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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-12
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1886
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Antivari gespielt hatte, hat sich unlängst nach Rom begeben, I um die Ratification der Convention, welcher »nt Unrecht der Charakter eine« ConcorValS zugcschrieben wird, zu vollzichen. E« verlautet, daß längstens dis zum Reujahr daS Anlivarer BiSthum ins Leben getreten sei» wird. Der Fürst ist geneigt, in Antivari aus Staalekvsle» ein Palais für kaS Oberhaupt der katholischen Kirche in Montenegro erbauen zu lassen." Der Freibergcr Socinlisttnproreß vor dem Reichsgericht * Leipzig. 1l. Oclober. Gleich einer Bombe schlug in daS Lager der svcialdemvkratischen Partei da« Unheil, welches am 4. August b. I. das königl. Landgericht zu Freiberg gegen die socialdemekratlschen ReichSlagSabgeord- ueten Bebel, A uer, von B oll mar, Biereck.Fröhme und Dietz, sowie gegen drei andere Agitatoren der social» dcmokralischcn Partei, Ulrich, Müller und Heinzel sallte. In dieser Angelegenheit hatte bekanntlich zuerst da« königl. Landgericht zu Chemnitz zu erkennen gehabt, welche« die sämmtlichen Angeklagten sreisprach, da nach seiner Auslassung kein genügendes Beweismaterial vorlag, nm die Angeklagte» der ihnen deigemesseuen Zuwiderhandlung gegen die tztz. 128 und 12!» des NcichSstrasgejetzducheS sür schuldig zu erklären. Großes Frohlocken herrschte ob dieser Frei sprechung in den Kreisen der radicalen Parteien, und Diejenigen, welche die Aullage erhoben, bez. dabei mitgewirkt hatten, mußten manche abfällige Bemerkungen über sich ergehe» lasse». Die Zubelliever. daß man der gebeimen Organisation der socialdemokratischen Partei, wie sie sich namentlich in der systematischen und massenhasten Verbreitung verbotener revolutionärer Schriften, insonderheit de« ..Socialdemokrat", kundgiebt, nichts anbabe» könne, waren indeß zu srüh ange- stininlt worden; daS sreisprcchende Urtdcil des Chemnitzer Landgerichts wurde aus die von der Staatsanwaltscbajt erhobene Revision vom Reichsgericht cassirt, und da« königl. Landgericht zu Freiberg, an welches die Sache hieraus verwiesen ward, gelangte »ach eingehender Verhand lung zu der entgegengesetzten Auffassung, daß sämmtliche An geklagte Mitglieder einer geheimen Verbindung zur Lahm legung des SocialistengesetzeS bez. zur Verbreitung deS .Socialdcmokrat" und deSbalb nach tz. 123 de« R.-Str.-G - B. zu bestrafen seien. Bebel, Auer, von Bollmar, Viereck, Frohme und Ulrich erhielte» die höhere Strafe von S Mo naten Gesängniß, weil sie an den beiden socialdemokratischen Congrcffen in Wyden und Kopenhagen Theil genommen batten, während die Strafe für Müller, Heinzel und Dietz. die nur den Kopenbagcner Congreß besuchten, aus 6 Monate Gesängniß bemessen wurde. Gegen dieses Urthcil erhoben die Verurtbeilten Revision; sic haben aber auch damit kein Glück gehabt, im Gcgentheil, der 3. Strafsenat des Reichsgerichts, welcher heute unter Vorsitz des Herrn Scnatspräsidenteu von Wolfs in Gegenwart eines ziemlich zahlreichen Zubörerpublicums die Sache verhandelte, hat die Revision sämmtticher An geklagten verworfen. Wir haben früher, bei Gelegen heit der Verhandlungen in Cbcmnitz und in Freiberg, sehr ausführlich über daS der Anklage zu Grunde liegende lbatsacbliche Material berichtet und glauben unS deshalb heute über die Verhandlung vor dem Reichsgericht kurz fassen zu können. Die Revision war zunächst damit begründet, daß in Bezug aus die Angeklagten von Bollmar und Viereck gesetzliche Be stimmungen iusosern verletzt sein sollten, als zur Verhandlung gegen dieselben daS k. Laucgericht Freiberg und nicht das jenige in Chemnitz zuständig erklärt worden sei. Weiter wurde in materieller Beziehung gellend gemacht, daß der Richter der ersten Instanz den tz. 12!» des R.-St.-G.-B. salsch ausgelegt habe, daß seiner thatsäcklichen Feststellung eine unrichtige und unklare RcchtSaufsassung, «ine falsche Vor stellung der Begriffe „Theilnahme" und „Mitgliedschaft" an einer strafbaren Verbindung zu Grunde liege. Dadurch allein, daß Jemand das Gesetz verletze, werbe noch nicht der Tbatbestand deS Z. 129 hcrgestellt. Die Revision wurde in der heutigen Verhandlung von den Herren Rechtsanwälten Frey tag II. und Munckel begründet. Die Rede deS Crstcrcu war kurz und streng sachlich, während Herr Munckel, der bekannte dcutschsreisinnige Abgeordnete, iu langen Redewendungen in einer Weise Kritik an ccm Crkeinilniß deS Freiberg ec Landgerichts übte, daß sich der NcichSauwalt Herr Stenglern veranlaßt sah, dem Herrn Vertheidiger bemerklich zu machen, daß er nicht das Reckt habe, in solcher Weise von einein Gericht. daS seine Pflicht gcthan, zu reden. Herr Munckel vermißte in dem Freiberger lkrtheil alle und jede rechtliche Be gründung und niemle, dasselbe habe sich bei seiner Beweisführung lediglich aus das Gebiet der Philosophie begeben, woraus ihm der NeichSanwalt entgegnete, wenn der Richter aus dein Wege vcrnünstiger Schlußfolgerung, und das sei ja Philosophie, zur Feststellung von Thalsachen gelange, so könne ihm daS gewiß Niemand verwebren, außerdem aber stützten sich die Gründe deS Frciberger Urtbeils aus wohlbegründete juristische Feststellungen. Die Angeklagten seien nicht wegen einer einzelnen Gesetzesverletzung, sondern aus Grund der Gesammt- tbätlgkeit einer strafbaren Verbindung, welcher sie al« Mit glieder angehörlen, verurtheilt. Der hohe Gerichtshof trat allenthalben den Ausführungen deS ReichSanwallS bei und verwarf in allen Puncten die Revision, so baß nunmehr kaü Urtheil deS köuigl. Land gerichts zu Frciberg rechtSkräjtig geworden ist. Musik. * Leipzig, l 1. October. Durch Vermittlung der Musik- bandlung Crnst Eulenburg wird die Gräflich Medem'sche Hauscapelle VöröS MiSka aus Wien am 14. und >5. Oclober zwei Coucertc im Bonorand'fchen Etablissement geben. Die Capelle hat kürzlich wiederholt Eiulavungen seitens der k. k. kronprinzlicheu Herrschaften nach Schloß Orlhlein erhalten, und sind bei» Dirigenten die schmeichel- haftesten Zeichen der Anerkennung zu Tbeil geworden. Aus dem Wege »ach Bremen, woselbst die Capelle zu zwanzig Conccrien engagirt ist, wird dieselbe Leipzig berühren und hierselbst Beweise ihrer Leistungen geben. * Leipzig, 11. October. DaS Marcella Sembrich-Con- cert wird folgendermaßen angeorbuct sein: Während Frau Sem brich als eine ausgezeichnete, ungemein gefeierte Ver treten» der italienischen Schule Gesänge dieser Richtung zum Vortrag gewählt bat, wird Frau Sucher, eine bekannter maßen treffliche dramatische Sängerin sür deutsche Partien, mit deutschen Arie» und Liedern auslreten. — ES wird unS mitgetbeilt, daß der Componist deS Liedes „Still rubt der See", Herr Pfeil, durch die treffliche Wiedergabe dieser seiner Composition seitens des in Trielichlcr'S Etablissement austretcnden Schweizer- Doppelquartelt dazu veranlaßt, eine seiner neuesten Compo« sitioneu, die dcS Liede« „Ich bin so gern, so gern dabeim". diesem Männerquartett übersendet hat. Dasselbe wird in daukbarer Anerkennung der ihm wiedersahreneu Auszeichnung die Composilion in dieser Woche dem Publicum zu Gehör bringen, welche Thalsache gewiß die Freunde des Männer- gejangeS und insbesondere die Besucher de- Trietschler'schen Etablissements intcrcssiren wird. —r. Möckern, 11. October. Wie wir s. Zt. berichtet haben, beging der sich hier wie in Leipzig und auder-wärlt lebhafter Sym pathie» erstellende, von Herr» Mustklebrer Franz Heckttzeuer i» Leipzig geleueie Geiangverein „Grrm'chter Cbor" am 12. September sein 30jödriges Slisiungsfeft. Al» Ehrengeschenk wurde dem „Gc- wischte» Choc". welcher einer der wenigen »och existireaden Bereise kß, oie vor nunmehr 25 Jahre» den „Sängerbund an der Pleiße" begründeten, ein von Herrn Photograph Riedel (Rosentbalgasse) prachlvoll ausgesübrics Gruppenbild zu Theil. Allgemeinem Wunsche enlsprechend, ist das Gruppenbild gegenwärtig in dein Schauseoster der Musikalienhandlung von Kistner (Neumarkl) ausgestellt. --Kopenhagen, S. October. Heute Abend sank im völlig ausverkausteu Casinoihearer das erste Concert der Frau Pauline Luc ca unter Mitwirkung der belgischen Hofpianisti» Frau Anna Großer statt. Der König, der Kronprinz, die Kronprinzessin, sowie die übrigen Mitglieder der käniglichea Familie waren an wesend. Beide Künstterinneu saadea stürmischen Beifall und mußte» mehrere Piecen zugcbea. Herbst-Rennen -es Reitvereins „Sport". * Leipzig, 11. October. Das Herbst.Rennen de« hiesigen Reitvereins „Sport", der bereit- wiederholt durch öffeutlich« Bor- sühninoen seine Tüchtigkeit und de» Werlh des von ihm verwendeten, edle» Pstrdemaierials dargeihan, fand gestern Sonntag aus dem Rennplätze am Schleußiger Wege statt. Mi» Ausnahme einiger ge- linder Niederschläge, die daS in großer Anzahl herbeigeströmie Publicum wohl nur wenig belästigte« und günstig auf da» Renn- kerrain einwirkte», war das Wetter vortrefflich. Tribünen und Sattelplatz zeigten sich reich besetzt und die Dämme am Fluthbett von einer endlosen Schaar von Zuschauern bevölkert. — Aus dem Sattel platze bemerkten wir mehrere Cavacitäte» des Rennsports von auswärts, welche mit sichtlichem Jnieresie den Gang der Rennen verfolgten. Und in der That boten diese iür den Sachverständigen sowohl Wie sür den Laien ein sesselndeS Schauspiel. Das Schiedsgericht war den Herren ReichSgerichtSrath von Bom- hart», Köhler II.. ttr. Langbein und Zsäwchc überwiesen. Richter: Herr Bädeker; Bahndirection: die Herren Professor vr. Bindiag, UniversiiäiestaUnicisler BnjarSkp. Oberbergrath Projessor vr. Ereduer und Buchhändler Credner. Cassc: die Herren Schneider und Regie- runqSrath Vr. Schober. Wange: die Herren vr. Moldenhauer und Stabsarzt a. D. Ist. Ramdohr. Starter: Herr UniversitötSstall- meister Bujarsky. Die Concerimusil wurde von der Capelle des königlich lächsnchen Jnsanterie - Regiments Ar. 107 ausgesührt. Die Renne» begannen Nachmittag 2 Uhr mit ErössnunaS- Rennen. Flachrennen. Ehrenpreise sür den Reiter deS ersten PserdeS — ein reich decorirteS Wandichiid, — des zweiten PserdeS — ein Schreibnecessair — und des dritten PscrdrS — ei» Irrnk- hor». Für Pferde im Besitz von Mitgliedern des BereinS und von iolchen zu reiten. Pferde, welche 1885 oder 1886 eia öffentliches Nennen gewonnen hatten, waren ausgeschlossen. Ein- satz 10 Ganz Reugeld. Zu nennen bis 4. Oktober 1886 Abend 6 Ubr. Nachiiennunqen am Pfosten mit doppeltem Einsatz gestattet. Normal-Gewicht 6?'/, Kilogramm. Reiter, welche 1885 oder 1886 in öffentliche» Rennen gesiegt hatten, sür jeden Sieg 2'/, Kilogramm extra, bis zu 7'/, Kilogramm maxi mal. Dttiaiiz !>00 Meter. Tein ersten Pferde 60 Procent und dem zweite» 40 Procent der Einsätze »»d Neugelder. DaS dritte Pferd rettkte vorweg seine» Eimay. ES starteten Herrn Bujarsky's braune Stuten „Jeffie", „Laslight" und eine ohne Namensbezeichnung, sowie Herrn Peickek's brauner Wallach „Briefträger". Letzterer zeigte sich auch hier als wohlversuchieS Pferd. Gut geführt, gelang eS ihm, vor „Loflight" den ersten Preis zu erringen. AlS drittes passiitc „Jeffie" das Zi-l. Zweites Rennen „Vereins-Jagdrennen". Ehrenpreise den Reitern des ersten Pferde» — ein Trinklwrn — deS zweiten Pferdes — ein Necessaire — und drS dritten Pferdes — ? Für Pferde im Besitz von Mitgliedern des Vereins und von solchen zu reiten. Pscroe, weiche 1885 oder 1886 ein öffentliches Rennen gewonnen hatten, waren anseeichlcsse». Einsatz 10 ,/t Ganz Reugeld. Zu neunen bis 4 Oeiober 1880 Abends 6UH.. Nachiiennunqen ainPsosten, Mil doppelie,u Einsatz, waren gestattet. Normalgewicht 75Kilogramm. Haibvlutpserde« 2V««>logrN!»,» erlassen Netter, welche 1885 oder 188« in öffentlichen Renne,! g-iiegt ballen, für i den Si'g 2'/, Kilogramm extra. bis zu 7'/^ Kilogramm maximal. Distanz ungefähr 3000 Meier. Dem ersten Pserde 60 Procenr, dem zweiten Pserde 40 Prccent der Einsätze »nd Reugelder. Tas dritte Pserd rettete vorweg seinen Emiatz. Zmu Start erschienen Herrn F. W. Fischer'S schwarze Stute „Black Mary", Herrn'Vnjarsly's Fuchsstute „Miß Ada" und braune Stute „Brainb.'erye". Die Hindernisse wurde kühn und glatt genommen. Erstes „Black Mary", die „Miß Ada", in scharfer Anregung, mit kurzem Vorsprung den Sieg entriß. „Bramdietye" kam zum Sturz, doch »ahm ihr Reiter das Rennen wieder aus, und arbeitete sich io lebhaft heran, daß er bald nach seinen Rivalen als drittes am Pfosten vorüberqing. Drittes Rennen: „Trabreiten". Ehrcnvreise den Reitern deS eiste» Pferdes — eine Reilerstatuette — des zweite» Pferdes — eine Zinimeruhr — und deS dritten PierdeS ein Necessaire. Für Pserde »n Besitz von Mitgliedern des Vereins »nd von solchen zu reiten. Einsatz 10 .si Ganz Reugeld. Zu »ennen bis 4. Oclober 1886 Abends 6 Uhr. Nachnennnnqc» am Pfosten zulässig. Distanz 1800 Meier. Drei Galovpl'vrünge hinter einander gestattet; beim vierten Galoppsprung war Bolle zu reiten. Wer mebr als drei Balten zu reiten batte. war distancirt. Die Einsätze und Reugelder lielen dem „BereinS-Jagdrennen" und dem „Freien Leipziger Steepie-Chase", je zur Halite, zu. Von 11 Nennungen AißJane". Herr» Bujarsky's jchioaizer Wallach. Herrn R. Klinkbardt'S braune Stille „Sujaone" und »achgenannl Herr» Gnrkhaus' braune Stute „Susanne". Die §ch'.vierigkei:en, weiche die Borichriste» deS Trabreilcns ans der Wcltbahn mit sich bringen, wurden durch die sichere und gute Führung der Pserde anerkeiinenswerih überwunden. Erstes Pierd wurde „Susanne", die, lebaast vorgehend, den Liengel- t'chen Wallach „m anderthalb Länge hinter sich brachte. DenjILritten Platz behauptete „Miß Moll»". Viertes Rennen: „Freie Leipziger Steepsle-Chase". Ehrenpreise de» Reitern des ersten PierdeS — eine Bowle — und de» zweiten PierdeS — eine Zimmeruhr. Für Pferde aller Länder. Einsatz 10 >1 Ganz Neugeld. Zu nenne» bis zum 1. October 1886 Abends 6 Uhr. Gewicht 4jährig 70 Kilogramm, 5jährig 72 Kilo gramm, vjährige »nd ältere Pferde 75 Kilogramm. Pserde, weiche 1885 oder 1886 in einem öffentlichen Renne» gesiegt halten, sür jeden Sieg 2'/, Kilogramm extra, diS 7'/, Kilogramm maximal. Distanz ungeiadr 3500 Meter. Dem ersten Pserde 60 Proceut und de,» zweii-u Pserde 40 Proceut der Einsätze und Reugelder; dem dritten Pferde der doppelte Einsatz. Ueber die Qulificatwn der Reiter halte daS Lomitö, ohne Angabe der Gründe, zu entscheiden. Unter drei Nennungen kein Rennen. Es startete nur Herrn Lurti'S braune Stute „Lilly", welche nach Ueberwinduug der Hiader- Nisse einsam am Ziele vorüber ging. Das Schlußrennen war „Jagd". Ehrenpreise dem Reiter des ersten Pferdes ein Rauchncccssaire — des zweiten Pserde« eia Schreibzeug und zwei Leuchter — und dcS dritten PserdcS eine Tischglocke. Für Pferde im Besitz von Mitgliedern de« Vcreins und von iolchen. sowie von geladenen Freunden deS Verein» zu reiten. Einsatz 5 >1; ganz Reugeld. Zu nennen bi« 4. Oclober 1886, Abends 6 Uhr. Nachnenniingen am Pfosten ge stattet. Distanz etwa 5000 Meter. Dem erneu Pferde 60 Proceut, dem zweite» Pierde 40 Procent der Einsätze und Neugelder Das dritte Pserd rettete vorweg seinen Einsatz. Von 18 Nennungen und 3 Nachnennungen erschiene» zum Stark: Herrn BujarSIy's Fuchs- stille, Halblut; brauner Wallach „First Fligbt"; ichwarze Stute „Loktie"; Fnchsstnte, Vollblut; braune Stute „Lilly": ichwarzbraune Stute „Elia", und hellbraune Stute, englische braune Stute und ichwarzbraune Stute; Herrn Auqustin's brauner Wallach „Lord"; Herrn Gnrkhaus' braune Stute „Miß Hovt", Herrn Käbler'S braune Stute, sowie nachqenannt Herrn Weller's Rappstute „Schnee- lvitlchen", und Herrn Buiarsky'S braune Stute und schwarze Stute. Die Jagd, welche Uiuversilüisstallmeister Bujarsky führte, wurde brillant geritten und ohne jede» namhailen Unfall ausgesührt. „Lord" uud „Miß Hoyt" stürmten >m entscheidenden Moment mit gleichen Chancen dem Ziele entgegen, als es dem Wallach durch energischen Ansatz gelang seine Gegnerin mit einigen Kopflängen zu überflügeln. Als Dritte- folgte die BujarSky'sche uachgeuaunte braune Stute. Die Rennen endeten nach 4 Uhr und waren ein Ehrenzeuguib sür die Veranstalter und ihre Bestrebungen. Otto Moser. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer I. Am Vormittage de« 22. Juli d. I. gerirth ln dem Keller eines Hause« der hiesigen Thalstraßc ein Theil deS hölzernen Ber- schlages dadurch in Brand, daß der sür ein Spirituoieaaeschisl in lenem Hauie thätigr Arbeiter Johann Rohn au- Zwola in Böhmen, während er mit Abfällen von Spiritus beschäftigt war, sich dabei eine» offenen Lichte-, da» er aus ein Regal gestellt, bedient hatte. Ter ungerichtete Schaden war kein besonders erheblicher; ?s hat sich ader auch nicht seftftellen lassen, wie da» Feuer entstanden war. An sich hat das Gericht eine Fahrlässigkeit de» Angeklagten zn erblicken gehabt, indem er mil einem brennenden Lichte in ernem seuergesahrlichen Raume sich bkickästigte; andererseits hat der Angeklagte gejeheu, daß iein Principal vei gleicher Belegende,» in derselben Weis« sich eine« offenen Lichte» bediente. La- Gericht hat nach dem Ergebniß der Hanptverkand- lung aber nicht al- erwiesen anzusehen vermocht, daß der Nagklagte sich einer sahilüisigen Brandstistung schuldig gemacht habe, wohl aber aus alle Falle einer Uedertrelung de» 8- 368, 5 deS R.-Str.-G.-B. und daraus hin eine Geldstrase von 20 Mark, event. 5 Tage Hast als eine dem Verschulden Rohn's entsprechende Ahndung erachlet. II. Die gegen die Herren Buchdruckereibesitzer und Berlaqsbuch- bändler Karl Wilhelm Theodor Rühle in Reudnitz und Musikalien händler Wilhelm Dietrich hier wegen Zuwiderhandlung gegen 8- 18 de» Gesetz-- vom 11. Juni 1870, betreffend da» Urheberrecht an Schriftwerken ic„ erhobene Anklage betraf folgende Borgänge. Tie Firma Loppenrath in Regensburg hatte im Jahre 1885 da« Ligen- lhumsrecht ßin den s. Z. vom verstorbenen Pfarrer Braun zu Mül- dausen im E»aß coinpoiilNen Liede „Mutterseelenallein" von den Braun'jchen Erben erworben, und diese- Lied ward voll den Herren Rühle und Dietrich >o ihre Liedersammlungen aufgeaommea, hierin aber nach der Behauptung de« Herrn Loppenrath jene GesetzeS- Berletzung begangen. Die Herren Rühle und Dietrich bestritten nun entschieden eine strisbare Handlungsweise ihrerseits, auch selbst eine solche au« Fahr- läisigkeit begangene und nahmen zu ihrer Rechtfertigung daraus Be- zug, daß daS sragliche Lied bereit» seit 1860 al» Allgemeia-Eigenthum vom Musilalienvandel angesehen wird, was auch der Bearbeiter der Hosmeister'jchcn Musikkalaloge bestätige» müsse — es ge- schab die» auch im Lause der Berhaudlung —; serner, daß nach weislich die beiden Sammlungen bereit- drucksertig Vorgelegen, ehe noch Jemand dafür EigealhumSansprüche geltend gemocht habe, weiter daß die angesehensten Firmen, als Peter», Litolff, Breitkopf und Härtel, Schott, Schlesinger, Challier, Andre, Spina, Forberg u. A. m. dieses Lied sei» Jahren ungestraft verkaufen, ohne daß bei Lebzeiten de« Lompoinsten dagegen Einsprache erhoben worden sei. Die Herren Angeklagten versichcrlen. daß da« sragliche Lied all gemein al« ein freie« Volkslied gelte und daß e« sich sür sie auch lediglich um ein solches gebandelt habe. Das Gericht gelaugte indessen nach dem Ergebnisse der Beweis» aufnahme und insonderheit aus Grund de« Gutachten« der Sachver. ständigen, welche dem Liede den Charakter der BolkSmelodie nicht zusprechen konnten und aus die Ceision der Erben des Coniponisten an Covpenralh rc. zu einer Berurtbeilung der Herren Angeklagten wegen fahrlässiger Zuwiderhandlung gegen den angezogenen Geicdesvarsgraphen, und zwar dcS Herrn Rühle zu 50 Geld- strate und 100 vl Buße und der Herrn Dietrich zu 25 ^Geld strafe und zu 50 .^l Buße. Der GerichlShos bestand au» den Herren Landgericht« - Direktor Bartsch (Präsid.), LandgerichtS-Mthe» Adam, Siegel, vr. Franz« und Schubanh-Engelichall; die Anklage führte Herr StaalSamvalt- schastS. Assessor vr. Feurick, die Beriheidigung zu I. Herr Recht-- anwalt vr. Burckas it.; als Vertreter de« Nebenklägers im Falle H. sungine Herr Rechtsanwalt Justizraih Barwinkcl. Aus Wunsch der Herren Rühle und Dietrich thcilen wir noch mit, Laß B:,de Rcvtjion des landgerichllichen'UrlheilS bean tragt haben. Nachtrag. * Leipzig» 11- October. Auch der gestrige Haupt- Mcßsoni, lag war, bis aus eine vorübergehende Störung in der NachmittagSzeit, vom Wetter begünstigt und der Fremdenzustuß daher, wie sich dies auch au« einer anderen Mittbeilung in der vortiegendcu Nummer crgicbt, ein ganz bedeutender. DaS Geschifft in den BerzehrlingSgeaenstänven, ebenso in verschiedenen Branchen des Kleinhandels, namentlich da. wo billigere Sachen in Frage kamen, war ein sehr lebhaftes und auch in manchen Bedarfsartikeln sa»d ein hübscher Umsatz statt, während nicht ver schwiegen werden darf, daß auf der anderen Seite, wie LicS schon am vergangenen Sonntage der Fall war, die Berkäuser anderer Gegenstände mit dein Ge schäft durchaus incht zusriedeu sein konnte»; dies gilt nament lich von Korbwaare», Bürstensabrikaten :c„ deren Verkäufer die diesmalige Messe überhaupt zu Len ungünstigsten seit einer lange» Reihe von Jahren zähle». WaS aber die Frequenz der Theater, de« KryfiallpatasteS, der Ecntrathalle, des Etablissements Trietschler, des MeUini-TbeaterS rc. am gestrigen Sonntage anlaugt, so herrschte ohne Ausnahme eine Ueberfüllung der Räume. »Leipzig, tl.Oct. Nach einer hierher gelangtenMittheilung der grvßberzogl. badische» Staatsanwaltschaft zu Karlsruhe ist der Verdacht aufgelauän. daß die Gräfin Laura von Arnim, eine Dame von 34 Jahren, groß und starker Statur mit dunkelbraunem Haar, bekleidet mit dunkelbraunem Kleid mit schwarz cingewirkle» kleinen Blumen und schwarze» Spitzen und schwarzen Knöpsichubcn, welche am 11. September dieses Jahres von einem Spaziergänge bei dem Schwarzwalbcurorle Plältig (großherzoglich badisches Bezirksamt Bübl) nicht wieder zurückgekehrt, vier»iehr seilbem spurlos verschwunden und aller Nachforschungen ungeachtet nicht wieder aufgesunden worden ist, entweder »n Walde limgekvmmen ist, oder ein gewallsanics Ende gesilnde» hat, bez. baß ei» Raubmord oder eine Beraubung uud Beseitigung der Leiche vorliegt. Die Frau Gräfin hat ein hellgrünes Daniciiporlemonnai mit einem Inhalte von 3 Emhundert-Markscheincn und cm wertbvolleS Geschmeide bei sich getragen. Die Schmuckiachen bestanden auS einem massiv goldene» Ariilbanv mit Emgra- virung „Rom" oder „Albano", einem massiv goldenen Trau ring mit Eliigravirung: »Laura, Herrman» 21 ^oüt 188V". einem zweiten Ring von massivem Golde mit größerem Saphir innillten zweier Diamanten, einer Busennadel in Form eines Nagels, abwechselnd mit Diamanten und schwarzer Email besetzt. E« sind 10,000 Belohnung sür Denjenigen auS- geseyt, dem es gelingt, die Vermißte wieder aul'jusinben oder Spuren zu ermitteln, die zu deren Auffindung führen. * Leipzig, 11. October. Als Nachtrag zu unserer gestrigen Mutheilung über die Einweihung der protestantischen Kirche zu SoSnoivice in Rußland sei noch bemerkt, daß dieselbe nach den Enlwürsen unseres Mitbürger« Herrn Architekt Altenborks an-gesührt wurde und baß die noch nölhigen Glocken von der hiesigen Firma Iauck, sowie die Thurmubr von Zacbariä hierselbst angclicserl werden sollen. * Leipzig» 11. October. Bekanntlich wurde» im Lause voriger Wocde einige Handelsleute aus Russisch-Polen wegen dringenden Verdacht« der Verübung von Diebereien und bezw. Betrügereien polizeilich verkästet und nachmals an die königl. Staatsanwallschasl abgcliesert. Wie wir erfahren, haben indessen die stattgejuiidenen Erörterungen nicht hin reichende« Material zui» Strafverfahren geboten; vielmehr sind die Erörterungen wieder eingestellt worden. -- In der heutigen Vorstellung des „Hüttenbesitzer" im Alten Theater tritt Fräulein Auguste Bur me st er vom Stadt-Theater in Nürnberg ein Probc-Eugagement an in der Rolle der „AthenaiS". — Von dem Forstmeister Herrn Theodor Teplouchoss in Ilinsk an der Kama in, Gouvernement Perm in Rußland, den verschiedene Bande der Erinnerung und Neigung an Sachsen und auch an unser Leipzig knüpfen, hat dem „Mu seum sür Völkerkunde", dem er. wie sein 1885 verstor bener Vater, der kaiserlich russische GollveriiementS-Secretair Alexander Teplouchoss, e>» lebbasleS Interesse entgegen- bringt, zwei vollständige Permjakonauzüge, den cuieS ManneS und den einer Frau, zum Geschenk aeniacht. Beide stammen auS dem Kreise Iumök, Bezirk GerbenSk im Gouvernement Perm, nnd sind deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil dort der finnische Charakter der Bevölkerung, der immer mehr ver schwindet. noch am reinsten sich erhalten hat. — Leip,ig» 12. October. Bei dem regen Jnieresie, dessen sich jetzt die Stenographie in den weitesten Kreisen er freut. unterlassen wir nicht, auch an dieser Stelle aus die beute. Dienstag Abend in der .Centralhalle" stattsinbende Eröffnung eine« UuterrichtScursu« in der Gabel«, berger'schen Stenographie aufmerksam zu machen und bemerken, daß bei dieser Gelegrnbeit ein über diese Kunst orieotirender Vortrag gehalten werden wird, zu welchem alle sich dafür Interessirrnde willkommen sind. Ueber die Be- dingungen der eventuellen vetheiliguna am Unterricht«curse ist da» Nähere auS dem Anzeigentheile unsere« Blatte« ersichtlich. (-) Leipzig, 8. Oktober. Jede Familie, welche Kinder hat, findet in der „Cornelia", Zeitschrift sür bäuSliche Er- osis Ziehung, als Organ der Schrebervereine herausgegeben von vr. Karl Pilz, eine Fülle von Rathschlägen, durch deren Befolgung sie lausend Uebcln Vorbeugen und da- Glück, da« leibliche und geistige Wobt ihrer Sprossen sicher fördern kann. DaS wurde un« so recht klar bei den Artikeln de» soeben erschienenen 2. Heste« de« 46. Bande«. Nack dem lieblichen Gedicht: „Kindeüauge" folgt die Novelle „Tante Anna", welche, rein und lies auS dem Leben heraus geschrieben, so viel Be- berzigenSwcrlheS sür daS Leben im Hause bietet, uud WaS Tb. Hempel in: „Unsere Kinvermoden" sagt, möchte man über jede Kindcrstubentbür schreiben. Auch die Aussätze: „Erbarmet euch der armen Kinder!" und „Familienschule" dürsten jedem Kindersreund hochinlercsiant sei». Der Brief wechsel und die AuSkunsl berühren die Ueberbürdung der Jugend, die Restauration als sckilecblcste» Kindergarten, die Erziehung zu», Eigensinn, und gewisse schädliche Experimente, die man mit Kindern vorniniml. Keine Familie, die wirk liches Interesse an der Heranbildung der Jugend hat, bars die „Cornelia" unbeachtet lassen. * Leipzig, 11. October. Die gestern Vormittag in der „Tonhalle" stattgehabte, von Herrn Friedrich geleitete, sehr schwach besuchte Versaiiimlnng der Schlosser und Maschinenbauer einigte sich dahin, zwei Candidaten al« Beisitzenve für daS GewerbcschicdSgerichl anszustellen. Gesetzt den Fall, es könnte »ach Lage der Verhältnisse nur ein Bei- sitzeiider sür diese Branche zulässig sein, so sollen die beiden Candidaten, al« weiche gestern die Herren Franke und Friedrich gewählt wurden, unter sich auSmacben, wer al« Beisitzer deS GeweibeschiedSgerlchtS sungire» soll. Nachdem noch die Herren Grumbach undMiiller als Stellvertreter gewählt worden waren, wurde die Versammlung geschloffen. * Leipzig. 11. October. Behuf« Aufstellung eine« Can« didatcn als Stellvertreter- zum GewerbeschieLSgericht fand am gestrigen Vormittag im Bürgergarten eine öffentliche Ver sammlung der kiesigen Klempnergehilfen statt, die sich, wie alle biSberigen zu gleichem Zwecke einberufcnen Ver sammlungen anderer Branchen, durch die außerordentliche schwache Betheiligung der Gehilfen auSzeichnelc. Der Ei»- bcruser, Herr Karow, drückte den» auch sein Bedauern auS über dieTheiliiahmlosigkcit der Collegen in einer für die Arbeiter so wichtigen Frage und stellte e8 der Versammlung anheim, ob man in Anbetracht der geringen Anzahl der Erschienenen in die Tagesordnung eintreten oder die Versammlung ver tagen wolle. Ans den Vorschlag de» Herr» Müller ent schied man sich sür da« Erster« und Herr Curth, bisheriger Vertreter der Klempnergebiisen beim Gewerbeschiedsgericht, berichtete über feine Thaligkeit als solcher und mahnte die Collegen. bei der Wahl ihr Augenmerk aus einen energischen, tadellosen und unparteiischen Mann zu richten. Dem hierauf von Herrn Müller gestellten Antrag gemäß beschloß di« Versammlung, zunächst von der definitiven Wahl eines Candi- dalcn abzuschen, dagegen die Herren Curth, Schade und Simon alS geeignet hierzu vorzuschlagen und die Collegen durch eine in Umlauf zu setzende Liste hiervon in Kenntuiß zu setzen, woraus der Schluß der Versammlung, die nur eine halbe Stunde währte, erfolgte. —o. Ueber den Verkehr, wie er vor anderthalbhundert Jahren in den öffentlichen Leipziger BergnügungSlocalea üblich war, liegt unS ein interessanter Bericht au« dem Jahre 1736 vor. welcher sich aus das sogenannte „Brandvorwerk", jetzt „Schubert'S Ballhau«" genannt, bezieht. ES wird über diese Gastwirthschast in der seit mindestens zweihundert Jahre» allwöchentlich Tanzvergnügen stattsindet, Folgcnve» gesagt: „Aus dem Saale präsentirt sich eine auserlesene Bande derer besten Musicorum» in der von denen alten Teutschen gehei ligte» siedeuden Zabl, von welchen künstlich gesetzte und wohl klingende Eoncerte, Ouvertüren, Arien. Marsche. Menuetten und andere neue ausländische Tanze, unaufhörlich in Suite nach einander exerciret und gespielet werben, bis die Gäste beisammen sind. Sobald nun die Tische ziemlich besetzet, reti« rirct sich der Herr Wirth an seinen ordentlichen Berus, da« ist an eine große, schwarze, mit rotheo Strichen bezeichncte Tafel und spannet mit feinen in Händen badenden großen Stücke weißer Kreiden, al» seinem Egge u»v Pflug, wie ein Falke aus die Etwas verlangenden Gäste. DaS Gesinde läuft auS einer Stuben in die andere, von einem Tische zum anderen, mit leichte» Schuhen und flüchtigen Kleidungen, wie rin Wind, der auS allen vier Orlen der Welt zusammen kömmt, ganz langsam herum, rufet «nd sckreyet mit angenehmster Stimme, so manchmal die beste Vocal-Musik beschämet: „Wer klopft, he da! wer klopftet?" — Wenn sie dann Einen bei den Oehrgen habe», so sind sie mit dem leeren Kruge nicht so geschwinde im Keller» wie der Herr Wirth mit seine», Querstriche der Kreide an der großen Tafel, welcher nach Proportion deS Kruge- einen Groschen oder neu» Pfennige bedeutet. Da hänget man, ehe man sich« verstehet, am schwarzen Brete und kömmet nicht eher herunter, bi» man sich wegen der eingemachten Striche mit dem Wirthe, entweder durch Baarbezahlung, Unterpfand oder durch ein, unter seine Striche gesetztes, Notabene verglichen hat, welche» die Lateiner „Conto" nennen. ES handelt aber der Wulh sehr honuell, und läßt bei Jedem eine Nachsicht von sechs Monaten, wie die größten Kausleute, passiren. Wen» aber auch diese Zeit vorbei, dann ist die Geduld erloschen, und werden daraus ordentliche Bärc gemacht und in den Stall de» großen Buche» mit schwarzer Farbe an- gestrichen, gebracht und kurz daraus loSgelassen. Nunmehr müssen sie unter ihrer gebietenden Obrigkeit an dem Stecken der Zahlung tanzen, sie »iögen dabei brummen wie sie wollen. Daraus wird sodann alle Jahre eine propre Barenhetz« und Schmaus gegeben, wobei aber sehr österS mehr junge Däre geboren, als alte zur Ruhe gebracht worden." I Leipzig, 11. October. Zum gestrigen Meßsonn» tage hatten unsre hiesige» Eisenbahnen abermals einen bedeutenden Personenverkehr. Derselbe betrug aus der Dresdner Bahn 16,000 Personen, und zwar 9000 hier angetommen und 7000 von hier nach auswärts beförderte Personen. Aus der Bayerischen Bahn kamen 7300 Personen hier an und 7600 Personen reine» von hier ab. Die Magdeburger Bahn führte uns 8800 Personen, meist Meßbesucher zu und eben soviel reisten von hier ab. Es waren zwei Extrazüge ein gelegt. — Mittelst der Thüringer Bahn trafen 6700 Meß besucher hier ein, während 6400 Personen von hier nach auswärts befördert wurde». Die Berliner Bahn endlich be zifferte ibren Personenverkehr aus aimäbernd 3000 Personen. — Im Menschengeoränge unter den Meßschaubuden auf dem Roßplatze und dem Königsplatze sind im Lause de« gestrigen Nachmittags vcrschicbenttiche Taschcndiebstähle vorgekommcn; c« ist aber auch gelungen. Taschen diebe aus der That zu ertappen und dingfest zu , machen. So wurde Nachmittags am Roßplatze ein Taschen- ' d>eb, wie sich nachmals herausstellte, ein bereit« bestrafter H a n d l u n g s c o m in i S. jetziger Schreiber, au« Pegau, in dem Augenblicke jeitgeliomme». alt er einem Glasergesellen auS Connewitz das Portemonnaie mit Geldinbalt au« der Tasche entweuvet hatte. Emen andern Taschendieb traf ei» gleiche« Schicksal denselben Abend aus dem KdniaSplatze. wo er einer Dame da« Portemonnaie aus der Tasche gezoge», als er sich aber entdeckt sah. dasselbe sofort von sich geworse« halte. En« in unniillelbarer Nabe befindlicher Schutzmann hatte ader diese Mamputation bemerkt und sich des Diebe« aus der Stelle bemächtigt. Et war ein hier wohnhafter ver- beiratheter Handel «manu von autwärl», bezüglich dessen sich sosorlige weitere polizeiliche Nachforschungen »oth- wendig machten. Dieselben sübrten zu dem Resultate, noch zur Nachtzeit der Ehefrau de» Taschendiebe« Habbast zu werben, al« sie in ihr« hiesige Wohnung zurückkehren wollte. Diese Person trug drei Porte monnaie« und eine goldene Uhr, erstere im Strumpfe versteckt, bei sich; die Portemonnaies wurden „achmal? al« auch gestohlen anerkannt. Alle drei Diebe kamen sclbswerständ. lich aus dem Naschmarkte zur Hast. — Am Iohnnnisplatz;
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