VORWORT In der Reihe der Ausstellungen, die das Leipziger Museum der bildenden Künste seit Kriegsende veranstaltet hat, sind Dresdener Künstler bisher kaum vertreten gewesen und nur im Sommer 1946 wurde einmal eine Schau Dres dener Graphiker gezeigt. Es war die Absicht der Museumsleitung, eine Ge legenheit abzuwarten, das künstlerische Schaffen der Schwesterstadt mög lichst geschlossen und in einer guten und bezeichnenden Auswahl vorzu führen. Diese Gelegenheit ergab sich, als die Arbeitsgemeinschaft bildender Kunst in der Ortsgruppe Dresden des Kulturbundes im Herbst vorigen Jahres in zwei aufeinanderfolgenden Ausstellungen die besten Arbeiten der ortsan sässigen Künstler zusammengebracht hatte. Mit nur geringen Abänderungen wird diese Auswahl jetzt auch dem Leipziger Publikum dargeboten und es sei der«Dresdener Arbeitsgemeinschaft bildende Kunst hiermit unser Dank ausgesprochen, das ermöglicht zu haben. Heißes Bemühen einer Ausstellungsleitung muß sein, von der Produktion Hunderter von Künstlern, die in einer Stadt wie Dresden tätig sind, nur das auszuwählen, was nepe Wege geht, persönlichen Stil hat uhd wirkliches Ge staltungsvermögen beweist; dagegen beiseite zu lassen, was sich in ausge fahrenen Gleisen bewegt und von durchschnittlichen Kunsthandlungen einem durchschnittlichen Publikum angeboten wird. Daß eine solche Auswahl nicht bei jedem Verständnis findet, ist natürlich und wer in einem Kunstwerk im mer nur wieder das sucht, was er schon so oft darin gefunden hat, der wird nur schwer oder gär nicht bereit sein, Neues und Ungewohntes in sich aufzu nehmen. Denn das Betrachten von Kunstwerken — das kann nicht oft genug gesagt werden — erfordert geistige Arbeit, ein Nachvollziehen der Wege, die der Künstler gegangen ist, seiner Gedanken, seiner Gefühle, seiner Phantasie, seiner kompositionellen und farbigen Gestaltungsweise. Erst wenn der Be trachter trotzdem nicht in den Kern der Sache einzudringen vermag, hat er das Recht, abzulehnen. Aber jeder Ablehnung muß erst einmal ein Bemühen vorangegangen sein. Wer gar von einem Kunstwerk verlangt, es solle aus schließlich ein getreues Abbild der Außenwelt sein, der wird nie zu einem Verständnis der modernen Kunst gelangen, die zwar von den Gegenständen ausgeht, nicht aber ihre getreue Wiedergabe zum Ziele hat. Für sie ist das Kunstwerk ein Reich von eigenen Gnaden und mit eigenen Gesetzen, ein Sy-