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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188706030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-06
- Tag1887-06-03
- Monat1887-06
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1887
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3154 entgeltlich obtreten solle, und verweist schließlich auf Beispiele de», anderer Parcellirungen im südlichen Bebauungsplan, wo die Stadt, um minder wichtige gesundheitliche Inleressen, wie sie hier vorlicgea, »u wahren, erhebliche Opfer gebracht habe. Herr Vicevorstehcr vr. Zenker bemerkt, er habe aus Anfrage des Herrn vr. Jerusalem in der betr. AuSjchußsitzung vor Eintritt in die Berathung erklärt, daß er die Verantwortung dafür, daß der BersaffungSnusschuß nicht beschlußfähig war, übernehme. Tiefe Ler- oniwoitung konnte ec »ach den bisherigen Gepflogenheiten über nehmen. Fünf Mitglieder des BerfastungsauSschusfts waren zu- geg-n. Einem weiteren rechtskundigen Mitglied» deS Verfassung«, ousschustes ist die Sache nachträglich vorgelegt worden, und habe dieses dem MajoritätSvotum sich augclchlosten. Die weitere vom Herrn Referenten »»tgetkeilte Erklärung habe er nur persönlich, nicht für den BersaflungSau-fchuß abgegeben, obwohl das Gegen- thcil allerdings im Au-schußprotokolle stehe. WaS die Frage anlangt, ob man berechtigt sei, den Plan abzu- lehnen, so möchte er die Gegenfrage auiwerfen. ob ein Privater An. spruch daraus habe, daß sein Plan genehmigt werden müsse. Im Uebrigen seien andere Ptäne, so viel er sich erinnere, doch abgelehnt worden und bei dem früheren Projekte der Frau Brems habe Herr Oberbürgermeister selbst dem Collegium, da dem letzteren daS Projekt nicht couvenirte, die Ablehnung des Projektes (anstatt die Aufstellung eines Gegcnvrojectes) anheim gegeben. Für seine Abstimmung im Ausschuß, dir übrigens auch schon gegen daS trübere Projekt ging, waren die Gutachten der sachver- ständigen Ausschußmilglieder maßgebend, er habe da« Bedenken ge- habt, daß sonst cm Zustand geschaffen würde, ähnlich wie am kzerniat'sche» Grundstück an der Querstraße. Herr Referent entgegnet, daß er sich genau deS Vorgangs in der Ausschußsitzmig erinnere. Der VersassungSausschuß war legal ge. laden, aber nicht in der zu seiner Beschlußfähigkeit erforderlichen Milgliederzahl erschienen. Herr Bicevorstehcr vr. Zenker habe nicht „ur die Verantwortung deshalb übernommen, sondern auch die weitere von ihm vorhin mitgetbeilte Erklärung Namen» des AnS- schnsses abgegeben. Er, Herr Referent, sei also bei dieser Sachlage jetzt gegen di» vom Herrn Vorsteher gebrachten Einwäude gedeckt. Herr Roßbach hat zwar in den Ausschüssen der Minorität an- gehört, findet aber daS Projekt weder für gesundheitlich besser, noch für architektonisch schön, legt letzteres näher dar, bestreitet, daß die Anlage durch daS Licgenlassen deS schmalen GartenarealeS wirklich, wie Frau Brems behaupte, den Lharakter eine» Square er. Hallen würde, hob namentlich auch hervor, einen wie un» schönen Eindruck eS machen würde, wenn der Barten z. B. zum Wäschelrvckenen benutzt werde» würde, bat die Vorlage abzulehnen, und ersuchte noch um Auskunft, ob mau verpflichtet sei, alle solche von Privaten au-gesührlc Straßen nach regulativmüßiger Herstellung zu übernehmen, wogegen er aus da» Beispiel der Straße am Frledrichschen Grundstücke am Floßplatz hinwies. Herr Stadtrath vr. Wangemann entgegnet, die Frage nach der architektonischen Schönheit könne für die BehSrde, wenn es sich darum handele, ob eia Parcellirungsplan genehmigt werden solle, nicht in Betracht kommen. Er legt die bez. Be- slimmungen näher dar, und beantwortet die Schlußsrage deS Herrn Roßbach dahin, daß genehmigte Straßen nach regulativ mäßiger Herstellung allerdings übernommen werden müssen, während bei der Straße an dem Friedrich'schen Grundstück die Genehmigung s. Z. versagt worden sei. Auch hier könne man sie versagen, und er glaube nicht, daß in der Recursinstanz von Frau Brems ein andere« Resultat erzielt werde» würde, weil die Gemeinde wider ihren Willen aus bloß-S Verlangen von Privaten nicht genöthigt werden könne, ei» Ortsstatut auszustcllen. Lehne man aber da« Projekt ab, so werde damit jedes Mittel auS> der Hand gegeben, aus einheitliche Bebauung der HSse und überhaupt auf eine günstige Bebauung des Terrains hinzuwirken Herr Referent macht auf die Verschiedenheit der Ansichten des Herrn Vorsitzende» und des Herrn Stadtrath llr. Wangemann bezüglich der Berechtigung zur Ablehnung des Planes und der Ucberiiabme der Straßen aufmerksam. Ein von Herrn Prosestor vr. Richter gestellter Antrag auf Schluß der Debatte wird nicht ausreichend unterstützt. Herr Vorsteher Jnstizrath vr. Schill benierkt, daß er nicht ge- agt habe, man sei überhaupt nicht berechtigt, den Plan abzulehneu, andern er habe mir bezweifelt, ob man mit Erfolg ablehne» könne. Genehmige lila» de» Plan, so müsse man di? regulativmäßig berge- stellten Straßen dann übernehme». Nun könne man dem Plane allerdings die Genehmigung versage», dann könne aber Fra« Brems nicht gezwungen werden, bester zu bauen als nach den landeSgesetz- liehen Vorschriften, und dies würde jedenfalls ein viel ungünstigere- Resultat sei». Herr Roßbach bemerkt, daß er in seinen vorigen Ausführungen ausdrücklich gesagt habe, er habe sich in dieser Sache nicht von Echönheitsrücksichten leiten lasten; im Uebrigen glaube er aber, daß sich praktilch im Falle der Annahme deS AnsschiißantragS die wache so stelle» werde, daß Frau BremS das Projekt ohne die Billa aus- führen werde. Er bitte daher nochmals, den AuSschnßantrag anzunehmen. Herr Re sc re»t bemerkt, daß jedenfalls dem Collegium eine defi nitive Ablehnung des gegenwärtigen Planes zustche. Der Ausichußaiitrag wird mit 27 gegen 21 Stimmen abgelehnt und die Nathsvorlage einstimmig angenommen. Herr Schneider rescrirt sür den Oekonomjc- und Finanzans- schuß über: Erbauung eines neuen Forsthauses sür da» Burgauer Forst, revicr aus der städtische» Waldparcrlle Nr. 203 des Flur buchs sür Leutzsch, östlich des Leutzsch-Wahrener Weges und nördlich der Thüringischen Eisenbahn Mit einem Kostcnaus- wände von 31,760 .6 a conto Stammvermüge». Die Ausschüsse beantragen: Zustimmung zur Rathsvorlage. Dieser Aulrag wird — wie der Herr Referent bemerkt — ge. stellt, nachdem der Herr Subreserent der Ausschüsse die Plane und Kostenanschläge geprüft und dagegen nichts cinzmvende» hatte. Der Nusschnßaiitrag wird einstimmig angenommen. Es folgt Bericht des Herrn Fähndrich für de» Schulausschuß Über die Beschlüsse des RatheS: 1) de» Gehalt der bisherigen letzten oder 17. (eigentlich 18.) Oberlehrcrstelle an der Realschule aus jährlich 2100 zu erhöhen, 2) zwei neue ständige oder Lberlehrerstellc» (die 19. und 20.) mit dem JahreSgehall von je 2000 zu begründen, 3) eine vierte Hilsslehrcrstclle mit dem JahreSgehalte von 1800 ^l zu errichten, und 4) die Pos. 31 des diesjährigen Budgets der Realschule von 900 -Sl ans 3900 .4i zu erhöhen, Der Ausschuß beantragt: 1) an de» Rath die Anjrage zu richten, ob es nicht möglich sei, durch eine andere Beriheilung der Schüler aus die einzelne» Elasten eine 5. und 4. Elaste und damit einige Lehrkräfte zu erspare»; 2) bis zur Erledigung dieser Anfrage die Beschlußfassung über die Vorlage auSzusetzen. Herr Referent bemerkt nach Verlesung der RatbSvorlage: die selbe sei etwa» spät eingegangen, da sich wohl schon nach der ersten Ausnahmeprüsuiig der Zuwachs ungefähr übersehen ließ, auch schien die beabsichtigte Gewinnung von süns Lehrkräften nicht genügend begründet. Der Mehrbetrag deS Zuwachses von 65 Schülern gegen über der Zahl der Abgegangenen dürste kaum die Begründung von 4 Elasten in dem alten Schulgebäude nülhig machen. ES hange die« mit der Verlegung mehrerer Elaste» ,n die 6. Bürgerschule zusammen. Nach privaten Erkundigungen habe die dorthin verlegte VI. Elaste 32. die V. 24 und die IV. Elaste IS Schüler. Bei dieser Sachlage glaubte man, daß entweder die Schülerzahl von Parallelclassen im Stammhause verstärkt, oder mehr Schüler in die Elasten ciuzustellea wären, die sich in der 6. Bürgerschule befinden. Man gelange daher zu der Anfrage, ob e« nicht möglich sei. eine V. und IV. Elaste und damit einige Lehrkräfte zu ersparen. Daran- erklären sich die AnSschnßanttöge. Herr Oberbürgermeister vr. Georg, »heilt — ohne das Lolle- gium von Annahme deS Antrag- 1 abhalten zu wollen, mit — daß nach einer ihm heute gewordenen Mittbeilung de« Herrn Professor Pfalz nur »och etwa 11 Schüler der Quarten odnc Einvernehmen mit den Ellern in die betr. Elasten in der 6. Bürgerschule eingestellt werden könnten, dagegen eine Verminderung der Quarten in der Haupiauftalt aus nur drei eine Erhöhung der Schülerzahl von 40 in jeder dieser drei Elasten herbeisühren würde, was sür den Unter- richt sedr mißlich sei; eS werd« nur noch zu erörtern sein, ob wirklich nicht mehr al« 1l Schüler der Quarten an die in die 6 Bürger- schale verlegten Elasten abgegeben werden können. Herr Reserent giebt zu. daß e« weniger angenehm sei. 40 Schüler pr» Elaste zu haben, dennoch übersteige die« nicht die gesetzlich zu- lässige Höchstzister, und es iverde überdies doch vielleicht noch mög- lich sein, mehr als 11 Schüler der Quarten an die verlegten Elasten eben. ie AaSschnßa»träge werden einstimmig angenommen. hierauf reserirt Herr LandgerichtSdirector Bartsch sür de» Ver. sastungSausschuß über die Voilage. beirestend den RaihSbeichluß: den größeren Theil der Zinse» von dem in den Besitz der Stadt überge» gangenen Vermögen der ausgelösten luchhändler-Janung zu Leipzig im Betrage von 94SO ^l zur Bezahlung von Schul- geld für Schüler der Leipziger Handelsschule und zwar in erster Linie sür Leipziger zu verwenden, d?» Rest der Zinsen aber und zwar etwa 10 Proc. zu capilalisire», indem er Namens deS Ausschuffes beaiitragi: dem Ralhe zu erkiäien, daß man der Eapitalisirnng von 10 Proc. der jährliche» Zinsen und znlüastigen Verwendung der hierdurch erhöhte» Zinsen zu gewerbliche» Zw cke» zu- stimme, dagegen die Zustimmung dazu, daß 90 Proc. der jährlichen Zinsen zur Bezahlung von Schulgeld sür Schüler der Leipziger Handelsschule verwendet werden, ablehne, viel mehr dem Ralhe anheimgebe, die fraglichen Zinsbeträge zur Schaffung von Freistellen an der Gewerbeschule oder einer gewerblichen Fachschule zu verwenden. Die früheren HandelSiiinungen würbe» — wie der Herr Referent bemerkt — weder in dem System LeS HandelSgcfttzbuchcS. noch der Gewerbe-Ordnung Raum finden. Wenn nun vorgeschrieben sei, daß solche VermögrnSbestände sür gewerbliche Zwecke, d. h. sür solche, die mit dem System der Gc- werbe-Ordnung in Zusammenhang stehe», verwendet werden solle», o hielt man deren Verwendung sür Freistellen an der Handels, chule nicht sür zulässig, wogegen durch Verwendung der Zinsen sür Gewerbeschule und bez. sür eine gewerbliche Fachschule allerdings junge» Leuten des GewerbeftaadeS ein großer Borlheil geschaffen iverden könne. Herr Herrmann bedauert, daß dem Anträge de« RatheS nicht entsprochen werden könne, und bittet den Rath um Ausknust über die Gründe, ans denen er z» seinem Beschlüsse gelangt sei. Herr Oberbürgermeister vr. Georgi erwidert, daß der Decernent in der Sache nicht zugege» sei, dagegen er selbst nicht Zeit gesunden habe, sich über die Sache näher zu informire». Herr Referent bemerki, daß die Frage allerdings vom Ver- astungsausschuß so, wie er in seinem Referate dargelegt habe, ent- chieden werde, daß man ober zugede, es taste sich darüber diScutiren. Herr Herrmann erklärt, wenn die Frage zweifelhaft sei, so bitte er, doch die Entschließung auszufttzen, andernfalls ersuche er den Ralh, die Sach» nochmals zu prüje» und eventuell daraus zurück- zukommen. DaS Princip sei doch immer gewesen, solche Bermügensbestände den Kreisen wieder zuzufnhrcn, aus welchen sic herrühren. Die Handelsschule würde die Zuwendung sehr wohl brauchen können, zumal künftig auch ihre Bedürfnisse wach'e» werden, der SlaatSbeitrag aber in Wegfall komme. Herr Oberbürgermeister vr Georgi glaub», daß der Begriff „gewerbliche Zwecke" hier in weilerem Sinne zu verstehe» und daher der Raihsbejchluß gerechtfertigt sein bürste. Herr Reserent kan» aus die angcregle Frage, ob die Tuchhändler. Innung au« kaufmännischen oder gewerblichen Kreisen hervorgegangen ei, Auskunft nicht erlheile»; e- sei aber auch gar nicht Sache de» VersastuugSausschustes, sich darüber zu insormiren. Dagegen sei weseullich, daß der Ralh selbst die Bestimmungen der Gewerbe- Ordnung aus den vorliegenden Fall für mastgcbend bezeichnet habe. Herr Oehler bemerkt, daß die Gewerbeschule und die mit ihr verbundenen gewerblichen Fachschule» erst recht eine solche Unter, tützung brauchen können. Herr vr. Jerusalem beantragt mit Bezugnahme daraus, daß der Herr Referent über die historische Seite der Sache — wa- aller dings auch von demselben nicht zu verlangen — nicht genügend in- örmirt sei, daß ferner der Herr RalhSdeccrnent nicht anwesend und daß — war ihm, Herrn Redner, seit den 6'/« Jahren, seitdem er Stadwerordneter sei, allerdings noch in keiner Sache vorgekommc» — auch der Herr Oberbürgermeister nicht näher informirt sei: die Beschlußjastung sür heute auSzusetzen, die Sache ans die Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung zu bringe» und den Ralh zu ersuchen, daß der betreffende Herr Decernent in dieser Sitzung mit der nolhwendiaen Information erscheint. Dieser Antrag wird unierstützl und einstimmig angenommen. Herr LandgerichtSdirector Bartsch berichtet als bestellter Refe rent über die zur unmittelbaren Plenarverhandlung verwiesene Vorlage, betreffend: Abänderung des Stadtgemeindebezirks durch Einfluruug von 4.6 Ar Areal der Flur Mockau und beantragt: der Rathsvorlage zuzustimmen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen und die öffentliche Sitzung geschloffen. Jahresfeier der Evangelisch-Lutherische» Mission zu Leipzig. i. * Leipzig, 1. Juni. Zu dem heute Vormittag in der Kirche zu S». Nicolai abgehaltenen Miss io nSgo lies dien st, mit welchem zugleich die feierliche Handlung der Abordnung von vier Mission-- candidaten verbunden war, hatte sich eine so große Anzahl von Freunden der Mission eingesuuden, daß der Bltarplatz und da» Schiff der Kirche dichtgedrängt besetzt waren. Rach dem Gesäuge zweier Lhoräle, dem Gebete deS Geistlichen und Vorlesung der Bibelstelle IesaiaS Eapitel 42, BerS 1 bis 8, in welcher die AnS- sendung von Bolen zur Bekehrung der Heiden behandelt wird, hielt Herr Hos. und Domprediger B>chman n aus Braunschweig diePredigt über den Bibelvers: „Wir könne» e- ja nicht laste», baß wie nicht reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben", Apostelgeschichte Lap. 4, V 20, hierbei in liesergreijcndcr Weise die hohe Wichtigkeit und den Werth der Mission, sowie die schwere» Pflickilen der unter die Heiden entsendeten Boten beleuchtend. Es schloß sich hieran der Gelang des Lhorales: „Dein Wort, o Herr, laß allweg sein die Leuchte unser» Füßen." Demnächst bestieg Herr Direclor vr. Hardeland die Kanzel und gab rin Bild über die Thäiig. keit der Mission im verflossenen Jahre. Hervorzuheben ist aus diesem Jahresberichte, daß innerhalb der Mission mancherlei Wechsel und Wandel vorgegangen ist. Eine Anzahl langjährig bewährter und treuer Brüder sind theils durch den Tod, theils durch eintrelende Altersschwache auSgeschiedcn und durch jüngere Kräfte ersetzt worden. An der Ostküfte von Vorderindien, dem Gebiete der Ihäiigken unserer Mission, bestehen zur Zeit 23 Hauplstationen mit 564 dazu gehörigen Ortschaften, in welchen 22 europäische Missionare und 12 eingeborene Landprediger wirke». Ferner gehören der Mission 6 eingeborene Candidaten der Theologie, 56 Katecheten und 131 andere MissionSdiener an. Gelaust wurden im letzten Jahre 540 Heiden und 455 Christenkinder, ferner 99 auS anderen christ- lichcn Confeisionen ausgenommen. Gestorben sind 298 und die Gesammlseelenzahl der dort wohnenden Christen beträgt 14,014. An den dort bestellenden 149 Schulen unterrichten 241 Lehrer zusammen 3653 Schüler, von denen 1904 lutherisch und 1468 Richlchristen sind. Der Cassenabschluß der Mission im per- slosteuen Jahre weist mit einem Bestände von 41,277 ^l eine Ein nahme von 343,886 .4l aus. Die Ausgabe betrug 300,385 ^l. so daß sür da- neue Jahr ein Bestand von 43,501 .41 verbleibt. Doch ist in den > äitinen Wochen sür Reisegeld nach Indien eine Ausgabe von gegen 20,000 ^l zu erwarten. Nacki dem Vortrage deS Jahres- berichte« wurde das Lied: „Ach bleib mit deiner Gnade" gesungen, woraus die überaus feierliche und tiefergreisende Handlung der Abordnung der vier Missionscandidaten Bexell, NLther, Rüger und Meyner durch Herr» Pastor vr. Hölscher vor- genommen wurde. Kurz nach 12 Nhr fand der Gottesdienst in der üblichen Weise seinen Abschluß und um 1 Uhr versammelten sich di« Mission-freunde zu einem gemeinschasilichc» MittagSeste» in der Eentralhalle. Hieran schlqß sich um 4 Uhr die Generalversammlung der Abgeordneten im Saale des Missionshauses, bei welcher nur interne Augelegenhe len verhandelt wurde». 87. Allgemeine deutsche Lehrerversammlung. 0. Botha, 1. Juni. Die 2. Hauptversammlung wurde mit einem Frstgesange, gedichtet von vr. Kehr, eröffnet. Hiera» wurde bekannt gegeben, daß Herr Lehrer LeiSner aus Leipzig sein Buch: „Studium über die Einheit der Bildung" der Lehrer- Versammlung gewidmet habe. Sodann erhielt Herr Pfarrer Bähring.Mirseld da- Wort zu seinem Bortrage: „Der Weg »ur Berstindigung zwischen Schule undKirche". Fröbel'S, leine» Lehrers. Grundsatz sei der Satz gewesen: „Ich bin ein christ. licher MenschI" Da- Lhristenthum müsse sich in der rechten Huma- nität bethätigea; der heiße Streit über Dogmen mäste unterbleiben. Die Hanptidee der Fröbel'schea Lehren sei da- Gesetz der Ver- Mittelung. Der Kampf sei zwar aus allen Gebieten nolhivendig; doch solle er daS Leben nicht zerstören, sondern die rechte LedenS- einigkeit »wische» diesen Gebieten Herstellen. Jröbel sei mehr ein genialer Kops al- ein wistenschaftlicher Denker.gewesen. Biele seiner Theorien seien sür daS praktische Leben unbrauchbar. Auch hier mache sich eine Vermittelung — am besten auf wissenschaftlichem Wege — nolhwendig. Der Herr Vortragende empfahl bei dieser Gelegenheit die Werke seine« FrenudeS, de- Philoiophen Froh, schammer, der seine Schriften voll und ganz der Gegenwart anae- paßt habe. Die Kirche sei eine bedeutende Lulturmacht: sie müsse ich mit den Wellmachten aii-eiiiaadtrzusetzeii suche». Ihr Gebiet ei im Wesentlichen da« der Phantasie; es lieg« jedoch darin di« Idee der Wahrheil, und darum sei eine Einigkeit mit den Welt- Mächten wohl möglich. Wir Alle müßten uu« bewußt werden, daß wir Mitarbeiter an der höchsten LebeaSausgabe seien, nämlich di« Wahrheit zur Erkenntniß zu bringen. Die Wahrheit sei in uns, aber auch außer uns und über unS; die ewige Macht in der Welt, Gott, sei die Wahrheit. Kirche und Schule tollten die Wahrheit zu Ehren bringen. Die Kirche habe dos Wart Ehristi zu verkündigen, die Schule »lüste auch weltliche Lennluisse ansbretten. Ie mehr Wahrheit darin enthalte» sei. desto mehr trete die Schule >» Ui bereinstimmung mit der Kirche. Was die Theologie al« Wissen schaft erarbeitet, da« müsse ins Volk dringen. Doch habe daS ohne Beeinflussung der Theologen zu geschehen und müsse mit den Resul. taten der Wisteaschast in Einklang stehen. So lange sich theologischer Eiser einmische, könne eine Verständigung nicht zustande komme». Würde die Schule von demselbca befreit, so müßte» beide, Kirche und Schule, gewinnen. Der Bottragende gedachte auch der Jugend« erziehung bei der Heidenbekehrung und wünschte, daß dieselbe in Verbindung mit dem Eulturstaat gebracht werde. Herr Bähriug erntete sür seinen Bottrag. der von hoher Be- geisterung and Freisinn durchweht war, den stürmischen Beifall der dicht, gedrängten Versammlung. Bon einer Debatte wurde abgesehen, damit der gute Eindruck deS Vortrag« nicht beeinträchtigt werde. Hieraus erhielt Lehrer Germer-Leipzig das Wort zu seinen Mil- iheilungen über die Angelegenheit des K eh »Denkmals. Die Ver- samiiilung erklärte mit Beifall, nach besten Kräften in den Lehrer- Vereinen sür die gute Sach« weiter wirken zu wollen. Nachdem zum nächsten Bersammlnngsort Augsburg bestimmt und der jetzige Borstand iviedcrgcwäblt war, wurde beschlossen, daß aus jeder künftigen allgemeinen deutschen Lehrcrverlammlung ei» Bericht über die tlooument» paväaxogio» üsrwanine, sowie über die Comcniusstistung in Leipzig entgegengenommen und bezüglich der letzteren eine Petition an den deutsche» Reichs kanzler, um Unterstützung der Anstalt aus Reich-mittel» gerichtet werden solle. Hieraus sprach Hwr Kahl-Gießen über daS Thema: „Sind die össenilikhc» Schulprnsungeo abzuschassen oder bei- zu behalten?" Der Herr Vortragende gab zu, daß die öffent- lichen Schulprüsungen wohl eine altehrwürdige Einrichtung seien und daß dieselben zu der Zeit, da mau noch Corporate als Schulehalter hatte, votlnveudig gewesen wären. Allein bei dem jetzigen Stande de« Schulwesen- seien solche Beranstaltungen überflüssig, sogar schädlich. Man veranlasse manche Eltern zu einer ungercchlen oder salschen Krilik, verfalle wohl auch in da- Paradcunweseii. Man solle nicht glanbeu, daß der Schüler augestchlS der Prüfung zu größerem Streben angespoeat werde: Tcasur und Versetzung seien ja von der selben nicht abhängig. Festtage seien im Schn lieben wohl berechtigt; allein eine Prüfung dürfe dazu nicht benutzt werden, e» möchte tonst ei» Putzlag entstehe» und bei Kinder» Eitelkeit, bei Andern Neid erzeugt werde». Da- Examen könne manchen Lehrer zum uiinülhige» „Drillen »nd Einpauke»" verleiten, nicht aber zu wahrhaft geist- bildender Thätigkeit veranlaffen. Oberflächliche Emprägung des Stoffes könne zur Hauptsache, daSiiitknsiveVcrftändniß desselben aber zur Reben- fache werden. Wer sich sür die Schule iniereisire. möge sich mit der all täglichen Arbeit deS Lehrer« bekannt machen, dem werde die bedeulcnde Schwierigkeit des LehrerberusS bester einleuchicn, al- wen» ihm aus leichtem Wege s rtige Resultate vorgesührt würde». Sowohl Lehrer als Schüler möchten sich einer möglichst günstigen Beurtheilung auS- setzen; die Prüfung könne daher sogar sittlich schädigend aus Beide eiuwirken und sei deshalb auS den angesührten Gründen entschieden zu beseitigen. Um jedoch den Interessenten einen Einblick in die Schularbeit zu gestatten, dürfte sich die O sftntlichkett deS Unterrichts an bestimmten Tagen des Semester- als zweckmäßig erweisen. ES entspann sich über diesen Gegenstand eine äußerst lebhafte Debatte. Mehrere Redner betonte», daß der Referent in seinen Ausführungen Manches übertrieben habe. Namentlich nahmen Herr Dir. Kleinert und Oberschulraih Berthelt au« Dresden die sächsische Prüsunqs. ordniinq in Schutz. Herr Kahl hatte seine Gedanken in 2 Lheicn zusammengesaßl. Beide wurden mit überwiegender Majorität ange- nommen, und damit war die Verwerfung der öffentlichen Schul- Prüfungen ausgesprochen. vermischtes. — Berlin, 1. Juni. Se. Majestät der Kaiser ließ sich am heutigen Vormittage vom Grasen Perponcher Bor trag halten, empsliig daraus de» General v. Stiehle, sowie den aus Liegnitz hier eingelroffeiien Eomnianvenr des Königs Grenadier-Regiments (2. WestpreußischeS) Nr. 7. Oberst lieutenant von Bnch. Mittags arbeitete der Kaiser längere Heit mit dem Wirkt. Geh. Rath v. WilmowSki, hatte daraus eine Unterredung mit dem Geh. Hvsralh Bork und unter nahm später eine Spazierfahrt. Vorher hatte der Kaiser auch noch den bisherigen kaiserlich deutschen Gesandten in Kopenhagen. Legationsralh Stumm, empfangen und hieraus später auch noch Conserenzen mit dem Minister v. Puttkamer und dem Grasen Herbert Bismarck gehabt. — Wie die „Kieler Zeitung" „aus bester Quelle" erfährt, wird der Kaiser am 2. Juni Nachmittags 3 Uhr die Reise von Berlin via Hamburg nach Kiel antreten und in Begleitung LeS Prinzen Wilhelm voraussichtlich 9 Uhr 10 Min. in Kiel eintreffen. Im Gefolge des Kaisers werden sich befinden: General der Cavallcrie Gras v. d. Goltz, General-Lieulenant von Aibedyll, General-Lieutenant Gras von Lehndorff, Generab Lieutenant General Adjutant Fürst A. Radriwill, Oberhos und Hausmarschall F. Gras von Pcrponcher-Scdlnitzsy. Obcr- stallmeister von Ranch, Leibarzt vr. Leuthold und Stabsarzt vr. Tiemann, Geh. Hosrath Bork und Reisemarschall Kauzki. — Zur Sache wird noch der »Bossischen Zeitung" au» Kiel geschrieben: Alle Hände rüsten sich zum Feste und alle Herze« gehen höher. Seit Pfingsten ist nun endlich die FrühlingSsonne mit Macht zum Eies «langt. Kein Wölkchen zeigt sich am Himmel und säst spiegelblank legt daS tiefblaue Meer. Die östliche W ndrichtung verspricht Andauer de» heiteren Wellers und damit scheint auch ver Beiuch deS Kaiser- ge- sichert. Derselbe wird, wie gemeldet, am 2. Juni, Nachmittags 8 Uhr, Berlin verlosten und Abend« 9 Uhr 10 Minuten in Kiel eintreffen. Die Rückreise ersolgt am nächsten Tage 4 Uhc 30 Mi- nuten via Lübeck Vom Bahnhose bi- zum Schlaffe bilden Eorporalionen, Vereine, Gewerke u. s. w. Spalier. Aus dem RathhauSmarkt, der Holftenbrücke und vor dem Bahn- dos bat man mit der Ausstellung von Mastbäumeu begonnen. DaS Hauplintereste erregt der Festplatz in Holtenau, der gestern da« Ziel einer wahren Völkerwanderung war. Er befindet sich auf einer kleinen Landzunge, die von der Mündung des schle-wig-holsteinischen Canal- und der Wiker Bucht begrenzt wird. Die räumlichen Ber hällniste sind so beschränkt, daß der Platz am Tage der Grundstein legung nur sür die von der Eanalbaucommission Geladenen und sür die Besitzer von Zehnmarkkarten zu den Privattribüaea geöffnet ist Auch sind säst alle Straßen, die dahin sühreo, gesperrt. Da- eiaent liche Gerippe der Tribünen ist fertig, jetzt sind nur noch Bild- Hauer und Dekorateure an der Arbeit. Den Mittelpunkt der Kaiser- tribüne bildet das mit Mast und Takelage versehene Bordertheil eine« mächtige» Eiseiischisfes, welches als Sallionbild eine „Germania" führt. Unmittelbar vor dem Bug wird der Baldachin für den Kaiser und die Prinzen errichtet, einige Schritte davor ist die Stelle, wo die Grundsteinlegung ersolgt. Dem kaiserlichen Baldachin gegen- über befindet sich die Musiktribüne. auf der Musikdirektor Stange bereits morgen mit seinen Schaaren eine Probe abhalle» wird. Auch von auswärts wird fürstlicher Besuch zu dem Feste erwartet. Prinz Oscar von Schweden wird aus dem vo» ihm commandirten Kanonen, boot „Edda" am 2. Juni in Kiel eintreffe». Unmittelbar nach dem Feste «ritt die Scgelsrcqotte „Niobe" ihre Reise nach England und Schottland an, die meisten Kriegsschiffe aber bleiben bi« zum nächsten Sonntag, dem Tage der großen Marine-Regatta, in Kiel. AuS Lübeck wird »och gemeldet: Wie schon aus Grund einer Mittbeilung de» Senat« telegraphisch gemeldet worden, wird der Kaiser nunmehr doch unsere alte und freie Hansestadt, und zwar aus der Rückfahrt von Kiel, den 3. Juni Abends 6'/, Uhr, berühren. Da jedoch aus der Reise jeder Ausritt hall vrrmieden werden soll, so ist von allen officiellen Begrüßung« seierlichkeite» abgesehen worden. Di« BundeSrothS Mitglieder die an der Feier in Holtenau theilnehmen wolleu, treffe» hier am Donnerstag, den 2. Juni, Mittag» 1 Uhr, ein. Die Weitersahrt ist aus 5'/, Uhr festgesetzt. Nach den bisher eingegaaqenen Zusagen darf angenommen werdeu, daß etwa hundert der eiagelodenei, Gäste hier eintreffen werden. Im RatbSweiukeller findet ein Gabel frühstück statt, aus welches die Besichtigung der Marienkirche und de- RalhhauseS folgt. — Hamburg, 1. Juni, lieber die bereit» telegraphisch erwähnte Feuer«brunst berichtet die .Hamburger Börsen Halle" ausführlicher: Eine gewaltige Feuersbrunst ist gestern Abend um etwa SV« Uhr im Schuppen Nr. 18 am Hübeuer Quai z,m AuSbruch gelangt »nd Hot einen qonz beträchtlichen Theil der dort lagernden Güter iammt an der Broudst.lle vertäuten Schiffen zerstört oder beschädigt. Bi» aus de» Grnud zerstör» find dir, allerding« in ihre» Raumverhälttiiffen zu den größten der vorhandenen zählenden Schuppe, 18 und 19, und mit ihnen Millionen an Werth in Gestalt der i, ihnen untergebrachten KausmannSgüter. An Dampiern, die an de» niedergebrannten Schuppen vriläut waren, sind in Milleidenschast ge- zogen wurden: „Gladiator" au-Liverpool, „City os Dortmund" Dublin und „Progreß" au» Goole. Am meisten vom Feuer initP. nommen und säst total ausgebrannt ist die „Eity os Dortninich', während „Progreß" am glücklichsten sortgekommen ist »nd verhält- nißmäßig wenig gelitten hat. Eine ganze Reihe cffener Güter- wegen mit Waorea sür die obengenannten in Ladung liegenden Schiff; ist vom Feuer verzehrt. Ebenso sind zwei au der Außens»»! de« Quai«, an Schuppen 19 liegende Kasten-Schitte» und zwei m, der Innenseite liegende gleiche Fahrzeuge, von denen da» eine mg Baumwolle beladene noch heute Morgen brannte, zerstört worden. Ein gleiche- Schicksal ereilte auch einen mit Schwefel beladeae, Oberländer Sahn, der erhebliche» Schaden genommen Hot. heute Morgen aber schon von der Brandstätte entfernt wurde. Das Feuer kam, soweit bi» jetzt ermittelt werden konnte, durch Selbstrutzündui g der ex Dampfer „Anni" von Ncw-Orleaus gelöschten uid ui Schuppen 18 gelagerten Baumwolle zum AuSbruch. Uninittelba: vor dieser Stelle standcn süns beladene Lisenbahngüierwagen, aui welche behus- Rauinersparniß Strohballen gepackt waren, die einem Theil der für de» Dampfer „Progreß" bestimmten Ladung anS-I machten. Diese Steohballen wurden zunächst von den Flamme»' ersaßt und sodann die Eisenbahnwagen mit ihrem gelammirn) Inhalt zerstört. An anderer Stelle stehende vollbeladeae 20 Bätei-i wagen sind sammt ihrem werihvolle» Inhalte gleichfalls vollständig, zerstört. i Leider ist auch der Verlust einiger Menschenleben bei dett Feucrsbrunst zu beklageu. Der Ewersührer einer der oben, erwähnte» Lastenschuten, welche vom Feuer mit ersaßt wurden/ sprang, um dem verheerenden Elemente zu entfliehen, nebst seiner Zrau und einem Kinde in die Elbe, und gelang e- leide: nur, den Mann lebend auS dem Master herauSzuziehcn, während Frau und Kind in demselben einen jämmerlichen Tod fanden. Die Leiche der Frau ist bereit» beute Morgen ausgesucht, während man diejenige des Kindes bisher verg bciis suchte. Außerdem erlitt noch der erste Ingenieur de- Dampfte« „Eity os Dortmund", Mc. Collar. so erhebliche Verletzungen, daß er ins Krankenbaus transportirt werden mußte. — Im Weiteren wurde einer der Matrosen des Dampfers „Gladiator" Io erheblich durch die Flammen verletzt, daß er schwere Brandwunden an Händen und Gesicht davongetrageu hat und in sein Logis gechasst werde» mußte. Auch einer der Feuei- wehrleute fiel bei Ausübung seiner BerufSthütigkeit ivS Wasser, konnte aber sofort wieder herausgezoge» werden. Sämmtliche Züge der Feuerwehr waren alsbald nach Ausbruch deS Brandes zur Stelle »nd bemühten sich i» Genieiiischaft mit den Hafenspritzen und den herbeigejchastte», von der früheren Hamburgischen Löschmannschaft bedienten Spritzen, die Flammen zu bekämpfen. Trotz der gemein- amen Anstrengungen fühlte man sich aber erst gegen l Uhr Morgen- Herr der Gefahr, »nd cs mußte nicht allein noch ferner beständig nachgelöschi werden, sondern die Feuerwehr hat a»ch noch gegenwärtig ihren Dienst nicht einstellen können. Der an Schuppen 18 liegende Dampfer „Anni" war gestern Abend 6 Uhr mit Löschen sertig und wollte liegen bleiben, erhielt aber den Befehl, den Platz zu räumen, so daß er aus diese We se von der Gefahr verschont blieb. Die Ladung des ausgehenden Dampfers „Progreß" ist zum Theil durch Feuer und Wasser bi- schädigt. Dampfer „Nnity", von Goole einkommend, hatte seine Slückgutladung am Quai gelöscht und war dann aus de» Stiom geschleppt worden. Da- Schiff ist mehr oder weniger beltbädigl, die Labung vollständig durch Flammen zerstört. Der nach Ooorto bestimmte Dampfer „Gladiator" ist schwer beschädigt, ebenso wie die eiakommende „City os Dortmund", welch« eine Erz« und Oelladung gebracht batte, die noch im Schiff befindlich ist und beträchtlich gelitten hat. Aus dem „Gladiator" gelöschte und im Schuppen gelagerte 300 Kiste» und 500 Fässer Wein sind ämmtlich verbrannt. Die Umgebungen der Quai-Anlagen — das Betteten dieser letzteren von Unbefugten ist übrigens vor läufig verboten — bildeten heute während des ganze» Tages das Ziel zahlloser Spaziergänger, und die in Betracht kommenden Stellen der Quais bieten mit ihren vielen verglühten und verbogenen Krähnen sowie der beschädigten Maschinen derselben einen betrüb lichen Anblick. Der Schade» wird aus Millionen geschätzt, über die thatsächliche Höhe desselben läßt sich vorläufig B-stinnnlcS noch nicht sagen. Ebenso wenig ist über die Vciheiligung der hiesigen und der hier am Platze vertretenen Astecuraiizgejellschasten zu melden, die SeeversicheruiiqSgeftllschastcn baten meistentkeiis urlpttlnglich gezeichnet «nd dann bei den Feuerversicherung«^ cllschasten Rück- deckimg gesucht. Daß sich aus dieser Sachlage zahlreiche und er hebliche Meuiungsverschicdenheittn ergeben werde». ist selbstver ständlich. Nicht unerwähnt wollen wir lasten, daß sich die Schlepp- dampjcr der Herren Pcierftn und Alpscn durch Bergung von Leichtern und Schuten ganz besonders ausgezeichi'tt und somit j«r Rettung werlhvollen SigenthumS in anerkcnnenswerther Weise beb getragen habe». ----- Aachen. 3l. Mai. Vor einiger Zeit hatten die hiesige» Ta üben gesell sch asten beschlosten, die Wellflüg« nickl mehr wie bisher vonFrankreich, sondern vondeutscdein oder belgischem Grbiel aus zu veranstalten; vier Gesellt fchaslen hatte» sich dieser Vereinbarung nicht angeschlossc», sondern beabsichtigten nach wie vor. die Tauben vo» fran zösischem Boden aufzulafsen. Ein solcher Wettflug sollte am Sonntag von einem nicht weit von Paris gelegenen Orle aus! stattsinden, die Tauben waren schon am Tage vorher dorthin geschafft worden und die Augen der Liebhaber richteten sich vorgestern erwartungsvoll zum Himmel, um die beschwingten Boten hcrunflaltern zu sehe». Aber keine Taube erschien. Am Nachmittage endlich tras an Stelle der Tauben eine Depesche de» zum Auslassen Beauftragten ein, mit der Nach richt, der Maire deS OrteS habe daS Auslassen untersagt. Nun herrscht große Besorgniß bei den Taubeu- besitzcrn, sie würden ihre Lieblinge überhaupt nicht mehr wievcrerbalten. Der Fall sollte ihnen aber zur Lehre diene», aus die Liebenswürdigkeit der Franzosen nicht mehr allzu sehr zu bauen. ---- München, 1. Juni. Die „Allgemeine Zeitung" schreibt über den kürzlich in Folge Selbstmordes verschiedenen Prosessor Moritz Wagner: Erft heute Abend geht unS von befreundeter Seite die tiesbe- trübende Kunde zu, daß unser langjähriger hochgeschätzter Mit arbeiter, Herr Prosestor vr. Moritz Wagner, Conjcrvator der ethnographischen Sammlung de» bayerischen Staates, gestern Vor mittag 10 Uhr seinen langen qualvolle» Leiden ein freiwilliges Ziel gesetzt hat. Die verspätete Kunde vo» dem Hinscheiden de« hervor ragenden Gelehrten und vortrefflichen Menschen mag darin ihren Grund haben, daß der Verstorbene sich in einem hinterlasftnen Schreiben wie jede officielle Leichenfeier, so auch jede gedruckte Todcs- anzeige verbeten hatte. Selbstverständlich werden wir dem vcrü>»»tc» Reisenden, der fast ein halbe« Jahrhundert lang in den innigsl n Be. ziehungeu zur „Allgemeine» Zeitung" gestanden und in derselben so manche reife Frucht seiner Forschungen und Studien niedergelegt Hai, einen auSsührlichea Nekrolog widmen; sür heute müssen wir uns daraus beschränken, die wichtigsten Momente seines äußere» Lebens- gange- und seiner schriftstellerischen Thätiikeit hier kurz z» ver- zeichnen. Moritz Wagner, am 3. Oktober 1813 zu Bayreuth geboren, widmete sich noch vor vollendeten Byinnosialstubien dem Kausmanns- stand und kam in eia Handelshaus nach Marseille, vo» wo uu« er Algier besuchte. Die hierdurch geweckte Rei'clust führte ihn zn dem Entschlüsse, sich zu Erlange» ven naturhistorüchcn Studie» zu widmen, namentlich den zoologischen. Sodann ging er nach Paris und von hier aus 1836 wieder nach Algier, wo er zwei Jahre laug die ganze Regentschaft bereiste und o!SMitglied der wisteiijchastlichk» Cominiisioa den zweilen Feldzug nach Konftanlinopel milmachte. Die Rejultale dieses Aufenthalte« in Algerien legte er i» den ..Reisen in der Regentschaft Algier in den Jahren 1836, 1837 und IK18" nieder. Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Augsburg nieder, aber schon 1844 und wieder 1850 und 1852 dis 1855 unternahm er mit seinem Freunde vr. Karl Scherzer (gegenwärtig österreichischer Generalconsul in Genuas neu« größere Reise», über die er in einer Reih« von Werken berichtete. Eine tünste Forschung«, reift, die er im Aufträge de- König» Max von Bayern uniernodm, führte ihn »ach den Staaten Panama und Ecuador, die er 1857 bi« 1859 bereist«. Seit 1860 war er Prosestor hon. an der Universität und Direktor det elhaogravtiisch-n Museum« in München. Wagner veröffentlichte u. a. noch „Raiurwisftnichasiliche Reisen im tropiichen Amerika" (1870), „Beiträge zu einer vdysisch-geogravbischen Skizze de» IftbmuS von Panama" und außerdem zotilreiche Ab- Handlungen in den Berichten der königlich bayerischen Akademie, in Pctermann'S „Mittheiluugen", in der „Allgemeinen Zeitung", im „Ausland" u. s. w. Wagner besaß neben dem Talent, in fesselndster Weise seine Erlebnisse und Beobachtungen dem Publicum vorzu- führen, di« gründlichsten Keanloisft ans dein Gebiete der phusikaliiche, Geographie, der Ethnographte. sowie fast aller uaiunrnstenschaft» liche» TiSciplineu.
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