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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930308029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-08
- Monat1893-03
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1655 Die Regierung beschloß die strasgerichtllche Vrrsolgung de« .Peuple^. — Die Congoregierung rüstet einen Zug von K000 Bewaffneten auS, der da- ganze Congogebiet von den Arabern säubern soll. Hauptmann Ponthier übernimmt den Oberbefehl. Luxemburg. * Luxemburg, 7 März. Die Deputirtenkammer beschloß, dem Groß her zog durch eine Abordnung eine herzliche Glückwunsch Adresse zur Verlobung seines Sohnes, des Erh- qroßbcrzogS Wilbelni, überreichen zu laffen. — Die Debatte bezüglich der Klostersrage ist aus Dienstag, den 14. d. UlS., anberaumt worden. Schweiz. » Bern, 5. März. Betreffend das Lottexiewrsen hat der BundeSrath einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, der die Geldlotterie im Allgemeinen und den Bertrieb von Prospecten und Loosen auswärtiger Lotterien verbietet oder doch so barte» Bedingungen unterwirft, daß ihr gewinnsüchtiger Charakter abgestrcist wird. Auswärtigen Lotterien wird da» durch zu begegnen gesucht, daß den unter Kreuzband oder in offenem Briefumschläge aus dem Auslande einlangenden Lotlerievrospecten die Weiterbeförderung durch die Post ver sagt wird. Es bliebe dann für den Vertrieb ausländischer Lottericprospectc und Loose in der Schweiz nur das Mittel des geschlossenen Briefes übrig, welches sich aber vermöge teS für den Mafsenversandt zu hohen Portosatzes wohl von selbst verbieten würde. Sollte das Mittel einer Agentur gewählt werden, so würde dieser Vertrieb unter Strase ge legt werden. Italien. * Rom, 8. März. (Telegramm.) Die „Opinione" meldet, Minister Brin habe sich mit den Vereinigten Staaten über die Müuzsrage vor dem Zusammentretcn der neuen Münzconserenz in Brüssel, die im Monat Mai stattsinben soll, mS Einvernehmen gesetzt. — Der Papst empfing gestern den russischen Spccialgesandten ISwolski zur Ent aegeniiahme der Jubiläumswünsche deS Zaren. — Gestern Nachmittag unternabm der Papst einen Spaziergang in den Gärten des Vatikans. — Gestern gelangte das Ministerium >n den Besitz sämmtlicher BankuntcrsuchungS-Berichte, die morgen oder übermorgen der Kammer zugchen werden. Großbritannien. * London, 8. Marz. (Telegramm.) Unterhaus. Ein An trag Macardis, welcher forderte, daß kein fremdes Vieh die Landungsplätze betrete, um so die Einschleppung der Viehseuchen zu verhindern, wurde mit 186 gegen 151 Stimmen verworfen. Im Laufe der Debatte erklärte sich der Präsident deS Ackerbauamtes gegen den Antrag. Das jetzige System habe segensreich gewirkt. Ler Antrag Macardi s sei schutzzöllnerisch und enthalte ein Tadels- Votum gegen die Regierung. — Oberhaus. Der Lordgrogkanzler Herschell beantragte die zweite Lesung der Novelle zum Erbschaft», gesetze, wonach, falls ein Testament nicht vorhanden ist, daS unbe> weglich» Eigenlkum gleich dem beweglichen unter di» Erben vertheilt werden soll. Dudley beantragte die Ablehnung der Vorlage, welche mit 65 gegen 56 Stimmen erfolgte. Rußland. Petersburg, 8. März. (Telegramm.) Die Noth standsberichte auS den Provinzen lauten wieder beun ruhigend. Sogar auS den bester situirten Gouvernements, wie Kijeff, mehren sich die Klagen, daß Mangel an Saat getrcike herrsche. Die Regierung wies vorläufig 866 666 Rubel zum Ankauf von solchem an, und werden außerdem Com missare nach den verschiedenen Gouvernements gesendet, nach deren Berichten weitere Unterstützungen dann angewiesen werden sollen. Orieat. * Belgrad, 7. März. Nach neueren Berichten sind die Unruhen der Bauern im Kreise Cacak ernster gewesen als anfangs angenommen wurde. Einzelne der Bauern waren mit Berdaugewehren bewaffnet. Der Anstiftung der llnniben verdächtig ist der radicale Bauernfübrer Ranco Tajsic, welcher verkästet wurde. ES wird ferner bestätigt, daß I),-. Illic in Zascar verhaftet wurde. — Der CabinetS- chef kündigte der Exkönigin Natalie die baldige Be seitigung der Hindernisse zur Rückkehr nach Serbien an. — Es circulirt das Gerücht, die Ernennung deS Ministerpräsidenten Avakumovic zum dritten Regenten sei unmittelbar bevorstehend, dock' wird dasselbe ossiciös bestritten. Die Regentschaft beabsichtige nicht, sich vor Zusammentritt der Skupschtina mit dieser Frage zu be schäftigen. * Sofia, 7. März. Wie verlautet, findet die Beim äh lung des Fürsten am orthodoxen Ostermontag statt. * Bukarest, 7. März. Es wird bestätigt, daß die Streitigkeiten zwischen der Regierung und den junimisten feindlichen altconservativen Dissidenten zu einer Krisis aus zu arten drohen. * Sonftanlinotzel, 7 März. Der Sultan verlieh dem deutschen Reichskanzler Caprivi den Stern zum Osmanli orden mit Brillanten. Aste«. * London, 7. März. DaS „Reutersche Bureau" meldet über San Francisco auS Uokohama vom 17. Februar: Nachdem der parlamentarische Conflict infolge der Ein willigung der japanischen Regierung in gewisse Budget- Reductionen nunmehr beendet ist, tritt die Frage der Revision der Verträge wieder in den Vordergrund. Das Parlament hat in einer geheimen Sitzung eine auf diese Frage bezüg liche Adresse an den Thron berathen. Die Verfasser der Adresse befürworten die Abschaffung deS PrincipS, daß die Untertbanen der westlichen Mächte nicht den japanischen, sonder» den Consular-Gerichten unterliegen; ferner wünschen sie die Befreiung Japans von den vertragsmäßigen Be schränkungen in Zolltarif-Angelegenheiten und die Aus schlicßung der Ausländer vom Küstenhandel; schließlich soll den Ausländern verboten werden, Land. Bergwerke, Eisen bahnen, Schiffswerften und Docks zu besitzen. Afrika. * Ein römisches Telegramm der „Jndöp. Belae" ergeht sich in Klagen über da- angebliche Umsichgreifen des Sclaven Handels inDeutsch Ostasrika, welcher „mit Wissen und Willen des dortigen Gouverneurs" stattfindr. In Brüssel wird man wohl am besten dergleichen Meldungen zu be werthen wissen, da vor noch nicht langer Zeit eine ganz gleiche Anschuldigung gegen den Congostaat erhoben worden ist. Die Quellen beider falschen Nachrichten — denn daß die in Rede stehende Melkung absolut jeden Grundes entbehrt, versteht sich für deutsche Leser von selber — dürften wohl nicht weit auseinander liegen. Amerika. * «ashta,ton. 4. März. Der „New Berk Herald" ent halt einen ausführlichen Bericht über den Einzug Grover Eleve lanb'S rnS Weiße Ha »S als neuerwählten Präsi denten der Union. Wir entnehmen ihm Folgendes: An dem Zuge nahmen sieben Staatsgouverneure mit ihrem bürger lichen und niililairischen Gefolge, im Ganzen 46 666 Menschen Theil, einschließlich der berbeigezogcncn Infanterie, Artillerie und Eavallerie und der BundeSarmee, sowie de» Marinecorv» in Washington. Der Zug bewegte sich längs der Pennsyl vania Avenue und ein Theil begleitete Len Präsidenten und sein Gefolge vom Weißen Hause nach dem Capitol, während ein anderer Tbeil unterhalb des Capitols Ausstellung nahm Die Mitglieder der Tammanv Hall Partei, die vvlitischen Vereine von Pennsylvania, Massachusetts, New-Jrrsey, Delaware, Maryland und den westlichen Staaten, sowie die Bicycle-Club» von Baltimore und Washington mögen etwa 26 666 Manu gezählt haben. Der scheidende Präsident Harrison und seine Familie nahmen ihr Frühstück noch im Weißen Hause ein, während der neue Präsident mit seinen Getreuen sich im Arlington Hotel zum Zuge rüstete. Als er aufgcsordert wurde, sich nach dem Weißen Hause zu begeben, spielte sich eine heitere Scene ab. Elevrland hatte ein allgemeines „Auf Wiedersehen" seinen Freunden und zukünftigen Be amten zugerufen und war im Begriff, zur Thür hinauszugehen, als seine Gemahlin ihn zurückrief und ohne sich um die Versammelten zu kümmern, ihre Arme um den Hals ihres Galten schlang und ihn verschiedene Male küßte. Vom Arlington-Hvtel bis zum Weißen Hause waren die Straßen von Tausenden von Menschen besetzt, welche jubelten und ihre schneebedeckten Schirme schwenkten. Herr Harrison erwartete seinen Nachfolger, und 16 Minuten nach 11 Ubr verließen Beide das NegierungSgebäudc, um sich nach dem Capitol zu begeben, wo der 52. Congreß noch ver sammelt war und wo Herr Harrison die letzten vom Congreß angenommenen Bills Unterzeichnete. Dann begaben sich die Präsidenten nebst ihrem Gefolge in den Sitzungssaal des Senats, wo der neue Präsident und der Bicepräsidcut, sowie die neu gewählten Senatoren den Eid ablegten. Der Anblick des Senats bot bei dieser Gelegenheit ein sarbenrcicheS Bild, da das diplomatische CorpS und viele Officiere der Armee und Marine der Ccremonie beiwohnten. Tann begab sich die ganze Gesellschaft »ach der oben erwähnten Plattform an der Ostseite des Capitols, vor welcher sich eine große Menge trotz des Schnceslurmes versammelt hatte. Während der Oberlichter Füller Herrn Cleveland den Amlseib adnahm, spielten die Schneeflocken um das unbedeckte Haupt des neuen Präsidenten, und als derselbe sich uiedcrbücktc, um die Bibel zu küssen — ein Exemplar, welches beiläufig bemerkt, seiner Mutter gehört bat—.donnerten die Kanonen den nationalen Gruß und die Menge jubelte begeistert dem neuen Präsidenten zu. * London, 7. März. Nach einem Telegramm der„TimcS' aus Philadelphia lassen die Nachrichten aus Washington daraus schließen, daß der Congreß in diesem Frühjahr nicht zu einer Extrasession einberuse», und daß die Zwischenzeit zur Vorbereitung einer Vorlage wegen Rcduction deS Tariss benutzt werden wird. Der Präsident erwarte während des Sommers ein Anwachsen der feindlichen Stim mung des Publicum» gegen die Silbertäuse durch das Schatz amt, so daß seine Ansichten eine vermehrte Unterstützung im Congreß erbalten würden. (F. Z) Australien. * Von Apia (Samoa) sind in Bezug aus die internatio nalen Beamten keine weiteren Nachrichten cinzetroffen; da nach liegt die Annahme nahe, daß der Oberlichter Ceder- krantz, der über seine Absicht eines früheren Rücktritts noch nicht« weiter hat verlauten lasse», bis zu Ende seiner drei jährigen Verlragszeit aus seinem jetzigen Posten verbleiben wird. Er kam auf den Samoa Inseln im December 1866 an, Ende 1893 würde also seine Anitszcit abgelaufen sein. Der Vorsitzende der Municipalirät von Apia, Herr v. Sensst-Pilsach, tras erst im April 1891 dort ein, seine Amtszeit würde also noch einige Monate länger dauern; da derselbe aber bereits mehrere Male bei der deutschen Regie rung uni seinen Abschied nachgesucht bat, so ist anznnchmen, daß er nicht über den Aufenthalt des Oberrichters hinaus in Apia bleiben wird. In die Weiterenlwickelnng der Samoa- fragen, vor allem in die Wahl neuer Personen für die beiden wichtigen Posten dürste nun ein schnelleres Tempo kommen, nachdem der neue Präsident in Washington, Cleveland, zur Regierung gekommen ist; das alte Cabinet der Vereinigten Staaten verzögerte anscheinend absichtlich die Erledigung der bezüglichen Angelegenheiten. Marine. * Berlin, 7. März. S. M. Kbt. „Iltis", Commandanl j Eapitain-Lientenant Gras von Bandissln, ist am 6. März cr in Chesoo «»gekommen und beabsichtigt am 9. desj. Mts. nach j Chemulpo aus Korea in See zu gehen. Colonial-llachrichten. Rach Privatnielduugen der „Köln. Ztg." auS Teutsch-Lslasrika plant man dort die Gründung der ersten deutschen Ansiedlung ini .Hochlande de» Kilimandscharo. Ein unleruehmungs- lustiger Deutscher Namens Han- Liebt, Inhaber des Grand-Hotel I in Zanzibar, will sie aus eigene Rechnung mit einigen Genossen ins Werk setzen und zu dem Ende im Oktober dieses Jahres j mit einer Expedition von tüchtigen Lcmdwirthen und Hand- werkern »cbsl Trägern und Tragthieren von Zanzibar aus- brechcn. Er hofft aus die Unterstützung des Auswärtigen I Amtes und deS deutschen Antisclaverei-Comilss, vor ollem auch aus die Theiiaahnie von Landwirthen und Handwerker», die über genügende Geldmittel zur Beschaffung der ersten eigenen nolbwendigen Einrichtung in der Colonie, sowie sur dir Expedition versugen. Er ist bereit, alle Auskünsie zu ertheilen, ui» die entsprechende Anzahl von Theilnehmern rnogiichsi bald zusammenzusinden. Der Dampfer „Lulu Bohlen" ist von Antwerpen mit Militai» und Eijenbahnmalerial nach dem Congo zur Verstärkung der Expedition van Kerlhovens abgegangen. Königreich Lachse«. Reichstag. 88. Berlin, 7. Marz. In der 9. Commission des Reichs tags wurde gestern Abend die Bcrathung der vom Eentrnm be. antragtcn Novelle zur Gewerbeordnung fortgesetzt und die Bestimmung angenommen, der zniolg» auch solche Personen der Pflicht sinen Wandcrgewerbeschein zu löse», unlerworsen werde», die aus öffentlichen Wegen und von Haus z» Haus ihr Gewerbe betreiben Ansschließen vom Verkauf oder Feilbietcn im Ui»herziehen wollte der Centruinsaiitrag auch Cigarren und Tabak. Dieser Vorschlag fand indkß keine Mehrheit. Ter vom deutschen Buchhandel am meisten angesochtene Antrag, daß vom Feilbieten im Umberziehen auch Druckschriften und Bildwerke ausgeschlossen sein sollten, wenn sie „in Lieferungen" vertriebe» werden, wurde ab gelehnt. Dagegen fand die Bestimmung Annahme, daß bei Lieserungswerken die Zahl der Lieferungen und der Gesammtpreis anzugeben ist. * Die Unterrichts.Commission beantragte, die Petition des Directors Beeger in Leipzig (Vorstand der Pädagogischen Centrolbililiottiek — Comenius-Slistungs uni Bewilligung einer jähr lichen staatlichen Unterstützung an die ComeniuL-Slistung zur Er Wägung zu überweisen. * Tie Commission zur Vorberathung der Anträge Grober wegen Abänderung der Gewerbeordnung setzte Montag Abend di» Beratbung fort und schritt zur Berathnng des 8. 55 Derselbe wird ebenso wie 8. 55 a angenommen. Zu 8. 56 werden die vom Centrum beantragten principiellen Zusätze, vom Ankauf oder Feilbieten im Umberziehen neu auszulchließe» Cigarren und Tabak mit 7 gegen 6, Maaren aller Art mit 8 gegen 5, in Lieferungen vertriebene Truckschristen mit 7 gegen 6 Stimmen abgelehnt und dafür die Eventualanträge Spahn mit IO gegen 6 Stimmen angenommen: Druckschriste» aus zuschließen. weiche in Lieferungen erscheinen, sofern nicht die Zahl der Lieferungen des Werks und dessen Gesainuitprejs ans jcder einzelnen Lieferung an einer in die Augen fallenden Stelle vcr> zeichnet in. In den Verzeichnissen ist bei in Lieferungen erscbci »enden Werken die Zahl der Lieferungen des Werkes und dessen Gesammtpreis anzugeben. Tie Genehmignng ist nur zu versagen, soweit das Verzeichnis Truckschristen oder Bildwerke der vorbczcich- nelen Art enthält oder bei Lieserungswerken der vorstehenden Be> slimmung nicht gemäß ist. Preußischer Landtag. Abgrorviiktkiihit»». kä Berlin» 7. März. Das Abgeordnetenhaus nahm beute die Berakhung des Etats der Ansiedelungs-Commission für Wkstprelißen und Posen vor. Abg. v. EzarlinSki Halle dazu eine Resolution beantragt, welche die Regierung anssordert, möglichst bald eine Vorlage zur Beseitigung des Ansikdeliiiig-gesetzes einzu bringen. Abg. v. Ezarlinski begründete seinen Antrag, indem er aussührie, das Ansiedelungswerk sei gänzlich mißlungen; es sei nicht nur aus Germanisirung, sondern auch aus Protcstantisirung der volnische» Provinzen berechnet und nur noch eine Bersorgungsanstall für bankerotte Landwirihe, ein höchst oerwersiiches Ausnahmegeietz. Abg Sombart (nal-lib.) trat unter Beleuchtung der dortigen ländlichen Verhältnisse und der nuten wirthschastlichen Wirkungen deS Gesetzes den gehässigen Anssällen des Vorredners entgegen. Minister v. Heyden erklärte, noch seiner Ansicht denke die Regierung nicht an eine Aushebung des Gesetzes, welches ohne Feindscligkeit gegen die Polen nur das Deutschthum kräftigen und die poinijchen Provinzen wirlhschaftlich heben wolle. Abg. Rickert trat mit großem Eifer für die Beseitigung des Gesetzes ein, weiches seinen Zweck vollständig versehlt und nur zur Verschärfung der natioiialrn Gegensätze bei getragen Hobe. Treffend und energisch verbreitete sich der Munster- Präsident Gras Eulenburg über die Ziele und Erfolge des AnsikdelnngsgesetzeS, dessen Aushebung nicht in Frage kommen könne. Gegen das Geietz sprachen noch die Abgg. von Brodnicki. Bachem lEentr.), Nenkirch (sreij.l, für dasselbe die Abgg. v. Tiedeinann-Labischin (sreicons.j und Knebel (nat.-iib.). Der Etat der AnsieLelnngscommission wurde angenommen, drr Antrag der Polen abgelebt,». Beim Elatsgesetz machte der Finanz minister einige Mittheiliingen über di» Ausgabe von Schatz »»Weitungen Damit war die zweite EtatSderatdung de endigt. Eine Denkschrift über die Bauaussübrung von Wasserstraßen wurde nach kurzer Debatte für erledigt erklärt. Dir dritte Etatsberathung beginnt bereits morgen und soll noch in dieser Woche serttg gestellt werden. X. Leipzig, 7. März. In seiner gestrigen General versammlung beschloß der K i r ch e n b a u v e re in zu VolkiiiarSdors, sich nicht aufzulösen, sonder» sich in einen Parochiaiverein oder Hausväterverband timzuwaiideln, der, wie der Kirchenbaurerein den äußeren Bau gefördert, nun den inner» Ausbau iirchlichen Lebens hegen und pflegen soll; der Vorstand wurde beauftragt, die zur Umwandlung nötbige» Schritte zu tl>u», vorläufig aber soll der Kirchcnbauvercin in seiner bisherigen Gestalt weiter bestehen. Die vom Kirchcn bauvercin gesammelten Gelder für de» Kirchenban erreichen eine Höhe von rund 120 606 .4i, nicht eüigeschlossen in diese Summe sind die Geschenke, die der Kirche von Vereinen und einzelnen Parochianen gemacht worden sind. Fräulein GöhrS vom kiesigen Sladttheater gastirlc am Freitag am Herzog!. Hvslhcaler in Alten bürg in der Gesangsposse „Ehrliche Arbeit" von Willen mit bestem Erfolg. Die „Altenburger Ztg." schreibt über die Künstlerin: „Fräulein GökrS gab die Rolle der „Margarethe" und erzielte mit deren Wiedergahc einen großen Erfolg. Was in dem Spiel der Darstellerin so angenehm berübrt, das ist die srisme, anniutkige, voll auö dem Leben herausgegriffene A»f- fassiina ihrer Rolle», die im Weinen wie im Lachen so natür liche Verkörperung tcr wieterzngebenden Gestalt, der heitere Frohsinn, die auch in der überniütkigsten Laune stets gewahrte Decenz. Zu diese» Vorzüge» ein gut durchdachtes Spiel, eine richtige Erfassung und wirksame Pointirung jeder Nuance, eine wohllautende Stimme, welche über den Rahmen der heitersten Muse hinaus Verwertbung findet, dazu ein von der Natur gegebene« anmuthigeS Aeußere, das ist ein Bild von Thea Göhrs, wie es aus der Bühne erscheint, dessen Trägerin damit des Beifalls des Publicums sicher ist. Letzterer wurde Fräulein Göhrs denn auch reich gespendet und zu oft wiederholten Malen mußte sie erscheinen, ui» für den Zoll der Anerkennung dankend z» guittiren. Auch die Frau Herzogin, welche die Vorstellung durch ihre Gegenwart be ehrte, spendete der künstlerischen Leistung Beifall." X. Sehr zeitgemäß und interessant für Leipzig ist die Ausstellung dreier Grisaillen im Schaufenster der Hos knnsthandlung Pietro Del Vecchio. Wir sehen dascllst die jetzt vielgenannte Plcißenburg mit ihrem bewegten Leben in fesselnder Weise veranschaulicht. Die Bilder, die Manchem schon bekannt sein dürsten und die von dem eke maligen Schüler der hiesigen .Kunstakademie Aug Kii nicke grau in grau gemalt sind, stellen die drei malerischsten und historisch wichtigsten Theile der Pleißenhnrg dar. Zwei dieser Bilder haben die Heiken Eingänge des Schlosses zum Gegenstände und das dritte den Hosraum desselben. Jeder Leipziger kennt Wohl bas hier Dargeskcllle aus eigener Anschauung, so daß eine eingehende Ertlärung überflüssig ist. Bemerkt sei nur noch, daß fragliche Bilder großen lüiistlcrischen Werth repräscntireii, der durch außer ordentlich wahre und frische Darstellung bedingt ist. A» einer bloßen mechanische» Ausnahme des alten Gemäuers würden wohl die meisten Beschauer theilnahiuloS vorüber gehen; hier aber stellen wir vor Wiedergaben in Bcrbindung mit frischem, dazu gehörigem Leben, wie sie nur die geschickte Hand deS Künstlers zu gestalten vermag. Es wäre nach alledem zu wünschen, daß diese für Leipzig so hochinteressanten Bilder der Stadt erhalten blieben »nd in einer geeigneten Sammlung dauernde Ausstellung sänken. 1t Leipzig. 8. März. In vergangener Nacht wurde aus dem Grundstücke Brühl 65 Grvßseucr gemeldet. Dasselbe war in dem in der l. Etage deS Seitengebäudes gelegenen Rauchwaarengeschäsle von Lindner auf noch uncrniittelte Weise ausgebrochen, wurde aber durch das energische Eingreifen der Feuerwehr bald unterdrückl. Die AilsräumiingSarbeiten nakmcii mehrere Stundcn in Anspruch. Der angcrichtele Schaden ist nicht unbeträchtlich. —c>. Ein Zeichen des wieder erwachenden Frühlings bietet zur Zeit der erste Beginn des Wassersports. An de» StationSorten der Gondeln und anderer Vergnüguiigstähne sind deren in stattlicher Anzahl anfgesahrcn und werte» bereits fleißig in Gebrauch genommen. Viele von ibnen sind neu erbaut und mit allen Verbesserungen und Vortkeilen ans gestattet, wie sie, aus Erfahrungen beruhend, die Bootsbau kunst jetzt heistellt. X. In dem oberen Saale von Zill'S Tunnel fand gestern eine kleine Festlichkeit für daS Arbeitspersonal der Pianosortefabrik von Feurick statt auS Anlaß der dem Etablissement durch den KönigSbesuch zu Tbeil ge wordenen Koben Allszeichnung. Nachdem die Besichtigung vorüber war, hatte die Fabrik de» Betrieb eingestellt, um ihre Angestellten nebst Angehörigen hier einige Stunden sich vergnügen zu lassen. Bei Speise und Trank, verbunden mit launiger llnlerballuiig, griff bald eine sröbliche Stimmung Platz, die sich in dein später anschließende» Tänzchen noch mehr Geltung verschaffte. tz. Die Firma BrbrenS L Co. veranstaltete am Sonn tag in Zill's Tunnel ibreni Personal ein Winterver- gnügcn. Musikalische, gesangliche und deklamatorische Vor träge leiteten den Abend ein Bei der sich bierantchließenden Tascl batten der Gastgeber und der rührige Wirtk ihr Beste« zur Befriedigung der Fcstacnosscn gctban. Der sebr hübsche Abend endete inil einem Ball, welcher die Theilnebmer noch lange nach Mitternacht fröhlich zusammen hielt. —o. Viue Lchützengeschichtr. Am Feste Trinitatis, den 28. Mai des Jahres 1696, eiferte der Superintendent I)r. Jakobi zu Leisnig in seiner AmlSpredigt sebr heftig gegen die eingerissene Gewohnheit der Sck'ützengilke, Sonntag« nach drr Scheibe zu schießen. Gerade an diesem Tage sollte rin Schießen stattsintcn. Obgleich nun ein Beisitzer der Schützengilke wohlmeinend rietb, den strafenden Worten deS Geistlichen Gehör zu schenken, wollten die Schützen da« nicht achten, sondern begannen Nachmittags drei Ukr zu schießen. Da stieg plötzlich ein Gewitter aus und ein Blitz zerschmetterte die vor den, Schießbause siebende große Pappel weide. Tie im Schießbause befindlichen Schützen wurden dadurch so erschreckt, daß sie sämmtlick, zu Boten stürzten, zumal auch alle ans den Läden liegenden geladenen Gewehre aber gingen rrumüthia nach Hause und habe» Sonntag« nicht wieder nach der Scheibe geschossen. H Leipzig, 8. März. In der vergangenen Nackt ist in ein Cigarrengeschäsl in der Nürnberger Straße ein gebrochen worden, und zwar ist der Dieb vom Hose au« durch ein Fenster in dasselbe eingestiegen und bat 66 au« der Ladencasse gestohlen. Bon dem Einbrecher fehlt jede Spur. — Ein lllzähriger Musikschüler aus Oporto wurde gestern von der Criminalpolizei wegen Unter schlagung verhaftet. Derselbe hatte von einem Freunde einen Betrag von 36 .4! übergeben erhalten, um damit eine goldene Uhr beim Leihbause einzulösen. Der Portugiese zog eS aber vor, das Geld zu verjubeln. — Ferner wurde ein l8 Jahre alter Laufbursche auS Fockendvrs wegen ver schiedener Unterschlagungen in Gesammthöhc von 36 ^ 25 -1, deren er sich zum Nachthcile seines Principal-, eines hiesigen Buchdruckereibesitzers, schuldig gemacht batte, am näm>ichen Tage in Hast genommen und an die Staats anwaltschast abgeliefert. —* Gestern Vormittag fand in einem Grundstücke der Albertstraße in Lin de» au ein Slubenbrand statt, der von den Hausbewohnern alsbald wieder gelöscht wurde. Die EntstehimgSursache ist unbekannt. —* Wegen betrügerischen Bankcrotts wurde heute Morgen ein in Anger Crottcnborj wohnhajteS TischlerS- Ehepaar festgenommen. cd Mölkau, 7. März. Der Schulneubau für hiesige Gemeinde macht rasche Fortschritte; bereits ist er unter Dach, so baß der weitere Ausbau nun seinen ruhigen Fort gang nehmen kann. Der Neubau ist ein sogenannter Flügel bau, vorläufig wird mir das Treppenhaus mir dem nörd lichen Flügel gebaut, ins Parterre kommt tcr Lehrsaal. in der ersten und zweiten Etage befinden sich Wohnungen. Nack Vollendung des Neubaues wird Mölkau einen eigenen Schulort bilden, bisher bcsiichten die hiesigen Kinder die Schule zu Zweinaundorf «>. Breitenseld. 7. März. Auf kiesigem Rittcrgute spielten am vergangenen Sonnabend Nachmittag webrere 5—8 Jahre alte Knaben a» einem Thorflügel und schaukelten sich an demselben Hierdurch wurde der I'-ni bolle Thor Ziegel Pfeiler locker unk stürzte plötzlich ei». Hierbei wurde von dem einslürzendeit Pfeile der achtjährige Solln des Geschirr südrerS Schuster getroffen und derart verletzt, daß er am anderen Tage starb. Grimma, 7. März. Vergangene Nacht krack in der Sckeiine kcS Gutsbesitzers Schindler in Dorna Feuer aus Diese, sowie daS Wobnkaus und Seitengebäude sink völlig nicdergebrannt. Brandstiftung wird vermntbet. — Binnen Jahresfrist ist dieses das drille Schatenseuer, da« Dorna keimsucltt. * volditz, 6. März. Der HauSbaltplan der hiesigen Stadt auf das lausende Jabr weist bei der Kämnicreicasie >6 866 DecknngSiiiittel »ach, welchen 5n85>» .L Betürs niffe gegcnüberslehen, so baß ans einen Ueberschuß von .5956 gerechnet wird, zur Etadtcaffe demnach Abgaben nicht zu entrichten sind. Die Bedürfnisse bei der Armencasse sind veranschlagt mit l l 766 dagegen sind Teckungsmitlel mit 5866 »i Aussicht genommen, demnach sich ein Fehlbetrag von 5966 .4' ergicbt. Bei tcr Schulcasse beziffern sici> die Bedürfnisse aus 33 Ion .4i und die Deikiingsmiltel aus I I lc)6 .4s, es ergicbt sich somit ei» Fehlbetrag von 22 966.4 In derAnleibccasse, welche die Zuschüsse auö der Kämmerei casse crbalt, gleiche» sich die Bedürfnisse und DcckniigSmittcl mit 12 l66.// ans. Zur An lagencasse blieben einschließlich des aus 3825 -L 76 -s veranschlagten Beitrags zu de» Kirchen anlagen 26 656 .4s als Anlagen zu erheben. Das angcjügtc Berzcichniß von 36 Legaten weist einen Capilalbcstanv von 4l 78l 82 -) nach. X. Frankrnberg, 7. März. Seit einiger Zeit sind hier — vom hiesigen Bürgerverein angeregt — Bestrebungen im Gange, welche ans die Errichtung eines würdige» Bürger Hospitals in unserer Stadt als UiiterstütziiiigSstättc für kochhclagte und vereinsamte Männer und Frauen abzielen. Als Erstlingsgabc ist kürzlich von einem Bürger ei» größerer Geldbetrag gestiftet worben, wozu noch einige kleine Beträge beigestenert Worten sind. Man bofft, daß cs gelingt, mit dcc Zeit einen genügende» Fonts zu sammeln »nd rechnet dabei gleichzeitig ans Zuwendungen seitens geniciimützig denkender Einzelpersonen und Wohlthätigkeitszwecke verfolgender Vereine und Gesellschaften. tx. vhemnitz, 7. März. Vor einigen Tagen batte sich ein hiesiger Agent in selbstmörderischer Absicht in seinem Hause lebcnSgesäbrlichc Schnittwunden i» den Annen bcigebracht. Nachdem derselbe ans dein Hausboden, wo er die Tbat voll brachl, in seinem Blute liegend alisacsiindcn worden, wurde er nach dem Stattkrankenhausc überführt. Dort ist er seinen Verletzungen erleben. — Gestern Nachmitlag siel in einem losgiitgeit und sich mit dem Kracken des Donncrscdlages ver wischten Weiler war kein Schaden geschehen. Tie Schützen Hause der Schloßvorstadt ei» zweijähriger Knabe, als seine Müller die Wohnstube auf einen Augenblick verlassen Halle, in eincii aus der Diele der Stube stehenden, mit heißem Wasser gefüllten Eimer. Trotzdem die aus das Httfegeschrci des Kindes sofort berbeigecilie Mutter dasselbe rasch aus seiner eittsctzlichen Lage befreite, bat das Kind doch solche schwere Brandwunden erlitten, daß für sein Leben das Schlimmste befürchtet wirk. X. Wlildfirim, 7. März. Eine entsetzliche Bluttbat wurde gestern im hiesigen Männerzttchlbaus verübt. I» der siebenten Abendstunde wurde in, Zcllenbaus desselben plötzlich ein Meißel vermißt; eS begaben sich insvlgedeffen zwei Ant- scher in die Zelle deS der Entwendung verdächtige» Sträf lings, welcher jedoch den Besitz des Meißels entschieden ab leugnete Bei Durchsuchung der Zelle des SträslingS suchte der Aufseher Pausier schließlich auch im DesliisectioiiSgeschirr „nd »ittßtc sich dabei bücken. In demselben Augenblick stack aber der Sträfling den genannten Pausier mit einem ver borgen gebaltenen sogenannten Scktidniacheriliksscr nieder. Der Mörder stürzte dann aus den Corridor tink verwundete die daselbst befindlichen, sein Entweichen hindern wollenden Aufseher Finster dusch und Sckietzel, sowie einen Straf ling, der insolge gnter Führung Answärterdienste verrichtete, durch Messerstiche in schwerster Weise, worauf er de» Eorridor entlang »nd zur Treppe binnntereilte. Hier aber stellten sich ibm einige Aufseher mit blankem Seitengewehr entgegen, welche den verzweiselten Menschen nach kurzer Gegenwehr e»!- waffiielcn. Allsseher Pausier ist leider gestern Abend gcacn II Uhrseinen schweren Verletzungen erlegen. Aussekcr Finsterbusch wird voraussichtlich ei» Auge verlieren und ist noch anßertem wie auch der Aufseher Sckietzel und der Answärler- Tträsling, welcher letzterer sich bei dem Kampfe sebr brav benommen hat, schwer verwundet. E« ist mehr als wahr scheinlich, daß eine geplante Meuterei vorliegt, an welcher mehrere Sträflinge betbeiligt sein mögen. Der Mörder war mit Schubniacherarbciten beschäftigt worden und batte sich ans diese Weise in den Besitz eine« SchuhmachcrmcsscrS zu setzen gewußt. 11 Ktrchberg, 6. März. In der Nackt zum Scnnalcud brannten im benachbarten Bärenwalkc eaS Scheunen, ichuppen- und Stallgebäude der Gutsbesitzerin Wilhelmine verebel. Baumann vollständig nieder. Das WobnbauS wurde durch daS schnelle und energische Eingreifen tcr Feuer wehren erkalten. v. Krribrrg, 7. März. Unter dem Vorsitze des tvnigl. PrüslingSccmmifsarS Herrn Professor vr. Win tisch aus Leipzig wurde an, hiesigen Gymnasium Albertinum das diesjährige Abiturienten-Examen inil der mündliche» Prüfung beschlossen. Sämmtlickr l5 Prüflinge erhielten das Reisezeugniß »nd als Sittencenjur die I; in den Wisscnschaslen erhielten 5 die Eensnr lb, l die lla, 5 die II und 4 die lib. — In der Nackbarstadt Brand ist am Freitag früh in in Folge eine» Schlagansallcs der um di« Gemeinte»
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