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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881115
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-15
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.11.1888
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Süchslschrr Nr. 2K7. — 8. RWang. Ln jede» Wochentag Abend (mit Datum des folgende» Tage«) znr Versendung gelangende „Sächsische LciiidcS-Auzcigcr" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GerichtSzeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. JllnstrirteS IlnterhaltinigSblait 6. Sonntagsblntt 7. Lustiges Bilderbuch tostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 75 Psg. (Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 5035.) Alt^rigcnprciS: Namn einer schmalen Corpnzzeile >5 Pfg. — Bevor,ugte Stelle (lsvaltige Petiticile) 30 Psg. — Bei Wicdcrbolnng grogcr Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Einrücknngsbetrag (in Briefmarken) beifügen «je 8 Silben Corpnsjchrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — Die Anzeige» finden ohne Prcisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chcmuihcr Eeneral-Anzcigec" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse» und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstrahe Nr. S. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Donnerstag, 15. November 1888. Bo» den Haiiptblättcrn des „Sächsische» Landes-Aiizeigers" erscheint (ohne Vcsse» tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sondcr-Ansgabc unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur >0 Pfg. mit Zntragen; anherkalb Cbemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. lZcilungs-Prei»liste 0. Nachtr. Nr. 1250a.) Für Abonnenten erschcintje einmal imJahr. So»,»icre.tsc!ii»ih»sghrb>g!thesl snr Snchscn: Uitiier-Eiscttbainisagrbltiniicst für Sachsen. Illnstr. Kaiciiöer des Süchsischcil Linidbotkn, MlsttirtrS.niIittsdnchdcsumcdcS-Aiizeisler-. Nmtsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister siir den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtegerichts wurde heute ans Folinm 1416 vcllantbart, daß Herr Gustav Eduard C nil Thenerkorn ans der Handelsgesellschaft unter der Firma Feldman» L Tbener- korn in Chemnitz als Mitinhaber ansgcschicdcn ist, sowie, daß der seitherig? Thcilhabcr, der Kaufmann Herr Carl Heinrich Feldman» daselbst, das Handelsgeschäft unter der bisherigen Firma sortführt. Chemnitz, am 9. November l888. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Klcmpncrincisters Christian Göttlich Thümmcl in Gablenz wird »ach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch ansgehoben. Chemnitz, den 12. November 1888. Königl. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des »»terzeichncten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 3160 vcr'a»lbart, daß dem Kaufmann Herr» Christian Wols in Chemnitz siir die Firma Eduard Bauer daselbst Prokura crthcilt worden ist. Chemnitz, am >0. November 1N8. König!. Amtsgericht. Ucbcr das nachgelassene Vermögen des verstorbenen Beutlers und Hand schuhmachers Ernst Otto Nicdcl in Chemnitz wird heute am 12. Nov.nnber 1888 Nachmittags 4 Uhr das Konkursvcrsahre» eröffnet- Der Rechtsanwalt Bauer i» Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssordcr- ungcn sind bis zum 1l. December 1888 bei dem Gerichte anznmclde». Es Wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andere» Verwalters, sowie über die Bestellung-eines GlünRger.Ulsschnsscs und cintretendcn Falles über die in Z l20 der Kouknrsordnung bezcicbncten Gegenstände ans den 30. November 18:8 Vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angenieldcten Forderungen auf de» 24. December 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Ge richte Termin anbcraumt. Allen Personen, welche eine zur Konknrsinasse gehörige Sache im Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aiifgcgcbc», nichts a» dcs Genieinschuldners Hinterlasscncn oder an den bestellten Nachlaßvertreter Böttgcr zu vcrabsolgcn oder zu leisten, auch die Verpflichtung anfcrlcgt, von dem Besitze der Sache und ro» de» Forderungen, für welche sic aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, den, Konkursverwalter bis zum 14. December 1888 Anzeige zu machen. Königliches Anilsgcricht zu Chemnitz. Ucbcr das Vermögen des Uhrmachers Friedrich Bruno Schwarze in Chemnitz wird heute am 12. November 1888, Vormittags ',12 Uhr, das Kvnknrsversahreii eröffnet. Der Rechtsanwalt De. Stadler in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrsfordcrnngcn sind bis znm li. December 1888 bei dein Gerichte anznmclde». Es wird znr Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbigeransschnsses und cintretcnücn Falles über die in ß 120 der Konknrsordnuug bezeichnetcn Gegenstände ans den 29. November 1888, Vormittags l0 Uhr, und znr Prüsnng der angcmcldeten Fordernngcn auf den 4. Januar 1888, Vormittags 10 Uhr, vor dem unter zeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine znr Konkurs- niasse gehörige Sache in Besitz Hab?» oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird anfgegcben, nichts an den Gcmcinschnldner zu verabfolgen oder zu leiste», auch die Verpflichtung anfcrtegt, von dem Besitze der Sache »nd von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Besriedigung in An spruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 14. December 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Neueste Nachrichten. Wien, 13. November. Aus Belgrad wird gemeldet, daß ver gangenen Sonnabend mehr als 30 Türken die serbische Grenze bei Najchka überschritten und einige Serben überfallen haben, von denen zwei getödtct »nd einer verwundet wurde. Die serbischen Grenzwachen drängten die Türken nach heftigem Kampfe zurück. London, 13. November. Der „Times" wird aus Zanzibar geweldct, das; dort Nachrichicn vom Nhassasee cingetrvsfen sind. Nach denselben sei die Lage befriedigender; die Araber seien enimnthigt und der Gouverneur habe 1200 Soldaten nach dem Nhassasee ge sandt, zu welchem Zwecke sei jedoch nicht bekannt. Brüssel, 11. November. (Drahtnachricht uiisercs Anzeigers). Nach einer Meldung aus Dvnr (Provinz Hennegani fand in ver gangener Nacht in der Kohlengrube „Friedrich" eine Entzündung schlagender Weiter statt. Die Zahl der Verunglückten wird auf 30 geschätzt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 14. November. Deutsches Reich. Der Großfürst-Thronfolger Nikolaus von Rußland hat am Dienstag ans der Reise nach Kopenhagen Berlin passirt. Der Thronfolger blieb nur kurze Zeit ans dem Bahnhofe und setzte dann die Reise fort. Auch der Prinz Heinrich hat am Dienstag an Bord dcs Panzerschiffes „Kaiser" die Reise nach der dänischen Hauptstadt antrctcn. — Graf Herbert Bismarck hat seinem Vater in Fricdrichsruhe einen Besuch abgestattet. Der Reichskanzler kommt vor der Hand nicht nach Berlin. — Die theologische Facultät zu Gießen hat dem Fürsten von Bismarck am 10. Nov., als dem Geburtstag vr. Martin Luthers, die theologische Doctorwürde verliehen. Im Eloginm heißt esu. A.: „Dem rcichbewährlen, vornehmsten Rathgebcr der evangelischen Könige von Preußen, der erlauchten Stütze der evangeiischen Sache in aller Welt, welche darüber wacht, daß die evangelische Kirche gemäß ihrer Eigenart und nicht nach fremdartigem, für sie verderblichem Vorbildc regiert werde; dem tiefblickenden Staaismannc, der erkannt hat, daß die christliche Religion allein Heil bringen kann der sociale» Nvth, die christliche Religion, die ihm die Religion der lhatkräftigen Liebe, nicht der Worte, des Herzens und Willens, nicht der bloßen Specnlationen ist; dem einsichtigen Freunde aller deutschen Universitäten, der zumal den evangelischen Facultäten thcuer geworden ist durch die Entschlossenheit, mit welcher er für die Freiheit derselben cingc- tretcn ist, ohne welche sie dem Evangelium und der Kirche nicht dienen können." — Der Staatsanzcigcr von Württemberg meldet, daß sich die Amerikaner ans der Umgebung des Königs nun doch zurückgezogen haben. Der König wird ihnen ein gnädiges Andenken bewahren. Die Minister haben ihre Entlassung nicht eingereicht und bleiben also selbstverständlich alle. Alle aus Anlaß dieser Angelegenheit ge stellten Strafanträge gegen Zeitungen werden niedergeschlagen. Damit hat also die bekanntlich durch die „Münchener Neueste» Nachrichten" in Gang gebrachte Angelegenheit durch Beseitigung der Ucbelstände am Stuttgarter Hose ein befriedigendes Ende gefunden. — Herr von Bennigsen hat sich infolge seiner Ernennung znm Obcrpräsidenten einer Neuwahl als Reichstagsabgeordnetcr unterwerfe» müssen. Er ist in seinem Wahlkreise Stadt-Bremervörde mit erheb licher Mehrheit wiedcrgewählt. — Von den Ncichstagsparteien zählen gegenwärtig die Deutsch- Konservativen 75 Mitglieder, die Freikonscrvativen 39, das Centrum 99, die Polen 13, die Nationalliberalen 96, die Freisinnigen 36, die Sozialdemokraten 10. 23 Abgeordnete gehören keiner Partei an. — Das Ende der dcntschcn vstafrikanischeii Gesellschaft. Die „Krenzztg." schreibt: Die in voriger Woche bestrittene Nachricht, die vstafrikanischc Gesellschaft werde liqnidiren müsse», erweist sich als richtig: Die deutsche vstafrikanische Gesellschaft ist am Ende ihrer Mittel angekoinmcn und eS wird schwer zu sagen sein, wie ihr wieder anfznhelfen ist. Es ist selbstverständlich, daß das ihr zur Verwalt ung anvcrtraule Gebiet deutscherseits nicht fallen gelassen wird. Das Reich wird dasselbe aber nicht übernehmen; einerseits würde das den Rahmen weit überschreiten, innerhalb dessen das Reich Colonicn übernehmen will, andererseits kann sich das Reich nicht ans die damit zniammcnhängenden Aufgaben der Bodenkultur, Mission und anderer Thäligkeitcn cinlassc». Man wird daher wohl zu dem Auswege greifen, daß die bisherige Gesellschaft einer Umbildung unterzogen wird, namentlich mit dem Hinblick auf eine andere Leitung. Ans diese Weise würde das Reich nicht unmiltclbar betheiligt, und eine neue finanzkräftige Gesellschaft könnte dort bessere Verhältnisse schaffen. — Wie aus Zanzibar berichtet wird, haben sich die dcntschcn Kriegsschiffe „Carola" und „Sophie" »ach der Küste begeben, das italienische Kriegsschiff „Dogali" ist zur Thcilnahine an der Blokadc eingctroffen. In dem englischen Monikas hcrrscht jetzt vollständige Ruhe. — Der deutsche Aviso „Pfeil" geht heute znr Blokadc nach Zanzibar. — Der „Reichsanzci'ger" veröffentlicht den Notenwechsel zwischen Deutschland und England in Sachen der ostafrikanischen Unruhen. In der Note dcs deutschen Botschafters Grafe» Hatzfeldt an Lord Salisbury heißt es: „Angesichts der zunehmenden Ausdehnung der Feindseligkeiten, mit welchen die Sklavenhändler arabischer Nationalität der Unterdrückung des Negerhandels und dem legitimen Handel der christlichen Völker mit den Eingeborenen Afrikas entgegentreten, schlägt die kaiserliche Negierung der Regierung Ihrer britischen Majestät vor, gemeinschaftlich und mit Zustimmung des Sultans von Zanzibar die zum Gebiete dieses Herrschers gehörigen Küsten von Ostafrika zu blokiren, um die Ausfuhr vvn Sklaven und die Einführ ung Vvn Waffen und Kricgsmunition daselbst zu unterdrücken. lieber Einzelheiten betreffs Ausführung der Blokadc werden der deutsche und der englische Admiral in Zanzibar zu verhandeln und eine Ver einbarung zu treffen haben. Um die Blokadc wirksam gegen den Sklavenhandel zu machen, wird es erforderlich sein, daß die Kriegs schiffe der beiden Nationen jedes verdächtige Fahrzeug, unter welcher Flagge es auch fahren mag, durchsuchen und gegebenen Falles auf bringen. Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers ist .tzgreit, in Gemeinschaft mit der Regierung Ihrer Majestät der Königin bei de» anderen Mächten die »öthigen Schritte in diesem Sinne zu thun/ Da der Negerhaudel, svwie die Rüstungen und Feindseligkeiten der Sklavenhändler sich auf das angrenzende portugiesische Küstengebiet bei Zanzibar erstrecken, so wird cs nützlich und wünschenswcrth sein, die Mitwirkung und Zustimmung von Portugal zur Ausdehnung der Blokadc auf den dieser Macht gehörigen Thcil der Küste zu er langen." Die Antwortnote Lord Salisbury's stimmt Punkt für Punkt den Vorschlägen zu mit dem Bemerken, daß die Blokadc eine unbegrenzte Dauer haben soll. Oesterreich-Ungarn. Die Annahme der neuen Wehrvorlage ist schon nach den Verhandlungen der Kommission gesichert. Auch die Deutschliberalcn werden dafür stimmen, wenn sie gleich das Drückende einzelner Bestimmungen nicht verkennen. Der Minister hielt daran fest, daß die Vorlage so milde wie möglich abgcfaßt sei. Was neu sei, sei durch zwingende Verhältnisse veranlaßt worden. Die Trnppenverstärknng selbst sei angesichts des gleichen Vorgehens in den anderen Großstaaten, namentlich auch in Dentschlaxid und Italien, nicht zu vermeiden. Einen nahen Krieg bedeuteten dieselben ans keinen Fall. Es handle sich nur um die Erhöhung der Vcr- theidigungssähigkeit der Monarchie. — Den Wiener Zcitnstgen ist von der Cciisur untersagt, Karrikaturen oder Witze über König Milan von Serbien fortan zu veröffentlichen. — Das ungarische Abgeordnetenhaus nahm die Rentenkonversion einstimmig an. Frankreich. Der offiziöse Telegraph hat die Rede, welche der vrleaiiistischc Abg. Marquis de Brctcuil in Marseille auf einem großen Bankett hielt, wesentlich entstellt. Aus dem Wortlaut ergiebt sich, daß Breteuil allerdings auf die schließliche Wiedererrichtung der Monarchie rechnete, zunächst aber prvklamirte er Boulangcr geradezu als Führer der konservativen Parteien, für den bei den nächsten Wahlen alle Monarchisten einlreten würden. Daß der General aus den nächsten allgemeinen Wahlen als Sieger hcrvor- gehen und einen Staatsstreich durchführen wird, wird übrigens viel fach geglaubt. — Das Journal „Rappel" tritt dem Angriff der „Nvrdd. Allg. Zig.", daß es Hctzartikel bringe, trotzdem es dem Minister Lockcoy gehöre, entgegen. Das Blatt versichert, Lockroy habe seit Jahren nichts mehr mit dem „Rappel" zu thnn. — In Tunis sind anarchistische Plakate angeschlagen worden. — Minister-Präsident Floquct hatte eine lange Unterredung mit dem Kardinal Lavigerie. Spanien. Außer in Madrid haben auch in Barcelona feind selige Kundgebungen gegen die Conservativen stattgefnndcn. Die Mehrzahl der Demonstranten waren Studenten. Der Redaction eines conservativen Blattes wurden die Fenster cingeworsen, Bilder con- Der Pfarr-Heinnch. Novelle von Theodor Winkler. Fonsetznug. Nachdruck verboten. „Erlauben Sie mir vorher eine Frage," fiel Heinrich rasch ein. „Worin soll in Zukunft meine Arbeit bestehen und wie hoch bemißt sich der Verdienst, von dem Sie sprechen?" Heinrich hatte sich in früheren Jahren mit de», Oheim geduzt; daß er seinerseits dies hiermit aufhob, schien der Obcrforstmcister kaum zu bemerken. Er war etwas verwundert über die Frage des hilfsbedürftigen Neffen, ließ sich aber dvch zu einer Antwort herbei und sagte: „Du erscheinst Morgens um 8 Uhr ans Deinem Platz in der Kanzlei, fügst Dich jeder Arbeit, die Dir der Herr Registrator über trägt, beginnst nach einer zweistündigen Panse von 12 bis 2 Uhr Deine Thätigkeit wieder und bist fleißig bis Abends 7 Uhr. Alles so wie die übrigen Kanzlisten." „Und dafür vcrwilligen Sie Löhnung?" „Für den Anfang, bis Du Dich eingerichtet, hast Du täglich einen Gulden, für die Folge, je nach Deiner Brauchbarkeit und Ausführung, mehr. Vorläufig sollst Du jeden Mittag Dein Essen anf'S Zimmer bekommen." „Liebster Herr Onkel!" rief Berner, seiner ganzen Ironie freies Spiel lassend, „Sie sind zu gütig. So viele Gnade und Barm herzigkeit verdiene weder ich, noch die Wittwe, die sich Ihre Schwester nennt. Ein Drittel dieses Verdienstes soll meiner Mutter mit ihren beide» Kindern eine Unterstützung sein, und von einem Drittel wollen Sie meine Schulde» tilgen? Ist das etwa das arithmetische System, nach welche»^ in Ihrer Kanzlei gerechnet wird? Gott Lob, daß ich der Lump nicht bin, für den Sie mich offenbar Hallen. Ich habe das Meine gelernt, und cs giebt mir Brot, so viel ich nöthig habe. Wenn auch in diese», Augenblick noch nicht Alles so geordnet ist, wie ich wünschte, so erschwinge ich doch so viel, daß ich meiner Mutter besser beistehc» kann, als Sie die Güte habe», mir vorzn- schlagen. Sie glaube» natürlich nicht, was Sic nicht gesehen haben, nnd ich verlange cs auch nicht vv» Ihnen. Darum erlaube ich mir, blne.i, nicht „r nirinein Jnlecesse, sonder» lediglich um Ihrer Tel wcster, meiner armen Mutter willen, einen anderen Vorschlag zu i, achcn: Ich Ist,, sc- lange Ihr Schreiber und Sic überweisen so l<wge wein stvyzes bei Ihnen verdientes Geld an meine Mutter. bis das Eintreffen einträglicherer nnd meinen Fähigkeiten ange messenerer Arbeiten diesen Frvhndienst von selbst anfhebt. Für letz teres sorge ich, und cs wird nicht lange auf sich warten lasse». Auf alle Fälle aber belassen Sie mir auf einige Zeit die Thnrmstnbe zu meiner Wohnung und Werkstatt, das ist das einzige Geschenk, wel ches ich vvn Ihnen erbitte." Der Oberfvrstmeistcr, dem diese Sprache des Neffen wie ein Blitz ans heiterem Himmel kam, war im ersten Augenblick so be troffen, daß er nicht gleich die rechten Werte finden konnte. Er blickte, während Berner sprach, mehrmals fragend auf seine Ehehälfte, die das Regiment im Haus führte und ohne deren Zustimmung er niemals ein Verdikt abzugebcn wagte. „Ich weiß in der Thal nicht," kreischte diese jetzt, „wie man dazu kommt, eine solche Sprache zu führen!" Berner würdigte diese Bemerkung keiner Beachtung. Er sah, daß er hier deutlicher reden mußte, und fügte hinzu: „Ehe der Winter einzicht, bin ich auf alle Fälle nicht mehr in Grünthal. Eine passende Stellung, die mir längst i» Aussicht steht, wird sich bis dahin gesunden haben. Es handelt sich nur um diesen Herbst nnd da das Thurmzimmer nun einmal für mich rescrvirt ist, so bin ich so frei, für diese Zeit Gebrauch davon zu machen." „Ich verstehe nicht, was Tu mir mit dieser hochmüthige» Sprache klar machen willst," ließ sich jetzt der Onkel mit der Würde eines Gcfängnißdirectors vernehmen. „Du lvagst, meine wohl gemeinten Nathschläge noch zu bespötteln, und brüstest Dich immer mit dem, was Du gelernt hast, nnd mit Ehrcnstcllen, die man für Dich in petto hätte. Ich sehe von alledem nichts, nnd mein Lebtag habe ich noch nicht gehört, daß man halbst,,dirle.i Leute», die dem Examen entlaufen sind, irgend welche Acmlcr anvertrante. Den Aufenthalt i» meinem Haus kann ich Dir nur unter der Bedingung gestatten, daß Du arbeitest, wie und wo ich cs Dir angewiesen habe." „Mein Herr Onkel," eittgcgnete Heinrich, „der Glaube macht selig, ich lasse Sie bei dem Ihrigen. Bon morgen an bin ich Ihr Schreiber, damit Sic sehen, daß ich auch das kann, wenn cs sei» muß. Haben Sic die Güte, meine» Lohn nnvcrkürzt meiner Mutter zu senden; für die Tilgung meiner Schulde» und für meine eigene Bedürfnisse werde ich selbst Sorge tragen." „Darüber werden wir »och sprechen," sagte der Obcrforstmcister. „Ich habe weder Zeit, »och Lust, mich auf Versprechungen einzulasscn. Wie ich geschrieben, so wird es, und damit basta." Zn dieser energischen Schlußbeiiierkung hatte ihn das höchst un gnädige Gesicht seiner Gemahlin getrieben, die ihn, wiederholt ziem lich unzweideutige Zeichen ihres Mißfallens darüber zu erkenne» ge geben halte, daß er sich »ut dem Menschen in so lange Verhand lungen cinlasscn und ihr das Mittagsmahl dadurch verderben könnte. Heinrich warf ihr einen verächtlichen Blick zu nnd empfahl sich. Als er ans sein Zimmer kam, fand er wirklich den Tisch gedeckt und ein Mittagsmahl für ihn bcreitstchend. Er besann sich nicht lange und begann, seinen Hunger zu stille». Es war ja das erste Brod des zukünftigen Schreibers, die Zugabe znm täglichen Verdienst, die das großmüthige Herz des Oheims dem verdorbenen Studenten ans Mildthätigkeit zu Thcil werde» ließ. Er lachte, als er sich den Edelmnth dieser Philistcrseclen überdachte. Was ihn aber so ruhig über sei» neues Loos denken ließ, war folgendes. Bereits ans der Universität halte Heinrich eine lohnende Nebenbeschästigung darin gesunde», für ein illnstrirtcs Uittcrhaltungs- blatt Zeichnungen zu machen, und er wußte, seine Arbeiten in diesem Genre waren beliebt nnd gesucht. In letzter Zeit vor dem Tode seines Vaters hatte er sich dieser Beschäftigung wenig widmen können, da eine große Concnrrenzarbcit, an welcher er sich bcthciligt halte, seine ganze Kraft und Aufmerk samkeit in Anspruch nahm. Jetzt aber beschloß er, hieraus seinen Fleiß zu lege». Diese Arbeite» wurden sehr gut honorirt und er wußte, cs bedurfte nur seiner einfachen Willenserklärung a» die Verleger jener Journale, um sofort die gewünschten Aufträge z» er halten. Noch am »äiiilichen Nachmittag knüpfte er die Verbindungen brieflich wieder an, indem er den Verlegern seine» Aufenthaltsort angab und sich znr Ausführung von Illustrationen bereit erklärte. VI. Mehrere Tage waren vergangen. Es war Abend. Heinrich stand inmitten seines altcrthümliche» Zimmers und pfiff vergnügt ei» munteres Lied, während er damit beschäftigt war, ei» eben mit der Post angckommencs großes Packet zu öffnen. Mas er da aus Ken grauen Papierschalcn heranswickeltc, Ware» nichts als alte Be kannte, langjährige Genossen in Freud »nd Leid; sein Zeichenbrett, sein Farbckasten, Mappen und sonstige Malcrgcräthschaftcii nebst einigen Büchern, die er bei seinem Weggang aus der Universitäts stadt nvthgedrnngen hatte als Pfand in fremden Händen zurücklass!!»
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