Wml. Wk M sskM. Priester aller Religionen des Erdballes haben stets erkannt, daß der Glaube der Haupkpfeiler des von ihnen aufgebauten Religionsge- bäudes ist. Sinkt derselbe, so gerät die ganze Religion, die Autorität, das Ansehen und die Herrschaft des Priesterstaudes in die größte Gefahr, denn die ganze Existenz desselben hängt mit dem Volksglauben an die Götter aufs engste zusammen. Dieserhalb sehen wir allüberall den Priesterstand bemüht, in der richtigen Erkenntnis dieser Gefahr, den Glauben als das Heiligste und Unantastbarste, den Zweifel hingegen, welcher der Vernunft den Weg bahnt, als ein Verbrechen darzustellen, welches die Götter als das schrecklichste und schwerste von allen bestrafen. Dieses Dogma wird von den Priestern schon seit Jahrtausenden der Mensch heit unablässig eingeprägt, den Kindern eingeimpft und ist durch Wort, Schrift und Bild so befestigt worden, daß noch heute Nichtgläubige es nicht wagen dürfen zu sagen: „ich glaube an keinen Gott", ohne unter Millionen von Menschen Ent setzen zu erregen. Zur weitern Befestigung des Dogmas verbreiteten die Priester den Glauben, daß alles hereinbrechende Unglück und Elend, Mißernte, Krankheit, Teuerung, Viehseuchen und dergleichen nichts als Strafen der Götter für den Abfall von ihren Tempeln seien. Ferner schufen und verbreiteten sie den Glauben an eine „jenseitige Belohnung und Bestrafung", sie schufen Himmel und Hölle, allwo den Gläubigen reichster Lohn zu teil, den Zweiflern und Ungläubigen schrecklichste Strafe auferlegt würde. Wollen wir uns zunächst mit dem Ort befassen, wo die Gläubigen für ihr Beharren im Glauben die Belohnung empfangen, so müssen wir zunächst be merken, daß die Beschaffenheit dieses angeblichen Ortes je nach dem Vorstellungs vermögen der verschiedenen Völker eine außerordentlich verschiedene ist. Die Priester mußten eben im Aufbau der Welt der Seligen den Lebensgewohnheiten, Neigungen und Wünschen ihrer Völker Rechnung tragen, und so finden wir das Leben im Paradiese, diese Lieblingsreklame aller Religionen, überall verschieden ausgemalt.