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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990127018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-27
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2.MM W LchM ÄgM mi> AMM K.T KeitM 27.Km irss. (MlW.AMck.> Dem Kaiser! Zum 27. Januar 1899. Heil Dir, mein Kaiser, Deutschlands Herr und Horts Der Taz prangt doppelt schön im Festgewande, Tenn Du bist heimgrkehri zum sich'ren Port Boni ernsten Kreuzzug durch die Morgenlande. Zum heil'gen Grabe pilgerte Dein Schritt, Du weiltest betend unter Zions Thoren lind brachtest neu des Friedens Oelzweig mit Vom Land, darin der Friedefürst geboren. Es reichen Orient und Occident Zu einem Menschheitsbunde sich die Hande, Und keines Völkerhafses Schranke trennt Vom Nord des Südens blühende Gelände. . , . Das ist es, was Dein edler Geist erträumt. Daß von des Südens sonnbeglänzten Pfaven, Bis wo die Woge an die Nordmark schäumt, Der Friede segne aller Völker Thaten. So ziehst Du, rin Apostel, durch die Welt, In Deutschlands Namen Liebe auszusäen, Die Völker eine unter'm Sternenzelt, Die sich in Eifersucht und Mißgunst schmähen! Heil Dir, an dem sein Volk in Liebe hängt! 2 Pflanze Rosen in die Welt hienieden. Und dem Jahrhundert, das zum Abschied drängt, Gieb ihm beim Scheiden noch den Völkerfrieden! Die deutsche Flotte kommt in Ost und West Durch Oceane stolz einhergezogen. Sie trägt zu des Jahrhunderts Friedensfest Die Palme über sturmbewegte Wogen. Und wo sie naht, der Zwietracht Dämon flieht —- Arglist'ge zweifeln, Liebende vertrauen. Den Tempel, drinnen eine Menschheit kniet In Liebeshuld, — Du wirst ihn uns erbauen! Als dies Jahrhundert einst die Zeit gebar. Ward mit ihm Kriegesnoth und Tod geboren, Der höchste Schmuck der Schlachten Lorbeer war, Die Palme hat lein Held sich auserkoren. O wolle Du mit weiser Herrschermacht Das Schicksal des Jahrhunderts tröstlich wenden, — . Und was begonnen hat im Bann der Nacht, Im Strahl des Lichtes soll es herrlich enden! Hermann Pilz. Kaiser Mlhelmsiand und Lismarck-Archipel. i. Unter dein 7. Oktober 1898 haben der Reichskanzler und die Neu-Guinea-Gesellsckaft einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem das HobeitSrecht über Kaiser WilhelmS- land, dem deutschen Neu-Guinea, und dem Bismarck- Archipel vom 1. April 1899 an wieder an das Reich übergehen. Man wird sich erinnern, daß bei Bekannt werden dieses Vertrages, der noch vom Reichstag zu genehmigen ist, insofern eine Summe aus NeichSmitteln ge zahlt wird, allgemeine Zufriedenheit herrschte. Während der zehn Jahre, seitdem die Gesellschaft die HoheitS- rechte auSübt, hat sich weder die Gesellschaft noch das Reich bei dem Zustande wohl befunden und während die anderen Schutzgebiete einen beträchtlichen Fortschritt zeigen, ist die« bei dem in Rede siebenden nicht der Fall gewesen. Die früheren Verträge mit der Compagnie sind vom Reichstage zurückgewiesen worden, dem vorliegenden dürste, nachdem namentlich der Colonialralh sich einstimmig für ibn ausgesprochen hat, ein besseres LooS beschieden sein. Der Vertrag besagt im Wesentlichen Folgende-: Die Nen-Guinea-Compagnie überläßt dem Reiche sowohl die Landeshoheit über das Schutzgebiet mit den darin be griffenen Rechten und Pflichten als auch alle ihr durch die Schutzbriefe verliehenen und auf Grund derselben zustehenden VermögenSvorrechle — deren hauptsächlichstes das ausschließ liche Recht auf die Inbesitznahme herrenlosen Landes und auf den Erwerb von Land der Eingeborenen ist —, und zwar ebenfalls für daS ganze Schutzgebiet. - DaS Reich gewährt dagegen der Neu-Guivea-Compagnie ein Capital von 4 Millionen Mark mit der Berechtigung, es in zehn Jahresraten, welche am 1. April jedes Jahre fällig werden, ohne Verzinsung der Restbeträge zu zahlen, jedoch mit der Verpflichtung der Compagnie, daS Capital auf wirtbschaftliche Unternehmungen im Interesse deS Schutz gebietes zu verwenden. Die Compagnie hat ferner daS Recht, binnen zehn Jahren Land in einer Gesauimtsläche von 50 000 Im unentgeltlich, jedoch unter gewissen Beschränkungen der Auswahl in Besitz zu nehmen. In beiden Beziehungen weicht der neu« Vertrag von dem früheren Uebereinkommen ab. Die Compagnie hatte schon bei den Berhamdlungen über das letztere sich zu einer Aus einandersetzung gegen Capitalabfindung bereit erklärt, jedoch keine Bereitwilligkeit dazu bei den damallgek Vertretern deS Reichs grfund/en. Man kam in Folge dessen auf den Ausweg, daß zwar die Rechte und Pflichten der Landeshoheit über daS ganze Schutzgebiet auf das Reich übergehen, aber die er wähnten VermögcnSvorrechte in einem räumlich beareuzten — dem westlichem — Thrile auf die Dauer von 75 Jahren der Compagnie verbleiben sollten, damit sie durch Ausübung dieser Rechte für die von ihr im Interesse deS Reichs ge- machten Aufwendungen und für das Aufgeben ibrer Vorrechte im östlichen Theil deS Schutzgebietes eine Entschädigung gewänne. In einer auf zehn Jahre bemessenen Frist sollte e- dem Reiche zuftehen, auch jene der Compagnie verbleibenden Rechte dwcch Zahlung eines Capital- von 4 Millionen Mark abzulösen. Diese Bestimmungen de- früheren Vertrage» waren e» vornehmlich, die im Reichstag Anstoß erregten. Wenn auch der Anspruch der Neu-Guinea-Compagnie auf eine Ent- schädigumg nicht in Abrede gestellt würde, so fand man doch, daß bei der gewählten Form der Naturaltheiluug da» Reich benachthoiligt würde. Die Compagnie hat ihr Bodcnprivilegium bisher nur in geringein Maße ausgenutzt. Sie war, bevor dessen Aushören in Frage kam, zum Erwerbe nicht gedrängt und ging nur in- soweit vvr, als sie di« Bebauung von Land in die Hand nehmen oder an Dritte veräußern konnte, wa» beide- nach Lage der Verhältnisse nur in langsamem Tempo sich vollzog. Nach Einleitung der Verhandlungen mit dem Reiche aber legte ihr die Rücksicht ans Liese eine Beschränkung auf, welche hastige Nachholung deS bisher Unterlassenen auSschloß. So ist es gekommen, daß sich die Compagnie zur Zeit nur im Besitz von Grundstücken befindet, welche inSzesammt eine Fläche von 100 000 Im nicht übersteigt. Wirthschafllich nutzbar ist kaum die Hälfte. Die Gesammtfläche deS Schutzgebietes wird auf 250 000 ljlcm berechnet und es stellt sich sonach der Besitz der Gesellschaft im Lerhältniß zur Gesammtfläche auf 0,38 »o und wird sich nach Zuwachs der beanspruchten weiteren 50 000 Im auf 0,57 stellen. Da sind allerdings in Afrika ohne Gegenwert!) ganz andere Landconcessionen gemacht worden. An der Hand deS Rechenschaftsbericht- der Compagnie wollen wir nun einen Blick auf ihre jüngste Entwickelung werfen. Zollgebühren und sonstige StaatSeinnahme hat sie vom 1. April 1897 bis 31. März 1898 gehabt 48 240 vom 1. April 1898 bi- 30. Juni 1898 2l 810 In diesem Jahre hat sich also die Einnahme wesentlich erhöht. lieber die einzelnen Stationen bringt der Bericht detaillirte Angaben. Friedrich-WilhelmShafen hat sich leidlich ent wickelt. Er ist der Haupthafen. Er batte im Jahre 1897 Ankünfte von 22 Dampfern und 3 Seglern, sowie fünf deutschen Kriegsschiffen. In der Nähe von Jomba wird Tabak gebaut. In StephanSort ist die TabakScultur weiter fortgeschritten, der dort gewonnene Tabak erzielte in Bremen sehr gute Preise, Baumwolle, Kaffee, Cacao, Kapok kamen gut fort und erzielten angenehme Erträgnisse. Erimahafen soll aufgelöst werden, in Constantinhafcn werden nur Genesende beschäftigt. Berlinhafen ist noch in der AnfangSentwickelung begriffen, läßt sich aber gut an. HerberlShöbe ist schon früher als HandetS- und Commissionsplatz in Aussicht genommen worden. ES hat sich zusehends entwickelt. Sein Schiffsverkehr um faßte 1897 30 Dampfer, 75 Segler und IO Kriegsschiffe. Die Pflanzungen betrugen im September 1898 620lm gegen 502»/, lm im Oclober deS Vorjahres. Die Baumwoll anpflanzung hat sich vermindert, die KokoS vermehrt. Der Gesundheitszustand war im Ganzen ein gnter, wenn natürlich auch die Dysenterie, die Malaria und daS Schwarz wasserfieber stark auftralen. Ein Europäer erkrankte am Beri-Beri, eine Seereise von zehn Tagen führte Besserung herbei, lieber die Dysenterie, die Geisel der Südsee, schreibt der Arzt der Compagnie, vr. Danneil: Die Dysenterie ist sicher eine Jnfectionskrankbeit, welche sich im Dickdarm ansiedelt und durch die Stuhlenllecrungen leicht von einem zum anderen übertragen wird. Bei uns an der Blanchebai und deren Hinterland ist sie endemisch d. b. sie wandert daS ganze Jahr umher und kommt von Zeit zu Zeit immer wieder an dieselben Plätze zurück. Sie ist augenscheinlich iu ihrem Auftreten unabhängig von unseren WitterungSverbältniffen; denn sie war bisher zu allen Zeiten im Stande, irgendwo eine heftige Epidemie zu veranlassen. Ob es ein Zufall ist, daß ihr Hauptauftreten auf der engeren Station HerbertShöhe zwei Jahre hintereinander in den April siel, während die allernächste Nachbarschaft in dieser Zeit völlig frei blieb, wird sich erst nach Jahren entscheiden lassen. Jeden falls hauste diese Krankheit gegen Enke dieses Jahres in furchtbarer Weise in den Dörfern der Eingeborenen im Hinterland, ohne daß wir zu dieser Zeit nennenswertb be- tbeiligt worden wären. Die Ansteckung durch die frischen Fäkalien kirret ist häufig augenscheinlich; daneben aberbricht diese Krankheit auch ganz spontan an einem Orte auS, wo eine dirccte frische Uebrrtragung nicht aufzufinden und ganz unwahrscheinlich ist. Es erscheint mir daher ei» uolbwendiges Postulat, daß der Krankheitserreger — analog wie bei manchen anderen Infektionskrankheiten — im Stande ist, Dauerformen zu bilden, sei eS in trockenem Zustand, sei es im Wasser lange lebensfähig bleiben und die unter günstigen äußeren Bedingungen wieder ihre volle Virulenz entfalten können. Den meisten Ver dacht gegen sich als Jnfectionsvermittler bat daS Wasser, und hierfür spricht, was in Java beobachtet worden ist: raß mit Einführung der artesischen Brunnen die Sterblichkeit der Europäer an Dysenterie auf ein Minimum heruntergegangen ist. Artesische Brunnen nun lassen sich in HerbertSböhe »ach den schon früher besprochenen Boden- und Wasserverhältnisscn nur beschränkt anlegen; auch fließende- Wasser ist in irgend zulänglicher Menge nickst vorhanden. Es bleiben daher für die Wassersoraung nur die Regenwassertanks, und von ihnen bemerkt vr. Danneil, daß sie Alles gegen sich haben, was man hygieinisch geltend machen kann. „DaS Wasser dieser Behälter wird noch am zuverlässigsten sein, wenn eS bereits längere Zeit geregnet hat. Hat aber Trockenheit geherrscht, bildet sich Staub auf der Erdober fläche, und jagt der Wind den Staub durch die Luft und auf die Dächer, so muß der erste Regenguß große Quantitäten fein vertbeilten Staubes auS der Luft niederschlagen und von den Dächern in die Tanks spülen. Dieser Staub führt zahllose Bakterien. Weshalb sollte der Krankheitserreger der Dysenterie nicht darunter sein? Auch die Fäkalien Dysenteriekranker unterliegen ja zum Theil dem endlichen Schicksal, als feinvertheilter Staub durch den Wind umher gefegt zu werden. Der Europäer besitzt Vernunft genug, das Tankwasser nicht zu trinken, nicht aber der Schwärze, trotz aller Warnungen und Verbote. Mit dem Factor, daß dies doch geschieht, müssen wir einfach rechnen. Die bloße Möglichkeit, daß hier eine Quelle de- Nebel- liegt, erfordert unsere Beachtung." Um diese Quelle thunlichst unschädlich zum machen, em pfiehlt vr. Danneil, die Tanks auf das Sorgfältigste zu verschließen, sowie sie periodisch gründlich zu reinigen, anderer seits aber, der Neigung der Schwarzen, Tankwasser zu trinken, in Zeiten einer Epidemie dadurch zu begegnen, daß jedem Arbeiter ein leichter Theeaufguß, mit etwas Zucker versüßt, in genügender Menge zur Arbeit mitgegeben werde. Kunst und Wissenschaft. Musik. * Unser Leipzig wird bei der diesmaligen Anwesenheit Sr. Majestät de» Königs Albert eine festliche Veranstaltung mehr verzeichnen können: der Leipztner «ausängerbunv wird die hohe Ehre haben, Sr. Majestät am Dienstag, den 31. Januar Abend- »/,8 Uhr am königlichen Palais ein GesangSständchen darbringen zu dürfen. Der ge nannte Bund erstreckt sich über den ganzen Leipziger Gau und zählt über 70 der angesehensten Mannergesangvereine mit über 2000 Sängern. Auf Umfrage des mmmermüden Vorsitzenden, deS Herrn Gymnasialoberlebrer B. F. Gellert, hier, haben sich über 1600 Theilnehmer an gemeldet, zum Theil auch auS entfernter liegenden Orten wie Torgau, Delitzsch, Wurzen, Eilenburg, Taucha, Markran städt, Grimma, Lausigk rc. Die größte Zahl der Sänger stellt Leipzig selbst mit seinen Vororten. Diese Leipziger Säuger habe» schon uächsten Sonntag Vormittags '^ll Ubr eine Vorprobe in Sanssouci unter ihren beiden Bnudes- musikdirectoren L. Greiff und G. Wohlg^muth. Die zum Vortrag gelangenden vier Lieder sind: „Segne Gott das HauS Wetliu!" von G- Wohlgemut!», „Dir möcht' ich diese Lieder weihen" von C. Kreutzer, „Zuruf an Deutschland" von I. Otto und ein dem > Altnicderländischen Dankgebet unterlegtes „HuldigungS- lied", gedichtet von E. Hartung. Die Gesammtprobe aller tyeilnebmenden Sanger findet Dienstag, den 31. Januar, Abends 6 Uhr in der städtischen Turnhalle, Turnerstraße, statt, von wo auS sich ter Zug, brennende Lampions tragend, Punct 7 Uhr unter Vorantritl eine- Musitchors fortbewegt durch die Slernwartenstraße über die Promenade, am Museum und an der Universität vorbei, die Goethestraße entlang bi- zum Kgl. Palais, wo punct »/z8 Uhr Las Ständchen beginnt. Nach Beendigung desselben findet ein allgemeiner Conimer- aller Theilnehmer in Sanssouci statt. Bei Gelegenheit deS 70. Geburtstages und 25jährigen RegierungöjubiläumS unsere- allverebrten König» war eS dem Sächsischen Elbgaubund und Julius- Otto-Bund zu Dresden vergönnt, Sr. Majestät eine gesang liche Huldigung darzubringen, im März vorher schon unserm angesehenen Leipziger Männerchor und im Sommer desselben Jahres dem Erzgebirgiscben Sängerbünde. Freuen wir unS, daß nun auch dem größten Theile der nationalen Sänger schaft deS Leipziger Gaues Gelegenheit wird, ihre Verehrung im Liede auSzudrücken, Dank den Bemühungen ihres Vor sitzenden, deS Herrn Gymnasialoberlehrer B. F. Gellert; freuen wir unS, daß diese festliche Veranstaltung in unfern Mauern stattfindct, und wünschen wir ein recht gutes Gelingen. * Die Motcttenprobe in der Thomaskirche findet aus nahmsweise heule schon >/Ll2 Uhr Vormittags statt. * lkoncert des Wiener „Udel"-LuartetteS. Heute Abend 7K Uhr veranstalten die vier Herren dieser weit und breit be rühmten Künstler-Corporation ihren diesjährigen humoristischen Abend im Saale des städtischen Kaufhauses. In Folge ander weitiger Verbindlichkeiten kann in Leipzig nur dieses eine Concert stattfinden. Das Programm enthält eine Reihe zündender Novi täten, welche kürzlich eine glänzende Feuerprobe in Wien be standen haben. * Leipzig, 26. Januar. Clavierabend von Anton Foerster. Herr Anton Foerster hat sich seit ungefähr einem Jabre nicht mehr in Leipzig hören lassen. Sein Spiel hat inzwischen bedeutend gewonnen und zwar hauptsächlich hinsichtlich der Verinnerlickang und Vertiefung. So spielte er daS Nocturno op. 02 Nr. 1 iu Ilckur mit überraschender geistvoller Auffassung. Dasselbe gilt von dem harmonisch hochinteressanten PMude von Rachmaninow, dem er eine Menge neuer Züge, pikanter Phrasirungen ec. abzugewinnen wußte. Sein besonders im Piano wundervoll weicher Anschlag kam besonders in dem Schubert'schcn Impromptu iu ftckur zur Geltung, während in den 6mvII-Variationen von Beethoven und iu dem in einer leidenschaftlichen Steigerung gipfelnden Impromptu von Floersheim seine rauschende Tongebung dem Blüthner'schen Flügel machtvolle Klänge entlockte. Entzückend, voll Duft und poetischen Zauber war die Wiedergabe der I''ckm-Etude op. 25 von Cdopin. Die Paganini-Etude von Liszt und eine Valse-Capric eigner Composilion, letztere ein leichtgeschürztes, mit allem erdenk lichen technischen Aufputz geschmücktes Stück, spielte Herr Foerster mit erstaunlicher Bravour und Brillanz. In der Mitte des Programm- stand ein Claviertrio in vmoll von Rod. Hermann, eine ziemlich verworrene, unklare, aber einiger geistreicher Gedanken nicht entbehrende Arbeit; stark mit Grieg'scher Eigenart liebäugelnd, verfällt sie im Finale in einen jener robusten nordischen Springlänze, ohne die Grieg kaum zu denken ist. Die zahlreiche» Schwierigkeiten des Werkes wurden außer von dem Concertgeber von Herrn Anton Witek (Violine) und Rudolf Krasselt (Violoncello) glänzend bezwungen. Auch das Zusammenspiel war tadellos. Herr Foerster erntete brausenden Beifall nnd grünenden Lorbeer — als Zugabe spendete er das „Ständchen" von Schubert-LiSzt. vr. Max Burkhardt. Leipzig. 26. Januar. Vor einem ziemlich zahlreichen Publicum hielt gestern im Saale des Hotel Fürstenhof Herr Moritz Wirth seinen vierten Vortrag über Wagner s „Ring des Nibe lungen, das Weltgrdicht des Capitalismus"; Len Inhalt bildete diesmal: „Siegfried und der Vergessenheitstrank". In sehr ein gehender und anziehender Art gab Herr Wirth zunächst rin« Charakteristik Siegfried's, der Gestalt, die Wagner mit der größten Liebe ausgearbeitet hat und die die größte Fülle der reizvollsten Einzelheiten zeigt. Siegfried ist zunächst ausgezeichnet durch Kraft und Schönheit; er zeigt die erstere durch die Bezwingung deS von ihm herbeigebrachten Bären, bei dem Zerfeilen der Schwertstücke, er zer schlägt den Ambos, wälzt die ungeheure Last Les tobten Wurmes in die Höhle nnd treibt mit größter Leichtigkeit den Kahn gegen den Strom; an seiner Kraft erkennt ihn Hagen. Auch Siegfried'- äußere blühend-mannliche Schönheit zeichnet Wagner mit deutlichen Strichen. Auch durch die Sicherheit seines Willens und die Stärke seines Muthes, die sich ganz besonders bei der erstenBegeguuiigmit dem Wurme erweist, nimmt uns der furchtlose Held gefangen. Unser Herz gewinnt aber Siegfried durch die Art, wie mich zartere Em pfindungen in ihm Macht gewinnen, wie er die Thiere des Waldes belauscht und sie schont, wie er seiner Mutter gedenkt, wie er end- lich aus seiner eigenen Gestalt schließt, daß Mime sein Vater nicht sein kann. DaS Verhältniß Mime's zu Siegfried berührt der Herr Redner ebenfalls. Beziehentlich der Verstandesentwicklung zeigt sich Siegfried schlagfertig, spürkräftig nnd erfinderisch; die Art, wie er Nothung schmiedet, wie er mittels deS Rohre- die Sprache des Waldvogels zu lernen sucht, machen seinem Verstände all» Ehre; dagegen zeigt er wenig oder kein Verständniß für nichtpraktische Dinge; er versteht Wotan'S Antwort auf die Frage, wo er sein Auge verloren habe, nicht, giebt sich auch kein« Mühe, weiter nachjudenkeu. Siegfried ist also eine praktische, keine theoretische Natur, der das Wissen und Forschen an sich selbst Freude machte; hier ist also ein Mangel seines Wesens, ans dem sein tragisches Verhängniß hervorgehen soll. Bei seinem Abschied von Brünndilde hat Siegfried alle Lehren derselbe» vergessen, er behält nur die eine: „Brünnhilde'S zu gedenken." Ten BergessenheitS- trank behandelt Herr Wirth ebenfalls gründlich; er tritt verichie- denen Ansichten entgegen; namentlich der: Siegfried sei erst Jahre lang umhergestreist, ehe er an den Hof Gunther - kam und habe allmählich Brünnbilde vergessen. In Wahrheit aber erwidert er aus Hagen'- Frage nach dem Ringe im Tone zarlrsten Gedenken-: „Ten hütet ein hehres Weib"; der Trank vernichtet nicht die jenigen Theile in Siegfrieds Gehirn, welche die Vorstellung Brünnhilde'S bewirken, sondern er betäubt sie nur, sonst könnte ihm die Erinnerung nicht wieder gegeben werden, waS doch später geschieht. Die Ausführungen des Herrn Redners bezüglich des Trankes und seiner Wirkung bildeten einen großen Theii de- interessanten und scharf gedachten Vortrags; wir können sie hier nicht ausführlich wiedergrden, sie entkräfteten jedoch olle Anklagen und Verdächtigungen gegen Siegfried in vollem Maße. Auch der Ring, den Siegfried am Kampftage Brünnhild abgenommen bat und am Finger trägt, wird von Herrn Wirth eingehend behandelt, ebenso die Scene der Ermordung des Helden. Der überaus klare und leicht verständliche Vortrag, für Len die Zuhörerschaft reichen Beifall zollte, ries keine Debatte hervor. Ter nächste Vortrag findet am kommenden Sonnabend, den 28. d., statt. Tas Thema ist: „Der Grundgedanke der RSngdichtnng nach Wagner." G. Schlemüller. * Im zweiten Kammermusikabend des Herrn Karl Thießen in Zittau trat die Lre-dener Concertsäogerin Frl. Margarete Jacobi-ttarti olS Solistin aus und erwarb sich mit ihren Bor trägen den lebhaftesten Beifall. Sämmtliche Blätter rühmen ein- mülhig das außerordentlich weiche, modulationssähige Organ, den klaren, sehr gut gebildeten Ton und die absolute Reinheit. Als ausgezeichnete Liedersängerin bewährte sich Frl. Jacobi in den Borwägen von Schumann, Wagner, Eichberg, Herrmann und Thießen, Schumann'» „Mondnacht" wurde seit Langem nicht sv schön gehört, wie gestern durch Frl. Jacobi. In der Thießen schen Eomposition „Die Nachtigall" verband sich freudige Erregung mit der Lieblichkeit des Laute«, so daß die Trxlwortr „Da sind in Hall und Widerhall die Rosen aufgesprungen" trefflich illnstrirt wurden Bildende Künste. Aus dem Berliner Kunstlrben. So ist denn das langerwartete große Ereigniß endlich ge schehen — die Berliner Secession hat sich gebildet. L > das Ereigniß wirklich als ein „großes" sich erweisen wird, muß vorläufig noch dahingestellt bleiben. Denn es ist zweifelhaft, ob die secessionistische Gruppe, wenn sie auch sicherlich den besten Theil der jüngeren Berliner Künstlerschaft umfaßt, so vie! künstlerisch« Kraft besitzen wird, um dem Berliner Kunstleben ein verändertes Gepräge aufzudrücken und ihre Existenz durch bedeutende Thaten zu rechtfertigen; Berlin ist eben jetzt nicht sehr reich an eingeborenen hervorragenden Talenten. Noch zweifel hafter aber ist es, ob das Publicum der Secession das Interesse und Entgegenkommen zu Theil werden lassen wird, das sie braucht. Es ist doch sehx wunderlich, daß ein großer Theil des hiesigen Publicum» den thörichten und tyrannischen Kunst- Conservativismus unterstützt, den sich einige Personen hier aus gedacht haben und „unentwegt" vertreten, obgleich er ihnen menschlich nicht zur Ehre gereicht und sie künstlerisch lächerlich macht. Lehrt die Secession das Berliner Publicum, daß die Kunst nur bei Freiheit und Bewegung, nicht aber bei Bureau- kratismus, Kirchthurmspolitit und Cliquen-Jntriguen bestehen und gedeihen kann, so hat sie schon ein gutes Werk gethan. Vielleicht dient sie dazu, wenigstens einige der zahlreichen Hinder nisse aus dem Wege zu räumen, die der Entstehung eines wirk lichen Kunstlebens hier entgegenstehen. Einer der führenden Künstler der Secessionisiengruppe Ludwig von Hofmann, hat jüngst bei Ketter L Reiner eine schöne Ausstellung seiner neuesten Arbeiten veranstaltet. Für Hofmann ist der längere Aufenthalt in dem gelobten Kunst lande Italien segensreich gewesen. Unter dem italienischen Ein flüsse ist seine Farbengebung ruhiger und harmonischer, seine ganze Auffassung größer und reifer geworden. Er erinnert jetzt recht lebhaft an Feuerbach, und die römischen Modelle, deren Züge jetzt öfters auf seinen Bildern wiederkehren, dienen dazu, diese Verwandtschaft mit Feuerbach, der die Römerinnen und ihre Schönheit so liebte, besonders deutlich zum Bewußtsein zu bringen. Steht nun Hofmann an geistigem Reichthuin hinter Feuerbach zurück, so ist doch auch er ein echter, mit einem weiten Blicke für Schönheit gesegneter Poet und auch in der Welt, die dieser Moderne geschaffen hat, leben die ewigen Götter der Schön heit, zu denen Meister Anselm betete. Arkadische Landschaften von der goldenen Sonne bestrahlt, stille träumerische Waldweiher in denen adlige schöne Frauen baden, ein lachender Meeresstrand an dem nackte wohlgebildcte Knaben sich rin Bogenschießen üben — daß sind Lieblingsgegenstände Hofmann'scher Kunst. In den besten Arbeite», in denen er die skizzenhafte Manier überwinde' und den Gedanken susreift, ist oft eine überaus poetische, zauber hafte Feinheit der Luft- und Lichtstimmung, ein Adel und eine Freiheit in der Behandlung des menschlichen Körpers erreicht, in der Hofmann unter den Deutschen fast einzig dasteht (Klinger ist als Altvater herber, sozusagen wissenschaftlicher). Ein neues Object seiner Kunst bildet das Pferd, das er in einigen Studien und Bildern mit großem Verständnisse für die Schönheit der Rasse und für das Charakteristisch« des Thieres kräftig und in großem Stile behandelt. Eine passende Ergänzung fand diese Ausstellung in dem gerade gleichzeitig (bei Fontane in Berlin) erschienenen reizenden Büchlein, in dem seine Randzeichnungen und Vignetten aus dem ,.Pan" zusammengestellt sind. In diesen zumeist wirklich schönen Arbeiten zeigt es sich deutlich, wie weit Hofmann an natürlicher Decorations-Begabung über die meisten seiner Kunstgrnossen, die das jetzt Mode gewordene Decorations-Gebiet unsicher machen, heroorragt. Sollte diesem Künstler wirtlich keine Gelegenheit zu decoratioen Aufgaben großen Stiles geboten werden, so lväre das für eine Zeit, die alle möglichen und unmöglichen Räume mit theuer bezahlten Wandgemälden aiademischer Mittelmäßigkeit ausschmückt, eine wahre Schande. Auf Hofmann folgte an derselbenStelle der Landschafter L.U r y, eines der größten koloristischen Talente unter den jüngeren Ber linern. Er hat in das unerschöpflich mannigfaltige Spiel der Farben und des Lichtes, das die liebe Gottesnatur bietet, sich so tief hineingeschaut, daß ihm darüber die Formen unwesentlich gewissermaßen zu einem bloßen Rahmen oder auch zu einem Relief der Farben wurden. Bäume, Brücken, Gehöfte erscheinen bei ihm als breite Schatten oder Silhouetten, die sich undeutlich von dem prächtig glühenden Himmel abhebrn. Bei seinem Lieblingsgcgenstandr, der Schilderung des abendlichen Lichte» nnd deS Sonnenunterganges, erreicht er mit dieser Art oft rmc starke Wirkung, weil hier seine Auffassung der wirklichen Er scheinung nahe steht; und immer zieht die Kraft und Schönheit seiner in geschickten Gegensätzen aufgebauten Farbengebung den Blick auf sich und reizt, ja verblüfft. Doch enttäuschen dann zumeist seine Bilder bei näherer eingehender Betrachtung, weil sie, ganz auf eine Wirkung hingearbeitet, außer ihr kaum etwa» bieten. Ury's schöne holsteinische und italienische Studien vor einigen Jahren ließen wohl mehr von ihm erwarten, und e» ist zu wünschen, daß er zu der Erkenntniß komme, daß eine Land schaft bei aller Einfachheit doch stets reich sein muß, um auch auf die Dauer zu befriedigen. In eine ganz andere Welt führt uns Francesco Paolo: Michatti, von dessen Werken die Akademie eine große Aus stellung veranstaltet hat. Michatti ist ein Maler des italienischen Volkslebens, und insofern allerdings eine ganz moderne Er scheinung, da die Darstellung des nationlen Lebens in keiner früheren Epoche die Schärfe und Vollkommenheit erreicht hat, wie im 19. Jahrhundert. In seiner Kunst sind zwei Manieren zu erkennen. Die ältere schließt sich ganz an den üblichen mo deinen italienischen Stil an. Er malt da mit spitzem Pinsel mit einer lebhaften, bunten, jedoch der Feinheit entbehrenden Farbengebung und liebt es, die Bildfläche mit vielen Details zu füllen. Das Hauptwerk dieser Art ist die dem Kaiser gehörige Corpus Domini-Procession von 1877. Auf diesen: Bilde herrscht ein in allen Tonarten lärmendes, echt südliches Leben. Psalmodieen vermengen sich mit schmetternder Musik, mit Jauchzern und Jubelschreien; Feuerwerkskörper platzen, Fahnen rauschen, Gelächter und laute Stimmen erschallen und mil einer Fülle verschiedenartiger Ausdrücke begleitet die anwesende Dorfbevölkerung das Erscheinen des Heiligthums. Das Bild ist als Ganzes kaum zu übersehen, wird aber durch den Reichthurn der Erfindung, die Sicherheit der Beobachtung und vor Allem die Verve des Vortrages stets hinreißend wirken. Später ist Michatti ruhiger und reifer geworden. Seine Eomposition wurde wesentlich einfacher, sein« Farbengebung breit und groß; allerdings nahm sie zugleich eine Stumpfheit an, die auch wieder nur selten eigentliche koloristische Reize erlaubt. Den Höhepunkt dieser Richtung bezeichnet „Die entehrte Tochter des Joris" (1895). Dies riesige Bild führt uns in die Landschaft der Iiivölllur-kzMWg8'VerIcMf - klmrsü Ku Bitte elis riueeseei-elenttiel» billigen Besiee in» Soksußsnetvn »u l»«nol»E»n.
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