02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930524027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893052402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893052402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-24
- Monat1893-05
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Daberiaeescher uud 8tfs«r»s«tz »ach hbherem D-rif. Hrtr»rBeilagen (gesalzt), nur mir det Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderuag ^l 60 —, mit PostdefSrderung ^4 70.—. Ännahmeschlnß snr Anzeigen: Abend-Ausgabe: vornullaa« 10 Uhr. Morge«.Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen »ad AuaabmestiSe» fr eia« halb« Stunde seither. Attjkl,»» stad stet» an »4» Extzstzltto zu richte». Druck und Verlag von ». Holz da Leipzig ^?26l. Mittwoch den 2t. Mai 1893. 87. Jahrgang. heule wollen wir nur dir folgenden, auf die Militair- vorlogc bezüglichen Stellen de»verheben: ,Ln der Erhaltung de» Reichs und seiner Sicherheit nach außen giebt «t in Deutschland keinerlei Parteiung. Streitig ist einzig, >«i» da« Reich am besten erhallen, in sich gefeltigt und vor innerem und »ubcrrm Feind zugleich gesichert wird. Die Umwandlung de» Reich« in einen Miliiairstaat, rin stehende» Heerlager bereit» in Friedenszeiten, die dauernde Heranziehung de« letzten halbwegs ivafsensähiucn Manne«, die bleibende tidermaßige Velaftung des »othleidenden Nährstande« für den Wehrftand bi« zur Erschöpfung vor dem Krieg: da lli», worum der nun «utwchle Kampf geht . . . Wir muhten Lorjchläac» die Zustimmung verjagen, welche die init der lchllenlichcn Verwirklichung der allgemeine» Wehrpflicht ver knüpfte, aus die Tauer unerträgliche Belastung des Volke- nothivendig zur Folge hatten und aus die obwaltenden hochbedenk, lichen wirthichastlichen und Socialzusiande unsere« Lande- keine Rücksicht nahmen. Wir mußten die« bet voller, ernstester Wilrdi- gung der politischen Lage und der Verantwortung, die un« dieselbe auserlegte. Wir thaten es au« rigensler, bester Ueberzeugung. suhlten und wühle» uns jedoch »ius mit dem Volke, da« mit nach Berlin entsendet, uud treu den Ucderlieseruugen imjerer ver- gangenheit un- den Verheißungen unsere« Parteiprogramm« wie aller unserer früheren Ansprachen a» unsere Wähler." Die Behauptung, daß die Unterzeichner sich eins fühlten mit dem Volke, da« sic ehemals nach Berlin entsendet, ist angesichls der in vielen alten Wahlkreisen de« Zentrum« laut gewordenen Stimmen für den Antrag Huene eine der kühnsten Behauptungen de« Ausruf- Ter WahlanSfall wird ja zeigen, wie es mit dieser Einigkeit bestellt ist. Zugleich wird der Wablau-sa» zeigen, daß ein großer Brucktbcil der deutsche» Kalkolikrn vernünftig genug ist. »m einzuscben, daß schon die Folgen einer abermaligen Ablehnung der Mili- tairvorlage, d. h. Pie Sorge vor einem möglicher Weise un glückliche» Kriege mit ihrem auf der ganzen deutschen Erwerb«- tbatigkeit lastenden Druckt, viel schwerer zu tragen sind und uusere wirthschaftlichc Kraft weit mehr erschöpfen, at- eine den Frieden oder de» Sieg und dethalb einen neuen Aus schwung unsere« daruiederliegenden Erwerbsleben« verbürgende Verstärkung unserer Wehrkraft. In Wien bat gestern Nachmittag rin Minislerralb statt- «sunden, der sich mit den lirrignissen im böhmischen and tage und den dagegen zu treffenden Maßregeln be schäftigte. Zn gut unterrichteten Kreisen verlautete, eS würden sehr energische Maßnahme» gegen de» junge,echische» Terrorismus in Erwägung gezogen und inan werde i„S besouder; die Frage pruseu, ob gegen Diejenigen, welche in der letzten LandtagSsitzung mehrere Personen insultirten und thätlich bedrohten »ad dem Landtage gehörende« Gut zer störten, eine strasgrrichtlicbe Untersuchung einziileiten sei, beziehentlich ob eine strasgerichlliche Verfolgung der be treffenden Personen mit ihrer Iinmunitäl als Abgeordnete vereinbarlich sei. Weiter verlauletc, die Negierung gedenke, angesichts der Entwickelung der inneren Dinge, nnnnichr ernst lich an die Bildung einer parlamentarischen Mehrheit mit der deutsche» Linken, evenluell auch ohne de» Grase» Hohen wart und seine Freunde, heranzutreten. — Die „Montags- revue" meldet, die deu tschn a ti ona le Studciiteu- schaf t werde, Bezug nehmend auf die bekannten mililairische» Verfügungen betreffs der Nescrvressiciere, erlläreu, daß die deulschnalionale Studenlrnschask sich ihrer palriotijchen Pflichten bewußt sei, dieselbe» belhätigc nnd lediglich in loyaler Weise die nalionale Zusammengehörigkeit der deutsche» Studentenschaft Oesterreichs und Deutschlands pflege und feiere. Diese Erklärung soll vor dem Nector der Wiener Universität abgegeben werden. Die Urheber dieser Erklärung hoffen, daß alle deulschnationalen Hörer der österreichischen Hochschulen sich derselben auschließen werden. In Best hatte man mit banger Sorge der feierlichen Enthüllung de« Ofener Honver-Denk male« entgegen gesehen, dock haben die Befürchtungen sich als unbegründet erwiesen und die Feierlichkeit ist ohne jeden störenden Zwischenfall verlausen. Bei der EnlhüUuiiasseier waren etwa hundert Abgeordnete, darunter brr Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Baufs». anwesend: die amtliche Welt fehlte dagegen gänzlich, vor der Enlhüllungaseier sprach eine Abordnung der achtuadvirrziger Kämpfer beim Minister präsidenten vor, um ihn zu bitten, die Huldigung der altenHonvedS dem Kaiser zu überbringen. vr. Wekcrle sagte die« zu; diese Huldigung werde den Kaiser, der grohe« Wohlwollen für die alten Hvnvedö hege, wohlthucnd berühre». Er ermahnte schließlich die Honvcd», sich nicht in den Dienst der Parteipolitikzu stellen. Mit dein glatten Verlaus der Feier ist eine schwer« Sorg« von der Negierung genommen Inzwischen bat sich der Austritt der sreii iuni gen MlnderbeitauSderUnadhäugigkeitSpartei vollzogen. 26 Abgeordnete, an ihrer Spitze Eötvös, Thaly und Gras Gabriel Karolyi, habe» «ine Kundgebung erlasse», worin sic erkläre», Nalieu und Gesellschaft uiüßteu von der Macht der Kirche befreit werde», damit die verbündeten Bischöfe und Magnaten die Nalieu auf ihrem liberalen Wege nicht aus halte». Die llitterzeichner seien zu der Ueberzeugung gelangt, daß sic nicht aus Parteilaktik die liberale Negierung zu Falle bringe» dürfte», daß man eher dein Liberali-muS Kossulb'S al- t«m de« Herr» Moritz Palffy felgen dürfe, daß mau eher den Fortschritt als die Neacliou anstrebcn und lieber schlechte Parl.'ilaklik »»d guten PalrictiSmuS als daö Gcgcnlheil betrc den inüssc. In Belgien fühlt man sich nicht ganz angenehm durch gewisse französische Vorkehrungen an der belgische» Gre >ze berührt, welche man sich mit dem Entschlüsse der Pariser Kriegsverwaltung erklärt, gegebenenfalls sich mit dein Rechte des Stärkeren über b»e völkerrechtlich garartirie belgische Neutralität hinweg- uud in den, wie eigene für Frankreich geschaffenen und so einladend wie mögli h von Perlt,ewiger» entblößten MaaSbesestigungen sest- zu>etz> >. Seit Enteilt der milderen Jahreszeit nämlick ist längs de« belgisch-französischen Grenzabschnitte« zwischen Stenay, Moutiuedy, vielen und Viller«-devant-Orval eine ungewöhnlich« Bewegung von Truppen nnd Ingenieuren de- merklich. Es handelt sich dabei ui erster Linie um eine ganz 'ereutcnde B-rstärkuirg der in und um Stenay lagernde» sranzösischell Truppcntbeile, um Anlegung groß artiger Eaierlienieiit«, zu deren Koste» die Stadt Stenay au- ihrem Säckel allein niedrere lOOMU FrcS. beisteuert. Der Bau einer Eisenbahnlinie von Stenay nach der Festung Montinet» ist ebenfalls beschlossene Sache und bereits »in Angriff geiioinme». Da- Departement bat sich zur Leistung eines erhebliche» Kostenzuschusse« bereit erklärt Angesichts dieser und ähnlicher Meldungen an- französischen Grenz- districtcn sind die Belgier »ichl ganz mit Unrecht scbr be unruhigt und verlange», der neue Kriegömiiiister solle die Verstärkung des belgische» Heere- lieber heule al- morgen i» die Wege leiten. Am Pfingstsonntag sind in Frankrrtch viele politische Rede», die sämmtlich auf de» bevorstehende» Waklfeldzug abzielten, gehalten worden. Der Premierininister Dupuy und der UniersiaaiSsecretair Dclcassst sprachen in Toulouse, wohin sie sich mit dein Marineniimster Nie»nier zu einem großen Turnerseste begeben batten, der HandelSminister Terrier in Ebüteaudun, der Ackerbauminister viger in Angoulöme, der Senator Gvblet in Bordeaux. Unter diesen Kundgebunaeii sind nur die Dupuy'« »nd Goblel'S bervorzuhcben Der Premier- minister Halle Tags zuvor i» einer beißen Kamme» Sitzung die Verfolgung Band,»'- kiirchgescyt. vielleicht wollte die Mehrheit bei diejei» Beschlüsse mehr »och einen anstößigen Sieg der Socialistc», als eine Niederlage Le« Ministerium« verhüten, aber Dupuy faßte de» Beschluß al« ei» eulschievcneS Vcr- traucnSzcuguiß auf und sprach in Toulouse sehr zuversichtlich von der Zukunft seine» EabiuetS. Politische Tagesscha». * Leipzig, 24. M-i. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht beule im nicht amtliche» Tbeile folgende Kundgebung über die Deckung der durch Annahme der Militairvorlage erforderlich werdenden Kosten: „In der TagcSpressc werden Mittbeilungen verbreitet über die Beschaffung der Deckung für die Aus gaben, welche im NeichShauShalt durch die Annahme der Militairvorlage erwachsen würden. Es soll danach in der Absicht liegen, auf eine Erhöhung der Brausteucr und der BerbrauchSabgabc vom Branntwein zu verzichten und statt dessen eine stärkere Belastung de« Tabak« oder, wie Andere zu wissen meinen, die Einführung eines Branntwein-Monopol- vor- msehen. Daß diese weitere Intcreffenkrrise beunruhigenden Behauptungen nur aus Eomvinationen beruhen und nicht zum geringsten Thcil lediglich der Beunrnbigung wegen erfunden sind, erzieht sich schon au- dem bis herigen Verlauf der Angelegenheit. Die au« einstimmigen Beschlüssen d eS BundeSrathS hcrvorgrgangenen Gesetz entwürfe wegen Erhöhung der Drau- »nd Branntwein steuer und der Stempelabgaben sind im Reichstage »nd in dessen Commission zu eingehender Bcraibung nicht gekommen. Es ist die- bedauerlich, da e- hiermit den verbündeten Regierungen auch an einer Gelegenheit gefehlt hat, den größeren Tlieil der dagegen erhobenen Ein wendungen zu entkräften. Daß an der vorgeschlagenen Art der Deckung von Seiten der verbündeten Regierungen nicht starr festgehalten wird, vielmehr die Bereit willigkeit besteht, auch ander« Möglichkeiten zur Beschaffung der erforderlichen Mittel ru erörtern, sofern solche von der Mehrheit de« Reichstage« zugezogen würden, ist bei den Verhandlungen von der Vertretung de» BundeSrathS zu erkennen gegeben. Bi» jetzt mangelt e« aber, a»ch abgesehen von der Ungewißheit über dir MebrbrttSbiltnng im nächsten Reichstage, an einigermaßen verläßlichen Anzeichen dafür, daß ander« Strnerplänr größere- Entgegenkommen finden würden. E» ist die Pflicht der Reich--Finanzverwaltung, jede ihr gegebene Anregung zu prüfen; bi» jetzt aber haben nur diejenigen Projrctr, welche auf ein« wirksamere Besteuerung de« 8 upu « abzielrn, mit einiger Aussicht aus Erfolg näher in Betracht gezogen werden können." Daß die verbündeten Regierungen auf ihre Vorschläge nicht verzichten mögen, bevor diese vom Reichstag in Be- rathung gezogen und abgelebnt worden sind, ist ganz natür lich. Erst ans dieser Berathung kann sich ergeben, nach welcher anderen Richtung hin eine Verständigung mit der Mehrheit de» künftigen Reichstag- über die DeckungSfrage gesucht werden kann. Für jetzt genügt die Versicherung, daß an den RegicrungSanträgen nicht starr festgehalte» werden soll. Was die Projecte betrisst, die „aus eine wirksame Besteuerung de» „Luxus" abzielen" und dir bereit« „näher in Betracht gezogen" worden sein sollen, lo kann man sich natürlich nicht über sie äußern, bevor man sie kennt, vorläufig ersieht man. daß die von den Gegnern der Militairvorlage über angebliche Monopolprojecte ver breiteten Gerüchte zu den unsaubere» Wahlmanövern geboren, mit denen man auf dieser Seite operirt. Daß der Reichs- Anzeiger" diesen Gerüchten entgegentrilt, kann man im Interesse einer Klärung der Situation nur begrüßen. Nach langen schweren Mühen ist da- Centrum endlich mit seinem Ülahlanfrufe fertig geworden. Er trägt natürlich nur die Unterschriften der oppositionellen Mitglieder. ES ist ein überlange« Schriftstück, mehr eine Denkschrift, al- ein Wahlaufruf, voll geschwollener »nd aufgeblähter Phrasen. Wir werden auf Einzelheiten wohl noch zurückkommen; für Feurllstsn. Lady Sibylle. Roman von L. Schroeder. slachrrink »erkoren. LSI (Fortsetzung) 7. Capitel. Sie waren seit vorgestern in London, hatten, von früh bi» spät berumfahrcnd, sehr viel« Wunder der Niesenstatt in .Augenschein gcucmnien und kein einzige» davon mehr klar im Gedächtniß — Sibylle wenigstens nicht. „WeShald wohl'?" fragt« sie sinnend, während sie, den Kops an ibrr» Gatten Schulter, au« dem Fenster de« sehr eleganten PrivatsalonS, den sie im Westminsler Palast-Hotel bewohnten, in den sinkenden Nebel draußen blickte. „Weißt Tu wa», Richard? Tu selbst bist mir noch ei» allzu große« Wunder. Mein Geist kann die anderen nicht a»faediiie», weil er Dick noch nicht zum hundertsten Tbeile «rsorscht bat." „An einem Wunder herumsorschen", meint« er lächelnd, „ist eine mißlich« Sache. Man ri«kirt, daß e» sich unter der kritischen Loupe in Nicht« auslöst." „Du Dich in Nicht« austösen?" rief sie, seinen reckenhaften äußeren Menschen in ihr lachende« Auge fassend. „Schatz, da» bat keiar Gefahr." .Mer werhl" „Ach, Thorheitl" Sie hob sich aus die Zehenspitzen, einen Kuß aus seine Wange zu hauchen, und wandt« dann den leuchtenden Blick wieder straßenwärt». „Der Nebel nimmt zu", bemerkte sie, „in einer halben Stunde, sollst Du seben, ist der echte Londoner Erbsensuppen- nebel darau« geworren " „DaS sollte mir leid lbun", entgegnete er. .Wirklich?" ries sie im Ton« der Enttäuschung. „Nun, ich meine doch, bei Nacht im loaeiiaunien Erbsen- supptnnebel herumzukutschiren, gehört nicht gerade zu den LebenSsreu-en." „E- ist sogar leben-gefährlich, dc-balb . .. Wäre cS deshalb nicht besser, wir blieben zu Hause, Richard?" „Sibylle!" „Geliebter!" „Wer hat seit Jahren keincn glühendere» Wunsch gekannt, al« Irving den Hamlet spielen zu sehen?" „Ich, Richard." „Nun, und —?" „Und wer gäbe beute Irving. Hamlet, Shakespeare u»V die ganze Welt darum, einen einzigen Abend mit Dir allein zu sein? — Ich. Richard." „In Gottes Namen!" ries er, beiter auslachend. „von solchem Glück laß ich niir ja nicht« träumen. Ich denke. Dein Geist strebt mit sehnsüchtigem verlangen durch den Nebel »ach dem Lyceum-Thealer hin!" „Ach nein, aber — Du bleibst doch auch gern, Richard?" „L, waS mich betrifft, so habe ich für den spintelbeinigen, nianierirlen Gesellen, den Irving, nie etwa« übrig gebabt, und der arme Schelm Hamlet dürfte mir mit seinein Pessi mismus unter den gegenwärtigen Umständen auch wohl schwer lich a»S der Seele sprechen." „DaS trifft sich ja herrlich!" frohlockte sie Weißt D» wa-, Richard? vestellc un» da- Diner hier veraus, während ich mir von Mary ein hübschere« Kteid anziehen lasse!" „Halt!" protestirte er, „da- Kleid ist mir recht!" „Ernstlich?" sraglc sie. „Diele düstere Trauerfarbe?" Sie war sür da« Tbeater gekleidet in eine elegante schwarze Spitzenrvbe, die ihren Nacken und bi« zum Ellbogen auck ibre Arme frei ließ. Ein Brillantster« funkelte in ihr«,» Haar, ein größerer an ihrem Hals«. „Der Schatte» bebt da« Licht", meinte er. „WaS willst Tu damit sagen?" „Daß ich seit einer Viertelstunde» also seitdem ich Dich i» dem Anzug da seb«, nicht müde werde, mir die sinnreichsten Rätbsrl vorzulrgen, zum Beispiel: „WaS ist weißer als «in Lilienkclch?" — Antwort: „Sibylle« Nacken." — „WaS strahlt herrlicher al» Diamanten?" — „Sibylle S Atigen" u s. w" „L, Tu Schmeichler!" lächle sie. „O, Tu Spötter! Weißt Du, was Tu verdienst? Daß ich au« befriedigter Eitelkeit em seierliche« Gelübde ablegt, mich die Zeit meine« Leben« nicht wieder ander- als in der Nabeiitracht zu zeigen. Tbil ich« oder tbil ich « nicht? Ich will Iliir'a einmal überlegen. Einstweilen sei so gul und laß die Speisekarte dringen!" „Die Speisekarte — eine Stunde srüber wie gewölmlich?" »eckte er, während er die Schelle zu ziehe» ging. „Und ich babe mir sage» lassen, daß c» ideale Frauen giebt, die von der Liebe allein schon satt Werke» — in den Flitterwochen wenigstens!" Wie der Wind war sie ibm nachgcsloge», batte ibm eine kleine thrseige gegeben und schnell den Schmerz mit einem Kusse wieder gestillt. „Bösewicht I" lachte sie, „Du weißt recht gut, daß ick das Unvermcitliche möglichst rasch überstandcn wünsche, um zu dem Anderen zu gelangen." „WaS ist da« Andere, wenn ick fragen dars?" „Ern langer — langer Abend." „Und da- Programm de« Abends?" »Mir werden alle Gasflamme» löschen bis aus eine und die recht niedrig schrauben; daraus werten wir das Feuer im Kamin stochern, daß e» eine rosige Glutb im Zimincr giebt und vbantastijch hüpfend« Schatten an der Wand; dann wirst Du Dich in den Großvaterstubl da setzen, ich mich aus rin Scheiiielchen zu Deinen Füßen und endlich —" „Endlich?" „Wirst Tn mir Tein Leben erzählen!" „Dachte ick mir « dock", stöhnte er, „daß aus eine Lhren beichte schließlich Alle« hmau-lausen würde. Nun, sür ta- barmkerzige Halbdunkel, da- D» z» schaffe» gedenkst, bin ick Dir einstweilen dankbar, dahin aber wollen wir nur gleich von vornberein das Programm ändern, daß Du Dich stall meiner in den Großvaterstubl setzest und ich kniend mein schanirolhes Antlitz in Deinem Sckooß berge." „Richard", warnte sie, „Du wirst Dich güligst erinnern, daß ich Dir streng verboten habt, schlecht von meinem Mann zu reden!" „Wenn e« mir nur nicht so verzweifelt schwer würde, den Taugenichts zu respectiren!" Der Eintritt de« Kellner« unterbrach die Neckerei, allein sie ward nach seinem Fortgang lustig sortaellldrt von Beiden halt« ohne allen Zweifel Sibylle den festeren, Ueber die Ministerkrisis in R»» liegen noch kein» ab- ichließeodeo Meldungen vor. dkur so viel steht fest, daß am Sonntag und Montag König Hum berl durch Besprechungen mrt hervorragenden politischen Persönlichkeiten sich über die parlamentari)che Lage im Allgemeinen und die Aussichten der Pension-Vorlage im Senat im Besonderen zu unterrichten suchte. Es wurde dem König von mehreren Seiten an- gerathea, ein Eahinet Zarnadelli zu bilden, dieser weigerte sich jedoch entschieden, da Giotitti dir Kammer- mebrbeit sür sich habe. Giolitti zeigte sich sest entschlossen, aus seiner Entlastung zu beharren, doch war man in den römischen politischen Kreisen von Anfang an überzeugt, daß er sich schließlich zur Beibehaltung de- MiniiterprLsidlum« de stimmen lasten werte, zumal da ein andere« Eadinet im argen wärtigr» Augenblick, wo e« so mancherlei schlimme Dinge abzuwickelu gilt, kaum gesunden werden könnte. Lord Salisbury ist in vrlsast eingetroffeu, um bei der dort vorbereitele» Maffenkundgebuug der Uoionisten mit seiner Beredsamkeit die Widerstandsbewegung zu unterstützen; er wird sich zu dem gleichen Zweck am Freitag nach London- terry begeben. Der außerparlamentarische Feldrug gegen Homerulc, der i» de» letzten Wochen mit beträchtlich ge ringerem Nachdruck geführt worden war, al- vor der Einzel berathung der Vorlage, wird jetzt wieder mehr in Fluß komme». Bezeichnend für die Tonart, welche die Homerule- Gegner dabei anzuschlagen gedenken, ist eine Rede Lord Randolph Churchill -, die dieser vor einige» Tagen in Bolton gehalten hat In überaus feindseliger Weise sprach Churchill gegen die Homerule-Borlage, die er als unver besserlich bezeichne!».'. Die irischen Nationalisten im Unter- Hause »annle er politische Briganlen und Nihilisten, die nur darnach strebten, England mit Schmach zu bedecken. England, das den Großmächten Europa« Widerstand ge leistet und mit einer Handvoll Truppen große Welttheile erobert habe, würde niemal« einwilligen, di« Verwaltung Irlands einer solchen illoyalen Rotte von Briterifcinden zu überliefern. Hemrrule bedeute die Insolvenz Iriand« und würde eine nachtheiligr Wirkung auf den Handel England« auSübrn. In Gemäßheit der Vorlage würde Großbritannien keine Autorität in Irland aurüden können, fall« r» nicht vor bereitet würde, eine Garnison von 80 000 Mann Truppen in Irland zu unterhalte» und nöthigenfall« weitere 50 000 Mann dahin z» entsende». Sobald die Vorlage Gesetzeskraft erhalte, werde »nfehlbar ein Bürgerkrieg in Ulster auSbrrchrn, dessen Ende sich nickt abjeben lasse. Die Urheber der Home- r»lr Vorlage nillßten daher ewiger politischer verdammniß überwiesen werde». Unter den in Rgyptr» wohnenden Engländern bat die beginnende Zurückziehung der englischen Truppen Berlnrnbigung hervorgcriiscn Der Ton der französischen und der arabischen Presse werke, so erfährt die „Times", wieder ein sehr gehäjsiger gegen England, »nd der französische General- consiil sei sogar soweit gegangen, gegen die gesetzliche Ein Mischung des englischen RatbaeberS in gerichtliche Angelegen- heilen Protest zu erheben Dagegen beobachte Ria: Pascha jetzt ein correctcs Berhaltcn gegen die englischen Beamten, nnd der Kbetive kümmere sich anscheinend überhaupt nicht um die Regierung, sondern lebe aus einer Villa bei Alexandrien wie rin großer Landerelmann seinen Neigungen. Deutsches Reith. Lclpztg. 2 t. Mai. Bei dem gemeinsamen Mahle, welche« gestern nach den eingehenden Verhandlungen de« National-liberalen Verein- für daS Königreich Sachsen in Dresden die Tbeilnehiiier vereinigte, wurde ein Huldigungs-Telegramm an Sc. Majestät deu König ernsteren Charakter; daß sie, wen» die Liebe anhielt, bestimmt war. eine» licsgchendrn Einfluß ai» ihren Gatten auSznüben, ließ sich voi au-sohc». Daß aber auck seine Macht über sie nicht gering war, sprang schon jetzt i» die Augen. I» de» wenigen Tagen batte er e« vermocht, ihrem äußeren Wese» seinen Stempel ausjiidrücktn. Keiner von ihren Freunden daheim hätte die sreuiitlichernste, vornehm zurückhaltende, königliche Sibvlle wieder erkannt. Sie plauderte, lackte und sprudelt« a»S einer S.uelle üderniülbiger Laune, dir lies in ihrem Inneren verborge» geschlummert und di« erst er mit seinem heiteren Zauberstabc geweckt Halle, Thorbeiir» »»d Tollheiten hervor »nd batte kan» ivieter beiße, lc>de»ick,alllichc ZärtliclilcitSwalliingc», die immer i» de» Worte» gipfelten: „Du magst sage», wa- Du willst ich liebe Dich bunkert-, tausendmal mehr als Dn mich, aber es ist recht so, es muß und es soll so sein!" Nach beendigtem Diner ward Libnlle'S Programm buch stabengetreu a»-gesiibkt. Man erzeugte da- magische Halb- rniilcl, ina» rückte de» Grcßvatcrstuhl neben de» Kamin. Waltiied» jad sich gezwungen, darin Platz z» »ebme» Sibnllc ließ fick aus ibr Scheiiielchen nieder, stützte den Ellbogen aus sein Knie, da« Kinn in die Hand und sagte, leuchtenden Auge« zu ibin aiisblickend: „Nun sauge an!" Er gehorchte ebne Zöger», allein cr erzählte nicht sein Lebe», sonder» mit heilerer Laune »kbensäkhliche Vorkoinmniste ans seinem Leben. Sie schien da» daiilbarstc Publicum, aber lo ganz befriedigt war sie dock, „icki Die Neugier war ihrer vornehme» Natur fremd, allein den Man», den sie liebte, wollte sie bi« in seine verborgensten Erinnernngc» hinein kennen, und da war besonders eine, die sie interessirle — die an jene fatale Nell» nämlich, die ihn zu cincr Hcnath gezwungen »nd ihn hinterher so namenlos elend gemacht barte, daß er nun nicht einmal rolbblonke Haare mehr leien konnte, weil sie welche gehabt. Was in aller Welt sic ibi» wobl zu Leide gctban babe» mochte, da- abscheuliche Geschöpf? Aller Ehren wertb, wenn er e«. da sie nun im Grabe ruhte, „nhernfenen Obren verschwieg, aber ihr, seiner Sibylle, hätte er e< doch Wohl an- vertrauen dürfen. So "ackte sie. während Waldstedt diesen Gegenstand einfach au« Zartgefühl umging. „Keiner liebenden Frau", sagt« er sich
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