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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189410198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18941019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18941019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-19
- Monat1894-10
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1894
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so ist die in früheren Jahren aufgewendete Mühe doch nicht erfolglos gewesen, sondern hat theilweise schon gute Früchte getragen. Auf verschiedenen der Konferenzen und Kreistagen wurde mit Genugthuung konstatirt, daß Bezirke, in denen Boden zu fassen früher kaum möglich war, nunmehr durch Delegirte vertreten waren, ein sichtbarer Beweis dafür, daß auch dort, aller Hindernisse ungeachtet, die Bewegung Wurzel geschlagen hatte. . . . Wenn die Bewegung auf dem Lande sich zunächst in diesem Rahmen vollzieht und die Landprolctarier nicht in geschlossener Masse zu den Armen der aufgeklärte» Industriearbeiter stoßen, so liegt dies an der Eigenart der ländlichen Verhältnisse, die eine Entwicklung und Ausdehnung der Bewegung in dem Tempo, wie wir es bei der industriellen Arbeiterschaft gewöhnt sind, überhaupt nicht zuläßt. Anderer seits aber auch an dem Umstande, daß wir uns bei der Land agitation auf einem Gebiete bewegen, das der Mehrzahl der Genossen mehr oder weniger fremd ist. Auch in dieser Be ziehung sind, wie die Debatten auf den Provinzial-Parteitagen bewiesen haben, die letzten Jahre nicht ungenützt vorüberge- gangen, indem Methoden der Landagitation, die bei allen mit den ländlichen Verhältnissen Vertrauten im Vornherein schwere Bedenken erregten, als nicht zweckentsprechend aufge geben und bessere dafür zur Anwendung gebracht wurden. Sicher werden die Debatten über Agrarfrage und Sozial demokratie auf dem Parteitage in Frankfurt weitere Klärung schaffen und damit auf die Landagitation befruchtend einwirken." Belgien. Der „Frkf. Ztg." wird aus Brüssel be richtet: Em Ministerwechsel scheint nach den Stichwahlen unvermeidlich. Die Niederlage des Ministerpräsidenten de Bürlet ist nunmehr sicher. Außerdem sind überall die Kleri kalen als Protektionisten in die Minderheit gesetzt, so auch Woeste in Alost,wo in letzter Stunde eine grobe Unregelmäßig keit entdeckt wurde, die seine Wahl ui'giltig macht. Der Ministerrath trat am Dienstag zusammen. De Burlet hatte auch Nachmittag eine längere Audienz beim König. Allem Anschein nach kommt Beernaert wieder ans Ruder. Ntchlemd. Der Londoner „Chronicle" erfährt aus Wien, daß die Resse des Zaren nach Korfu aufgeben sei, da, so lange die Gesundheit des Zaren die Reise nicht unbedingt gestatte, es unthunlich sei, daß der Zar im Auslande stürbe. Auch sonst sprächen politische Gründe dagegen, und der Zar weigere sich selbst, die Reise anzutreten. China. Auf der chinesischen Gesandtschaft in London ist man weniger als je geneigt, an ein Ende des Krieges mit Japan zu glauben. Herr Macartney sprach sich hierüber sehr energisch aus und sagte, daß, wenn auch die Schlacht am Aalu unglücklich für China ausfallen würde, damit noch lange nicht die Elitetruppen Chinas erschöpft seien, was die Japaner noch erfahren würden. Es sei gar nicht daran zu denken, daß China und Japan, ohne bis aufs letzte die An gelegenheit ausgekämpft zu haben, sich zum Frieden bereit finden lassen. Soweit sei man noch lange nicht. Vernünftige Menschen könnten nicht unsinnigen Uebenreibungen glauben, welche über die chinesischen inneren Zustände und Verluste zu Lande und zur See verbreitet würden. Sir Macartney zeigte sich sichtbar entrüstet über die ungerechte Art, mit der man die chinesischen Vorgänge beurtheile, und zwar nament lich über gewisse Telegraphen-Agenturen, die als positiv sicher verbreiteten, was ihnen von japanischer Seite zuginge. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 19. October 1894. — Die Theaterdirection erfüllt morgen Sonnabend einen viel gehegten Wunsch der Kinderwelt, indem sie Nach mittags 4 Uhr eine Kindervorstellung veranstaltet. Abends, sowie Sonntag und Montag bleibt das Theater geschlossen. — Nach vorläufigen Festsetzungen beliefen sich die Ein nahmen auf den sächsischen Staatsbahnen im Monat Sep tember d. I. auf 8 645047 Mk. Daran sind bctheiligt: der Personenverkehr mit 2 709 829 Mk., der Güterverkehr mit 5518836 Mark und sonstige Einnahmequellen mit 416382 Mark. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres er gaben diese Einnahmen ein Mehr von insgesammt 260 255 Mark ; von dicsen entfallen 116 513 Mark auf den Personen, verkehr, 112847 Mark auf den Güterverkehr und 30 895 Mark auf sonstige Einnahmequellen. Bis Ende September d. I. sind zusammen 70391751 Mark oder 1090520 Mark mehr vereinnahmt worden als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. Davon erbrachten 23 252 277 Mark, 1 167053 Mark mehr, der Personenverkehr, 43 529 289 Mark, 160209 Mark weniger, der Güterverkehr und 3 610185 Mark, 83 676 Mark mehr, die sonstigen E nnahmequellen. — Demnächst werden aus einer Versuchsstrecke im Ober- postdirectivnsbezirk Oppeln die hölzernen Telegraphenstangen durch eiserne ersetzt werden. Trifft die Erwartung zu, daß sich dieses allerdings wesentlich kostspieligere Material als entsprechend dauerhafter erweisen wird, indem die eisernen Gerüste insbe sondere nicht so häufige Auswechselungen nöthig machen werden wie die bisherigen hölzernen, so werde» die eisernen Tele- qraphenstangen allmählich im ganzen Rcichspvstgebiete zur Durchführung gelangen. — Heutzutage, wo die Kurzsichtigkeit und andere Augen leiden immer mehr überhandnehmen, kann mau nicht oft genug vor einigen üblen Gewohnheiten warnen, die schon oft manches Auge ruinirt haben. Jedermann sollte nachstehende Regeln befolgen: 1. Strenge deine Augen nie an bei un genügendem oder Dämmerlicht, oder wenn sie heiß sins und schmerzen. 2. Das Licht falle immer über deine linke Schulter aus das Buch oder den Gegenstand, welchen du betrachtest. 3. Trage keine enge Kleidung um den Hals. Das Zimmer, in dem du beschäftigt bist, soll nicht heiß, die Füße aber sollen warm sein. 4. Halte die Augen nicht zu nahe an den betreffenden Gegenstand. 5. Lies niemals in liegender Stellung oder in einem Wagen während der Fahrt ; schlimme Augen- krankheiten sind die Folgen. 6. Verdirb deine Augen nicht dadurch, daß du sie sonderbar und unnatürlich rollst und ver drehst. Wenn du die Augen sehr anstrengen mußt, so gönne ihnen zuweilen eine kleine Ruhepause und stärke sie mitunter durch kalte Augenbäder. 8. Wenn du als Schutz vor grellem Lichte, Schneeflimmer rc. »ine farbige Schutzbrille trägst, so trage sie nicht länger, als es die Umstände bedingen; ihr beständiger Gebrauch schwächt das Auge. — Das Gesetz zum Schutze der Waarenbezeichnungen vom 12. Mai 1864 ist am 1. October 1894 i» Kraft getreten. Unter dem Schutze dieses Gesetzes ist in einer den bekannten Kathreiner Kneipp-Mnlzkaffee betreffenden Angelegen heit bereits am 8. d. M. eine Entscheidung ergangen. Die Firma Karthreiner's Malzkaffee-Fabriken in München hat von dem Pfarrer Kneipp in Wörrishofen das alleinige Recht erlangt, den nach einem von ihr erfundenen, und in allen Industrie staaten patentirle» Verfahren hergestellten Malzkaffee nach seinem Namen zu benennen und sein Bildniß als Schutzmarke auf den Paketen zu benutzen. Diese Verpackung hat sich die Firma schützen lassen. Sofort nach den ersten Erfolgen dieses neuen Unternehmens tauchten mehr oder minder geschickte Nachahmungen dieser Verpackung an allen Orten und Enden auf, so daß sich die Firma Karthreiner gezwungen sah, hier gegen Front zu machen. Jetzt hat es in Dresden ein Fabrikant Namens Anton Claus versucht, das Publikum dadurch zu täuschen, daß er aus den Verpackungen seines von ihm in Handel gebrachten Malzkaffee ein dem Pfarrer Kneipp ähn liches Porträt anbringen ließ. Dieser Fall ist um so gravirender, als Claus unter das Porträt seinen eigenhändignen Namens zug, genau wie dies auf der Karthreiner-Kneipp« Schutzmarke der Fall ist, gesetzt hat, während das Porträt eine ganz andere Person darstellt. Die Firma Karthreiner's Malzkaffeefabriken hat nun sofort wegen dieser unbefugten Nachahmung die Klage auf Grund des neuen Markenschutzgesetzes einleiten lassen. Es hat nun die 7. Kammer für Handelssachen in Berlin am 8. Octobcr im Wege der einstweiligen Verfügung angeordnet, daß cs der Firma Claus Malzkaffee-Fabriken in Dresden fortan verboten ist, die von ihr in den Handel gebrachte Ver packung weiter zu führen, widrigenfalls sie mit einer Strafe von 30 Mark für jeden Fall der Zuwiderhandlung belegt wird. Meißen. Der Geschäftsgang in der Meißner Industrie hat nach dem „Tageblatt" in letzter Zeil wieder eme Wen dung zum Besseren genommen. Fast in allen Geschäftszweigen war Flauheit eingetreten, welche zu Arbeitszeitverkürzungen oder zur Verminderung der Arbeitskräfte Anlaß gab. In letzter Zeit sch int es jedoch, als ob die allgemeine Geschäfts lage wieder eine günstigere werden sollte. In oen Ofen- favriken sind die überfüllt gewesenen Lagerräume geleert worden und gegenwärtig liegen noch größere Bestellung, n vor, welche noch zu erledigen sind, ehe die Lagerarbeil wieoer beginnen kann. Auch die Porzellanfabrikation geht wieder besser und die Nachfrage ist eine lebhaftere. In der Königl. Porzellanmanufaktur ist schon seit einiger Zeit dem Personal wieder die Erlaubniß gegeben worden, Ucberstunden machen zu können. Die Eisenbranche ist ebenfalls stark beschäftigt. In der Blechwarcnfabrikation, bei welcher sich besonders in der Emballagenbranche ein Stillstand bemerkbar machte, hat sich in letzter Zeit ebenfalls regere Nachfrage eingestellt und einige Fabriken arbeiten ebenfalls mit Ueberstunden. -s- Dresden, 19. Oktober. Der König und der Prinz Georg werden heute Abend das Kgl. Jagdschloß Wermsdorf wieder verlassen und nach Dresden zurückkehren, woselbst die Ankunft des Monarchen auf Haltestelle Villa Strehlen Abends 11 Uhr erfolgt. * Dresden. Auf dem bereits hochgelegten Theile des Böhmischen Bahnhofe« an der Bismarckstraße beginnt man die Eisenkonstruktion des Jnterimsbahnhoses aufzufteuen. Die Verwendung de- Eisens bei diesim Umbau ist überhaupt eine vielicilige. Die ganze Fläche, auf welchem sich der Bahn- hossocrkehr rn den nächsten Jahren abwickeln wird, ist mit Eisen abgedeckt, keinerlei Gewölbe schließen die zu eb.ner Erde liegende» Raume nach oben ab. Die zahlreichen lieber- führungen der Ge.eise bei den Kreuzungen mit den Straßen der Stadt beanspruchen kolossale Eisenmassen, wie ja auch zur Gründung und zum Oberbau der 4. und 5. Elbbrücke Tausende von Centnern dieses Metalles verbraucht werben. Bei dem Bau der Wohnhäuser wird sich aber der Verbrauch des Eisens wohl kaum steigern, und dürfte das Haus, welches auf hiesiger Marschallstraße, mit möglichster V.rmeioung des Holzes erbaut wird, wenig 'Nachahmung finden. Das Man- sarbcndach ist genau wie ein solches von Holz konstruier, doch werden die Dachwohnungen, da Eisen ein guter Wärme- und Kälteleiter ist, an Annehmlichkeit nicht gewinnen. Die Haupt sache i,t aber wohl, daß der Bau durch die Verwendung ocs Eisens wesentlich iheurer wird und an Feuersich^rheil nicht viel gewinnt, da ja jeder Bewohner brennbare Stoffe in Menge mitbringt. Pirna. Den Unteroffizieren und Mannschaften der hiesigen Artillerie-Garnison ist der Besuch verschiedener Wirth- jchaften und Verkaufskokale der Stadt in Berücksichtigung der militärischen Disciplin neuerdings vom Garnijon-Commando verboten worden. Der Grund dieses Verbotes ist dem Ver nehmen nach cincstheils in dem Umstande zu suchen, daß in den in Frage kommenden Wirthschasten regelmäßig der social demokratischen Partei angehörige Personen verkehren und dort selbs! auch Blätter socialistischer Tendenz ausliegen, während andererseits dem Verabreichen geistiger Getränke an Militär personen, wie dies in neuerer Zeit in stärkerem Maße zu be obachten war, thunlichst Einhalt gethan werden soll. Vom Erzgebirge Viele von den ehemals im Erz gebirge vorhanden gewesenen Hammerwerken sind eingegangen, weil sie nach ihrer ganzen Anlage mehr auf Hand- als auf Maschinenarbeit eingerichtet waren, aber dennoch bestehen hier noch genug größere Eisengießereien, die alljährlich einen großen Umsatz haben und den Eisenbahnen große Frachtmengen zu führen. Die Anlage von Hochöfen, die vor mehreren Jahren in Schwarzenberg entstand, hat sich allerdings nicht verz'nst und mußte ihren Betrieb einstellen; auch die Königin-Marten- Hütte in Cainsdorf hat ihren Hochofen für immer auSblasen lassen; aber desto wichtiger ist für unsere Eisenwerke der Bezug von billigen Gießereiroheisen. Für dieses ist jetzt in ganz Deutschland ein Ausnahmetarif geplant, der für das Tonnenkilometer mit 2,2 Pf-, ohne die Abfertigungsgebühr, betragen soll; aber die preußischen Bahnverwaltungen beab sichtigen, diese Vergünstigung nur solchen Orten zu gewähren, die unter dem englischen und schottischen Wettbewerb am meisten zu leiden haben. Das würden hauptsächlich die an der Elbe gelegenen Orte sein, während die Stationen des Erzgebirges der Vergünstigung nicht theilhaftig werden können. Die Generaldirektion der sächsischen Bahnen hat bereits Schritte gethan, um den Ausnahmetaris für alle Stationen Sachsens zu erlangen. Hoffentlich sind die Schritte von dem gewünschten Erfolge begleitet; denn sonst würde wieder der Fall eintreten, wie zu Beginn dieses Jahres bei der Baumwollindustrie, daß einige Gegenden Deutschlands hinsichtlich der Tarife bevorzugt wären. Großen Gewinn warfen ja die Eisenwerke ohnehin nicht mehr ab; dashalb müssen sic dahin streben, ihre Spesen möglichst vermindert zu sehen. Frankenberg, 17. October. Seit dem 27. v. M. wurde, wie wir mittheilten, der 34 jährige verheirathete, hier wohnhafte Cigarrenproducent Moritz Hermann Weber ver mißt. Jetzt ist nun der Leichnam Weber's in der Chemnitz bei Taura aufgefunden worden. Da Geld und die Uhr noch bei der Leiche vorhanden waren, so muß angenommen werden, daß Weber in der Dunkelheit vom Wege abzekommen und in die Chemnitz gestürzt ist, in welcher er dann seinen Trd gefunden hat. Meerane. In hochherziger Weise hat eine hiesige Familie, dem Wunsche einer verstorbenen Dame gemäß, dem Rathe die Summe von 1500 M. überwiesen. Die Zinst» dieses Kapitals sollen alljährlich zu Weihnachten an hiesige würdige und bedürftige Arme ausgezahlt werden. Der Rath hat diese Stiftung mit herzlichem Dank angenommen. Leipzig. Gleichwie in früheren Jahren, so wird auch dieses Mal der Rectorwechsel der Universität am 31. October, dem Reformation-feste, vollzogen. Abweichend jedoch von dem seitherigen Gebrauche, wird in diesem Jahre der Rector wechsel in der Paulinerkirche stattfiiidcn, da das Augusteum und mit ihm auch die Aula der Universität bekanntlich im Umbau begriffen ist. Leipzig, 18. October. Eine socialdemokratische Par teiversammlung, die gestern Abend im „Pantheon" staltfinden und in welcher die Gewerkschaftsfrage besprochen werden sollte, konnte nicht abgchalten werden, da nur 60 Personen erschienen waren. Leipzig. Daß gegenwärtig bei uns die Frage des Dreiklassenwahlsystem die brennendste ist, wird man wohl allgemein verstehen. Wenn darum wiederholt Berichte da rüber kommen, so mag man das damit entschuldigen, daß man allgemein glaubt, das Dreiklassenwahlsystem würde auch bald in anderen Städten Sachsens eingeführt werden, wo die Sozialdemokraten über eine große Stimmenzahl verfügen. Die Stadtverordneten wollen die Einführung von vier Klassen; auch die Antisemiten sind jetzt in einer öffentlichen Ver sammlung mit einem gleichen Vorschläge hervorgetreten. Berichterstatter darüber war Herr Baumeister und Stadt verordneter Enke, der im vorigen Jahre antisemitischer Reichs tagskandidat war. Er will aber nicht die E.ntheilung der Wähler nach Steuer-, sondern nach Berufsklassen. Die erste Klasse würden Industrielle und Handeltreibende bilden, die ihre Vertretung in der Handelskammer haben; in die zweite Klaffe kämen die Handwerker und Klcingewerbtrcibenden, die ihren Mittelpunkt in der Gewerbekammer besitzen ; für die dritte Klasse sollen die Gelehrten und Beamten in Frage komme», und die vierte Klasse würden alle nicht selostän- digen Bürger ausmachen. Die Versammlung, der Herr Enke seine Gedanken auseinandcrsetzlc, stimmte ihm einhellig zu und sprach zugleich den Wunsch aus, daß der Wahlzwang für alle Bürger vorgeschrieben werden müßie. Liebertwolkwitz. In der Nacht zum 18. d. er eignete sich hier ein schreckliches Vorkommniß. Das ein jährige Kind der verehel. Mahn schl'.ef mit seinem Brüder chen zusammen in einem Bett. Jri der Nacht mag nun das ältere Kind im Schlafe aus das jüngere zu liegen ge kommen sein, sodaß das letztere erstickte. Berlin. Einem aus dem Zuchthause zu Rawnsch ein gegangenen Telegramm zufolge ist der Strafgefangene, frühere Bankier Hugo Löwy, der daselbst die ihm aufer- legce fünfjährige Zuchthausstrafe verbüßt, in der Nach: zum Mittwoch entflohen. Mit ihm soll gleichzeitig ein Aufseher, der ihn zu überwachen hatte, versch runden sein. Man nimmt an, daß berde Personen über die russische Grenze gegangen sind. Das umlaufende Gerücht besagt, daß es sich um einen lange vorbereiteten Plan handele, zu dessen Gelingen der durch die Macht des Geldes verführte Gefängnißbeamte mit gearbeitet habe. Es wird erzählt, daß eine Summe von 25000 M. das Lockmittel gewesen, welchem der Aufseher erlegen sei. Inwieweit dies zulrifft, wird die Untersuchung ergeben. Duisburg, 17. October Die Brutalitätsstatistik, die im hiesigen Jndustriebezirke Inder erschreckend hohe Ziffern aufweist, ist wieder um zwei Fälle vermehrt worden. Gestern früh wurde der Schreiner Otto Friedrichs aus Wittenberg von zwei Arbeitern, mit denen er in Streit gerieth, derart mißhandelt, daß er kurze Zeit darauf verschied, und am Abend wurde der Arbeiter Wilhelm Haupt aus Mühlenfeld, al- er, von den» Ruhrorter Bahnhof kommend, ruhig die Straße entlang ging, von mehreren Schiffern angerempelt, und als er sich da« verbat, mit einem Schiffermesser ins Herz ge stochen, daß er sofort todt zusammenbrach. Die muthmaß- lichen Thäter sind verhaftet.
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