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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980117018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898011701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898011701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-17
- Monat1898-01
- Jahr1898
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«u rrheten, da sie kn brr 2 hat die höchsten, bir jetzt bekannten Adeale der Menschheit darstellen. Diese Erziehung der Menschheit wird freilich noch auf De- rrnnien und vielleicht Jahrhunderte hinaus ein fromm gedacht Projekt bleiben, aber immerhin ist gegen die logische Durch fühlbarkeit nichts zu erinnern. Daß aber innerhalb dieses weiten Rahmens, den jede Veredelung des gonus domo sapiens erfordern müßte, die stärksten individuellen Unterschiede und Abstufungen nicht ausbleiben würden, daß mit jenem inter nationalen Typus kein wüster Communismus und Anarchismus verbunden zu sein braucht, bedarf hoffentlich keiner besonderen Betonung. Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlacht-Denkmals bei Leipzig. Mit dem kommenden Frühjahre werden die Crdarbeiten für den DenkmalSbau am Napoleonstein ihren Anfang nehmen und Lausende werden hinauswandern, um da? Völicrjchlacht-National- Dmkmal nach und nach entstehen zu sehen. Ein gewaltiger, weit in b)r Ferne sichtbarer Bau wird dort auf der Höhe vor Leipzig sich aufthürmen, gewaltig wie ein Dom in Köln, eine Pyramide, ein Kolotz. Einen solchen forderte schon E. M. Arndt und als sicher wird das Denkmal nach dem genialen Entwurf von Prof. Bruno Schmitz ausgeführt werden. Jahre werden dahingehen, bis -er tzchluhstein dem gigantischen Bau eingesügt werden kann, denn bei fe1n«r besonders am Fuße gewaltigen Ausdehnung werden die Arbeiten nur langsam fortschrenen können. Interessant dürste folgende Auf stellung sein: Das Denkmal soll bei einem Kostenauswande von rund 1 Million Mark eine Hohe von 100 Meter erreichen. Darnach würden die Baukosten eines Meters 10 600 Mark durchschnittlich be tragen. Aus die einzelnen Beiträge vcrtheilt, würden von besonders hervorragenden Beitragszahlern folgende Leistungen zu verzeichnen sein: Kaiser Wilhelm ll. mir seinem Beitrag von 10 000 Mark gleich 1 Meter. Die deutschen Dundesfürstcn würden annähernd 1 Meter errichten, die Stadl Leipzig allein 3 Meter: die übrigen deutschen Städte insgesammt ebenfalls 3 Meter; die deutschen Landgemeinden zusammen 1'/, Meter; die Schulkinder Sachsens, Braunschweigs und Anhalts durch Psennigbeiträge 2'/- Meter; die Schützen-, Turn- und Gesangvereine zusammen 1 Meter. Nach Maßgabe der bis jetzt eingegangenen Gelder würde das Denkmal schon eine Höhe von 17 Metern, die Höhe eines vierstöckigen Wohnhauses, erreichen. Der deutschen Treue und Vaterlandsliebe bleibt jedoch noch ein sehr großes Feld zu ihrer Bethätigung offen, und werden daher alle Deutschen, in deren Herzen die Dankbarkeit gegen die unvergleich lichen Thaten unserer Befreiungshelden noch Raum findet, herzlich gebeten, ihr Scherflein für das Völkerschlacht-National-Denkmal niederzulcgen, damit die Arbeiten am Denkmalsbau einen unge störten Fortgang nehmen können. Für das Völkerschlacht-National-Denkmal bei Leipzig gingen dom 8. bis 14. Januar weiter folgendeBeträge ein: Durch die Städte: Frankfurt a. M. 1000 Mark; Chemnitz LOO Mark; Heilbronn 100 Mart; Delitzsch 50 Mark; Sommerfeld, Striegan je 30 Mark; Pritzwalk 25 Mark; Schwedt, Lötzen, Linnich i. Rhld. je 20 Mart; Ehrenfriedersdorf 15 Mart; Adorf i. W, Dannenberg, KLSlin je 10 Mark; Plathe in Pomm., Auma je 5 Mark; Pogorela 2,65 Mark. Durch Vereine: Thüringer Beamten-Derein-Erfurt 31,66 Mark (Sammlung); Schützengesellschaft Eibau 10 Mark; Schützengesellschaft Borstendorf 6 Mark; Schützengesellschaft Dahlen i. S. 5 Mart; Schützengilde Festenderg 5 Mark; Schützengesellschaft Jühnsdorf i. Erzgeb. 4,50 Mart; Gesangverein „Lievertasel"-Garde- leaen 20 Mark; Evangelischer Kirchenchor-Neuß 13,85 Mark; Lieder tafel Marienberg i. Westpr. 11 Mark; Männerchor-Leipzig, Gesang verein „Liederkranz"-Schwetzingen je 10 Mark; Gesangverein „Orpheus»-Wurzen, Männergesangverein „Liedertranz"-Roßwein i. S. je 5 Mark; von 62 Turnvereinen durch Prof. Or. Rühl-Stettin 391,55 Mark; Allgemeiner Turnverein Leipzig 50 Mark; Turnverein Forchheim 3 Mark; Innung geprüfter Maurer- und Zimmermeister Leipzig und Umgegend 50 Mark; Verband der Bauarbcitgcber Leipzig 50 Mark. Durch Extrabeiträge: Graf Hohenthal-Döliau 160 Mark; A. Probst-Jmmenstadt 100 Mark; Geh. Commerzicnrath v.Tuttenhosen-Rot1weil50Mark;Wundbald Braun-Frankfurt a.M. 40 Mark; vr. Jrhr. v. Bodenhansen-Burgkemnitz, v. Pieschel-Alten- vlatow, F. H. Beym--Eichenhorst ju 30 Mark; Hosrath 1>r. Mchnert- Drcsden 25 Mark; Conrad Binding-Franpsurt a. M., Commerzien- rath A. v. Neusville-Franksurt a. M., W. Knoop-Dresden, Wirk!. Geh. Rath und Kammerherr v. Weiß-Glücksbrunn, R. Stengel- Staßfurt, Prof. A. Gruben-Freiberg i. B., R. Schöttler-Braun schweig, Director I. Thon-Cassel, Generalmajor d. Hübel-Dresden, Rittmeister v. d. Crone-Markkleeberg, E. Vogler-Hamburg, Prof. N. Wiedcrsheim-Freiburg i. B., A. Neubauer-Hamburg je 20 Mark; Generalarzt a. D. vr. Knoevenagel-Weimar 10,50 Mark; Prof. Schönleber-Karlsruhe i. B., Prof. Levy-Freiburg i. B., Reg.-Rath Krug v. Nidda-Dresden, Rob, Thümmler-Dübeln, v. Treitschke- Lcipzig, Rentier B. Hoffmann-Erfurt, Graf v. d. Schulenburg- Angern, E. Ballenstedt-Tangerhütte, Daniel Becker-Frankfurt a. M., A. Hennig-Kriebitzsch, Kammerpräsident G. Paetz-Tchleiz, Emil Gundelach-Gehlberg i. Th., Geh. Baurath A. Schneider-Harzburg, Freiherr v. Meerscheidt-Hüllesem - Cassel, Hugo Keller-Reichenbach i. P., Rud. Goesmann-Plauen i. V., Freiherr A. v. Breidenbach- Breidenstcin, Prof. vr. Elbs-Gießen, Prof. vr. A. Garke-Berlin, Prof. vr. Claus-Freiburg, v. Haesseler-Gotha, O. Koch-Weimar, Director G. Lippmann-Töhlen, C. S. Freiburg, Carl Beuermann- Hannovcr, Kammcrherr vr. v. Brünneck-Hannover je 10 Mark; Prof. vr. Höhlbaum-Gießen 7,50 Mark; Rector W. Ebeling-Eis- leben 7.30 Mark; Geh. Hofrath Prof. Weber-Braunschweig 6 Mark; R. G. Kirschberg i. S., vr. weck. Lauc-Tclitzsch,Prof. Freye-Dresden, Prof. 'vr. Hellwig-Erlangen, Prof. vr. Lücke-Dresden, Betricbs- inspector Händel-Kriebitzsch, Baumeister Dorstewitz-Kriebitzsch, Prof. Dieterici-Hannover, Prof. Thomas-Freiburg, Director Max Schu bert-Dresden, Prof. vr. Meyer-Breslau, P. v. Feilitzsch-Casfel, Freiherr v. Berlepsch-Paderborn, Justizratb Keyselitz-Großenhain, Vr. Ellenberger-Dresden, L. v. Alvensleben-Wittenmoor, Prof. R. Heyn-Dresden, Prof. vr. Nitzsche-Tharandt, P. v. Bojanovo- Weimar, Seb. vaurath v. Gastein»Lasi»l, Prof. vr. BtMßnn- Leipzig je 5 Mark; vr. Grotrian-Aachen, Prof. Galetschtv-Weißen- fels je 4 Mark; „Dem Vaterland» ^ir Ehre--Leipzig 3,50 Mark; Prof. I. Keller-Karlsruhe i. B., Prof. Vr. Fricke-Braunschweig, Vr. Lacobi-Rrudietcndors, v. Watzdorf-Dresden, O. Polter L Co.- Lotvng, Pros. Schmid-Aachen, Gcrichtsassessor Welter-Halle a. S., H. Brünjcs-Blumcnthol i. Hann., R. Bialon-Berlin, Dr. Th. Si- mon-Crlcmam je 3 Mark; Elverbusch-Erlangen, Juftizrath Opitz- Treuen i. V. je 2 Marl; W. v. KUHner-Arnstadt 1,20 Mart; Dorn- nipser-Leipzig 0,80 Mark. Durch Mitgliedsbeiträge: Landgerichtsrath Rasch-Gotha, Poftdirector May-Dillenburg, Herm. Hahn-Berlin, Giesccke L Devricnt-Leipzig, Major Gipser-Neuburg F. Trebst-Leipzig je 5 Mark; Allen Gebern herzlichsten Dank. Tätigkeit Les Samariter-Vereins zu Leipzig. Im Monat Decembrr 1897 wurden nach den Meldruigen an die Geschäftsstelle die erste Hilfe in 672 Fällen in Anspruch ge nommen, und zwar bei 605 Unfällen und 40 plötzlichen Erkran kungen. Nicht behandelt wurden 21 Fälle. Die 1. Sanitätswache (Nikolaistraße. Ecke Nikolailirchhos) wurde von 248 Personen (188mal am Tage und tiOmal in der Nacht) ausgesucht. Hiervon waren 232 Erwachsene und 16 Kinder, welche in 281 Fällen auf der Wache und iu 17 Fällen in ihrer Wohnung ärztliche Hilfe beanspruchten. Behandelt wurden 227 wegen äußerer und 13 wegen innerer Leiden. In einem Falle wurde Geburtshilfe geleistet, wogegen man bei einer anderen Person nur den Kranke» transport aussührtc. Zurückgcwiesen wurden 6 ältere Krankheits fälle. Betriebsunfälle tarnen 105, Verletzungen in der Trunkenheit 3 und in Folge Schlägereien 17 vor. Die Hilfe der II. Sanitätswache (Pctersstcinwcg 17) ver langten insgesammt 212 Personen (167 am Tage und 45 in der Nacht, darunter 185 Erwachsene und 27 Kinder), in 192 Fällen aus der Wache und in 20 Fällen in der Wohnung, von welchen 184 wcacn äußerer und 16 wegen innerer Erkrankungen behandelt wurden. Ge burtshilfe wurde einer Person gewährt. Nicht behandelt wurden elf Personen, da bei einer der Tod schon eingetretcn war, 1 Person schon ärztlichen Beistand hatte, 2 Patienten am Ertrankungsorte nicht mehr zu finden waren, und 7 Fälle zurückgewiescn werden mußten. Be triebsunfälle sind 59 zu verzeichnen, wogegen 5 Personen in der Trunkenheit und 16 Personen in Schlägereien Verletzungen erhielten. Die III. Sanitätswache (Dresdner Straße 22) suchten 131 Patienten (HO am Tage und 21 in der Nacht) auf. Von diesen 118 Erwachsenen und 13 Kindern (121 aus der Wache und 10 außer halb derselben), gewährte man 119 äußeren und 8 inneren Kranken die erforderliche Hilfe. 1 Patient lehnte eine Behandlung ab und 1 Person war vom Erkrankungsort schon weggeschafft. Zurückgewiesen wurden 2 Fälle. Betriebsunfälle kamen 49, Ver letzungen in der Trunkenheit I und in Schlägereien 9 vor. Von den Sanitätiwachen wurden auf Verlangen für Polizei, Gericht u. s. w. 9 Befundscheine ausgestellt und 19 Kranken transporte ausgcführt. ImVieh - und Schlach 1 hof haben die als Nothhelfer aus gebildeten städtischen Beamten in 51 Fällen und in der Markt- Ha l l e in 6 Fällen bei inneren und äußeren Erkrankungen die erste Hilfe gebracht, von denen 12 Fälle sofort einem Arzte überwiesen wurden. Nach Ausweis der von den betr. Amtsfiellen eingcgangenen Zählkarten griffen aus den Straßen und an öffentlichen Ver- gnügungsortcn die Schutzleute und Feuerwehrleute bei 12 und die Freiwilligen HilfSmannschasten eben falls bei 12 Unfällen helfend ein. Besonders hervorzuheben sind von äußerenVerletz ungen: 1 Gehirnerschütterung, 15 Knochcndrüche, 2 Verrenkungen, 8 Ver stauchungen, 19 bedeutende Quetschungen, 49 ausgedehnte Weichtheil- wunden, 3 Krampfaderblutungen, I gefährliche Bißwunde, 2 Blut vergiftungen, 23 Fremdkörper im Auge, 16 in Weichthcilen, 14 aus gedehnte Verbrennungen und 3 Harnverhaltungen; von inneren Erkrankungen: 5 Fälle schwerer Bewußtlosigkeit, 6 Krampf anfälle, 1 Schlaganfall 3 Erkrankungen der Speiseröhre, 5 der Lungen, 4 des Magens und Darmes und I Aether-Vergiftung. Vermischtes. Pose», 14. Januar. OberlandeSzerichtS - Präsident Vr. Gryczewski hat eine Verfügung ertasten, wonach die Posener Gerichtsboten, Castellane und Gerichts» diener von jetzt ab nicht mehr bei Tanzmusiken, Con- certen und sonstigen musikalischen Aufführungen mitwirken dürfen. Jever der Boten hat ein Schriftstück unterzeichnen müssen, wonach er künftig auf diese außeramkliche Thäligkeil verzichtet. Die Nebeneinnahmen bei Tanzmusiken waren nicht unerheblich. Mancher Bote verdiente in seinen Freistunden Abends bez. die Nackt bis zu 16 und 17 Vor einiger Zeit hatten sich Musiker von Beruf an die Gerichts behörde gewandt und derselben mitgetheilt, daß ihnen die musicirenden Gerichtsdoten eine gewaltige Con- currenz bereiteten. Auch wurde ganz neuerdings bei einer Revision herausaefunden, daß ein Castellan und ein GerichtSdiener, welche NachtS im Cassenlocale schlafen sollten, daselbst nicht angetroffen wurden. Dieselben hatten sich entfernt, um bei einem Tanzvergnügen Nachts aufzuspielen I ---- Der Besitz einer Läugcri». Fräulein Paula Wirth, die frühere Schauspielerin des Lessingtheaters in Berlin, die ihrer Schulden halber zum VariStS gegangen ist und jetzt in Wien auf tritt, hat bereits einmal den Offenbarungseid geleistet, was jetzt bei einer neuen Costüm-Klage in Wien bekannt wird. Frl. Paula Wirth schuldete nämlich u. A. auch dem Wiener Miederfabrikanten Heinrich Günsberger für gelieferte Mieder den Betrag von 19 Gulden. Da das Fräulein durchaus nicht zahlen wollte, brachte der Fabrikant die Klage ein, die vor dem Amtsgericht in Berlin zur Verhandlung kam. Fräulein Wirth erklärte, nicht in der Lage zu sein, ihrer Verpflichtung nachzu kommen, und legte über ihr Vermögen den Offenbarungseid ab. Sie beschwor das nachstehende Vermögensverzeich- niß: „Theatergarderobe: 9 fußfreie Costümc, 4 Schleppkleider, 6 Paar Handschuhe, 3 BLHnenscblafröcke »md Schuhe, I Straßen kleid, I Jaquette mit Pelzmuffe, 2 Paar Stiefel, Hausschuhe. Leibwäsche: 30 gebrauchte Hemden und Hosen, 12 gebrauchte Nachthemden, 6 gebrauchte Theaterfrisirmäntel, 12 gebrauchte Unterröcke, 1 Dutzend Strumpfe. Schmuck keinen. Monatliche Gage 800 Mark, von Herrn Director Lautenburg zahlbar in je zwei Raten von 400 Mark, am 1. und 16. jeden Monats, davon ab für den Director für 800 Mk. Vorschuß, welchen ich von ihm erhielt, monatlich 200 Mart Abzug von der Gage, also vier Mo nate lang, vom 1. Januar ab gerechnet. Sonst lein baares Geld und keine ausstehenden Forderungen. Baaraeld 1 Mk. 95 Pfg. 4 Bände Shakespeare, 4 Bände Schiller, 6 Bände Gedichte, eine Schreibmappe mit Federhalter, ein Frisirkamm, Waschzeug, aus SSHwamm rc. bestehend, ein Dutzend Taschentücher, ein kleiner Notizkalender aus Leder." — Man sieht aus diesem Vermögens verzeichnisse, bei dem nichts verschwiegen ist, daß die Gläubiger des Fräulein Wirth schon ihre Rechnung ohne den Wirth machen mästen . . . — Die vom „VersindeutscherGartenkünstler" an alle Stadtverwaltungen des deutschen Reiches versandten Grundsätze bei öffentlichen Wettbewerbungen auf dem Gebiete der Gart en tun st haben bereits in mehreren Städten den erfreulichen Beschluß gezeitigt, behufs Erlangung geeigneter Entwürfe von öffentlichen Parkanlagen, Schmuckplätzen und sonstigen gärtnerischen Einrichtungen, Preisausschreiben zu veranstalten. So hat unter anderem Crimmtschau in Sachsen bedeutende Preise für die besten Pläne zu einem Stadtpark, der als stetes Denkmal für unseren Altreichskanzler den Namen „Bismarckhain" führen soll, ausgesetzt und den Wettbewerb dem „Aerein deutscher Gartenkünstler" übertragen. Die Unterlagen sind von der Geschäftsstelle des Vereins per Adresse Stadtober gärtner Weiß, Berlin N^V., kostenlos zu beziehen. Die Ein sendung der Arbeiten muß bis Zum 22. März d. I. erfolgen. ----- Für Goslar ist als auch in Aussicht genommene Stätte für künftige deutsche Nationalfeste vom KreiS- bauinspector v. Behr ein Entwurf für Errichtung einer Fest stätte veröffentlicht worden. Nachdem der von Baurath Böckmann und Prof. Schmitz aufgestellte Entwurf, welcher den Kyffhäuser hierfür in Aussicht nahm, sich als undurch führbar erwiesen hat, sind neben dem Niederwald und der Umgegend von Leipzig auch die Gelände von Mainz, Cassel, Frank furt a. M. und Goslar in Betracht gezogen worden, wenn auch daneben das Kyffhäuser-Project noch aufrecht erhalten wird. Am 16. und 17. d. M. wird der Ausschuß die hochwichtige Auswahl zu treffen haben, immerhin aber wird eS von Interesse sein zu erfahren, wodurch der Ortsausschuß in Goslar veranlaßt wurde, in den Wettbewerb einzutreten. Er hat seinen Vorschlag begründet durch das Vorhandensein des neuerdings wieder hergestellten, mit monumentalen Wand malereien geschmückten Kaiserhauses und des anstoßenden Geländes, welches von der Stavt nach dem RammelSbrrg zu ansteigt, im unteren Tbeile zur Anlage von Wasserbecken und Radfahrbahnen benutzt werden soll, während Spiel», Ring-, Turn- und Tennisplätze nach den Seiten und nach der Höhe zu vertheilt angelegt werden sollen. Vor dem Kaiserhaus ist die Errichtung eines großen Denkmals für Kaiser Wil helm I zur Markirung deS Platzes für die Preis- verthrilung, auf der Höhe die Errichtung eines Ger- mania-Denkmales geplant, während eine größere Zahl von Club- und Gasthäusern neben anderen Bauten für die Zwecke der Festspiele zu errichten sein würde. So reizvoll auch der Entwurf sein mag, so wird voraussichtlich auf Goslar kaum dir Wahl fallen, da die Stätte für Abhaltung der Festspiele in 5 jährigem Zwischenraum wohl nahe einem größeren Ort liegen muß, wo Unterkunft für zahlreiche Theil- nehmer und Zuschauer gewährleistet werden kann. ---- Unter dem Titel: „Ein amputirter Radfahrer", der richtiger „Ein Amputirter als Radfahrer" lauten würde, führt ein Coburger Arzt den Lesern der neuesten „Münchener medicinischen Wochenschrift" einen 27 jährigen Beamten vor, der im Aller von 6 Jahren durch Unglücksfall das rechte Bein verloren. Es mußte unterhalb des Kniegelenkes amputirt werden und wurde nach sehr günstig verlaufener Heilung durch ein künstliches Glied ersetzt. „Herr H. wurde im Laufe der Jahre nicht nur ein sehr eifriger Turner, sondern auch ein passionirler Tourist. Als Turner sprang er z. B. im Frei-Schnursprung 1,40 Meter; mit der Springstange 1,80 Meter mühelos; ohne alle Beschwerden legt er 8—10 Wegstunden im Tag zurück. Ob wohl mir nun alle diese Tbatsachen wohlbekannt waren, war ich doch recht erstaunt, eines Tages Herrn H. sehr vergnügt auf dem Zweirad an mir vorbeidlitzcn zu seben." Unser Ge währsmann verfehlt nicht zu erwähnen, woher das künstliche Bein deS „amputirten Ravfahrers" stamme; nämlich nicht ans Amerika, wie man etwa annehmen möchte, sondern aus einem orthopädischen Institut in Nürnberg. Dieser erfreu lichen Tbatsache Ausdruck zu geben, im Interesse der deutschen Industrie, war der Zweck seiner Mittheilung. — Ein Correspondent des „Bert. Tagbl." schildert die Ein drücke, die der Esterhazy-Proceß in ihm zurückließ und' sagt Labet Folgende? t „Der Colonel Picquatk hak sein? Gegner unterschätzt oder doch nicht richtig taxirt. Er hat Nicht bedacht, daß sie von einer anderen Rasse sind als er. Man braucht ihn nur anzusehen und ihn nur mit seinen Gegnern zu vergleichen, um das zu verspüren. Der Colonel Picquart ist von einer völlig anderen Rasse. Man sieht das auf den ersten Blick. Am Montag früh stand in einer Fensternische des Kriegs gerichtssaales ein noch jugendlich aussehender Officier in der sehr hübschen, sehr kleidsamen Uniform der afrikanischen Jäger. Sein gebräuntes Gesicht mit der hohen Stirn, der energischen Nase, dem kleinen Schnurrbart hatte etwas so männlich Offenes, Klares und Vornehmes, seine Haltung etwas so fein Zurückhaltendes, jugendlich Stotzes, daß ich unwillkürlich zu meinem Nachbar sagte: „Wahrhaftig — ich möchte, daß der da in der Nische der Colonel Picquart sei!" Er war es in der That. Und er unterschied sich von den übrigen uniformirten Zeugen durch etwas, das sich nicht beschreiben und nicht erläutern läßt. . . . Er war wie ein Gast, der an eine Provinzbühne kommt." Alle Wetter! Da wird man ja ganz gespannt, welcher Rasse der Oberst Picquart eigentlich angehört. Die Anderen sind doch alle Franzosen. ---- ssj» neues Rettnngöboot. Dem Franzosen Herrn Albert Henry, dessen Name beute noch wenig bekannt, ist es gelungen, ein nach seiner Ansicht sehr vollkommenes Rettungs boot zu construiren, welches die Haupteigenschaften eines solchen, Unversinkbarkeit und absolute Stabilität, in sebr voll kommenem Maße besitzen soll. Der „Hamb. Corresp" be richtet darüber: Die mit diesem Boot vorgenommenen ersten Versuche in Roche fort unter Leitung des dortigen Hafencapitains haben ergeben, daß dasselbe allerdings in Bezug auf die beiden eben genannten Eigen schaften den zur Zelt in Gebrauch befindlichen Fahrzeugen auf den Rettungsstationen in Frankreich, England und Deutschland über legen ist. Ob dasselbe aber nicht auch Nachtheile gegenüber den bisher verwendeten Booten besitzt, dürfte wohl erst durch weitere umfassende Versuche srstgestellt werden können. Jedenfalls aber ist das Bestreben des Erfinders, ein möglichst vollkommenes Rettnngs- boot zu construiren, nur anzuerkennen. Das neue Boot unter scheidet sich von den gewöhnlichen durch ein in der Kielebene angebrachtes Schwert mit einem Wulstkiel aus Blei, welches mittels einer Winde von einem Mann bequem hochgezogen und wieder herabgelassen werden kann. Der vordere und Hintere Theil des Bootes sind mit wasserdichten Luftkastcn versehen. DaS Boot Hot einen doppelten Boden und doppelte Seitenwäade, deren leerer Zwischenraum auch als Luftkasten wirkt. Das mit 7 Mann besetzte Boot hat einen Tiefgang von nur 8 cm; der schmale Brunnen des Schwerte- dient zum Ablassen des eingedrungenen Wasser» und soll diesen Zweck sehr viel besser erfüllen, als die hierfür vorhandenen Einrichtungen auf anderen Rettungsbooten. Der innere Boten des vollbemannten Bootes befindet sich 22 cm über dem Wasser spiegel. Bei den in Rochefort vorgevommenen Versuchen hat man unter Anderem aus einer Höhe von 3 w 500 I Wasser mit einem Male in das Bootsinnere gegossen. Diese Menge ver schwand durch den Schwertbrunnen in I bis 2 Sekunden. Andere Rettungsboote brauchen eine sehr viel längere Zeit dazu, um die gleiche Menge Wasser ablaufen zu lassen. Die tiefe Lage des Schwerpunktes infolge des am untersten Theil Les Schwertes befindlichen Wulstkiels aus Blei erhöht die Stabilität des Bootes ganz außerordentlich und ermöglicht es dem letzteren, auch bei sehr schwerem Wetter zu segeln. Dies ist aber von sehr großer Wichtig keit, da ein Rettungsboot unter Segel in den meisten Fällen schneller ein gestrandetes Schiff erreichen kann, als wenn cs durch Ruder sortbewegt wird, und ja meist bei stürmischem Wetter in Action tritt. Das Boot des Herrn Henry hat außerdem den Vortheil, daß es viel billiger ist als die jetzt im Gebrauch befindlichen. Ein Boot der letzteren Art kostet 30 000 Frcs. und erfordert jährlich eine Summe von 1200 Frcs. zu seiner Unterhaltung. Herr Henry meint, daß man bei Einführung von Rettungsbooten seines Systems mit denselben Kosten eine größere Anzahl von Rettungsstationen an der Küste Frankreichs und seiner Colonien unterhalten könne. Zur Zeit sind 8ö Stationen vorhanden. --- Frauzösische Staatsämter. Francis Sarcey erzählt im „Temps": „Eine jener Leute, die man einmal, man weiß nicht wo, gesehen hat, brachte mir heute eine Petition, die er an den Minister der Schönen Künste zu senden gedenkt, und bat, sie zu befürworten. „Was verlangen Sie denn?" fragte ich ihn. „Ich wünsche, zum Custos des Monolithen (Obelisken von Luxor) auf dem Eintrachtsplatze mit einem Jahresgehalt von 1500 bis 2000 Francs ernannt zu werden." „Hat es denn je einen Custos des Monolithen und des Eintrachisplatzcs gegeben?" fragte ich. „Nein", lautete die Antwort, „das Amt muß erst geschaffen werden, und das ist gerade das Gute für mich, da ich so keinen Nebenbuhler zu befürchten habe." Ich begann mich zu inieressiren. „Wie konnte diese mindestens drollige Idee Ihnen kommen, diesen Custosposten zu verlangen? Ich hätte nie geglaubt, daß man dem Budget so etwas heraus locken könnte?" „Sie ftudiren eben das Budget nicht genau genug. Ich dagegen widme mich ihm mit Feuereifer. Sie haben keine Ahnung von all dem, was man darin findet. So haben Sie nur im Budget der Schönen Künste nachzuschauen, um fol gende drei Posten, die sicher Ihre Aufmerksamleit fesseln werden, verzeichnet zu finden: 1) Gehalt des Custos der Julisäule 1500 Francs. 2) Gehalt des Custos der Säule von Boulogne-sur- Mer 5000 Francs. 3) Gehalt des Custos der Marmorblöcke, die vom Staate an die armen Künstler vertheilt werden — 5000 Francs. Was sogen Sie dazu?" „Was", rief ich aus, „es giebt einen Mann, der 1500 Francs jährlich erhält, um von Zeit zu Zeit nachzuschauen, ob die Julisäule sich noch auf ihrem Platze befindet?" „Es scheint so." „Und man giebt 5000 Francs gehört nämlich nicht der vornehmen Advocatin, sondern einer armen Blumenverkäuferin. (Heftige Zwischenrufe: Und das nennen Sie ein modernes Sujet?!) Werthe Generalversamm lung! Erlauben Sie mir doch gütigst, daß ich das Skizzziren meines Märchens zu Ende tiihre, Sie können ja dann Ihr Recht deS Abänderns geltend machen. — Wie hilft sich nun unsere Heldin? Sie nimmt ihre Zuflucht zur modernsten Wissenschaft: zur Hypnose. Sie hypnotisirt den Gegenstand ihrer Liebe, wo rauf dieser für sie in glühender Liebe entbrennt. (Bravo! Stür mische Beifallsbezeigungen.) Leider erreicht sie aber dadurch ihr Ziel noch immer nicht, denn die Eltern weigern sich, zu dem Bündnisse ihre Einwilligung zu geben, besonders aber will es nicht gelingen, die Mama des zukünftigen Gatten zu hypnotisiren, da dieselbe überaus starke Nerven besitzt und sich daher nicht zum Medium eignet. (Heiterkeit und Applaus.) Die Heldin ent schließt sich daher, ihren Helden zu entführen. In später Nacht stunde dringt sie in das Schlafzimmer des Geliebten, führt ihn zu ihrem bereitstehenden Wagen und — das Pärchen entflieht. Anderen Tages sendet sic dann an die Schwiegereltern folgendes schadenfrohe Telegramm: „Bankier L., Philadelphia. Ihre Hartnäckigkeit hat mich zum Aeußersten getrieben. Ihr Sohn ist unrettbar com» promittirt. Geben Sie uns Ihre Einwilligung, die Familien ehre fordert es. Hierfür bin ich geneigt. Ihnen, im Falle so fortiger Ausbezahlung der Mitgift, anstatt des gebräuchlichen zweiprocentigen Cassascontos vier Procent zu genehmigen. Drahtantwort bezahlt." WaS bleibt den Eltern unter sothanen Umständen anderes übrig, als den Flüchtlingen telegraphisch ihre Einwilligung und ihren Segen zu ertheilen? Der Vorhang fällt." Mr. Jefferson legte das Manuskript vor sich hin und blickte erwartungsvoll umher. Da erhob sich der Sophokles von Michi gan, der ehrwürdige Mr. Caesar Hawkins, und sprach also: „Damen und Herren! Das Sujet, welches Sie soeben ver nommen, ist der größte Unsinn, den das menschlich« Gehirn, d. h. das in Erweichung begriffene Gehirn eines Menschen je ersonnen hat. (Riesenhafter Lärm: „Werft den Contremineur zur Thür hinaus!") Ich gebe zu, daß die moderne Schreibart darin einen Triumph feiert, diese Richtung aber ist es eben, die unsere Literatur vergiftet! Es wäre hoch an der Zeit, zu dem Urquell aller Poesie, zumJdealismus zurückznkehren. (Lär mende Zwischenrufe: „Kehren Sie zu Ihren Vätern zurück!") Im Namen meiner Partei, der Partei der klassischen Schule, er laube ich mir daher folgende Beschlußanträge vorzubereiten: (Sissi.) 1) Das durch das Direktorium vorgelegte Märchen ist dahin abzuändern, daß die Heldin nicht aus Speculation, sondern aus reiner Herzensneigung den Bund für's ganze Leben eingehen möge. 2) Sie darf ihren Geliebten nicht hypnotisiren, sondern sie muß ihn durch Vorlesung schwungvoller Gedichte bezaubern, d. h. in den Taumel der Liebe versetzen. 3) Als sie den Helden entführt, erwacht sie zum sittlichen Bewußtsein, und da sie sich mit der Weltordnung zerworfen hatte, führt sie den geliebten Mann in ein Kloster und läßt ihn dort als Novice einkleiden. Nachdem sie hierdurch das mo ralische Gleichgewicht wieder hergestellt, auferlegt sie sich selbst die Buße, von nun an die Interessen ihrer Clienten unentgeltlich zu vertreten. Der Replik des Mr. Hawkins folgte eine unbeschreibliche Scene. Die Anhänger der klassischen Schule erfaßten ihn und trugen ihn auf ihren Schultern jauchzend im Saale herum, die moderne Schule hingegen forderte wild heulend, daß der alte Contremineur sofort und im raschesten Tempo aus der Sitzung entfernt werde. Hätte der Präsident zufällig die Geistes gegenwart verloren, wäre es dem Redner bei der Zügellosigkeit der dramenschriftstellerischen Leidenschaften übet ergangen. Mr. Jefferson aber ließ die Leidenschaften sich austoben und unterzog die Frage einer Wahl. Der Vorschlag der klassischen Schule fiel mit großer Stimmen mehrheit durch. Das Projekt Mr. Jefferson's aber wurde un verändert angenommen, und man betraute das Direktorium, im Laufe von drei Wochen eine neue Meldung zu erstatten, d. h. das fertige Stück zu überreichen. Die Partei Mr. Hawtin's verließ die Versammlung demonstrativ und klagte das Prüfungs- comitöe, dessen Mitglieder sich verständnißinnig schmunzelnd die Hände drückten, offen des Betruges an. III. Nach Verlauf eines Monats verkündeten an sämmtlichen Annoncensäulen New Doris riesengroße Anschlagzettel die sensationelle Neuigkeit der modernen Bühnenliteratur: Miß Harriet, die Entführerin ihres Bräutigams!! oder Die Hypnose in der Liebe!! Schauspiel in 3 Aufzügen von der 1. priv. amerikanischen Bühnenschriftsteller - Aktiengesellschaft. Die journalistische Lärmtrommel wurde von Barnum dem Jüngeren gerührt, der seinen berühmten Ahnen hierdurch voll kommen verdunkelte. Die Wirkung blieb nicht aus: für die ersten hundert Vor stellungen wurden binnen einiger Tage sämmtliche Plätze ver griffen. Die Actionaire spazierten vor dem Theater glückselig auf und ab, und Mr. Jefferson wollte sich auf der Walhalla square ein Hotel bauen lassen. Selbstverständlich oblag auch Miß Dürfte ihren Vorberei tungen, und zwar mit fieberhafter Hast. Drei Damenschneider verübten Selbstmordversuche, da sie für die Künstlerin keine ihr zusagenden Costüme zu erfinden vermochten. Die Miß wollte die Zuschauer besonders in der Hypnotisirscene des zweiten Actes hinreiben, in welchem sie in einer märchenhaft-duftigen Tracht zu erscheinen gedachte, das offen herabwallende Haar mit Brillantsternen besäet. Sie erfand ein ganz neues Parfüm, welches im Zuschauerraum zerstäubt werden sollte. Dieser Duft war von betäubender Wirkung, durch welches man auch das Publicum zu hypnotisiren gedachte . . . Bei der Generalprobe deutete sie blos an, welchen Teufels spuk sie am Abende der ersten Aufführung zu verüben gesonnen war, sie entzückte aber die Hyänen der New Dorter Kritik schon damals derart, daß diese das zerstreute Spiel der Diva gar nicht bemerkten. Miß Dvette heftete nämlich ihre Blicke un ausgesetzt auf eine Loge des verfinsterten Zuschauerraumes, in deren Hintergründe Mr. Jefferson mit der Tochter des reichsten Eisenbahntönigs, eines Mitgliedes des Direktoriums, eifrig plau derte . . . Die junge Dame schien die Aufmerksamkeit des Autors derart in Anspruch zu nehmen, daß für ihn das, was auf der Bühne geschah, ganz und gar verloren ging. Namenloser Zorn bemächtigte sich der Künstlerin. Darum hatte sie also dem hungernden Poeten ihre Millionen in sich bergende Idee mitgetheilt? Hoch und theuer hatte ihr der Tau genichts versprochen, sie an dem Tage ihres Triumphes auf's Standesamt zu führen! . . . Sie versuchte es aber noch einmal, ihn zu bekehren, und sagte ihm nach der Generalprobe: „Begleiten Sie mich in meine Wohnung, lieber Freund! Ich möchte das Diner heute in Ihrer Gesellschaft einnehmen . . „Bedaure . . stotterte Mr. Jefferson. „Ich habe bereits Mr. Bruce - Whyte zugesagt . . » * Der heißersehnte Abend kam heran. Die Anzahl der vor dem New Yorker Feethrater inspectio- nirenden Policemans wurde verdoppelt. Das Theater war von den Vornehmen Amerikas dicht besetzt. Auf den Stehplätzen des dritten Ranges selbst drängten sich hohe Würdenträger. In dem überfüllten Hause herrschte eine feierliche Ruhe, welche der Stille vor dem Sturme, dem Beifallsstürme, glich. Die ersten Scenen ließen das Auditorium ziemlich kalt, man hoffte aber, daß sich die Stimmung bei Miß Dvette's Er scheinen ändern werde. Und die göttliche Künstlerin erschien; im Nu überflogen ihre Augen den Zuschauerraum und er blickten Mr. Jefferson abermals in der Prosceniumsloge mit der Tochter des Millionairs. Und wieder lauschte er der Vor stellung nicht . . . Von diesem Augenblicke an war das Schicksal des Stückes besiegelt, d. h. Miß Jusserand ließ ihre Rolle gänzlich fallen. Im zweiten Act verursachte sie eine kolossale Ueberraschung — nein, tiefe Entrüstung rief sie dadurch hervor, daß sie anstatt in dem verführerischen, traumhaften Feencostume in einer non- nenhaft grauen Tracht erschien, wie z. B. eine norwegische Ma trone in einem Jbsen'schen Drama. Von ihren prachtvollen Schultern und dem blendend weißen Nacken ließ sie auch nicht das kleinste Streifchen erblicken. Und dann begann sie zu singen, obwohl in ihrer Rolle gar keine Gesangsnummer vorgeschrieben war! Das Publicum knirschte über die peinliche Enttäuschung mit den Zähnen. Dem Zähneknirschen aber folgte alsbald das Zischen und das Pfeifen, und als Miß Dvette trotzdem weiter sang, da brach der Sturm vollends aus. Das Publicum bereitete der Primadonna einen derartigen Scandal, auf welchen sich selbst ihre bejahrtesten Colleginnen nicht erinnerten. Mr. Jefferson erwachte aus seiner idyllischen Stimmung mit Entsetzen. Er sah ein, daß sich Miß Dvette an ihm furchtbar gerächt hatte, und daß nun Alles verloren sei. Papa Bruce- Whyte benahm sich ihm gegenüber aber plötzlich auffallend kalt und Miß Ellen kehrte ihm ebenfalls den Rücken, gleich als wollte sie sagen: „Ja, Freundchen, wenn Dein Drama durchfällt, dann ist es zwischen uns aus!" ... An dem Morgen des dem schnöden Fiasco folgenden Tages verlangten die Gläubiger gegen das erste amerikanische Bühnenschriftsteller - Consortium die Concursausschreibung. Mr. Jefferson wurde von den Actionairen beinahe gelyncht, und der arme Getegenheitsdichter sah sich genöthigt, zur lyrischen Dichtung, von welcher er erst vor Kurzem mit den zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Aussichten geschieden, wieder zurllckzukehren.
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