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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-16
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1890
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vvv» AmtsjudUSum -es ArchidiakonuS vr. Suppe.! J«h«> t, «geschwächter »ras» Ah« «rbett sortsetzen lasse» > und Ihne» dt« Gnade erweisen, dich Sie auch fernerhin An. Aults- Die theologische Facultät unserer Hochschule be> theiligte sich an der 25 jährigen Jubelfeier de« Herrn Archi» diakonu« vr. pdil. Ludwig Eduard Suppe als Geistlicher an der Thomaskirche durch Ehrenpromotion desselben. Bor nunmehr 43 Jahren war der Herr Jubilar alSachl-ehn.. s.st.Burgund starker Friede I Ergebe Jhnen'nochlang.SraftundSnade lahriger Jüngling au« Chemnitz aus die hohe Schule zu I seiner Gemeinde und uns zu bleiben, wa« Sie sind: eia gesegnete, Leipzig gekommen, um hier Theologie und Philosophie zu I »„echt, ein lebendiger Zeug«, ' ' studiren. Ich selbst ». B. hörte mit ihm SanSkrit bei Professor vr. Brockhau«. Elf Jahre später trat er sein erste- geistliche» Amt al« Diakonu« in Taucha an, deren Stadtkirche zu St. Moritz in Portitz eine Tochterkirche besitzt, welche der Diakonu« al« Pfarrer zu verwalten hat. Drei Jahre später wurde vr. Suppe Pfarrer zu St. Thekla in Cleuden, mit Mockau. Bor achtundzwanrig Jahren kam er dann nach Leipzig, indem er al« OberdiakonuS an die MatthaeuS- kirche, damal« Neukirche genannt, berufen wurde. Am 15. Oktober 18S5 wurde er Geistlicher zu St. Thomae. Aber weit über den Kreis all dieser Kirchengemeinden und deren Tochtrrgemeindea hinaus wurde sein Name be kannt durch dir von ihm theil« in Zeitschriften, theil« in besoudern Werken veröffentlichten Kanzclreden, namentlich also durch die zwei Bände der in Frankfurt a. M. 1882 er- schienenrn Easualredeu unter dem Titel »Dein Wort ist meine« Fuße« Leuchte". In demselben befinden sich auch GelegenheitSredea bei patriotischen Gedenktagen, wie die der Völkerschlacht und der Breitenfelder Schlacht von 1631. deren vierteltausendjäbrigeS ErinnerungSfrst durch seine erhebende Ansprache am Denkmal verherrlicht wurde. Da- von der theologischen Facultät ausgestellte Ehren diplom datirt vom 18. Sonntag nach Trinitatis, trägt die Namen de« hohen Landesherrn als Loctor perpetuus magni- tiosntisiimus, de« derzeitigen Rector MagnificuS Professor vr. Wundt, deS DecanS Prof. vr. Hofmann und de« Procan- cellarS Prof. vr. Brieger. Die Urkunde verleiht dem Herrn Jubilar den Liceotiateugrad mit dem ehrenden Elogium: ^qui verkam elei all asäem saucli Tdomue per gniiujue Ilutra »incero et scite prueclicavit neenou orationidus pro vuriis vitav eusibus eäitis suavem et piaw tucuncllaw eomprokavit." E« ist mir schließlich noch eine besondere Genugthuung, au« eigner Wahrnehmung bezeugen zu können, wie der Herr Jubilar namentlich auch die Herzen der Eonfirmanden zu gewinnen und au« diesen Katechumcnen sich eine eigene jugend liche Gemeinde zu sichern verstanden hat. Sein ferneres Wirken möge in Segen bleiben I vr. Karl W. Whistling. * Leipzig, 15. October. Für die ThomaSkirchenparochie gestaltete sich der heutige Tag zu einem Tage inniger Freude: aalt e« doch, da« fünfundzwanzigjährige Jubiläum de« Herrn ArchidiakonuS vr. Suppe als Prediger und Seelsorger an der Thoma«kirche zu feiern. In früher Morgenstunde begrüßte der Thomanerchor den Herrn Jubilar unter Leitung des Herrn CantorS Professors vr. Rust durch Ge sang de« Choral«: „Bis hierher hat mich Gott gebracht" und der E. F. Richter'schen Motette: ,Fann ich'» ermessen, waS der Herr Große« an mir gethan". Hierauf brachte Herr Präfect Hellmann seinen Glückwunsch dar, dem sich dann wiederum Gesang des Liedes ,Lobe den Herrn, der Deinen Stand sichtlich gesegnet", seilen« de» EhorS anrrihte. In der Wohnung de« Jubilar» erschienen sodann im Lause de« Vormittag« zunächst eine Deputation von nahezu sämmtlichen Geistlichen der Ephorie; an ihrer Spitze befand sich Herr Superintendent v. Pank, welcher in deren Namen und zugleich im Namen der höchsten Kirchenbehörde, des evangelischen LandcsconsistoriumS, die Beglückwünschungen zum Ausdruck brachte. Die tiefempfundene Rede deS Herrn Superintendent v. Pank hatte folgenden Wortlaut: Hochverehrter Herr ArchidiakonuS, sehr lieber Herr College! Mt freudig bewegtem Herzen kommen wir, die Vertreter der Geistlichkeit der Ephorie Leipzig I, heute über Ihre« Hause- Schwelle. Durch Gottes Gnade vollenden Sie heute L5 Jahre Ihrer AmtSthätigkeit an St. Thomä, nachdem Sie bereit- zuvor 11 Jahr« in und bei Leipzig in der Arbeit des geistlichen Amtes gestanden. Ein langer gesegneter Weg liegt hinter Ihnen mit mannigfach wechselnden Stationen: von der ersten Berufung in die Katechelenstelle zu St. Petri durch daS Diakonat in Taucha, das Pfarramt in Cleuden, das Oberdiakonat an der Neukirche, und wiederum vom Subdiakonat durch das Diakonat bi» zum Archi- Liakonat an unserer lieben Tbomaskirche. AuS tiefstem Herzens- gründe bringen wir heute mit Ihnen Lob und Dank Gott dem Allerhöchsten, der Ihnen vom Anbeginn Ihres Wirkens bis zur Stunde Ihre« Leide- Kraft ungebrochen, Ihren Geist klar und frisch, in Ihrer treuen Gattin Ihnen Ihre- Herzens Trost, in Ihren geliebten Töchtern Ihre- HauseS Sonnenschein erhalten hat. Bor Allem aber preisen wir ihn, daß er Sie in Ihrem ernsten, schweren Beruf wunderbar getragen hat mit seiner Kraft, sichtlich gesegnet mit reichem geistlichen Segen. Sie werden es heute noch erfahren, welcher Dank Ihnen al- wohlver diente Ernte jahrzehntelangen Säen» entsprossen ist aus den Herzen Derer, die bis heute dem Worte Ihrer Predigt in reichen Schaaren lauschen konnten, und denen Sie am Taufstein und Abendmahlstisch, am CorfirmationS- und Traualtar, an Sterbebetten und Gräbern Unvergängliches haben geben dürfen, das Beste, WaS ein Mensch auf Erden dem anderen geben kann. Wir aber, Ihre Amtsbrüder, stehen vor Ihnen, dankbar eingedenk all der brüderlichen Lieb« und Treue, die Sie unS allezeit haben zu Theil werden lassen, dankbar und bewegt aufschauend zu dem in Ihnen uns leuchtenden Borbilde eines evangelisch-lutherischen Hirten und Seelsorgers nach Gottes Herzen. In rastloser Hingabe, in allezeit gleich bleibender Treue und Gewissenhaftigkeit haben Sie Ihres schweren Amtes gewartet, mit festem, unverrücktem Bekenntniß zu unserm einigen Herrn und Heiland« Jesu Christo, dem Sohne deS lebendigen GotteS, sein Evangelium Hohen und Niederen lauter und rein, lebendig und kräftig verkündigt, mit heiligem Ernst die Sünde gestraft, mit warmer Milde die müden Seelen aufgerichtet; dabei die Arbeiten der theologischen Literatur nicht nur mit dauerndem Interesse verfolgend, sondern auch mit werthvollen Beiträgen für Wissenschaft und Präzis bereichernd: im Kirchenvorstand zu St. Thomä allzeit tapferer und treuer Verfechter deS von den Vätern überkommenen heiligen Erbes in kirchlicher Ordnung und Sitte; der Leipziger Bibelgesellschaft nicht minder wie d«S Leipziger Haupt- Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung wärmster Freund und unermüd licher Schriftführer, von dessen Verdiensten die Annalen beider in unverlüschlicher Schrift noch ferneren Nachkommen erzählen werden; dazu der Geistlichen Wittwrn und Waisen thatkräftiger Anwalt al» Träger der Schlüsselgewalt im Leipziger Stadt» und Land-Prediger- WittwensiScuS; mir aber noch insonderheit theuer, lieb und wrrth als stet- hilfsbereiter gleichgesinnter Vertreter im Pfarr- und Ephoral- Amt, al- mein LonfessionariuS gleich wahr in heiligem Ernst wie warm in uaverrückter Treue. — Für daS Alles nehmen Sie heut meine« Herzen«, unser Aller Herzen tiefgefühlten,s segnenden Dank. Mit besonderer Freude aber bin ich zugleich Bote und Besteller der ehrende» dankbaren Anerkennung, welche Ihnen unsere oberste kirchliche Behörde, da« hohe LandeSconsistorium, ausspricht in dem Schreibe», welche» ich beauftragt bin Ihnen heute zu überreichen und welche» also lautet: „Da« «vaugelisch-lutherische LandeS-Consistorium, welchem k, Lrtnueruug gekommen ist, daß Sie am 1b. October 1865 al« Subdiakouu« zu Et. Thomae eingewiesen worden sind und demnach am IS. October d. I. 25 Jahre Ihrer Amtsthätig keit a» der genannten Kirche vollenden werden, will diesen Gedächtntßtaa utcht vorübergehen lassen, ohne Ihnen die auf richtigsten Glückwunsch« auszusprechrn, daß es durch Gottes Suade Ihnen vergönnt ist, an diesem Tage in voller geistiger Kraft und Frisch« auf «inen Lb jährigen Zeitraum zurückzn- blicke», in welchem Sie nicht bloS der Gemeinde, in der Ihne» der Ruf d«S Herrn Ihre» Wirkungskreis angewiesen hat, al« Prediger and Seelsorger mit den Ihme» verliehenen Gabe» tu Gewisstnhastigknt uud Treue, voll heilige» Ernste- uud in sichtlichem Segen gedient, sonder» auch um die Hebung uud Förderung de« kirchlichen Leben« in weiteren Kreisen, insbesondere durch Ihr Wirken im Jutrrefse der Leipziger Bibelgesellschaft uud de» dortigen Hauptverria« der Gustav-Adols^stiftung. sowie durch Ihr« schriftstellerisch« Lhätigkeit aus theologisch »praktischem und wissenschaftlichem Gebiete sich unbestreitbare Verdienste er worben haben. M«ge der Herr der Kirche Sie »och «tue Reih« von erkennuug und Liebe erfahren und reiche Frücht« Ihrer Wirksamkeit heranreifen sehen, Jhueo selbst zur Freud« uud Gott zu Lob und Ehre." Mr aber fügen zu diesem Segen-Wunsch da« tief« tunige Gebet: Der heilig« dreieinige Gott sei ferner Ihnen Sonne und Schild, ... - -- - . ->nad«. — . gneter .. ^ ge ein treuer Mithelfer und Freund I Mit dem Bekenntniß „Dein Wort ist meine- Fußes Leuchte'^ habe» Sie einst dir Erstlinasfrucht Ihrer Pastoralen Arbeit hinau-gehen lassen; das Wort de« Herrn ist Ihre Leuchte gewesen bisher. Nun erhöre er für die Strecke Wege«, die noch vor Ihaeu liegt, wa- Sie der neuen Sammlung Ihrer llasualredea betend au die Stirn geschrieben: „Laß meinen Sang gewiß sein in Deinem Wort", und waS wir betend hinzufüge»: Laß, Herr, seinen Sang gesegnet bleiben nach den Verheißungen Deine« ewigen Worte«. Die Gnade unsere» Herrn Jesu Christi, die Lieb« Gotte- uud die Gemeinschaft be helligen Seifte- sei mit Ihnen und bleibe mit Ihaeu alle Tag« und in Ewigkeit! Amen. Die Beglückwünschungen de« Rathe« her Stadt al» Kirchenpatron brachte Herr Justizrath Bürgermeister vr. Tröndlin dar; ihnen schloß sich Herr ReichSgerichtSrath vr. Freie«leben als stellvertretender Vorsitzender de« KirchenvorstandrS von St. Thomae an. Die Auszeichnungen seitens der theologischen Facultät der Universität, über die oben ausführlicher berichtet wird, überbrachtr Herr Professor v. Hosmann. »dann sprach Herr Rccht-anwalt vr. 8. Erdmann, ein Studiengcnosse de« Jubilars, im Namen und Aufträge der Beichtgemeindr und insbesondere ihrer Begrüßungs deputation den Dank derselben au». Er wie- darauf hin, daß der Zeitraum von 25 Jahren zwar nur ein Tropfen im Meere der Zeit sei, daß er aber für ein Menschenleben ein großer sei, die wahre Bedeutung aber nur erhalte durch ununterbrochene segen-volle Arbeit eines reichbegabten Geiste- und Herzen«. Für die unendlich segensreiche Arbeit gebühre dem Jubilar der innigste Dank und dieser werde ihm gezollt nicht allein von seiner Bcicht- gemeinde und der Thomaögemeinde, sondern von der anzen kirchlich gesinnten Stadt. Als eia äußere« jeichen ihres Dankes, ihrer Liebe und Verehrung bitte die Jeichtgemeinde den Jubilar ein Andenken enlgegcnzunehmen, dessen einer Theil (Etui mit Silbergeräthschaften) seinem und seiner Familie häuslichen Gebrauch dienen solle, während der andere Theil (ein Harmonium, daS bei diesen Worten bis zum Schluß ertönte) viele Weihestunden häuslicher Andacht einlciten und mit milder Harmonie auSklingen lassen möge. Mit den innigsten Segenswünschen schloß der Redner, worauf die Ueberreichung der kostbaren Geschenke durch ein aus neun Mitgliedern der Beichtgemeindr bestehende« Comitö erfolgte. Endlich begrüßte den Jubilar der Leiter de» Pestalozzi- Stifte-, Herr Director Demuth, seine langjährigen Verdienste um dasselbe hervorbebcnd. Ueberwältigt von so unendlich vielen Beweisen der Liebe und Verehrung, sprach der Jubilar seinen innigen Dank aus, womit die schone sinnige Feier ihren Abschluß gefunden hatte. Leipzig, Empfindungen Musik. Neues Theater. 15. October. Mit einigermaßen gemischten denken wir an die gestrige Aufführung deS Tannhäüser" zurück. Hätte man unS nicht versichert, daß dieser Ausführung zahlreiche Einzelproben und ein sorg fällige- Studium einzelner besonder- klippenreicher Sccnen vorangegangen war, wer hätte sich nicht dem Glauben hin gegeben, Zeuge einer Ausführung auS dem Stegreif gewesen zu sein? Es war, als ob irgend ein böser Kobold, ein er zürnter Bühnentroll sein Unwesen trieb; bald spukte er im Orchester und sprang al» Helles Piccicato mitten in eine a cappella-Stelle hinein, bald rumorte er aus der Scene herum Wir haben in der That noch nie eine so ununterbrochene Kette von Unfällen groß und klein um eine Oper sich schlingen sehen. Um nur Einiges anzuführen: Im ersten Acte: bei den Worten „Naht euch dem Lande" fehlten einmal die Miltelstimmen, und als sie zum zweiten Male hinzutraten, waren sie unrein. Ferner, der berühmte Pilaerchor wurde gleich so tief intonirt, daß daS späterhinzutretende Orchester ziemlich einen ganzen Ton Höher stand. Der Eher sang in b', da- Orchester spielte eine Weile m k, und Herr Capellmeister P au r batte ganz Recht, wenn er den schönen Contrapunct des Violoncello plötzlich ab brach. Im 2. Act machte sich auch unter den Solisten die allgemeine Neigung, zu tief zu singen, manchmal recht empfind lich fühlbar, und selbst Frau Moran-Olden war gegen JntonationSschwankungen nicht gefeit. Da- berühmte Quartett der Pagen „Wolfram von Eschinbach, beginne" war un sicher in seinem Einsatz, die Unterstimme fehlte in den ersten Noten ganz. Die größte Verwirrung geschah aber im dritten Act im Chore der zurückkehrenden Pilger: nur die melodie- führende Oberstimme war richtig, an Stelle der Harmonie aber war völlige Anarchie getreten, und in peinlicher Spannung harrte man deS Ausgangs aus diesem Labyrinthe. Und in dem ergreifenden Schlußchor geschah cs, daß die Soprane um einige Tacte zu früh begannen, waS die Damen des Chore» in die heiterste Stimmung versetzte: man sah noch nie ein so lustiges humorvolle« Begräbniß als jenes der heiligen Elisabeth. — Und da» Alles passirte, wie gesagt, nachdem mehrere Einzelproben der Aufführung vorangegangen waren! Die interessanteste Neubesetzung hatte die Partie der Venu« erfahren. In den meisten Theatern wurde und wird die Venu« von einer Coloratursängerin gesungen Sehr mit Unrecht: die Venu« ist eine hochdramatische Partie, freilich eine ihrer exorbitanten Anforderungen an da« Organ der Darstellerin wegen keineswegs beliebte Partie. Gestern machte unsere jugendlich-dramatische Sängerin, Fräul. Calm bach, den Versuch, die Venu« zur befriedigenden Darstellung gelangen zu lassen. Und da« Wagniß glückte recht gut; mit dem Gürtel des äußeren Reizes geschmückt, repräsentirte Fräul. Calmbach die Venu« in anmuthiger Form. Und auch die gesangliche Leistung, wie Wohl noch nicht vollendet, aber tüchtigen Streben« voll, verdient aufmunternden Beifall. Fräul. Mack sang den Hirtenknaben recht hübsch, aber zu stereotyp lächelnd; wir haben dasselbe auf die Dauer monotone Lächeln schon an der Zerline gesehen. Den „Walther von der Vogelweide", sonst nn Rollenbesitz de« Herrn Hübner, sang Herr Kellerer; im ersten Acte klang die Stimme de« Sängers stark verschleiert, sie klärte sich aber im folgenden Acte, wo sie sich im Ensemble eine recht gute Haltung zu verschaffen wußte. Die übrigen Leistungen entsprachen nicht durchaus der Güte der früheren: sowohl Herr Perron wie Herr Schott, letzterer im besonder« auffälligen Maße, standen nicht auf der Höhe der doppelten Aufgabe de« Sänger« und de» Darstellers. Herr Schott hat den Tann Häuser schon besser gesungen; ,bm fehlte gestern da« auf zuckende, in plötzlicher Leidenschaftlichkeit emporlodernde Naturell. Eine stilvolle und wirklich großartige Leistung, in der man gern ein paar Kleinigkeiten überhörte, bot Frau Moran-Olden als Elisabeth; die Detail« dieser durch Wahrheit und innere Größe bedeutungsvollen Schöpfung wurden schon früher gewürdigt. Die übrigen Darsteller, die Herren Wittekopf, Köhler, Marion und Knüpfer vervollständigten in dankenSwerther Weise da- Ensembe. S- Pfohl. Pegau, 13. October. Die Reih« der alljährlich in der Winter saison hier einkehrenden Musikkapellen von auswärts eröffnet« hier am vergangenen Sonntag die „Neue Leipziger Concert Capelle" uuter Leitung de« Herrn Direktor Loblenz. Sowohl die Chorstücke wie die Einzelvorträg« trugen den Stempel echt künstlerischen Gepräge« und entsprachen allen Anforderungen, welche ein vorzüglich geschulte- Musikcorps zu stellen berechtigt .... wie GeschmackSrichtmig, wie st, ebn, dt» Besucher eine« öffentliche»! Concerte« milbringe». Eine hervorragend künstlerisch« Leistung war die Darbietung der Zampa-Luverture von Herold, die trotz de« schnellen, den Iutentioneu des Loinponisten entsprechenden Zeitmaßes mit einer Sauberkeit uud feinen Schattirung gespielt wurde, wie wir sie selten gehört haben. Dabei verfügt auch da« genannte Musikcorp» über ein« stattliche Zahl von Specialkünstlern in der j Streich- und Blasmusik — wir nennen hier Herrn Director Cob lenz al- Virtuosen auf der Piccolo-Flötr, ferner Herrn Concert» I meister Psetfer (Violine) und die Herren Philipp (Violoncello), Schauer (Trompete) und Meßner (Oboe)—, so daß diese wackere Künstlerschaar in der von ihr gebotenen Unterhaltung auch di« reichste Abwechselung zu bieten vermag. Aus der von ihr betretenen Bahn wird die „Neue Leipziger Loncertcapellc" sich bald rin weite- Arbeit», gebiet verschaffen und sich auch tu deu Proviazialorteo «tue blcibend« Heimstätte erwerbe». tt. ISchueeberg, 14. October. Der hiesige Gymnasialchor ver»! anstaltete am vergangenen Sonntag unter Leitung seine« Dirigenten, de« Herrn Oberlehrer Kupfer, und zum Besten der Brand- calamttosen von Hartenstein in dieser Stadt ein sehr gut be»' suchte« und gelungenes Concert, da- seinen Zweck völlig erfüllte. DaS Progremm war reichhaltig uud gut gewählt. Llaviervorträge, Chöre und Sologesänge, ernsten und heiteren Genres, wechselten 1 mit einander ab. F I» Kattowitz hat der Tenorist Götze im Meister'schen Gesangvereine vor einer enthusiastische» Zuhörerschaft, die nach den Angaben oberschlesischer Blätter an tausend betrug, gesungen. Aus dem ganzen oberschlesischen Industriebezirke hatten sich die I Musikliebhabrr und -Kenner eingefuuden. Der LasscnpreiS betrug dort 5,50 für deu ersten Platz. Dt« Mitglieder de« königl. Domchor» in Berlin haben sich I mit Petitionen um Gehaltsaufbesserungen an den Grafen Hochberg, den General - Intendanten der königlichen Musiken, und an den CultuSmtntster v. Goßler gewendet. Der Domchor besteht (wie die „Berliner Börsen»Zeitung" mtttheilt) jetzt seit 47 Jahren und in diesem ganzen Zeitraum, in dem die wirthschastltchen Verhältnisse ^ einen so gewaltigen Umschwung erfahren haben, sind dir Gehälter nicht ein einziger Mal erhöht worden. Wie vor 47 Jahren erhält der in den Chor etntrctende Sänger, der Nachweisen muß, daß er j bei einem Gesanglehrrr ersten Ranges Unterricht genossen hat, einen Unterricht, der pro Stund« mit 5 bis 10 zu honoriren ist, ein Gehalt von jährlich 150 Thlr. und die höchste Gehaltsstufe beträgt 300 Thlr. Von den 25 Herren de» EhorS sind jedoch stet» nur 2, eia erster Tenorist und ein Bassist, in dieser GehaltSclasse. Die Ver- ! bältnisse liegen insofern etwas schwierig, als die Gehälter der Dom-! länger zur Hälfte vom Ministerium des königl. Hauses, zur andern Hälfte vom Cultusministerium gezahlt werden, zu einer Erhöhung! also die Uebereiustimmung beider Behörden erforderlich ist. 8. Ein wahre-Eldorado für Musikliebhaber wird Frank- surt a/M. gelegentlich der im nächsten Jahre dort stattfindenden internationalcn elektrotechnischen Ausstellung werden. Nicht nur wird man in den Ausstellungsräumen durch telephonischelleber- traaung die Concerte des Palmengartens und die Vorstellungen der Frankfurter Oper zu Gehör bekommen können, sondern auch die Curcapellen der benachbarten Badeorte Homburg, Soden, Weilbach, Wiesbaden, endlich auch die Vorstellungen des Mannheimer und vielleicht auch des Münchener Hostheaters! Zu diesem Zweck werden einzelne Räume der Ausstellung mit einer größeren Anzahl von Tele- phonen für je «ine Person ausgestattet sein, während in einem Saal durch ein sogenanntes lautiprechendes Telephon einer größeren Anzahl von Hörern irgend ein Musikstück rc. zu Gehör gebracht wird. Auch werden Telephonautomaten ausgestellt werden, die gegen Einwrrfen einer Münze ein Musikstück zum Besten geben. 8 Juliu» Klengel tu „NottS". — Unser TellovtrtuoS jüngsten Andenken» befindet sich auf einer Kunstreise in England. Am 77. Gedenktage der Leipziger Völkerschlacht, nächsten Sonnabend, spielt er in einem der „Populär Coucerts" der malerisch gelegenen Hügelstadt Nottingham an der Lene, welche sich dort in den Trent ergießt. Der Name der guten Stadt wird gern in „Notts" abge kürzt, ohne daß damit ihrer Bedeutung als angesehener Jndustrieort (für Spitzen z. B.) und sogar als angehend« liebliche Sommerfrische zu nahe getreten wird. Herrn Klengel wünschen wir au dem ver heißungsvollen 18. October den schönsten Erfolg. (E i o g e s a u d t.) 8 Eine Ueberraschung im Alteu Gewaudhaus« hatte» zwei Besucher des Kleeberg-Concerte- am Montag. Unmittelbar vor Beginn der Vorträge ankommend, legten sie allerdings gegen die Hut- und Hausordnung ihre Garderobe im kleinen Saal auf dein absolut leeren Divan ab. Nach Beendigung des ConcerteS aus dem großen Saal kommend, fanden sie die Effecten nicht mehr vor! Der Eine recherchirte bei den Garderobieren als der einzig richtigen Instanz und kam alsbald in den Besitz des Srinigcn, der Andere aber war nicht so umsichtig und hält nun vielleicht den zurück- gelassenen Gegenstand für verloren. (Nachfrage zu richten an den Gcwandhaus-Castellan.) Der Lirchenneubau zu Mylau. Daß Leipzigs Kunst und gewerbliches Schaffen weithinauS seine Wellenkrcise zieht, davon zeugt wieder einmal der vom Erbauer unserer Lutherkirche, Herrn Baumeister JuliusZeißig auSgesührte, am Kirchweihfeste, Montag, den 13. October, dem Gebrauche über gebene Kirchenneubau zu Mylau. Er ist an Stelle deS alten, an dern 13. Jahrhunderte ilammcnden Kirchleins aus dem an den Markt platz stohcnden Kirchplatze erbaut. Für den von der Höhe her Kommenden wetteifert dieser Bau im Verein mit dem alten hoch gelegenen Schlosse, das Bild MylauS malerisch auszugestalten. Am freiesten entwickelt sich die nach dem Marktplatze zu gelegene Haupt- und Thurmfagade der Kirche. Wegen der eigcnthümlichen, höchst unebenen Niveauverhältniss« de- ganzen Ortes und zur Er leichterung des Zuganges zur Kirche von den dahinter gelegenen höheren Stadttheilen aus ist der Bau aus einer nicht unbedeutenden terrassenartigen, geländcrumsriedigten Erhöhung deS Kirchplatze» angelegt, zu welcher breite Freitreppen emporführen. Dadurch gewinnt der in srühgothischcr Formensprache gehaltene Bau ungemein an Stattlichkeit. Das Ganze ist ein reiner Ziegelrohbau. Die Wandflächen sind in ledcrfarbenen Bcrblendziegeln auSgesührt, die Architekturtheile, Simse und Schrägen abwechselnd in rothen und braunen Glastirsteinen aus den durch die Schönheit und Wctter- scstigkeit ihrer Erzeugnisse altbewährten Werken von Nieder-Ullcrsdorf in Schlesien. An der Milte der Marktfa^ade erhebt sich der quadratische schlanke Thurm 64 m hoch. Ueber einer in das Achteck übergeführten, mit kupfernen Jalousien geschlossenen Laterne steigt achtseitig der steile, mit Kupfer eingedeckte Thurmhelm auf. Durch da» Erdgeschoß deS Thurmes führt das Hauptportal in den Jnnenraum der Kirche. Da- spitz- bogige Tympanon über diesem Eingänge ist mit einem in Frcsco und mit Sgrassito-Conturen gemalten Christusbilde geschmückt. Der Hauptthurm wird beiderseits von runden niedrigeren Treppenthürmen flankirt, unter deren Schieferverdachung eine malerisch wirkende, durchsichtige Spitzbogen-Galerie herumläuft mit Säulchen au» Roch- litzer Porphyr. WaS die Grundrißdisposition des Ganzen betrifft, so ist zu be- merken, daß das dreischiffige Langhaus vor dem Chorraume von einem breiten Querschiffe durchschnitten wird. Ueber der dadurch gebildeten Vierung des Daches erhebt sich ein gehrig gestellter, vier seitiger schlanker, ebenso wie das ganze Kirchdach mit Schiefer ge deckter Dachreiter mit kupferner Laterne. Durch die Querschissanlage wird das Bild der Seitenfa>;ade wirksam belebt. Ebenso ist die Hintere -Insicht der Kirche durch die in die einspringenden Winkel zwischen Chorraum und Querschiff beiderseitig eingebauten Sakristeien und offenen Treppenhallen ohne Ueberladung reich ausgestaltet. Der Eindruck, den man nach dem Durchschreiten der stattlichen Vorhalle beim Betreten deS »ircheninnern empfängt, ist ein fesselnder, wahrhaft erhebender, theils durch die wirkungsvolle Raum- anordnung, theils durch die mit feinstem Verständniß durchgesührte farbige Behandlung und reiche bunte Verglasung. Schlank erheben sich zu beiden Seiten, daS breite Mittelschiff von den schmalen, die Emporen bergenden Seitenschiffen abtrcnnend, die schön profilirten, in rochen Ullcrsdorfer Verblendern ausgesllhrten Pfeiler, in ihren oberen Theilen sich in die Dienste auslöscnd, welche die weit gespannten Gewölberippen tragen. Die schmuckvollen, reichwirkenden Tapitäle sind ohne Sculpturarbeit rein in Ullcrsdorfer Kunststeinen in Backsteinbau hergesiellt, eine jedenfalls sehr bcmerkenswerthe Leistung dieser Werke, welche die moderne Ziegeltechnik in wirklich vollendeter Weise ausgebildet haben. Auch viele größere Leipziger Bauten zeugen davon. Ein schmales, die Orgelbühne bergendes Gewölbejoch lehnt sich zunächst an den Thurm an. Diesem folgen zwei größere, reich auSaebildete Kreuzgewölbejoche, bis zum Querschiffe reichend, wo sich in ber Vierung ein reiches Sterngewölbe entfaltet, das durch den breiten Cborbogeu von dem den Chorraum überspannenden Sterngewölbe geschieden ist. Zwischen den Pfeilern, in diese ein gebettet, uud im Querschiff aus starken ZwillingSsäulen au« Rochlitzer k» Holz«rchittktur gehaltene» Empore» »ab «mporenbrüstungrn. Mit de» Emporen saßt di« Kirche 1100 Sttzvlätze. Di« Orgel empore ist von acht starke» Säulen au» Rochlitzer Porphyr ge- trageu. Die eigentliche Orgelbühne ist durch einen großen Wand- bogen mit schräger Leibung abgeschlossen, so daß der Klang der alten Silbermann'schen, von Orgelbaumristrr Schubert meisterlict, wiederhergestellten und ergänzten Orgel sich voll über da« Haus ergießt. Das prächtige Orgelgehäuse ist von Hennig in Chemnitz auSgesührt. Daß übrigens der Kircheuraum in jeder Beziehung die beste Akustik besitzt, hat die am Montag, den 13. d. M., stotlgehabte EinwethungSseierlichkeit bewiesen. ES ist die« wohl zum guten Tchetl aus die geschickte Anordnung der WölbungSverhältniffe zuruckzuführr». Die Emporeubrüstungeu siud unter voller Schonung der Holzstructur braun gebeizt mit sparsamer, aber dadurch ger»d« wirksamer Verwendung von Vergoldung. WaS die larbig« Behandlung der Waudflächen betrifft, so erscheinen diese unten grau gequadert mit hellgrünen Zwischenfriesen, oben lichtgrün in schönem Lontrast zum Roth der Pseilermasseu. Das Chorgewölbr ist in Tiefblau mit Gold gehalten, da- große Sterngewölbe der Vierung grü» mit blaue», dt» Rippe» begleiten- den Lrnamentfrieseu; di« Kappen der übrigen Gewölbe gelb mit rothen Friesen. Lin prächtige« Stück von farblicher Ausstattung ist der groß« breite, auch baulich interessant« Cborbogeu. In den Wandtheilen ist in oruameatalrr AuSbitduug QuaderungSstructur angeteutet. In deu Feldern der Bogeuleibuug erblickt man di« so- genannten Symbole der Evangelisten, da»wischen i» Wiederholungen da» Christus - Monogramm/ die Felder sind getrennt durch FrieS- streifen mit Sprüchen der heiligen Schrift. Dieser prächtig au«, gestattete Chorbogen ist eine Stiftung der Frau Popp in Mylau. Die ganze innere farbige Behandlung der Kirche zeigt bei allem Reichthum vollständige Einheitlichkeit in der Stimmung. Man kanu sie als eia feinfühlig durchgeführter Meisterwerk bezeichnen. AuS- gesilhrt ist sie von der Kunstanstalt von Hermann Schmidt tu Hamburg, Inhaber Herr Max Schmidt. Diese Anstalt steht be- kanntlich auch bei unS tu Leipzig durch ihre Arbeiten in der PeterS- wie tu der Lutherkirche im besten Angedenken. Auch die später zu erwähnenden Malereien au Altar uud Kanzel sind von demselben Künstler uud mit gleicher Vollendung auSgesührt. Dies« farbige Ausstattung der Kirche ist übrigens mit voller Rücksicht aus einen Hauptfactor ausgeführt, auf die vollen, durch die baute Verglasung der Fenster in den Raum «„strömenden Massen farbigen Lichte». Das wechselnde Lichter- und Farbeuspiel, welches dadurch bei allmäliger Aenderung der Beleuchtung je nach dem Stande der Sonne erzielt wird, ist ein ungemein reizvolles. Dir beiderseitigen je zwei großen Fenster des Langhauses zeigen unter der Empore drei gekuppelte Fenster mit geradem Sturz. Darüber drei ebensolche Spctzbogensensler mit großem sünftheiligen Rosettenschluß, in dessen mittlerem Theil« die Evangelistensymbole angebracht siud, umgeben von wirkungsvoller, in bunter Glasmalerei ausgesührter Ornamentation, wahrend die Fenster unter Len »Rosetten in hübschen farbigen Teppich- mustern verglast sind. Die großen Fenster der Querschiff- giebel sind fünstheilige Spitzvogensenster mit mächtigen, achl- theiligen Rosetten, ebenso behandelt wie die vorher erwähnten, nur daß die Mittelfelder der Rosette» die Brustbilduisse der Apostel Petrus und PauluS enthalten. Die beiden Seiten- wände des ChorS haben in den oberen Theilen Rosettrnfenster mit den Bildnissen Luther S und Melanchthon'S in den Mittelfeldern, Ein Glanzpunct der Kirche siud jedoch di« großen dreitheiligcu Fenster der drei Schlußwänd« des ChorraumS. Sie sind Prachtstucke der hier wieder in aller Strenge und Vollendung zur Anwendung gekommenen alten gediegenen GlaSmalereitechnik. DaS erste linker Hand zeigt die Geburt Christi im mittleren Lichte, is deu beiden Seitenltchtern die Anbetung der Hirten und der Weisen. Da« zweite Fenster zeigt die Himmelfahrt Christi, daS dritte endlich die AuS- gießung des heiligen Geistes, so daß hier die drei christlichen Haupt- feste repräsentirt sind. In den Rosetten darüber sieht man in ornamentaler Umrahmung Engelgruppen und die Gestalten Gott- vaterS und des heiligen Geistes. Die Composittonen schmiegen sich in der Zeichnung mit Geschick an die Fensterarchitektur au; n> farb licher Durchführung siud sie von vollendeter Harmonie in der Wirkung. Diese drei Fenster, «ine hochwerthvolle Stiftung des Herrn F. A. Jahn in Mylau, sind ebenso wie alle anderen er mähnten Fenster der Kirche das gelungene Werk der Kunstanstalt von Schneiders und Schmolz rn Köln. DaS wichtigste Stück des Chor- oder Altarraum« ist uatürlich der Altar selbst, hier ein gothischer Altar mit Rückwand. Am dem Unterbau ruht die von dem leinenen Altartuch bedeckte, a»S einem Stück schwarzen Marmors gearbeitete Mensa oder Altarplatlc. Der Aufbau der Rückwaud ist ein tu reichen gothischen Formen ge haltenes, in Eichenholz ausgeführteS Werk der Werkstätten für Holz- bildhauerei von Heinrich Behr in Leipzig. Von zierlichcn Fialen bekrönte Flügel schließen beiderseitig den mittleren, von schmuckvoller Wimperge überdachten Thcil ein, der i» einer mittleren Nische ein kunstvoll in Eichenholz geschnitztes Crucifix birgt; daneben sieht man jederseitS die Bilder je zweier Evangelisten mit starken Lonturen, lasirt auf Goldgrund gemalt, so day die Holztextur durch die Farbe sichtbar bleibt. Geschmackvoll venvendete Vergoldung unterstützt und erhöht die Wirkung der gothischen Schmuckformen dieses schönen Altarbaues. Derselbe ist eine Stiftung zweier Glieder der Mylau entstammenden Familie Georgi, nämlich unseres Herrn Oberbürgermeisters und seines Bruders, des Herrn Handelskammerpräsidenten Georgi. Ebenfalls ein schönes Werk deS Herrn Heinrich Behr ist das vorn links am Altarplatz stehende, in Eichenholz auSgesührte Evangelienpult. Der an der vorderen Ecke das Pult stützende gefliiaclte Engel ist nach der Modcllirung des Bildhauer- Nassau in Dresden geschnitzt. Ein ganz befondercr Schmuck der Kirche ist ferner die prächtige, in Eichenholz von der altbewährten Kunstanstalt vonFranzSchneider in Leipzig auSgesührte, von Herrn Moritz Merkel in Mylau ge- stiftete Kanzel, ebenso das ungemein schmucke und stilvolle, von Herrn Ciseleur Scheele in Leipzig in Messing und Kupfer hergc- stellte, von Herrn Anton Merkel gestiftete Taufbecken. Ueber- Haupt ist auch sonst noch durch viele größere und kleinere Stif tungen und Geschenke die allgemeine Opferfreudigkeit zum Ausdruck gekommen. Als ein würdiger Schmuck der Kirche sei noch erwähnt da- in Bronze auSgesührte, in geschmackvoller Sandstein- und Ntarmorumrahmung links vom Altarplatz« ausgehängte Reliefbildniß de» früheren Pfarrers zu Mylau, Jul. Leonhard Heubner, der zuerst werkthätig den Kirchenneubau angeregt hat. Sämmtliche Bildhauermodelle, soweit sie für di« Ziegel- und SteinauSführungcn nüthig waren, hat Bildhauer Hasenohr in Dresden gefertigt. Zur Beleuchtung der Kirche mit künstlichem Licht« sind für Kerzen bestimmte schmiedeeiserne, mit vergoldeten Rosetten decorirte Cande- laber und Wandarme gleichmäßig im Kircheuraum vertheilt: die- selben sind von Hankow in Dresden hergestellt, die übrigen Schlosserarbeiten von Gebrüder Arzt in Reichenbach. Tie Heizung wird durch eine von Kelliug in Dresden auSgesührte LufthrizungS- aulage bewirkt. Da» Mauerwerk de« ganzen Baues wurde vom Baumeister Ltndner in Mylau auSgesührt, die Zimmerarbeiten von Jung. hanS; die Vorzüglichkeit der Leistungen der UllerSdorfer Kunst, ziegelwerke wurde schon hervorgehoben. Die Klempnercirbciten, unter denen besonders die Herstellung deS kupfernen Thurm Helm? obenan steht, sind ein Werk der Firma Wilhelmy in Leipzig. Sämmtliches Gestühl und die Emporcnbrüstungen führte die bekannte Baufabrik in Oeynhausen aus. Da» schöne Geläute ging aus der Gießerei von Vierling in Dresden hervor und die Tyurmuhr aus den Werkstätten von Zachariä in Leipzig. Alles, was bei diesem schönen Ban Hand ans Werk legte, hat seine Schuldigkeit gethan. DaS Hauptverdicnst für da? Zustand, kommen gebührt natürlich nächst der Opserwilligkcit Mylau's dcm Erbauer der Kirche, unserem Julius Zeißig, und ein guter Thc u auch Herrn Architekt Weiß bach, der in Vertretung des Meiste: in verständnißvollster Weise die verantwortungsvolle Leitung d Baue» an Ort und Stelle führte. Dank allen diesen Anstrengung, : hat sich der schöne Mylauer Kirchenbau zum Schmucke unsercs SachsenlandcS und zum Segen auch noch für künftige Geschlecht., erhoben. Adolf Weiske. Lentral-Halle. man an etn vorzüglich geschulte» Musttcorp» zu Isst. Da-Programm bot Alte« und Reue«, klassische Stücke wl« > gtveuet, uuo im lluerschlss aus starten Zwillings,amen aus Nocylltzer , ««erveiner; wer oie :nao,ayriun,i o leicht, Uutertza1ttu»-»muflk, und entsprach somit der »«schieden«, I Porphyr ruhen die verzahnten Holzträgrr für die BalkrukSpse brr I Leistungsfähigkeit studiren will, der Wer gegenwärtig den Vorstellungen in der Central- Halle seinen Besuch widmet, und dies kann Jedem empsohlcn werden, der wird wahrnehmen, daß der Zudrang zu den Aus- führungen noch in erhöhtem Maße zugenommen hat. An den jüngsten Abenden hat die Lasse schon um 8 Uhr geschlossen werden müstcn. Es ergicbt sich aus diesen Thatsachen dcr beste Beweis dafür, wie das h,er geschaffene Künstler-Ensemble fortgesetzt lebendigste Zugkraft auSzuüben vermag. In, Fluge veracht di« Zeit, wcnn Nummer für Nummer de» reichhaltigen Programms sich in mannigfachster Abwechslung abwickelt und Neues mit Uebcr- raschenvem verbindet. Wie wir schon wiederholt betont haben, darf sich die Ccntral-Halle auch diesmal wieder rühmen, in dcr Wahl ihrer Künstler einen guten Griff getban zn babcn. Jeder, Geschmack wird hierbei Rechnung getragen. Wer für dressirte Hunte schwärmt, die das Kunststück des Rückwürtsüberschlagcns mit Grazie zu Stande bringen, der bettachte Walter Bellonini's gelehrig: Vierbeiner; wer die Radfahrkunst auf dem höchsten Gipfel ihre. bewundere dt« Kunststücke dcr
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