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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970421022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-21
- Monat1897-04
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MW W LchM Ägebllitt mi> AiWkk ßir. UI, M«lh, A. April M. (MAAMck.) Königreich Sachsen. ick. Leipzis, 21. April. Der Gesanimtaufwand für den vom Rathe gep^nten Bau einer Heil- und Bersorg aastalt in Dösen nebst Genesungsheim und Siechenanstalt soll sich, wie schon berichtet, auf 3 462 595 -E stellen. Hier von würden zu Lasten der Stadt (Heil- und Versorg- anstatt, sowie Genesungsheim) 2 413 000 -6 entfallen, dagegen zu Lasten des IohanniShoSpitals (Siechen anstalt) 1 049 595 Da nun die Stadtgeineinde vom ZohanniShoSpital das jetzige SiechenhauS käuflich erwerben will, um es dauernd zu KrankenhauSzwecke» zu verwenden, so würden noch 1 117 492 an das IobanniShoSpital zu zahle,, sein, wozu weitere 50 000 an Einrichtungskosten hinzutreten. Der Gesammtbetrag zu Lasten der Stadt stellt sich somit auf 3 580 492 -L * Leipzig, 21. April. Von Sr. Majestät dem Könige sind dem Gütercassirer Reichelt bei der Güterverwaltung des hiesigen Dresdner Bahnhofes das „Verdienstkreuz", dem Portier W i e p r e ch t und dem Weichenwärter I. El. Friedrich bei der Stationsverwaltung des Dresdner Bahnhofes sowie dem Weichenwärter II. Cl. Eckl auf dem Uebergabebahnhofe das „Allgemeine Ehrenzeichen" verliehen worden. Diese Decorationen sind heute den vorgenannten Beamten durch Herrn Betriebsdirektor Dannenfelßer mit Ausdruck der An erkennung für langjährige ersprießliche Dienste bei der königl. sächs. StaatSeisenbahnverwaltung auSgchändigt worden. 6. Leipzig, 21. April. Der bisher beim hiesigen könig lichen Landgericht tbätig gewesene Referendar Herr vi. Gustav Heinrich Alexander Arndt ist zum Assessor und HilfSrichter ernannt worden. Herr Assessor Günther ist als HilfSrichter dem hiesigen königlichen Amtsgericht zu- getheilt worden. H Leipzig, 21. April. Gestern Abend hielt die Schuh- macherinnnng Hierselbst ihre zweite Ouartalver- sammlung in diesem Jahre ab, die von Herrn Ober meister Dietering mit Worten der Begrüßung eröffnet wurde und der die Ehrenmeister der Innung, Herren Gühn und Bühne rt beiwohnten. Ausgeschrieben wurden fünf Lehrlinge, die der Obermeister ermahnte, auch im ferneren Leben treu zum Gewerbe zu halten, und die er dann zu Gesellen sprach. Nur 2 Lehrlinge wurden eingeschrieben. Nach dem Bortrag der Znnungsrechnungen theilten die Revisoren mit, daß sie die rechnerischen Unterlagen in Ordnung befunden haben, worauf die Versammlung den Cassirer bez. ZnnungSvorstand entlastete. Hierauf wurde über das Iung- meisterlegat der Innung berichtet, dessen Zinsen die Innung an alte Meister und Wittwen zu vcrtheilen beschlossen hatte, wozu noch die Genehmigung der höheren Behörde einzuholen ist. — An den Berathungen des Deutschen Handwerkertages, der bekanntlich anstatt in Leipzig, wie Anfangs geplant war, im Mai in Berlin abgehalteu wird, beschloß die Innung, sich nach Lage der Verhältnisse nicht zu betheiligen. — Die Einrichtungen des Gesellen- und HerbergSwcsenS der Innung sind fleißig benutzt worden, namentlich hat der Arbeits nachweis eine rege Betheiligung erfahren. Das Früh- brot'sche Legat der Innung, daö auf dem von der Innung verlausten Hause im Schuhmachergäßchen hypothekarisch ein getragen war, soll anderweit mündelsicher verliehen werden. Ausgenommen in die Innung wurden 5 neue Mitglieder. Von den satzungsgemäß ausscheidenden Vorstandsmitgliedern wurden der Obermeister, der Schriftführer und der Beisitzer wiedergewählt. An Stelle des freiwillig ausscheidenden CassirerS wurde Herr Salzer gewählt. — Schließlich gab der Vorsitzende bekannt, daß die Collectivausstellung der Innung auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Ge- werbeausstellnng sehr umfangreich und anschaulich zu werden verspricht. Die Ausstellungsgegenstände werden von morgen Donnerstag ab eingeliefert. — Der Evangelische Arbeiter-Verein, Gruppe „Alt- Leipzig", hält zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät König Albert's Donnerstag, den 22. April er., Abends '/z9Uhr im Saale des Vereins für Vvlkswohl, Löhrfiraße 7, einen Familien- Abend ab, welcher ein der Feier würdiger zu werden verspricht. Die Festrede wird Herr Diakonus Fritzfche von St. Matthäi halten. Herr MusikiiistitutS-Director Otto Prager hat Clavier- vorträge freundtichst zugefagt, und Herr Hofpianofortefabrikant Jul. Fenrich einen Flügel gütigst zur Verfügung gestellt. Gesangs vorträge unter Leitung dcS Herrn Georg Hering und Decla- inationen werden zum weiteren Gelingen der Feier noch beitragen. Der Eintritt ist frei, und Gäste sind willkommen. — Wir werden gebeten, unserem Berichte über die Einweihung deS Vr.-Heine-Denkmals nachzutragen, daß auch vom Leipziger Ruderclub ein Kranz an dem Denkmal niedergelegt worden ist. 2 Leipzig, 21. April. Vermißt wird seit 19. d. M. das 1877 zu GröberS bei Halle geborene Dienstmädchen Anna Köchlin aus der in der Humboldtstraße gelegenen Wohnung seiner Herrschaft. Das Mädchen hat sich unter Umständen entfernt, die nicht ausgeschlossen erscheinen lassen, daß eS sich ein Leid angethan hat. Sie ist mittelgroß, unter setzt, hat dunkelbraunes Haar, schwarze Augen, rundes Gesicht und vollständige Zähne. Sie hat ber ihrem Weggange u. A. grünes Kleid, die Taille mit schwarzem Sammetbesatz, getragen. —* Dem Inhaber einer Restauration in der Blücherstraße wurden kürzlich zwei Kiste» Cigarren L 500 Stück gestohlen, ohne daß man dem Diebe auf die Spur kommen konnte. Neuerdings wurde derselbe in dem aus Niederholzhausen gebürtigen, 17 Jahre alten früheren Hausdiener deS Bestohlenen ermittelt. Eine Kiste Cigarren, die vom Diebe versteckt worden war, konnte wieder zur Stelle ge schafft werden. —* Infolge verkehrten Abspringens von einem im Gange befindliche» Straßenbahnwagen kam gestern Nachmittag eine hiesige CassrnbotenSehefrau zu Falle und verstauchte sich dabei den rechten Oberschenkel. Sie wurde mittels Droschke nach ihrer Wohnung gebracht. — In der Ausstellungshalle fiel gestern Abend einem daselbst beschäftigten Arbeiter ein 5—6 Centner schwerer eiserner Rost beim Transport auf den rechten Fuß. Ter Arbeiter kam mit einer Quetschung davon. —* Wegen Verdachts, sich eines Verbrechens gegen 8 176, 3 deS R.-St.-G.-B- schuldig gemacht zu haben, wurde gestern ein 31 Jahre alter Eisenbahnschaffner auS Waldheim in Haft genommen. ** Wurzen, 20. April. Der für das laufende Jahr im städtischen Haushalt aufrubringende Fehlbetrag stellt sich auf 198 294 Dieser Betrag soll gedeckt werden durch die Erhebung einer 250procentigen Einkommensteuer, ferner durch Erhebung von 18 pro Gebäudesteuereinheit und 12 pro Einheit liegender Grundstücke. — Die seit dem 1. Januar 1897 in Kraft getretene Bier st euer hat im ersten Viertel fahr einen Ertrag von 2810,83 ergeben. Der Der brauch an Bier stellte sich für diese Zeit auf 479460 Liter, nämlich 76 380 Liter einfache- Bier und 403 080 Liter Bayerisch- und Lagerbier, sowie Gose. Pro Tag wurden also in unserer Stadt 5327 Liter Bier getrunken, bez. pro Kopf der Bevölkerung (etwa 16 000 Einwohner) Vs Liter. — Lschatz, 19. April. Mit ausgeschnittenem Halse wurde am Sonnabend Vormittag der Federviehhändler Mühle aus Zschöllau auf der Straße von Torgau nach Dahlen in der Nähe deS weißen Hauses ausgesunden. Da» ilnn gehörige Hundegeschirr stand etwa hundert Meter vom Thatort entfernt. Von hier aus begab sich sofort eine Ge richtScommission behufs Feststellung deS ThatbestandeS nach jener Stelle. * Ueithai», 20. April. Auf was für absonderliche Ver gnügungen die liebe Straßenjugenv zuweilen verfällt, konnte man nach einer Meldung deS „Wochenblatts" hier beobachten. Wahrscheinlich in der Meinung, daß die Militairreithäuser nach Abzug der Garnison nun nicht mehr gebraucht werden, machte sich eine Anzahl Jungen daran, nicht weniger denn 76 Fensterscheiben in den Gebäuden einzuwerfen. Die Eltern der betreffenden Kinder werden natürlich für den Schaden aufzukommen haben. — Mylau, 20. April. Ein Deserteur vom Chem nitzer Regiment wurde am vergangenen Freitag hier aufgegriffcn und in Haft genommen. Bein, Transport desselben nach Reichenbach in das dasige AmtSgerichtSgefängniß entsprang derselbe am Sonnabend Nachmittag kurz vor der genannten Stadt dem ihn begleitenden Polizeibeamten und ergriff unter Zurücklassung der Pickelhaube, sowie eines Packetchens die Flucht. Auch ist bis heute der Soldat nicht wieder zu erlangen gewesen. — Tchcllenberg, 19. April. Im benachbarten Erd- mannSdorf wurde eine Wittwe beerdigt, die das seltene Alter von 94 Jahren und 13 Tagen erreicht hatte: die Wittwe Eleonore Schmidt. Die Frau ist in demselben Hause, in dem sie geboren ward, auch erzogen worden und hat bis zu ihrem Tode darin gewohnt. — Bäreustciu, 20. April. Der in Weipert-Bärenstein, sowie Umgegend allgemein geachtete und bekannte gräfliche Reviersörster Herr Will). Lorenz aus Weipert fand heule Vormittag ein schreckliches Ende. Als er mit seinem Geschirr in vollem Paradeanzug die Schmiedebcrger Straße entlang fuhr, um an der Weihe der neuen Bürgerschule theilzunehnien, wurden plötzlich die Pferde scheu und rasten mit dem Wagen die Straße entlang. Am Hause des Herrn Bäcker Schwab an der Karlsbader Straße prallte der Wagen an ; durch die Wuckt des Anstoßes wurden sämmtliche In sassen herausgeschleudert und Herr Lorenz fiel so unglücklich, daß ihm der Hinterkopf vollständig zertrümmert wurde und er auf der Stelle todt liegen blieb, während seine Tochter und der Kutscher mit Armbrüchen davongekommen sind. 1t Aalkenstein, 20. April. Vom LandeSconsistorium ist als Hilfsgeistlicher für unsere Kirchengemeinde der Predigt- amtscandidat Gotthold Hugo Lehmann, z. Z. Vicar am königlichen Seminar in Löbau, abgeordnet worden. Die feierliche Ordination und Einweisung deS neuen (dritten) Seelsorgers findet am kommenden Sonntag, den 25. April, durch den EphoruS Herrn Superintendent Herzog aus OelSnitz statt. — Rosse», 19. April. In Wendischbora hat ein tollgewordener Kettenhund in voriger Woche sich loS- erissen und mehreren Menschen, sowie Pferden und anderen zausthieren Wunden beigebracht. Die verletzten Personen haben sich vorsichtshalber alle in ärztliche Behandlung begeben. — Zitta», 19. April. Wie die „Zitt. Mgztg." noch zu berichten weiß, wird der Weg, den der Mörder der Emma Schmidt genommen hat, durch einen schauerliche» Fund, der erst am Donnerstag Vormittag auf der Bahnstrecke vom Neißethal bis RuSdorf gemacht wurde, gekennzeichnet. Der Schornsteinfegermeister Loetsch aus Ostritz, der Hilfs wärter Nenmann und der Bahnwärter Adler von Bude 101 entdeckten nämlich auf der bezeichneten Strecke zwischen den Schienen eine ganze Anzahl Hautstücke, an welchen theilweise noch Fleisch hing. Diese Stücke, von denen das größte etwa die Größe eines Daumens hatte, bezeichneten genau den Weg, den der Unmensch zwischen den Schienen gegangen war. Sie zeigten zum Theil auch deutlich die Spuren der Zähne, so daß jeder Zweifel über die cannibalischen Absichten des Ver brechers schwinden muß. Diese Thatsache zeigt, daß der Mörder als Mensch, und sei es auch ein noch so hart gesottener Verbrecher, kaum noch angesehen werden kann. — Löban, 19. April. Allgemeine Theilnahme erregt hier der „Oberl. Ztg." zufolge die am Charfreitag erfolgte Ueber- führung des RealschuloberlchrerS vr. F. nach dem städtischen Krankenhause infolge einer plötzlich cingetretenen Geistes störung. Herr vr. F. wird jedenfalls in eine Nerven heilanstalt übergeführt werden. — Meitze», 20. April. Der König hat dem zeitherigen Oberfactor im Hauptlager der königl. Porzellan-Manufaclur u Meißen Paul Gesell den Titel und Rang eines TommerzienratheS, dem zeitherigen Ober-BetriebSinspector vr. Heintze den Titel und Rang eines BergrathcS und dem Modelleur Ringler das Albrechtskreuz verliehen. — Dresden, 20. April. Zu Commissaren für die Wahlfähigkeitsprüfungen an den Lehrerinnen-Semi- naren Dresden und Callnberg sind der Geheime Schulrath Grüllich in Dresden, am Seminar zu Löbau der Bezirks- Schulinspector Bach daselbst, am Seminar zu Plauen bei Dresden der BezirkSschulinspector Schulrath Fink in Dresden und am Seminar zu Oschatz der BezirkSschulinspector Reil daselbst ernannt worden. Ausstellung des Kunstvereins. IX. Die letzte Ausstellungsperiode der zu Ende gehenden Winter saison hat den Kunstvereinsbefuchern noch die reichlichsten und mannigfaltigsten Kunstgenüsse gebracht. Neben hervorragenden Einzelwerken der verschiedensten modernen Malkünstler — wir nennen hier nur die Landschafter Gustav Schönleber-Karlsruhe, Hermann Dischler-Freiburg, Franz Hochmann-DreSden, Fritz Wachenhusen- Berlin, die Marinemaler Hans Bohrdt-Berlin und Carlos Grethe- Karlsruhe, die Genre-Naturalisten Richard Scholz-Dresden, Ernst Henselrr-Berlin, Bernhard Winter-Düsseldorf, die Portraitisten Carl Schuhmacher-Stuttgart, Oswald Gottfried-Leipzig. Hans v. Oelschläger- Weimar, Vilma Parlaghi-Berlin, sowie den Stilllebenmaler Adam Kunz- München — mußten namentlich einige Collectivausstellungen erhöhtes Interesse erregen. Im Rückblick seien hiervon angeführt: die durch ihre rasfinirte technische Behandlung und ihre verplüssende Licht- und Fernwirkung so auffälligen, in ihrem kalten Naturalismus aber meist lziemlich stimmungsarmen Straßenbilder, Boudoirscenen und Blumenmalereien deS bekannten Pariser Freilicht« Impressionisten Jean Fran?oiS Raffaelli; die im Gegensatz zu diesen keck- routinirten ParisianiSmen in ihrem völlig individuell dnrchgebildeien Farben-, Formen- und Compositionsstil so Poesie- und stimmungs voll wirkenden, in ihrer eigenartig - realistischen Phantastik san die Kunst altholländischer und altdeutscher Meister anklingenden Oel- studien und Radirungsblätter deS Engländers William Strang; die geistreichen, originell erfundenen, in einem kraftvoll-persönlichen Radirungs- bezw. Zeichnungsstil vorgelragenen Todtentanz- Phantasien aus dem modernen Leben von Hans Meyer mit der zugehörigen kleinen Sammlung von kräftig-farbigen, seingestimmten Architektur- und Landschaftsaquarellen von der Hand desselben Berliner Künstlers; der aus einer Anzahl weniger be deutender, aber gut gemeinter und brav gemalter Genrebilder, Portraits und Oelstudien bestehende Nachlaß eines der älteren Dresdner Schule angehörenden Künstlers, deS verstorbenen Franz Kops; die in zarter und duftiger Feinmalerei ausgrsührten, kolo ristisch reizvollen, intim beseelten weiblichen Oel- und Paslellbildnisse bezw. Genrefiguren des seit einiger Zeit in Berlin ansässige» Wiener Eklektikers Otto von Krumhaar; endlich die interessante Samm lung kühn-impressionistischer, durch leidenschaftliches inneres Leben und durch reiche, leuchtende Farbenwirkung sich auSzeichnender Pbantasiegemälde LeS Münchener Symbolisten, Iarbenstilisten und ,Zugrnd"«ZrichnerS Max Wislicrnus. Gegenwärtig beherbergen die KunstvereiuSjäle gleichfalls wieder mehrere größere Collectivausstellungen. Den breitesten Raum und da» größte Interesse nimmt diejenige der Berliner Gesellschaft deutscher Aquarellisten in Anspruch, in welcher die Haupt- Vertreter der Jung-Berliner Naturalisten-Schule ein zusammen hängende» Bild von ihrem ernsten und erfolgreichen Streben und Schaffen auf dem Gebiete der Aquarellmalerei, wie dieselbe unter erneuter Festlegung ihrer besonderen Stilgrenzcn ans Grund der movern-künstlerischrn, subjectiv-impressionistischen Anschauungsweise und mit Hilfe der so mannigfach erweiterten technischen Ausdruck-, mittel i» unserer Zeit einer neuen reichen Blütbe zugesührt worden ist, vor Augen bringen wollen. AlS die Führer der kleine», aber auserlesenen Künstlerschaar treten Ludwig Dettmann und Walther Leistikow hervor, deren mannigfaltigen, ungemein reizvollen Landschaft-- und Marine-Aquarellen die intimsten und eigenartigsten Farben- und StiniinuilgSwirkungen, das selbstständigste Stilgefühl und die feinsten technischen Qualitäten eigen sind; man betrachte nur Dettinann's „Morgennebcl in den Bergen", sein köstliches DäminerungSidyll mit den Lilie» und Nacht- kerzen im Vordergründe, seine Herbstabend-Poesien nnd die wunder vollen Hasen- und Strandbilder, die zarten Lenzgedichte, die originell stilisirte, kraftfarbige „Baum-Allee" Leistikow'S. Auch den Dord- rechter Straßenbildern Hans Hermann'» und Franz Skar- bi na's, sowie den Gebirgslandschaften und Figurenstudie» des letzteren Künstlers sind solche feinere und persönlichere Stim- mungsbilder »achzurühmcn, während die landschaftlichen bezw. genrehasteu Aquarellmalereien von Max Fritz und Alexander Schmidt - Michelsen mehr objectiv gehalten sind und darum leicht etwas trocken und nüchtern wirken; Schmidt- Michelsen erscheint am tüchtigsten in einigen mit feinsinnigem Ge schmack componirten, delicat gemalten Blumenstücke», auf deren einem (mit der Lilienvase) nur die in starker Verkürzung dalieqende weibliche Actfigur nicht besonders befriedigen kann. Die figürliche Aquarellmalerei vertritt »eben Skarbina, von dem eine graziöse weibliche Bildnißstudie besondere Beachtung verdient, in hervor ragender Weise Hugo Vogel mit zwei markig belebten männ liche» Studienköpfen und »ul dem größeren, schlicht und ernst »ach der Natur studirte», fein beseelte» Gruppenbild einer Arbeiter familie. Außer diesen Berliner Aquarellisten haben gleichzeitig größere Collectionen von landschaftlichen Aquarellmalereien ausgestellt der in seinen anmuthig-lichten, reich durchgeführten Stimmungsland- schäften zwar weniger selbstständige, aber immer liebenswürdige, seine Kunst mit virtuoser Sicherheit und Leichtigkeit beherrschende Hamburger As kan Lutteroth, der kräftigere und derbere, nebenbei auch in phantastisch - symbolistische» Blumenmärchen arbeitende Münchener E. Kreidols und — Inst dut not least — der berühmte, die Landschastsnatur seiner Heimath in ihren zartesten, schwermüthigsteu und poesievollsten Stimmungen belauschende und mit freiester und wirkungsvollster Jmpressionistentechnik im Bilde ver- herrlichende Schotte James Patterson. Tie Reihe der derzeitigen Collectivausstellungen wird abgeschlossen durch die Sammlungen landschaftlicher Oelgemälde von P. Müller- Kaempsf in Berlin, Eugen Kampf und I. G. Dreydorff in Düsseldorf und A. W. Ulm er i» München. Die drei Erstcren behandeln aus ihren zum Theil ziemlich umfangreichen Bilder» mit gleich tüchtiger naturalistischer Kraft und impressionistischer Stimmungs- Vertiefung die mannigfaltigsten niederdeutschen Flach- und Strand landschaftsmotive; der zuletzt genannte Münchner Künstler bekundet sich mit seinen völlig individuell gesehenen und wiedergegebenen Gebirgsscenerien als ein begabter der jüngsten neuidealistijchen Richtung huldigender Landschaftsstilist. Zum Schlüsse sei heut« nur noch mit wenigen Worten des neuesten Werkes der Porträtistin Vilma Parlaghi gedacht, des prächtig gelungenen, an die Meisterwerke eines Frans Hals und eines Velasquez erinnernden lebensgroßen Sitzbildnisses einer greisen Leipziger Kunstmäcenatin. das in der eminenten Lebenswahrheit des Ausdrucks wie in der Großzügigkeit und Verve deS malerischen Stiles und der technischen Ausführung alle uns bekannten früheren Werke jener merkwürdigen Künstlerin in den Schatte» stellen muß. ck. Lx. Sport. * Breme», 18. April. Bei dem heutigen Wettspiel zwischen dem Bremer Fußballverein und dem Fußbollclub Frankfurt gewann Frankfurt nach schärfster Gegenwehr mit 1 Treffer und 3 Versuchen gleich 16 Vuncten gegen einen Versuch gleich drei Puncte, welche Bremen erzielte. Vermischtes. — Toilette» a» der Riviera. Aus Nizza wird ge schrieben: Man muß dem Frühling entgegen gehen, will man den Stürmen, Nebeln, Niederschlägen, die jetzt im Norden den Aufenthalt oft recht ungemüthlich machen, auS- weichen. Hier am Strande deS blauen Meeres, im Glanz der Sonne, umgeben von einer Welt, di; eitel Lust und Frohsinn ist und, in glänzendsten FrühjahrStoilelten einher- stolzirend, nur an Lebensgenuß nnd Freude denkt, weiß man nichts von dem »och im Norden währenden Kampf zwischen Frühjahr nnd Winter. Beim letzten Blumen- corso trugen die Damen zumeist Weiße duftige Monsseline- oder Piqucroben, Blouscn von rosa, hellblauem, nil grünem Foulard mit gestickten Carmenjäckchen, reizende Strohhüte ü, In matolvt mit Veilchen und Rosen geschmückt, Sonnenschirme in allen Regenbogenfarben. Die großen Pariser Modehäuser haben in Nizza Filialen, in denen man bereits heute die ganze Frühjahrs- und Sommercollection fertig findet. Die reichen Russen, Amerikaner, Engländer zahlen für Modelle, denen eine neue Idee zu Grunde liegt, ganz exorbitante Preise. Als Neuheiten für Taillen gelten dreitheilige CorsageS, bestehend 1) aus glatter Blouse, 2) aus einem Idecolletirten, darüber zu ziehenden Jäckchen, daS auS drei übereinander fallenden Spitzen zusammengesetzt ist, und 3) einem mit Spitze endigenden MediciSgurt, ber mit verlos ünes durchweg bestickt ist. Sehr fesch sind kaiser blaue Popelinekleider mit gleichem Sammet, derart assortirt, daß das Gilet und der 30 cm breite Rockfaum aus Sammet gefertigt sind, das Gilet offen, so daß eS fast wie ein gefalteter, seitwärts mit Schmuckknöpfen geschlossener Gurt erscheint, eine Cbemise von lachSrosa Foulard, darüber Sin kurzes Carmeu- jäckchen von blauem Tuch, reich in Silber gestickt, gleiche Stickerei auf den EpauletteS und rund um den in großen Zacken ausgebogten Rock, der auf den blasen Sammctstreifen auffällt. Für Stanbtage empfehlen sich die neuen „Toilettes sueckoises", aus einem Stoff gefertigt, der wie schwedisches Handschuhleder auSsieht, der Rock rückwärts in zweiDoppelfalten arrangirt, vorn drei übereinanderliegende Thcile, jeder mit drei guldengroßen Mosaikknöpfen geziert, das Achselstück der Taille aus türkisch gesticktem, reich mit Gold durchzogenem Wollstoffe, darüber von der rechten Achsel nach dem Gurt zu drei schräg drapirte Stofflagen mit gleichen Knöpfen wie am Rock befestigt, der Aermel oben än der Mitte getheilt, so daß ein wie da» Achselstück in Gold und bunter Seide gestickter Puff hervorspringt, dazu Hut von Goldstickerei mit großen Maschen von Suöde-Sammet. — Ein anderes Modell, nach Angabe der Fürstin Dolgorucki gefertigt, so schreibt der Bericht erstatter deS „Frkf. Gen.-Anz.". dem wir diesen Bericht entnehmen, weiter, war auS russisch-grünem Satin gefertigt, Tablier von grünem Sammet mit Zobelstreifen begrenzt. Taille und breiter Faltengurt von purpurblauem Satin, darüber ein bis zum Gurt reichende-, vorn und rück wärts aus je drei Zacken bestehendes Carmen-Jäckchen, daS an den Einschnitten die blaue Taille je fingerbreit hervortreten ließ und vorn mit einem großen Brillantknopf geschlossen war; Aermel von grünem Satin mit Epanlettc von Sammet, daS wie die Jacke mit Zobelstreifen verbrämt ist. Für Adelina Patti, die jetzt in Nizza wahre Triumphe feiert, sab ich eine moire-autiguo-Robe, der Nock oben — wie es jetzt als letzte Mode gilt — mit acht Streifen von oliv grünem Sammet besetzt, auf der Taille andalusiscbeS Jäckchen von gleichem Sammet ü zour gestickt, mit echten Perle» um- raubet, in spitzen Zacke» auSgebogt, Epaulette am Jäckchen auf die travers gezogenen Moirö-Aermel auffallend, die unten eine mit Brillanten bestickte Spitze abschlvß. Bequem und gleichzeitig elegant sind die en priucesse gefertigten farbigen Sammetkleider, mit tablierarligem Einsatz von buntem Chine, über dem die Sammetrobe am Taillenschlnß nur mit einem Knopf geschloffen wird. Die Taille ist mit breitem Revers ans Chine geziert, letztere in Brusthöhe mit großen Knöpfen abschließend, bis weit über die Aermel reichend; unter halb der Knöpfe wird die Sammettaille in Herzform ausgeschnitten, so daß der Ebine - Einsatz hervortritt, die untere Spitze deS coeurartigen TbeilcS bildet ein Knopf, der die Sanimettaille wie ein Gurt zusammenzieht; von da ab beginnt ein daS Vordertheil deS Rockes deckendes Chinetheil, das unten zu beiden Seiten mit großen Sammetrosetten abschließt. Die Blouse bat wohl lange noch nicht, wie man bei uns meinte, ihre Existenzberechtigung verloren, ja eS scheint sogar, daß sie zu de» geschlitzten oder rückwärts ge- theilten Ca rmenjäckchen unentbehrlich ist. Diese lsgöre Tracht behagt den Damen mehr, als all die festen CorsageS L I» Ieanne d'Arc und Pompadour, die man jetzt in den großen Pariser Salons an Puppen veranschaulicht zeigt. Dlrse „P0UP68 L In mocko" sollen Modelle und Modezournale er setzen. Will man eine Robe bestellen, so läßt man sich eine Puppen-Collection vorlegen und wählt darnach. „Wir großen Modedamen", sagte Adelina Patti ganz ernsthast, „sind ja wohl auch weiter nichts als Puppen, die gewählt werden." Aus dem Geschäftsverkehr. k DaS echte Liebotschaner Böhmisch, sowie Nürn- berger Henningerbräu aus echtem Hopfen und Mal- ß Glas 20 ^ trinkt man unstreitig in der Diamant-Tchänke, Reichs- straße Nr. 8. Aach Schluß -er Aedaction eingegauge». Li» m dieser Rubrik «ilgetheitten, während de« Drucke« einzelansenen Telegr-m», haben, »i, schvn au» der Neberschrift ersichtlich, ber Redacli-, nicht »orgele,«» Liese iß »Uhl» für Verstümmelungen und unverständliche Wendungen »icht »er- «»»»örtlich »u mach«. * verli», 21. April. Die Kaiserin ist mit den beiden ältesten Prinzen und mit dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien um 8 Uhr 17 Min. nach Ludwigslust ab gereist. -?- Hambnrg, 21. April. (Privattelegramm.) Die Meldung Thüringer Blätter über die Pläne deS Fürsten Bismarck, nachThüringen zu reisen,sind unbegründet, lieber eine etwaige Sommercnr deS Fürsten ist bisher keinerlei Bestimmung getroffen. 0. Schweiz, 2l. April. (Privattelexramm.) In der LehrerGrütter'schen Mordasfaire wurden sechs Arbeiter auS der Untersuchungshaft entlassen; vier sind noch in Hast. * Wie», 21. April. Kaiser Wilhelm traf heute Vor mittag t t Uhr hier ein, vom Kaiser Franz Joseph und den Erzherzögen auf dem Bahnhofe empfangen. Die beiden Kaiser umarmten und küßten sich wiederholt. Nach dem Abschreiten der Ehrencompagnie begaben sich die Majestäten nach der Hofburg, vom Publicum mit Hochrufen begrüßt. * Klausenburg, 21. April. Bon einem bei der Ortschaft Dank gelegenen Berge löste sich ein etwa 120 Morgen große» Stück deS Abhanges loS und riß einen großen Theil des OrteS mit sich fort. Alle-, was in den Weg kam, Häuser, Hürden, Menschen, Thiere, wurden unter den Erbmassen begraben. * Pest, 21. April. Sämmtliche Blätter feiern in sym pathischen Artikeln die Ankunft deS deutschen Kaiser» in Wien, der sie angesichts der Lage im Orient eine doppelt erhöhte Bedeutung beruhigender und friedlicher Natur beilegen. * Paris, 2l. April. Die hiesige ottomanische Botschaft theilt folgende Drahtmeldung aus Konstantinvpel von gestern Abend 1l,48 Uhr mit: DaS Fort Kriechora ist von den türkischen Truppen besetzt worden. Die Division Neschat Pascha nahm sämmtliche Puncte, welche die Ebene von Larissa beherrschen. In diesen Stellungen und in Badji (?) wurden mehrere Gefangene gemacht, sowie Munition und Waffen erbeutet. Die beim Meluna-Passe geschlagenen Griechen sind in westlicher Richtung und nach Larissa zn ge flohen. * London, 21. April. Dem „Daily Telegraph" ist eine Drahtnachricht aus Konstantinopel vom gestrigen Tage zu- gegangen, Inhalts deren aus ChioS, Mytilene und SamoS Berichte Uber Unruhen eingelaufen seien; eö werde eine orzanisirte Erhebung unter dem Ver stände Griechenlands erwartet. — Eine den „Timell" aus Elassona am Montage zugegangene Drahtmeldung berichtet, daß die Griechen Tnrnavo geräumt habcn. Der Kampf habe sich sodann nach Kutra im Süden von Damassi gezogen, wo die türkischen Batterien in einem Kampfe gegen die in ZarkoS stehende griechische Artillerie begriffen seien. Wenn die Einnahme dieser beiden Puncte erfolgt sei, werde der Vormarsch nach Larissa leicht ausführbar sein. * London, 2l. April. Die „Times" erfahre» auS Peters burg unter dem 19. d. M. auS glaubwürdiger und zu ständiger Quelle, daß der Minister deS Aeußeren ein Rundschreiben an die Mächte gerichtet hat, in dem er vorschlägt, eine abwartende Haltung zu bewahren, bis eine der kriegführenden Parteien um eine Intervention nach suchen werde. * Petersburg, 21. April. Der Minister deS Innern verbot den Einzelverkauf der „Nowosti". * Athen, 20. April. Die griechische Regierung hat an die Vertreter der Mächte eine Note gerichtet, die besagt: Den Commandanten der griechischen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande sei Befehl ertheilt worden, in Bezug auf die Neutralen gewissenhaft die Regeln deS Völkerrecht» gemäß der Erklärung vom Pariser Congresse vom 15. April 1856 zu beachten. Die griechische Regierung hoffe, daß die Negierungen Maßnahmen ergreifen werden, um während des Krieges ihre Neutralität sicherzustellen. Ln» «len» vo» Sei- vesnnrt« ru II »VI dorr. Vom 20. Lpril 1897. Uoreens 8 vdr. kialiolls 2 r r-- -- s 2 kiektuox vuü «los IVinä«. IVelicr. e k koimuller . . 752 VV81V leicht heäeelct -1- 8 <.'Kr>«tlLL!Ul><1 . 753 88VV lei«er 2ue heiter -j- 5 1lo»lc»n . . . 751 080 leiser kalk bc'lecht -1- 8 kieuf»t>rv»8>,er. 748 1V3VV starlc K bedeckt -l- 5 X»rl,rntie . . 750 81V krisch Kegen -1- ,0 IVimdaiivn . . 749 8 leiser 2»>r bedeckt 4- 7 stroslau . . . 754 81V leicht Kegen 4- 6 kiirra .... 755 still »oikig 4- 12 S«rMitwortlicher Redacteur vr. Her«. Küchling in Let-zlß. Für den musikalischen Theil Professor vr. VScir Poul in Leipzig
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