Suche löschen...
Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 24.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-192700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 10, Oktober
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MODERNE ERZIEHUNGSAUFGABEN Erft jetzt, zwei Jahrhunderte nach ihrem Auf kommen, prägt die fozialeTechnik der Mafchine ihren ideologifchen Ausdruck auch auf dem Gebiete der Kunft und des Kunftgewerbes. Es wäre eine dankbare Aufgabe für einen Sozio logen, zu unterfuchen, w r arum gerade die Zeit der mafchinellen Technik — die Zeit der foge- nannten kapitaliftifchen Wirtfchaft — fo fchwer um ihren Ausdrude ringen muß. Wir allerdings wiffen fchon, daß die ftärkften Hemmungen in der bewußten Pflege undKonfervierung traditio neller Ideologien zu fuchen find; auch in der Ty pographie. Wie es fcheint, begegnen dieWege der »TypographifchenMitteilungen« ihren ftärkften Widerftänden bei den Ortsgruppen, wo künft- lerifche Heroen um ihren Lorbeer bangen; wo künftlerifche Eingänger verfuchen, der Typo graphie ihren perfönlichen, aber in fozialer und allgemein-künftlerifcher Beziehung belanglofen Stempel aufzudrücken, nicht erkennend, daß die Zeit des befonders auf denKunftgewerbefchulen gepflegten Individualismus vorbei ift, daß fie auch in wirtfchaftlicher, politifcher und künftle- rifcher Beziehung am Vergehen ift. ObnunderDeffauerBauhaus-Konftruktivismus der ideologifche Ausdruck für die foziale Tech nik der Mafchine ift, ob die Thefen derer um Tfchichold richtig find, leuchtet mir und vielen andern Kollegen noch nicht ein. Wir verliehen fehr wohl, daß bei der engen Verwandtfchaft der Bauhausleute mit den revolutionären Künftlern Grofz, Dix, Kandinfky ufw. dada- iftifche und abftrakt-kubiftifche Elemente in ihrer Typographie zum Ausdruck kommen mußten. Wir verliehen jedoch nicht, daß man die dreidimenfionalen Formelemente der Archi tektonik, wie Statik, Tektonik ufw., mechanifch auf die Typographie übertragen kann. Die Gefetze der funktionellen Harmonie bedingen im Gegenfatz zu denen der Formal-Afthetik ganz zweifellos eine radikale Abkehr von allem bisherigen Formempfinden und -geftalten, be dingen aber nichteineAbkehr von allen Gefühls elementen und Stimmungswerten, wie Linien- und Schriftintervall, weil diefe zur Erfüllung funktioneller Harmonie notwendig find, wenn auch nicht in der Architektur, da diefe auch ohne Gefühls- und Stimmungselemente auskommt. Trotz alledem fleht das eine feil: Die Gruppe der Bauhaus-Typographen hat fich ein un vergängliches Verdienft erworben durch ihre Arbeit. Die in den neueren Druckfachen zum Ausdruck kommende Sachlichkeit und Wahr heit, das Überwinden all der Spielereien mit Schmuck und Schrift, die meiftens mit der wirk lichen Funktion der Druckfache nichts mehr gemein hatten, erhielt ihren Anftoß durch jenes vielumftrittene Oktoberheft der »Typographi- fchen Mitteilungen« mit dem Programm der »elementaren Typographie«! Es ift erfreulich, daß fich unfer Hauptvorftand mit feinen Ein richtungen in den Dienft diefer noch im Anfang flehenden Bewegung geftellt hat. Es fcheint mir allerdings, daß diefe Arbeit nicht allein durch den Erzeuger, alfo den Buchdrucker, geleiftet werden kann. Wir kommen durch unfre lediglich auf Fachkreife befchränkte Arbeit wie der in eine zünftlerifche Ifolierung, die uns bisher immer in der Praxis fehr hinderlich war. Wenn uns unfre fpezififche Aufgabe, die Geftaltung der zeitgemäßen Typographie, gelingen foll, müffen wir auch an dieKonfumenten,dieDruck- fachen-Verbraucher, herangehen. Es ift doch fo, daß man in den Mittel- und Kleinftädten der neuen Typographie nur mit einem überheb lichen Lächeln begegnet, befonders bei den »künftlerifch gebildeten« Verbrauchern. Die meiften beziehen ihr künftlerifches Wiffen und Empfinden aus Kreifen, deren wefentlidieArbeit in der Pflege hiftorifcher Stilarten liegt. In den Großflädten find es die Akademien und Kunft- gewerbefchulen mit ihren Profeffor-Künftlern, die in der Öffentlichkeit als die Repräfentanten der Graphik erfcheinen. Faft nirgends find es die Buchdrucker, die als Erzeuger mit den Ver brauchern in direkter Verbindung flehen. Hier liegen m. E. noch große, dankbare Aufgaben für den Bildungsverband: Organifation von aufklärenden Vorträgen und Ausfüllungen durch Vermittlung der Zentralvorftände der Gewerkfchaften der Arbeiter, der Angeftellten und der Beamten, ferner der Groß- und Klein handels-Vereinigungen ufw., alfo für Zeitungs- lefer. Sind dann auch von diefer Seite aus einmal dieWege frei gemacht zu neuer Formgeftaltung in der Typographie, dann erft reiht fie fich ein in den großen fozialen Rahmen der neuen Form geftaltung unfrer Zeit. Walter Meis, Bamberg
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder