende dieser Woche verschoben worde». Ein mal ist bei dem hohen Herrn immer noch eine große Schwäche vorhanden, und dann wird al« ei« anderer Hinde- ru»g«grund tue di-her herrschende rauhe Witterung bezvchnet, welche selbst die »«glichen NachmittagS-Spaziersabrtru ver bietet. Soweit bi« jetzt Bestimmte« über dir Reffe de« Kaiser» verlautet, soll zunächst ein mehrwvchentlicher Ans en thalt in Ein« beavsichtHt sein, von wo au« sich der Kaiser ,u kurzem Besuche nach Eobleuz beaiebt, fall« bi« dahin seine erlauchte Gemahlin dort um, Dommerausenthalt an» getroffen ist; sodann ist ein Besuch bei de» qroßherzoglich badischen Herrschaften auf der Insel Maina« in AnSsicht genommen und schließlich die alljährlich mit so vielem Er folge gebrauchte Badecur in Gastein. Mitte Juli wird der Director der königlichen Oper von Strantz dort antreffen, um in der Billa der Gräfin Lehndorss-Dteinort die Dilet- tanten-vorstellungen zu leiten, welche während de« Aufent halte« de« Kaiser« bi« jetzt alljährlich, mit Ausnahme des vorigen Jahre« wegen der Trauer um den verstorbenen Grasen Lehndorff-Steinort, daselbst stattgesunven haben. Die Rück kehr de« Monarchen nach Babelsberg »nd Berlin dürste etwa« später al« sonst, etwa gegen Mitte August erfolgen. * In der am Dvnner-tag unter dem Vorsitze de- Staats minister«, Staat«secretair« de» Innern von Boetticher, ab- gehaltcnen Pleuarsitzung de« BundeSrath« wurde» der Antrag Hessen«, betreffend die Abänderung de« Etat« der ZollverwciltunaSkofleu für da« Großberzogtbum -Hessen, de»: Ausschuß für Zoll- und Etenerwesen und dem Ausschuß für Rechnungswesen, der Antrag Sachsen. Meinigeu«, betreffend die steueramtliche Behandlung de« nach amerikanischer Art geernteten Tabak«, dem Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen nnd dem Ausschuß für Handel und Vcrkebr überwiesen. Er ledigte Stellen bei mehreren Disciplinarkammern gelangten durch Wahl zur Diederbesetzung. Die in Folge AblausS der gesetzlichenWablperiod« erforderliche Neuwabl der Mitglieder der Verwaltung de! ReichÜnvalidensonbs soll in einer der nächsten Sitzungen vorgenommen werden. Den Eingabe», betr. die Ein- sübrung der Doppelmünzwäbrnng, beschloß die Versammlung keine Folge zu geben. Genehmigt wurden die Anträge de« AuS- schusscs für Iustizwesen, bezüglich der Vollstreckung von Gc- sammtstrafen bei Festsetzung der Einzelstrasen von Gerichten verschiedener VundeSstaateu, und der Bericht der Reichs- schulden-Commission nebst Len vom Reichstage dazu gefaßten Beschlüssen. Der Herr Reichskanzler wurde ermächtrgt, die in Folge der Abänderung de« Zolltarifs notbwenvig werdendrn Acnvenmgen de« amtlichen Waarenverzeichnlsse« festrustellen. Nachdem noch über die Petition eine« ehemaligen Eifcnbahn- lchaffnrr« um Pensionserhöhung über da« RecurSgrsuch eine« Pvstpackmeister« gegen seine unfreiwillige Versetzung in den Ruhestand und über da« einem Postschaffner zu gewährende Ruhegehalt Entscheidung getroffen worden war, wurde die Sitzung mit der Vorlegung von Eingaben verschiedenen In halt», über deren geschäftlich« Behandlung Beschluß gefaßt wurde, geschlossen. *Ueb«r den beabsichtigten nationalliberalenPartei- tag für Rheinland uud Westfalen in Hagen wird der .Rheinisch-Deflsälischen Zeitung" in Essen berichtigend mitgetheilt. daß seiten! de- Eentralvorstande« der national- libernlen Partei für den »rei« Hagen der Beschluß gefaßt worde» ist. rinn, Parteitag für Rheinland und Westfalen für den 19. Juli in Vorschlag zu bringen. Der Centralverstand sür die Provinz Westfalen hat sich auch bereit- mit dem Vorschläge einverstanden erklärt. Der Eentralvarstaud jür Westfalen wird fich nunmehr mit dem Ceutratvo^iantz für