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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-18
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Rrdartion und Lkprditiou JohanneSgasse 8. SprechkunStn der Urdaction vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5-6 Uhr. Dir di« ,i»g»j»adler M-uiuIcrwle macht ftch »>« Ridaci.cn nicht ,-rdmdtich. klanatz»« »er für »ie nächstfolgende N>««er defttinuiten Inserate an Sochentagrn dt» S Uhr Nachmittag», a>r»nu- und Aefttagen früh di»'/,» Uhr. Zn Lrn /Maten für Ins.-Ännalime: vtt« klemm's Sortim. (Alfred Hahn). UaiversitätSslraße 1, LoniS Lösche, Lachariutiistr. 14, part. und König-Platz 7, nur bis '/,» Uhr. 230. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 18. August 1891. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Anmeldung zum evangelisch-lnthcrischen bonfirmanden- Unterricht in Alt-Leipzig betrrssrn». Die Eltern derjenige» Sinder, welche in dem komineiiden Winter Conffrinanden-Uiiterricht bei einer der evangelisch-lutberiichcn Kirche» iftt-Leipzigs empfangen sollen, bez. deren Stellvertreter werden hiermit ersucht, die Anmeldung der Consirmanden bei den zum Coilsirmanden-Unterricht berechtigten Geistlichen, soweit es nicht schon vorher geschehen, in der Zeit vom 21. bis zum 26. September d. I., Nachmittags zwischen 4 und 6 Uhr, und zwar, wenn möglich, persönlich unter Zuführung des Kindes, andernfalls schriftlich bewirken zu wollen. Tie Wahl des Geistlichen steht den Eltern frei. Wo nicht be sondere seeljorgerliche Beziehungen vorhanden sind, ist es wünschenS- werth, dass die Anmeldung bei einem Geistlichen desjenigen Kirch spiels geschehe, innerhalb dessen die Eltern wohnen. Bei der Anmeldung ist ein Nachweis der Dause des Kindes, durch ein Taufzeugniß oder eine Bescheinigung im Familienbuch, beizubringen. Die Geistlichen sind gebunden, bei der Annahme von Confir- manden die zulässige Zahl nicht zu überschreiten. Diejenige» Confirmaiiden, welche bei keinem bestimmten Geist lichen angemeldet und zur Annahme gelangt sind, werden dem Psarrer des Kirchspiels, in welchem sie wohnen, mit dem Ersuchen '»gewiesen werden, sür ihre Aufnahme bei einen» Geistlichen des Kirchspiels Sorge zu tragen. Söhne und Töchter, welche austerhalb Alt-Leipzig wohnen, be- türsen zur Ausnahme in den Eonsirmanden-Unteriichl in Alt-Leipzig einer von den Eltern zuvor einzuholenden GenehniigungS-Bescheini- gung des zuständigen Ortspsarrers. Zur Entgegennahme von Confirmanden-Anmeldungen sind bereit und berechtigt: I. bei St. Tkoinä: 1) Superintendent und Psarrer 0. Pank, ThomaSkirchhof 22. Ls Archidiakonus Ine. vr. Suppe, Burgstraste I. 3) Erster Diakonus und DivisionSprediger läe. vr. P. Eriegern, Gottschedslraste 5, III. 4) Zweiter Diakonus vr. Krämer, Burgstraste 3. II. bet St. Nicolai: 1) Pfarrer v. Hölscher, Nicolaikirchhos 4, Erdgeschoß. 2) Archidiakonus vr. Biilkäii, Nicolaikirchhof 3, U. 3) Erster Diakonus Schuch, Mcolaikirchhof 3, III. 4) Zweiter Diakonus Vdrling, Nicolaikirchhos 3, II. IU. »ei Lt. Matthäi: 1) Pfarrer P. Kaiser, Sprechzimmer in der MatthLikirche von 12—1 Uhr. 2) Archidiakonus Peschrik, An der Pleiste 9x, I. 3j Diakonus Kritische, Gustav Adolphstraste 23, IU. IV. bei St. Petri: I) Pfarrer v. Hartung, Albertstraste 38, I. L> Archidiakonus Lell, Alberlstrastc 38, 11. 31 Erster Diakonus Tdicinr, Albertstraste 38, IN. 4) Zweiter Diakonus (Sikardt, Carolinenstraste 17, II. V. bet der Lnthcrkirche: 1) Pfarrer H. van Sehdewitz, in der Sakristei der Lutherkirche. 2) Diakonus vr. A. Jeremias, daselbst. VI. bei der St. AiidreasgruieinSe: II Pfarrer vr. Schum»»», Kaiser Wuhelmslraste 23, II. 2) Diakonus Teichgräber, Kronprinzstraste 23d, I. (Ecke der Kochstraße). 3) HilsSgeistlicher Schmidt, Arndistraße 28, III. VII. bet St. Iahannis: Pfarrer Tranrschrl, Salomonstraste 19, NI. Leipzig, den 17. August 1891. Königliche Tnperintendeutur I. v. Paul. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 11 11 Stück halbe Vogen ausländische Vrtefmarken, vom 1. bis 27. vor M.; 2) eine goldene Tamennhr mit glatter abgenutzter Rückseite (Tchlüsseiauszug) und anhäogendcr kurzer Talmikette mit 2 Ouasten, vom I I. bis 12. d. M.; 31 rin Trckbett mit roth- und weist-gestreistem Ueberzug, am 10. d. M. AbendS; 4) ein Handwagen, mittelgroß, vierrädrig, blaugestrichen, mit geschweiftem Lattenaussatz, am 8. d. M.; 51 Li» Stück Hühner, darunter ein schwarzer, italienischer Hahn und 2 dunkelgefiederte dergleichen (die übrigen rebhuhnsarbigl, vom 9. bis IO. d. M.; 61 eine silberne Ncmantairuhr mit Goldrand, Fabriknummer L0068 und mit dem ringravirten Namen „Otto Lvruor", am 15. d M.; 71 ein neuer Sommerüberzirher von graublauem feingeriesten Stoff mit einer Reihe Hornknöpse, kettchenhcnkel und grauem dunkelgestreisten Futter, am 16. d. M.; 8> eine silberne Nemontotrnhr mit Goldrand und strahlen sörmig geriester Rückseite, vom 16. bis 17. d. M.: 91 ein Einlagehuch der hiesigen Sparkasse, Nr. 213,553, über 400 Liulaae, vom 15. bis 16. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über Len Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Auzeige zu bringen. Leipzig, den 17. August 1891. Da« Palizeiamt der Stadt Leipzig. Ar Stellvertretung: vr. Schmid. W Rittergutsverkauf. Das zum Nachlasse des verstorbenen Rittergutsbesitzers Karl Theodor Lehmann auf Trebjcn gehörige Rittergut Trebscn »edst den Vorwerken Nothersdors und Neuweiszcnborn, jedoch ausschliestiich der dazu gehörigen sogenannten Wassermühle und der in Flur Trebsen gelegenen Porcell« 192 des Flurbuchs, mit einem Gesammtslächeninhalt von circa 1780 Ackern oder 982 Hektar, soll einschließlich deS lebenden und todten Inventars und der Vorräthe, aber mit Ausschluß der im Herrenbause befindlichen Mobilien, der Kutschpferde unv Kutschwagen, freihändig verkauft werden. Die dazu gehörigen Gebäude sind mit 345 100 in der Landesimmobiliarbrandversicherung versichert. Die aufhastcnden hvootheken können vom Käufer mit übernommen werden. Zur »äderen AuskunslSertheiluna über die Lage, Beschaffenheit der Grundstücke, der Güte und Ertragssählgkcit des BodenS sind Herr Rechtsanwalt vr. Georg Kormann in Leipzig und Herr Privat- wann Paul Schneider in Wermsdors in Sachsen bereit, auch können die Grundstücke jederzeit besichtigt werden. kaussangeboten mit Angabe de» in Aussicht gestellten Kauf dreist«, welche an da« unterzeichnet« königlich» Amtsgericht zu richten sind, wird entgegengeichen. Grimma, am 14. August 1891. „.^erbliche'.-t«liches ««t-gericht. .,lr» unter Nemhaf.,' Müller, Aff. Köhler, G-S. Gesucht wird der am 16. Juni 1849 in Reudnitz geborene Tapezierer Franz Virorg Waldmann, welcher zur Fürsorge sür seine in Armenpflege befindliche Familie anzuhallcn ist. Wir bitten, denselben !m Betretungsfalle mittelst Zwangspasjes anher zu weisen, Leipzig, am 28. Juli 1891. Der Natü der Stadt Leipzig. (Armen Amt.) X. R. III., 1228. He »tschel. Feiler. Das der Marie Springer aus Lberglogan unterin 1. Januar 1855 vom Amlsvorsicr in Riegersdors ausgestellte Dienstbuch ist anher erstatteter Anzeige zufolge verloren gegangen und wird zur Verhütung von Mißbrauch sür ungiftig erklärt. Leipzig, den 14. August 1891. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: IV. 4580. Vr. Schmid. G. Die Rückkehr des russischen Großfürsten- Thronfolgers. Drei Vierteljahre sind seit der Abreise des Großfürsten Nikolaus nach Wien verflossen; er hat in der Zwljchenzcit einen großen Thcil Asiens besucht, er hat Indien und Japan gesehen und ist dann durch Sibirien nach Moskau zurück gekehrt, wo er am 16. August wohlbehalten eingetrosfen ist. Der Großfürst bat auf dieser langen Reise Gelegenheit gehabt, Welt und Menschen kennen zu lernen, er wäre in Japan fast das Opfer eines Fanatikers geworden, wenn ihm nicht Prinz Georg von Griechenland im entscheidenden Augenblick als Retter erstanden wäre. Solche Erlebnisse prägen sich dem jugendlichen Gemütbe tief ein, und nach dem Wese» der mensch lichen Natur bleiben sie auch nicht ohne Folgen für die weitere Entwickelung. Großfürst Nikolaus weiß, daß er an einer gefährlichen Stelle steht, daß er stets dem Tode ins Auge blicken muß. Wie mancher seiner Ahnen, so siel auch ein Großvater Alexander II. am 13. März 1881 einer Ver schwörung zum Opfer, und schon mehrere, glücklicherweise ver gebliche Anschläge aus daS Leben seine« VaterS haben ihn daran erinnert, mit welchen Gefahren die mächtige Stellung eines Kaisers von Rußland verbunden ist. Es ist zwar be richtet worden, daß in der Umgebung deS jungen Groß jürsten ein übermüthiger leichtlebiger Ton geherrscht habe, welchem der Mordanschlag de« Japaners hauptsächlich zu zuschrciben sei, aber diese Annahme erscheint nicht hinreichend begründet, der Mörder hat vielmehr nur einen längst ent worfenen Plan auSgeführt, vielleicht bat er sogar im Aus- trage einer den Fremden feindlichen Seele gehandelt. Die Beweggründe der Thal interessiren erst in zweiter Linie, die Hauptsache ist, daß sie anSgesübrt wurde und beinahe ihr Ziel erreicht hätte. Großfürst Nikolaus hat sich auch aus eigener Anschauung von der Lage der Dinge in Sibirien überzeugt, er hat eine Vorstellung davon erhalten, welche Folgen die Verschickung nach diesem Lande »ach sich zieht, er bat überhaupt das weite russische Reich in seiner ganzen Ausdehnung kennen gelernt und ist dadurch i» den Stand gesetzt worden, sicb Rechenschaft zu geben über die Größe der Aufgabe, welche ihm dereinst zu erfüllen ob liegen wird. Die Verkehrsmittel der Gegenwart haben cö ermöglicht, den russischen Thronfolger durch den Augenschein darüber aufzuklären, wa« er zu thun hat, um seinen hoch wichtigen Berus als oberster Leiter eines großen TheileS der alten Welt in seinem ganzen Umsange richtig zu erfassen und danach zu hanteln. Großfürst Nikolaus steht noch in sehr jugendlichem Alter, und es ist kaum anzunchmcn, daß er trotz de« traurigen Erlebnisses in Japan durch die Reise in dem Maße gereist und geläutert worden ist, um den vollen Ernst seiner Lage und seiner Aufgabe schon beute zu erkennen, aber die Ei» drücke, welche er auf der Reise empfangen hat, werden ge wiß dazu beitragen, seine Entwickelung zu beschleunigen und seinen Gesichtskreis zu erweitern. Die am russischen Hose Herr schendcn Anschauungen sind wenig geeignet, den jungen Tbron solger zur unbefangenen Bc»rthc>lii»g der Sachlage anznregen, die starre Durchführung des Absolutismus, die auf bestimmte, unwandelbaren Grundsätzen beruhende Regierung Ale xanders III. kann bei seinem Erben und Nachfolger nur die falsche Vorstellung erwecken, als sei die Unterdrückung jeder Acußcrung der Selbstständigkeit im Denken und Handeln deS Volles die höchste RegicrungSweishcil. Zehn Jahre dauert bereits diese Periode, und es ist schwer zu er messen, welche schweren Nachtheile dadurch hcrbeigesührt Worten sind, nur so viel ist zweifellos, daß von einer ge sunden naturgemäßen Entwickelung deö russischen Volke« unter diesen Umständen nicht die Rede sein kan», nur Ergebung in ein iiiiabwendbarrö Geschick kann daS Gepräge der auf solche Weise erzielten Zustände sein. Großfürst Nikolaus war neun Monate lang diesem Treiben entrückt, er war auf DaS, was er sah und hörte, angewiesen, und konnte sich darüber selbst sein Urthcit bilden, so viel sich auch seine Begleiter bemühen mochten, seinen Gedanken und Empfindungen die Richtung anzuweisen Wenn der junge Großfürst zur selbstständigen LebenSlhätijp keit neigt, wenn er nickt blo« DaS nachtcnkt und nach sagt, was ihm Andere vorgcdacht und vorgesagt haben, dann wird er einen wirklichen Gewinn von der Reise nack Hause gebracht haben, und er wird daraus das Mittel gewinnen, um danach seine spätere Handlungsweise einzu richten. Für einen absolut regierten Staat von dem Um fange und der Bevölkerungszahl Rußlands ist eS von der höchsten Wichtigkeit, daß ein vorurttzeilSsreicr, unbesangen »«heilender Souverain an seiner Spitze steht, welcher La« Leben, frei von den beengenden Schranken der Hoswelt, kennen gelernt hat, der als Mensch zu denken und zu empfinde,, vermag und nicht blo« nach Regeln, welche ihm in dem engen Kreise seiner Umgebung von Kindesbeinen an vor- geschrieben worden sind. Der russische Thronfolger kehrt in einem ernsten und wichtigen Augenblick in die Heimath zurück, eS hat sich seit seiner Abwesenheit so Manches ereignet, waS die Verhältnisse verändert und in eine andere Richtung gedrängt hat. Die Erneuerung deS Dreibunde« hat eine Annäherung zwischen Rußland und Frankreich zur Folge gehabt, deren Nach wirkungen sich noch nicht hinreichend übersehen lassen, die Beziehungen Rußlands zum Dreibunde haben dadurch eine Abkühlung erfahren, welche bisher nur au- einzelnen Anzeichen entnommen, aber in ihrer volle» Wirkung »och nicht sest gestellt werden kann. Der Empfang, welcher dem König von Serbien in Ischl bereitet worden ist, die Acnßerungen deS Prinzen Ferdinand von Eoburg über seine Begegnung mit dem Kaiser Franz Joseph lassen erkennen, daß Oesterreich- Ungarn seine schon seit Jahren geübte Politik der Begünstigung der Unabhängigkeit der kleinen Balkanstaaten trotz der gcgcn- tl,eiligen Politik Rußlands conseguenl dnrchzusttbren enl- chlosscil ist, und daß eü in dieser Politik auch Erfolge aus- zuweiscn bat. Die Beziehungen Rußlands zur Türkei sind gegenwärtig so geartet, daß England über die Bereitwilligkeit deS Sultan«, russischen Wünschen in Bezug auf die Durchfahrt russischer Kriegsschiffe durch die Dardanellen zu entsprechen unzufrieden ist, außerdem haben englische Blatter darüber Klage ge übtst, daß der Sultan sich französischen Ratbschlägen sür Finanzmaßregcln zugänglich erweise und dadurch zeige, daß er für die englischen Sympathien nicht daS erforderliche Vcr- sländniß babc. Gerade auS diesen von englischer Seite er- Ivbciicn Klagen geht hervor, Laß die Türkei sich auf dem rechten Wege befindet und Jedem das Seine zu geben be uiübt ist. Die cgyptischc Frage liegt beule für England ungünstiger als je, inan sagt sich in London mit Recht, daß die imincr dringender werdenden Forderungen der Türkei aus Beendigung der englischen Besetzung EgvptcnS Erledigung heischen, dabcr der Acrgcr über die Politik der Türkei. Ter russische Thronfolger hat dem Sultan beim Beginn jciner Reise keine» Besuch abgcstattet, inzwischen ist sein Bruder Georg in Kviislanlinopel in der liebenswürdigsten Weise empfangen worden, und daS Verhältniß zwischen Ruß land und der Türkei hat eine entschiedene Besserung erfahre». Dagegen bestehen zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn MclnungSverschicdcnhcilcn bezüglich Serbiens und Bulgariens und weitere allgemeinerer Natur wegen Erneuerung deS Dreibundes. Wenn heute der russische Thronfolger seine große Reise anlrätc, so würde sie vielleicht mit einem Besuch in Konstantinopcl beginnen, Wien aber würde zur Seite bleiben. * * Leipzig 18. August. * Atiknüpfeiid an die Mitthcilung über die Verleihung deS inilitairischen Ordens pour Io inLrito an de» Fürsten Bismarck, die 1884 erfolgte, veröffentlicht die Allgemeine Zeitung" folgende historische ReminiScenz: Man bat damals die Drage ausgeworfcn, ob Fürst Bismarck sich ein so speciell militairisches Verdienst erworben habe, wie die in den wärmsten Worten abgcsaßte EabinetSordre eS besagte, um den eigentlich nur für Auszeichnung auf dein Cchlacht- cldc bestimmten Orden zu erhalten. Dies ist allerdings der Fall gewesen, und zwar zuerst im Feldzuge von l86«i, als im königlichen Hauptquartier die Frage deö Angriffs ans Wien und die FloriStorser Linien rcrbandclt wurde. Es hat damals, wiewohl auch Moltke in seiner in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Schilderung der Schlacht von Königgrätz eS entschieden in Abrede stellt, ein „Kriegsrath" stattgesunden, dienstlich allerdings „Generalü- vortrag" genannt, welchem auch der Ministerpräsident beiwohnte. Tie Generale waren für den Angriff, zu welchem indcß noch schweres Geschütz auS Dresden und Magdeburg benöthigt wurde. Bismarck erklärte, daß er angesichts der begonnenen französischen Einmischung nicht so lange mit den Verhandlungen warten könne, auch sei er nicht ohne Bedenken, die so günstige militairische Lage den immerhin ungewissen Ebancen einer neuen Schlacht vor den Thorc» Wiens preiSzngebcn. Als die Generale aus ihrer Aiisickt bestanden, wies BiSmarck darauf hin, daß derselbe Zweck der nnmiliclbarcn Bedrohung und Besetzung Wiens sich nngleick einfacher durch einen Link-abmarsch und Ilcber- scbrcitung der Donau bei Prcßbnrg erreichen lasse. Der König befahl die Karte und cntsckied, nachdem er sie einige Zeit prüfend überblickt batte: „Bismarck hat Recht". Ter bvchselige Monarch hat im Jahre 1870 dem Grafen Stolberg in VerjaillcS diesen Vorgang persönlich crzäblt mit dem Hinzusügen: „Bismarck ist ja kein geschulter Militair, aber er hat einen praktischen Blick für militairische Lagen". Auch in dem Generallicutenantö-Patciit deö späteren Fürsten Bis marck soll jenes Vorganges mit rühmender Anerkennung Er wähnung geschehen sein, und die Verleihung deS poiir I>> niörito mit Eichenlaub am I. September 1884 ist ausdrücklich unter Hinweis auf die wiederholten militairischeu Verdienste des Kanzlers ersolgt. * Der Präsident des evangelischen Oberkirchcnratbs in Berlin, Wirkl. Geh. Rath vr. Barkhauscn, ist zum Vor trage zum Kaiser befohlen und »ach Kiel abgercist. Man wird nicht fchlgcbe» in der Annahme, daß eö sich hierbei um die königlickc Genehmigung zur Einberufung der preußischen Gcncralsyiivde bandelt. Wie eg heißt, ist jür dieselbe da« Material vollständig vorbereitet; cs werben eine ansel,»liehe Reihe von Gesetzentwürfen und von sonstigen Mitthcilungen zur Vorlage komme». * DaS Reichsamt deS Innern bat, >m Einvernehmen namentlich mit dem preußischen Eultusniiniiisterinin, alle Vor arbeiten zum Abschluß gebracht, die zur Errichtung einer biologischen Station auf Helgoland erforderlich sind. Diese Station soll in Rücksicht auf ihre bevorzugte Lage eine in jeder Beziehung mnstcrgiltige Anstalt der Wisscnsckast werden, und zur Erreichung diese« Zieles wird der nächst jährige Haushaltsentwurf eine größere Summe auSwerfcn. Zur Ausbringung der Mittel erachtet sich Preußen in erster Reibe für verpflichtet. Auch ist die biologische Station nicht da« einzige in Angriff genommene Institut, sondern zu>sieich soll dicHochjeefischereidiesorglichstePflege erfahren. Mit den Anstrengungen deS KricgSministerS zur Befestigung der Insel Hallen die Bemühungen der inneren Verwaltung des Reiches und de« preußische» Eullusminister>un>- zu wiffenschasllicker wie praktischer Ausbeute Helgolands gleichen Schritt. Es wird als eine Ehrensache angesehen, der neuesten Erwerbung deS Reiches jeden Vortheil zuzuwcnden, der der Insel eine erhöhte Anziehungskraft zu sichern geeignet ist. Die Errichtung einer biologischen Station hat die Schaffung eines Museums zur Folge, daS der Zoologie wie der Botanik zu dienen bestimmt ist, und die Pflege der Hochseefischerei macht industrielle Ein richtungen großen Stil« erforderlich, so daß erwartet werden kann, die Bewohner der Insel werden fortan nicht bloS von ihren Sommergästen leben, sondern als Fischer einen lohnenden Beruf wählen. * In einer Unterredung mit einem Journalisten soll der Finanzminister vr. Miguel nach einer Berliner Meldung der meist gut unterrichteten .Neuen Zürcher Zeitung" fol- AbonnemlMlsPreiS vierteljährlich 4>/, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bringerlotin 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nru. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen (in Taqeblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördernng 60 Mk., m«t Postbesördernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSver^ichniß. Tabellarischer u.Ziffernjatz nach höher« Tarit Reklamen unter dem RedactionSstrich die 4gespalt Zeile 50Ps., vor den Famil iennachrtchien die 6gespalten« Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die (-rprditian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prsa-ouwenrnüo oder durch Post nachnahme. 85. Jahrgang. gcnbe Aeußerung gcthan haben: „Wir erstreben, auS der ^chntzpolitik wieder bcrauSzukommcn. DaS ist nicht ganz leicht, vor Allem deshalb nicht, weil die Echutzpolilik überall, nicht nur bei »nS, einen starken Rückhalt in einem Theil der Bevölkerung findet. DaS zeigt sich soeben wieder bei den Verhandlungen mit der Schweiz. Wir haben der Schwei; weder übermäßig hohe Bedingungen gestellt, noch nehmen wir an, baß die Schweiz bei ihrer Haltung auf Frankreich specu- lirt. Was die Sache complicirt hat, ist allein die Stimmung der schweizerischen Bevölkerung. Derselben wird von den ckwcizeiischcil Unterhändlern natürlich in hervorragendem Maße Rechnung getragen, und das Referendum erleichtert die Sache keineswegs. Man muß aber trotzdem Alles daran etzen, ein Ziel zu erreichen." * AuS Anlaß eines SpccialfallcS hat der preußische CultnS- niinistcr jüngst die Entscheidung getroffen, daß die Lehrer an den in RettungSanstalteii bestehenden Schulen als öffentliche VolkSschullehrer im Sinne des PensionsgesetzcS vom 6. Juli 1885 nicht angesehen werden. Der Minister hat sein Bedauern darüber auSgedrückt, daß diese Härte zur Zeit nicht zu ändern sei, indcß soll bei einer künftigen Gesetz gebung eine angemessene Regelung der Rechtsverhältnisse der- clbcn ins Auge gefaßt werden. Im klebrigen sind die könig- ftchcn Regierungen jetzt schon angewiesen, für entsprechende Sicherstellung der Pension der betreffenden Lehrer zu sorgen, owcil die Anstalten als öffentliche Schulen anzuschcn sind. * Das Berliner Eonsistorium bat mehrfach wabr- gcnvmincn, daß die Vorschriften, betreffend daS Verfahren Yei Prosclyten-Tause», den Geistlichen der Provinz nicht bekannt sind. Es erinnert daher in seinen „Amtlichen Mit theilungen" daran, daß die Verordnung vom 29. März 1825 »och in Kraft besteht und zu befolgen ist, wonach zur Danse von Proselyten auS dem Judentouin vorher die Geneb- migung deS Consistoriumt seitens deS tausenden Geist lichen cinzuholcn und nach geschehenem Tausvollzng Bericht darüber an dasselbe zu erstatten ist. * Der Zerfall des RcchtschutzvereinS der Saar bergleute ist seit einigen Tagen in ein sehr rasches Tempo getreten. Im Januar zahlte der Verein noch 24 000 zahlende Mitglieder, im Juni noch 8000, heute vielleicht 4000 oder 5000. Der gefährlichste Feind ist dem seitherigen Vorstand deö RcchtöschutzvercinS in einem seiner angescyenstcn Mit glieder erwachsen, dem früheren Bergmann Schill». Tag täglich finden BergmannSvcrsaiiimlungcn statt, in welchen die Anhänger Warken'S— des Begründers Leg Rechtsschutzvereins, — lind Schillo's einander gegenüberstehen und regelmäßig ziehen die Freunde Warken'S den Kürzeren. Schillo arbeitet eingestandenermaßen für dicUltramonIancn und will einen neuen RcchtSschutzverein begründen. Tie 30 000 Saarbergleutc, welche noch vor Jahresfrist eine fcstgcschloffene Masse ohne bestimmte politische Färbung bildeten, dürsten in Zukunft einen socialdemokratischcn Flügel unter Leitung Warken'S unv eine ultramontane Gruppe unter Leitung Schillo's aufweiscn; in ihrer Mehrzahl aber werden sie hoffentlich wieder mit ihren Vorgesetzten Hand i» Hand gehen und sich von den extremen politische» Parteien fern halten. Die Verfechter des achtstündigen Arbeitstages behaupten bekanntlich, daß bei verkürzter Arbeitszeit in Folge besserer Ausnutzung der Kräfte dasselbe geleistet werbe wie bei einer beträchtlich längeren Arbeitszeit. Die Statistik der Saargruben straft indessen diese Behauptung Lügen. Im Jahre 1888 war auf den Caargruben die lO—12stündige Schicht üblich, im Jahre 1889 die 9—lOstiindige, im Jahre 1890 die 8stlliidige Schicht. Im erstercn Jahre kam auf den Kopf der Belegschaft eine JabrcSfördcrung von 245 t, im Jahre 1889 von 234 t, im Jahre 1890 von 225 t. * Die Vertretung der amerikanischen Eommission sür die Ehicagoer Weltausstellung hat bei ihrer Anwesenheit in Berlin die positive Erklärung abgegeben, daß der durch die amerikanische Gesetzgebung garantirtc ErfindungS-, Muster- u. s. w. Schutz sich auch auf die AusstellungS-Gcgcn- slänte erstrecke. Im klebrigen ist die AuSstellnngüangelegcn- hcit von dcnlschcr Seile soweit gefördert, daß die Bildung der in Aussicht genvinmeneii Lvcal-EoinitüS nahe bcvorstebt. Es liegt bekanntlich in der Absicht, in Berlin sowohl wie in einigen Jndustrieceiitrcn Comilös zu errichte», sür deren Zuiaiumensctznng die wirthschastlichen Vereinigungen um Vorschläge angegangc» sind. AuS den Einzel-EvmitSS soll dann ein Executiv-Eoiiiilü gebildet werden, welche« die Organisation der deutschen AuSstellungS-Abtbrilung in die Hand nehmen wird. Schon in den nächsten Wochen dürften die hierzu nöthigcn Schritte vorgcnommen werden. * Auch an die deutschen ReichStagSabgeordnetcn ist, wie die „Freisinnige Zeitung" meldet, zn dem „inter nationalen Friedenskongreß" der Mitglieder gesetz gebender Körperschaften, welcher in diesem Jahre in Rom abgebaltcn werden soll, nunmehr seitens deS italienischen Eo»iit«S die Einladung ergangen. Präsident desselben ist Abgeordneter N. Bonghi. Zn dem Comitö gehöre» außer dem 12 bekannte Namen italienischer Abgeordneter, darunter auch M. Garibaldi. Der vorjäprigc Congrcß fand bekannt lich in London, der erste Eongrcß 1889 in Paris statt. Der diesjährige Congreß soll in Rom im großen Saale de« Eapitol am 3. November Mittags eröffnet werden durch den Präsidenten deS italienischen EomitsS Bonghi. Herzog von Scriiioiieta wird als Bürgermeister von Rom die Gäste bewillkommnen. Den ausländischen Volksvertretern sind EisenbahnpreiSermäßigungen im italienischen Gebiet bewilligt worden. Die Stadt Rom und die Presse in Rom will zu Ehren der auswärtigen Abgeordneten Festlichkeiten veran stallen. Nach Schluß der Verhandlungen ist ein Extrazug »ach Neapel und Pompeji zur Verfügung gestellt. lieber schöne und wohlfeile Redensarten wird der „internationale FricdenScongrcß" wohl nicht weit hinauökommen. * Die Meldung aus Westfalen, daß an Stelle des ver storbenen Abg. Berger der frühere nationalliberale NeichS- tagSabgcordnete, Grubendirector Kleine, als Vertreter des zur Zeit auS zwei Stadt- und fünf landräthlichen Kreisen bestehenden Riesenwahlbezirkes Dortmund-Bochum im Landtage in Aussicht genommen sei, ist nicht richtig. Die dortigen Wablmänner legen nicht mit Unrecht großes Gewicht daraus, daß die drei Abgeordneten verschiedenen Theilen deS Wahl bezirkes angehöreu, und da der Abgeordnete Schmieding in Dortmund wohnt, so ist die Wahl eines zweiten Bewohner« von Dortmund nichi^ wahrscheinlich. Bei den letzten Wahlen ist übrigen« von Wahlmänneru, die in ländlichen Kreisen gewählt waren, die Aufstellung eine-Landwirthrs verlangt
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