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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881128
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-28
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1888
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Erscheint t«-ltch früh 6'/, Uhr. Letutton »nd Lrpedttio« go-anae«g,sse 8. Aprechkuadrn der Ue-arlioa: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. 8«r »t« «ua.-dk ki»,k,-»dtrr m.nvlcrchr« »,»» fi« «I» Ne»aci>°» »Ichl »erdmdltch. MMr.TWMM ««n»,»e »er f»r »te nichsts-l,e»-e ««»»er »efti««ten Inserate an «tachentagen bis S Uhr «achmittaa«. anLann- »ad Festtagrusrüh di»Uhr. 3n den Filiale« fiir Zns.-Ännahmr- Dtto Klr««, UniversilStSstraße 1. L«ui» Lösche. Kathartaeostr. 23 Part, uuv Köuiglplatz 7, nur bi« '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. «bonnementsprei» vierteljährlich 4»/, Mk. inrt. Bringerloh» 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postdekörderuug 60 Mk. mit PostbesSrderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut uns. Peei-verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höhen» Tarii. Urrlamen ontrr dem RedactionSstrich die »gespart. Zeile bOPs., vor den Fa milien Nachrichten die Vgespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die t-r-cdttto» zu senden. — Rabatt wirs nicht gegeben. Zahlung prneuumeruuäo oder durch Post- nachnahme. 333. Mittwoch den 28. November 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die «ffchste -LeujahrS,neffe beginnt mit dem Januar 1889 und endigt Mil dein lS. Januar 1889. Eine sogenannte Dorrvoche. d. h. eine Frist z»m Au»- cke» der Waaren und zur Eröffnung der Meßlocale vor eginn der eigentlichen Messe, hat die NeujahrSmrsse nicht. Jede frühere Eröffnung, sowie jede« längere Osse». halten der Mrßlocale in den Häusern, ebenso da» vorzeitige NuApaeke» an den Ständen und in den Bude» wird außer der sofortigen T-Hltetzung jedesmal, selbst bei der erste» Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe bis zu 7L oder entsprechender Hast geahndet werde». Leipzig, den 1L. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Heunig. Die Mestdörfe für die Lederindustrie in nächster Neujahrsmesse wird Mittwoch, den 2. Januar I88S, Nachmittag von 2 bis Ü UHr, im Saale der „Neuen Börse" hier abgehalten werden. Leipzig, de» 16. Novemb r 1888. Der Rath der Stadt Letprig. Ör. Georgi. Heunig. Bekanntmachung. Unter Aushebung unserer Bekanntmachung vom 6. Juli diese» Jahre». die Beförderung von Schlachtvieh tm hiesigen Stadtbezirk betreffend, verfügen wir hierdurch, daß Bullen, Ochsen, Kühe, Jungvieh, Kälber und Schweine überhaupt nicht mehr durch die Stadt getrieben, sondern nur auf Fuhrwerk befördert werden dürfen, gleichviel, ob dieselben dem Zwecke der Schlachtung in hiesiger Stadt zu dienen bestimmt sind oder nicht. Das Treiben von Ziegen und Schaasvieh bleibt auch jetzt noch gestattet. Zuwiderhandlungen werden unnachsichtlich und, soweit nicht nach allgemeinen Strafgesetzen eine höhere Strafe ein zutreten hat. in Ler Weist geahndet werden, da^ dem Be» treffenden für jede- einzelne der entgegen dieser Dorfchrist getriebenen Thierc eine Geldstrafe von 80 Mark, bez. entsprechende Hast in Anrechnung gebracht wird. Gegenwärtige Bekanntmachung tritt mit dem 1. December diese» Jahres in Kraft. Leipzig, ben 27. November 1888. Der Rath drr Stadt Leimig. Dr. Georgi. Heunig Bekanntmachung. Diejenigen unserer Mitbürger, weiche Arme mit Holz und Kohlcnzetteln zu unterstützen beabsichtigen, können letztere wiederum käuflich bei unserem Armenamte erhatten. Dieselben lauten aus einen Korb Holz. »/,, Kubikmeter haltend, bez. aus einen Haiden Hekloliter Pechstückkohlen oder einen halben Hekto liter Böhmische Stückkohlen und können Verwendung finden bei den auf brr Rückseite aufgedruckten Lieseranten, bez. bei deren umfahrenden Geschirren. Der Prei» dieser Anweisungen beträgt 90 für Holz und 1 bez. 65 sür Kohlen da» Stück. Leipzig, den 17. November 1888. DaS Armendirectortnn». Ludw»g-Wolf. Bekanntmachung« Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom IS. bis mit 2S. dieses MonatS im Argandbrenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das >8.0sache der Lenchtkrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,432. Leipzig, am 27. November >888 De» RathS Deputation zu den Gasanstalten. Vklmnnlmachunz. ^ Die öffentlich ausgeschriebene» Erb-, Zimmer-, Maurer- Steinmetz- und Pflaster-, Eisencvnstructions-, Anstreicher- und A-phalt-Ärbeiten für den Neubau der Plcißcnfluthbrücke sind vergeben worden und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber nunmehr ihrer Angebote entbunden. Leipzig, am 21. November 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Vr. It». 4416. Kretzschmar die Eröffn»», ei»er Peliklintk siir Nerve»- nutz GewSttzS- trtznte bet der Uutvcrstlit Leipzig Petr. Mit Genehmigung de» Königlichen Ministerium» de- EultuS und öffentlichen Unterricht» wird hierdurch öffentlich bekannt gegeben daß im Anschluß an die piychiatriich« und Nerveakliaik der naiver siiät (Wintz»»tzle«»e, LS» eine V-UNinit sür Nertze»- und »««üttskrenke errichtet worden ist. welch- am 24. dl«. Mt«, der allgemeine» Be nutzung übergeben werden soll. Kranke der gedachten Art erhalten daselbst täglich (außer Sonn« und Feiertagen) von früh 10—11 Uhr unentgeltlich ärztliche Behandlung einschließlich der Medicameate. Leipzig, ben 19. November >888 Die Dtrectt«« drr pstzchiatrische« u»d «er»«»vt»tk der Uuitzersttit Prof, vr Flechsig. Bekanntmachung. Ileberlioolkioib. Di« i» unserer Berwaltunq siebende Sparkasse zu Ltebertwilkwitz bleibt wegen de« vorzunehmenden Rcchnuna-obscknusseS tzom 4. De» cewder 1888 dt« «tt 1. Iau»ar >88- ,«schlaffe». Während dieser Zeit können »«gekündigte Einlagen nicht zurückerhode» werden Wahl ober wird an den üblichen Lassentagen — Montag« ond DonverSt««» — die Annahme von Einlagen gegen Lösung neuer Bücher, sowie bi» Annahme »o, Lapilalzinsen Pr» IV. Quartal 1886 erfolgen. r «e»e» Grschffsldsttzr wird >« November 1888. Ser GsWelntznnttH. Dyck Lmn.-Borfi. Nichtamtlicher Theil. Veroulede und Boulanger. Obwohl Deroulede und Boulanger stet» zusammengehalten »aben. so ist dock die Solidarität der Interessen beider Männer nock nie zuvor so scharf hervorgetreten, wie am 25. November. Die Rede», welche an diesem Tage von Teroulede im Wagrainsaale und von Boulanger im Restaurant Lemardelay gehalten wurden, kamen in der Hauptsache aus eine gegen- eilige Empfehlung heraus. Deroulebe erklärte, daß die Mit glieder der Patriotenliga zunächst Anhänger Bculanger'S und erst in zweiter Linie Patrioten seien, und Boulanger schloß eine Rete bei dem Boulangistenbankel mit einem Ausruf zu Gunsten der Patriotenliga. Ergötzlich ist die Art und Weise, in welcher beite Freunde ihre Friedensliebe zu erkennen geben. Dcroulete sagt: „Wir vergessen zwar nicht die Befreiung deS Gebiets, aber wir wollen nicht den Krieg, wir wollen die nationale Berthcivigung." Und Boulanger sagt: „ES giebt zwei Arten von Frieden, einen, um welchen man bittet, und den, welchen man durch eine feste, würdige Haltung aus erlegt. Frankreich ziemt allein daS Letztere." Wenn Deroulebe von der nationalen Verlbcivigung spricht, so ist die Frage natürlich, gegen wen diese Verlheidigung gerichtet ist; man sucht aber vergeblich nach dem Angreifer, den der Redner meint. Boulanger hat sich da» Wort Moltk«'» angecignrt: „Deutschland muß so stark sein, um Europa Frieden zu gebieten", der französische Nachahmer hat aber vergesse», daß nur Der den Frieden Andern gebieten kann, der ihn selbst liebt und achtet. Eine feste und würdige Haltung kann nur Der beobachten, welcher keine Hinlergedanken hat. und solche bat Bonlanger unzweifelhaft, obgleich er sich da gegen verwahrt. Wie Deroulcde und sein Freund Boulanger gesonnen sind, beweist, abgesehen von allem Andern, die Ueber- rcickung de» SchützenbeckcrS bei dem Banket der Boulangiflen, welchen Deroulebe dem General Boulanger weihte, um besten Verdienste um die Einführung de» Lebelgcwchr» bei der sran- ösijchen Armee in da» rechte Licht zu setze». Auf diesem Decker reicht Elsaß-Lothringen Frankreich ein Gewehr — wie Deroulede gialzben machen will, gl» Vcrtbeidigungüwaffe; da aber der Angreifer fehlt. so ergänzt ihn Deroulcde dnrch die Vorstellung, daß Elsaß-Lothrinaen sich i« Kriege mit Deutsch land befindet uud daß die Befreiung de» sranzvsischen Ge biete» nicht eher beende ist, al» Hs» Elsaß-Lothringen mit Frankreich wieder vereinigt ist. Selche, Spitzfindigkeiten be dürfen Leute wie Deroulede. um ihre Friedfertigkeit darzuthun. Nack dem „Gauloi»" soll der Ministerralh fick mit der Frage beschäftigt haben, ob die Patriotenliga auszulösen sei, und die Entscheidung sollte am DienSlag gefällt werden. Wenn diese Mitlheilung wahr ist. so ist die Frage offenbar nur auö den» Grunde aufgeioorsen worden, weil Deroulcde auf Seiten Boulanger'» steht. Deroulede macht kein Hehl daraus, daß ihm die Republik, wie sie ist. nicht gefällt, er stimmt mit Bonlanger siir BersassungSrcvision und Neuwahlen, sür die nationale Republik im Gegensatz zur parlamentarischen. Das ist nun freilich ein Gegensatz, bei dem sich nicht» denke» läßt, denn eine Republik ohne Volksvertretung ist einfach Unsinn. So ist e» auch nicht geineint, Deroulcde will nur eine Republik, in welcher Boulanger und er selbst an Stelle der Opportunisten und Radikalen die Fiihrcrrolle übernehme», die Clique soll durch die Dictatur ersetzt werde». National im Sinne Deroulede'S ist weiter nichts, als daß sich daS bewaffnete Frankreich um daS gemeinsame Banner scbaart und daß man nicht eher an andere öffentliche Angelegenheiten denkt, al» bis daS Gebiet befreit ist. also Elsaß-Lothringen an Frankreich zuriickgesallen ist und noch einiges andere Land als Ent schävigung für die auSgestandene Qual mit ihm vereinigt. Boulanger ist kein Redner und vcrsügl deshalb auch nicht über eine größere Zahl von Gedanken. Wo er öffentlich auslritt, empfiehlt er die Revision der Verfassung und Neu wahlen und greift die Opportunisten an, und wen» er damit zu Ende ist und feinen Anhängern einmal etwas Anderes vorsetzen soll, dann kommt er auf Da» zurück, was er früher irgendwo gesagt hat. So war seine Rede im Restaurant Lemardelay in der Hauptsache nur eine Wiederholung einer vor zwei Jahren von ibm im Hippodrom gehaltenen Rebe, wo er die geschmackvolle Wendung von den beide» Arten Frieden gebrauchte. Damals eiferte er auch gegen Fcrry, weil er Soldaten, Schiffe und Geld in Tonkin verschleudert babe, und drückte seine Freude darüber au», daß ibn da» Volk an den Pranger gestellt habe. Boulanger klagt auch beute noch die Regierung der Zersplitterung der Kräfte Frankreichs an, obwohl der Feldzug in Tonkin längst beendet ist und obwohl Freycinet sür Rüstungszwecke mehr als eine Milliarde verlangt. Die Zeit, als Ferry nach der Auf fassung seiner Feinde säst dienstfertig da« Mitleid deS Aus landes anflchte, gehört längst Ser Vergangenheit an, man denkt kaum noch daran, aber Boulanger bedarf eines Gegen, fotze», um die Bedeutung der eigenen Person zu erhöhen und deshalb reibt er sich an Ferry. Deroulede und Boulanger brauchen beide Ccandal. wenn sie an» Ziel gelangen wollen, und de» bat ihnen Numa Gilly ve»schafft, die Erfindung de« Märchens vom Staatsstreich, der am 2. December von Fioqncl in» Werk gesetzt werden sollte, diente dem gleichen Zweck, und nun ist auch Wilson wieder aus der Bildstöcke erschienen. Der Baudin-Scanval war nur eine kleine Episode, welche die Kammervciha»rl»ngcn pikanter machen sollte, denn daran glaubk doch Nicmaiid, da; Boulanger ein aufrichtiger Anbänger der Republik ist, er hält sich selbst sllr den Man» der Zukunft, eine Art von Napo leon I., und daß er diese Rolle nur durchführen kann, wenn er einen siegreichen Krieg gegen Deutschland c»Ifcsselt. weiß er so gut. wie seine Anhänger. Sei» Lobgesang ans de» Frieden ist nur die Karte, welcher er den Republikanern gegenüber auSspielt, dj« auch ibre Friedensliebe stets im Munde führen uud durch ihr Thun den Beweis liesern, daß sie lieber heute al» morgen losschlagrn würden. Frankreich ist beut« in zwe, Lager geipalten: aus drr einen Seite stehen Earnot und Floqnet mil ihrem repnblikr- nischen Anhang, der aber nicht durch Neigung sondern lediglich durch die Furcht vor den Gegnern veranlaßt wirb, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu mache»; aus der andern Seite stehen Boulanger und Deroulede. die Bonapartisten und ein Theil der Intransigenten. Auch die Orlcanisten , halten zu Boulanger. aber nur soweit sie drr Fahne de» I Grasen von Pari» folgen; der Herzog von Aumole neigt zu I den Opvortunistea und leistet dadurch den Verdächtigungen I Vorschub, welchen dies, Gruppe au-g,setzt ist. Der Kamps ist rin sehr heftiger und wird auf beiden Seiten mit bedenk lichen Mitteln geführt, aber dir schließliche Niederlage der Regieru»g»parte> ist sehr wahrscheinlich, weil die bisherigen Negierungen keine Ersoige aufzuweisen haben und weil ein zroßrr Theil der Franzosen sehnsüchtig einer Veränderung der sage entaegenharrt. So kommt e», daß Boulanger trotz einer sehr zweifelhafte» Befähigung täglich an Anhang cwiunt uud daß die Negierung und die ihr zu Gebote ebenden Anhänger mehr und mehr den Boden unter den iüßen verlieren. Es war ein charakteristische» Zeichen der chwankenden Lage, daß Fioquet wegen de» Budgets sür 'onkio die CabinetSsrage stellte, man konnte darin nur da» Streben erkennen, eine Gelegenheit zu benutzen, um au» einer unhaltbaren Stellung befreit zu werde». Floquet ist mit seiner RegicrungSweiSheit längst zu Ende, sonst würde er nicht beim Wiederzusaminentrilt der Kammern am 15. October die DringlichkeilSerkiärung sür seinen Antrag auf Revision der Verfassung gefordert haben. « Leipzig, 28. November. ' Dem BundeSrath ist, wie alljährlich, eine Nach weisung der Veränderungen im Bestände deS als Eigenthum de« Reich» sestgestellten Grundbesitze« »gegangen. Die Nachweisung erstreckt sich in der ersten Ab- hrrlung auf Grundstücke, welche nach dem Gesetze vom 25. Mai 1873 auS dem Cigenlhum der einzelnen BundcS- iaaten in da» Eigenthum de» Reichs Ubergcgangen sind, und n der zweiten auf Grundstücke, weiche da» Reich durch peciellen RechtStitel erworben hat. Nach tz >2 deS Gesetzes vom 25. Mai 1873 ist übrigen- eine solche Nackweisung all jährlich auch dem Reichstage vorzulrgc» und bürste dieselbe nunmehr auch in nächster Zeit dem letzteren zugehen. * Die gefammte Re ich «schuld beträgt nach einer dem Etat beigegebenen Denkschrift: 1 148 664 756.36 Davon ind 4prvc. 450 000 000 und SViproc. 698 664 756,36 ^ ur Verzinsung der erste«» sind danach im Etat für 1889 » 1890 18 Millionen, zur Verzinsung der letzteren 18 480 000 Mark m Ansatz gebracht. * -» war ia der letzten Zeit mancher Austausch von ZreuudlichkeitSdezrugungen zwischen den verbün- d»1en Mächten «inerseit» und kleiuereu Staaten andererseits zu verzeichnen. Dahin gehörten die Begrüßungen der Könige von Dänemark und Griechenland anläßlich ihrer Regieru»ß»-Äubfi8en, die Ernennungen der Könige von Däne« tz mid Sckweden zu Oberst»,hadero österreichischer Regi menter. Dies«» Anzeichen möchte» wur ««» auch die ge meldete Ernennung der Monarchen Deutschland» »uv Oester- reich-Ungarn« zu Oberstinhabern PortugiesischerRegimenter beizähle». Man braucht all dem keine weitcrreichrnde politische Bedeutung beizumeffeu, allein al» Symptome der obwaltenden Gesinnungen verdienen diese Freundschaft-bezeugungen doch verzeichnet zu werden. * Amtliche» Ergebnis; der am 2t. d. M. im 3. Wahl kreise deS Regierungsbezirks Gumbinnen stattgehabtrn ReichStag-wahl. Abgegeben wnrden im Ganzen 15 776 timmen. Davon erhielt OberregierungSrath Dodillet (cons.) 8426 und Gutsbesitzer Maul-Eprind (sortschr.) 7346 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt. * Nachdem der Versuch de» UltramontaniSmuS. durch die Begründung katholischer OssicierSvereine auch im OssicierSstande den consessionellen Gegensatz zu verschärfen, kläglich gescheitert ist. bemüht sich der UltramontaniSmuS. aus anderem Wege die von ihm vertretene antinationale Gesinnung durch die Herausgabe cineö „katholischen Soldaten kalender S" im Heere zu vertreibe». Hn dem Kalender, der im Aucr'schei, Verlage in Donauwvrth erscheint, werden die Heiden der beiden consessionellen Lager i» Wort und Bild einander gegenübergestellt. Hier GustavAdols,Torstens»», Baner und Bernhard von Weimar, dort Wollenstem, Tilly, Piccolomini u. s. w. Aber auch damit ist der in, jesuitischen Geiste geleitete literarische Handweiser von HUlskemp noch lange nicht zufrieden. „Die LebcnSgeschichte dieser einzelne» Männer", so schreibt derselbe, „ist sehr vorsichtig, säst zu vorsichtig gehaiten .... Ich glaube, man sollte bei der Schilderung soldatischer Persönlichkeiten in einem solchen Kalender nur katholische und zwar nur solche katholische Krieger besprechen, die al» Muster vorgehalten werden können " "ührt man diesen Grundsatz >m Kalender ein, so bleiben die »clden des siebenjährige» Krieges, der Freiheitskriege und des Kriege» vom Jahre 1870 zum allergrößten Tyeile aus geschlossen. * Die amtliche .LandeSzeitung für Elsaß-Lothringen" bezeichnet den von dem Redakteur de» .Figaro", Theodor Ca hu, verfaßten Bericht über die brutale Behandlung, die er an der deutschen Grenze ia Deutsch-Avricourt bei seiner Reise von Pari» nach Konstantinopei erfahren haben will, al» eine Unwahrheit. Cahu Hab- keine regelrechten Papiere besessen und sei demgemäß in höflichster Weise zurückgewiesen worden, während er selbst sich überau» heftig und unpessenb benommen habe, wa» au» den übereinstimmenden Aussagen zahlreicher Zeugen hervorgehe. « * >» * AuS Riga, 22. November, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: ElwaS überraschend lft die Nachricht, daß an Eielle deS alten Minister» sür Weqebaiiten, Possjet, ein baltischer Deutlcher, der General Pancker, ernannt worden ist. Dieser Umstand rast heule nicht mehr den unqemllchlen Gtosz in den Lstieeprovinzen bervor, der sonst bei der Besetzung hoher Staai«würden not Balten berechtigt war. Wir Balten werden aus jede Weise mißhandelt, aber zugleich anögenutzt. wo e» nöthig ist. Hier in den Provinzen veriolgt, fast rechtlo«. mlt dem größten Mißtrauen wegen unloyaler Gesinnung beobachtet, täglich nicht wie Angehörige de« Ltaate«. sondern wie anldringtiche »nd unnütze Fremde, die v-rjag« werden müssen, behandelt; und dann wieder tu der Roth mit den veroal- wortlichstrn tzlemter» bekleidet, weil man unsere Tüchtigkeit kennt gegenüber den Russen? Wenn e« hier dennoch einem Deut schen anLaltnng. an nationalem Ehrgefühl gegenüber den Russen fehlt, so ist e« leider am ehesten ei Angehöriger de« deutschen Reich-, den dieser schwere Borwnrs trisst. Ler hiesige Kaufmann, der deutsch-r Reich-anqehöriger ist, oder der Handwerker oder I». dustriellc, sie zeichnen sich an« dnrch Mangel an nationalen! Bewußtsein. Die Berruffung der Piovinzen läßt sie meist völtü kalt, ja findet unter ihnen leicht Förderer. D r Reichtveutsche if der erste, der, den Wünschen der russische» Regierung eifrig entgegen, kommend, sein alle« Firmenschild durch ein russische« ersetzt, russisch wird, soweit er e» vermag, dem russischen Beamte» sich g,fällig erweist, kwz. sein Deutschthum verleugnet, «o damit sich nur es» Th-ler verdiene» »der »ine Unannehmlichkeit »ermettzr, läßt. Er verkauft sein Deutschthum um eia Linsengericht zur stillen Erbitterung der einheimischen Deutschen diese« Lande«, er läßt sich oft sogar gegen un« Balten al« Werkzeug gebrauchen. So ist hier von der Regierung ein neue« deutsche« Blatt, die Dünozeitung, gegründet worden mit der Ausgabe, die Enldeutschuu iSarveit der russischen Regierung zu unterstützen. E« wird von der Regierung unterhaüen, hetzt mit den niedrigsten Mitteln gegen die deutschen Siände, verböhnt deren Anstrengungen, Deuiichibnm, Recht, Ordnung, Cultur zu schützen, und wird redigirl von zwei deutschen Retch-angehörigen! * Ueber da» Eisenbahnunglück bei Borki schreibt man der „Krcuzzeitung" auS Petersburg: Wir erwarten in den nächsten Tagen hier de» Ober-Staat«. onwatt Koni au« Charkow, der nunmehr nach Abschluß der Local- Untersuchung in der Angelegenheit de» Eisenbahnunglücke bei Bort. die protokollarische Vernehmung aller derjenige» Personen vollziehe» wird, welche während de« Unfall« ia dem verunglückicn Zuge ge- sessc» haben. Auch der Kaiser und die kaiserliche Familie wird.» ihre Erlebnisse zu Prolokoll geben. An der Local-Untersuchmig haben 35 Sachverständige tkeilgenommen. Dieselben haben, wie inan vernimmt, den Bahn-Obe» und Unterbau durchaus sach gemäß »nd intacl gesunden. Io daß die Ansicht, die Katastrophe sei indirekt eine Folge von Uaterschleisen bei der Herstellung der Bahn, sich nicht ausrecht erhalten läßt. ES haben vielmehr dr,i Gründe bei dem Unfall znsammengewirkt: die übertriebene Fahr geschwindigkeit; die Einstellung der Waggons des Wegebau- Ministers, aus dessen Schadhaftigkeit noch zwei Stationen vor Vo.ki ausmerksam gemacht wurde, und die mangelhafte Functioniruiig der Bremsen in den Hintere» Waggon-, welche in Folge dessen in die vorderen stehengebliebenen hineinfukren. Nach Beendigung der Untersuchung wird der Oberstaatsanwalt die Strafanträge stellen: doch hört ma», daß der Kaiser geäußert haben soll: nachdem Gott gegen ihn und seine Familie Gnade habe walten lassen, werde auch er nicht richlen. Von Einzelheiten der Katastrophe will ich noch erwähnen, daß da- silberne Schreibzeug der Ku isert», welches dieselbe gewöhnlich benutzt, wie eine Kugel zusamoiciigebvllt winde. Ein großer Splitter von vielleicht 20 ew Länge fuhr der Kaiserin durch die Haarsrisur des Hiaterkopse», ohne sie zu verletzen. Ihr Kleid wurde vollständig zerrissen, und als sie den Trümmerhaufen verlieb, mußte ihr ein Mililairinante! umgehängt werden. Draußen regnete eS in Ströme» und der Schmutz war fiißtief. Trotz der Aufforderung de« Kaiser«, bei dem schlechte» Wetter in einen der unversehrt gebliebenen Waggon- einzustcigen, blieb die Kaiserin dock zwei Standen draußen in Schmutz und Regen und hals bei der ersten Pflege der Lerwnndeteu. Erst al« ihr ein Schuh ,m Schmutze stecken blieb, zog sie sich in einen der stehengebliebenen Waggon« zurück. In vertrante» Kreise» ftnd z»r Zeit hier größere Photogra- phiea der einzelne» zertrümmerten Waggons verbreite», da om Morgen nach der Katastrophe losort photographische Ausnahmen -in Ort uud Stell« stattsande»; ich iah diese Bilder und konnte nur >„> hohen Maße erstaunen, daß Menschen einem solchen Trümmerhaufen noch heil »ntftiraen sind Jemand, drr kürzlich Audienz bei den kaiserlich«» Majestäten hatte, «heilte mir mit. daß die Kaiserin »och dt« Hand baadagirt tzetra-a, und bewegt geäußert habe, »« set ihr, al- ob sie durch Lotte« Gnade ein ganz neue« Leben degin»«. Eine große Freude habe sie aber bet der entsetzliche» Katastrophe als Mutter gehabt: ihre Sphne fünf Stunden laug so mauohast und hilfreich sür ihre Leidensgefährten arbeiten zu sehen. Die Liebe uud Verehrung de« Balte« für da- Kaiserhaus ist durch die traurige Angelegenheit jedenfalls »och gewachsen. Der religiös-gesinnte Russe ieht i» der gnädigen Bewahrung de« Kaiser« und der Seinen die Hand de« Allmächtigen, der ben Zaren noch zu Großem ausbewahn habe. * Unter den verschiedenen au» russischen Quellen stam menden Meldungen, mit welchen die französischen Blätter unablässig hervortreten, verdient auch die Mitlheilung des „GauloiS" verzeichnet zu werden, das; Graf Jgnaliew, weicher seit langer Zeit nicht von dem Zaren empfange» worben ist, dieser Tage eine Audienz bei demselben gehabt habe. * Der ehemalige rumänische Minister Ivan Cam- pineano (nicht Bratiano, wie irrlhümiich gemeldet) ist gestorben. * In der griechischen Kammer stellte die Opposition an die Regierung die Anfrage, ob die Verlobung deü Kron prinzen eine politische Bedeutung habe. TrikupiS e»t- gegnete. daß die Heiralh eine« Thronerben, auch wenn sie aus gegenseitiger Neigung bervorgehe, doch der politischen Bedeu tung nicht ganz entbehre. Die auswärtige Politik Griechen lands sei immer eine unabhängige gewesen unter der gegen wärtigen Regierung und die Heirath deü Kronprinzen mit der Schwester des deutsche» Kaisers bedeute nicht eine» An schluß an daS Bündniß der Mittelmächte, sondern eS bestärke die Unabhängigkeit der Politik und könne die gute» Be ziehungen zu Frankreich und Rußland nicht beeinträchtigen, zumal der König die Hand seiner Tochler dem Bruder deS Zaren reiche. — Die iranzvsische und griechische Regierung werden in Delphi Land und Gebäude »n Werlhe von un- gesähr 60 000 000 Fr. ankausen, um dort Ausgrabungen gemeinschaftlich vorzunehmen: die Einwohner werden sich in »er Nähe an geeigneter Stelle wieder anbauen. * Ein Berichterstatter der „Politischen Cvrresponden," hat in Athen die Auszeichnung einer Audienz beim Könige Georg gehabt. In hohem Grade charakteristisch für die Lebensauffassung des König» ist eine Bemerkung, dre er über die Erziehung seiner Kinder machte, indem er sagte: „Als gewissenhafter Later trachte ich, meinen Kindern eine ernste und tüchtige Bildung zu geben. DaS ist wohl das Beste, wa» ein Vater sür seine Kinder thun kann, denn dann sinten sie sich i» jeder Lage deS Leben» zurecht." Da« Gespräch glitt sodann aus die Febler und Tugenden der hellenische» Rasse über, und hierbei äußerte sich der König folgender maßen: „Ich habe die feste persönliche Ueberzeugung, daß nach Intelligenz, Reichthum, BegeisterungSfähigkeit und Patriotis mus den Hellenen die führende Rolle im Oriente gebührt und gerechterweise nicht entgehen kann." * Die Zahl der deutschen Beamten in der Türkei erfährt soeben eine bedeutsame Ver.nchrung, indem der bis herige Leiter des deutschen Postamts in Konstant! nopel, der kaiserliche Postinsvcctor Albert Kroll, sür einige Z it in türkische Dienste üvertritt. Er wird dem Generaldirektor der Posten und Telegraphen als Muawin (Gehilfe, eine Art Unterstaatssecretair) beig^eben fein. Die sogenannte ..Post frage" wirk durch diese Ernennung zunächst in keiner Weise berübrt. Die Hauptaufgabe des Herrn Kroll wird darin bestehen, in da« türkische Postwescn gewisse bisher fehlende Thcile des internationalen Verkehrs einzusügc», z. B. den Verkehr mit Postanweisungen. Packeten u. s. w. Wenn dann einmal die türkische Post in ihrer Gesammtcntwickelimg und dem Dicnstgange den höheren Anforderungen entsprechen wird, so werden die an der „Postsrage" bctheiligten Mächte sich vielleicht zu etlichen Zugeständnissen bcrbeilaffcn. die sie gegen wärtig zu gewähren außer Stande sind. Die Wahl de- Herr» Kroll ist als eine außerordentlich glückliche zu bezeichnen: da» deutsche Postamt hat unter seiner Leitung den Rul
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