Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188705102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-05
- Tag1887-05-10
- Monat1887-05
- Jahr1887
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1887
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Erfchslut tü-llch ftüh s>/, Uhr. LeösMs» »»t Lr»rditiou Jsohomiesgaffe 8. Hprechß»»-«, her Uetsctiou. «ormitta^ 10-IS Uhr. «och»itt»4« 5-6 Uhr. -'S»«» ' 6« fSr Vte »4chkts,l,r»d« I,s,r«te a, M» St» L Uhr >ach»ttlai«, > »»« Ue§tt«,e»srßt »«»'/,» Ahr. Z, de» FiU«tr» siir Zns.-X,»,tz»r: vtt» »l e»«. ^ u E chräu-r-ße 1. Kethatt«»sk. 23 pari. u. K»,iy«platz 7. »«r bt»'/.? Stzr. UchMerTaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflaqe I»,7Sv. Zlbonnementspreis viertelj. 4'/. Mk iucl. Bringerlohn ü Mk., durch die'Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2V P' Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Ektrabeilaaen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbelörderung 00 Ml. Mit PoslbesSrderung 70 Mk. Inserate Ogespaltene Petitzeile 20 Pf. GrSbcre Schnsten laut uns. Prei-verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Krclamrn nnter dem RedactionSstrich die Igcspolt. Zeile bOPs., vor denFamilienNachrichten die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruonumoruoäc» oder durch Post. Nachnahme. H ir«. DtevStag den 10. Mai 1887. 81. Jahrgang Amtlicher The«. VetmmtNKch««-. Di« ViMjLhrjae ivLer«»*ffe endet Mit dem 14. Mai. A» diese» Lag« find di« Buden und Stände auf de» Plätzen der Gt«dt di« 4 Uhr Nachmittag« voll» ständig «» räumen, während deren Entfernung bi« spätesten« 8 Uhr Moraen« de« 15. Mai fiattzufinden hat. Die ans dem Augusturplatze und auf den öffentlichen Wegen und Mätzen der Dorstadt befindlichen Buden und Sttwd« find bi« Abend« 8 Uhr de- 14. Mai zu räumen und in der Zeit vom 15. bi« 18. Mai. jedoch lediglich während der Stunden von 8 Uhr Morgen« bi» 7 Uhr Abend» abzu- breche» und wegzuschaffrn. Bor dem 15. Mai darf mit dem Abbruch« der Buden und Stände auf dem Augostu-platze nicht begonnen werden. Dagegen ifi e« gestattet, Buden und Stande auf dem Roßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werde», früher abzubrechen und wegzuschaffen, sosern nicht dadurch Störung de« Verkehr« oder Benachtheiligong de« Geschäft- ia den steheableidenken Buden herbeigesührt wird. Et bleibt auch die«mal nachgelassen, die Schaubuden aus dem Roßplatze und König-Platz«. sowie diejenigen Stände daselbst. «, »elchea «,r 8ebeu«»ittel fetlgebote» »ertze«, noch am >5. Mai geöffnet zu halte». Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, inalrichen die Carouffel» und Zelte sind bis Abend« 11 Uhr de« 17. Mai. diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da« Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine läagerr Frist zum Abbruch nicht besonder« ertheilt worden ist. bi» längsten« den St. Mai, Abend« 8 Uhr, abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, jür deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Baohandwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geld, strase bi« zu 150 oder entsprechender Hast geahndet werde». Uebrigrn» habe» Säumige auch di« Obrigkeit-Wege« zu verfügende Beseitigung der Buden zu gewärtigen. Lttpzig, am 4. Mai 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. H. 2684. 1)r. Georgi. Heunig. Dir Herstellung einer Schleußt Ul. Elaste in der Ulrichs« gaste zwischen deren Kreuzung mit der Nürnberger Straß« »nv dem Roßplatze soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werdm. Die Bedingungen und Angebot«formulare für diese Arbeit liegen m unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau« 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, an« und können von dort entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleasteadaa ta der UlrichSgaffe" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 23. lfd. MtS. Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 6. Mai l887. .. DeS Raths der Stadt Leipzig Id 1467. Ttrasteuban-Depatattoa. Vekanntmachung. Die Herstellung einer 40 om weiten Thonrohrschleuße läng« der Ostfront de« Roßplatze« zwischen dem AugustuS- vlatz« »nd der UlrichSgaffe soll an einen llnternehmer in Accord vergeben werde«. Die Bedingungen und Angebot-sormular» für diese Ar beit liegen m unserer Tiefbau - Verwaltung. Rathhau« 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 14. au- und können von dort entnommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlrasteabau ai« Roßplatze" versehen rbenvaseldst und zwar bi« zum 23. lsd. Mt«. Nach mittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehnm. Leipzig, am 6 Mai 1887. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 1467. Straßenbaa-Deputattoa. Städtische Sparcaffe beleiht Werthpapiere unter giiastige» Bedingungen. Leipzig, den 20. Januar >887. Die Spareastea-Depatatioa. Die Leuchtkraft de« städtische» LcnchlaaseS betrug iu der Zeit vom A. biS 8. Mat dS. IS. im Argand- drenner bei 2.5 Millimeter Druck und l40 Litern stündlichem Eensum da« lk 2fache der Lcuchlkrast der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhc. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.417. Leipzig, am 9. Mai 1887. DeS Rath» Deputation ,» de» Gasanstalte» Submission. Laut erstatteter Anzeige ist die dem Mitinhaber der Firma Lutz ck Etrnudr hier, Herrn K-mkmann E«,e«t»» Max Ltrand«. om 6. Januar »s«. I«. au«gesertigte HewerbelegiiimaiwnStartt Nr. 7<S abhanden gekommen »nd wird solch« zur Verhütung von Mißbrauch hirrmit sür nngiltig erklärt. Leipzig, am 4. Mai 1887. Da« Poltzet-Amt der Ltadt Lripzt«. vrrtschneider. P. Virdssatzis -Vedannlmachuns. Die Ausführung der Erd- «Nd Manrrrardeite» znm Schul dO»«»e»d«» Meuselwitz soll nn Wege der üffeniliche» Anbietungen verdungen werben Die daraus bezügliche» Zeichnungen und Be- dingaugen find vom 10. dl« Ml» während der vureaustunden au dem hiefige, Ralhhause ern,»sehen oud daselbst vlanquet« über obige Arbeite, ,egen Hinterlegung von 1 z, rainehme». Llwaig« Fragen zu beantwort-,. ist der Htzerl etter de« Baue« Herr V«»«eister Richter IN Aitrnburg gern bereit. Die ansgefülltrn vlanquet« find bi« zum S4. ds«. Mt«. Abend« k Uhr versiegelt und portofrei mit der Ausichrist „Hffertr äder Grd» n»d «aurerardeiten für de« Schultzau-ueuSau Menselwitz" n» Nath-fielli daselbst kinzureichea. Epäter. eiaaegangen« Offerten finden keine Berückstchtig»»«. Der Kchnlvorsdmd Meuselwitz behält sich da« Recht vor, »ater de» drei Mindestsorüernde» sreie^Wahl^u treffen. Der Dchnlporstand daß. De. Plag-e. Gestodle» wurveo vier erttaiterer Lnzeiae zulotge: dunkelbla»» Vorsaale 1) eia ziemlich uenrr Damrn-Ne-enschir« mlt di seidenem Bezug und gebogenem Eljeabeingrifs, au« einem ln Nr. IS der Bayerische» Straße, am 26. v. Mt«.; 2) eia Packet, in roihem Doch verpackt, enihaltead eine blaue Leinwanddloase und ein Paar ebensolche Holen. 8 bantgeftrelste baumwollene Hemde«, t rothgestreifie weiß.- Taschentücher, eine chwarzseidrne Mütze und ein Paar Ledrrschud«, an« der Warte halle de- Bayerischen Bahnhose«, am 26. v. Ml«.; 3) ei» Deckbett and ein Kopfkissen mit rotd- und weißgestrrlftru Inlett«, ,.A L" gezeichnet. 12 gclbpolirte Kleiderbürsten ver» lchiedener Größe. G Stch-Sürften and S »arvätschen, au« einer Stube in Nr. 6 der Gerderstraßr, vom 30. v. bi« 2. ds«. Mt«.; 4) ei» Packe», adrrsfiri „an Alma Ostermann, Hamburg", rat- haltend verschiede»« Stück schwarzseideoe» Band, im Gcsammigewicht von 5 Kit«, von rtnem Handwagen aus der Fahrt vou Nr. 44 der Peter«stratz »ach Nr. 10 der Müdlgasse. am 3. ds«. Mi«. Abend«; 5) ei» schwarzlederne« Portemonnaie mlt Klappe und weißrm Schlößchen^ Juneabügel und den Buchstaben „U. O." im Leder, eut- haltend ei. 61 ^i nad eine Wiegrmarke von Bierbaum in Lonne» Witz, in einem Gastlocale am König-Platz mittelst Tascheudiebstahl», am 3. ds«. Ms. Nachmittag«; 6) «in säst »euer Damen-Regenschirm mit schwarzseidenem Bezug »nd Griff ta Form eine« Bogelschnabel«, von einem Berkaus»- taad« am Augustu-platze, am 5. dl«. Mi«.; ?) et» «roher Herrrn-Regenschtr« mit schworzblau-seidenem Bezug, gelbem Natnrstab und kolbigem Griff mit 2 Schildkrot- plättchen. an» einem «tastlocale de« Panorama-Restaurant- om Roß- platze, am 7. d. M. Nachmittag«. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände »der de» Dhäter find ungesäumt bei unserer Lrimtnal. Abt Heilung znr Anzeige zu bringen. Leipzig, am S. Mai 1887. Da« Polizei-N«t der Stadt Leipzig. Bretschuelder. K. ZmngsvkrAetgernng. Im Wege der Zwaiig-oollitrerkunq iollc» die im Grundbuche von Lübrritz-stttötz. Band lU. Artikel 130. aus de» Namen de« Grost- lostaike» Friedrich Hohmann zu WuSendorf eingetragenen, in Löberitz-Größer Flur belc.rrnen Grundstücke, al«: 1) Karlenblalt 4 Parcclle 43. Plan 20 von 1 da 22,80 », Acker, 2) Kartenblatt 3 Parcelle 108, Pia» 19 in der Bogtei von 2090 n, Wiese, am 2S. Juni 1887. Vormittag« 9 Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht — an Gerchl-stellc — veisteigert werden. Die Grundstücke sind n»t 9.98 Thir. Reinertrag und elner Fläche von 1,43,70 Im zur Grunditcuer veranlagt. Auszug au« der Steuerrolle, beglaubigte Abschrist de« Gruudduckiarlikel«. etwaige Abschätzungen und andere die Grundstücke bctressei.de Nachweisungen, iomie besoadere Kausbedingungen köniic» in der Gerichlsschrcibrrei, Zimmer Nr. 4, e.»gesehen iverden. Alle Realberechiigten werden ausgesordert, die nicht vou selbst aus de» Erstehcr übergebenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aut dem Grundbuch« zur Zeit der Eintragung de« Ber- stcigerungSveriiierk« nicht bervorging, iuSbeso'idcre derartige For derungen von Lavital, Zinieii, wieberkehrenden Hebungr» oder Kosten, spätesten- im versteigerung-termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten onzunikiden und. fall« der betreibende Gläubiger wider« Glicht, dem Berichte glaubbast zu machen, widrigensall« dieselben bei Feststellung de- geringsten Gebot- nicht beiücksichltgt werden und bei Bcrtheilung de» Kaufgelde« gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenige», welche da« Eigrntlinm der Grundstücke beanspruchen, werden ausgesordert, vor Schluß de- Versteigerung-termin- die Ein stellung de» Bersadren« herbeizusühren, widrigenfalls nach ersolgtem Zuschlag da- Kausgeld in Brzug ans den Anspruch an die Stelle des Grundstück» tritt. Da- Urtheil über die Eethrilung de» Zuschlag- wird am 1. Jull 1887, vormittag« 11 Uhr an Grricht-ftelle verkündet werden. Zörbig, den 3. Mai 1887. Sönigllchr« Amtsgericht. Bekanntmachung. Den Herren Reflektanten auf htrfige« Schützenhao« wird hier, durch eröffset, daß kauspreiögebote uur »och bä 16. diese« Monai» «nigege» genommen werde». Taucha, am 3. Mai 1887. Der Dtaötrattz. Schöaseld, Bürgcrmelste». Nichtamtlicher Theil. Die polendeblllte im preußischen Äbgeordiletenhause. Die Beralhungen de« vorige» Jahre» über die Ergreifung wirksamer Maßregeln zur Bekämpiung der polnische» Agilalion in den polnischen Lande«theileii de« Königreichs Preuße» haben am Sonnabend ein Nucbspiel erhalte». Die zweite Be- raibung de« Gesetzentwurf« über die Krei-eintheilung in den Provinzen Posen und Wcstprenßeii bot Gelegenheit, die be- slehenben nationalen Gegensätze in »lesen LandeLlheilei, in ungeahnter Weise an» Lickt ru bringen. Minister v. Putt- kamrr legte die in beiden Provinzen bestehenden Verhältnisse auösührlich dar und reizte dadurch den Abgrordnrte» v. Czar- lind-ki zu einer leidenschaftlichen Erwiderung, welche ihn hart an die Grenze de« Orbnnng«ruse« führtet Er nannte die Mtttbeilungen de« Minister- abgeschmackt, wa» der Licr- präsitent v Heereman in .nicht geschmackvoll' übersetzte unter Berücksichtigung de« Umstande«, daß dem polnischen Abgeordneten die deutsche Sprache eine sremde Sprache sei. Herr v Ezarlinrki beschuldigte aber auw die Regierung, daß sie den Gegensatz zwischen den beiden Nationalitäten durch eine gehässige Agilalion künsilich schaffe und berief sich schließlich aus königliche Versprechungen, die nicht erfüllt worden seien. Die Erörterung, welche bi« dahin einen ruhigen, sach liche» Charakter bewahrt hatte, wurde dadurch erregt und svrderle seltsame Erscheinungen zu Tag«. Der Minister hatte zuvor rin V'lv der Zustände entworfen, welche sich in den letzten Jahrzehnte» in Polen und Westprenß-n entwickelt hätten, und dabei aus die planmäßige Agitation verwiesen, welche vom Adel und der Geistlichkett betrieben wird. Die Pole« sind besonder« bestrebt, wie der Minister au-sührte. tu den kleinen Städten «inen Mittelstand heraazubilden durch Bildung von landwirthschasllichea und geselligen Vereinen, durch Hergabe von Mitteln für Volk«oilbungS- zwecke, durch Herbeiziehung vou RechlSauwällen, Aerztro, Bau technikern, deren Hauptaufgabe e» sei, die Bedölkernug zum Widerstand« gegen die Bestrebungen der Regieruao anzu- stisten. Auch der kleine ländliche polnische Grundbesitz habe sich ia neuerer Zeit wirthschastlich gehoben und befestigt und sei dadurch mit hineinqezogen in dt« Sphäre der polnischen Bewegung, welche die Pflege der Erinnerung an die nationale Bergangenheit Polen« sich zur Ausgabe gemacht habe. Da« Band der Solidarität zwischen Avel. Bürger- und Bauern- stand werde befestigt durch die Bemühungen der Geistlichkeit, welch« die Stärkung de« polnischen Nationalarsühl« mit großem Eifer betreibe. Der Erzbtschos von Gnesea-Posen sei nach der Anschauung der polnischen Bevölkerung noch immer der Stellvertreter de« König«, bi« ein solcher wieder ten polnischen Thron besteigt. Diese Au-rmandersetzuug war e«, welche den Zorn de« Herrn v. CzarlinSki gereizt und ihn zu einer unparlamentarischen Kritik der Beschuldigungen de« Minister« gegen die polnischen Agitatoren verleitet hatte. Herr v. Pullkamer blieb aber di« Antwort nicht schuldig und brachte schlagende Beweise dafür bei, daß die Agitation in der That von polnischer Seite und mit nicht ganz einwandssreien Mitteln betrieben werde. In Kulm besteht ein Danienvercin. welcher die Errichtung von Bolkrbibliotheken zum Ziel gewählt hat. In einer solchen Bibliothek hat sich rin Buch „Die neue Sibylle" vorgesunden, welche« von der Polizei mit Beschlag belegt und gerichtlich verboten worden ist. Darin werden die Polen ausgefordert, sich zu bewaffnen und die Rüsten und Deutschen todt zu schlagen. Jetzt hätten die Deulschen Alle« eingenommen und militairisch besetzt und da« polnische Land müsse sremde« Ge schmeiß ernähren. Solche Bestrebungen müßten unterdrückt werden, und wenn Friedrich Wilhelm Hl. den Polen Zusagen gemacht hätte, so wären sie unter der Bedingung gegeben worden, daß die Polen sich al- gute preußische Ualerthanen beweisen sollten. Ob sie da« getban bätten, darüber zu ur» lheilen müsse der Minister der Geschichte überlasten. Nachdem so alle Vorbereitungen getroffen waren, eine große politische Erörterung in Schwung zu bringen, konnte Windlbor't nickt al- müßiger Zuhörer zur Seile bleiben; er benutzte »cshalb die königlichen Versprechungen, um daran« eine Waffe für die Pelen gegen die Regierung zu schmieden. Er nannte die Aenßerung de« Ministers einen Stoß gegen da« monarchische Princip und stellte di« kühne Behauptung aus. so w -.-ig rie Preußen durch die Revolution de« Jahre« 181 ihre v>«cklo«rn»rkl hätten, so wenig wären die Pole» durch ihre Aufstände idrer Rechte verlustig gegangen. Der Minister verwahrte sich mit Entschiedenheit gegen die Auf fassung, daß königliche Verheißungen in keinem Falle eine Eiii- ickränkung erfahre» konnlen, und gewiß mit vollem Recht, den» da» Verbältniß zwischen Fürst unv Volk ist ein zwei seitige«. nicht bio« ein Theil ist an Zusagen gebunden, sondern beide Theile. Der Satz, welchen Herr Ämdlhorst am Sonnabend ausgestellt hat. daß Rechte durch Ausstände nicht verloren gehen, ist ein sehr gefährlicher, weil er die mittelbare Aufforderung zur Anweutung von Gewalt enthält. Bei Herr» Windihorst ist da» zwar nicht« Neue«; er hat da«, wenn die polnischen Verhältnisse znr Sprache kommen, schon wiederholt gelhan, aber e« ist zu verwundern, daß er an diesem Staiidpunclc auch jetzt »och sesthält, nachdem der Friede zwischen der preußischen Regierung und dem päpstlichen Stuhl zu Stanke gekommen ist. Da« Eentrum hal sich, wie der Abgeordnete Sprrlich nnllbeilt, Vorbehalten. für die Vorlage mir soweit zu stimme», al« sich wirlhschaslliche und admini strative Gründe dasür gellend machen lasten, aber nicht wo politische Gitinde al« maßgebend bezeichnet werden. Die Stellung der Partei zur Polensrage bleibe dieselbe wie im vorigen Jahre. Da- ist eine sehr bittere Ersabruna, welche die Regierung da mache» muß, denn die polnische Frage ist eine natio nale Frage und deshalb ist ihr an der Losung derselben sehr viel gelegen. ES ist da« wieder derselbe Slrcitsall. wie der über da« Scpteniial. Da- Eentrum hal auch dem Papst gegenüber daran fcstgehalten, Laß e« in politischen Fragen seinen eigenen Weg gehe, nur in kirchenpolitische» Fragen ordne e« sich dein päpitlichen Willen unter. Für die Polen ergreift da« Ce», lrum an« politischen Gründen Partei, also steht e« aus der denlschscindlichen Seite und weigert sich, den polnischen Be strebungen in deulschen Provinzen entgegen zu wirken. Gerade daraus kam e« aber beim Frieden-schlnß zwischen der p-eutzi sche» Regierung und bei» Valican an. daß den reichsseindi licke» Bestrebungen de« CenlrumS Einhalt geboten wurde. Fürst BiSnrarck hat den größten Werth daraus gelegt, daß die polnische Agitation unlervrückl wird und dem Friede»«- schluß mit der Curie darum keine Hindcrniste in den Weg gelegt, weil er Mittel und Wege in den Händen zu habe» glaubt, um der polnischen Agitation auch ohne Beihilfe der Geistlichkeit die Spitze abzubrechen. Es ist aber leider unzweifelhaft, daß da« Eentrum für die Polen au» dem Grunde eintritt, weil die Geistlichkeit die Hand bei der polnische» Azitalion im Spiele hat. Der Erzbischof von G»cse»-Posen ist weit mächtiger, wenn er sich aus die polnische Bevölkerung stützt, al« wen» er mit der deutschen ziisammengeht. Ein Dritte« girbl« nicht; von Versöhnung kann zwischen Polen und Deutschen nicht die Rede sein, die Polen »iüsseil entweder gute deutsche SlaalS- bürger sei» oder sie mlisien von den Deutschen bekämpf! werden. Diesen Zweck v-rsolaen da« Colonisatioii-gesetz und die SchiilgeseNe. Windtborst sagt: .Ich b>» überzeugt, daß früher oder später der große Weltkrieg kommen wird unv daß in demselben die Polen eine große Nolle spielen werben. Darum ist e» auch sür un« von größter Wichtigkeit, baß die Polen gute Staatsbürger sind und daß wir sie nicht durch feindliche« Vorgehen in einen Gegensatz zu un« bringen." Wiiibthorst befolgt hier wieder sein alle» widerspruchsvolle« Spiel. Aus ver einen Seite nimmt er da» Recht der Revolution sür dir unterdrückten, in ihren Rechten gekränkten Polen i» An spruch und aus der andern verlangt er, daß die preußische Regierung aos jede Schntzmaßregel gegen eine feindlich ge sinnte Bevölkerung verzichte» svll. Von Winblhorst konnte man nicht« -ludere« erwarten, aber daß sich die Centrums partei de» Wünschen ihre» Führer« in dieser grundlegenden Frage nnte,ordnet, da» zeigt leider, wie weit wir noch von der Aiislüiuiig Ver Eentrum-partei entfernt sind. Die Partei wird »och lange sortsadre», ihre Bestrebungen al« sestzusam. menbängende» Ganze» weiter zu verfolgen, uur ia einzelnen Fällen wird sie daven Ausnahmen machen, wie bei De- rathung de« Nachtrag-etat» im Reichstage. In der pol- nischen Frage ist die preußische Regierung nur aus ihre eigene Kraft unv aus die Unterstützung der Conservativen und Nätionalliberalcn angewiesen, da« Centrum steht ihr feindlich gegenüber. * Leipzig, 10. Mai 1887. * Man erwartet allgemein, daß die Zuckcrstcuer- Borlage dem BundeSrathe in seiner Plenarsitzung an, künftigen Donnerstag zugeben werde. Nach der ausgesprochenen Absicht der Regierung soll diese Angelegen beit jebensallö iu dieser Session erledigt werden. Eine Verzögerung der an deren Arbeiten wird dadurch »ichl entstehen, da über die Steuer eine Verständigung zwischen den Parteien bereits er- olgt ist. * Die neue Felddienst-Ordnung befindet sich, dem Vernehmen der .Kreuzzeikung" zufolge, bereit« im Druck, nachdem die mit der Ausstellung derselben betraute Commission ihre Berathungen Ende voriger Woche ab geschloffen und dem Kaiser darüber berichtet hal. Dem etwa zweistündigen Vorträge, welchen die Commission am Sonntag Vormittag darüber hielt, brachte der Kaiser, wie nach den, genannten Blatt verlautet, da« regste Jutereste ent gegen durch Eingehen auf viele Einzelheiten und durchgreifende Besprechung derselben. Die von der Commission beschlossene Verdeutschung zahlreicher bisher gebrauchter Ausdrücke wurde von dem Kaiser genehmigt, nur bei einzelnen Bezeichnungen, welche in Folge vollständiger Einbürgerung sich nur schwer durch einen deutschen Au-druck genau ersetzen lasten» wurde da« früher gebrauchte Wort wieder hergestellt. * Fürst Bi»marck beabsichtigt noch vor dem Pfingstfest Berlin zu verlosten und entweder in Larzin »der Frievrich«ruh Aufenthalt zu nehmen. » * » * Der Kaiser Franz Äoses hat die Aufstellung einer Sommer-UebungS-EScndre genehmigt, bereu Manöver- am S. d. M. beginnen sollen. Die E-cadre wird au« folgende» Schiffen bestehen; den Casemattschiffen: „Tegetthoff", „Custozza" und „Erzherzog Albrechl"; den Kreuzern „Panther". .Leopard" und„Lussiu"; den Torpedobooten „Adler", „Falke", .Condor" und „Bussard" und den Torpedo« Nr. IX. X. XI. XII. XIII, XX. XXI. xxu. XXIII, XXIV, XXV. XXVI, XXVII unv XXVIII; den Dampfern „Elisabeth" und „Pola"; dem Tender „Sansego" und endlich den Avisodampfrrn „Greis" und „Fantasie". — Im Monat Jum sollen an Stelle der Torpedoboot-Flottille und deren Beischiffen die' Casemallschisfe „Den Juan", .Kaiser Max" und „Prinz Eugen" in den verband der E»ce.dre ausgenommen werden. * Nach Mittheilungen au» St.Petersburg, gilt e« in dortigen unterrichteten Kreisen nunmehr al« zweifelt»«, daß der russische Botschafter iu Berlin, GrasSchuwalow, von besten Versetzung ernstlich und. wie e« scheint, nicht grnndlo« die Rede war, ans diesem Posten verbleibe« wird. * Großisürst Wladimir hat iu seiner Eigenschaft al« Oberdesehlshaber der Garden und de« Petersburger Militairbezirk« einen Befehl Über die bevorstehenden Lagrrübungen bei KraSnoje-Selo erlassen. AuS dem selben ist zu entnehmen, daß keine großen Herbstübungen statt- sindcn werden — womit wahrscheinlich wohl auch der sonst übliche Besuch der fremdländischen Osflciere fortfällt —, dagegen sollen möglichst viele kleinere Truppenübungen mit geiiüschlen Waffen zur Ausbildung der SladSosficiere und jünger» Generale abgehalten werden. Alle Fußregimenter bilden sür einige Tag« kriegsstarke Bataillone, mit welchen kriegemäßige Hebungen gemischter Waffen gegen durch Scheiben dargcstelllcit Feind mit scharfen Patronen — also Gefechts schießen in größer», Maßstabc — statlsinden sollen. Ein qanz besondere« Augenmerk soll aus Nachtmärschr und Nacktgesechte gerichtet werden. Man ist in höher» russischen Militairkreisen der Meinung, daß solche in künftige» Kriege» eine große Nolle spielen werden. Bezüg lich der Reiterei tadelt der Großfürst, daß sich bei der selben bi-ber Unvollkommenheiten beim AusklärungSdienst aus weite Entfernungen gellend gemacht, wie auch eine nur schwache Ausbildung in der Thätigkeit größerer Masten; auch mache sich, zum Schaden bcS WassengeisteS, eine zu große Neigung zum Fußgeseckt bemerkbar. Diese Gefahr fürchteten, wie man sieht mit Neckt, beinahe alle älteren russischen Reitersübrcr. al« vor fünf Jahren die llniwandlung der gesammte» russischen Reiterei in Dragoner erfolgte und jene bekannte» neuen Grundsätze über die Ausbildung und Verwendung der Reiterei zur Geltung kamen. Bei der Artillerie wird aus den Umstand lsingewicsen, daß dieselbe »och nicht genügend darin anSgebildet sei, mit Len andern Waffen zttsainiiienzuwirken. Den Lagcrübunge» soll eine iiock höhere Bedeutung al« bi-her beigclegt werde»; Bcur- laubuägen von Ossicieren dürfen daher während derselben nicht statlsinden. * Aus Kairo, 25. April, wird gemeldet: Tic vier schwarzen Mi tz icr und Schneider, welche der Nachfolger de« Maddi, Kdalis Aldullab, >» ciiier diplomatische» Mino» »ach der eqvptliche» Hauvlstndt zu entsende» beliebt bat, babcn das eavptilche Gebiet k ine-wegS al« Friedensboten wieder ver lassen. Schon die Bebaiivluiig, welche ihnen wahrend ihre« Aulenihalte« in Eauvlen zu Tbeil wurde, stach gewaltig non dem sonst in solche» Fällen geübte» Uiu< ab. Sie erfreuten sich einer permaliciileu polizeiliche» llebeiwochiing, wurde» von allem Ver kehre mit Lee Außenwelt se> »gehalten und erhielte» ihre Tege», Landen »nd D.lche eist daun w eher zuiückgcslcllt, als mau ihnen o» d-r Grenze bei Wadv-Halja den Relonr-Lauspav gab. Khalis Abdullah, von allen Leiten bedrängt und in seinem Ansehen derunlrrgekommen, griff, um sein Prestige wieder ausznsrilchen, zu den« zweischneidigen Mittel, durch einen Eoup nach Außen der inneren Zersetzung Einhalt zu Ilmn. Als noch die Boten unterwegs waren, kannte nian ichvn im Sudan Lev injuriöieir Inhalt der Briese, welche Abdullah an den Sulla», die Königin Victoria und den Khedtve übersenden ließ, welche Briese sich dcinnächst unangeiastet wieder in snieu Händen befinden Lürsie». Einige simple Schwarze mögen erböhtrn Reivecl vor dem Manne empfinden, der mit Potentaten eine iolche Sprache zu führen wagt; allein da« ltzro« der ebemallgea Mahtiücn bat schon seit einiger Zeit jede Empfindung säe die Fortsetzung eines Kamv'k» verloren, wilcher in seiner AuS- jichl-losigkeil nur Armuih und Hunger im Befolge bat. Namentlich sind et die Stämme dr« Darsur, welche notorisch eine egyplische Armee herbeiselnien. um mit deren Hilie dein Aus stande ein Ende zu bereite». Deputationen dieser Stämme sind auf dem Wege nach Kairo um ihr dietsäüigeS Anliegen vorzuoiingen. Nach der Natur der Verhältnisse ill an eine» eggpt,scheu Voistoß in der gegenwäriigev Iahre-zeit kaum zu denke»; doch wird die egyplische Regierung im Spätherbst« sich immerhin zu einer Tkat ausraffcn müssen welche nm so unbedenklicher wäre, al- bi« dahin da«
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