02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991019029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-19
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Abend-Ausgabe eipMerIagMatt Anzeiger Druck und Verlag von T. P olz in Lelvzk» Donnerstag den 19. October 1899. s »: kest. Feuilletsn 16s Die Morgen-An-gabe erscheint o» '/»? llhk. dir Abend-Ausgabe Wochentag- um b Uhr. „Ja, jetzt ist eS zu spät, wa» Beim Zanzibarvertrage wurde überrumpelt, und eS fehlte ihm solche Verschleuderung deutscher Vom Delagoavertrage wissen lalioU -»L »ut vsr- Uioasa v«r- irkoavortd« v»r«a »uk riuto u»cd »vr. ui o,si). lUÄ. tiea »a»t«a Otso, aieärix« Lims ra sv dleus SoLouoz 553- 1232 3517 24,3g lmL»-eo/LuIii uür". ick verdaten! 93. Jahrgang. bewußtsein her, das seit dem Scheitern des Vandenpeere- boom'schen Parteistreiches wieoererwacht ist. So haben z. B. in Antwerpen, Löwen und Namur solche liberale Männer, die sich aus Rücksichten nichts weniger als politischer Natur unter das klerikale Joch gefügt hatten, wieder den Muth gefunden, sich öffentlich als Gegner des Klerikalismus zu bekennen und so den Sturz der klerikalen Verwaltungen dieser Städte herbeizuführen. AuS dem Wablergebuiß geht endlich mit Klarheit hervor, daß, falls die Verhältnis wahl von der Kammer abgelehnt würde, die nächstjährigen Wahlen daS Ende der klerikalen Herrschaft in Belgien herbei führen würden, falls aber die Vcrhältnißwahl durchgefübrt und daS antiklerikale Bündniß dadurch überflüssig gemacht wird, die nun wieder versöhnten Liberalen auch ohne jedes Bündniß mit den Sociaiislen nach fünfzehnjährigem Scheintode wieder in achtunggebietender Anzahl ins Parla ment einziehen werden. Auf freien Sahnen. Roman von Rudolf von Gottschall. Nachdruck vrrdoten. Jetzt setzte sich der Lehrer neben seinen Gast; denn er glaubte, ohne eine lange Auseinandersetzung würde ihm dies Wunderbare gar nicht erklärt werden tonnen — Bärmann, der Cassenführer des Barons, der Verwalter, dem von allen Seiten die Einnahmen zuströmten, in Geldverlegenheit? Da war doch der Baron der nächste, der ihm aushelfen konnte. „Warum wenden Sie sich nicht an den Freiherrn?" Bärmvnn warf einen unstäten Blick im Zimmer hin und her. „Der Freiherr", sagte er dann, „hat seine Gesinnungen gegen mich gänzlich geändert; ich fürcht«, daß Herr Trams dies durch böswillig: Zuflüsterungen bewirkt hat. Bei dem geschäftlichen Verkehr mit dem Nachbargut, das dieser Herr verwaltet, stoße ich auf allerlei Hindernisse; um so peinlicher ist es mir, daß ich gerade jetzt in einer Verlegenheit bin, welche das Mißtrauen deS Barons gegen mich noch vermehren könnte. Ich habe dem Trams Saatkartojfeln verkauft und rechnete bestimmt auf die sofort dafür eingehenden Summen. Statt dessen bemängelt «r die Waare und will den Kauf wieder rückgängig machen." „Nun, wenn die Waare gut ist und Sie sind in Ihrem Rechte" — warf der Schullehrer ein. „Wer ist heutzutage in seinem Rechte?" sagte Bärmann ingrimmig; „das muß man immer erst beweisen; und was in der WoU kann nicht angefochten werden? Die Sachverständigen sind in der Regel verschiedener Meinung, und die Juristen leben ja davon, daß man jedem Paragraphen des Gesetzes ein« Nase drehen kann." „Doch ich begriffe nicht das Dringliche bei dieser Sache." „Ein Zusammentreffen widriger Umstände — der Baron ist mißtrauisch geworden und will morgen die Bücher und die Casse Prüfen. Haute Nachmittag glaubte ich bestimmt auf das Geld für die Kartoffeln rechnen zu können und deshalb entnahm ich vor eilig der Lasse tausend Mark, um einig« dringliche Gläubiger zu befriedigen, besonders, um eine große Weinrechnuny zu bezahlen — den Weinpantscher vom Rhein konnte ich gar nicht los werden." „Der Baron wird ein Einsehen haben." „O, früher, da kam'- nicht so genau darauf an, da kümmerte Die Meldungen vom südafrikanischen Kriegsschauplatz nehmen jetzt, da der englische Telegraph nicht viel mehr ver schweigen kann, festere Gestalt an. Sie lassen erkennen, daß die Boeren, nachdem sie Dundee besetzt und bei Glencoe ein BcobachtungöcorpS zurückzelassen haben — vielleicht ist der Ort heute auch schon in ihrer Gewalt — mit den Truppen „So lange man nicht- Gewisses weiß, hat man kein Recht, zu krlti- wen." Wenn man aber endlich „etwas weiß", dann heißt e- mit deutscher Mlchelhaftigkeit: ollen wir noch dazu thun?" da- deutsche Volk geradezu an Organen, gegen eine Macht Einspruch zu erheben. wir immer noch nicht genug, „was darin steht"; die geschäftsklugen Briten heimsen ihren Löwenantheil bereit- ein und erobern Süd afrika; wir aber warten und warten und wir werden wahrscheinlich warten, so lange wir leben. Jetzt tritt für uns in unmittelbare Erscheinung daS Gespenst eines dritten Vertrages, deS Samoa vertrag». Der Colonialrath bescheinigt mit Bereitwilligkeit, daß man unter Umständen gegen gute Bezahlung Samoa abzu treten habe. WaS aber dann dafür unS abgetreten wird, darüber schweigt sich die Reichsregierung aus. Nachdem wir be- reitS zweimal von den Angelsachsen ein coloniales „Olmütz" erlebt haben, stehen wir jetzt vor der riesengroßen Gefahr, ein drittes zu erleben, und daS Alles in der kurzen Zeit vom Sturze des Fürsten Bismarck bis zum heutigen Tage, d. h. in wenig mehr als einem Jahrzehnt." Noch hoffen wir, daß die Gefahr abgewendet wird; jeden falls würde sich der sehnliche Wunsch, den der Kaiser in seiner vom „Reichsanzeiger" in einer besonderen Ausgabe mitgetheilten Hamburger Rede nach einer der Bedeutung unserer überseeischen Interessen entsprechenden Flotte auS- sprack, weit eher erfüllen, wenn die deutsche Diplomatie in der Samoafrage die durch den TranSvaalkrieg bewirkte kritische Lage Englands kräftig auSnutzte, als wenn sie der deutschen Nation ein drittes coloniales „Olmütz" bereitete. Ne-artion und Lrye-itio«: IohanniSgaffe 8. ^ie Expedition ist Wochentags ununterbroch« geöffnet von früh 8 bis Abend- " Uhr. Filialen: Ltt» klemm'- So.tim. (Als,eh Hahn), Universitätsslraße 3 (Paulinum^. Louis LSsche. Katharinens». 14. part. und küntg-platz 7. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags - Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eins halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expeditis» zu richten. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit ;er Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuag SO.—, mit Postbefürderung ^l 70.—. jede Brodkrume verwerten muß, die von stimm Tische fällt. Sie sind der Einzige, der mir helfen kann, Blomer! Ich bin ein Ehrenmann, Sie erhalten Ihr Darlchen in kürzester Zeit zurück." „Doch in der That, ich bin nicht in der Lage —" „Tausend Mark ist keine Summe, die für Sie ins Gewicht fällt. Ob sie hier in Ihrem Schrank« liegt oder bei mir — ich verzins« Ihnen jeden Tag auf Heller und Pfennig." Der Lehrer zögerte . . . Bärmann spielte nun einen Trumpf aus, bei dSm ihm selbst nicht recht wähl zu Muthe war; er schielte auf eine große Wanduhr im Winkel, deren Pendel im Gehäuse hin- und herschwang, und sagte dann: „Wir wünschen und wollen es zwar Beide nicht; doch wer weiß — wenn die jungen Leute eigensinnig sind, wir könnten doch vielleicht gegen unseren Willen in nähere Verwandtschaft kommen. Immerhin — freundliche Beziehungen der Kinder . . . das rückt auch dir Eltern einander näher, und wenn ich mich ver trauensvoll an Sie wende. . ." „Es befremdet mich, Herr Bärmann, daß Sie heute diesen Ton anschlagen; neulich, als Sie bei mir waren —" In diesem Augenblick erdröhnte die Hcvusklingel durch'» Schulhaus; sie war offenbar von ungeduldiger Hand heftig ge zogen. Blomer sprang auf, um zu sehen, von wem diese späte Störung ausging; auch der Inspektor erchob sich und spähte ängst lich umher, al- suchte er «inen Ausweg. Draußen verhandelte die Magd unerschrocken mit zwei fremden Männern, welche Einlaß begehrten; Blomer trat da zwischen. „WaS giebt'S?" „Wir suchen Herrn Inspektor Bärmann in seiner Wohnung war er nicht zu finden, auch im Dorfe schien er nicht anwesend zu sein, wir haben den ganzen Nachmittag und Abend auf ihn gewartet. Der Knecht aus dem Wirthshause hat ihn vorhin ge sehen, wie er hierher in di« Schule ging." „In der That, Herr Bärmann ist bei mir! WaS soll ich ihm ausrichten?" „Wir müssen ihn persönlich sprechen." „Bitte, treten Sie näher!" Die Beiden traten mit ernsten Mienen in da- Zimmer, wo sich Bärmann in den entlegensten Winkel geflüchtet hatte hinter einen Rollstuhl, den er wie eine Art von Deckung vor sich hin schob. „Hier unsere Legitimation", sagte der Eine. Bärmann erkannte sogleich, daß zwei Criminalcommissare vor ihm standen; ein Blick durch das Fenster zeigte ihm, daß draußen rin Landgendarm den Eingang des SchulhauseS be- 3'« 24", 6», 48^ 94. 12Ü-, 84», 7S-, Nnzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (-ge spalten) SO^, vor den Familienaachrichte» (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unsere» Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsaß nach höherem Tarif. . 7>iat»a <18 M un; ia Livacküii si»«. von Vorl. V»Iä«r»e«-, gl!« »cd 8iae»porr. ,16/101 „V«rr.' >, aorckii >r „vritoa" <uü voräU. l-lovi! /tv) a«r XUL°- ia kr«wco. io ,a <17/10, 4 1 d< 5 vkr K»edw '. iiLcd Vorir; von wachte; der schnauzbärtige Wächter des Gesetzes, der mit seinem Säbel über das Pflaster klirrte, war ihm nur zu wohlbekannt. „Wir hoffen", sagte der Kommissar, „daß sich die Sache bald zu Ihren Gunsten aufklären wird. Zunächst müssen Sie uns folgen; wir sind beauftragt, Sie zu verhaften und in das Unter- suchungSgefängniß zu führen." Der Inspektor, dein anfangs ein kalter Schauer überlief, daß Alles an ihm erzitterte, hatte sich rasch gefaßt; er biß die Zähne auf die Lippen und seine Augen funkelten. „Das wird sich Alles finden", sagte er, „nur schade um die Zeit, die für meinen Beruf verloren geht, und der Schimpf, den man mir anihut vor dem ganzen Dorfe — das hätte man mir ersparen können!" ' „Es handelt sich ja nur um eine Untersuchungshaft", sagte der rin« Commissar tröstend. „Das Volk macht keinen Unterschied — wer solchen Herren, wie Sie, in die Hände fällt, dessen guter Ruf ist für immer ver loren. Und darf ich fragen, welches Vergehens oder Verbrechens ich angeklagt bin?" „Der Wechsclfälschung!" „Ha, schändlich! Und von wem ging diese Anklage auS?" „So viel ich weiß", sagte der Commissar, „hat Herr Trams die Anzeige gemacht, obschon er nicht selbst dadurch geschädigt ist; er hat sie gemacht im Namen eines anderen Herrn, der ihm alles Bcweismaterial lieferte, zunächst aber durch eine Geschäftsreise von hier abberufen wurde." „Der Trams, der Trams!" rief Bärmann in höchster Er regung, „das ist mein Unglück geworden, daß das ungerathene Kind alle meine Plänr gekreuzt hat — und der dicke Patron mit seinem gekränkten Vaterstolz läßt jetzt alle sein« Wulh an mir aus. Eines Kindes Ungehorsam bringt grenzenloses Elend über das ganz« Haus." „Vor Gericht", warf Blomer rin, „gilt nicht Haß, nicht Feindschaft, nicht blinde Wuth. Wenn Sie schuldlos sind, Herr Bärmann, so werden die Pfeile, die man g«gen Sie abge- sendet, auf die Schützen zurückprallen." „Ich danke' Ihnen für Ihre gut« Meinung und hoffe auf die Einsicht der Richter. Was wir verhandelt haben, sei vergessen. Ob mehr oder weniger des Unheils — das Maß ist ja doch zum Ueberfließen voll. O Alice, Du treuloses Kind! Ich bin ein einsamer Mann, Niemand bdklagt mich! Kommen, Sie, meine Herren!" Trotz der späten Stunde hatte' sich draußen ein« große Zahl vonDorfbewohnern eingefunden — selbst dieKinder waren wieder aus den Betten gekrochen; denn rin vor ihrem Gchulhau» hin« ausgezeichneter Huld" versichert habe, nämlich so: der Bischof gratulirte dem Landesherrn zum Neujahr und erhielt dafür unter dem 4. Januar ein Antwort schreiben, worin der König seinen „herzlichen Dank" für den Glückwunsch auSsprach und wörtlich hinznfügte: „er sei durch diese Kundgebung treuer Anhänglichkeit um so angenehmer berührt worden, als er darin auch der begeisterten Freude darüber begegnet sei, daß er gelegentlich seines Aufenthaltes im heiligen Lande auch der katholischen Kirche durch die Ueberlassung einer durch heilige Erinnerungen geweihten Stätte einen Dienst erweisen und seinen katholischen Unterthanen einen neuen Beweis seiner landeSväterlichen Fürsorge geben konnte." WaS die drei noch auf der Candidatenliste stehenden kirchlichen Würdenträger davon denken, daß sie von der klerikalen Presse behandelt werden, als ob sie eigentlich neben dem Bischof Dingelstad gar nicht in Betracht kämen und als ob ihre Namen nur als Füllmaterial auf die Liste gesetzt worden wären, ist ihre Sache. Der Regierung aber kann eS nicht gleichgiltig sein, sehen zu müssen, daß das führende Blatt der preußischen Eonservativen daS Bestreben bekundet, zu noch größerem Einflüsse einer Partei zu verhelfen, die nickt ein mal den Wunsch eines Bischofs respectirt, wenn es gilt, der Krone ein eben so alteS wie unentbehrliches Recht streitig zu machen. er sich nicht um die einzelnen Posten, und er hätte jede Ent schuldigung gelten lassen. Doch je'tzt — der Trams hat ihn ge hetzt, und man munkelt davon, daß di« Baronin an ein« Scheidung denkt und der gnädige Herr wird selbst in allerlei Schwierigkeiten gerathen. Er jagt mich fort, wenn m«ine Rech nungen nicht stimmen; ich bin davon überzeugt, und da- werden Sie mir nicht zumuthen, daß ich die Bücher fälsche — da ist mir doch mein ehrlicherName zu viel Werth." Blomer rückte auf seinem Stuhl hin und her, er war plötzlich blaß geworden und suchte vergeblich seine Aufregung zu ver bergen; er wußte nicht sogleich, wir er die Unterhaltung fortsetzen sollt«. Da kamen ihm seine Uhren zu Hilfe, sie begannen 10 Uhr zu schlagen, eine nach der anderen, lärmend und rasselnd, und so fand er Muße, sich zu fassen, denn in diesen Lärm hinein zu sprechen — das konnte Niemand von ihm verlangen. „Doch ich begreife nicht", begann er darauf, „wie Sie bei Ihrem jetzt so eingeschränkten Hauswesen, nachdem Ihre Tochter Sie verlassen, zu solchen Ausgaben kommen, die Ihnen Verlegen heiten bereiten. So viel ich weiß, macht Alice ja keine Anforde rungen an Ihre Casse — sie schlägt sich selbst durch." „Ich sollte wohl die Durchgängerin noch unterstützen?" „Also ist sie ohne Ihre Einwilligung —?" „Ich spreche nicht gern davon; Ihnen gegenüber brauche ich daraus kein Geheimniß zu machen." „Um so weniger begreif« ich —" „Lieber Httr Blomer", versetztt Bärmann, der sich das Ver trauen de» Schullehrers, an dem ihm jetzt so viel gelegen war, durch treuherzige Geständnisse zu gewinnen hoffte, „ein Haus stand kostet immer viel. Der Baron ist meist abwesend — ich muß die Geschäftsfreunde, die Geldmännrr, die Waarenliefe- ranten, die hierher kommen, brwirthen — und dafür erhalte ich keine Entschädigung. Das bringt meine Stellung so mit sich Und dann — Ihrer Discretion will ich's anvertrauen — ich bin ein lediger, einsamer Mann; meine leibliche Tochter hat mich verlassen; doch man hat «in Herz und kann ohne Liebe nicht leben. Ich habe Freundinnen drüben im Städtchen — und eine Eh« ist ein sehr wohlfeiles Vergnügen im Vergleich mit solchen Freundschaften — und wenn man mit ded Lieb« fertig ist, da folgen noch die Gelderpreffungew Ich bin sehr zu bedauern, Herr Blomer, mehr Dornen als Rosen; ja, ja, mehr Dornen." „Doch warum wenden Sie sich an einen armen Schullehrer?" „Sie sind nicht so arm, wie es den Anschein hat; ich weiß da wohl! Mit den reichen, protzigen Bauern hier tm Dorfe bin ich verfeindet. Der Herr Pfarrer hat so viele Kinder, daß e» ein Jammer ist, daß er jeden Pfennig in der Hand umdrehen unv Amtsblatt -es königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. BezugS-PrelS Ai der Hauptexpedition oder den t« Ekodt- dettrk und den Vororten errichteten AuS- pabestellrn abgeholt: vierteljäbrlich ^14.50, Ut zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau- ü.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich' vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzoandiendu-ig in- Ausland: monatlich 1.50. Das Werben der „Kreuzzeitung" um die Gunst der Ultramontanen, mit denen das Hauptorgan der preußischen Eonservativen sich um die Herrschaft im Abgeordnetenhaus« und über die Negierung tbeilen möchte, wird Herrn v. Miquel das Bemühen, die Hintermänner der „Kreuzzeitung" mit seinen Eollegen und der Krone auSzusöbnen, nicht erleichtern. Denn immer klarer tritt zu Tage, daß die klerikale Presse bestrebt ist, vermittelst der Kölner Erzbischofs wab l der Regierung einen kleinen Culturkampf auf- zunölhigen. Fest steht, daß die preußische StaatSregierung daS Recht hat, ohne Angabe von Gründen auS der ihr vom Domcapitel eingereichten Candidatenliste sogar sämmtlicke Candidaten zu streichen. Es steht weiter fest, daß dieses Reckt nicht in kirchlichen Zugeständnissen, sondern in den Majestätsvollmachten der Krone Preußens begründet ist. ES steht drittens fest, daß den Diöcesencapiteln durch päpstliches Breve ausgegeben ist, nur solche Candi daten zur Wahl zu stellen, die dem Könige genehm sind. Im vorliegenden Fall, wo «S sich um die Streichung des Münster'schen Bischofs Dingelstad von der Candidaten liste bandelt, kommt binzu, daß der Bischof selbst schriftlich dem Kölner Domcapitel und mündlich anderen Personen den Wunsch geäußert hat, von seiner Wahl abzusehen. Trotzdem ist nach klerikaler Behauptung die Streichung des Bischofs Dingelstad nicht nur eine „Kränkung" für die ganze Diöcese Münster, sondern auch, wie man mit anerkennenöwerther Pfiffigkeit weiter nach weist, eine DeSavouirung deS Königs, der noch zu Jahre» Anfang den Bischof Dingelstad „in einem überaus berz- Politische Tagesschau. * Ltivri«, 19. Oktober. Das Gutachten deS ColonialrathcS, daß eS mit Deutsch lands colonialen Interessen unvereinbar sei, gegen angemessene Entschädigung auf Samoa zu verzichten, ist, wie dem „Hann. Cour." berichtet wird, namentlich auf eine Rede des bis herigen Generalkonsuls in Apia vr. Rose zurückzuführen, über die der Berliner Berichterstatter dieses Blattes Folgendes berichtet: „Generalkonsul Rose schilderte ausführlich die Schwierigkeiten mit denen Deutschland auf Samoa besonders deshalb immer un unterbrochen zu kämpfen hat, weil England und die Vereinig ten Staaten dort beständig gemeinsame Sache gegen Deutschland machen. Er legte die nicht zu unterschätzenden Folgewirkungen dar, die die Nähe der australischen Colonien auf die Haltung Englands in der Samoafrage ausübt. Er gelangte endlich zu dem Resultat, daß entweder Deutschland zu Gun sten Englands oder England zu Gunsten Deutschlands gegen angemessene Entschädigung aus die Hauptinsel Upolu, bezw. auf die Samoainseln verzichten müsse. Die Vereinigten Staaten würden mit dem ihnen schon früher als Kohlenstation zugesprochenen Hasen von Pago-Pago be friedigt sein; sie würden eventuell noch einen zweiten Hafen, den sie, wie es heißt, neuerdings verlangen, dazu erhalten. Damit wäre der Stand der Samoasrage insofern vereinfacht, als nunmehr nur noch Deutschland und England sich auseinander- znsetzen haben. In welcher Richtung diese Auseinandersetzung er folgen muß, ward in der angegebenen Weise vom Generalconsul Rose am Schluß seiner Rede so überzeugend dargethan, daß ihm von allen Seiten beigepflichtet wurde. Entweder Deutschland muß Upolu erhalten, oder England wird eS bekommen. Aber darüber gebe man sich keiner Täuschung hin: keine der beiden Mächte wird Upolu umsonst bekommen; vielmehr wird die jenige, zu Gunsten welcher die andere Macht verzichtet, für diesen Verzicht schwer zahlen müssen. In diesem Sinne ist das Gut achten des Colonialrathes, daß es mit Deutschlands colonialen Interessen vereinbar sei, gegen angemessene Entschädigung auf Samoa zu verzichten, aufzusassen." Wenn freilich die Dinge so lägen, daß wir für Upolu, daS allerdings die cnltivirteste Insel der Gruppe ist, aber an Umfang von Sawaii übertroffen wird, auf alle Fälle „schwer" bezahlen müßlen, so wäre es freilich besser, wenn wir Samoa ganz aufgäben und uns dafür „schwer" bezahlen ließen. Aber der Staatssekretär Graf Bülow hält nach Allem, was man hört, die Lage der Dinge gar nicht für so geartet, daß wir nur zu wählen hätten zwischen dem theuren Kauf oder Verkauf von Upolu, und er kennt die politische Lage denn doch wohl noch besser, als Herr vr. Rose. Und vor allen Dingen scheint Graf Bülow nicht zu wissen, zu welcher „schweren" Zahlung England sich herbeilassen würde. Ein Berliner Blatt spricht allerdings von Zanzibar, aber daß England das so vortheilhaft erworbene Zanzibar ver tauschen möchte, ist schwerlick anzunehmen. DaS Gutachten des ColonialrakhS in der Samoafrage erfährt daher auch im größten Theile der deutschen Presse eine abfällige Beurtheilung. Besonders herb äußert sich die „Rheiu.-Westf. Ztg.": „Wir wissen es heute schon, man wird wieder mit der alten Phrase kommen, mit der man uns schon zweimal überschüttet hat: lichen Schreiben seines besonders großen Vertrauens und Die Constatirung eineS Pestfallcs in Plymouth wird von der öffentlichen Meinung Englands mit ausfallendem Gleickmutb zur Kenntniß genommen. Einmal verursacht den Engländern die Entwickelung der Dinge in Südafrika sehr erhebliche Beklemmungen, im Vergleich zu denen die Sorge vor einer Pestinvasion in den Hintergrund gedrängt wird, und zweitens verläßt man sich auf die Wachsamkeit und Energie der Sanitätsbehörden, die, wenn sie auch außer Stande sind, gelegentliche Einschleppungen von Pesifällen zu hindern, dock Bürgschaft übernehmen, daß eS in England zur Ent stehung keines eigentlichen AnsteckungöherdeS kommen werde. Der oben erwähnte Pestfall in Plymouth gicbt der Behörde Anlaß zu der kategorischen Erklärung, daß Las Publicum keinerlei Grund zu irgend welcher Beunruhigung habe. Die Pest kann nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen in irgend einem Lande festen Fuß fassen, rind an solchen Voraussetzungen, wie sie allenfalls für Hongkong, Bombay oder Oporto zutreffen mögen, fehlt eS in dem heutigen Eng land vollständig. Es fehlt insbesondere die mit giftigen Schwaden durchsetzte Atmosphäre, der von Verunreinigungen aller Art strotzende Untergrund, sowie die Wohnungsmisere, wclcke im Orient ungezählte Tausende in enge Schlupflöcher zusammenpfercht. Auf der anderen Seite baden die Sanitäts behörden alle Machtvollkommenheiten und Hilfsmittel zur Hand, um jede Ansteckungsgefahr im Keime zu beseitigen und sie sind ent schlossen, davon nölhigenfalls den weitestgehenden Gebrauch zu machen. DaS weiß man im Publicum, und es sind wenigstens die einsichtsvolleren Elemente desselben bestrebt, mit der Sanitätsbehörde möglichst Hand in Hand vorzu gehen. Mit dem widerstrebenden Theile des Publicums aber würde gegebenenfalls sehr kurzer Prcceß gemacht werten, denn eine Erschwerung der jetzigen kriegerischen Verwickelung durch eine binzutretente gemeingefährliche Epidemie wäre so ungefähr das Schlimmste, was den Engländern in ihren vier Pfählen passiren könnte. An dem Ernste ihrer sanitären Action ist daher nicht wohl zu zweifeln. Die nähere Prüfung der nunmehr amtlich vorliegenden Ergebnisse der belgischen Äemeindcwahlen bestätigt den ersten Eindruck, daß trotz aller Bemühungen der Regierung unv ihrer Wahlagenten der Klerikali-mus in Belgien im Rückgang begriffen ist. In den Provinzen Brabant, Lüttich, Hennegau, Namur und Luxemburg haben die Klerikalen durch die vereinten Fortschrittler und Liberalen wie durch den anti klerikalen Dreibund empfindliche Niederlagen erlitten und — was besonder« betont werden muß — in den vom KlerikaliSmuS gäuzlich beherrschten Provinzen Antwerpen, Ostflandern, Westflandern und Limburg haben die Oppositionsparteien unerhoffte Erfolge zu verzeichnen. In der Hauptstadt ist ein Theil der Fortschrittler auf den Rath de- radical-socialistiscken Senator» Janson, etwa 1000 Mann hoch, mit Sack und Pack unter das socialistische Zelt üdergesiedelt. Diese rein liche Scheidung von den radicalen Hitzköpfen, welche durch ihre Unduldsamkeit die Versöhnung zwiscken der gemäßigt liberalen Liga und der fortschrittlichen Vereinigung bis jetzt verhindert hatten, ist nur erwünscht gekommen. Ferner ist in Brüssel und Lüttich die Fahnenflucht der liberalen Arbeiter in das socialdemokratische Lager zu verzeichnen. Auch auf Seite der Klerikalen sind die Arbeiter schichtenweise nack link gerutscht. Die meisten conservativ-katbolischen Arbeiter sind zu den demokratisch-christlichenDaen-leuten übergeschwenkt,während ein Brucktheil der letzteren zu den Socialdemokraten über gelaufen ist. An dieser Verschiebung trägt der Genter Bischof Slillemans die Schuld, weil er, in seiner Verhetzung des früher« vlämischen Abgeordneten und religiös tadellosen Priesters Daens fortfahrend, ihn ausfällig gerade am Tage vor den Wahlen öffentlich aufforderte, den Priesterrock abzulegen, wogegen sich der gemaßregelte Geistliche mit aller Kraft sträubt. So haben die Sociaiislen aus der liberalen und aus der klerikalen Arbeiterpartei eincnZuwackS erhalten,derdieVerlusteausgleickt, die sie besonders in der Provinz Hennegau infolge deS verunglückten allgemeinen GrubeuausstanveS erlitten haben. In Mons erreichten sie nicht einmal die zur Erlangung eines einzigen Sitzes notbwendige Stimmenzahl. Der bedeutende Zuwachs in der liberalen Wählerschaft rührt vom liberalen Selbst- ot. iüo >kv. »e. at so 80-1» No j 84-. ! 4-1. ievt. r. Lai. 103.20 <to. SS.VO ml« V8.S0 ar. S4.I0 Lat. 81.30 d-kr sv.«o !>Ü0 8S.bO rioi. 7S.S0 .-k>r. S7.S0 ,eiüo o.td. 83,10 id. 80.— o»Id 131,10 >»ko 100,80 oa - — ar bl. isia .-L. 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