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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970203019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897020301
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- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-03
- Monat1897-02
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Amtlicher Theil. Nutz- und Brennholz-Auction. Freitag, de» IS. Februar d. Js., sollen von vormittags - Uhr an aus dem Schlage im Rosenthal, dicht am Nosenthal- herge: 1 Rmtr. Eichen-N 43 « Eichen er « Vuchen- 1 - Ahorn- 8 - Rustern- ca. 55 Abraumhaufen und - 75 Stockhol;hanfen unter den im Termine aushängenden Bedingungen und gegen sasortige Baarzahlung meistbietend an Ort und Stelle ver- kauft werden. Zusammenkunft: vormittags 9 Uhr im Hinteren Rosen thal am Rosenthalberge. Leipzig, am 1. Februar 1897. LeS Raths Aorstde-utation. Nachdem Herr Assessor Reinhard Snackfus; am heutigen Tage als Polizeiassessor bei Unterzeichnetem Polizeioint in Pflicht genommen worden ist, wird dies hierdurch zur öffentlichen Aenntniß gebracht. Leipzig, am 1. Februar 1897. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig, v. R. 160. Bretschneider. Bekanntmachung. Wir machen hierdurch bekannt, daß die für das Jahr 1897 erschienenen Adretzbücher der Städte Augsburg, Berlin, Chemnitz, Dresden, Frankfurt n M., Halle, Hamburg, Magdeburg, München und Potsdam in unserem Meldeamts, Wächterstraße Skr. 5, 1. Etage, Zimmer Sir. 49, ansliegen und dort von Jedermann gegen Erlegung einer Nachschlagegebühr von 25 Pfennigen während der gewöhnlichen Geschästsstunden eingesehen werden können. Leipzig, am 30. Januar 1897. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. O. R. 422. Bretschneider. Hierjcman». Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) 1 goldene Tamen-Brille mit starkem Gestell, am 8. Januar; 2) :t goldene Chemisettknöpfe mit Mechanik und je einem Brillant, am 2. Januar; 3) I Damen-Portemonnaie von blau- und rothgestreifter Seide, mit weißem Bügel und Knöpfchenschluß, enthaltend circa 109 Mark in einfachen und Doppelkronen, am 4. Januar; 4) 1 Ttzd. Handtücher, weibleinen, neu, 19 Stück Hand tücher, gebraucht, weibleinen, Z Damast-Tischtücher, gebraucht, sämmtliche Stücke „1>. 8." gez., und 4 neue Damast-Tischtücher, vom 21. December bis 20. Januar; 5) 1 silberne Anker-Rcmontoiruhr mit Goldrand, Secunde, gelben Zeigern, geriefter Rückseite mit Schildchen und blätterartiger Verzierung, daran 1 Rickelpanzerkette, mit anhängcndem Geschoß, am 31. Januar; 6) 1 Handwagen, braun gestrichen, 4rädrig, mit Leitern und Kastenaufsatz (der Hintere Giebel ungestrichen, eine Stemmleiste an- gcspaltet), am 18. Januar. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 1. Februar 1897. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Aus Fol. 3784 des vormaligen Handelsregisters für die Stadt Leipzig ist heute die Firma Werner L Co. in Leipzig gelöscht worden. Leipzig, den 1. Februar 1897. Königliches Amtsgericht, Abth. Id. Steinberger. Versteigerung. Freitag, am 5. Februar 1897, von vormittags 19 Uhr an, sollen iin gerichtlichen Bersteigerungsraume hier eine Anzahl Möbel, 1 Pianino, 1 Brockhaus' Kvnvers.-Lexikon, 1 Nähmaschine, eine Partie Frauen- und Kinderschuhe,1 Petro leumständer, 1 Eisschrank u. A. m. meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 2. Februar 1897. Der Gerichtsvollzieher beim König!. Amtsgericht. Randel, Akt. Ten 4. Februar d. I-, Nachm. 2 Uhr. sollen in L.-Connewitz. Restauration zur Veteranenhalle 1 Partie Korbwaaren, darunter Reise-, Wäsche-, Hand-, Arbcits-, Blumen- und andere Körbe, 1 Waaren- u. 2 Fachrcgale, 1 Nähmaschine (Singer), 1 Partie Möbel, 1 Pianino, 1 Pserd. 1 Fleischcrwagen, 1 EiSschrank, 17 Hühner u v. a. G. meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 1. Februar 1897. Der Gerichtsvollzieher beim König!. Amtsgerichte. Handtrag, Sekr. Bekanntmachung, die Anmeldung taubstummer Kinder» sowie blinder Kinder betreffend. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme Kinder, sowie blind« Kinder bei dem Eintritt in das schulpflichtige Alter in hierzu bestimmten öffentlichen oder Privatanstalten unterzubringen, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern, hierdurch auf, alle bis jetzt noch nicht angemeldeten, im volksschulpflichtigen Alter stehenden taubstummen, sowie blinden Kinder behufs deren Aufnahme in eine Anstalt spätestens bis zum IS. dieses Monats schriftlich bei uns anzumelden. Leipzig, am 1. Februar 1897. Der Schnlansschns; der Stadt Leipzig. Büttner. Lehnert. Sparcassc Licbcrtwolkwitz. Unter Garantie der Gemeinde. Reserven: 491892 .« 21 Sparverkehr im Januar 1897: 2222 Einzahlungen im Betrage von 216226 39 2824 Rückzahlungen - - - 223 997 ./L 71 Verzinsung der Einlagen mit 2'/-°/o. Expeditionszeit: Montags »nd Donnerstags. Die ZweiggeschästSstclle Stötteritz expedirt jeden Donners tag Nachmittags von 5 bis 7 Uhr und die ZwciggcschäftS- stclle Oelzschau Montags und Donnerstags Vormittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 6 Uhr. Sparcafsen-Verwaltnng. Dhck, Direktor. Sparcasse Paunsdorf. Garantirt von der Gemeinde. Sparverkehr im Januar 1897: 437 Einzahlungen im Betrage von 88 023 44 ^ 92 Rückzahlungen . - - 6 744 - 97 - 118 neue Bücher ausgefertigt, 5 Bücher erloschen. Verzinsung der Einlagen mit drei und sechs Zehntel Proccnt. Expeditionszeit an jedem Werktage von 9—12 Uhr Bor- mittags. Geschäftslocal: G»meindeamt. Telephonverbindung: Amt 1, Nr. 4267. Der Sparcassrn-AuSschutz. Gemeindevorstand Vvlllox, Vorsitzender. Der König in Leipzig. n. -8- Leipzig, 2. Februar. Wie wir erfahren, hat Seine Majestät der König Albert sich sowohl über den Bau und die reiche, vornehme Ausstattung des neuen Concert- saales im städtischen Kaufhause, als auck über die vortreffliche Klangwirkung in dem prächtigen Raume, sowie über die Aufführungen selbst zu den Herren seiner Umgebung wiederholt sehr befriedigt ausgesprochen. Wie bereits im Bericht über die musikalische Ausführung bei der Einweihung des Saales mitgetheilt ist, empfing Herr Oberbürgermeister I)r. Georgi Se. Majestät den König, in dessen Begleitung sich Prinz Albert und die Herren vom königlichen Dienst befanden, an dem nach dem Kupfergäßchen belezenen Eingangsportale; hierauf begaben sich die Herr schaften, geleitet auch von dem Erbauer des Saales und des Kaufhauses, Herrn Stadtbaurath Professor Licht, und dem Decernenten für das städtische Kaufhaus. Herrn Stadtrath Pohlentz, durch den Flur nach dem Aufgange und sodann nach dem im zweiten Obergeschoß belegenen Saale. Auf dem Gange dahin ließ Se. Majestät sich auch Bau und Einrichtung des Kaufhauses selbst erklären. Nach dem Concert unterhielt der König sich längere Zeit u. A. auch mit Herrn Capellmeister Sitt über das in jeder Beziehung befriedigende Concert. Besichtigung der Deutschen Spitzenfabrik in ^eipzig- Lindeuall und der Kuustweberei non Claviez L Co, in Leipzig-Plagwiy. Leipzig, 2. Februar. In dem gestimmten Sachsenlande wird König Albert allezeit als der erhabene Förderer der Industrie und des Gewerbes gepriesen, als der gefeierte Landesherr, dessen Blick auch auf die Wohlfahrt und Förde rung der gerade in unserem engeren Vaterlands so hoch und so blüthereich entwickelten technischen Arbeitsgebiete unaus gesetzt gerichtet ist. Die Besuche, welche Se. Majestät König Albert bei seiner Anwesenheit in unseren Mauern den her vorragenden Stätten der Großindustrie zuwendet, legen in erster Linie das sprechendste Zeuguiß davon ab. Wie in jedem Jahre, in welchem der König zu längerem Aufenthalte in Leipzig weilt, eine Anzahl von Etablissements sich der ganz besonderen Auszeichnung des königlichen Besuches er freuen dürfen, so sind auch diesmal wieder mehrere bedeut same Industrieanlagen und hervorragend geschäftliche Unter nehmungen mit der Anwesenheit Sr. Majestät erfreut worden. Die Textil-Jndustrie machte nach dieser Richtung hin den Anfang. König Albert besuchte in den heutigen Nach- mittagsstunden zunächst die Deutsche Spitz eufab rik, Actien-Gesellschast, in Leipzig-Lindenau, um darauf die Kunstweberei von Claviez ck Co. in Leipzig-Plagwitz in Augenschein zu nehmen. Gegen 2 Uhr traf König Albert in Begleitung des Hof marschalls von Carlowitz-Hartitzsch nnd des Flügel- Adjutanten Major von La risch vor dem Verwaltungs gebäude der Deutschen Spitzen fab rik an der Friedrich- Auguststraße ein, mit Sr. Majestät auch die Herren Kreis- bauptmann von Ehrenstein, Oberbürgermeister vr. Georgi, Polizeidirector Bretschneider. Am Eingang zu den Fabrikanlagen erhob sich eine in malerischer Drapirung reiz voll geschaffene Ehrenpforte, deren von Wappen begrenztes Mittelfeld ein weithin sichtbares „Heil Dir König Heil!" trug. Ringsum aber an den einzelnen Gebäuden der Judnstriestätte selbst zog sich der frischgrüne Schmuck dicht aneinander gereihter Tannen. Se. Majestät der König wurde bei seiner Ankunft von den gesammten Mitgliedern des Auf- sichtsrathes, den Herren Sieskind Sieskind, Generalconsul de Liagre, Friedrich Jay und Gust. Arnhold, auf das Ehrerbietigste begrüßt und nach einem von dem Vorsitzenden Herrn Sieskind Sieskind ausgebrachtem Hoch zunächst nach dem Bureau der Direction geleitet, wo Herr Director Wilhelm F. Bitter die in einem übersicht lichen Arrangement vereinigten Collectionen der Haupt erzeugnisse des Etablissements erläuterte, von jeder Spitzen gattung die beliebtesten und gangbarsten Muster. In den verschiedenen Gattungen von Spitzen, welche das Etablisse ment fabricirt, besitzt das letztere gegenwärtig rund 1500 verschiedene Muster. Solche Muster aller Genres wurden seit Besteben der Fabrik an 3000 hcrausgebracbt. Die Deutsche Spitzenfabrik erzeugt auf mechanischem Wege die sogenannten englischen Spitzen, unter anderen imitirte Valen- ciennes, Malteser, Torchons, Spachtel, spanische Blonde, seidene Guipures und ShawlS. Wohl besteht die Spitzen- Jndustrie in England schon seit hundert Jahren, aber erst im Jahre 1883 fand sie in Deutschland Eingang. Und Lindenau war es wieder, dem die Ehre gebührt, die Wiege dieser mächtig emporgewachsenen Industrie zu sein, die nun mehr auch in Dresden, im Vogtland und in Westfalen ihre Productionsstätten aufzuweisen hat. Der Rundgang Sr. Majestät des Königs richtete sich nun nach deni umfangreichen Fabrikgebäude selbst. Hier übernahm der technische Director des Etablissements Herr L. S. Dvughty die Führung. Mit sichtlichem Interesse folgte König Albert dem technischen Getriebe und der Arbeit der hier aufgestellten zweiundzwanzig Stühle, deren jeder ein Kunstwerk auf dem Gebiete der Maschinen technik bedeutet. Müssen doch in einem solchen Stuhl allein über 10 000 Fäden auf einmal arbeiten, ab gesehen von dem complicirten Mechanismus der dazu gehörigen Jacquard-Maschine. Angesichts dieser ungemein peinlich und exact zu handhabenden Apparate dieses Zweiges der Webindustrie und der außerordentlich mühevollen Vor arbeiten, wie Spulen nnd Schweifen der Garne, Entwerfen der Muster, Lochen der Jacquardkarten, darf die Spitzen- Fabrikation gewiß als eine der schwierigsten auf dem Gebiete der Weberei bezeichnet werden. Vor den Augen Sr. Majestät wurde aus einer Maschine ein eigens für die bedeutungsvolle Stunde deS KönigSbesucbS vorbereitetes Muster hergestellt: DaS Einweben des könig lichen Namenszuges mit der Krone darüber und Lorbeer- tzscheite II. Classt, vrennscheite. zweigen darunter aus feinem Valencienne - Tüll. Im ersten Stockwerk war die Spulerei und Schweiferei in vollem Betrieb und in dem Stockwerk darüber die Confection, in welcher die Erzeugnisse des Etablissements für den Verkauf fertiggestellt, etikettirt und aufgeschlagen werden. Von hier aus gehen die deutschen Spitzen nach aller Herren Länder, soweit sich das Absatzgebiet dieser hochangesehenen Pro- ductionSstätte erstreckt, nach Oesterreich, Belgien, Holland, Skandinavien, Rußland und nach der Schweiz. Selbstver ständlich zählt Deutschland selbst zu den Hauptconsumenten. Nachdem König Albert die einzelnen technischen Betriebe durchschritten und sie eingehend besichtigt hatte, nahm Seine Majestät noch die im Bureau auSgelegten Pläne für eine von der deutschen Spitzenfabrik in Asch in Böhmen zu errichtende Neuanlage kurze Zeit in Augenschein, um hierauf die Weilerfahrt nach Leipzig-Plagwitz anzutreten. Inzwischen hatte auf dem Hofe die gesammte, ungefähr 300 Köpfe umfassende Arbeiterschaft im Halbkreis Ausstellung genommen, die auf ein bei der Abfahrt Sr. Majestät von Herrn Director W. Bitter auf König Albert ausgebrachtes Hoch begeistert einstimmte. — In der Kunstweberei Claviez <L Co. in Leipzig- Plagwitz, zu welcher sich Se. Majestät hierauf begab, voll zieht sich die bewunderungswürdige Verwerthung epoche machender neuer Erfindungen auf dem Gebiete der Textil industrie, erhebt sich die Knnstweberei zu staunenswerthen, bisher noch ungekannten Leistungen. Wie mit einem Zauber schlage ist das Etablissement selbst auf Leipziger Boden emporgewachsen. Erst im April vorigen Jahres wurde der Grundstein gelegt und schon im September stand die Fabrik zum Betriebe bereit. Heute präsentirt sie sich im Aeußeren als ein schmucker, vornehmer Bau, im Innern als ein technisch tadellos eingerichtetes Getriebe, dem eine imponirende Zahl mächtiger Webstühle als Seele deS Ganzen dient. Im Vestibül deS Geschäftshauses hatten sich zur ehr furchtsvollen Begrüßung deS Königs die Mitglieder des Aufsichtsrathes der Gesellschaft, die Herren Ed. Stöhr- Lcipzig, Commerzienrath Favreau-Leipzig, Georg Hirsch- Gera, Paul Arn Hold-Greiz und Rechtsanwalt Penzig nebst dem Chef der Firma, Herrn Emil Claviez, und einem Theil der Herren der Bureaux aufgestellt. König Albert, von dem Vorsitzenden des Aufsichtsrathes, Herrn Ed. Stöbr, mit einer der Ehre des hohen Besuches gedenkenden An sprache ans das Freudigste bewillkommnet, nahm von Herrn Kreishauptmann von Ehrenstein die Vorstellung des Herrn Emil Claviez entgegen und begab sich hierauf unter ressen Führung nach den umfangreichen, 3000 «zm umfassenden Shedbauten, nach großen, lichtdurchströmten Websälen, in denen die durch eine große Reihe von Patenten geschützten Fabrikate der Knnstweberei Claviez L Co., Erzeugnisse von wunder- ,arer Vielseitigkeit, von malerischer Farbenpracht und einem Mnsterreichthum ohnegleichen, ihre Entstehung finden, zugleich in einer ganz erstaunlichen Schnelligkeit der Herstellung. Zunächst nahm Se. Majestät die Fabrikation von ein- achen Plüschen in Augenschein, dann die von Doppelplüschen und Doppelteppichen, welche durch eine Menge Patente dem Erfinder dieses Verfahrens, Herrn Emil Claviez, geschützt ist, und ferner jenen interessanten Zweig des Betriebes, in welchem Gespinnste aus Holzfasern, ein gleichfalls patentirtes Verfahren, hergestellt werden. Nach der Be sichtigung des Spinnsaales, wo aus anfänglich ziemlich breiten Holzbändcrn nach und nach dünne gedrehte Holz fällen hervorgehen, die, auf Spulen gezogen, zun. Weben bereit sind, wurde von Sr. Majestät der Websaal für Holzgespinnste in Augenschein genommen. Aus ihm ging unter Anderem ein dem Drillichstoff ähnliches, auS 80 Procent Holzschuß und 20 Procent Baumwollkette bestehendes Gewebe hervor, dessen Verwendbarkeit als schmucke weiße Sommeruniform vor den Augen Sr. Majestät ein ehemaliger Soldat günstig zu bestätigen wußte. Auch die großen weißgrünen Flaggen auf dem Fabrikgebäude, die mächtigen Draperien im Ausstellungssaale bestanden aus solchen Holzgespinnsten. Großes Interesse des Königs erweckte die in Verbindung mit der Gespinnstweberei stehende, höchst ingeniös construirte Wechsellade zum automatischen Wechseln von Schützen nach Ablaufen der in Arbeit befindlichen Spulen. Von den Websälen begab sich König Albert nach den Appreturräumen und hierauf, die Contore durchschreitend, nach dem großen Atelier des Etablissements, der künstlerischen Werkstatt des Hauses, aus welcher neue Ideen sich zu neuen Mustern verwirklichen, neue Farbeneffecte und Formen gestaltungen hervorgehen. Zwanzig Künstler saßen an den Staffeleien. Von fünfzehn ging jene reizende Ausstellung von Zeichnungen für Teppich- und Möbelbezüge hervor, die durch eine von Herrn Emil Claviez ausgeschriebene Concurrenz hervorgerusen worden war, und die ganz besonders die Auf merksamkeit Sr. Majestät auf sich zog, wie auch die Aus stellung selbst, die in sich eine entzückende Zusammenstellung von Erzeugnissen der Knnstweberei, in Teppichen, Möbel bezügen, DecorationSstoffcn, ausgenommen hatte. Hier wurde auch Sr. Majestät von Herrn Emil Claviez ein herrlicher Stuhl überreicht, dessen Rücklehne das in Plüsch kunstvoll gewebte sächsische Wappen und dessen Sitz lorbeerumzogene Schwerter trug. Bon hier aus verabschiedete sich Se. Majestät. Den Dank für die dem Etablissement gewordene hohe Ehre wußte Herr Emil Claviez in ein auf König Albert ausgebrachtes Hoch zu kleiden, in welches die aus dem Hofraum aufgestellte ge lammte, 300 Köpfe zählende Arbeiterschaft begeistert ein stimmte. Unter den Klängen der Sachsenhymne verließ König Albert mit seiner Begleitung die Kunstweberei Clavrez L Co. —m. -8- Leipzig, 2. Februar. Eine hochansehnliche glänzende Versammlung von Damen und Herren unserer ersten Gesell schaftskreise wohnte heute der Soiröe bei Sr. Excellenz dem General der Infanterie von Hodenberg bei. Bald nach 9 Uhr traf Se. Majestät der König Albert, begleitet von den Herren vom königlichen Dienst, in der Wohnung des FestgebcrS, Schulstraße 12, ein, an deren Ein gänge General von Hodenberg den Monarchen begrüßte und ihn sodann nach den Festräumen geleitete. Auch Se. königl. Hoheit der Prinz Albert nahm an der Soiröe, in deren Verlaufe reiche künstlerische Vorträge geboten wurden, Theil. Jnsaesammt waren 120 Einladungen ergangen. Bald nach 11 Uhr kehrte König Albert wieder nach dem königl. Palais zurück. Königreich Sachsen. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Die Ergebnisse der Zählung leerstehender Wohnungen in der Stadt Leipzig am l. No vember 1896. — Die Persönlichkeit Wilhelm 1. lVortrag im Kauf- inännijchen Verein). — Polhtecknische Gesellschaft (Vortragsabende — Christlicher Verein junger Männer (Vortrag). — Ausstellung zu Leipzig 1897. — Dauernde Gewerbe-AuSstelliing im Jahre 1897 (111 — Verein Thalia. — Conservativer Verein «Monatsversaniinlung). — Leipziger Verein zur Hebung der Sittlichkeit (Hauptversamm lung). — Hausbesitzer-Verein Süd-Ost Leipzig (Generalversammlung^. * Leipzig, 2. Februar. Am vergangenen Sonnabend ha! auf dem hiesigen Magdeburger Bahnhofe eine Conferenz zwischen Vertretern der königl. Eisenbahn-Direc tion Halle und Magdeburg und der hiesigen Handelskammer, sowie der Leipziger Ausstellungen Direction stattgefunden. Gegenstand der Verhandlung waren die zumeist langen Wartezeiten in Halle, denen die Reisenden in der Richtung von und nach Leipzig ausgesetzl sind, wenn sie die Linie Halle—Nordhausen—Cassel benutzen wollen. Man hat für die nächste Fahrplanperiode wesent liche Verkürzung des Aufenthalts in Halle bei verschiedenen Zügen, zumal bei den Durchgangszügen Berlin—Halle— Nordhansen—Eichenberg—Bebra—Frankfurt in Aussicht gc nommen, auch sollen die schon im vorigen Sommer de standenen Sonntagszüge Halle—Roßla—Nordhauseu in der nächsten Fahrplanperiode bereits von Halle aus durchqeführl werken. Ferner wird beabsichtigt, Sonderzüge mit ermäßigte.: Preisen aus Anlaß der Ausstellung nach Leipzig verkehren zu lassen. Das Entgegenkommen der königl. Eisenvahn-Directicu Halle wurde allseitig anerkannt. * Leipzig, 2. Februar. Die nächste Sitzung deS sächsischen Eisenbahn rathes findet Donnerstag den 4. Februar d. I. in Dresden statt. In den sächsischen Eisenbahnrath sind süc die neue Wahlperiode folgende Herren gewählt worden: Commerzienrath Hänsel in Pirna (Stellvertreter Commerzien ralh Collenbusch in Dresden), Handelskammer-Vorsitzender Philipp in Chemnitz (Stellvertreter Stadtrath Gaitzsch in Chemnitz), Kaufmann Schnöckel in Plauen i. V. (Stell Vertreter Commerzienrath Rostosky in Niederschlema). Commerzienrath Preibisch in Reichenau (Stellvertreter Fabrik besitzer Hempel in Pulsnitz), Kaufmann Eggert in Leipzig (Stellvertreter Handelskammer - Secretair vr. Gensel in Leipzig), Schlosserobermeister Oehler in Leipzig (Stellvertreter inzwischen verstorben), Rittergutsbesitzer Andrae auf Brauns dorf bei Tharandt (Stellvertreter Rittergutsbesitzer Bahr mann auf Tauscha bei Radeburg), Geh. Oekonomierath Uhlemann in Görlitz bei Mügeln (Stellvertreter Ritterguts besitzer vr. v. Wächter auf Röcknitz bei Wurzen), Ritterguts besitzer Wecke auf Wiesa bei Annaberg (Stellvertreter Oekonomierath Schubert auf Euba bei Niederwiesa), Ritter gutsbesitzer Oekonomierath Hähnel auf Kuppritz bei Pommritz (Stellvertreter Ortsrichter und Kretschambesitzer Korselt in Mittelherwigsdorf bei Zittau), Rittergutsbesitzer Mühlmann auf Lauterbach bei Oelsnitz i. V. (StellvertreterRittergutsbesitzcr Kasten auf Rosenberg bei Weischlitz), Staatsrath v. Borrries in Altenburg (Stellvertreter Commerzienrath Schmidt in Alten burg), Oberreaierungsrath v. Meding in Greiz (Stellvertreter Regierungs-Assessor Cammau in Greiz), Handelskammer- Präsident Commerzienrath Weber in Gera (Stellvertreter Kaufmann Völkel in Gera), Geh. Forstrath Prof. vr. Neu meister in Tharandt (Stellvertreter Oberforstmeister von Lindenau in Auerbach), Bergwerksdirector Bergrath Scheibner in Lugau (Stellvertreter Technischer Director Bergrath Berg in Zwickau), Geh. Bergrath Merbach in Freiberg (Stell vertreter Director Stark in Chemnitz), Bergrath EhrhckkN in Cainsdorf (Stellvertreter Commerzienrath Keller in Dresden), Handels- und Gewerbekammer-Vorsitzender Geb. Commerzienrath Georgi in Mylau (Stellvertreter inzwischen verstorben), Geh. Commerzienrath Niethammer in Kriebstein (Stellvertreter Director Schwanzara in Bautzen). (L. Z.) * Leipzig, 2. Februar. Sonnabend, den 6. Februar, Vormittags 9 Uhr findet im Verhandlungssaale der königl. Amtshauptmannschaft öffentliche Sitzung des Bezirke Ausschusses statt. Gegenstände der Berathung werden verschiedene Gemeinde- und Wegebausachen, Dispensationen in Dismembrationsangelegenheiten und gewerbliche Anlagen, ferner auch allgemeine Bezirksangelegenheiten biLden. * Leipzig, 2. Februar. Für die ältesten noch lebenden ehemaligen Nicolaitaner dürste der Hinweis von Interesse sein, daß der am 30. Januar d. I. hier in hohem Alter ver storbene Professor Hermann Theodor Kühne in den Jahren 1838—40 zweiter Mathematikus an der Nicolaischnle gewesen ist. Er war am 3. April 1817 in Waüichen bei Erfurt als Sohn eines Gutsbesitzers geboren, besuchte von 1829 an die Gymnasien in Weimar und Nordhausen, bezog Michaelis 1834 die Universität Leipzig, um Mathematik und Philosophie zu studiren und promovirte am 1. März 1868 zum vr. zivil. Am 25. April desselben Jahres wurde er als Vertreter, vom 1. September an als Nachfolger des zweiten Malhematiklehrers, des späteren Geh. Regierungsrathes Julius Ambrosius Hülße in Dresden, an der Nicolaischnle angestellt. Ostern 1840 ging er als Lehrer der Mathematik und Physik ans Gymnasium rllustre nach Gotha, war daneben bis Ende 1861 zugleich Lehrer der Mathematik am Schullehrer- seminar, fungirte auch eine Zeit lang als Inspektor der Gewerbe schulen des Hcrzogthums und wurde im Januar 1855 zun: Professor ernannt. Außerdem war er seit 1850 Abgeordneter und später Vicepräsidenl des Gothaischen, sowie des Cobnrg- Golhaischen Landtages, wurde 1854 zum Bürgermeister von Gotha gewählt, ohne die herzogliche Bestätigung zu erhalten, und amtirte seitdem als Stadtverordneter und Stabtver- ordnetenvorsteher. Wegen seiner Thätigkeit als Abgeordneter der Ständekammern war er von 1861—66 beurlaubt und wurde wegen Differenzen mit dem Herzoge eben in Bezug ans seine Thätigkeit als Landtagsmitglied am 1. Juni lbnii zur Disposition gestellt. Seit dieser Zeit lebte er wieder in Leipzig, wo er von 1870—1874 die Saski'sche Zeitschrift für das Versicherungswesen redigirte und später selbst eine Ver sicherungszeitung herauSgab, die aber nur kurze Zeit bestand. Auch bekleidete er einige Zeit eine Stellung bei einer in zwischen aufgelösten Leipziger Unfallversicherungsanstalt und war auch sonst noch im Assecuranzfach literarisch thätig. Von seinen damaligen Collegen an der Nicolaischule lebt jetzt nur der Oberschulrath Professor vr. Kreußler, der en,. Rector deS Bautzner Gymnasiums, noch; er steht im 84. LebenSjabre. Er hat der Schule 20 Jahre, von 1837 bis 1857, angehört. Am 1. Februar vollendeten sich fünfundzwanzig Jahre, seitdem Herr Theodor Wilhelm Grotewahl, Messerschmiedemeister und Verfertiger chirurgischer Instrumente, ÜSUWM-Vkl'ilSUl Vvmaä Ämu
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