STIFTUNG S C II l' LE AM MF EU NORDSEEINSEL JUIST Der Direktor der Schule am Meer. Herr M. I.userke. wird Dienstag, «len 23. März 1927, abends 8 Ulir. in der Aula der Staatlichen Kunst akademie in DüsseUlorf einen Dichthildervortrag halten über DAS HEER ALS ERZIEHER „Vom Wesen nnd der Wichtigkeit einer Jagendbildung im modernen Naturgefühl.* Zu diesem Vortrag würde ich mich freuen, Sie null Ihre interessierten Freunde und Bekannten begrikssen zu können. DR.W. KAESBAUH Entwurf von Profeffor Ernft Auffeefer, Düffeldorf DER URSCHATZ DER TYPOGRAPHIE Man betrachte in der freien Kunft die Wirkung des Richtungszwanges. Hauptfächlich die klaffi- ziftifche Zeit! Der Lehrer war der Gott, und die Schüler waren feine getreuen Plagiatoren! Heut aber fagt der Lehrer: Finde zuerft mal durch Fleiß und Energie deine Eigenart; hart du keine? fo laffe die Finger von der Kunft; hart du fie, fo arbeite fletig weiter und arbeite daran, fie zu vervollkommnen und bedeutfam zu machen. Individualität ift endlich Trumpf geworden, Kampf wurde angefagt der Mechanifierung und Schematifierung. Wo kämen wir hin, wollten wir heute noch die Buchdruckkunft rein mechanifch auffaffen. Heute heißt es vor allen Dingen: Neues, Neues, dreimal Neues — um Intereffe zu wecken, um Langeweile des Publikums zu vertreiben. Von diefem Gefichtspunkte aus trete man an die typographifche Illuftration im Februarheft heran. Man wird erkennen, daß der Verfuch lobenswerter ift als ein bedachtfames, geruhiges Fortfahren im alten Geleife. Zudem bedenke man eins: Uber jedes Neue wurde noch gezetert und dagegen geredet. Es wird vielleicht einmal dahin kommen, daß die Buchdruckerlehrlinge nicht nur eine Lehrzeit in der technifchen Fertigkeit abfolvieren müffen, fie werden auch erweifen müffen, daß fie Talent zu diefem beglückenden Beruf haben, daß fie feinemWert ihrenWert zugefellen können und vereint Dinge von Dauer fchaffen. Eine etwa kunftfchülerifche Ausbildung neben der praktifchen wird vonnöten fein, um zur Hauptfache auch dieTalenteherauszufinden, die fonft in Mechanifierung und Schematifierung verlorengehen. Die typographifch Befchäftigten find aber vielleicht durch jahrzehntelange Tradition zu ftark beeinflußt und können deshalb — das Neue nicht dulden? EinBefinnen möchte ich erbitten, einBefinnen auf den Urfchatz der Typographie: die feftgefetzte Linie! Vermittels der man den ungeheuren Raum der Möglichkeiten ausmeffen kann und dabei auf eine zeichnerifche Beihilfe Verzicht leiften darf! Das ift keinesfalls Verachtung des Zeichne rif chen, fondem nur ein Gleichwer tigmachen, das notwendig ift zur Popularifierung der vergeffenen Typographie! Denn vergeffen ift fie! Die Buchdruckkunft von heute ift technifch auf nie geahnter Höhe! Aber künftlerifch? Wo blieb der Wert, der lieh in den alten Bibeln ufw. ausprägte? Er ging unter im Mechanifchen und Schematifchen! Aber er ift wiederzuholen, zu retten — und alle jungen Typographen, die tapfer neue Ideen verfechten, fie helfen mit retten, werden mit retten —, damit diefe fchöne Kunft eine große, überragende Blüte treibe. Walter Dreefen, Hamburg