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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010228013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901022801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901022801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-28
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1494 »ir ic«s, vsvzl ic» ^/ung, , . .— — ' ..— Generalmajor von Einem erklärt dar Factum fitr rich tig. Der Grund war, daß der Dampfer in Kiel fiir die Expe dition nach China gebraucht wurde. Es standen staatliche Inter essen auf dem Spiele. Die Soldaten meldeten sich freiwillig zur Arbeit. Abg. Vonderscheer(b. k. Fract.)) bellagt, daß die jüdi schen Soldaten nicht genügend pj« Bedeutung Les Fahnen eide- hingewiesen würden, und ihnen nicht Urlaub gewährt würde, um am Gottesdienste an jüdischen Feiertagen theilzu- nehmen. Generalmajor von Biebahn erklärt, die jüdischen Sol daten würden an ihren Feiertagen möglichst vom Dienste be freit. Die Vorbereitung zum Fahneneide finde durch den Rabbiner in der Synagoge statt. Abg. Sieg (nat.-lib.) hebt hervor, der Boykott gegen die Polen sei eine Folge deS polnischen Terrorismus. Abg Bebel (Sor.) betont, wenn innerhalb 85 Jahren es dem RegnrungSsystein nicht möglich gewesen sei, daS Volk mit der Neuordnung der Dinge in Einklang zu bringen, so treffe die Schuld die Regierung. Die Politik BiSmarck's habe die natio nalen Gegensätze verschärft; er habe Schiffbruch mit der Cen- trumSpolitik, der Polenpolitik und der Politik gegen die Social demokratie gelitten. Die Antwort des Generalmajors von Diebohn, daß die Armee nicht in den Dienst des Unternehmer- thumS gestellt werde, biefriedige ihn. Redner ist im Gegensatz zum Abg. Kuhnert der Ansicht, daß die Soldatenmihhandlungen abgenommen haben. Das sei ein wesentliches Verdienst des Reichstages. Abg. Oertel (cons.) hält die vorgebrachten Fälle von Miß handlungen doch für sehr unbedeutend im Verhältnitz zur Größe der Armee. Der gute Geist innerhalb der Armee habe zuge nommen. Der Heeresverwaltung gebühr« hierfür unbedingte Anerkennung. (Zustimmung recht».) Abg. Glebocki (Pole) bestreitet gegenüber «dem Abgeord neten Sieg, daß die Schuld auf Seite der Polen liege. Die Thalsachen sprächen dagegen. Die Provokationen lägen auf der Seite der Deutschen. Der Hakatistenverein habe eine Aufhebung der guten Verhältnisse bewirkt. Präsident Graf Ballestrem führt auS: Nachdem ein mal die Debatte auf den Nationalitätenkampf in Posen sich in einer Weise concentrirt hat, die ich nicht hindern konnte, kann ich auch jetzt Niemand hindern, auf diese Frage weiter einzugehen. Sie steht jedoch nur in losem Zusammenhang mit dem Militär- etat. Sie können unsere Arbeit nur fördern, wenn die Herren, die zu dieser Frage sprechen wollen, sich recht kurz soffen. (Beifall.) Abg. Fürst Bismarck führt aus: Die Deutschen befanden sich in einer Vertheidigungsstellung gegenüber den Polen. Die Polen erstreben den Umsturz. Als Bismarck den Polen einmal zurief, ob Einer von ihnen sein Ehrenwort geben könne, daß er nicht an die Herstellung des Polenreiches denke, schwiegen die Polen still. Darum hatte der Reichskanzler Recht, davon zu sprechen, daß die Polen den Umsturz anstreben. Ausnahme gesetze gegen die Polen bestehen nicht. Wenn Bebel für die Polen eintritt, so spricht das Bände. Die Polen haben keinen Grund, so bittere Klage zu führen, wie sie thun. Abg. Friedemann (Reichsparki) führt aus, die Polen seien um die Zähigkeit, womit sic ihre politischen Ziele verfolgen, zu beneiden. Schon habe sich ein polnischer Mittelstand gebildet, der gefährlich zu werden drohe. Dem Kriegsminister gebühre lebhafter Dank für seine gestrige entschiedene Haltung. Abg. Jazdzewski (Pole) widerspricht dem. Uebrigens habe auch Graf Caprivi gegen die Polen dieselbe Politik verfolgt, wie Bismarck. Abg. Stadthagen (Soc.) beklagt sich über die Spio nage nach der politischen Gesinnung der Soldaten. Abg. Eickhoff (freis. Vp.) kommt auf die Duellfragc zu rück und erwähnt den Fall eines Rencontre zweier Kaufleute in einer rheinischen Stadt, wovon Einer Reserveofficier war. Als die Forderung von Einem dieser Beiden abgelehnt wurde, erging an das Officiercorps der Befehl, daß der gesellschaftliche Ver kehr mit diesem zu meiden sei. Das sei der gesellschaftliche Boy kott eines unbescholtenen Mannes. Abg. Fürst Radziwill wiederholt, daß die Polen der an gegriffene Theil seien, und bedauert, daS sie für einen Staat Steuern zahlen, der ihre Nationalität bekämpfe. Abg. Graf Limburg-Stirum (cons.) meint, Bismarck habe nicht die Polen angegriffen, sondern sich in einer Defensiv stellung befunden. Die polnische Fraktion sei nur eine politische Fraktion. Abg. Sattler (nat.-lib.) führt auS, es sei daS Unglück der preußischen Regierung in ihrer Polenpolitik gewesen, daß sie stets hin und her schwankte. Gerade deshalb habe die Gründung des Hakatistenvereins eine gute Wirkung ausgeübt. Es sei eine historische Pflicht Preußens, das Polenthum zurückzudrängen. Darauf wird der Titel Ministergehalt angenommen, sowie eine Resolution, den Reichskanzler zu ersuchen, bei der nächsten Aushebung der Recruten eine statistische Erhebung zu machen, um die Einwirkung der Herkunft und Beschäftigung der Stellun^pflichtigen bezüglich ihrer Militärbrauchbarkeit fest zustellen. Eine Reihe weiterer Titel wird bewilligt. Nächste Sitzung morgen Donnerstag 1 Uhr. Retz der heu tigen Tagesordnung. Schluß gegen 7 Uhr. Au» deu Eowmisfivueu. 8Z Berlin. 27. Februar. (Telegramm.) In der Budget- commijsiou des Reichstag» begann beute die Berathung deS Marinertat». Der Referent Müller-Fulda führte au», der Reichstag sei durch da» Flottrngesetz etatsrechtlich nicht gebunden, er hab» vielmehr noch wie vor da» volle freie LtaiSrecht. Weiter erklärte der Referent, daß dir beunruhigenden Meldungen der Presse wegen neuer Forderungen für Geschütze, Kanonenboot» rc. der Begründung enlbehrru. Die Bedingungen, welche der Reichstag an die Bewilligung der letzten Flottenvorlage geknüpft habe, seien noch nicht voll erfüllt, da» Saccharinstruergefetz fehl« und die Oefsnung der Grenze für polnische Arbeiter sei noch nicht durchgesührt. Der Etat selbst weise eine Ueberschrritung von 6 Millionen aus. Der Correferent vr. Pa alchr begnügt sich mit dem Hinweie darauf, daß derEtat sich im Wesentlichen in den Grenzen der Voranschläge bewege. Staalsiekretär v. Tirpih verwahrt sich dagegen, daß unter feiner Verwaltung übermäßige Ueberschreituogen vorgekommrn feien, im Gegentherl hätten sich dieselben fortgesetzt vermindert. Die dteSmaltge Etats überschreitung rühre zum Theil daher, daß infolge der China« «xpeditioo die Werften entlastet wurden und um Arbeiter« rutlossungeu zu vermeiden, eine schnellere Förderung von Neubauten stattfand. Abgeordneter Müller-Fulda wünscht Aus kunft darüber, wie lauge di« Panzerdivision io Ostasien bleiben werde. Staatssekretär v. Tirpitz erklärt, wir Jedermann hoffe auch er, daß die Rückkehr bald möglich sein werde. Aber eine bestimmt, Auskunft jetzt darüber zu geben, sei er nicht im Stand«. Abg. Speck (L) wünscht Aufklärungen über unsere jetzigen Be ziehungen zu England. Die Nothwendigkett Ler Flottenvorlage sei auch begründet worden durch den Hinweis auf die Weltlage und einen möglichen Conflct. Nachdem sich inzwischen unser« Be ziehungen zum Britischen Reich freundlich gestaltet, bedürfe es einer Erklärung de» Auswärtigen Amte» darüber. Bon dieser Erklärung mache er seine Stellung zu den geforderten Neu bauten abhängig. Staatssekretär v. Tirpitz: Die augenblickliche Politik habe init dem Etat nichts zu thun, zumal do ja di« Ge schwader erst 1910 fertig würden. Abg. Eickhoff (fr. vp.) fragt an, ob technisch« Neuerungen heroorgetreteo seien, die geeignet wäre«, das Flottengrsetz wieder zu äadwa. Staatssekretär v. Tirpitz Duisburg (natl.) glaubt, daß Abstriche am Etat zur Zeit unmöglich sind, zumal da angesichts der Lage der Eisenindustrie augenblicklich Arbeiterentlassunqen zu befürchten stad. Ans Ersuchen de» Abg. Müller-Fulda giebt Staatssekretär von Tirpitz sodann eine «in gehende Darstellung des Untergang» der „Gneisen«»". Die leitenden Osficiere hätten ihr» voll« Schuldigkeit aethan. Der Platz auf der Rhede von Malaga, auf dem di« „Baeiseaau" lag, sei richtig gewesen. Ec selbst hab« einst dort gelegen «ad kenn« daher di« Verhältnisse genau. Der Wiud fei plötzlich umgesprungeu und sturmortig geworden, das hab« Nie- mand vorhersehen können. Wahrscheinlich habe sich der Anker gelöst und da« Schiff sei ins Treiben gekommen. In den inneren Hafen hab« das Sch'ss wegen seiner Uebuogra nicht liegen können. Di, Kessel da» Schiffe» feien zwar alt. ob«r doch absolut sicher I gewest«. Ab». Speck (C.) bahillt sich vor, bei drn Nandant^, »veni. am der Abgeordnete Bebel noch einmal auf den kvon seinem Parteigenossen Herzberg erwähnten Fall der Heranziehung zu LöschungSarbriten zurück uod erwähnte lobend den Einfluß deS Reichstages aus die Zahl der Miß- Handlungen und Duelle in der Armee. Stellung zur Frage de§ MilitäretatS nahmen eigentlich nur die Socialdemokralrn, welche immer neu« Fälle von Svldatenmißhandlungen zur Sprache brachten und sich gegen den Duellunfug ereiferten. Trotz der mit allgemeinem Beifall aufgenommeuen Aufforderung des Präsidenten sich in der Polenfrage möglichst kurz zu fassen, füllte die letztere den größten Theil der Verhandlungen auS. Hierbei machte wohl den größten Eindruck die Rede de» nationalliberalen Abgeordneten vr. Sattler, der mit warmer Begeisterung sür die Polenpolitik eintrat und nur bedauerte, daß die Regierung nicht scharf genug ihre Polenpolitik durchgesührt hätte. Nachdem der Abgeordnete Eickhoff (freis. VolkSp.) noch einen Fall mitgetheilt, in dem in einer rheinischen Stadt den Officieren der Garnison der gesellschaftliche Verkehr mit einem Kauf mann, der eine Herausforderung abgelebnt, verboten worden, wird die Sitzung um 7 Uhr geschlossen, ohne daß der KriegSmlnister, der vor Beginn der Sitzung mit Herrn vr. Bachem eine private Unterhaltung führte, das Wort ergriffen hatte, um auf die zahlreichen Fragen zu antworten. Morgen findet die Weiterberathuug deS Militär-Etats statt. 57. Sitzung vom 27. Februar. Am Bundesrathstisch: v. Go hier. Präsident Graf v. BalIestrcm eröffnet di? Sitzung um 1 Uhr. Die zweite Berathung Les Militäretats wird bei dem Ausgabcntitel „Gehalt des Ministers" fortgesetzt. Avg. Kunert (Soc.): Der Kriegsminister hat bei seinen gestrigen Ausführungen viel von der Ehre des Officiers ge sprochen, aber kein Wort von der Ehre deS gemeinen Mannes, die leider so oft verletzt wird im Heere. Da aber der Kriegs minister sich auch dahin ausgesprochen hat, daß der Officiec nicht nur seine Ehre, sondern auch die seiner Nebenmenschen und Nachbarn zu wahren hat, so hoffe ich, daß es in dieser Be ziehung, in dem Verhältnisse zum gemeinen Soldaten, etwa» besser werden wird. Der Abg. Bachem hat gemeint, der Kaiser sei in Bezug auf Duellangelegenheiten in der Armee nicht hin reichend gut unterrichtet. Da irrt er aber. Der Kaiser ist , meiner Üeberzeugung nach ebenso gut unterrichtet in diesen Dingen, wie College Bachem und ich. Der Abg. Oertel hat gegen meinen Fraclionsgenossen Bebel verschiedene Ausführungen ' gemacht, sie sind aber von einer Art gewesen. Laß sie tein Spaß macher aus Kalau machen würde. (Glocke des Präsidenten.) Präsident Graf v. Balle st rem: Die letzte Bemerkung war einem College» gegenüber unzulässig und der Ordnung des Reichstages nicht einsprechend. Abg. Kunert (fortfahrend): Der Abg. vr. Oertel ist ja gerade leine guairtits uegliLeadle, aber . . . (Glocke Les Prä sidenten.) Präsident Graf v. B a l l e st r e m : Auch diese Aeußerung ist einem Collegen gegenüber nicht zulässig und auch der Ordnung des Hauses nicht entsprechend; und da dies zum zweiten Male passirr, so rufe ich den Redner zur Ordnung. (Bravo!) Abg. Kunert (fortfahrend): Was den Mörchinger, Fall anlangt, so möchte ich den Kriegsminister fragen, ob die neuer dings vurch die Zeitungen gehende Nachricht auf Wahrheit be ruht, daß der in erster Instanz zu 12 Jahren Zuchthaus verur- iheilte Leutnant Nueger jetzt, nach Einlegung der Revision, von dem Kriegsgericht der 15. Division zu 4 Jahren Festung ver- urtheilt worden ist, unter Gewährung des Rechtes, später weiter zu dienen. Dem Herrn Kriegsminister bestreite ich, Laß das Verhältniß zwischen Chargirtcn und Mannschaften in der Armee ein angenehmes ist. Fortgesetzt kommen Mißhandlungen und Körperverletzungen vor. Beim 2. Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm 111." wurde ein Grenadier dadurch von einem Unterofficier mißhandelt, daß dieser ihm befahl, sich auf Lle Erde zu werfen, und dann auf ihm herumkniete. Nach vielen Schwierigkeiten wurde der Unterofficier zu 5 Wochen Arrest ver- urtheilt. Die Aerzte haben sich aber geweigert, dem dienstunfähig gewordenen Grenadier für pensionsbcrechtigt zu erklären. Red ner geht ausführlich auf eine Anzahl von Fällen ein, in denen oer Mißhandlung eine nach seiner Ansicht höchst ungenügende . Ahndung gefolgt sei. Er berührt dabei auch den Fall des er schossenen. Rittmeisters v. Krosigk, der wegen seiner Grausam keit bekannt gewesen sei, und fährt fort: Die Ursache dieser Miß handlungen liegt meist in dem Druck, der von obenher auf Offi- ciere und Unterofficier« ausgeübt wird. Auch die Majorsecke ist schuld daran, weil viele Officiere an dieser Stelle ihre Existenz scheitern sehen. Da wird dann von den Leuten Unmög liches verlangt, um etwas zu leisten. Vielfach überragen die Untergebenen die Vorgesetzten an Bildung. Die Parforcemärsche in den Manöver«, zumal bei großer Hitze, sind unerhörte An strengungen, an die sich kein Mensch gewöhnen kann. Diese Todesmärschc sind zu vermeiden, vor allen Dingen müßten die Manöver in die kühlere Jahreszeit verlegt iverden. Auch in China haben nach einem Bericht des Grafen Mayhauß im „Ber liner Tageblatt" solche lange Märsche stattgefunden und schweren Schaden gestiftet. Die Erlasse gegen die Mißhandlungen sind ohne Wirkung geblieben, der Beschwerdeweg ist praktisch un gangbar, wie aus einigen Briefen an mich deutlich hervorgeht. (Redner verliest Stellen.) Die Strafen für den Soldatenschinder sind selbst in schweren Fällen auffallend milde; denn die Richter sind stets geneigt, strafmildernde Gründe zu finden. Für die Soldaten, die Fehler begehen, enthält das Militärstrafgesetzbuch barbarische Strafen. Der einzige Weg zur Abhilfe liegt in der Einrichtung des Volkshecres. Generalleutnant v. Viebahn: Die Mißhandlungen im Heere haben nicht zu-, sondern abgenommen. Im Jahre 1890 betrugen sie 1,10 Procent, im Jahre 1891 nur 0,63 Procent. (Rufe rechts: Hört, hört!) Ich kann unmöglich auf alle einzel nen Fälle hier eingehen, in einigen weiß ich aber zufällig, daß streng« Strafen den Mißhandlungen folgten. Wo Mißhand lungen Vorkommen, werden sic mit voller Strenge geahndet, die Untersuchung ist stets eine eingehend«. Ich muß eS zurückweisen, daß der erschossene Rittmeister v. Krosigk ein „Leuteschinder" war. Die neue Militärrechtsprechung entspricht sowohl den militärischen, wie juristischen Ansprüchen, sie wird von allen Betheiligten mit Eifer und Sachkenntniß ausgeübt, die Be schwerden des Vorredners sind durchaus unbegründet. Abg. Werner (Reformp.) spricht sich gegen daS Duell au«, deim es verstoße gegen das göttliche Gebot. Die kaiserliche Cabinetsordre wirkte sehr segensreich. Die Einquartierungs lasten bedrücken daS platt« Land sehr. Die Großstädte werden vollständig von diesen Lasten verschont. Es wird sich empfehlen, eine angemessene Steuer dm Großstädten dafür aufzulegen. Abg. Fürst Bismarck (b. k. P.) führt auS: Der Abg. von Jazdzewski unterbreitete' gestern seine polnischen Aspirationen dem Kriegsminister. Die Antwort d«S KriegS- nrinisters befriedigte albe patriotisch denkenden Deutschen. Der verewigte Fürst Bismarck rief im Jahre 1894 nicht zum Kampfe gegen die Polen, sondern zur Abwehr. E» ist keinesfalls richtig, daß vor 1899 Alles in Frieden war. Bereits die letzte Thronrede des alten großen Kaisers sprach vom Zurückdrängen deS Deutsch- thums in den östlichen Provinzen. Etwas mehr deutscher Chau vinismus ist nothwendig, denn überall wird daS Deutschthum wriickgedränqt. Die Versöhnungspolitik ist jetzt, Gott sei Dank, nck aeta . - - - Fürsten Bismarck in der Erinnerung halten. (Beifall recht»') Abg. von Jazdzewski (Pole) hält seine gestrigen Aus führungen aufrecht; er erklärt ferner, er sei weit entfernt, die Größe Bismarck's herabzusetzen, dieser habe aber bedeutende Fehler auf dem Gebiete der inneren Politik durch die Ausnahme gesetze gegen die Katholiken, die Polen und die Socialdemokraten gemacht. Seinen Angriffen gegenüber war die schärfste Abwehr nothig, und bei dieser würden die Polen auch bleiben bei den Nadelstichen des Epigonen BiSmarck. Die ewige Gerechtigkeit werde den Polen Recht geben. (Beifall bei dcn Polen.) Abg. Herzfekd (Soc.) geht ausführlich auf drn Fall in Wismar ein, wo ein Kohlendampfer durch Soldaten gelöscht wurde, nachdem die Kohlenarbriter eine kleine Lohnerhöhung ge fordert hatten, - - - »»trüge auf Absetzung zu stellen, fall» bt» dahin keine Erklüruug de» Auswärtigen Amt» oder de» Reichskanzler« üb« die äugen- blickliche Weltlage abgegeben fei. Di« Abgg. Frhr. v. Hertlrng und Prinz Arenberg vermöge» sich der Auffassung ihrer Fraclionsgenossen Sveck nicht anzusLließen. Abg. Möller- Duisburg betont, unsere Flotte müsse so stark sein, daß jede Macht sich hütet, un» entgegenzutreten. Abg. Müller-Gagan (fr. Vp.) sagt dem Abg. Speck für Abstriche am Etat die Unterstützung seiner politischen Freunde zu. Abg. Gras Stolberg (cons.) hält wohl eine Erklä rung über di« augenblicklich» Weltlage sür >vüiischen»werth, räth aber dazu, sie lieber „auf neutralem Boden", nicht beim Martneetat stattfinden zu lassen. Abg. Eickhofs fragt an, ob dir Zeitungsnachricht begründet sei. daß der spanische Hafencapitäa sich zur Zeit erboten habe, die „Gneisenau" in den inneren Hafen schleppen zu lassen und so zu retten. Staatssekretär v. Tirpitz: DaS sei nicht der Fall gewesen, diese Meldung jei von deu spanilchen Behörden selbst dementlrt worden. Aus Anfrage deS Referenten theilt der Staatssekretär sodann mit, daß der „BiS marck" seine Fahrt nach Ostasien tadellos vollsührt habe und schneller, als man erwartete. Die Wörthclasse sei aus telegraphischen Befehl sofort seebereit gewesen und habe ihre Reife ebenfalls tadellos zu rückgelegt. Diese Schiffe haben sich al» für alle Gewässer der Erde seetüchtig erwieieo. Ebenso habe sich der „Hagen" in seiner neuen Gestalt bewährt. Die Aptirung sei vollständig ge- lungrn. Abg. Graf Oriola (natl.) betont die Nothwendigkett einer starken Flotte, analog dem starken Lanvheer, als bestes Mittel zur Erhaltung des Friedens. Aus Anfrage theilt ein Regierungs« commissar mit, daß der Proceß wegen deS Unglücks aus der „Brandenburg" durch Erkrvntnitz de» Reichsgerichts im Princip erledigt worden ist, dahin, daß der „Bulkan" sür haftbar erklärt wurde sür den Fehler bet der Construction iu der Fabrik des „Bulkan", ES schwebe zur Zeil »och ein Proceß über die Höbe der vom „Vulkan" an die Verunglückten zu zahlenden Renten. — Der erste Titel der Ausgaben: Gehalt des Staatssekretär» 90000 wird darauf bewilligt, ebenso «ine Reih« weiterer Titel. Bei dem Capitel „Seelsorge" klagt Müller-Fulda über ungenügende Pastorirung ber katholischen Mannschaften. Abg. Prinz Arenberg wünscht größere Berücksichtigung der Seelsorge der Schiffsjungen. Abg. vr. Schädler (Centr.) fragt, ob cS richtig >ei. daß katholische Mannschaften gezwungen würden, dem evangelischen Gottesdienst beizuwohnen. Staatssekretär v. Tirpitz verneint diese Frage aus das Bestimmteste. — Morgen wird die Berathung fortgesetzt. Zur Frage der Umgestaltung des Lhomaskirchhofs. In ganz eigenartiger Weise werden die Gemütber von der Frage bewegt, wie unser Thomaskirchhof zweckmäßig und zugleich wohlgefällig umzugestalleu sei. Und ebenso eigen artig ist vie au« diesem Anlaß in der vormaligen I. Bürger schule veranstaltete Ausstellung von Entwürfen, da ihre Be deutung nicht sowohl in den Gebäuden an sich, al« vielmehr in deren Verhältniß zur Kirche und zum Kirchhof liegt. Schroff gingen bisher vie Meinungen auseinander. Frei legung teS Platzes nach der Promenade zu forderten die Einen, wahrend die Anderen die Verwendung des durch den Abbruch ber alten ThomaSschule frei werdenden Platzes für daS neue Superindentur- und Küsterei-Gebäube empfahlen, tbcilS aus Gründen der Raumersparniß und der Er leichterung des KirchendieufteS, tbeilü auö Rücksichten deü KunslgeschmackS. Zn letzterer Hinsicht erscheint nun die Ausstellung über Erwarten geeignet, die Unheil« zu klären. Zm Allgemeinen sind es in unserer Zeit vorwiegend Rücksichten des Verkehrs und der Gesundheitspflege, welche bei der Anlegung neuer und der Umgestaltung aller Sladt- theile den Ausschlag geben. „Geradelegen" und „Freilegen" — so lauten die ebenso einfachen wie klaren Slichworte. Namentlich beim Entwerfen neuer Straßenzüge herrschen Lineal und Winkelmaß unumschränkt, bei dem denkbar geringsten Aufwand von künstlerischer Empfindling. Verwunderlich genug in einer Zeit, in der so viel von Kunst die Rede ist — ganz abgesehen davon, daß cS für den Verkehr selber kaum etwas Gefährlicheres giebt, als die solchergestalt entstehenden häufigen Straßenkreuzungen, und daß auch gesundbeitlich die un endlichen geraden Straßen nur sehr zweifelhaften Werth haben. Das Schlimmste aber sind jene Kuotenpuncte einer Mehrzahl von Straßen, die man mit dem Ehrennamen eines Platzes belegt; ich erinnere nur an unseren Westplatz ober an den Potsdamer Platz in Berlin. Gerade je riesiger der Verkehr wächst, desto sorgfältiger sollte man darauf bedacht sein, Plätze im alten guten Sinne zu erhalten ober zu schaffen: friedliche Stellen, wo man dem hastigen Treiben wenigstens auf Minuten entrückt ist, wo das Auge und die Nerven einmal zur Ruhe kommen. Ein solcher Platz war bisher der südliche Theil des Thomaskirchhofs; er war eS in noch höherem Grave früher, als nur das ThomaSpsörtchen den Ausgang nach der stillen Schulgasse bildete. Er würde aber diesen Charakter vollends verlieren, wenn er nach der Promenade zu „freigelegt" würde. Wie solche Freilegung in künstlerischem Sinne wirken würde, daS zeigte schon vor der Ausstellung in wahrhaft ver blüffender Weise die Photographie des fraglichen Platzes, auf der die in der Wirklichkeit noch vorhandene alte ThomaSschule beseitigt, d. h. mit weißem Papier überklebt war. Man muß es sehen, um es zu glauben, wie verödet der Platz erscheint und wie die Kirche an Größe und malerischer Wirkung ein büßt. Und ein ganz ähnlicher Eindruck würde sich auf der Nordseite ergeben, wenn der Platz so, wie eS jetzt vorläufig beabsichtigt ist, d. h. in geradliniger Fortsetzung der nörd lichen Hauserslucht der ThomaSgasse, erweitert würde. Am deutlichsten wird dies auS der perspektivischen Ansicht, die zu dem Roßbach'fchen Entwürfe gehörte. Indem richtigen Gefühl, daß ein so breiter Platz den Anblick der Kirche unerträglich beeinträch tigen würde, hat der Künstler das Back-Denkmal mit archi tektonischer Umgebung und gärtnerischen Anlagen dorthin ge setzt. Wenn man aber die künstlerischen Ergebnisse dieser Ausstellung voll verwerthen will, dann muß man mit dem Verfasser deS Entwurfs „Camillo Sitte" die Absicht, die Hauserslucht an dieser Stelle so weil rückwärts zu schieben, entschlossen fallen lassen und sich auf eine kräftige Abrundung der Ecke nach der ThomaSgasse zu beschränken. Daß der Stadt dadurch ein paar Hunderttausend Mark erspart würden, wäre ein nicht zu verachtender Nebengewinn. Bei läufig gesagt, hat mich der io rem obigen Motto liegende Hinweis auf daS treffliche Buch „Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen" von Camillo Sitte ganz besonders erfreut; dieses Buch sollt« Niemand, der sich mit solchen Fragen befaßt, zu lesen versäum««. Merkwürdiger Weise ist bei uns immer noch daS Vor- urtheil verbreitet, eine Kirche müsse möglichst in der Mitte eines großen freien Platze» liegen, während Sitte an einer Füll« von Beispielen nachweist, daß gerade die reizvollsten Kirchen oft nur nach einer oder nach zwei Seiten hin frei liegen, im klebrigen eingebaut sind, und daß andere gerade durch die Enge de» Platze-, die den Beschauer zum Auf blicken nöthigt, so groß wirke«. Den Kölner Dam bat man ja glücklich freigelegt, aber schon erbeben einsichtige Stimme« die Forderung, wieder kleinere Gebäude in der Umgebung zu errichten, weil ohne sie der Dom nüchtern und lange nicht mehr so mächtig aussieht, wie ehedem. Ganz ähnlich ist e« der Notredame - Kirche in Paris ergangen: seit man die davor stebeoden alten Häuser wcggerisseu, dir seitlichen durch Bankpaläste ersetzt hat, ist die früder« Größe und die auf den Blick von unten ber berechnete Schönheit der Vorderseite geschwunden. Wer sie früher ge kannt hat, wird von dem jetzigen Anblick enttäuscht. Al- jüngst die Stadtverwaltung von Rouen damit umging, auch St. Ouen, diese» altbrrübmte Bauwerk, freizulegen, da haben noch rechtzeitig dir Kunstverständigen kräftige« Einspruch er hoben. Und Audrb LallayS giebt ,n seinem Bericht« darüber die einleuchtende Erläuterung: „Die Schönheit einer gdtbischen Kirche liegt in der aufstrigenden Richtung ihrer Linien, und ter Anblick der niedrigen Häuser, die gleichsam zu Küßen der Kathedrale niederarkaurrt sind, läßt un- di« luftig« Höhe der Thür««, di« Schlankheit drr Spitz«« deutlich« empfinde«. Ein dem Gotte»dienst geweihte» Gebäude de« Mittelalter« freilegrn, heißt eS verkleinern, heißt dem Gedanken und dem Wunsche der Erbauer zuwiderhandeln; denn die wußten wohl, daß die Stadt ihre Schuppen, ihre Hütten vnd Schänke« im Schutze der Mauern ihrer Kirche ansiedel» würde, und ihre Kunst paßte sich dem Leben ihrer Zeit an." Solche Erfahrungen sind wohl dazu angetha», daS Urtbeil, das die Ausstellung dem unbefangenen Betrachter aufnölhigt, zu befestigen: daß eS künstlerisch ganz undenkbar ist, den Platz der alten ThomaSschule unbebaut zu lassen, und daß die Frage, ob man wirklich den an der Nordseite der Kirche ge legenen Tbeil deS Kirchhof« in der vorläufig beabsichtigte« Weise verbreitern soll, dringend nochmaliger Erwägung bedarf. Auch in Bezug auf die Lage und die Gestalt der zu er richtenden Baulichkeiten ist die Ausstellung sehr lehrreich. Daß Superintendentur und Küsterei in einem Gebäude ver einigt werden, war auS Rücksichten der Zweckmäßigkeit zu wünschen, sofern eS die Raumverhältniffe gestatten würden; daß sie es gestatten, ergaben die vreisaekrönten und noch mehrere andere Entwürfe. Die Unterbringung in einem einzigen Gebäude wird um so leichter, je näher man dieses an die Kirche heranrückt. Da« empfiehlt sich zugleich aus anderen Gründen. Zunächst wird der Wcstgiebel der Kirche sür de« Anblick von der Dorotheenstraße her weniger überschnitten: weiter aber bleibt dem Kirchhofe der Charakter ZneS geschlossenen Platzes besser gewahrt. Daß sich der An schluß des Gebäude« sehr reizvoll und zum Bvrtbeil für die etwa« einförmige Südseite der Kirche gestalten ließe, dafür geben mehre»« der vorligenden Entwürfe beachteaSwerthe Fingerzeige. Was den Stil de« neuen Gebäude« anlangt, so haben die 3 mit Preisen bedachten Entwürfe die Gothik, wie sie die Giebelseite der Kirche zeigt, auf jenes übertragen zu sollen geglaubt. Daß dies nicht unbedingt nothwendig ist, legt ber oben uichrsach erwähnte Entwurf dar, den das Preisgericht neben ihnen zum Ankauf empfohlen hat. Wählt man den gordischen Stil, dann sollte man sich m. E. mit einem Trcppengiebel begnügen, von Fialen und ähnlichen Zierrathen aber nur den allersparsamsten Gebrauch machen; je einfacher daS Nebengebäude, desto mehr wird die Kirche als Hauptsache hervorgehoben. 2. Gensel. Sitzung Ler Stadtverordneten. * Leipzig, 27. Februar. Dcn Vorsitz führt der Vorsteher Herr Bankier Mayer. Am Rathstischc anwesend die Herren Oberbürgermeister Justizrath vr. Tröndlin, Stadtcäthe vr. Schmid, Esche, vr. Schanz, Scharenberg, Lampe, Dürr, Rudolph, Pfeiffer, Cichorius, Kohlmann, Franze, vr. Weber, vr. Wangema n n. Eingigangen ist ein Schreiben des Herrn Stadtrath vr. Schmid, in welchem derselbe dem Collegium für das ihm durch die Wahl in die dritte hervorgehobene Stadtrathsstelle ge schenkte Vertrauen seinen Dank sagt. Vom Deutschen Meß- und Marktverein „Freundschaft" und drei anderen ähnlichen Vereinen ist eine Eingabe an das Collegium gerichtet worden, in welcher auf Grund Ler Beschlüsse einer in L.-Lindenau abgehalteuen Versammlung um Bei behaltung des Lindenaupr Jahrmarktes ge beten wird. Herr Kaiser glaubte, daß die Eingabe verfrüht sei; sür den Fall aber, daß in dieser Sache eine Vorlage an das Collegium gelangen sollte, mach« er di« Eingabe zur seinigen. Der erste Punct der Tagesordnung betraf die Vorlage überAbändcrungdesRäumungstarifes und des Ortsstatuts, betreffend das Düngerexportwescn in der Stabt Leipzig, sowie die hiermit im Zusammenhang« stehende Ein gabe des Vorstandes des Verbandes der HauLbe- sitzcroercinc Leipzigs. Vom Finanz-, Verfassung»- und Oelonomicausschuß wird beantragt: 1) Die Vorlage des Rathes abzu lehnen: 2) s. Bereitwilligkeit zu erklären, der Gesellschaft einen weiteren Zuschlag von 0,50 cA pro Kubikmeter, jedoch nur auf vier Jahre mit der Maßgabe zu bewilligen, daß der seit 1. August 1899 geltende Zuschlag zugleich mit dem jetzt bewilligten endigt, b. den Rath um eine entsprechende Vorlage hierüber zu ersuchen; 3) die Eingabe des Verbandes der Hausbesitzervereine durch die vorstehenden Beschlüsse als er ledigt zu betrachten. Ueber die Rathsvorlage berichtete Herr Vicevorsteher Vr. Iunck in eingehender Weise und begründete die Ausschuß anträge. Sodann ergriff er nach eröffneter Debatte noch das Wort und besprach dcn ihm heute zugegaugenen Geschäftsbericht der Leipziger Düngcr-Export-Actien-Gcsellschaft. Die in dem selben enthaltenen Darlegungen über etwaig« Niederlegung der Vorstandsämter seien innere Angelegenheiten der Gesellschaft; die Stadt habe es nur mit dem Beitrag zu thun. Immerhin sei zu erwägen, ob man nicht dcn Bericht zum Anlaß nehme, die Vorlage nochmals an die Ausschüsse zurückzuverweisen. Herr Joachim bemerkte, daß er früher schon die Ansicht vertreten habe, daß die Gesellschaft existenzfähig erhalten werden müsse. Dieser Meinung sei er noch heute. Zwischen den frühe ren und den jetzigen Verhältnissen liege nun allerdings ein wichtiges Ereigniß, der DircctionSwechsel. An der Spitze der Gesellschaft stehe jetzt ein Mann, der etwas von der Erschließung von Absatzquellen für dcn Dünger verstehe. Aber auch der jetzige Director Habe erklärt, daß sich nur ein ersprießli ,es Fort arbeiten der Gesellschaft bei Beseitigung der jetzt bestehenden finanziellen Schwierigkeiten denken lasse. Diesen Standpunct werde man im Allgemeinen nur theilen können. Man müsse deshalb auch eine Bewilligung cintretcn lassen, welche der Gesell schaft wieder zu einer ordentlichen Wirtschaft verhelfe. Den Betrag von 50 H pro Kubikmeter halte er, Redner, für unge nügend. Er stelle deshalb den Antrag, in Punct 2) a. die Ziffer 0,50 zu streichen und dafür 1 zu setzen. Es dürfte das wirklich im allseitigen Interesse sein. Herr Baumeister Rost pflichtet den Anschauungen des Vor redners bei. Herr Rüssel trat der Ansicht entgegen, daß die Gesellschaft keine Mittel besitze. Dieselbe habe nach dem letzten Geschäfts bericht noch ein Bankguthaben von 150000 --6. ES bedürfe also vorläufig gar nicht gleich einer großen Bewilligung. Er glaub« ebenfalls, daß der Directionswechsel von Nutzen für die Gesellschaft sein werde. Jedenfalls dürfte eine Bewilligung von 50 H ausreichend sein. Herr Böhm« war derselben Ansicht. Die neue Leitung werde zu beweisen haben, waL sie mit dieser Bewilligung auS- zurichten vermöge. Herr Stadtrath vr. Schmid bemerkte, daß daS Bankgut. haben das einzige Betriebskapital der Gesellschaft sei. Ein solches müsse immer vorhanden sein. Die Schwierigkeit, in der sich di« Gesellschaft befind«, sei nicht nur in dem niedrigen Preise der Dünger« zu suchen, sondern ganz besonder» auch darin, daß die Gesellschaft den Dünger zum großen Theile über haupt nicht absetzen könne. DaS drn Grundstücksbesitzern ange- sonnrne Opfer sei übrigens kein solche», als wie e« vielfach hm- gestellt werde. Im Durchschnitt dürfte höchsten» auf ein größeres Grundstück «inrMehrau»gab« von jährlich 20 o»t ent fallen. Richtig sei, daß, wie der Herr Referent gesagt, die Stadt mit der Gesellschaft in einem Vertrag« steb«. Aber wenn die Gesellschaft zur Liquidation gezwungen würde, so müßte die Stadt nothwendiger Weis« das Erbe antveten, und dann würden di« Ausgaben wahrscheinlich noch größer werden. Es Handl« sich um kein Privattnterrsse, sondern um rin öffentlicher Interesse, und au» diesem Grund« wäre er dem Collegium dankbar, wenn e» heut« di« RathSvorlage annehmen tdiirdr. Herr Schmidt betonte, daß die kleineren Hausbesitzer jede Mehrlast schwer empfinden würden. Er würde deshalb dafür sein, daß die Stadtgrmeinde «inen Theil de» Zuschläge» trage. Herr Pollen der «klärte sich für die Bewilligung eine» I Zuschläge» von 50 Ein« durchgreifend« Besserung aster I Bechältaissd würde man ur bei Ue-änahme de» BchsicheL t»
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