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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-19
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1888
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d n AiiSschußai'tiag oazuurhmen und ersucht nochmals am Autkynst wegen des Dückers. Herr Stadtrath Mechler würde kein Bedenken in letzterer Beziehung habe», da Herr l)r. Heine kaum ei» Widersprucherecht habe» dürste, da er hierbei nur ein Servitut besitze. Der Ducker sei überdies i» mangelhaftem Zustande, und die ganze Angelegenheit bez. des Dicker« dürste sich nach Herstellung der II. südlichen Bor- flulhschleußc erledige». Herr Bicevorsteher Herr mann kann sich nicht zur Zustimmung entschließen. Eine Breite der Brücke von 17 w dürste nach seiner Ansicht sür den Verkehr vollständig genügen, zumal andere Brücken in srequenten Straßen nur 14 m breit sind. Die Herstellung der Brücke in Breite von 17 m würde eine Trsparmß von 50000 .sl herdeisühren. Die Mittel des BettiebsreservejondS seien seines Wissen« erschöpft. Der Rath scheine, wie er, Herr Redner, aus Miltl.eilungen de« Herrn Stadtrath Mechler schließe, selbst gethciltec Ansicht darüber gewesen zu sein, welche Breite der Brücke erforderlich sei. Die Belastung des B.triebeS durch die große» Mehrkosten würde seiner Meinung nach immerhin eine bedeutende sein, und er beantrage daher: die Vorlage abzulehne» und den Rath zu ersuchen, ein neue« Projekt über eine Brücke von 17 ur Breite vorzulcgen. Dieser Antrag wird nicht ausreichend unterstützt. Nachdem Herr Stadtrath Mechler und der Herr Referent wiederholt sür die Vorlage und bez. sür den Ausichußantrag aus den bereits erwähnten Gründe« gesprochen haben, erklärte Herr Bicevorsteher Hercmann, welcher mit Zustimmung des Collegiums zum dritten Male das Wort ergreift, wenn Herr Stadtrath Mechler jetzt so sehr von der Nolhwendigkett durchdrungen sei, daß die Brücke in voller Breite der Straße hergestellt werde, so sei nur zu verwundern, daß früher eia so mangelhaftes Projekt au dr.S Collegium gekommen sei. Der Herr Referent hatte den Rath noch ersucht, wegen des Heine'jchcn TuckerS zunächst noch genauere Erörterungen anzustcllcn, damit nicht etwa ein Rechtsstreit drohe, der di« Ausführung der Brücke dann aushalteu könnte. Der Ausschußantrag wird einstimmig angenommen. Herr Vorsitzender Justizrath vr. Schill theilt, um der Geschäftsordnung zu genügen, mit, daß auf die Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung die Wahl des PolizeidtrectorS gesetzt werden wird. Sodann wird die öffentlich« Sitzung geschlossen. Richard Türschmann's Recitation ausgewahlter Balladen. * Wenn wir verhältnißmäßig spät nochmals auf die letzte Tllrschmann'sche Recitation zurückkommen, in welcher der Künstler Schiller'« Kraniche veS JbykuS, Taucher und Lied von der Glocke, Goelbe'S Fischer und Zauberlehrling, Bürger'- Lenore und Heine s Firdusi zum Vortrage brachte, so geschieht dies nicht nur, weil wir überzeugt sind, damit dem Wunsche der zahlreichen und begeisterten Hörerschaft zu enlsprechc», sondern auch und vor Allem, weil es un« wichtig erscheint, hierbei einen allgemeineren Gesichtspunkt hervorzuheben. Die Wahrheit deS SatzeS, daß der ganze Inhalt eines Kunstwerks nur dem Meister sich erschließe, ist unS kaum jemals mit so überzeugender Kraft entgegeugelreten, wie bei dieser Recitation, und wir irren sicherlich nicht mit der Be hauptung, daß keiner der Hörer sich deS Staunens hat er wehren können über den Rcichtbum an dramatischem Leben in diesen Dichtungen, über die Plastik der Gestalten, die mit voller LebenSfrische in ihnen unS entgegentreten. Oftmals hätte man glauben mögen, etwas vollständig Neues zu hören, die allbekannte» und oft citirten Verse schienen von neuem, schönerem Inhalte erfüllt zu sein. Freilich meisterhafte heit der Türschmann eigen sind, aber diese allein würde» nicht genügen: der reproducirende Künstler muß, um eS kurz zu sagen, selbst Poet sein, wenn es ihn« gelingen soll, dem Hörer die in dem engen Rahmen der Ballade dargestellten Menschen und Vor gänge mit aller Besonderheit des Schauplatzes und der Um gebung vor daS geistige Auge zu stelle». Aber weil Türschinan» diese Voraussetzung erfüllt, vermag er eS, den stillen berückenden Zauber des Wassers, der den Fischer hinabzieht, wie die grauenvollen Geheimnisse der Meerestiefe zur Empfindung zu bringen, gelingt es ihm, hier den -Hörer der Erregung lheil- hastig zu machen, welche das zum Kampf der Wogen und Gesänge versammelte Volk erfüllt, dort deS wachsenden Ent setzens bei Lcnorens TodeSritt. Bei der Hcine'schen Ballade Firdusi, deren eigenartige Schönheit sicherlich Dielen erst Lurch Türschmann's Recitation lebendig geworden ist. möchten wir daS Hereinklingenlassen der Fama, die den Schah Nameh aus seinem undenkbaren Gleichmuthe ausschreckt, als besonders glücklich bezeichnen, und endlich wollen wir deS Zauber lehrlings, eines wahren CabinetstückS Tiirschmann'scher Kunst, gedenke», bei dem man nicht weiß, ob man mehr die drastische Lebendigkeit in der Vorführung deS übermütblgen Lehrlings oder den geistreichen Humor bewundern soll, mit welchem der Künstler den Vorgang auS der Sphäre der Wirklichkeit herauszuheben weiß. Herman Grimm schrieb jüngst: „Wir sehen unser Jahr hundert überfluthct von einer die Phantasie der Völker ausS Aeußerste reizenden und verwirrenden Literatur. Gebilde von trügerischer und erlogener Natürlichkeit drängen sich au« der Phantasie Derer, die sie schufen, in die der Anderen, die sie in sich ausnehmen. Ein verführerische« Gewebe scheinbar wirklicher Erfahrungen, die in Wahrheit aber weder jemals erlebt worden sind, noch erlebt werden können, umgicbt die Menschen und hält sie in geistiger Gefangenschaft. Theater und Romane führen in mächtiger Verbreitung solche Schöpfungen mit sich, die wie beängstigende Nebelmassen sich um un- lagern. Wie Sonnenstrahlen aber durchbrechen die Worte der großen Dichter sie." DaS ist un- aus der Seele gesprochen. Aber die Worte der großen Dichter klingen anders, wenn sie rin Meister in der Kunst deS Vertrags zu Gehör bringt, als wenn sic von ungeübter Zunge gestammelt werden, und da« Verständniß dafür, daß der Vers nicht inüßige Spielerei, nicht leere Form, sondern silberne Schaale der goldenen Frucht ist, daß die be geisternde Macht der Poesie wesentlich auf dem musikalischen Element der Sprache beruht, kann nicht gewonnen werden bei stillem Lese» oder bei kunstlosem Vortrage. DaS beste Mittel, die stärkste Anregung zum Lerne» und zu», Streben ist der Enthusiasmus. Ihn zu entzünden, ist die Kunst Türschmann'», die ihren Ursprung und ihre Ausgabe in der innigen Hingabe an die Dichtung findet, vor Allem geeignet, denn sie ist dem Ideale zugewcndet. Und so lange solche Interpreten unserer großen Dichter zu un- reden, dürfen wir vertrauen, daß die Mahnung Hamerliug'S nicht ungehört Verklinge: Was Wirklichkeit dir immer für qoidne Kränze flicht, Mein Volk, der Ideale Bilder stürze nicht! Sich» ihre Tempel öde, du walle noch daüin, Ja ihrer Stcrngluth bade sich ewig lung der deutsche Sinai seit- «der kieke die Genossenschaft auch dem Publicum eine Garantie dafür, daß eS seine bei einem Mitglied«: der Genossenschaft bestellten Blätter rechtzeitig erhalte und uieuials in die unangenehme Verlegenheit komme, seine Zeilnngs- lecture entweder zur gewohnten Stunde nicht in Händen zu haben, oder vielleicht gar das AbonnementSgeld nochmals bezahlen zu müsse». * VolkmarSdorf, l8. Juli. In der gestrigen Sitzung unseres GemeindcratheS wurde beschlossen, die Versicherungs pflicht auch aus weibliche HandlungSbeslisseue auS- zudehnen und demgemäß daS Ortsstatul, welches die Aus dehnung der Krankenversicherung aus Handlungsgehilfen und Lehrlinge zum Gegenstand bat. abzuändern. — Ferner wurde genehmigt, daß unsere Polizeiwache mit dem Polizciamt in Leipzig durch Fernsprechcinnchtuug zur Nachtzeit verbunden werde. * Möckern, l8. Juli. Einige sehr dankenswerthc Ein richtungen und Veränderungen werden vom 1. August d. I. beim kaiserlichen Po st amte ins Leben treten. In Folge eingetretener Vermehrung des Unterbeamten-Personats wird der Bestelldienst im Orte bei jeder der vier Austragungen von 2 Briefträgern ausgesührl werden, sodann findet die Leerung der im Orte ausgestellten Briefkästen künftig werk täglich nicht nur drei Mal, sonder» fünf Mal statt, und zwar um 6, 9 und 11 Uhr Vormittags und um 6 und 9 Uhr Nachmittags, und endlich wird, um zu erreichen, daß Beant wortungen aus die mit der vierten Austragung zur Bestellung gelangten Briefschaften, sowie andere Correfpondenzen noch mit den Nachlrügen von Leipzig aus Weiterbeförderung er halten, uni 9 Uhr .80 Min Abends noch eine Bvtenpost von hier abgelassen werden. —o. Unter der humoristischen Untcrhaltungsliteratur hat in neuerer Zeit sick eine aus den sächsischenDialekt begründete reichhaltige Zahl von Gedichten, Erzählungen und Aehnlichem herausgebildet, von welchen nicht immer gesagt werden kann, daß den Verfassern Witz und Verständniß für ihre Ausgabe zu Gebote gestanden habe. Es ist hierzu nothwendig, nicht nur die Volkssprache, sondern auch den Volkston genau zu treffen und den Humor in der gcmüthlichen und natürlichen Weise zu verarbeiten, wie er dem Sachsen eigen ist, nament lich aber auch sich vor Beleidigungen und Herabsetzungen dieses Volksstammes, wohl gar, wie wir solches gesunden haben, zur Verherrlichung einer anderen deutschen Völker familie zu hüten. .Haben wir doch selbst ein Schriftstück dieser Art vor uns gehabt, in welchem der Sacbse in einer Schlußvignette als heulender Hund Vargestellt war. Solche Machwerke verdienen Verachtung. Ist dagegen eine solche Schrift in sächsischem Dialekt sprachrichtig, gemütbtich, witzig und humoristisch geschrieben, so gicbt es keine bessere, zur Heiterkeit und Fröhlichkeit stimmende Unterhaltung. Wir nennen in dieser Beziehung „Kiss ein ich im See katze" mit Illustrationen. Druck und Verlag von Robert Nooke in Borna und Leipzig, dessen Lectürc uns köstlich amüsirte. Jetzt ist auch „Kissemich in Tirol", illustrirt von Lothar Meggendorfer, in demselben Verlage erschienen, und damit dem Publicum wieder ein reicher Schatz niivcr- glcicblicben Humors geboten worden. Der Rentier Kissemich aus Blasewitz »nd -Herr Häsele aus Schwaben, die in Meran Erholung und Stärkung suchen, werden dort von den wunder- lichsten Abenteuern betroffen Wie Kissemich dies, als echter I Blascwitzer, erzählt, ist zum Todtlacben. Das ist ein wahres seitens der köiiigl. Majestäten, wie weitkr aus Schiveden berichtet wird, ein Besuch des Schlöffe- Gripskwlm in Aus sicht genommen, während am Freitag ei» Besuch der aller höchsten Herrschaften in dem alten ruiueureichon Wisby er folgt. Die Ausflüge der letzten Tage galten u. A. auch dem Schlöffe Haga, dem Sommersitzc' der Frau Herzogin von Dalcearlieu, geb. Prinzessin von Sachsen Attcnburg, sowie einer Partie nach den Terrassen des Mosebacke, von welchen auS inan einen prächtigen Blick aus Stockholm und Umgegend genieße» kann. Vermischtes. -- Berlin, 17. Juli. Die Kaiserin Friedrich kam beute Vormittag 9 Uhr 3 Minuten mit den Priiizessinnen- Töchlern Victoria, Sophie und Louise Margarethe von der Station Wildpark aus von Schloß FriedricbSkron »ach Berlin und begab sick. nach erfolgter Ankunft hierselbst, vom Bahn- Hofe aus direct nach dem ehemals krouprinzlichen Palais, woselbst dieselbe mit den Prinzessinneu-Töchtcru bis kurz vor l Uhr verweilte. — Um 1 Uhr Nachmittags kehrte daun die Kaiserin - Wittwe mit den Prinzessinnen-Töchter» von hier nach Schloß Friedrichskron zurück. — Die Prinzessin Al brecht hat mit ihren Söhnen gestern Abend Berlin wieder verlassen und sich zunächst nach Hannover begeben, woselbst, von Braunschweig konimend. auch Prinz Albreckt angekoiiilncn war, worauf dann geuieinsam die Reise nach Sckcveiiingc» fortgesetzt wurde, wo der Prinzregent mit seiner Familie auch in diesem Jahre wieder einige Wochen zur Er holung zu verbleiben gedenkt. Das Jagdschloß Oberhos, welches sür die nächste Zeit zur Sommer-Residenz der Söhne Sr. Majestät VeS Kaisers auSersehen ist, liegt 820 Meter über dem Meere! Plauderei auS Kissingcn angegeben h -llcn. Ec hat also an Körpergewicht wieder genau jenes crrcickt, welches er in Jahre 1874 bei seinem erste» Aufeulbalt in Kissingcn b i,,c Damals wog er ebenfalls 207 Psv. Mit der Zeit ilcigeri sick jedock die Last: 1870 wog der Fürst 219, 1877 '' 230. 1878 gar 243 und 1879 nicht weniger wie 217 P Ibm selbst wurde dieses Gewicht so »nbeguem, daß er l-e- kanntlich zu Sckweninger seine Zuflucht nahm. Schon >8»o sank das Gewicht aus 237, 1881 aus 232 und 1883 ans 203 Pfund. Dann fand wieder ein allniäligeS Steigen statt: 188'» betrug daS Körpergewicht 205 und VaS folgende Iabr 207^/, Psund. Tie Besitzerin der a» der Promenade vo, Kissingen »ach der Saline gelegenen „Bisniarckwaage", wo sich der Fürst gleich nach seiner Ankunst wiege» zu lasse > pflegt, fuhrt über das Gewicht ihre- hohen Kunden, der >br jede bezügliche Feststellung mit einem Zeh»,uark-2lück lohn:, genaues Buck. Ihre Auszeichnungen haben also ossiciell: Nichtigkeit. Hoffentlich wird sick dieses Gewickk dcS Fürsten, welches daS bedeutendste von sämiiitlicheu Mitgliedern d s StaatSministeriums und deS BuntesrathcS sein soll, in Zu kunft etwas vcrniiiidern und zu einem normalen Verhall» ß zuriickkehren. In Bezug aus Gewicht soll übrigens d m Reichskanzler am nächsten sein Sohn Herbert kommen, und mau behauptet sogar, daß er auf dein beste» Wege sei, ein eben so schwer wiegender Manu wie sei» Vater zu werden. Vervicrs, 14. Juli. Ein merkwürdiges WitterungS- Pkäiioincn wird seil zwei Tage» aus der Umgegeud gemeldet: daS Plateau der trautes kaguvs, daS sich zwischen hier und Spaa ausdehnt, ist in der Richtung der Barague St Michel mit einer fast cciltiuietcrhoheii Schneeschicht bedeckt Die Taiincnwäldcr auf der Höhe sind wie mit Schnee ge pudert. Die Barague St. Michel ist einer der hochgelegenen Puncte des Spaa Stavclotcr Hochlandes, doch hat man um in» stillen Waldfricden einer der herrlichsten Gegenden I diese Jahreszeit seit Menschengedenken keinen Schnee an» der Sachse«. * Leipzig, 18. Juli. Am vorgestrigen Abende hielt die als juristische Person eingetragene „Genossenschaft drr Vereinigten Zeitung«-Spediteure zu Leipzig" im hiesigen Schuhmacher Jnnungshause eine ihrer allmonatlich stattfindenden Versammlungen ab. Da dieselbe wegen eines ihrer Berhandlungsacgenstände von Interesse sür das lesend« Publicum sein dürfte, so nehmen wir davon Notiz. Der Herr Vorsitzende gab, weil auch einige der Herren Verleger, die man eingeladen hatte, theil« persönlich, theil« durch Ver treter an der Versammlung theilnahmen, einen kurzen Bericht über den Zweck drr nunmehr seit drri Jahren erstehenden Genosiensckast. wrlche sich als nutzbringend und vortheilhaft erwiesen habe. Bor alle» Dingen habe die Genossenschaft tm Auge, die Verleger vor Perlustrn zu schützen, indem sich die Mitglieder lant Statut durch gegenseitige Haft barkeit für da- Aufkommen irgend welcher Schaden, der durch ein Mitglied entstanden, verpflichtet habe Anderer- scincn VcrlagSunternchmungcn sich als umsichtiger und tüch tiger Mann bewährte, wie er denn auch den von ihm hcraus- gegebcuen „Bezirksanzciger und Tageblatt" ein Ansehen und eine Beliebtheit zu geben vermochte, die in Städten vom Range BornaS eine Redaction nur selten herbeizusühren im Stande ist. * Freiberg, l7. Juli. DaS nach langen Regentagen endlich eiugetrctene bessere Wetter ließ es die größte Sorge der Landleute unserer Gegend sein, nun rasch das Heu in Sicherheit zu bringen. Durch diese Heuerntcarbeitcn wurden damit die besten Kunden des hier seit Sonntag abgc- haltenen Jahrmarktes ferngkhalten, bei dem eS zwar nicht an Neugierigen, wohl aber a» Käufern arg fehlte, so daß der seltene Fall cintrat. daß ein Jahrmarkt nicht durch VaS schlechte, sondern durch daö plötzlich gute Wetter sür die Fieranten mißlich auSsiel, von denen einige schon am Montag mißvergnügt wieder abreisten. — Mitten im Jahr« marklSgewüht wurde gestern der Waldarbeiter Oswald auS Obcrschöna auf der inneren Bahnhossstraße vom Blulsturz befallen und verschied bald darauf in der nahen städtischen Gasanstalt, wohin man ihn schleunigst geschafft hatte. Marienberg. 17. Juli. Die auf Anordnung der königl. Staatsanwaltschaft angeordnete Sectio» der Leiche des aus Steinbacher Revier tovt aufgesuntenen Wilderers hat er geben, daß derselbe erschossen worden ist. Ein einziger Rehposten, welcher ibm in- Herz gedrungen ist. hat seinen soscrtigen Tod zur Folge gehabt. Der Waldhcger, welcher am Halse und im Gesichte schwer verletzt ist, balle allerdings angegeben, nicht geschaffen zu haben. Seine Flinte muß zu gleicher Zeit mit der veS Wilderers losgegangen sein. Nach der eigenen Verwundung kaitn er unmöglich geschossen haben; daß eS kaum seine Absicht gewesen ist, den Schwarz zu treffen, beweist, daß von ca. 50 Rehposten nur ein Schrot getroffen hat. Da der Waldheger im Acte der Nolhwehr gehandelt hat, ist er natürlich von jeder Verantwortung be freit. — In der Nacht vom 15. zum 16. Juli ist der Correctionair Drechset au- Geher zum dritten Male auö drr Bezirksanstalt Frohnau entwichen; diesmal auS der Arrestzelle, nachdem er eine Palissade auSgegraben und ein Fenster ouSgebroche» hat. v. Pirna, 17. Juli. Der Militairvcrein für Pillnitz und Umgebung hat jetzt die Freude, Se. königl. Hoheit Prinz Georg seinen Ehrenmitgliedern zu- zähleu zu dürfen. DaS betreffende Diplom wurde in der pnnzlichen Billa zu Hosterwitz durch eine Deputation de« genannten Vereins überreicht. — AuS Dresden erhielten wir heute de» Besuch des Generalarztes vr. Roth, welcher eine Inspektion der hiesigen CascrnementS und Maffenquartierc sowie deS Garnisons HospitatS vornahm. Letzterem übergab man heute Vormittag einen Kanonier, welcher von einem Pferde an die Brust geschlagen worden war. — Unsere Local Historie findet zur Zeit eine in weiteren Kreisen interefsirende Unterstützung durch die im hiesigen „Anzeiger" zur Veröffentlichung gelangenden „Jugenderinnerungen" de» bochbetagten früheren Bürgermeister« Pinnitz, der von Anfang diese- Jahrhunderts an Zeug« der verschiedensten Gestattungen de« öffentlichen Leben« gewesen ist. Der hoch- geschätzte alte Herr verfügt über ein außerordentliches Ge- dächtniß, so daß er im Stande ist, eine Fülle von Begeben heiten auS längst entschwundenen Jahrzehnten wieder lebendig werden zu lasten. — DaS Jahr 1888 ist für unseren Bezirk reich an Schützen-Jubiläen. So feierten die Sebnitzer Schützen am Sonntag und gestern ein 125 jährige- Jubelfest, während Mitte August die Königsteiner Schüyengesellschast vor dem 350 jährigen Jubiläum steht. S« Majestät der König verlieh der Gesellschaft au- diesem Anlaß eine neue Fahne, deren Weihe nunmehr Montag den 13. August in folenner Weise stattsinden soll. DaS Jubelfest dürfte, nach den Vorberitungen zu schließen» eine bedeuteud« Ausdehnung annehmen Dresden, 17. Juli. Die Rückkehr der königl. Majestäten cm« dem Norden erfolgt am S. nächsten Moaat-. Tags daraus findet in Pillnitz wieder die erste Hoftafel statt. Der große Dienst der königl. Majestäten, <m- den Herreu Oberhvfmeistrr v. Lüttichau, Geh. Rath v. Metzfch und «me» der Herren Adjutanten bestehend, trifft nächsten Doaner-tUA wieder in Dresden ein. Für de» heutige» Dieu-teg War TbüriiigrnS. Weithin leuchtet der stattliche zweistöckige" Bau, dessen Wände mit weiß-gestrichenen Schieserplatten belegt sind, während grüne Läden die Fenster schließen. Der etwas vor- springende Mittelbau hat zehn Fenster, die kleinen Seiten bauten haben je ein, die Giebel je drei Fenster Froul. Zwischen dem ersten und zweiten Stock zieht sich ringS niii da- Gebäude eine Reihe schöner Geweihe. Geweihe schmücken auch die Giebel und krönen das Dackgebälk. De» Prinzen ist daö obere Geschoß eingeräumt. DaS Treppen haus birgt einen seltenen Schatz schöner Hirsch- und GemS- gcweibe, die Herzog Ernst zu Sachsen-Coburg-Gotha, der Besitzer der Schlosses, im Tbüringcr Walke und in Tvrol selbst erbeutet hat. Zwischen de» Geweihen hängen Oel- geniäldc. weiche die Thicre des Waides vorsührcn. Vom Treppenhaus tritt man in Le» GescllschastSsaal, der den Prinzen als Wohn- und Spielzimmer dienen soll und gleich alle» übrige» Zimmer» des SckloffcS reich ist an interessanten Jagdtropbäc». Die Wände ziere» Bilder englischer Schlösser und der Throler Besitzungen dcS Herzogs. Auch eine Portrart- gruppe sicht nian, auf der die Königin vvn England mit ihre» Töchtern, der Kaiseriii-Wittwc und der Großbcrzvgi» von Hesse» Tarmüadt abgebildet ist. lieber einem Schreib tisch. der dinch seine kunstvoll eingelegten Holzvsrzierungen Beachtung findet, hängt daS Bild deS Prinz-Gemahls Albert. Die Stühle zeigen auf der geschnitzten Lehne de» Wahlspruch „Molker et eoustantor". Im Allgemeinen ist die Ausstattung des Raumes schlickt und einfach. WaS dem Raume einen so eigciithttiiiliche» Reiz verleiht, ist die herrliche Aussicht, die man vo» den vier Fenstern und von dem vor diesen sich hiiizikliciidcn Altan auS genießt. Gerade hinunter blickt man i» das liebliche Ohrathal, das in viclsachen Windungen den Schloßbcrg nmsäumt, links überschaut man de» Harzwald, weiter im Vordergrund tritt der mit dunklem Nadelholz Vicht bestandene Attenberg hervor. Geradeaus lugt auS einer WaldeSlichtung das Schieß Kammerback heraus, nach recht- schließen der Wade- und der Schloßberg daS reizvolle LandschastSbilo ab. An den Spielsaat grenzt rechts Vas Schlafzimmer des Kronprinzen, das sonst von der Her zogin als Wohnzimmer benutzt wurde, lieber der Thür hängt noch jener jetzt welke Blumenkranz, den daS herzoglicke Paar als Erinnerung an den Tag der silbernen Hochzeit sich aufbcwahrt. Auch hier ist die Ausstattung einfach. Ge blumte Kattun-Gardinen unigeben daS Bett. AiS Wand chniuck dient eine Abbildung von Schloß Kallenberg, dem nordwestlich von Coburg belegene» Fürstensitz. Das angrenzende Eckzimmer ist sür die Gouvernante dcS Kronprinzen bestimmt. Link- vom Spielsaal gelangt man in das Schlafzimmer dcS Prinzen Eitel Friedrich und seines jüngere» Bruders. Auch aus dieser Seite ist das Eckzimmer der Gouvernante der beiden Prinzen eingeräumt. Die beiden letzte» Zimmer, nach dem Dorfe zu gelegen, sind dem kleinsten der Prinzen und seinem Wiegen Mädchen reservirt. I»i Parterre endlich wohnt das männliche Gefolge. — Es sei noch erwähnt, daß auch Kaiser Wilbelm II. in seinem 10. Jahre Gast auf Schloß Oberhof bewefcn. Für da- idyllisch gelegene Dorf, in dem im Vor jahre u. A. Fürst Alexander von Battenberg längere Zeit geweilt, ist der Besuch der kaiserlichen Prinzen schon jetzt recht crsprießlick geworden. Alle Wohnungen sind besetzt und schon geht man daran, in Waldessckatkcn aus dem Wege nach dem Bahnhof ein nencS, großes Hotel zu erbauen, um den Fremdenzufluß aufnehmcn zu können. -i- Altenburg, 17. Juli. Die Klagen über daS zahl reiche Auftreten der Kreuzotter in unseren Forsten häufen sich mehr und mehr. So wurde am vergangenen Mittwoch der 5 jährige Sohn dcS Briefträgers S. aus'Lucka im nahe gelegenen Holze von einer Kreuzotter in die Wade gebissen. Da die hinzukommende Mutter rasch entschlossen die Wunde Höhe gesehen. Die Mode. Die in der Hochsommerzeit zue Ent saftung gelangenden Blüthcn der Mode gjeicken sclien den Veilchen, die im Verborgenen blühen. Hervorgenmn durch den Wunsch, den, schon Vorhandenen neue Reize hi»zvz>i>ügeu, e> füllen sie diese An'- gäbe mit alle» ihnen zu Gebole stehenden Mitteln. Namentlich sind eS die sür den Auieuthalt an der See bestiinntten Toilette», w lckr mit ihren Ansprache» aus wirkungsvolle E cgnnz eine sorgliche Wanl bedinge», andererseits ober betreffs der leicht gefähideien Farbe» aine gewisse Rücksichtnahme veranlasse». Die Vorl cbe sür Hochroll', Vieser den glühendsten Sonnenstrahlen widcrstclienden Fa>b:, bai eine b »l.n kcnSwerthe Verwendung von Seiden-, Woll.-n- und Baum- wolleiistofsc» mit diesem Brundion zur Folge gehabt, ans welchen, das Muster in weißen, schwarzen oder marineblaue!! Sirenen oder Plein hervortritt. Das elegantere Genre scheint in den weißen Toiletten seine Vertretung zu fi den. Lcichie weiße Wollenstoffe: voits, pouiv und andere, w-rde» mit schwarze» Samnietbänder» i» Längestreisen qnrnirt. Den« 6 bis 8 om breiten Bande ist an einer isene weiß: seidene Gninipe»- borle oufgenäht, welche zwei Driltiheile der Breite desselben deckt, gleichzeitig aber durch die hindurchschimmernde Farbe gehoben wird. Bleich: Bänder und Borten diene» als Taillen- und Acrinelgniiilur. Weiße und cröincsarbene Spitzenkleider. an der runden Taille mit breiter Seidenschärpe umgeben, deren Enden über die Hmlcrbahnc» fallen, werden zu jugendlichen Toiletten bevorzugt, ebenso die ab- gcpaßtcii Batistroben mit englischer oder Schweizer Stickerei. Für die LuxuSbäder mit ihren Rsumons und vielseitig gesteigerten An sprüche» stehen weiße Moirss mit schwarzen AltaSstreifcn, deren zunehmende Breite die Wirkung dieser außerordentlich aparten Stvffart erhöht, sehr in Bimst. Als Garnitur vrwndet man Lhantilly-Spitzc und Atlasüänder. Die ebenso praktnchen als elegantin schwarzen Spitzenkleider sehlen kam» noch in einem wohlajjorlirte» Toilrttciibestaud, und wo sie nicht vorhanden sind, erinnert man sich angesichts der neuen Muster dieses Mangel« und ergänzt daS Fehlende. Tie neuen Gewebe in breiten Volant« mit auSgebogtei» Rande zeigen ein aufstcigendcs, sich nach oben ver jüngendes Muster. Als eines der hübschesten sei ein Kugelniuster erwähnt, dessen Plein sich aussteigend von 3em im Durchmesser biS zn cm verkleinert. Als Futterstoff dieser durchsichtigen Swssart dicut Acotienne, der auch zu einsalbigen wie gemusterten Proiue- nadenkleiüern beliebte Verwendung findet. Die übermülhigste» Launen der nach Effecten haschenden Reisezeit komme» a» den große» breitrandigen Strohhüte» zum Ausbruck. Riesige hochrotste Rojrlten, au« gefalteten Tülliireisen in spiralsörmigen Windungen tcrgestellt, werden seitlich aus der Oberfläche des niedrigen Kopses befestigt und in dicftni Tüllnest mit einem schwebenden Schwalbenpaac garnirt. Andere Rosetten umschließen i» einem Nest ans w ißen» Tüll einige steif hervorragende Blume» i» möglichst lenchtcnder Farbe. Die originellsten und größlenthcitS auch reizvollste» Zusammen stellungen dienen als Ausschmückung der kleinen Capotchnle, d:ren Beschreibung kaum mit dem durch Farben wirkenden Pinsel, geschweige durch eine begrenzte wörtliche Erklärung gelingen dürste. Aus dem kleine» durchbrochenen Fonds ans Stroh- oder Guinipcngrsl chie werden Tüllpuffen, Federn, Blumen nnd Bänder mit einer staunenS- werthen Phantasie ausgebaut, um schließlich als reizendste« Toiielten- requisit Anerkennung zu finden. Die leichten Reise- und Staub- mäulel aus Alpacca werde» nach neuestem Geschmack mit Bordüren garnirt, welche diesen Stoffarten angewebt sind. An den Vorder- theile», den hinten offenen Bahne», an dem Aermel u s. w. bilden diese im Farbenton abweichenden Streifen eine ebenso hübsche als billig herzustellcnde Garnitur. Emmy Heine. ES hat nicht sollen sein... Am 16. Juli sollte, wie bekannt, vor dem Charlotlenburger Standesamte das Märchenmodell Bertha Rother, später Chansonetteiisängcrin des Wiener Or pheum«, dem Sohne des bekannte» Wiener Baumwoll-Fabrikanten Joses Edler ». Schroll »eo. (Firma Benedict Schroll'« Sohn am Franz Joscs-Ouai) angetraut werden. Der Trauung stand scheinbar nichts mehr im Wege, als das Charlottenburger Standesamt vor einigen Tagen vo» der Wiener Behörde verständigt wurde, daß die Trauung ausgeschobe» werden möge, da der Bater des Bräutigams die Stellung desselben unter Luralel beantragt habe, worüber soeben vor dem zuständigen Gerichte verhandelt werde. DaS Chor- jottenburger Standesamt hat dieser Weisung entsprechend die Trauung deS Herrn Josef Edlen v. Schroll zun. mit Fräulein Bertha Rotlier bis nach endqiltiger Entscheidung über den von dessen Bater gestellte auSsaugte, so ist der Knabe, obwohl der Fuß ziemlich stark «Begehr ausgeschvben und diese Entscheidung ist °», Sonnabend ge, anschwoll, am Leben erhalten worden. Erfurt. 17. Juli. Bon der Direction der königlichen Gcwehrfabrik ist kürzlich mehr als siebenhundert Arbeitern gekündigt worden. Den Arbeiterbestand, welcher sich im ver gangenen Winter aus nahezu 2700 Personen bezifferte, sollten weniger als 300 Mann bilden. Die schon ausgesprochene Kündigung wurde jedoch wieder zurückaenvmmen und wird dies mit der Herstellung eines neuen Insantericgcwchrs von 8 mm Kaliber in Verbindung gebracht. Hermsdorf u. K.. 15. Juli. Unsere an Heilkräutern so reiche Gegend liefert in diesem Jahre, nach einer Mit theilung der »Post au» dem Rirsengebirge". eine au-nahms weise gute Ernte an Arnicablumen. Die GebirgSleute bringen kolossale Mafien auf den Markt, insbesondere nach Hirschberg, wo die Pflanze gern gekauft und auck gut be zahlt wird; au- dem Safte wird däs Arnica-Extract bereitet. Sulza. 17. Juli. Der Besuch unseres Bade» be trägt bi- heut« 1288 Personen. — Magdeburg, 17. Juli. Der Krieg-minister Bronsort von Schellendors begab sich heute in Be gleitung mehrerer hoher Officiere zur Besichtigung der auf dem Schießplatz« der Grusonwerke errichteten Schn mann'fchen Panzerconstructionen. — Boa Hunden zerfleischt. Sonntag Nachmittag wurde in der Nähe de» BahohofrS Bellevue i» Berlin ein 12jähriger Knabe Namen« Sellin. Werststraße 6 wohnhaft, von vier großen Hunden, di« zur Bewachung de« Eppcn. strinffchen Kohlenplatze- dienten, aber au» der Umsriediguog deffelbm au-gebrocheu waren, auf einer Wiese beim Blumen pflücken m entsetzlicher Weise zerfleischt. Die Verletzungen de« unglücklichen Kinde» am Kopf, Rücken und Armen sind derartig, daß aa einem Wiederaustommen gezweifelt wird. — Lisfiage«, 1»-Jali. (vosfische Zeitung.) Daß der N«»ch-k«»j ler «in Man« ist. dessen gestimmte Persöulich- keit äußerst sch»«r i» di« Waage fällt, weiß «aa schon längst. Daß «« ab« jwaazig Eeutaer wieg« soll, »eil "iei^er «»« Aast stad, wie böse Zange» behaupten, richtt» IW Gea«,theil. der Kürst wag im »er- Jecha» W» Hist., »icht 2-S, wie wir IN unserer 87K fallen: Herr Schroll juu. ist am Sonnabend vom Wiener Landgericht als Verschwender erklärt und unter Curatet gestellt worden. DaS reichhaltige Actenmatcrial, welches dem Wiroer Gericht bei Fällung seines Unheils zu Grunde lag, enthält ganz merkwürdige Angaben über die Huldigungen, mil welchen der junge Schroll seine Dulcinea umgab. So kaufte er zu gewissen Vorstellungen, in welche» sie, die „Göttliche", aoftrat, süninttliche Logen, und füllte dieselben mit Claqueure», wrlche sür gutes Honorar wie besessen Beifall klatschten und eine geradezu zügellose Begeisterung zur Schau trugen, welche allerdings mit Lbampagnclströmrn reichlich benetz! wurde — auch die Rechnungen sür diese Champagnergelage sind dem Actenmnterial beigegeben. Bei allen Pferderennen und öffenlliche» Festlichkeiten erschien Schroll zun. an der Seite seiner Braut und umgeben von einer Schoar von Schmeichlern, die sämmtlich höchst elegant gekleidet waren und ein wahrhast lebemännisches Wese» zur Schau trugen, was sehr einfach auf d e Thalsache zurückzusühre» ist, daß der junge Schroll diese Herren aus eigene Kosten bei dem Schneidermeister G. bekleiden ließ. Auch di« Schneiderrechnungea liegen dem Acte»- material bei. Im November vorigen Jahre« raffte sich endlick der Bater de- jugendlichen Verschwenders zu dem L»»schluffe aus, seine» Sohn, welcher bis dahin öffentlicher Gesellschafter der Firma gewesen, von derselben streichen zu lassen. Nach längerem Zureden e>klärte sich Schroll zrm. bereit, aus leine Theilbaberschasl zu verzichten, nachdem ihm sein Bater eine jährliche Rente in der Höbe von 12,000 Gulden ausgesetzt hatte. Am 11. Oktober wurde der Name des jungen Schroll von der Firma gelöscht, was aber nicht hinderte, daß Ioies Schi oll nach wie vor Schulden über Schulden mackte und leicht sinnige Streich« beging. Mit einem Wiener Rcchtssreund schloß er den Kauf des Gutes Niederschöckel um den Preis vo» 300,000 Gulden ab. Da Schroll juu. kein Geld halte und der Lerkäusrr aus Er füllung des Lertrags bestand, so mußte sich schließlich der Baler be- quemen, daS Gut aa sich zu bringen und den Kansichilliag zu be zahlen. Später war der junge Lebemann eifrigst bestrebt. Wechsel in der Höhe von 125 000 fl. zu begebe», was jedoch noch rechtzeitig vereitelt wnrde. In Gesellschaft der Bertha Rother mnchte nun Josef Schroll große Reisen, nachdem er ihr kurz vorher eine Woh nungseinrichtung für 33 500 gekauft batte. >l< d,e Reif« »n- «ttttrn wurde, schenkte Schroll dem Kutscher „Franz", der dir Bertha Rother in Wien gefahren hatte. Wage» nnd Pferd«, dir »,»«, ziemlich große» Werth rkpräleattrtt». Um die Reise^u-lags» b». streiten zu künnn. nahm er Gelder bei alle» «-glichen Wucherogeate» auf. Bis zum Monalr Juni d. I. hat Joses Schroll siu»., wie sest- gcstrllt wurde, einen Betrag von über 476 000 fl. verausgabt. Rn», da über Joses Sckroll ja», die Lnrattl verhängt worden, ffl aach die geplante Eh« zwischen dem jungen Verschwender und dem! Mvdell ins Wasser qesalleu.
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