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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189809129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18980912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18980912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-12
- Monat1898-09
- Jahr1898
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1898
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Morde», aestern Abend mtt dem Ruft: „Wo ist drr Mörder Mserer Kaiserin?" auf dem vurgplatze zu Boden stürzte. Wie verschiede« Blätter melden, ist der Name Luccheni der Wiener Polizei völlig fremd. VS. Wie«, 11. September. E» waren heute vor mittag schlimme Gerächte llber da« Befinden de« Kaiser» vrr- »rettet; dieselben find jedoch mnvahr. D!e Nachrichtru über die herotlch« Selbstbeherrschung bei Empfang der Schreckens- knnde werde« bestätigt. Später jedoch verfiel der Kaiser ttt etter« Weinkrampf und schluchzte, indem ,r den Name« der Kaiserin wiederholt von Schmerz äbrrwältigt au«rief. In der Nacht schlief der Kaiser einig« Stunden, erwachte jedoch «m 2 Uhr. Am Bo,mittag äußerte der Kaiser auf die Fragen nach sei««« Befinde«: „Ich fähl« mich vn hält «iß- mäßig wohl ; doch fürchte ich eine später folgende Abspannung." Viele Gebäude weisen Trauerfahnen auf. VS. Wien, 11. September. Nach de« bisher ge troffenen Dispositionen wird die Einholung der Leiche der «aiserin am ib.d.M. erfolgen. Am 1k. findet die Auf bahrung und am 17. die Beisetzung statt. VS. Lausanne, 11. September. Der Mörder Lucchent arbeitete hier in Lausanne al» Steinhauer und gab am 18. August seine Legttimations-Paptere ab. An diesem Lage trug er Lieder auarchtftischen Inhalt» bei sich, auf deren Blätter er seinen Namen geschrieben hatte. Am S. September verlangte er seine Papiere zurück. Gestern Abend wurden mehrer« Verhaftungen unter den Freunden und Bekannten Luccheni» vorgenomme« und etwa 10 Indi viduen verhaftet. Die Untersuchung wird mit größtem Eifer geführt. VS. Bern, 11. September. Der vundr»rath ist der Anficht, daß die Justizbehörde von Genf für die Unter- fnchnug und Aburthrilmig de» Verbrecher« zuständig find. Wettere Berichte melden: 1- Genf, 11. September. Um 2 Uhr begann di« Autophie der Leich« der Kaijetta Elisabeth, ganz wie sie hier vorgeschtteben ist, nachdem der Kaiser, wie schon gemeldet die Erlaubuiß dazu gegeben und zugestimmt hatte, daß ganz nach den hier geltenden Gesetzen verfahre« werde. Di« Autophie ergab da» überraschende Resultat, daß die Waffe 85 om tief eingedrungen ist und da» Herz ganz durchbohrt hat; sodaß die Spitze an der anderen Sette de» Herzen» heraustrat. E» ist den Aerzten de»halb «in Räthsel, daß die Kaiserin «och 60 Vi» 80 Schritt zum Dampfer gehen konnte, und sie schreibe« die» der ganz besonderen Energie «ad Wtll«n»krast der Kaiserin zu. Die Wunde ist klein und hat nur 4 nanz Querschnitt. s Gens, 11. September. Gegen b Uhr begann man mit der Herstellung de» Trauerschmucke» in dem von der Kaiserin bewohnten Zimmer. Dasselbe ist vollständig mit schwarzem Stoff geziert und mit silbernen Sterne« behängt. Der Katafalk befindrt sich in der Mitte, umgeben von einer großen Anzahl Kerzen, ihn zur Seite. Rosenkränze und Kreuze. An dem Katafalk find zahlreiche Kränze niedergelegt, so von der Bevölkerung Gens'» und den fremdländischen Oificieren, welche den Manöver« beiwohne«. In dem Gemache an der anderen Sette ruht di« Leiche der Kaiserin, zu welcher kein Fremder hineingelaffr« wird. Der Sarg wird voransficht- ltch am Montag auf den Katafalk aufgebracht werde». Die Linbalsamirung begann «m 4 Uhr und war kurz vor 5 Uhr beendet. Bevor sich die Aerzte entfernten, legten sie die Leiche in einen Bleisarg. Die Kaiserin war weiß gekleidet und in ein Leichentuch gehüllt. Die Leiche ist sehr gut er halten. Die Aerzte photographirten die Wunde, hüben fich aber verpflichtet, die Aufnahme den Generalprokurator zu übergeben, der dieselbe vernichten wird, davttt kein Mißbrauch damit getrieben werden kann. Die Aerzte wollten auch da» Gesicht der Kaiserin photographiren, aber dem widersetzte sich ausdrücklich der österreichische Gesandte. Barmherzige Schwestern znr Leicheuwache, die der Bischof von Freiburg sandte, trafen hier 'in. VS. Budapest, 11. September. Beide Häuser de» Reichstage» traten hente zu außerordentlichen Sitzungen zu sammen. Die Sitzung dr« Abgeordnetenhauses begann um 11 Uhr. Schon lange vor Beginn der Sitzung war von de« Parlament eine zahlreiche Volksmenge versammelt, welche in stummer Trauer verharrte. Um 10»/, Uhr zog die Untverfitärsjugend, etwa 500 Studenten unter Boran tragung der umflorten Fahnen der Universität vor d-s Hau» und bildeten Spalier bi» die Abgeordneten den Saat be treten hatten. Der Präsident eröffnete die Sitzung. Gleich darauf erhoben fich die Abgeordneten und lauschten in tiefer Sttlle den Worten dr» Präsidenten. Derselve gab mit von thränrnerstlckrer Stimme dem Schmerz der ungarisch-» Nation Ausdruck, deren Bestrebungen in dem werkthätigen Herzen der Königin so vielen Antheil erweckt haben, welche d,e un lösliche verschal,lzung von Thron und Nation durch ihr edle» Herz brsiegelte. Gesegnet und geheiligt sei ihr An denken. Wir «ollen dasselbe in» heiligen Schrein des NatioaalgrsühlS verwahren «nd den Dank der Nation in «n- auS! Sachlichen Lettern dem erhabenen Herrn «nd König aus- sprechra. Möge sein großes von Pfuchtbewußtsein erfülltes Herz einigen Trost schöpfen au» dr« Bewußtsein, daß die Ration mit ihm tta» ist in dem Gefühle de» Schmerze», d^ sein erhabene» Hanpt getroffen, daß da» gnte, welche» von» Throne kommt, unvergänglich ist. «»dann unterbreitete der Präsident folgend« Vorschläge: da» Han» wolle de« ttrfen Schmerze, sowie seine huldigende Teilnahme de« König« zu« Au»dr»ck dringen, da» Hau» wolle beschließen, daß da» Andenken der verewigte« Königin «nd der Dank der Ratio» in dem Gesetze ttmrttkUlirt werd«. (Lebhaft, Zustimmung). Da» Hau« wolle beschließe«, daß zunächst die Sitzung su»- pendtrr «erd», «nd daß der Präsident die nächste Sitzung ür de« 3. Tag «ach dem Lttchrubegängntß rinbrrufe, in welcher Sitzung da» Han« hinsichtlich seiner wetteren Lhätig- kttt beschließen soll; da» Han« «oll« bi» dahin den Präsidenten ermächtige«, eine solch« Sitzung rinzuberufen, in welcher aus- schließlich die TheUnahme dr« Hause« an der Leichenfeier und die mit der Trauerfeter zusammenhängenden weiteren Ver fügungen Gegenstand der Beschlußfassung sttn werden; da« Hau» «oll« endlich beschließen, daß seine Mitglieder so Tag« Trauer tragen. Hierauf wurde die Sttzuug geschloffen. -s Budapest, 11. September. Auf Allerhöchsten Be fehl wmden die Krtegbmauöoer in Zip» und die Manöver in Galizien und Umgegend von Budapest eingestellt. Die hiesige Börse bleibt morgen und am Begräbnißtag« ge schloffen. Drr vörsenrath beschloß ferner für ein Denkmal der verstorbenen Königin ein« ansehnliche Summe betzusteuern. 88 Budapest. Wie hier verlautet, hat Sonnabend Abend noch in de« Hofburg ein Familteurath ftattgeiunde». Der Kaiser soll di« Absicht haben, abzudanke«. Er hat Banffh telegraphisch nach Wien berufen. Die Kaiserin Eli sabeth hatte in letzterlZeit öfter den Wunsch geäußert, im Park de» ungarische» Köatgsschloffe» Gö.öllö beigesrtzt zu werden. s Bern, ii. September. Die Genfer Regierung, welche heute vormittag zusammrutrat, beschloß eine Prokla mation zu veröffentlichen, in welcher den Gefühlen der Regierung und de» Genfer Volke» bei dr« traurigen Vor fall Ausdruck gegeben wird. Auch soll morgen vormittag 11»/, Uhr «tue imposante Kundgebung stattfinven. Sämntt- liche Behörden, denen fich die Bevölkerung anschließen wird, wird zu« Zeichen der Trauer vor dem Hotel Beaurivage defiliren, während des Vorbeimarsches werden die Glocken auf der Kadedrale geläutet «erden. 88 Berlin. Da» Kaiserpaar hat am Sonnabend so fort «ach Empfang der Tramrnachricht eine in herzlichen Worten abgefaßte Beileidsdepesche an Kaiser Franz gesandt. I« Wien wird verfichert, daß der deutsche Kaiser der Bei setzung persönlich beiwohnen wird. Prinz Leopold von Bayer», der Schwiegersohn de« Kaisers von Oesterreich, fand am Sonnabend Abend nach der Rückkehr aus den Manöver» die Trauerbotschaft vor. — Di« hiesigen Staatsgebäude, Bot schaften «ad Gesandtschaften haben Halbmast geflaggt. In der HedwigSkirche wird ein TrauergotteSdtenft abgehaltrn. s Dresden, 11. September. König Albert, der die Nachricht vom Morde der Kaiserin von Oesterreich in Pillnitz ««hielt, war tief ergriffen und sprach telegrapisch dem Kaiser Franz Josef sei« herzlichste» Beileid au«. Dasselbe geschah auch seitens der königlichen Prinzen. — Die hiesige österreichi sche Kremdenkolonte beabsichtigt ein« Trauerkundgebung sür die ermordet« Kaiserin von Oesterreich zu veranstalte«. f Petersburg, 11. September. Die heute mit Trauerrand erschienenen Zeitungen bringen Artikel in denen die tiefste Erschütterung und Empörung über die, die Menschheit schändende Miffethat, verübt an einer harmlosen, keine Meuscheuseele kränkenden »1 jährigen Kaiserin ausgesprochen wird. f- Rom, 11. September. Der Ministerpräsident ordnet« an, daß die mit Erepe versehenen Nattonalfahneu auf allen Hofgebäuden bis nach der Beisetzung der Kaiserin Elisabeth auf Halbmast gehißt werden. Ebenso sollen die Königlichen Schiffe Fahne« a»tt Trauerfchleifea hissen. VS. Wien, 12. Septbr. Kaiser Franz Josef hat Schönbrunn bisher nicht verlassen. Uebereinfttmmende Meldungen stellen die absolute Grundlosigkeit drr «ine kurze Zett lang verbreitet gewesenen Gerüchte von einer angeblichen Erschütterung der Gesundheit de» Kaiser» fest. Der ge- sammte Hofstaat äußert die größte Bewunderung über die heroische Fassung, mit welcher Kaiser Franz Josef ungeachtet dr» unsäglichen Schmerze» die furchtbare Schicksalsfügung trägt. Mehrere Srzherzöge und Erzherzoginnen, darunter Erzherzog Franz Salvator «nd Erzherzogin Marie Valerie, trafen im Lause de» Tage» hier ein und statteten dem Kaiser in Schönbrunn Beileidsbesuche ab. Die Ankunft aller übrigen auswärts wellenden Mitglieder de» Kaiserhauses, welche von dem schrrcklichen Ereigniß telegraphisch verständigt worden find, werten stündlich erwartet. Der Kaiser ordnete eine sechsmonatltche Hoftrauer an, beginnend mit dem 21. d. M, »nd zwar zwei Monate tiefste, zwei Monate tiefe und zwei Monate minder liefe Trauer. Gewaltige Menschenmassen strömen unaufhörlich zur Hofburg und zum Schönbrunner Schlöffe; überall «acht fich die tiefste Niedergeschlagenheit bemerkbar und rührende Antheilnahme an dem Schmer»« de» schwergeprüften Kaiser». Der Trauerschmuck der Stadt Wien schreu«t fort. ;Dte fremden Botschafter und Gesandten hüben die Fahnen halbmast gehißt. Ja» Laufe de» Tage» erschienen die Ehes» der fremden Vertretungen «nd Nuntius Tagltani im Ministerium dr» Leußeren, um ihr Beileid au»« zusprechen. Drr deutsche Botschafter Graf zu Eulenburg hat seinen Urlaub unterbrochen und trifft Abends au» Tyrol hier et«. Heute Abend um 11 Uhr geht ein Hofsonderzvg nach Genf ab und wird am 15. d. M. 10 Uhr mit den sterblichen Ueberresten der Kaiserin hier wieder eiatreffea. Die Ein- balsamiruug der Leiche erfolgt in Genf. Die Leiche wird in eine« Mrtallsarg gebettet, dieser wird in «inen zweiten Sarg gestellt, welcher verlochtet wird. Bon der LandeSgrenze au» wird der Trauerzng bei jeder Ortschaft mit dem Geläut« der Kircheuglocken empfangen werden. A«» allen Krouläadern treffe« ummterbrochen Bericht« ein, welche die tiefgehende Wirkung der Tode««achricht verzeichnen, die Thttlaahme der Bevölkerung für da» Kaiserhaus und de« schwergeprüften Monarchen, in Entrüstung »ad Abscheu über da« unbegreif liche Attentat. I« sämmtllchen Prottnzstädtea O.strrreich- Ungara» herrscht allgemein« tiefe Trauer; die öffentlichen Vergnügungen sind abgesagt und überall stad Trauerflaggm gehißt. Die Blätter aller Parteittchtungea gebe« die ti«f- tranttge Stimmung «nd die liebevolle Sympathie der ve- Völker»«- für de« Monarchen wieder; sie preisen die Hinge schiedene Kaiserin al» da» Muster einer Negnttt», Kran »nd Mutter. Sämmtliche «»»ländische Regierungen beauftragte« ihre diplomatischen Vertreter, drr österreichisch««-ungarischen Regierung da» tiefe Mitgefühl und die Abscheu über da» verbreche« anSzudtücken. VS. Wie«, 12. September, (von einen» Privat korrespondenten). Di« ..Neue Frei« Presse" meldet au» Senk Die Gräfin Sztaray, die Hofdame der Kaiserin Elisabeth, welch« Augenzeuge der schreckliche« Thal »ar, gab ttnem Korrespondenten der „Neuen Kreien Press? folgende Dar stellung: Wir waren am Freitag Mittag in Senf angelangt und i« Hotel Beaurivage abgestiegen. Die Kaiserin wollte, wie im vorigen Jahre, G-nf besichtigen und machte Prome naden am See und besuchte auch den Park und die Billa de» Baron v. Rothschild. A« Sonnabend wollten wir mit dem Dampfer über Territet nach Cavx zurückkehren. Die Kaiserin zog immer die Fahrt aus dem Dampfer vor, wäh» reud die Herren de» Gefolge» die Eisenbahn benutzte«. Um 2 Uhr sollte der Dampfer abgeheu. Die Kaiserin war sehr Heller, bet bester Stimmung und ausgezeichnete« Wohl befinden. Um r/,2 Uhr verließen wir da« Hotel und ginge« «ach de« Landungsplätze. Wir schritten langsam auk de« Trottoir de» Quai Mont-blaue am See dahin; da sah ich, wie ein Mann raschen Schrittes seewärts an ua» herankam, sich der Kaiserin nähert« und rasch einen Baum, der zwischen ihm und drr Kaiserin stand, passirte. Ganz nahe der Kai serin schien er zu straucheln und machte eine Bewegung mit der Hand, wie ich glaubte, um fich aufrecht zu halten ; dann lief er weiter. Die Kaiserin hatte eine Bewegung nach rück wärts gemacht und sank zusammen. Ich fing sie in meine« Arme« auf. ,Jft Majestät nicht wohl?" 'ragte ich, die Kai serin antwortete: „Ich weiß nicht." „Da» ist wohl von» Schreck", erwiderte ich und fügte hinzu: „Wollen Ew. Ma jestät meinen Arm nehmen?' Die Kaiserin antwortet«: „Danke, nein." Ich versuchte doch, sie zu stützen, aber die» war kaum nöthrg. Wir bestiegen nun da« Schiff. Dort angrlangt, fragte mich die Kaiserin: „Bin ich blaß?", ich ant wortete: „Jawohl Majestät, da» ist wohl die Aufregung." Darauf sank die Kaiserin neuerlich zusammen und verlor da» Bewußtsein. Ich und einige Damen auf dem Schiffe labte» dir Kranke. Ich hielt da» Unwohlsein für einen vorüber» gehenden Rervenanfall; an ein Attentat dachte ich nicht. Der Vorgang auf dem Quai - Trottoir spielte fich nämlich sehr rasch ab und ich sah keine Waffe in den Händen de» Mörder». Al» wir die Kleider der Kaiserin lösten,, um ihr Lust zu verschaffen, bemerkten wir kleine Blut spuren. Die Kaiserin kam zu fich und sagte mit klarer Stimme: ,,Wa» ist denn geschehen?' Die» waren die letzten Worte; darauf sank sie zurück, Leichenbläffe bedeckte ihr Antlitz, der Athen» wurde schwer und ging i» tta Röcheln über. Das Schiff war abgedawp't. Ich bat den Kapitän, zurückzufahren. Bald langten wir an der Lan dungsstätte wieder an und die Kaiserin, welche vollkommen' bewußtlos war, wurde nach einem Zimmer de« Hotel« ge bracht, wo sie nach wenigen Minuten ihren Geist aufgab. Sie starb, ohne erfahren zu haben, daß sie da» Opfer eine» Attentates geworden. Auch ich erfuhr e» erst, nachdem die Kaiserin todt und entkleidet war. Die Kaiserin hat nur wenig Blut verloren. Die „Neue Freie Presse" bemerkt: Die «aiserin war schon einmal in Gefahr, von eine« Italiener ermordet z» werden. Bei Eröffnung der Ausstellung in Trieft za An fang der 80rr Jahre hatte ein Irredentist eine Bombe in den Fefizug geworfen wobei mehrere Personen verwundet wurden. Der Kaiser, die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin wollten 2 Wochen später die Ausstellung besuchen. Da weitere Attentate befürchtet wurden, wünschten der Kaiser und der Kronprinz, daß die Kaiserin nicht mtefahre. Da mals hatte die Kaiserin, wie der Kronprinz lrzählre, die» zurückgrwiesen und gesagt: „Wenn rin Attentat zu befürchten ist, gehe ich gerade mit, bann ist mein Platz an Eurer Seit«!' In Begleitung de» Gemahl« und de» Sohnes reiste die Kaiser,« nach Triest, wo, wie man au» den Aussage« OberdankS erfuhr, ein Italiener die Gelegenheit erwartete, da» Kaiserpaar zu tödten. Dieser Attentäter wurd- in Udine, Oderdank in Triest gehängt. -f Wien, 12. September. Die „Neue Freie Pcrsse" bringt nachfolgende Beschreibung de» Mörders Lerch-ni p Luccheni ist untersetzt, von mittelgroßer Gestalt, sihr kräftig und gelenkig; sein Gesicht ist gebräunt, er hat einrn braune» Schnurrbart. Nach Art der italienischen Arbeiter trägt er ein blaue» Wallhemd und dunklen Anzug. Mehrere Kätscher erzählen, daß sie in den letzten Tagen verdächtig aussehende Individuen in der Nähe brS Hotels „Beaurisag? gesehen hätten. Am Freitag seien der Kaiserin drei Männer auf Schritt und Tritt gefolgt. — Die Kaiserin wurde bereit» gestern Abend in einen prooisortschen Sarg gelegt. — E» verlautet hier, daß die französische R-gUrunz schon vor einigen Woche« von hier und von anderer Selle benachrichtigt worden sei, daß die Anarchisten ein Attentat vorbereiteten, man wußte aber nicht gegen wen, Die französische Re gierung hat, wie üblich, den russischen Hof davon verständigt und auch für die Sicherheit de» Präsident«« Favre Vorsorge getroffen. VS. Gens, 12. September. Da» „Journal de Gendoe" giebt folgende Einzelheiten über die Mordwaffe: Dieselbe wurde in» Flur eine» Hause« der Rue des Alpe» durch den Hausmttfter gefunden, welcher glaubte, «in Arbeiter habe sie beim Umzug verloren. An» diesem Grunde «achte er keine Anzeige davon. Die Waffe ist «ine dreieckige Keile mit einem plumpen walzenförmigen Holzstiel. Ihr« Gr- samwtläoge betrat 16,SO «evtimeter, die Klinge allein ist S,SO Eratttneter lang; dieselbe hatte nicht die geringsten «lut spuren. Die Spitze ist abgebrochen, wahrscheinlich in Folge der Erschütterung bei de« Falle, al» der Mörder sie fortwarf.
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