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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 14.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-14.1917
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19170000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19170000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
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TypographischeMtieisungen/OffiziessesOrgandesDerbandesdel-OeutschenTypographischenGeseslschaften er bis — nun, bis der Wandertrieb zu mächtig in ihm wurde. Er unternahm eine „Reise", die allerdings schon nach sechs stündiger Dauer ein vorzeitiges unerwünschtes Ende fand. Dieser Vorfall beseitigte jedoch meine bis dahin geheimen Zweifel. Wir hatten es sicher mit einem echten Buchdrucker- sprößling zu tun. Bedeutend weniger Scherereien hatten wir mit dem Fran zosen, einem waschechten pariser. Alles, was er anfaßte, verriet den von Grund auf gelernten Handwerker, der meinen Unter weisungen auch nicht in allen Fällen kritiklos folgte. Er sprach häufig von der „Windsbraut", Ein- und Zweitouren, hatte also schon Maschinen gesehen und bedient. Seine Zurichte methode war allerdings denkbar einfach und beschränkte sich in der Hauptsache auf das Ausgleichen, das heißt auf das Aus schneiden zu starker und das Unterlegen zu schwacher Stellen. Er bedient heute leidlich eine Zweifarbenmaschine. Obwohl die angeführte Zurichtart ein schnelles Arbeiten er möglicht (auch die besten französischen Zeitschristen verraten keine regelrechte Methode), war und ist bei allen Gefangenen, die wir bis jetzt beschäftigten, von schneller Arbeit nichts zu merken und eine nach unsern Begriffen hervorragend tüchtige Kraft ist unter den elf Mann, die wir augenblicklich beschäf tigen, nicht zu finden. Auch wenn man in Betracht zieht, daß das Fremde und Ungewohnte der Umgebung, das Leben und die Arbeitsweise hemmend auf die regelrechte Entfaltung des eigentlichen Könnens einwirkt. Bei keinem der Gefangenen könnte ich ron wirklicher Gleich gültigkeit, soweit die ordnungsgemäße Erledigung der aufge tragenen Arbeiten in Frage kommt, reden. Dafür sorgt aller dings schon die Angst, die immerhin körperlich nicht besonders anstrengende Arbeit unter Dach und Fach mit irgendeiner andern ungleich schwereren Arbeit im Freien vertauschen zu müssen. Gesetzt und ruhig verrichten besonders die Älteren ihr Tagespensum. Es ist dabei Regel geworden, die Gefangenen, wenn irgendmöglich, mit einfachen Arbeiten an einfachen Ma schinen zu beschäftigen. Wir kommen so am besten vorwärts, besser als mit den gänzlich ohne längere, regelrechte Lehr zeit gebliebenen Hilfskräften, mit denen man sich allgemach auch noch herumschlagen muß. *> Daß auch scherzhafte Zwischenfälle Vorkommen, ist, wie die Dinge nun einmal liegen, bei dem Kauderwelsch und der üb lichen Zeichensprache, welche beide Teile zur besseren Ver ständigung anwenden, wohl selbstverständlich. Natürlich sind eö auch hier wieder die lebhaften Elemente, solche, die viel zu fragen haben, welche häufig Anlaß zu unfreiwilliger Komik geben. Besonders der eingangs erwähnte Franzose ist darin groß.So meinte er kürzlich zumObermaschinenmeisier,welcher ihm seinen Nachsehebogen zurückbrachte, mit drolligem Ernst auf seine „nur" 65jährige Einlegerin weisend: „Nix mehr Kriegk, Lena Frau vor mir!" Herzlichen Glückwunsch! Durch irgendeine Zeitung oder Zeitschrist hatte er erfahren, daß die Schweiz verwundete und kranke gefangene Krieger aufnimmt. Er meldete sich daraufhin krank in der Hoffnung, dort ebenfalls Aufnahme zu finden. Es kam aber anders, denn statt der ersehnten Lustkur in der Schweiz schickte ihn der Arzt in das Gefangenlazarett Friedrichsfeld. Da war er tagelang vorher nicht zu genießen, denn die mit dem Transport ver bundenen Unannehmlichkeiten, wie auch das streng geregelte Leben in einem so großen Gefangenlager boten keine an genehmen Aussichten und der ganze Unmut darüber kam beim Abschied, in folgendem denkwürdigen Satze zum Ausdruck: „Hier Dingelsfeld, puff puff, dann Friedrichsfeld, Friedrichs feld, puff puff, Oingelsfeld". Sag mir nur noch einer, die deutsche Sprache sei schwer. „Kinder"leicht ist sie. Die Ursachen des Weltkriegs kennzeichnet dieser junge Mann treffend in den vier Worten: „Nix Kapital, nix Kriegk!" Kp. 25 Zähre Graphischer Klub Görlitz n all dem Weh der Zeit sträubt sich Gedanke und Feder, festfröhliche XSinne zu wecken. Zu schwer lastet der Krieg auf den Gemütern, und ^/es bedarf in unfern technischen Zirkeln schon einer starken Willenskraft und eines heroischen Mutes, um solche Kulturarbeit zu verrichten, wie sie nun in den bald drei Kriegsjahren für unsre Fortbildungsbestrebungen ge leistet worden ist. Wahrlich, die Zeiten sind ernst, nicht nur draußen im Kriegsgewühl, auch hier im Dienste des Berufs. Heute müssen die wenigen in den Druckereien verbliebenen Kollegen ihren Mann stehen, und wo sonst langjährige fast gleiche Tätigkeit die Tagesarbeit ausfüllte, ist ein Umlernen notwendig geworden. Zeitungssatz, Werksatz, Akzidenzsah, Schnellpresse, Rotation und Tiegel wechseln in rascher Folge. Da muß manche Lücke des Wissens und Könnens ausgefüllt werden, die der einzelne dann nur durch kollegiale Unterweisung oder kollegiales Inseinvernehmensetzen erlangen kann. Keinen besseren Ort gibt's dafür als in den typographischen Ver einigungen und in den Gpartenvereinen. Hier findet jeder persönliche An regung, ausgiebige Literatur. Diese Vereinigungen sind ja für so viele der Ausgangspunkt in der Besserstellung ihrer wirtschaftlichen Stellung ge- wesen, heute sind sie's in noch höherem Maße. Da ist es denn ein ganz besonderes Ereignis, wenn ein solcher Sproß des typographischen Fruchtbaumes auf einen Zeitabschnitt zurückblicken kann, wie am 1. März 191.7 der „Graphische Klub Görlitz". Nach Sturmeswehen des 1891/92 Äuchdruckerstreiks auf neuer Grundlage wiedergegründet, traten 39 Kollegen dem Graphischen Klub bei, zehn Kollegen hielten ihm die 25 Iahre hindurch die Treue. Der Krieg hat die Tätigkeit des Klubs nicht lahmzulegen vermocht: insgesamt 120 Kollegen sahen sie zum Heeresdienst von ihm scheiden: vierzehn Opfer hat der Krieg gefordert, darunter drei Dorstandskollegen. So schmolz derMitgliederbestand zum Ende des Jahres 1916 auf 62 zusammen. Es ehrt die Mitglieder und den Vorstand, daß der Klub trotz der Kriegswirren eine fruchtbringende Tätigkeit entfaltet hat. OerIahresbericht des Vereins gibt Kunde einer planvollen beruflichen Pflege. Wir beglückwünschen den Klub zu seiner zeitlichen Vollendung: er möge auch in der weiteren Kriegszeit nicht erlahmen, um die ideellen Güter zu bewahren, die in hoffentlich baldiger Friedenszeit ihre reiche Entfaltung bringen müssen. » Der „Graphische Klub Görlitz" hat für das abgelaufene 25. Fahr einen Tätigkeitsbericht gegeben, der auch in seiner äußeren Form der Bedeutung des Zeitabschnitts entspricht. Diese vierseitige Werbedrucksache in Quart, zweifarbig, Schwarz und Ocker, auf getöntem Mattkunstdruckpapier macht einen vornehmen, gediegenen Eindruck und ist satztechnisch einwandfrei und gut gedruckt. Mit dieser Arbeit hat die Firma Hoffmann s Reiber in Görlitz Ehre eingelegt. Es ist schade, daß wir das Zirkular nicht einige Wochen früher zu Gesicht erhielten: es hätte dann eine Wiedergabe in diesem Hefte gefunden, das eine Anzahl von Werbezirkularen aus unfern typographischen Vereinigungen bringt. Der Maßstab dafür war nicht allein die Ausstattung, sondern es sollte gezeigt werden, wie selbst inmitten der kriegerischen Er eignisse das berufliche Fortbildungswesen in unfern Vereinigungen pulsiert. Das ist auch erreicht. Wie mutvoll gehen die Nürnberger der Gleichgültigkeit zuleibe, wie werden die Würzburger auf das „Gebot der Stunde" hinge wiesen, wie vorteilhaft wirkt die Zusammenarbeit der Graphischen Gesell schaft und des Maschinenmeistervereins in Magdeburg und wie wird zur regen Arbeit im Graphischen Klub Stuttgart aufgefordert. Noch viele Be richte aus andern Städten geben in gleicher Weise Kunde, so von Berlin, Hamburg, Breslau, Worms, Göttingen, Karlsruhe, Waldenburg u. a. Die Typographische Gesellschaft München gibt ihren Iahresbericht für 1916 auf vierseitigem Oktavzirkular. Die zweifarbige Drucksache leidet weniger an der überladenen, für das Format zu breit angelegten Einfassung als an dem mangelhaften Druck. Über diese Schwächen müssen wir — leider oft auch bei vielen andern Arbeiten — hinwegsehen. Es ist Krieg, die Materialien, Far ben lassen heute alles zu wünschen übrig. Aber das alles soll uns nicht ab halten, uns zu freuen, daß in unfern Berufskreisen noch eine stark pul sierende Tätigkeit herrscht. Möge der Krieg nicht noch mehr zertrümmern! 4A
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