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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960309014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896030901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896030901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-09
- Monat1896-03
- Jahr1896
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das und rvona lieläu nahm halt la eilten. zusam beträc ein I Kanal mit K vor 1 Güter warer sieben gegen auf r gefchie prügel uud sc LeS K abfall« In S fallen« rvelche seine ' bis je Der r thel zurückzusdhaffen nnh ihm Vir Pflege angeveihen »tt IcrNen dre -Da machre ma" ' ^Err Eafiirer Gruuert die finanziellen Berhälinifie besannt ß begnügten Ne sich damit .. «on den der erwähnter Feier ernannten 4 EhrenmitaUedern > verstaubte Büste bervorr Der Deutichen Aerzte-Jeituna entnehmen wir solgrn-e Darstellung i Müftliedtt, entsprechend der Zahl" der cwchrminen^E I ^^nt die H brintiaen. I gewählt und abgeordnet. ES md du Herren Vrol.N.»- r» ' Vermischtes. —r. Gine lttstige iAesrhiehte, die sich im vergangenen Jahre verdient tvertev veEanut zu ewohner der Stadt Bloi- hatten beschlossen. Leipziger lthrumchergehilfen-Verein. Einer» hochiutercssanten Vortrag über Chronometer hielt an» 6. Mär, Abends Herr Uhrmacher Hermann Horrmann (Stcckucr's Passage) in Zill'S Tunnel in derVersarnmlung deS Leipziger Uhrnlachergehilfen-VereinS. Ter llledner begann mit dem historischen Theil der Zeitmessung auf See und erläuterte den Zweck der Sec- chronometer zur Bestimmung der geographischen Länge, wodurch es der»» Seefahrer ermöglicht wird, den genauen Ort seines Schiffes zu finden und gefährliche (stellen, Felsenriffe u. s. w. zu vermeiden. Die Scechronometer gewähren svmit der Schifffahrt einen un berechenbare»» Nutzen und bewirken, daß unzählbare Mtenscheuleben erkalten bleibe»». Auf jedem grösseren Schiffe befinden sich 2 bis 3 Secchronometer, die mit der grüßten Sorgfalt behandelt und vor Nüsse geschützt werden. Der Capitain liebt seine Zeitmeßinstrumentc, die treue»» und zuverlässigen Begleiter feiner Berufsfahrten, über Alles, und es kommt nicht selten vor, daß bei einem SchiffSunfall nur diese Uhren allein mitgenommen werden, wenn eS gilt, daS Schiff schleunigst zu verlassen. Die meisten Erfindungen auf dem Gebtetr der Seechronouleter verdankt die Uhrmacherei den Engländern, und vor aller» John Harrison, dem erster» Ebronometermacher. Im Jahre 1714 bot die englische Regierung den hohen Preis von 20 000 Pfund Sterling Demjenigen, welcher eine Methode erfinden würde, um die Länge auf der See bis zu einer bestimmten Ge nauigkeit zu berechnen. Harrison bewarb sich um den ausgesetzten Preis und fertigte nach und nach 4 Instrumente, welche auf Reifen geprüft wurden. Sie genügte»» de»» gestellte»» Ansprüchen, ja sie überträfe»» dieselben noch; trotzdem wurde der Erfinder von der Com mission hingehalten und erhielt nur in vier Abschlagszahlungen die Summe vor» 2500 Pfund Sterling. Unter unsäglichen Mühe»» »vurde ihn» endlich in hohen» Alter von der Längencommission noch der Rest der Summe bewilligt; der Erfinder starb 1776 j»n Alter von 83 Jahren. -— Der Redner erklärte nun die großen Fort schritte, die seitdem auf den» Gebiete der Seechronometer gemacht worden sind, und ging da»»»» noch näher auf die englische Fabri kation ein; zürn Schlüsse besprach er berühmte Hamburger D-erk- siätten, welche er auö eigener Erfahrung kannte. Der Vortrag des Herrn Horrmann bot für den Fachmann ungemein viel Be lehrendes, wofür ihr»» der lebhafte Dank der Versammlung zu Theil »vurde. in Frankreich zugetragen hat, werden. Die Bewohner der S den 10. Mai 1895 zur Erinnerung an ven vor hmnvert Jahren dort geborenen berühmten Historiker Augustin Thierrv angemessen ^n feiern Sie baten der» damaligen Unterrichts minister PomcarS, bei diesem Anlatz eine Rede zu halten. Da 5?« 'tmeu. aber an Zeit und Geld fehlte, ihren» berühmten M»tbürger ein Denkmal in Erz und Stein zu errichten, so dann», aus der städtischen Bibliothek eine »ne hervorznhvlen und ste aus einem 'öffentlichen P^He auszustellen. Obgleich die Arbeiten schnell durch- geführt wurden, war Herr PoincarL mit dem Eabinet gefallen. Sei», Nachsolger CombeS ..." -— er wisse nur herzlich wenig dlugustm Thierry, und so fiel Herrn Brunetitzre von der AcadSnne Fran^aise die Ehre zu, die Gedächtnitzrede zu Die Feierlichkeit spielte sich unter strömendem Reaen rockenen Phrasen zu ihrem größten Vie Haltestelle»»' Gohlis-Eul ri-fch uud Gohlis - Möckern Sotags fabrkarten nach Knauthain, Eythra, Krossen, Dlirren4>erg Ltüsen zu verausgaben. Es wird dadurch einen» vielfachen —Lunpho der Bewohner der nördlicher» Stadttheile und Bororte Rechnung gc^ tragen. Wenig erfreulich jedoch waren die Klagen ^lt polizeiwidrige Aufstellung von Säulen der elektrische» Straß e »»- bahn im Stadttheile L.-GohltS. Der Verein w»rd sich rn i>t>kor nächsten Sitzung mit diesem Uebelstande beschäftigen. An dreie»»» Berernsabende wurden von IO angenreldeten Herren 8 neu »» der» Verein ausgenommen, 8 Neuanmeldungen gingen ein, wahren». 2 Mitglieder wegen Wegzuges nach Schlettau, bezw. Gotha ausschieden. . Harzclub, Iweigverein Leipzig. „Es grüne die Tonne, eS wachse daS Erz, Gott schenke uns Allen ein fröhliches Herz.'" Dieser alte Harzer Kernspruch war dre Loosung am vergangenen Montag in Noth s Gesellschaftsbau-. Der Harzclub, Zwergverein Leipzig, feierte fein erstes Stiftungs fest. Echt eingesührte Harztannen versetzten mit ihren» herz erquickenden Dust Gäste und Mitglieder in die Stimmung , »vie sre der Tag verlangte, in die feierlich-erhabene Stimmung, wie ste dre Anwesenheit der Gottheit in unS hervorruft. Eine Göttrn »vor auch vom Harze abgesandt worden und zwar die ewig muntere Ilse. In sinnigem Prologe begrüßte sie die Festverfamrnlnttg, entwickelte die Entstehungsgeschichte des Clubs und wünschte ihm ferneres Gedeihe»» und Blühen. Hiera»» schlossen sich Clavler- Vorträge von Frl. Gipser (Nocturne von Chopin und Rigandon von Raff), die mit vorzüglicher Technik und Gefühlswärrne zu Ge hör gebracht wurden. Ferner erfreute uns die Conrertfängerin Frau FvrmhalS in heiterer» und ernsten Liedern (Schubert, BrohmS rc.) mit ihrer weichen, »Nodulationsfähigen Stimme. Herr Schumacher bewies die Herrschaft über fein Instrument in einen» Violincvucert von BieuztempS. Herr Searle vom Stadttheater er schütterte mit seinen komischen und Dialectdtchtungen von Trojahn, Bötticher rc. das Zwerchfell der Anwesenden. Auf die geistige Nahrung folgte die leibliche. Bei der Tafel begrüßte der Vorsitzende de» B-reinS, Herr Dir. Toller, die Anwesenden, unter denen sich auch eine Deputa tion von St. Audreasberg befand. ES stieg das erste Festlied. Den zweiten Toast widmete Herr Buchhändler Franke, des Vereins Begründer und Schriftführer, dem Herrn Geh. Baurath Schneider (Harzbnrg) und den» Harzclub. Der dritte Triukspruch galt, wie innner, dem ewig Weiblichen. DaS zweite und dritte Fesilied folgte»». Nach beendeten» Mahl trat Terpsichore in ihre Rechte uud hielt die Theilnehmer bis zur Morgenstunde zusammen. Hoffentlich hat das fo glänzend verlaufene erste GeburtstagSfest des Harzclubs Leipzig neue Freunde erworben, denn „wer die Tann in» Rock trägt, den der Wirch nie breit schlägt", hieß eS in dern zweiten Festliede. Arn Dienstag schaarte sich in Stadt Dresden noch ei»» kleiner Kreis nin die urgemüthlichen, liebenswürdigen NudreaSberger, und schnell ent flohen in ihrer Gesellschaft die Stunden. Mittwoch Mittag leider mußte voi» den vieltheuren Gästen geschieden sein; an» Nachmittag desselben TaaeS fand das Fest in Erb's „Waldhof" (Leutzsch) den endlichen Abschluß. Vivant 8v<iuenles! minder Liber d gerühr berichte genieur gerichte deute sie von Genera an, häl zu voll schehen Achtstu Bork 18 Jal Max haben, schoß si einer - „Für viele Kinder, vielleicht für die Mehrzahl, ist der Schul-, 'I,<st»>nla.kirä)e besuch -:üt einer mehr oder weniger erheblichen Einbuße an Frische f ub/r starlen ^ustzug m^de.r N-cot^ uud Gesundheit verknüpst. Di- Ursachen oasur liegen klar zu Tage und iveiden energisch bekämpft. Man sorgt für die Verbesserung der Luft und der Beleuchtung in den Schulzimmern, man steuert der übermäßigen Beanspruch»»«« der jugendlichen Gehirne und sucht die durch den Schulbesuch begünstigte Verbreitung ansteckender Krankheiten zu verhüten. Au dem einen, und vielleicht dem schlimmsten Uebelstande aber glaubte man bisher nicht rühren zu dürfen — an dem mit dern Schulbesuch verknüpften übermäßig langen Sitzen. Ist eS nicht traurig, daß unsere Kleinen, wo sie doch gewohnt waren, sich von früh bis Abend und mit so sichtbarem Vortheil für ihre Gesundheit herurnzutummeln, nun plötzlich, wenn sie sechs Jahre alt geworden sind. Tag für Tag viele Stunden lang still sitzen müssen? Ja, »venn eS sich dabei nur urn eine Geduldsprobe für die liebe Jugend handelte, so könnte man sich noch trösten. Aber die so lange eingenommene Sitzhaltung wird zu einem Hinderniß für die Blutcirculation, zu einem Hemmniß für die Athmung und zu einem Alp für die UoterleibSorgane. Die eingeschobene Viertelstunde ist ein durchaus ungenügender Ausgleich für die abgesessene Dreiviertelstunde. Und zu dem Stillsitzen aus der Schulbank kommen ja immer noch einige durch die Schularbeiten geforderte Stunden häuslichen Stiüsitzens. Ist das viele Sitzen der Schulkinder wirklich nicht zu vermelden? Könnte das Schulkind nicht einen Theil seiner Arbeit stehend ver- richten? Man frage es nur und man wird meist erfahren, daß eS daS Ausgerufcnwerden in der Classe wegen der mit demselben ver knüpften Gelegenheit, ans der Bank herauSzutreten, als ein wahres Labsal betrachtet. Aber wie ost kann dieses Labsal in einer Elasse von vierzig dem einzelnen Schüler zu Theil werden? Einsicht und guter Wille des LehrerS vermag gegenüber diesem Uebelstande nichts, so lange in unseren Schulen nicht Einrichtungen getroffen sein werden, um jederzeit und ohue wesentliche Störung des Unterrichts sämmtliche Schüler oder Schülerinnen einer Classe gleichzeitig sich erheben zu lassen und im Stehen weiter zu unterrichten. DaS Problem ist ein rein technisches und, wie es scheint, durch eine Erfindung Vr. Götze's, des bekannten Directors der Lehrer bildungsanstalt für Knabenhandarbeit in Leipzig, aufs Glücklichste gelöst. Götze beschreibt in der „Zeitschrift für SchulgesundheitS- pflege" eine an jeder der gebräuchlichen Schulbänke leicht anzu bringende Abänderung, durch welche im Augenblicke einerseits das Sitzbiet sich Zurückschlagen und andererseits die Tischplatte sich in ein Stehpult verwandeln läßt. Die Götze'sche Neuerung ist bis ins Kleinste so verständig auSgedacht und klar beschrieben, daß mit ihr ohue Weiteres Versuche im Großen begonnen werden können. Be währt sie sich, wovon wir hoffentlich bald hören werden, so würde sie einen der größten Fortschritte aus dem Gebiete der Schulgesund- heitspflege bedeuten." In der»That ist mit der fast ausschließlich sitzenden Lebens weise, zu der das an eine rührige Körperbewegung gewöhnte Kind mit dem Eintritte in die Schule gezwungen wird, ein sehr wesentlicher, vielleicht der wichtigste Eingriff in die Gesundheit der Kinder gegeben. Und dieser Eingriff iväre vermeidbar, »venn mau den Schülern die Wohlthat zu Theil werden ließe, deren sich der Lehrer beim Unterricht von je erfreut, von Zeit zu Zeit die Körperffellnng wechseln zu dürfen. Die Unterrichtsersolge würden darunter nicht leiden, im Gcgeutheil, sie würden sich durch die größere körperliche Frische der Kinder und ihre Empfänglichkeit für den Unterricht steigern. Die Cvuslruction der Götze'sche» Steh- und Sitzbank ist, da die Kinder selbst die Umwandlung für den Steh- uud Sitzuntcrricht schnell und leicht bewerkstelligen müssen, thunlichst einfach, und da sie auch den mit geringen Mitteln arbeitenden Schulen der niederen Stände zu Gute kommen soll, sehr wohlfeil. Das Sitzbret ist der Länge nach durchgeschnitten und sein vorderer Theil um zwei starke, in die Bank eingelassene Eharniere beweglich genracht, so daß dieser Vordertheil an die lliücklehne zurückgeklappt werden kann. Ebenso sind die beiden Seitenständec unterhalb der Tischplatte durch- geschnitten, uni diese aus- und abbeweglich zu machen. Die Ständer sind nicht massiv, sondern bestehen aus einen» äußeren, mit einer Nulh versehenen, und einem inneren Theil, der in jene Nuth ein greift. Die beiden äußeren Theile bilden die eigentlichen Ständer, sie sind mit dem Fußgestell direct und unter einander durch die Rückwand LeS Tisches, sowie durch das Büchcrbret fest verbunden. Die inneren Theile stehen dagegen mit der Tischplatte in Ber- biudung; es sind aus- und abbewegliche Führungsleisten, mit denen die Tischplatte sich hebt und senkt. In diese Führungsleisten sind in entsprechender Höhe zahnartige Vertiefungen eingearbeitet, in welche Federn eingrcifen, die an ihrem unteren Ende in die Ständer eingeschraubt sind; das obere Ende der Federn bleibt beweglich. Blim Aufwärtsbewegen der Tischplatte werden die Federn von selbst bei Seite gedrückt, bis sie Gelegenheit erhalten, in die zahnartigen Vertiefungen der Führungsleisten einzuschnappen. Will man die Tischplatte abwärts gleiten lassen, so zieht man die Federn nach außen und löst sie so auS; durch ihre Schwere senkt sich dann die Platte von selbst. Damit ist der ganze einfache Mechanismus erschöpfend dargestellt. Die Handgriffe bei der Umwandlung der Bank für die eine oder andere Form des Unterrichts sind so leicht, die Tisch- und die Sitz platte so beweglich, daß der Wechsel binnen kürzester Zeit vor sich geht und die Kuider während einer und derselben Lection theilS sitzen, theils stehen können. Findet der Lehrer, daß die Classe von» langen Sitzen schlaff wird, so läßt er sie aufstehen. Auf das Commando: Auf! erheben sich die Schüler und klappen zugleich den Vordertheil des Sitzes an die Rücklehne zurück. Auf ein zweites Zeichen legen ste die Hände unter die aufwärts zu bewegende Tischplatte und heben sie gemeinsam hoch, bis die Federn in die der Körpergröße der Schüler entsprechende Vertiefung cinschnappen. Damit ist die Umwandlung für den Steh unterricht vollendet. Natürlich vermag der Lehrer auch einzelne Bänke für Schüler, die aus besonderen Gründen nicht stehe»» sollen, in der Sitzstellung zu belassen. Will inan später die Tischplatte wieder niedrig stellen, so legen die «chüler aus das Zeichen des Lehrer- die eine Hand zur Hemmung unter die niedergehende Platte, ziehen mit der anderen die Feder nach außen und lassen so die Tischplatte allmählich herunter. Danach klappen sie den vorderen Theil der Sitzplatte geräuschlos vor, und die Sitzanordnung ist wieder fertig. Es ist bereits durch die Erfahrung erprobt worden, daß diese Manipulationen nach kurzer Einübung völlig glatt vor sich gehen, und da der Unterricht dadurch nicht gestört wird, so ist also ei»» sicher wstkenbes Mittel gegeben, die mit dein anhaltenden Schulsitzen verbundenen GesnndheitSschädigungen der Kinder ohne Weiteres völlig zu beseitigen. Die vr. Götze'sche Steh- und Sitzschulbank, welche bereits in Leipzig in einer Untertertia des städtischen Realgymnasiums (Rector Prof. vr. Böttcher) und in Leipzig-Lindenau in einer Classe der 22. Bezirksschule (Schuldirector Röhn) probeweise ein geführt worden ist, genießt den Schutz des Gesetzes vom 1. Juni l^Ol und ist unter Nr. 26 889 die Rolle der Gebrauchsmuster ausgenommen. Nach geschlossenen» Vertrage ist dern Medicinischen Waarenhause der geschäftliche Alleinvertrieb der Bank übertragen worden. Mit dieser Stehschulbank hat zugleich aber auch eine ganz andere !!!^^ »!' YU -m Erfolg. In wachsen »st der ferner Papparbeit, Kerbschnitzerei uud Modelliren betrieben werden, landwnthschaf^ D»e mit emer > was aus S-tzbäulen geradezu unausführbar wäre. Wer aber die Frucht bestellten Ackerstachel» haben melstens emen Umfang, die Arbeitslöhne sind im Vergleich mit billig. Die Anschaffung theuerer Maschinen würde daher nicht immer vortheilhast, meisten- sogar verlustbringend sein. Man würbe dieseiben höchstens aus genossenschaftlichem Wege au-nutzen können, wie z. B Dreschmaschinen. Ferner stellen sich einer Benutzung von Maschinen auch Schwierigkeiten in der bergigen Oberfläche vieler Landbezirke Sachsens entgegen. (Eia L. und 8. Artikel folgt.) vr. Kotze's Steh- und Zihschuldank. Sport. * AuS der „Rad-Welt": Der bekannt« Kunstradfahrer Gustav Marsch», er beabsichtigt nächsten Monat nach Ansteoalien zu gehen. — Jrn Winter-Velodrom zu Hannover finden in ver Zeit von» 16. bis 22. März sechs Tages-Nennen zu je 2 Stunden statt. — Die Münchener Polizeidirectior» hat, um dem Unwesen solcher Radfahrer, die sich den bestehender» Vorschriften nicht fügen wollen, mit Erfolg steuer»» zu können, mehrere Criminalbeamte »nit Rädern versehen. — Wie schon vor 14 Tagen, so erläßt der R. B. Sport-Hannover, nachdem sich kein Gegner gefunden hat, nochmals eine HeranS- forderung an sämmtliche Vereine der Provinz Hannover zu einem Match über 1OO lcm bei gegenseitigem Einsatz von 100—500 ES dürfen 12 Fahrer starten, von denen aber 8 Fahrer aefchlosse»» durchs Ziel gehen müssen. Eine Reihe bemerkeuSwerther Leistung«»» hatte die Bahn vor» Coronado (Californien) ans 3. dieses Monats zu verzeichnen. Die englische Meile wurde von „Haurilton" bei fliegendem Start nut Schrittmachern in der großartigen Zeit von 1 -. 30^/» zurückgelegt (Record Barlo 1 : 40*/»). Die Zwei drittel-Meile wurde in 58^/» gefahren, was ebenfalls eine»» neue»» Weltrecord bedeutet. Nach Schluß des Rennen» fuhr daS Tandempcrar Tayl or - Terril die halbe Meile tu 52*/. Record. Ein wenig bekannter Führer Mr. Mac Crea schlug den Jsohnsou- schen Mei len-Record um */» Secnuden, indem er die Strecke in 1 : 49*/» zurücklegte. Zwei Viersitzer führten. - . - gewählt und abgeorbnet. Es find bie Herren Prokellür I» Auf der vor Weihnachten im Medicinifchen Waarenhause ver- , vr. wv<l. Nakonz, Buchhändler Hermann Rost und Scdne'idermkäter anstaUrien SonderauSsiellung für Schulhygiene nahmen die Subsrllien i Haußmann. Die Wahl findet am 11. Mim 6'/ Udr Abends in einen ärmlich großen Ranm rin, entsprechend der Wichtigkeit, welches der großen RathSftube deS Rathhauses statt - . . . » « die Schnldanlsrage seit Langem in der Hygirine behauptet. Mans 2) Zur Abhaltung von B.belstunden im östlicken Tb.N. interessante Erscheinungen im ^*r AcadLmre Frnn^arse die Ehre zu, die konnte dort die allrrvrrschiedenstrn Systeme von Schulbänken undsGemeiude waren von den Geistlichen vrrschiedrue als aeeianet er-und asiatischen Völker, sich in t halten. Die Feierlichkeit spielte sich unter fl haurputtrn zur Vergleichung nebeneinander gestellt sehen. Unter ^scheinende Räumlichkeiten besichtigt wordem D,r Kirckeuvorstand l das Fomiltenleben, auf die Stellung de» s ad. Während aber Bruneti^re seine trockenen L NN Tag der Woche und zwar zunächst der DonnrrStaa tU».»»V» vr^chardt um Herstellung von besseren Weg. ' - ' Uhr. rrd.ua wird. Lk «oft.. «M ... >r.».. i L« 1810 für die Tonne 213 .ik, des Roggen- 105 Diese Zahlen kaffen es begreifen, daß Besitzer, die für ihre Grundstücke einen Preis bezahlten, der nach den früheren Pröductenprelseu bemessen wurde, heute in schwere Verlegenheiten geratben, wenn sie größere Schulden auf ihrem Gute haben und dabe» selbst die Bortheile des Geldmarktes nicht auszuuutzen wissen. Aber der Bauer erkennt nicht die Ursache der schwierigen Verhältnisse, unter denen er leidet. Von dem Zusammen hänge der Weltwirthschaft hat er keine Ahnung. Er hat wohl gelesen, daß russisches, amerikanisches uud indische- Korn aus den deutschen Getreidepreis drückt, doch er versteht es nicht, bei dem Ankäufe eines Besitzthumeö nun auch den gesunkenen Preis Ver landwirthschaftlicheu Producte ernstlich m berücksichtigen. Mehr als der gegenwärtige Preis ceS Producte- ist für ihn der frühere, jedoch unter weit günstigeren landwirthschaftlichen Verhältnissen be zahlte Gut-Preis entscheidend. Zu spät sieht er daun ein, daß er eine verhängnißvolle Thorheit beging. Hat der Bauer »heute viele Schulden, so kann er nicht bestehen. Er rackert sich unter schweren Entbehrungen einige Jahre ab, um daun das Gut den Hypothekengläubigern zu überlassen, womit seine Ersparnisse oder sein väterliches Erbtheil verloren sind. Der artige Beispiele lassen sich fast auö jedem Dorfe anführen. Durch „Auszug", Erbtheilungen uud eine für Ablösung der alten Hand- und Spanndienste zu leistende Rente, Schul- uud Wegebausteuer, Armensteuer rc. sind die Güter des von uns beobachteten Dorfes am meisten belastet. Dazu kommen noch die Pflichten, welche die neuere socialpolitische Gesetz gebung auch dem Gesinde haltenden Bauern auserlegt und die gesteigerten Gesindelöhne. In den Dörfern der bezeickmetcn Gegend erhält jetzt ein Großknecht 210—300 ein Mittel knecht ISO—180 und ein Kleinkuecht 120—110 Einer Großmagd wurden ISO einer Mittelmagd 120 und einer Kleinmagd 90 jährlich bezahlt; Kleiuknechte und Kleinmägde haben gewöhnlich die Schnle erst verlassen. Zu diesen Lohnen kommen noch gewöhnlich schor» bei der Ver- miethvng ausbedungene oder durch die Sitte fest bestimmte Geschenke zum WcihnachtSfest, zu Jahrmärkten rc. Nur eine ausgezeichnete Bewirthschaftung vermag bei nicht allzusehr drückenden Schuldverhältnissen diese Lasten aufzubringen und dabei dem Bauer «och eine menschen würdige Lebenshaltung zu ermöglichen. Aber mit der Be wirthschaftung ist es oft übel bestellt. Selten hat ein Bauer t» entfernteren landwirthschaftlichen Bezirken sich umgeseben IMd gelernt. Die meisten Bauersöhne kennen bei uns nur die väterliche Wirtschaft. Sie haben die Dorfschule besucht uud dann auf dem elterlichen Hof gearbeitet. Einige haben sich i» früherer» Jahren vom Militair sreigekauft, andere jüngere Sprößlinge sind als untauglich befunden. Sie haben im Dorf ober Nachbarort eine Bauerutochter geheirathel oder werden eine heirathen, wenn die „Alten" auf den „Auszug" gehen. Dann wird der junge Bauer in der Dorfschänke nicht mehr mit der „Jugend" trinken, sondern sich an den Tisch setzen, wo die selbstständigen Bauern ihre Plätze haben. Er wird wie die „Alten" spöttelnde Be merkungen machen, wenn irgend ein Bauer aus der be nachbarten Umgebung vielleicht einen neuartigen Pflug oder ein anderes bis dahin im Dorf noch nicht eingeführteö Acker gerät kaufte. Aber im klebrigen wird der junge Bauer wirtschaften wie sei Vater und die anderen Hofbesitzer, zu denen er nun gehört. Weil sie nur vorwiegend Korn und Kartoffeln bauen, so baut er beides auch. Es ist ihm so wenig wie den Alter» bewußt, daß auch andere und bei den heutigen Preisen lohnendere landwirtschaftliche Culturen möglich sind. Wird er auf die letzteren und ihre Vorteile hingewiesen, so meint er, daß eine solche Bewirtschaftung Wohl für andere Gegenden nützlich sei, doch nicht für ihn. Sein fester Glaube an der Vortrefflichkeit des Althergebrachten und der Mangel an geistigem Auffassungsvermögen hindern ihn, zu neuen Euliuren überzugehrn, selbst in solchen Fällen, wo die Geldfrage keine Rolle spielt. Neue Düngemittel, neue Sämereien werden bin und wieder gekauft, aber wo es geschieht, prüft man nickt immer vorher die Verwendbarkeit derselben gewissenhaft. Das führt häufig zu Enttäuschungen, die dann später wieder einer vorurteilslosen Beurteilung neuer landwirtschaft licher Gedanken hinderlich sind. Durch die ausgezeichneten Versuche, welche in den letzten Jahren im Botanischen Garten in Dresden auf landwirtschaftlichem Gebiet .stmackt sind, ist praktisch die Ueberzeugung landwirtschaft licher Theoretiker bestätigt, daß durch kunstgerechte Cultur für den Ackerbau noch erhebliche Vortheile erreicht werde»» können. Diese Versuche erstreckten sich namentlich auf das Gebiet der Pflanzenveredelung, der Düngung und der Be handlung von Pflanzenkrankheiten. Bon alle»» diesen Ver suchen hat man in unserem Dorfe und auch unter den Bauern der Umgegend keine Ahnung. Wird ein Hofbesitzer auf dieselben hingewiesen, so wird die Sache mit der schon erwähnten Redensart abgetan. Es fehlt nach dieser Richtung bei uns fast jede Initiative, jeder ernste Wille, alte Wege zu verlaßen. Buchführung ist fast immer unbekannt; von einem aenaurn Rechnen, welches ein zutreffendes Bild über den Ertrag deö Gutes liefert, kann ebensowenig gesprochen werden. Der Bauer weiß daher nur selten, wie viel wirklicher Rein ertrag ihm ein bestimmter Acker oder eine besondere Frucht liefert. Er wirtschaftet auch nach dieser Richtung in das Dunkle hinein. Neuere Fortschritte der landwirthschaftlichen Maschinentechnik sind in unserem Dorfe unbekannt. Es giebt weder Drillmaschme noch Mähmaschine, noch Heuwender oder Dampsdreschmaschine; doch besitzen die meisten Bauern einen „Göpel", im Uebrigen wird mit der Hand gedroschen. Dieser Mangel an landwirihschastlichen Maschinen ist jedoch nicht allein auf Charaktereigeuschaften der Bauern, sonder»» auch auf die Beschaffenheit des Bodens und den geringe»» Umfang der Güter zurückzuführen. Der Mangel an Maschinen ist am wenigsten tadelnSwerth. Auch in anderen sächsischen Bezirken sind tüchtige Landwirthe der Ansicht, daß die Fortschritte der landwirthschaftlichen Maschinentechnik nur in sehr bedingter Weise für den heimischen Ackerbau nutzbar gemacht werden können. Ma»» darf aus diesem Gebiet unsere Verhältnisse nicht mit den amerikanische,» vergleichen, wie eS hier und da geschehen ist. In Amerika.- .. ' - ganz erheMicyen Schwierigkeiten teuut, die sich der Einrichtung bc- entaegenstellen, der weiß auch auS diesen» Grunde die Siehschulbank zu schätze». Sitzung des Lirchenvorstandes zu ät. Nicolai, am 2. März L89V. Anwesend 11 Mitglieder. Vorsitzender: Pfarrer v. Hölscher. »v^?n «tell* Les bisher,gen geistlichen Abgeordneten deS IX. Wahlbezirks, Herrn Geh. Knchenraths 0. Pank, ist für die an stehende 6. ordentliche evangelisch - lutherische LandeSlynode ein Ab- ruwahten, da des AnSscheidenden Wahlperiode abg.lansen ist. Durch schriftliche Wahl werden in legaler Weise vier weltliche Gemeinnütziger Verein „Vorwärts" zu Leipzig-Gohlis. Donnerstag, den 5. März, fand die fällige Monatsversamrn- lung im Saale des LtndhoseS statt. Der Vereinsvorsitzende, Herr Lehrer E. R. Müller, gab zunächst den Eintritt de» Herrn Lehder, hpaieinischen Schriftstellers und Naturheilavztes, an Stelle des Herrn Kaufmann Kämpfe in den Vorstand, sowie verschiedene Eingänge an Zeitungen und Bücherzuwendungen für die VereinS- bibliothek bekannt uud kam dann auf den von dem Verein in letzter Zeit veranstalteten 1. Bolksunterhaltungsabend zu sprechen, der in so würdiger Weise verlaufen, vor» über 1000 Personen auS den verschiedenste»» Berufskreisen besucht gewesen sei. Er gedenke Mitte April einen 2. Volksunterhaltungsabend zu veranstalte»» und ,ehe sich in Folge von vielfachen Anfragen geuüthigt, vor einer Verwechselung dieser ideellen Bestrebungen, daS Volk durch nur gediegene und werthvolle Vorträge zu belehren und zu heben, mit dein in jüngster Zeit von einem Herrn Ottomar Förstner ver anstalteten 1. Unterhaltungsabende der „Literarischen Gesellschaft für Voltsunterhaltung" zu Gohlis-Eutritzsch, welche» Unternehmen von bekannten Leipziger Schauspieler-Dilettanten ins Leben gerufen und einen rem geschäftlichen Hintergrund habe, zu warnen; es könne nimmermehr gedient sein »nit Ausführungen von minder» werthigem Gehalte, denen bis in die frühe Morgenstunde ein all gemeiner Ball folge, und man müsse sich wundern, daß, wie der Unternehmer an dem fraglichen Abende bekannt gegeben I habe, 1400 Programme von Fabrikanten zu GohliS-Entritzsch I i entnommen worden seien. Der Besuch von wenig über 100 Per- 1 1 sonen babe allerdings nichts von den verausgabte»» Eintrittskarten, auch do.» den 800 Mitgliedern de» Vereins verspüren lassen. Eigenthumlichec Weise seien an ihn al» den Vorsitzende»» der -Uerarischen Gesellschaft der Nordvorstadt Forderungen gestellt kam Herr Müller aus die wohlgelungene Feier de-30. Stistu ngSsestes zu sprechen, zu welchem von verschiedenen Bereinen und Personen Glückwunschschreiben eingegangen waren, wahrend Herr Eassirer Gruuert die fiuanziellen Verhältnisse bekannt gab. V"" '' — " . — . . — statteten »erren Privatmann — — ^eger persönlich ab, «»- « . und Friedensrichter ThebuS ein Dank- schrewen zur Verlesung gebracht wurde. Die grnanuten Herren ae- > hören saft alle dem Vereine seit seiner Gründung an. Hieraus dielt I Cornnö sccgen der VeretnSvorsitzende eineu interessanten, mit größtem Beifall aus- genommenen Vortrag über interessante Erscheinungen im konnte dort die allrrvrrsrhleLenstrn Systeme vvn Schulbänken und » Gemeinde waren vor» den Geistlichen verschiedene als ne-lnn-» tzau-pultrn zur Ver-lrichung nebeneinander gestellt sehen. Unter 1 scheinende Räumlichleite,» brsichiiat worden. ,hmn sichle eine, durch ihr Arußerrs wenig auffallende, schlich»,»beschließt, von Leu güüast zur Verfügung geste Pont dle so vielfach behandelte Frage von einem besonderen und. i Handelsakademie in der Marienstraße, sowie aned wir uns scheint, hygleinifch fehr beachtrnswerthen GrsichtSpuncte aus, . - - - . nämlich dem, dir Kinser nlcht mehr für dir ganze Schulzeit Lauernd ans die Titzbrnck zu schmieden, sondern sie beim Unterricht thellS setzen, theils ßehrn zu lassen. Ein geschätzter Arzt sagt über diese . ^tzr's und ihre praktische Ausgestaltung in dcr Zeitschrift „voilSwvhV daß Folgende-. ü) Scbon seit langer Zeit erheben sich erkennt das Recht der Klagen an und hat rum Bericht aufqefordert. Herr Maurern für die>e!be daß einerseits die vor einigen Jahre», auSgefuhrte Beseitigung einiger innerer Fenster auf der Südjert- der Kirche, andererseits auch die kalte Luftströmung a»»S der ungeheizten Balge kammer der Orgel die Ursache zu fein scheine. Man b-schUeßt eventuell die Südcapellen durch Fenster zu sHUeßen und den Erbauer der Orgel, Ladeaast in Weißenfels, urn e»u Gutachten zu ersuchen, wie dem Ausströmer» der kalten Luft auS der Orgel abzuhelfen sei. Der Großvntertan). —Nöch heute werden Tanzvergnügungen, namentlich solche in Familienkreisen, bei Hochzeiten u. dgl. zuwerlen m»t den» sogenannten Großvaterlanze beschlossen, welcher auS zwe» öfter wiederholten Tbeilen besteht. Der erste »st e»n lang samer Danz ini b/^-T^<Ke nach der Älrt der sogenannten .getretenen" Tänze deS Mittelalters, bei denen man sich nur in zierlichen Schritten nach der Musik bewegte. Dre be» diesem Theile gesungenen Berfe lauteten: Und als der Großvater die Großmutter nahm. Da »vor der Großvater ein Bräutigam. Auf diesen ersten langsamen Theil folgt »m raschesten r/4-Tacte ein sogenannter Springtanz, bei dein die Paare, ohne sich zu drehen, über den Saal dahinstiegen. Augenscheinlich haben wir es hier mit einem sehr alten Tanze zu tyun, obgleich Text und Melodie desselben sich nicht früher als im achtzehnten Jahrhundert nachweisen lassen. Tänze mit Tactwechsel lassen immer auf ein Alter schließen, das wenigstens bis zum sechzehnten Jahrhundert, in der Regel bis inö Mittelalter zurückreicht. UeberdieS hat die Melodie des zweiten TheileS des GroßvatertanzeS große Aehnlichkeit mit Reigenliedern deö Mittelalters. Für den Dichter des Textes zum Großvatertanze hielt man lange Zeit den Dichter Klamer Schmidt, den Freund Gleim's, Göcking'S u. A., weil von ihn» 1802 im „Neuesten Berlinischen Musenalmanach" ein bereits 1794 niedergeschricbe- nes Gedicht veröffentlicht war mit den» Anfänge: „Und als der Großvater die Großmutter nahm, da war der Groß vater ein Bräutigam". Klanier Schmidt hat aber nichts Anderes gcthan, als daß er die beiden altüberlieferten Zeilen benutzte, im weitere», Verlaufe aber eine»» ganz selbst ständig verfaßten Text dcr alten Tanzwelse unterlegte. Ebenso dichtete Langbein ein „Großvaterlied", dessen Ueber- schrift ansdrncklich die Bemerkung hinzugefügt ist: „Nach der bekannten Tanzweise". Das Langdein'sche Gedicht weicht schon i»» den ersten beiden Zeilen von der alten Ueberlieferung ab; eS beginnt: „Und als der Großvater die Großmutter nahm, da wußte man nichts von Mamsell und Madam". Eine erste Aufzeichnung der Melodie deS GroßvatertanzeS verdanke»» wir kemem Geringeren als Johann Sebastian Bach, der den zweiten Thcil der Melodie 1741 in seine Hochzeitö-Cantatc aufnabn», wo sie in» ersten Duett von den Streichinstrumenten gespielt wird. Bach erklärt ausdrücklich, daß er die Melodie aus seiner Ingenderinnerung geschöpft habe. Von dem Texte besitzen wir eine noch ältere Aufzeichnung i>» dem 1717 zu Leipzig erschienenen und nicht weniger als 1178 Quartseiten umfassenden Werke: „Rechtschaffener Tantz- meister, oder gründliche Erklärung der frantzöfischen Tantz knnst, bestehend in dreh Büchern". Verfasser desselben war der Leipziger Tanzlehrer Gottfried Taubert, dessen Absichten früher wohl auf einen anderen Beruf gerichtet waren. In» Jahre 1680 zu Nonneburg geboren, bezog er 1700 als Student die Universität Leipzig; nachdem er aber zehn Jahre den Studien gewidmet hatte — vielleicht nicht mit besonders glücklichem Erfolge —, ließ er sich 1710 als Tanzlehrer in Leipzig nieder. Seinem Werke verdanken wir außer dem Texte des Groß vatertanzeS auch die Erklärung eines Anderen Namens, den derselbe zuweilen führte und noch heute führt. Män"nennt ihn den „KehrauS" oder „Kehrab", und Taubert schreibt darüber Seite 87 feines Werkes, er habe diesen Namen, „weil er gemeiniglich zum Kehrab, Beschluß, Valet irgend einer Hochzeit oder sonst fröhliche», Gelages an gestellt wird, dabei sich die sämmtlichen Gäste zuguterletzt noch einmal recht lustig machen und also das Gastgebot fröhlich endigen, gleichsam fein sauber abkehren". Die Ueberlieferunzen durch Taubert und Bach weisen aus Sachsen und Thüringen als die eigentliche Heimath des Groß vatertanzeS hin, und hier hat er sich auch in Wort und Weise am treuesten erhalten. Die Worte deS GroßvatertanzeS finden sich allerdings auch in anderen deutschen Landschaften, aber die charakteristische Melodie mit ihrem Wechsel des Rhythmus ist dort unbekannt. So wird z. B. über eine von der thüringisch-sächsischen Art ganz abweichende Ausführung deS GroßvatertanzeS in Mecklenburg berichtet: „Alt und Jung, jedes mit einem Werkzeug der Wirthschaft bewaffnet (nur Besen sind als unglückbr»ngend verboten), zieht nach der Melodie: „Un aS de Grotvatere die Grotmoder nahm" durch ganze HauS, durch Thüren und Fenster, in die Ställe auf den Heuboden."
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