Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-24
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nicolaikirche eine geistliche Musikaufführung veranstalten. Bei dem Ruse, den daS genannte Quartett allerorten genießt, und im Hinblick daraus, daß die bevorstehende Aufführung die erste derartige in diese», Jahre ist. läßt sich eine allseitige Betheiligung erwarten. Die dabei betheiligten Gesang-lolisten werden sein: die Sopranistin Frl. Groß schupf, die Altistin Frl. Hantrick und der Barylonist Herr Krause. Herr Organist B. Psaxnstiehl wird ebenfalls mitwirten. — Um Allen den Zutritt zu dem Concerte zu ermöglichen, ist daS Arrangemen, derart getroffen, daß Eintrittskarten mit Programm (ä 20 ^s) an den noch näher zu bezeichnenden Ausgabestellen zu entnehmen sind. 3 DaS 50jährige Leipziger Opernsänger- Jubiläum Heinrich Stürmer'S, EhreiimitgliedS der Leipziger Stabttbeater. — Am 24. October 1838 trat Heinrich Stürmer mit der Rolle beS Seneschall in „Johann von Paris" sei» Engagement in Leipzig an. Unfern herzlichsten Glückwunsch dem Herrn Jubilar zu seinem goldenen Ehrentage in Leipzig! De» meisten unserer Leser ist der in seltener Frische unter unS lebende Herr Jubilar noch i» lebhaftester Erinnerung von seinen schönen Leistungen als Schauspieler ber, seine Sängerthätigkcit hatte bereits seit längerer Zeit ausqehort. Wir selber erinnern un« seiner nur noch als „Lord Tristan" in „Martha" und als „Masetto" im „Don Juan". Aber cs ist Thatsache. daß er iu seiner Blüthe- zeit ein tüchtiger Darsteller veS „Figaro" und der Titelrolle im „Don Juan" gewesen. — Als Knabe batte er durch seine Sopranstuiline Aussehen erregt. Daö Tbealerlexikon Robert Bl um's erzählt vo» ibm als blutjungem Berliner, baß er aus der löniglichcn Opernbühne in Knabenrollcn verwendet wurde. Als feine Stimme in Barylonlage überging, erhielt er gründlichen Gcsangunterricht, außerdem unterwies ibn der große Schau'pwlcr Georg Wilhelm Krüger in der Declamation. Mit 22 Jahren »ahm er sein erste- Engage ment in Stettin au (1833), daS Jahr daraus ließ er sich für Lübeck gewinne». Tort blieb er mehrere Jahre und erntete Anerkennung über Anerkennung. Bei der deutschen Opern« gesellschasl, die iu Kopenhagen gattirte, war auch unser Stürmer. Von der Insel Seeland an? bereiste er dann noch Südschweden. Im Jahre 1837 sehen wir ihn wieder zu Lübeck in seiner früheren Stellung. Von Lübeck kam er dann hierher. — Aus vr. Dörjsel's Geschichte der Gcivant- bauS-Concerte erfahren wir, baß Stürmer auch im großen Eoncerte mitwirkte. DaS erste Mal geschah dies >m Eon- certe vom 24. November 1842. das andere Mal im Be- w-gungsjahre, und zwar am 2. April und am 3. Juni. Letzteres waren Extraconcerte. DaS Concert vom 2. April war von Julius Rietz, H. Stürmer, H. Richter und R. Hof meister zum Besten der Wittwcn und Waisen ihrer im Kampse zu Berlin gefallenen Landsleute veranstaltet worden. David spielte seine neue Polonaise. DaS erste „Fidelio"-Finale und Terzett 2. Finale auS der „Zanberstöte" führte die Sänger aus daS Podium. Durch daS andere Concert beschafften Livia Frege, Julius Rietz, Ferdinand David und Heinrich Behr eine Netto-Einnahme von nahezu 1900 ^ zum Besten der Noth- leidenden in den sächsischen Fabnkbezirken. Erstgenannte wirkte als Sängerin mit, ebenso -h Franosca Schwarzbach. Man körte das Sextett auS „Don Juan", die S. Shmphonie mit Chören. — lieber Herrn Stürmer'S Debüt in Leipzig schließlich noch folgende Einzelnheiteu. An jenem Mittwoch, dem 24. October 1838, sang „Demoiselle" Schle gel die Prinzessin von Navarra, Herr Schmidt deren hohen Jncognilo-Bräutigam. die Günther (Frau vr. Günther-Bachinann) beste» Pagen, Bertholo den Wirth des Gasthoss, „Madame" Ballmann daöWirthstöchkerlein Lorezza. — Bald darauf trat Herr Stürmer mit im „Postillon" aus (Bourdon, Chorist der Oper), dann in den „Hugenotten" (St. Bus), in „Romeo und Julia" von Bellin, (Lorenzo, der Arzt), in der „Zauberflvle" (erster Priester), der „Stummen von Portici" (Selva). in „1717" von Thomas (Peter der Große): Alles noch vor Ende desselben JahreS. Daneben spielte er noch in Schauspielen, seinen Lustspiele» und hochtragischeu Ausführungen mit. * Die von uns ans der „N. Fr. Presse" gebrachte Notiz von der LiSzt-Stistung ist dahin zu berichtigen, daß die Stistung aus einer Widmung von 70 000 an den All gemeinen Deutschen Musikverein beruht. Der All gemeine Deutsche Musikverein hat deshalb selbstverständlich die alleinige Verwaltung seiner Liszl-Stistung und nicht nur die „Mitverwaltung". Er ist es auch, der die Stistung nach außen hin allein vertritt und von ihm aus geben die Vorschläge über die zu berücksichtigenden Personen, über die Art. die Höhe, event. Dauer ber Verleihungen rc. s Leipzig, 23. October. DaS Concert des Gesangvereins „Concordia", welches die zahlreichen Freunde des Vereins zu sreund sichern Genieße» bei Bonorand vereinigte, rechtfertigte und bestätigte den guten Rus, besten sich die Concerte der ..Concordia" seit Langem erfreuen. Tie musikalisch-sorlichrittliche Gesinnung und die künst lettischen Zielen zugewandte Ailsmeiksamkeit des Dirigenten Herrn Moritz Geidel verliehen auch dem Programme des gestrigen Con certeS eine Reichhaltigkeit, die im Einzelnen ebenso werthvoll war, wie im Ganzen ersreulich wirkte. Die zu Gehör gebrachten Cböre: Beetboven's „Hhmne an die Nacht", Ncßler'S „Schwanenlied", die Lachner'iche „Hymne an die Musik", Stehle'S „Der Pilgrim von St Just", die „Dörpertanzwctse" von M. Zenger, ein senti mentales Lied „In die Ferne" von Brückner für kleinen Chor und als humoristische Coda Stücke von Förster („Hüte dich, Jungsräu lein"), von A. M. Storch („LiebeS'cherz") wurden von Leiten des Dirigenten verständnißvoll ongeiaßt und von den Sänger» mit großer Sorgfalt ausgesührt. Die Tongebung der „Concordia" könnte man voll und saftig nennen, entspräche» die Tenöre in der Klangfarbe mehr den anderen Stimmen. Als wahrer Prüjftein für dieSchulungdeS SlimmmatcrialS und die Intelligenz der Sänger konnte Stehle's Mäiincrchor „Der Pilgrim von St. Just" gelten, eine durch ihre chromatischen Stimmiührungen äußerst schwierige Composition, die io ihrem tzochqesteigertcn TbeaterpathoS bedeutende Autor derungen an den Vortrag stellt. Der Vortrag diese- Liücke- kann als musterhaft bezeichnet werden, obwohl der Klangcharokler der Stimmen in den Tramp, tensansaren der nach 6 stur und D äur modulirenden Stellen hart an der Grenze dcs Schöne» stand. Bei aller Anerkennung für die Kraft, welche in diesem Cbore sich auS spricht, und für die energischen Accente, die der Componist aus dein Plateii'ickeir Gedichte genommen, können wir doch den Einwand nicht unausgesprochen lassen, daß vaS Gedicht eine Vertonung für Männer chor gänzlich ausschloß. Tie erwünschte Abwechselung brachten dem Concerte solistische Vorträge, die von den Herren A. Martin (B'v loncello) und Tannewiy (Baryton) ausgesührt wurden. Herr Marlin spielte eine geschmackvolle Phantasie von Gervais und zwei Stücke von Goltermann. Sein Spiel zeigte ein« hübsch entwick-lte Technik und gesundes Empfinden, das allerdings noch zur vollen Reise sich läutern muß Herr Tannewitz, Beremsmitglikd der Con cordia, sang Lieder von Icnsen („Die Linde blüht") und August Horn l„Der kleine Savcvardc"), die aber infolge einer maugclbasten Clavier- beglrilung und allzu sentimenialer Tempoverschleppungen nicht zu ihrem Rechte gelangten. Das Publicum spendete den Cbor- wie b-n Solovorträgen lebhaften Beifall. * Freiberg i. S-, 22. October. Dem hiesigen anerkannt tüch. tigeu Mannergesangverein „Liederkranz" hat der beliebte Leipziger Tonknastler Herr Paul Umlauft in dankbarer Anerkennung tür die im vorigen Jahre ausqesührte wohlgelungene Ausführung seines westlichen Werkes „Agondecca" ein neues großes Tongemälde ge widmet . Lein die reizende Dichtung „Frühlingsvämmerung" von Jos. v. Eichendorff zu Grunde liegt. Die Ueberreichung dieser soeben im Druck erschienenen Coiiiposition Umlausl's erfolgte durch den Liedermeister Herrn W. Stein und ries im „Liederkranz" die weudigste Ueberrckckimig und die Absicht hervor, diese neue Ton- jchüpsung baldigst hier einem größeren Publicum vorzusühren. Frankfurt a/M., 21. October. Das Hoch'icke Conservatorium. zu dessen hervorragendsten Lehrkräften Frau 1>r. Clara Schumann seit seiner Gründung gehört, batte am heutigen Morgen zu Ehren der Künstlerin, welche, wie wir bereits erörterten, am 20 Oktober .hr 60,ähriges Jubiläum als Pianistin beging, eine »rbeb-nde Feier veranftaliet. zu welcher zahlreiche Ctntadungeu an die Freunde und Verehrer der greiseu Künstlerin ergangen waren. Nicht öffentlich sollte die Feier sein, nur aut dem Kreise ihrer Freunde und Schüler wollte die bescheidene Frau die Glückwüasche z» ihrem Ehrentage evtgegeuaehmea. Der einfache, aber äußerst geschmackvoll decärlrte Soal des neuerbautea ConservatoriiiiuS war mit Lorbeerbäumen und anderen Tovsgewächsen reich geschmückt. Schon gegen 11 Uhr begann der Saal sich zu füllen; wer eine Einladung erhalten hatte, ließ sie sicher nicht unbeuutzt. Um 11'/, Uhr sollte die Feier beginne», und mit Spannung erwartete man da- Erscheinen der Jubilarin, und als sie endlich um die festgesetzte Zeit deu Saal betrat, wurde sie mit dreimaligem Tusch und donnerndem Applaus begrüßt. Nachdem sie gedankt und aui einem lorbeerqeichmückleu Sessel Platz genommen hatte, begann die Feier. Eingcleiiet wurde dieselbe durch den ersten Satz der Symphonie Ockur von Mozart, welcher von den Schülern und Schülerinnen des Conscrvatoriums unter Leitung des DtreclorS Scholz äußerst exact und vollendet ichü» ausgesührt wurde. Dann saug Herr vr. Gunz, welcher erst kürzlich von Hannover nach hier übergesiedelt ist, drei Composiiionen von Clara und Robert Schu mann: „Warum willst du Andre fragen", „Die Lotosblume" und „Liebst du um Schönheit" und zeigie hierbei wieder seine Meister schaft als Liederiänger. Hieraus hielt der Vorsitzende dcs Curato- riums für dasHoch'sche Conservatorium, Herr Senator v.Mumm, eine warm empsu»de»e Ansprache, wobei er im Namen der Anstalt eine künstlerisch schön ausqesührte Adresse überreichte. Er schloß mit dem Wunsche. daß die Jubilarin noch lange zum Heile der Kunst und zum Ruhme und Gedeihen der Anstalt in gewohnter Rüstigkeit tbätig sein möchte. Nach ihm ergriff Herr Direktor Scholz daS Wort, Ihm war der Auftrag geworden, die Adressen der Gewaadhausgesellschaft und des Conservatoriums zu Leipzig zu überreichen. In schlichten, von Herzen kommenden Worten begrüßte er die Collegin; ihm sei sie nicht sowohl werth wegen des Glanzes, den ihr Name dem Conservatorium verleihe, als vielmehr wegen der treuen Pflichterfüllung, der segensreichen Wirksamkeit und der wahrhast mütterlichen Fürsorge, welche sie für olle ihre Schüler hege, welche dafür auch mit hingehender Liebe an ihr hingen. Sogar aus England sei eine Schülerin gekommen, um eine Adresse der dortigen ehemaligen Schüler zu überreichen. Sodann brachte eine juuge Dame Namens der Schüler und Schülerinnen dcs Conservatoriums den Glückwunsch derselben und einen wunderbar schönen Blumenkorb dar. Zum Schluß wurde, wiederum von den Schülern der Anstalt, eiu „feierlicher Marsch und Chor" von Beethoven vorgetrogen. Hiermit hatte die Feier ihr Ende erreicht, aber nun drängte sich Alles Hera», um der ver ehrten Jubilarin die persönlich?» Glückwünsche darzubringe». Daß olche schriftlich von allen Länder» Europas eingelausen waren, -raucht nicht erst gesagt zu werden. Möge et der Künstlerin be- chieden sein, noch viele Jahre im Dienste der Kunst, deren hervor ragendste Pciestcrinnea sic eine ist, thatig zu bleiben. * In Bromberg wurde als erste Opernaufführung „Das Glöckchen des Eremiten" gegeben. Tie Aufführung war im Ganzen beirachtet eine gute. Die Jnsccnirung ließ kaum etwas zu wünschen übrig; ebenso waren auch die Cdöre, einige Schwankungen abge- rechnet, und das Orchester unter Leitung dcZ Herrn Capcllmeifters Müller recht an ihrem Platze. Was nun die einzelnen Darsteller anbetrifft, so waren die Rollen der Noia und des Sylvain vortreff lich durch Fräulein Dörbach (Schülerin des Herrn Bodo Borchers aus Leipzig) und Herrn Dinghaus besetzt. Die ge nannte Dame besitzt eine prächtige, schmiegsame und gut geschulte Stil» me, die, obwohl nicht von besonderer Volumriiosität, doch insolge ihrer Neinheft durchdringt und in der hohen sowohl, als in der tiefen Lage gleich schön ist. Der Tenor ihres Partners, Herrn Dinghaus, ist von bedeutendem Umfange und wußte der Sänger amv die schwierigsten Passagen ohne sichtliche Anstrengung zu überwinden. Sein Spiel wie das des Fräulein Dörbach ist ebenfalls ein gutes zu nennen. Die Wiederholung der Oper „war eine höchst gelungene". Besonders ausgezeichnet haben ich wiederum Frl. Lilli Dörbach und Herr Dinghaus; die genannte Dame, deren prächtige Stimme wir schon gewürdigt haben, verfügt auch über ein hervorragendes schauspftlcnscheS Talent. Leipziger Lünstlerverein. * Leipzig, 23. October. Am gestrigen Vereinsabend, zu welchem sich die Mitglieder recht zahlreich ciugesnnden hatten, hielt Herr Professor vr. Schreiber. Direktor de» städtischen Museums, einen Überaus anregende» Vortrag, der als „Plaudereien über die letzten internationalen Kunstausstellungen" an- gekündigt worden war. In seiner Einleitung behandelte der geschätzte Vortragende die Kunst, bereu Ziele, die Stellung der Künstler und die Kunstkritik im Allgemeinen, wies hierbei aus den Wechsel des Kuustgeschmacks in den letzten Jahrhunderten hin, dem die Künstler Rechnung zu tragen gezwungen sind, und beleuchtete sodann die moderne Kunstproduction, welche durch die Ausstellungen in ganz andere Bahnen gedrängt worden ist. Während der Künstler früherer Zeit seine Ideen und Ideale aus sich heraus schaffen konnte, La seine Werke für einzelne Personen oder doch nur für einen kleineren Kreis von Kunstverständigen be- stimmt waren, ist der moderne Künstler gezwungen und besonders durch die Ausstellungen gezwungen, für die große Masse zu schaffen und der jeweiligen Geschmacksrichtung des Publicums Rechnung zu tragen, wen» leine Werke Beachlung finden sollen. Eine interessante Eigenthünilichkeit, die durch die Ausstellungen hervorgerusen worden, ist eine gewisse Abichleisunq, eine Gleichmachung der künstlerischen Phantasie. Die eigene Natürlichkeit des Künstlers wird durch die Beobachtung der in großer Zahl ausgestellten Werke anderer Künstler beeinflußt. Aus diese Weise ist die jetzt beliebte sogenannte „Hellmalerei" entstanden. Diese neueste Richtung, welche dem deutschen Empfinden und der deuischcn Kui'ftrichiung eigentlich ganz fern steht, hat schnell in Deutichland Boden gesunden, was nur durch die große» Kunstausstellungen möglich geworden ist. Eine andere Wirkung der Masjcnausstellungeu ist, daß der Künstler so recht den Geschmack des Publikums kennen lernt, der allerdings manchmal recht eigenthüml ch ist, wie die Erfolge der Darstellung vo» Schauericenc», wie „die Lebensmüden", und anderer sensationeller Stoffe bewnscn. Ein weiierer Uebelstand der Ausstellungen ist die Ausschreitung im Formal der Bilder, die jetzt oft von so kolossalen Dimensionen sind, daß sie für normale Verhält nisse zum Schmuck von Wvhnräunien u. s. w. nicht mehr verwendbar sind. Auch »» Kunllhandcl sind durch die Ausstellungen eigenthüni- liche Zustände zum Vorschein gekommen, besonders macht sich hier bemerkbar, daß dem einen Künstler alle- in die Tasche geschoben wird, während andere unberücksichtigt bleiben. Wie der Künstler durch die Ausstellungen verzogen wird, so unterliegt auch das Publicum diesem lleoel. Vei dem Künstler eine abflachende, die eigene Individualität untcrdrnckeiide Wirkung, bei dem Publicum ein rasches, flüchtiges, nichisnutzigeS Bcuriheilen von Kunstwerken Herr Professor Schreiber ichioß seine Plauderei mit dem AuS druck der Hoffnung und Ueberzeuqunq, Laß der Ausstcllungs- poroxiSinus nur eine vorübergehende Epoche bilden und daß die erhitzte ProduclionSweise der Künstler bald wieder in normale Bahne» ealenken werde. Ungethcilter stüenn'cher B-isall der Au wesenden wurde dem Herrn Vortragende» sür seine anregenden AuS sührunac» qe'pcndet. Herr Proiessor Goehriag fügte hierau noch herzliche Tankes Worte und veranlaßtc die Anwesende» zum Ausbringen eines Hochs aus Herrn Professor Schreiber, in das Alle stürmisch einstiiumlen und das in harmonischer Weise verklang. In der sich anschließenden Debatte bezeichnete Here R. Cronau die von Herrn Projessor Schreiber geschildcrien Uebelstände als eine Krankheit des jetzigen Jahrhunderts, die nicht blos »n Kunstleben, sondern >m Handel. Gewerbe, Industrie und anderen Gebieten zu beobachten sei. Herr Römer nahm dann noch Gelegenheit» die Photographie in ihrer Wirkung, welche die Künstler zu erreichen streben, als die Ursache ber von dem Herrn Vortragenden gerügten Hellmalerei h<?stelleu. Es wurde hieraus noch vom Vorsitzenden die seitens des RatheS an den Verein ergangene Einladung zur Betheiligung an der Be- grüßungiffelerlichkeit Ihrer Majestäten Kaiser Wsthelm'S und König Älbert's bekannt gegeben und seitens der Anwesende» einstimmig die Betheiligung an derselben beschlossen. Nach Inhalt des Eröffnung;-Beschlusses hat der Angeklagte iu der Nacht vom 11. zum 12. Juli d. I. aus einem in der Nähe des Plagwitzer Bahnhofs am Canale htirsührenden Fuß- wege den Handarbeiter N., mit dem er daselbst gegangen, plötzlich an eine Planke gedrückt und ihm die Baarschaft zu entreißen ver richt, indem er dabei Bewegungen gemacht, welche den Anschein des Gebrauchs eines Messers erweckt hatten; der Angeklagte hat indessen, da er dem N. nicht an Körperkrast überlegen war, seinen Zweck nicht erreicht. Während Renz den N. angesaßi, Halle er die Worte geäußert: „Berfl L . . . .. gieb's Geld 'raus, oder ich steche dich nieder!" Der fragliche Weg liegt auf einem unbebauten Stück Landes, welches sich in der Fortsetzung des Canals befindet. Der Angeklagte hatte vorher mit N.. der nach einer Stellung im Pferdebahndepot nachgesucht, in der Z.'schen Restauration ver kehrt und dabei bemerkt, daß N. noch eine verhältnißniäßig ansehn liche Baarschaft besaß. Renz bestritt zwar nicht die Thal, nur suchte er geltend zu machen, daß er am fraglichen Abend betrunken ge wesen sei, auch nicht wisse, ob er die fragliche Drohung ausgestoßcn habe. Nach dem Ergebnisse der Beweisaufnahme sprachen die Herren Geschworenen den Angeklagten schuldig, und demgemäß erfolgte seine Berurthcilung zu 2 Jahren Zuchthausstrafe und 5 Jahren Vertust der Ehrenrechte: auch wurde Stellung dcs Angeklagten unter , Polizeiaufsicht sür zulässig erachtet. HI. Sitzung. Der SchwurgerichtShof bestand wiederum auS den obengenannten Herren, die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Nagel, die Ber- thcidigung Herr Rechtsanwalt vr. Häbler. Die Geschworncnbank wurde aus folgenden Herren gebildet: Brunner-Leipzig, Jesing- Der Windmüller Friedrich Wilhelm Lingke aus Mölbis war beschuldigt, in der Nacht zum 24. Juli d. I. das zu seinem Wind mühlengrundstücke in Mölbis gehörige Wohnhaus in Brand gesteckt ; u haben, mit dem Erfolge, daß ein« theilmeise Zerstörung einiger Räume im oberen Stockwerke eingetreten und ein Schaden von etwa 200 entstanden ivar. Der Angeklagte war der Thal nicht abrcdig und schilderte in etwas weitschtchtiger Weise die unglücklichen Vermögens- und nament lich Familieiivcrhältuissc, unter deren Eindruck er gestanden habe; besonders sei seine Edefrau fortwährend die Triebfeder nach Be- chaffung ihres ihr zuslehendcn Geldes von 1000 ./ä gewesen, daß cs ihm nicht gelungen sei, die Mühle zu verkaufen, da sich Kaufliebhabcr immer an die Beschaffenheit deS Wohngebäudes ge- toßen hatten. Er habe daher beschlossen, durch Inbrandsetzung des Wohngebäudes die Möglichkeit zu gewinnen, ein neues Wohngebäude bauen zu lönncn. Sein Zustand sei ein immer verzweifelterer ge worden, zumal seine Frau das Verlangen nach Scheidung ausge- prochen habe. Aus dem Ergebnisse der Beweisaufnahme ließ sich entnehmen, daß der Angeklagte, dem übrigens ein guter Leumund ertheilt wurde und dem eine solche Thal Niemand zugetraut, bei seiner ersten ver antwortlichen Vernehmung durch den Gemeindevorstand und de» Gendarm die That geleugnet und die Entstcyungsursache auf Blitz schlag (einige Stunden vorher hatte ein Gewitter statlgesunde») zu- rückgesührt, später aber tu seinen Angaben geschwankt habe. Uebrigens hatte mau bei der Besichtigung der Brandstätte starken Pctroleum- geruch wahrgenommcn und ein mit Petroleum getränktes Kinder- barettchcn voraefunden. Davon, daß Lingke ein überspannter, von fixen Ideen befallener Mann sei, der den Zeugen nichts bekannt, wohl aber wurde bestätigt, daß im Orte Gerüchte gingen, wonach Lingke'S Eheverhältuisse keine glücklichen gewesen seien. Gemäß dem W-ihripruche der Geschworene» wurde der Ange klagte wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu 1 Jahr 9 Monaten Zuchthausstrafe (unter Anrechnung eines Monats der Unter- suchuugshasi) und t Jahrea Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. Königliches Schwurgericht. II. Sitzung. * Leipzig, 23. October. Der SchwurgerichtShof bestand auS den Herren Präsident Landgerichts Tirector Bartsch, Landgerichts- Rathen Wolf und Gruber; die Anklage führte Herr Ober StaalS- anwalt Häntzschel, die Vertheidigung Herr Rechtsanwalt vr. Leo; als Geschworene sungirten die Herren Flinsch-Leipzig, Herrmann- Lcipzig, Meißner - Leipzig, Brunner - Leipzig, Graubner Leipzig, Heydenreich Leipzig, vr Fiedler Leipzig, Bäurnb-Gastewitz, Kluge- Leipzig, Ackermann-Teubner-Leipzig, von Leupoldt-Lcchzig und Ullrich Stötteritz. Aus der Anklagebank nahm der Pferdewärter Hermann Moritz Gustav Renz aus Kamenz wegen ver'uchter räuberischer Erpressung im schweren Falle Platz. Renz ist im Jahre 1814 in Kamenz ge- boren, hat die Töpferei erlernt, aber spater ausaegebcn und zuletzt in Plagwitz im dortiaen Pserdebahndevot als Wärter gearbeitet. Der Angeklagte ist wiederholt wegen Diebstahls, sowie wegen Sach beschädigung bestraft, und die letzte Strafe ist ihm zuerkannt worden, weit er die Gelegenheit einer Prügelei benutzt hatte, um einem der dabei Betheiligtcu die Taschenuhr zu kehle». Nachtrag. * Leipzig» 23. October. Geheimer Rath Professor vr. Windscheid giebt Namens der königlichen Commission für die erste juristische Staatsprüfung bekannt, daß der Be ginn der Prüfungen in diesem Winter aus den 15. No vember 1888 festgesetzt worden ist. Betreffs der sür die Prüfungen erforderlichen Unterlagen können Erkundigungen aus dem Universitätsamt bei Herrn Universitätsralh Vr. Meitzer eingeholt werden. * Leipzig. 23. October. In der Notiz in der Montagsnummer, die Beschlagnahme der englische» Originalausgabe und der französischen Uebersetzung der Mackenzie'schen Broschüre betreffend, ist irrthüinlicher Weise gesagt, daß die hiesige Staalsanwattschasl die Be schlagnahme verfügt habe. Letztere ist seiten« ber königl. SlaatSanwaltschast in Duisburg erfolgt, die hiesige königl. Staatsanwaltschaft hat damit nicht« zu thnn gehabt. — Anläßlich des Besuch» Sr. Majestät des Kaisers möchten wir aus einen recht sinnigen Schmuck der Häuser, sowohl inneren wie äußeren, aufmerksam mache» und zwar ans eine sarbige Wappenzier. Es sind die vom königl. preußischen Heroldsamt und dem königl. preußischen KnegS- ministerium empfohlenen Wappen in Placatsormat, nach de» besten amtlichen Quellen und heraldischen Vorbildern, herauS- gegeben von Adolf Max Gritzner. vorräthig in der Leipziger Fabnensabrik von Gust. B. Hanicke, Grimmaische Straße 13. Die Wappen sind aus Pappe aufgezogen und lackirt; selbige sind von großer Dauer, dabei ca. zehnmal billiger, sowie wetterfester, als mit der Hand gezeichnete und vor Allem, weil nach anitlichen Quellen bearbeitet, heraldisch richtig. Der Preis eines Blattes ist zudem ein außerordentlich billiger und ermöglicht beinahe einem Jeden die Anschaffung. Zur Decoralion sür da« bevorstehende Fest würden sich namentlich folgende Blätter eignen: Das Wappen unserer Stadt, das nnsereS Königreichs, sowie dasjenige des deutschen Reiches. Außerdem würde die Dekoration der Häuser und Gastlocale iint den Wappen aller deutschen Staaten und größeren Städte sich empsehlen, da hierdurch größere Mannigfaltigkeit in de» Fcsischmiick der Stabt käme. — Wir machen unsere Hausfrauen und alle sonstigen Interessenten „och besonders daraus aufmerksam, daß von morgen (Donnerstag) ab bis mit I. November wegen der mit der Feier am 31. October verbundenen Herstellungen aus dem Marktplätze der Wochenmarkl in der betreffenden kurzen Zeit aus dem Fleisch erplayc abgchaltcn werken wird. Es kommen also die Tage des 25., 27. und 30. October sowie der 1. November in Betracht. — Man schreibt uns aus dem Bureau des Stadt theaters: Die heutige Ausführung der .Götterdäm merung" im Neue» Theater beginnt wie früher um 0 Ubr, woraus wir hier besonders ausmerksam machen. — Im Alten Theater kommt heule.Mittwoch, neueinstudirt: .Kabale und Liebe" zur Aufführung. Die Besetzung der Hauptrollen ijl die folgende: Präsident: Herr Borcherdt; Ferdinand: Herr Ha rlman» ; Wurm: Herr Adols Müller; Louise: Frl. Pölitz, Lady Milsorv: Frau Lewinsky; Miller: Herr Treutler rc. — Herr Heinrich Stürmer, bas verdiente Ehrenmit glied unseres Stadltheaters, feiert heute in aller Stille daS Jubiläum seiner fünfzigjährigen Zugehörigkeit zum Leipziger Stadttheater. Eine seitens ber Direc- tion an ihn ergangene Aufforderung, an diesem Tage die Bühne in einer seiner Rolle» zu betreten, bat der Jubilar bescheiden abgelchnt. Viele Freunde deS Künstlers bürsten uns indeß dankbar dasür sein, daß wir das Jubiläum hier durch zu ihrer Kenntniß bringen. — Carola-Theater. „Der Herrgottschnitzer von Am merg au", von vr. L. Ganghoser und Hans Neuert, wird am kommenden Sonntag nn Carola-Theater das Gastspiel der „Münchner" einleiten. Die erste Novität dürste der „Protzen bauer" sein, ein Stück heiteren Charakter». Weitere Novitäten sind u. A. „'S Gunbl vom Königsee" und „'s Edelweiß-Liserl". — Eine sehr glückliche Anordnung hat die Direktion deS Krystall-Palasteö sür die in diesem Winter stattsindenden Künstler-Concerte in so fern getroffen, als sie den l. Rang der AlbertHalle numenren ließ und dadurch diesen Rang» ohnehin schon einer der schönsten der Halle, «48» doppelt werthvoll machte. Bei dem am nächste» Sonntag stattsindeuden große» Künstler-Eoncert dürfte eS sich zeigen/ baß daS Publicum icner Anordnung seinen Dank zollt, um so mehr, als der Preis des Platzes nur auf 2 Mark sest- zesctzt ist. — Astronomische Borträge. Die bereits angekün digten. mit einer Fülle von großen Lichtbildern illustrirlca populären Borträge de» norwegischen Astronomen Sophu- Tromholt werden am 28 . 29 . 30. und 31. October in der Alberthalle des Krystatl - Palastes statlfinden. Nach unseren eigenen frühere:, günstigen Benrtheitungen und der der skandinavischen und deutschen Presse verdienen diese hoch interessanten und eigenartige» Vorjübrungen ausS Wärmst« empfohlen zu werden, und wir könne» unser» Lesern nur an- ralhen. diese selten gebotene Gelegenbcit zur Bereicherung ihrer astronomischen Kenntnisse sich nicht entgehen zu taffen. — Wir machen unter Hinweis ans den Anzeigentherl auf die heute Mittwoch in der königl. Hoskuiisthanblung von Pietro del Vecchio stattsindende Fortsetzung der große» Gemätde-Auction aufmerksam. — Tie Ausstellung zur Erinnerung an die Leipziger Völkerschlacht, welche zu unserer Freude von maßgebender Seite „och um einige Tage, Dienstag den 23., Donnerstag den 25. und Sonntag den 28. October, verlängert worden ist, hat manchen, i» stiller Familicnverwahrung befindlichen denkwürdigen Gegenstand aus jener Zeit wieder zum Vor» chcin gebracht. So brachte eine hochdetagte Dame, Zeugin jener SckreckenStage, eine Taffe zur Ausstellung, die vom Kaiser Napoleon benutzt worden ist. Ebenso wurde eine zinnerne Kanne eingegebcn, in welcher dem Fürsten Ponia- towSky der Morgentrunk vorgesctzt wurde. PoniatowSky» Reliquien wurde» überhaupt mehrere, darunter auch Brrcs« von deS Fürsten Hand, auS Privatbesitz der Ausstellung über wiesen. Möchten alle derartige vereinzelte Gegenstände sür die Zukunsl eine gesicherte Ausbcwahrung finden. * Leipzig, 23. October. I» der gestern Abend im .Mariengarten" stattgesundenen Versammlung deS Ostvor- 'täbtischen Bezirksvereins erörterte zunächst der Vor» itzende, Herr Schmidt, die Ziele des Bereu»-. Nach Erledigung einiger Ausnahmegesuche sprach Herr Ge meindevorstand Grüßet über die Verhältnisse de« nächsten- an die Oslvorslabt anznschließenden Dorfes Reudnitz, eine- DorseS, VaS allerdings 25 49«> Einwohner zählt. Der Heu» Redner hob in seiner Darstellung besonders die industrielle Tbätigkeit von Reudnitz hervor. Dasselbe zählt jetzt 119 Fabriken und davon sind allein 20 graphische Anstalten. Auch die Steiiersähigkeit dieses Ortes ist keine geringe, es werden 12 Millionen Mark versteuert. Dadurch, daß Reudnitz noch große freie Bebauungsconiplexe besitzt, werben lür den Osten Leipzigs die mannigfachen Hemmnisse seiner Entwickelung beseitigt. Bemerkt muß auch werden, daß dt« neueren Straßen von Reudnitz einen städtischen Ebarakter tragen. In diesem Jahre sind beispielsweise 70 große vier stöckige Gebäude ausgesührt worben. Die Agitation wegen deS Anschlusses besteht in Reudnitz schon seit l865. Mit einem Blick auf die Verkehrswege, welche sich zwischen den beiden Theilcn deS Dorfes allerdings ungünstig gestalten, beschloß ber Herr Redner seine mit Beifall ausgenommenen Darlegungen. In der sich anschließenden Besprechung, aH welcher sich die Herren vr. Preuß, Sommerlatt«, Berthold, Harder« und der Referent betheiliaten, fände, noch verschiedene, aus den Vortrag sich beziehende Puncte ihr« Erledigung. ---- Dc>S dritte Stiftungsfest der Gesellschaft,/Olympia" wurde am Sonntag durch die Ausführung deS „vr. Klaus" aus der Bühne des KrystallpalasteS gefeiert. Ein sehr zahlreich erschienenes Publicum folgte der Vorstellung, die recht gut eiiigeübt war. mit Interesse und spendete reichen Beifall: Die Darsteller halten fleißig studirt, und so wurde denn da dankbare l'Arronge'sche Lustspiel in gewandter Weise wieder gegeben. Zum Schluß fand eine kleine innere Feier statt. * Leipzig.23. October. Dem Böttchergrhilse» Herrn August Otto Staude, der beim Bötlchermeister Friedrich Berthold Sch aale hier 25 Jahre lang ununterbrochen zur größten Zufriedenheit seines Meisters gearbeitet hat, ist von der königlichen KreiShauptmannschasl ein Belobigungsdecret er« tbeilt worden, daö ihm am heutigen Vormittage an hiesiger Rathsstelle ausgehändigt wurde. bl. Rothwein-Jmport im Waggon-Reservoir ist eine neue Transportbeförderung, die als bemerkenswerther Fort schritt in den Vcrkchrsverhältnissen zu erachten ist. ES wurde unS dieser Tage Gelegenheit geboten, ein solches, sür die hiesige Firma Hofs mann, Hesstcr L Co. bestimmte» Reservoir z» sehen und seiner tbeilweisen Entleerung iu Fässer beizuwobncn. Dasselbe kam aus Frankreich, war zwölf Tage unterwegs gewesen und enthielt nickt weniger als 13 000 Liter Bordeauxwein. Wenige Stunden, nachdem der riesige Kessel in Cylindersorm, mit allerhand sinnreichen Appa raten sür Füllung und Abzapfung, geleert war, trat der Waggon seinen Rückweg nach Frankreich an. ) Leipzig, 23. October. In der Kantstraße wurde gestern Vormittag daS Pjcrd eines einspännigen Fleischer geschirrs, einem diesige» Fleischcrmeister zugehörig, plötzlich scheu und ging, bevor eS der Geschirrsührer auszuhalten ver mochte, mit den, Wagen durch, wobei ein Gabelbaum zer brach. Der Geschirrsührer, ein Fleischcrgeselle auS Cönncrn, welcher aus dem Wage» saß, wagte einen Sprung vom Wagen und faßte die Zügel des Pferdes, wobei eS ihm auch gelang, dasselbe zum Stellen zu bringen. Der Geselle war aber eine ziemliche Strecke init fortgeschleist worden und batte so bedeutende Verletzungen am reckte» Knie davon- gelragen, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. — Aus dem Sckilenßiaer Wege hatte denselben Nackmittag ein neunjähriger Knabe, Sohn eines in der Mablmnnnstraße wohnenden DienstmanneS. da« Unglück, beim Umherspringe» zu Falle zu kommen und sich dadurch den rechten Ellbogen anszureuken Bei Abwesenheit der Eltern und im Mangel sonstiger Pflege wurde der Knabe ebenfalls im Krankenbausc uiitergcbrackt. — In Folge eines plötzlichen Krampsansallü siel gestern Abend ein Fleischcrgeselle in der Behausung seines Meisters in ber Sütstraße während der Arbeit in ein mit kaltem Wasser gefülltes Faß. worin er eine Zeit lang liegen blieb. Als man ihn aushob. war der arme Geselle besinnungslos, weshalb durck einen Herbeigebolten Arzt sofort Wiederbelebungsversuche angestellt wurden. Man krackte den Gesellen alsbald mittelst KrankcntranSportwagenS in das Krankenhaus. — Wegen Verübung groben Hausskandals mußte gestern Abend in vier verschiedenen Fällen gegen hie sige Einwohner und zwar gegen einen Schubmacher in der Moltkestraße, einen Schlosser in der Sophienstraße. gegen eine» Mau r er in der Kleinen Fleischergaffe und einen Tischler in der Wmdmübleiistraße polizeilich einzeschrittcn werden. — Am gestrigen Spätabend hatte sich in einer Re stauration der Ostvorstadt ein als Gast anwesender Tischler geselle auS Borna durch ungebührliches Betragen so miß liebig gemacht, daß man seine Entfernung verlangte, nnd da der Gast nicht gutwillig ging, einen Polizeibcainlcn bcrbei- holte. Aber auch dessen Wegmessung gehorsamte der Geselle keineswegs, so daß sich der Beamte zur Anwendung von Ge walt genöthigt sah. wobei eS aber geschah, daß Elfterer unter SckiinpsreSe» den Beamte» packte »nb sich aus- Heftigste widersctztr. Bei fortgesetzter Renitenz erfolgte seine Festnahme. Transport zum Naschmarkt und seine Jnbastirung daselbst. Der Vorgang hatte einen ziemlichen Menschenaujlaus ver anlaßt. — In seiner Wohnung am Grimmaischen Steinweg wurde beute Morgen ein vom königl. Amtsgericht wegen Be trugs steckbrieflich verfolgter Handln» gSreisender au» Sckoeeberz polizeilich verhaftet. — Als heute Vormittag i« der Hospitalstraße ein Lastgeschirr eine», Pferdebahn wagen auSweichen wollte, kam dasselbe zur Seite in» Rutschen und fuhr sich in der Straßengosse fest. Da kamen verschieden« Leute yerbei und halsen dem Geschirrsührer den schwere«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder