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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189701060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-06
- Monat1897-01
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1897
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Vrtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung Anzeiger. 60. N.VUiSga , mit Postbesörderung 70 —. Ärtttsölatt des Königlichen Land- und Ämlsgerichtes Leipzig, des Nathes und Polizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Annahmeschluk für Anzeigen: Abend »Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen uud Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di» Expedttian zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. s. Mittwoch den 6. Januar 1897. 81. Jahrgang. Deutschland und die Vereinigten Staaten. QL Unmittelbar nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten hat sich eine unerfreuliche Stimmung der Bereinigten Staaten gegen Deutschland gezeigt. Die zur Einführung elangende Tonnensteuer, die beabsichtigten Zollrerschärfunaen ind wabrlich kein Seichen deS Wohlwollens gegen Deutsch land. Aber auch die nordamerikanische Presse zeigt sich auf fallend unfreundlich. Und eben jetzt lischt eine große ameri kanische Zeitung wiederholt den Unsinn auf, daß Deutschland in der kubanischen Frage gegen eine.Einmischung der Bereinigten Staaten protcstiren werde. Das Blatt behauptet sogar, daß der deutsche Kaiser persönlich in diesem Sinne auf die Politik der RelchSrezierung einwirke. Die Thorbeit einer solchen Behauptung liegt aus der Hand, denn die Haltung der deutschen Regierung hat keinen Zweifel daran gelassen, daß sie nicht daran denkt, sich in die cubanischen Angelegenheiten einzumischen, an denen Deutschland ja doch ein recht geringes Interesse hat. Das weiß die amerikanische Regierung natürlich sehr gut, und daS am S-tz der Bundesregierung, in Washington, er scheinende Blatt hätte sich ohne jede Mühe insormiren können. Daran aber schien ihm eben nichts zu liegen; es ver folgte vielmehr den edlen Zweck, seine ohnehin durch die kubanischen Wirrnisse erregten Landsleute gegen Deutschland anfzustacheln. Die unfreundliche Gesinnung gegen Deutschland, die sich so unverhohlen zeigt, ist ungerecht, undankbar und unklug. Ungerecht, weil eine Berechtigung zur Animosität nicht vor liegt. ES ist wahr, daß Deutschland der Einfuhr deS ameri kanischen Fleisches Schwierigkeiten bereitet, die für die ameri kanischen Großbetriebe in Chicago, Cincinnati. rc. sehr unbequem sind. Wenn man aber den Handelsverkehr Deutschlands mit den Bereinigten Staaten im Ganzen Über sicht, so ist doch zu berücksichtigen, daß die Einfuhr aus den Bereinigten Staaten die Ausfuhr nach der nordamerikanischen Republik um mehrere 100 Millionen übersteigt. Deutschland ist also für Amerika ein dankbarerer Abnehmer, als Amerika für Deutschland. Die Haltung der Vereinigten Staaten ist aber auch un dankbar. Deutschland hat eS nie an den Beweisen seiner Sympathie für die große amerikanische Republik fehlen lassen und Deutschlands größter Staatsmann, Fürst BiSmarck, hat eine ganz besondere Herzlichkeit im Verkehr mit seinen amerikanischen Freunden bewiesen, mit denen zusammen er den Gedenktag der amerikanischen UnabbängigkeitSerktärung manches Mal gefeiert hat. In der cubanischen Angelegenheit läßt, wie schon erwähnt, Deutschland am allermeisten den Amerikanern freie Hand, und auch dafür haben sie Anlaß, dankbar zu sein. Deutsche waren es, die in dem großen amerikanischen Secessions- kriege in der vordersten Reihe der nvrdstaatlichen Truppen fochten und den endgiltizen Sieg hcrbeiführcn halfen: Deutsche waren eS, die bei den Wahlen stets gegen die Corruption eintraten, Deutsche, die besonders bei den letzten Wahlen den Sieg Mac Kinley'S ermöglichten und dadurch die Vereinigten Staaten vor einer schweren Erschütterung be wahrten. Wir gehen noch weiter und behaupten, daß die Vereinigten Staaten vielleicht nicht ihre staatliche, Wohl aber ihre sittliche Existenz dem deutschen Elemente verdanken. Man muß nur bedenken, daß der größte Theil der amerikanischen Bevölkerung auS den Nachkommen der in diesem Iahrhunverle eingewanderten Massen besteht. Sind die irischen und polnischen Proletarier, die italienischen Arbeiter, die spanischen Ein wanderer Elemente, die den Staat auf die Höbe der Cultur l eben konnten, oder sind eS nicht vielmehr Hene deutschen Einwanderer, von denen ein erheblicher Theil eine gute, viele eine ausgezeichnete Bildung genossen hatten? Dem Angel- fachsenthum soll gewiß nicht bestritten werden, daß eS durch seine Zähigkeit und Rücksichtslosigkeit den Staat vorwärt« gebracht hat, aber der brutale EgoiSmuS de- Einzelnen, der absolute Materialismus wären zum ausschließlichen Siege elangt, wenn nicht daS deutsche Element wenigstens daS Wenige, wa« sich in den Vereinigten Staaken an Sinn für die Kunst und für die höheren Güter der Menschheit findet, hineingetragen hätte. , Das Verhalten der Bereinigten Staaten ist "ber auch unklug. Wir haben schon erwähnt, in wie hohem Mage Deukschland amerikanische Prodncte anfnimmt. E- 'it bock im Allgemeinen bei klugen G 'sckäktSleuten — und den Rubin, daS zu sein, muß man den Banker- lassen — nickt üblich, einen, wenn wir so sagen dürfen, der besten Kunden vor den Kopf zu stoßen. Die Amerikaner müssen doch wobl daran denken, daß eine schlechte Behandlung Deutschlands nur dazu führen kann, zu den bestimmten, von ihnen unliebjam empfundenen Einfuhrerschwerungen weitere Erschwerungen hinzuzufügen. Auch aus politischen Gründen sollten die Ber einigten Staaten, die vielleicht vor folgenschweren Ent scheidungen stehen, sich gerade jetzt freundschaftlich zu einem Reiche verhalten, dessen Skimine auf dem europäischen Continent gar gewaltig schwer in die Waagschale fällt. Freilich haben die Amerikaner eine besondere Fähigkeit darin, sich in kritischer Lage mit dritten Mächten zu Überwerfen. Wir erinnern nur an die kecke Herausforderung Englands durch die Nordstaaten während deS SecessionSkrieges, als am 19. October 1861 ein nordamerikanisches Kriegsschiff von einem englischen Postschiffe gewaltsam zwei Engländer herunterbolte unv zu Gefangenen machte. In diesem Beispiele liegt vielleicht der Schlüssel zu dem eigentbümlichen Verhalten der Amerikaner. In ihrer ner vösen Erregung und in ihrem übertriebenen Hochmiitbe wollen sie wie damals zeigen, daß es ibnrn gar nicht darauf an kommt, sich mit mehreren Mächten gleichzeitig zu Überwerfen. Wir wollen ihnen ihr hochgesteigertes Selbstgefühl gern gönnen, wir möchten dem amerikanischen Streithans aber rathen, sich lieber einen Anderen, als Deutschland, zu seinen Kraftproben auszusuchen, er könnte sonst doch recht übel dabei fahren. Deutsches Reich. 6. Dresden, 5. Januar. Durch einen zent in Bremen lebenden sächsischen Kaufmann, Herrn Paul, Sohn des vor Jahren verstorbenen Pfarrers Paul in Lorenzkirchen, wird in nächster Zeit in Klein-Popo eine 50000 Bäume um fassende Kaffeeplantage errichtet werden. Die Anlage derselben wird ein seit Jahren in der Oberförsterei Okrilla bei Radeberg thäkiger Bruder deS Genannten, ein tüchtiger Forstmann, leiten. 6. N. Berlin, 5. Januar. Beim Hasenarbeiterstreik erlebt man wieder das alte Schauspiel, daß die Extremen vollständig die Herrschaft an sich gerissen haben und die Führer — in diesem Falle die Herren v. Elm, Molken- buhr, Frohme, Legien — um nicht gänzlich abgetakelt zu werden, ihre früheren Anschauungen über Bord geworfen haben und sich jetzt vollständig im Schlepptau der Extremen bewegen. Ueber 1 Million hat der Streik schon gekostet, unv eS ist bekannt, daß die officielle Socialdemokratie mit dem Partcivorstand Singer, Bebel, Auer, Liebknecht an der Spitze, schon längst den Frieden gemacht hätte, wenn nicht eben die Extremen über Verrath an der Parteisache geschrieen hätten Die seiner Zeit im »Vorwärts" erschienene Notiz, in der auf das Dringendste zum Frieden gerathen wurde, hat das böseste Blut gemacht und den alten Gegensatz zwischen den gewerkschaftlichen Führern, denen sich in diesem Falle sofort die extremen Elemente anschloffen, und den politischen aufs Neue ausleben lassen. Der jetzt durch ganz Deukschland verbreitete Aufruf, in dem zum äußersten Widerstand aufgefordert und in dem den Gewerkschaften empfohlen wird, pro Mann den regelmäßigen Wochenbeitraz von 1 ^ auf 2 .Xl zu erhöhen, um die Streikenden über Wasser zu halten, trägt ausschließlich — soweit die Städte außer Hamburg »nd Altona in Betracht kommen — die Namen der Gewerkschaftsführer. AuS Berlin finden wir darunter den Führer der Bnchdruckerbewszung Döblin, der sonst ja im extremen Lager nicht steht, den bekannten Stein drucker Sillier und den Sattler Sassenbach, einstigen Redacteur deS socialdemokralischen „Akademikers". AuS Hannover bat der seiner Zeit im Berliner Bierboycott bcrvor- getretene Führer der socialdemokralischen Branerbewegung unterschrieben; Sükdcutschland ist durch je eine Unterschrift auS Nürnberg und Stuttgart vertreten. Selbstverständlich ist der Ausruf in den hohlsten Phrasen abgesaßt; es heißt u. A. in demselben: ..Der Kamps mnß gewonnen werden, wenn die Munition für die wackeren Kampfer nicht aus bleibt". Daran ist nun ganz und gar nicht zn denken, daß eS gelingen wird, auf Monate, wie angenommen wird, bis znm März, die „Munition" beranzuschaffen. * Berlin, 5. Januar. Zwölf Jahre sind vergangen, seit dem Deutschland die afrikanischen Colonien erworben bat, und vor länger als sechs Jahren wurde ein Vertrag mit England abgeschlossen, um eine genaue Abgrenzung der Schutzgebiete herbeizuführen. Trotzdem ist noch in keinem von ihnen die örtliche Abgrenzung vollkommen ab geschlossen. Der „Hamb. Corr." schreibt in dieser Be ziehung: In Südwestafrika sind noch zwei Grenz fragen zu erledigen. Nach dem deutsch - englischen Ab kommen vom 1. Juli 1890 wurde die Festsetzung der Süd grenze des britischen Walfischbai-Gebietes der Entscheidung durch einen Schiedsspruch Vorbehalten, falls nicht inner halb zweier Jahre von der Unterzeichnung deS Abkommens an eine Vereinbarung getroffen sei. Im Jahre 1894 wurde cS durch die Forschungen des Majors von Francois klar, daß die rein geographisch festgesetzte Nordgrenze nach dem Sambesi hin nicht aufrecht zu erhalten sei. Wir sollten einen freien Zugang nach dem Sambesi mittels eines Landstreisens erhalten, der an keiner Stelle weniger als 20 englische Meilen breit ist. Von dem Orte Ankara am Okavango sollte die Grenze bis zu den Catima Mololo- Fällen deS Sambesi sich in gerader östlicher Richtung hinziehen. Andara liegt aber thatsächlich weit süd licher, der unS zugesagte Landstreifen bis zum Sambesi würde also wegfallen. Der Vertrag von 1890 bedarf nach dieser Richtung hin deshalb einer Abänderung. Kamerun ist zwar 1893 und 1894 durch Verträge mit England und Frankreich bis zum Tschadsee nach Norden ausgedehnt worden, aber die Nordwestgrenze nach dem englischen Kalabargebiete hin ist noch nicht ganz abgesteckt. Zur örtlichen Feststellung dieser Grenzen trat im Sommer 1895 eine deutsch-englische Commission in Thätigkeit, welche Ende 1895 ihre Auf stellungen den Regierungen in Berlin und London vorlegte. Zu Verhandlungen darüber kam es nicht, da bald Ereignisse in Südafrika eintraten, die eine Erkaltung in die Beziehungen zwischen Deutschland und England brachten. Seitdem wieder holt sich die Erscheinung, daß alle Mitglieder des britischen Ministeriums in öffentlichen Reden Andeutungen auf Deutsch land machen, die in den englischen Zeitungen drastisch ver wertbet werden. Unter solchen Umständen besteht kaum Aussicht, daß jetzt Grenzverhandlungen begonnen werden. — Bei Togo ist sowohl die Oft- wie die Westgrenze noch nicht örtlich festgelegt. Verhandlungen mit Frank reich führten zwar 1893 zur Absendung einer Com mission, welche von der Küste auS die Dahomegrenze nordwärts beging und Untersuchungen anstellte, aber eine Vereinbarung zwischen den Regierungen in Berlin und Paris nicht herbeiführte. Ebenso ist die Grenze nach der englischen GoldkÜstcncolonie noch eine rein geographische und deshalb unbestimmte. England hat sein dortiges Gebiet durch die Einverleibung deS AschantilandeS weiter nach Norden vor geschoben und bat damit unser Togogebiet mehr ein geschlossen. Außerdem hat eS das untere Gebiet von Salaza erreicht und wird unzweifelhaft bei erster Gelcg'.'i heit mit Ansprüchen darauf hervortreten. Die Landstriche von dort bis zum Niger und in dem ganzen Bogen dc» Flusses bilden überhaupt einen besonderen Streitpunct zwischen Deutschland. England und Frankreich, der wahr scheinlick in diesem Jahre zu internationalen Verhandlungen führen wird. Auch in Ostafrika stehen noch Grenzrer Handlungen bevor. Die Nordgrenze ist mit England bis zum Kilimandscharo 1893 festgelegt; noch unbestimmt ist sie von dort bis zum Biktoriasee. Im Süden steht ein ent giltizer Ausgleich mit Portugal über die Grenzen am Rovnma nabe bevor. — Dieser Ueberblick zeigt, wie viele Verträge über Abgrenzungen uns noch bevorstehen. * Berlin, 5. Januar. In der „Berichtigung", die Hei r Normann-Schumann einem Luzerner Blatte gesandt Hai, war gesagt: „Wie bereits aus der am 2. d. Mts vom „Berliner Tageblatt" veröffentlichten Verhandlung des von mir eingeleitrten Procesies contiir Föllmer hervorgedt, war tch über neun Jahre lang osficiell beim königl. Polizeipräsidium als ordentlicher Hilfsarbeiter, zuletzt mit einem Jahrcsgehalt von 4000 angestellt und bearbeitcle als solcher nur allgemeine politische Angelegenheiten. Ich brwire- bcreils 1893 vor einem all boo gebildeten soctalistischen Ab- grordiietcngericht, daß meine amtliche Qualität Jedermann, mit dem ich damals in Berührung kam, durchaus bekannt sein mußt«. Daraufhin verzichtete der „Vorwärts" auch, mich mit sogenannten Vertrauensmännern in einen Topf zu werfen. In Bezug hierauf schreibt der „Vorwärts": „Wir haben hierzu zu bemerken, daß vor einigen Jahren auf Ansuchen Schumann s, den der „Vorwärts" auf Grund vom AuSlande erhaltener Berichte als Lockspitzel brandmarkte, eine Unter redung in der Privatwohnung Liebknecht'S statt fand, bei welcher auf dessen Einladung Singer anwesend war. In dieser Unterredung versuchte Normann-Schumann den Nachweis zu führen, daß seine politisch-polizeiliche Tbätig- keit sich nicht gegen den „Vorwärts" und gegen die Social demokratie gerichtet habe. Von diesen Mittheitungen nahmen die beiden Abgeordneten Kenntniß, ohne ein Urthril über Normann-Schumann zu formuliren. Hierzu lag weder formell ein Grund vor, noch fanden sich unsere Genossen veranlaßt, eine Ansicht über die moralische Qualität des Herrn zn äußern. Die in den letzten Zeilen der „Berichtigung" be hauptete Wirkung jener Unterredung besteht nur in der Phantasie des BerichtigerS." L. Berlin, 5. Januar. (Telegramm.) Zur gestrigen Früstückstasel bei dem Kaiserpaare waren der Oberhofmeisrer der Kaiserin Freiherr v. Mirbach und Gemahlin geladen. Nach dem Frühstück verblieb der Kaiser bis zur Abeodlafel, zu welcher Einladungen nicht ergangen waren, im ArbeitS zimmer nnd arbeitete allein. Heute Vormittag begab er sich nach dem Entenfang und hielt daselbst eine Jagd aus Fasanen ab. — Der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich haben heute früh 8 Uhr die Rückreise nach Ploen angetreten. Tie Prinzen ließen in Berlin einen Kranz auf da« Grab ihres verstorbenen Lehrers v. Frommel niederlegen. (-) Berlin, 5. Januar. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" erklärt die angeblich auS Kiel kommende Blätter- melbung, nach der nunmehr al« feststehend angenommen werden könne, daß das Kaiserpaar im Vorfrühling eine längere Mittelmeerfahrt an Bord der „Hohenzollern" unternehmen werde, als zeder Grundlage entbehrend (Wir hatten von dieser Nachricht bisher feine Notiz genommen. Red. des „L. T.") D Berlin, 5. Januar. (Telegramm.) Der „Post" wird (in Ergänzung schon bekannter Mittheilungrn. Red.) auS Kamerun mitgerheilt, daß drei Häuptlinge, welche dort Unruhen stiften wollten, kurzer Hand vor Gericht gestellt, zu fünfjähriger Verbannung verurtheilt und bereit« nach Togo übergeführt worden feien. ö. Berlin, k. Januar. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." meldet: Die Lalonialabtheilnni de« auswärtigen Die Geschichte und der Inhalt des Gpiphauiasfeftes (6. Januar.). Bon E. Glaser. Nachdruck vrriotrn. Den Beschluß deS kirchlichen WeihnachtSchkluS macht daS Epiphaniasfest (6. Januar), welche« früher al« Geburtstag Christi gefeiert wurde. Die Feier dieses Feste« reicht bis inS zweite Jahrhundert hinauf, während daS Weihnacht-fest erst in der Mitte des vierten Jahrhundert- gefeiert wurde. Man feierte also viel früher den Tauftag Christi, weil einige Seelen, z. B. die BasNidianer (Anhänger de« BasilideS in Alexandrien), der Ansicht huldigten, daß erst durch da« Niederfahren deS heiligen Geiste« bei der Taufe der Mensch (JesuS) zum Gotte geworden sei. Mit dem Epiphanias- feste verknüpfte man noch manche andere Beziehungen, nämlich die Beziehung auf jene drei Magier au- dem Mobrenlandr. Ferner legte man auf dieses Fest die Beziehung auf das erste Wunder Christiru Kanaan, denn dort offenbarte JesuS seine Herrlichkeit. Mtm nannte daher daS EpipbaniaS- sest auch LLtLlvw virtutnm Vowini (daS Geburt-fest der Wunder de- Herrn). Von Augustinus erfahren wir die drei Factoren deS Feste-, In der 134. Rede, die er am EpiphaniaS- fest gehalten, sagt er: „Obwohl, meine geliebten Brüder, über die Feier de- heutigen TageS die Ueberlieferung der Alten verschieden ist, so ist doch der Glaube der heiligen Feier ein und derselbe. Und obwohl Einige achten, daß am heutigen Tage unser Herr JesuS Christus unter der Leitung eine« Sterne« von den Weisen au« dem Morgenlande angebetel worden sei, Andere wiederum behaupten, daß er Wasser in Wein verwandelt Hab«, Einige aber, daß er von Johannes sei aetauft worden, so glaubt man in Allem dem an den Sohn Gotte«, in Allem dem besteht unser« Feier." Di» ersten Spuren de« Epiphaniasfeste« gehören nicht der Kirche zu, sondern der gnostischen Secte der Basi- lidianer. Das Fest galt einer historischen Erinnerung, aber nicht der Geburt, sondern der Taufe Jesu. Dasselbe Fest erscheint dann später in der Kirche, oder vielmehr in einer Anzahl von Kirchen, aber nachweisbar erst am Anfang deS vierten Jahrhunderts. Auch hier gilt die Erinnerung noch der Taufe Jesu, aber nicht ihr allein, sondern es ist zu gleich daS Fest seiner Geburt. Die wichtigsten Zeugnisse dcs Epiphaniasfestes im vierten Jahrhundert gehören der syri schen Kirche an, auch Jerusalem und Cypern. Für die egyptische Kirche verwendet Usener (religionsgeschichtliche Untersuchungen) einen vor einigen Jahren von G. Bickell veröffentlichten PapyruS von Faijum, dieses „älteste liturgische Schriftstück", welche- die gesungenen Antworten de- Chor« auf den Frstvortrag deS Geistlichen enthält: der Inhalt geht auf die Geburt, da- Fest ist aber dennoch daS EpipbaniaSfest, denn auf der Rückseite deS Blattes ist ein Text geschrieben, der die Feier deS Täufers Johannes anzeht, und durch baS übergeschriebene Datum dieselbe als Vorfeier zum Epiphanias- d. b. Tauffest erkennen läßt. Von seiner Heimath Egypten hat sich da« Fest schnell über den Osten verbreitet. In Syrien, Jerusalem, Cypern, in Armenien, in welch letzterem Lande bis auf den heutigen Tag Christi Geburt und Taufe am 6. Januar gefeiert werden, war die Epiphanie im Anfang deS dritten Jahrhunderts all gemein verbreitet. Aber auch im Westen finden wir nach der Zeit de- nicanischen ConcilS die Feier diese- Feste- all gemein eingefübrt. So wurde in Rom da« Fest im Jahre 353 am 6. Januar in der PeterSkirche gefeiert, wie wir dies aus einer Schrift de« Bischofs Ambrosius von Mailand „von den Jungfrauen" wissen. An diesem Tage hatte der römische Bischof LiberiuS de« Ambrosius ältere Schwester Marcelline zur Nonne eingeweiht. In Paris ward eS im Jahre 360 und auf der pyrenäiscken Halbinsel in Spanien und Portugal noch um da« Jahr 380 festlich begangen. Für dir Kirche von Jerusalem liegt unS «in für alle Einzelheiten de« Gotte-dieusteS abaefaßter Bericht, vermuth- lich au« dem Anfang de« vierten Jahrhundert«, vor. An dem Vortage de« Feste«, der Vigilie, zog der Bischof der heiligen Stadt in Begleitung deS ganzen KleruS, der Mönche und zahlreicher Laien nach der sechsten Tagesstunde hinaus nach Betblebem, um dort die nächtliche Andacht und vor Allem die MitternachtSmesse in der GeburtShöble abzu- halten. Ter Festtag erforderte die Thätigkeit des Bischofs in der Hauptstadt. Lange vor Tag wurde der Rückweg an getreten, während die Mönche der kleinen Nachbarstadt unter Absingnng von Hymnen und Wechselgesängen den Gottes dienst bis zum Morgen fortsetzten. Trotz langsamen Schrittes traf der Zug gegen daS Morgengrauen, aber noch vor An bruch des TageS, in Jerusalem em, wo sofort die Auferstehungs kirche ausgesucht wurde, die in ungewöhnlicher Lichterpracht strahlte, und nach Absingung eines Psalms, einem Gebet und den üblichen Segenssprüchen Alle dis aus die Mönche ihre Wohnung zn kurzer Rast aufsuchten, denn früh schon, in der zweiten Tagesstunde (8 Uhr) begann der Gottesdienst, der Alle versammelte in der großen Kirche auf Golgatha. Nack Beendigung desselben zog die Gemeinte unter Hymnengesang zur AuferstehungSkirche, wo in der sechsten Stunde, also um Mittag, Schluß und Entlassung deS Volke« stattfand. Am Abend wurde dann in der zehnten Stunde noch der Lichter- golteSdienst in der AuferstehungSkirche und Kreuzeskirche vor- genommen. Epiphanias und Ostern waren damals die einzigen hohen Feste allgemeinerer Art, welche die Kirche von Jerusalem be ging. Prachtentfaltung und Ordnung des Gottesdienstes waren an beiden gleich. Staunenerregend ist die Prackt und Herrlichkeit, von der in diesen Tagen die drei Hauptkirchen Jerusalems, die große auf Golgatha, die Auferstehung«- und KreuzeSkirche, und nicht minder die über der Geburtshöhle von Helena, der Mutter Constantin'S deS Großen, erbaute Basilika Bethlehems strabltrn. Decken und Vorhänge sind ganz von Seide und mit Gold- streifen verziert, kein anderes Kirchengeräth, al- von Gold und mit Edelsteinen bedeckt, ist vorhanden, eme unermeßliche Füll« Candelaber, Kerzen und Lampen gießen ihr Licht au« in den großartigen, heiligen Bauwerken. Beide Feste, Epiphanias wir Ostern, wurden eine ganze Woche hindurch, unter Fortdauer der gleichen Pracht und Freude, gefeiert, und während dieser Festwoche war für jeden Tag der Gottesdienst an eine bestimmte Kirche gebunden. So hatte denn die Kirche weder im zweiten, noch dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung daran gedacht, für die Geburt des Erlöser« einen Festtag anzusetzeu. Ganz unerwartet kommt eS, wenn unS nun berichtet wird, daß im Jahre 354 in Rom ein neues Christfest a::> 25. December gefeiert wird. Ein Jahr früher wurde d. Heilands Geburt und Taufe »och am Epipbaniastage, a> 6. Januar, festlich begangen, wie wir es vom Bis^i Ambrosius wissen. Hier müssen wir die Frage stellen: W konnte daS Tauffest zum Geburtsfest, wie beides vereinig, und gleichsam als eins gefaßt werden? Die Antwort daran) lautet: Die ältere Vorstellung von der Geburt des Gotte« sohnes ist in der Geschickte der Jordantaufe ausgeprägi, welche längere Zeit vor der GeburtSgeschichte Jesu vorhanden und auf dieser Stufe der einzige Ausdruck für den Ursprung dcs Göttlichen in ihm war; die Taufe ist so nach dem wahren Sinne seine- Wesens seine Geburt. Wie dann später die Erzählung von der jungfräulichen Geburt hinzu kam, als volkSthümlicher AuSdrucf für dieselbe Sache, konnte dieselbe nicht- daran ändern, daß sich der Gedanke der Epiphanie, der Erscheinung der Gottheit, immer noch an die Jordantauf« knüpfte. Während wir jetzt da- Göttliche in Jesu schon in seiner Erzeugung gegeben denken, haben die ersten Christen die Taufe al« den Zeitpunkt dieser Mitthrilung angesehen Man vermuthete früher, daß die Worte der HimmelSstimn,: bei der Taufe ursprünglich nach Psalm 2, 7 gelautet haben: „Du bist mein Sohn, heule habe ich dich gezeugrl", d. l. durch die Taufe sei er zum Sohn GotteS geworden; nachher erst seien sie verändert in der Fassung: „Die- ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe", weil sie in ihrer erst » Gestalt nicht mehr zur Taufe paßten, nachdem man glaubie, daß schon sein erster LebenSanfang aus göttlicher Zeugung beruht habe. Usener hat durch sorgfältige Untersuchungen bewiesen, daß dir Anführungen der Himmelsstirnm» vom zlveiten »it zum
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