01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000331011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900033101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900033101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-31
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Größere Schriften laut uuserrm Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zisserniatz nach höherem Tarif. Er tret-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürdernng 60.—, mit Postbesürdernng 70.—. Innahmeschluß für Rtyeige«: Abend-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anteilen sind stets an die Expedition t» richten. Druck »nd Verlag von L. Polj in Leipzig Z 18t. Tonnaben- den 31. März LS00. >MMM—W— 81. Jahrgang. err Liobvl't (Greiner, Zweinaundorfer Strape 18, lvr, Hermannstraße 23, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrasre AL Herr L. v. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrahe L Herr 1Ueo6. ?eter, Colonialwaarenhandlnng, Brühl LA 6. b. 8elmvvrt'8 ^aoblolxvi', Colonialwaarenhandlnng, Frankfurter Straße (Thomasiusstr -Ecke) Herr Otto LlautuoklLv,Colonialwaarenhandlung, «öhrstraße IL Herr Louarü Netrer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Ubreebt, Colonialwaarenhandlung, in Anger lLrottendorf Hk— " ' - Connewitz Frau klseb - Eutritzsch Herr liobvrt 4Itüer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 6, - Gohlis Herr lloberl Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße b, - Lindenau Herr Albert l^luüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr krnrl Luek, ^nuonLeu-Lxpeültwu, Eisenbadnstraße 1, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das II. Vierteljahr 1900 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 LV ^s, mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S SV durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn V ^8 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche ZeitungSspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filiale«: Katharrnenstratze L4, Königsplatz 7 und Uuiversitätsstratze S, Ranftfche Gasse S Herr k^!e<1r. ?l8elior, Colonialwaarenhandlnng, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lnxelmaiiu, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraße 5 Herr «lut. kvlliiinb tien, Colonialwaarenhandlung, LVestvlatz 3Ä Herr U. Otttrtoti, Cigarrenhandlung, Aortftraße AL (Ecke Berliner Straße) Herr k'. Lltztr, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. küutvr, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr v. kirüt/iulmn, Zschochersche Straße 7», - Reudnitz Herr IV. k^uxiutum, Marschallstraße 1, , - Herr 0. 8ellwtitt, Kohlgartenstraße 67, - - Herr üeiiili. >Vebvr, Mützengeschäft, GabelSbergerstraße 11, - Thonberg Herr IL. ttüntsob, Reitzenhainer Straße 58, « Voltmarsdorf Herr Vvorx KtewLUU. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Die franMsche Weltausstellung und der Friede. Der Präsident Lanbei hat kürzlich den Grafen Christkani, der im vorigen Frühjahr beim Wettrennen ein rohes Attentat auf ihn auSgeführt hatte, begnadigt. Es ist dies ein weiterer Schritt der französischen Regierung auf dem Wege der Versöhnung und Beseitigung aller der Conflicte, die un mittelbar oder mittelbar mit dem Dreyfus-Scandal in Ver bindung gestanden hatten. Bald dürfte man wohl auch davon hören, daß Herrn Dbrouktzdrundbea anderen Verbannte« Hi« Rückkehr nach Frankreich gestattet wird. Auch in der fra.i,a- sischvn Kammer geht eS jetzt leidlich manierlich zu, und daS Ministerium, dessen baldiger Sturz im vergangenen Herbste pro phezeit wurde, dürfte sich Wohl noch ein« geraum« Zeit halten können — bis nach dem Ende der großen Weltausstellung. Die Weltausstellung — sie ist der wahre Grund für alle Be mühungen zur Aufrechterhaltung des inneren Friedens. Nicht nur die Klugheit, sondern auch di« Eitelkeit macht eS den Fran zosen zur gebieterischen Pflicht, ihr« parteipolitischen Leiden schaften wenigstens für öiire Weile zurückzudämmen, um den Hunderttausenden fremder Besucher nicht Paris als daS große Tollhaus erscheinen zu lassen, das cs Jahre hindurch, bis vor etwa einem halben Jahr«, gewesen ist. Man sollte nun meinen, daß die Franzosen mit Rücksicht auf die Weltausstellung mindestens ebenso bemüht sein müßten, auch in der äußeren Politik "den Schein der Friedlichkeit aufrecht zu erhalten, wie in der inneren. Haben sie doch alle civilisirten Nationen zu dem großen Völkerfeste eingeladen. Statt dessen hat sich Frankreich gerade während deS letzten halben Jahres au mehreren benachbarten Nation«» gerieben. Zunächst kam England daran, dem man in den ersten, für di« Engländer unglücklichen Monaten deS südafrikanischen Kriege- di« Krän kungen, die eS Jahre hindurch auf Frankreich gehäuft hatte und di« in dem Faschodastreite ihren Gipfel gefunden hatten, durch Beschimpfung und Verhöhnung heimzahlte. Ein erheblicher Theil der französischen Presse hat allerdings in demselben Mo mente, in dem auf dem Kriegsschauplätze eine Wendung eintrat, eine vollständige Schwenkung gemacht und den Anschein zu er wecken gesucht, al» li«ße sich di« entents eorckialo der 50er Jahre wiäderherstelkn; ein anderer Theil aber, an -dessen Spitze der harnäckige und einflußreiche Rochefort steht, setzt den Feld zug gegen England fort. Eine sntents oorciiuis und ein Ehren degen für Cronje, den tüchtigsten General der Boeren und den leidenschaftlichen Feind Englands, lassen sich nicht gut mit einander vereinen. Und wenn auch ein Theil der englischen Presse die Liebenswürdigkeit de» „Figaro* und anderer publi- cistischer Wetterfahnen in Frankreich mit gleicher Münze er widert, so werden sich doch die ernsthaften englischen Politiker und da» englische Volk kaum über di« wahr« Gesinnung der Franzosen gegen England hiirwegtäuschen können. Daran würde auch nichts geändert, wenn der Prinz von Wale» zur Welt- auSstellung, und zwar sogar gleich zum Beginne derselbtn, käme. Nun wird aber gemeldet, daß der Prinz der Eröffnung der Aus stellung nicht beiwohnen werde, und «S erscheint auch recht frag lich, ob er während der Dauer der Ausstellung nach Paris gehen, insbesondere ob er rn seiner officrellen Eigenschaft als Ver treter der englischen Königin Paris während der Ausstellung be suchen wird, oder nur inkognito als Privatmann. Da» letztere wär« natürlich völlig bedeutungslos. Bedenkt man, daß d«r Prinz sehr an Paris hängt, weil er weiß, daß er von der joun««« ckorS« der französischen Tapitale als tonangebend auf dem Gebiete der Mode und der Eleganz überhaupt angesehen wird, so wird man gewiß annehmen dürfen, daß e» dem eng lischen Thronfolger recht schwer fällt, jener Feier, bet der sein geliebtes Pari» sich wieder einmal als Mittelpunkt der Welt fühlen wird, fern zu bleiben. Um so beachtenSwerther ist «I natürlich, daß er sich veranlaßt sieht, sein« Neigung für Pari» den Rücksichten der Politik und vor Allem der nationalen Em- pfindkichkett zum Opfer zu bringen. Nicht minder haben sich di« Franzosen in den letzten Monaten bemüht, Deutschland daran zu erinnern, daß dir Revanche- Ideen noch in volkr Krast bestehen. Herr De» chanel, drr schön- gescheitelte Kammerpräsident, der wohl noch höheren Zielen zu strebt, hat diese Zi«le dadurch zu fördern geglaubt, daß er wiederholt, und zwar weniger verblümt, al» e» einem Staat», manne eigentlich zukommt, auf den Revanchegedanken angespieli hat. Er hätte damit sicherlich einen voll«n Erfolg gehabt, wenn er nicht gleichzeitig d«n Frich«n mit England gepredigt hätte. Damit bat er di« extremen Nationalist«», di« am liebsten zu gleich mit Deutschland und mit England anbinden möchten, vor den Kopf gestotzen. Und di« Zahl dieser leidenschaftlichen Ratio- keit «in Ende bereitet haben, wachrufen. Gerade diese» Stück worden war, hat er sich unerwartet rasch gefugt wa, vereqngl ist bestimmt, während der Weltausstellung alltäglich gespielt zu anzunehmen, daß " die neue Forderung bereits erhalten hat., werden. Man kann die» in einer gewissen Hinsicht nur be- Leiber muß aus diesen unbegreisi.chen prooSäL, geschlossen grüßen, «denn es wird d«n Zehntausenden von Fremder, die «e ,^den, baß ste »ns aouts qur oouto herausfordern wo^n, und anhören werden, zeigen, daß bi« Franzosen Hie Alten Llblicb.u5A iu. »°n seinen unerfahrenen Fuffeur, lind, daff sie nickt« aelernt und nickt« «roessen baden. Kbrrflügelt ist. Somit Wirk die Lage in wenig Stunden wieder sind, daß sie nichts gelernt und nichts vergessen haben. Darum wird auch all die Liebenswürdigkeit, die die Pariser während der Weltausstellung den schweres Geld zahlenden Gästen gegenüber entwickeln werden, nicht darüber Hinwegtäuschen können, daß Frankreich allezeit bleibt, was eS seit Jahrhunderten war, ein« stete Quelle der Bedrohung des europäischen Friedens. natisten ist nicht gering, denn der Chauvinismus in Frankreich blüht wie nie zuvor. Charakteristisch für diesen Chauvinismus ist, -daß gerade jetzt in Paris Abend für Abend daS Theaterstück „L,'»igiou" von Rostand einen begeisterten Beifall findet, den es nur seinen hyperchauvinistischen Tiraden zu verdanken hat. Diese» Stück muß mit seinem Inhalt« die Gefühle der Rache gegen Deutsch land, Oesterreich und England, die drr napoleonisch«» Herrlich. rflügelt ist. Somit wird die Lage in wenig Stunden wieder sehr ernst. Eben kommt ein Telegramm von Stuttgart, in welchem Varnbüler sagt, die beleidigenden Zumuthungen Frankreichs von heute seien so verletzend für Württemberg, baß er den französischen Gesandten beauftragt halbe, sofort nach Paris zu schreiben, baß man sich dergleichen verbitte. Worauf da» gehet, wissen Wir aber hier noch nicht. Nebrigens haben Bray und Varnbüler dem französischen Gesandten schon in den letzten Tagen gesagt, daß, 'wenn Preußen angegriffen würde, ganz Deutschland wie ein Mann aufstelhen werde. Das ist sehr brav — wenn eS geschähe! Morgen komme ich zum Diner. Dein W. Der Krieg in Südafrika. Joubert » Lob und die Lage. London, 29. März. Die erste Nachricht vom Ab- Joubert'» stieß hier im Allgemeieen auf Unglauben, dem Spiele! Leider hat Weither nicht sofort nach solcher Zu- muthung das Zimmer verlassen und seine intsrioeuteur» an den Minister Bi»marck verwiesen. Ja, sie sind so weit gegangen, zu sagen, sie würden Benedetti mit der Sache beauftragen! Der wollte heute Abend abreffen, nachdem ich durch Anton (Fürsten Radzlwill) hatte sagen lassen, daß ich ihm eine zweite Unter- redung in der bereits heute früh definitiv abgelehnten Sache nicht ertheilen könne, zu der er per Telegramm nochmals angewiesen wovden war, hat er sich unerwartet rasch gefügt, wa» berechtigt, Kaiser Wilhelm I. und Lenrdetti. * Die Briefe, die König Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser, am Vorabend des großen Krieges, im Juli 1870, von Em» aus an die Königin Auguste gerichtet hat, enthalten schr wichtige Beiträge zur Geschichte der Entstehung des Kriegs und sie Wersen einig« bezeichnende Streiflichter auf den soeben gestorbenen Grafen Benedetti. Da -diese Briefe erst vor wenigen Jahren bekannt geworden sind (Professor Wilh. Oncken hat sie in seiner 1897 erschienenen Festschrift zum 100. Geburtstage Kaiser Wilhelm'»: „Unser Heldentatfer*. Berlin, Schall L Grund, veröffentlicht), so daß sie tn unseren bekanntesten Grschichtswerken noch nicht benutzt werden konnten, so mögen hier dir zwei vom 13. Juli 1870, also dem entscheidenden Lage, datirten Briefe noch einmal viedergegeben sein. Sie lauten: Em», 13./7. 70. Herzlichen Dank, daß Du des heutigen, sonst so lieben Jahrestage» so freundlich gedenkst! — Die Emser Damen sind enchantirt von ihrer Aufnahme und ihrem Aufent halt bei Dir zurückgekehrt und eingerückt im Schloß. Ich sprach sie nur kurz auf der Abendpromenade, da ein heftiger Regen uns auseinanderjagte. DaS große Ereigniß der Tagesfrage ist da» alleinige Gespräch, seitdem an diesem Morgen das Kölner Extra blatt die erste Kunde de» Zurücktrittes deS Throncandidaten brachte; ich sendete dasselbe sofort auch Benedetti, der mir sagen ließ, daß er die Nachricht bereit» gestern Abend au» Pari» erhalten hätte, woraus folgt, daß man eS in Pari» früher wußte als ich. Er kam auf die Promenade, und statt ihn ostioknit zu finden, verlangt« er von mir, daß ich 4 Wut jamni» erklären sollte, daß ick nie wieder meine Zustimmung geben würde, wenn etwa diese Candidatur wieder auflebte, was ich natürlich sebr entschieden zurückwieS, um so mehr, da ich noch gar keine ckStaiis direkt erhalten hätte, und alS rr immer dringender und fast im- pertinent wurde, sagte ich zuletzt, Llettoo» qus Votro empvreur >ul wöws diese Candidatur aufnähm«, so würde Ich ja mit meinem geforderten Versprechen ihm entgegentreten müssen! Kurzum, er schien Instruirt zu sein, diese Forderung mir ab- zupreffen, die er sogleich nach Paris melden wollte, um auch zu irgend einer osficiellen Kundgebung zu veranlassen, di« ich bei der ganzen Sache bisher zu vermeiden hatte, aus der bekannten Stellung, die ich zu derselben seit sechs Monaten anzunehmen verpflichtet bin: d. h. al» Gouvernement habe ich nichts mit der Sache zu thun. — Ich lege hier die Briefe bei, die ich soeben erhielt — bitte Dich, sie mir noch heute zurückzusendrn, da sic mir immer nöthig sind, zur Hand zu haben; auch mein Brief an Leopold vom 21. Juni liegt in Topie bei. Des Fürsten Räsonnement über Kriegifragen ist sehr richtig. Di« Post wartet ^3 Uhr. Dein W. Ems, 13./7. 70. Die Benedrtti'sche Drätrnsion von heute früh ist nicht allein geblieben; Wertster berichtet über seine erste Unterredung mit Gramont-Ollvier, in der ste ipsiosim» vortm gesagt haben: die Hoheneollern-Cackdidatur-Beilegung sei über- baupt Nebensache, die Verheimlichung der Unterhandlungen sei eine Verletzung de» Kokser» und Frankreich», also die Hauptsache; diese müsse g u t gemacht werden, und die» sei durch ein Schreiben meinerseits an den Kaiser N. zu er reichen, in welchem ich ausspräche, daß ich nicht die Absicht ge habt, den Kaiser und Frankreich zu beleidigen; dies Schreiben könne prrdUqno werdrn und in der Kammer als verthkidigung Preußens paradir«n! — L a t m a n j e ei n e s o I ch e I n - solenz gesehen? Ich soll also al» reuiger Sünder vor der Welt auftreten in einer Sache, dir ich gar nickt angeregt, geführt und geleitet haste, sondern Prim, und den läßt man ganz aus r. leben _ . _ , , . _ zumal auch auf dem Colonialamte, wie in den Äureaux de- War-Office bi» spät AbenkS ebensowenig eine Bestätigung der Nachricht ringelroffen war, al» irgend ein Londoner Blatt oder andere Informationsquellen eine hierauf bezügliche Information erhalten hatten. Die heutige Moraenpresse widmet dem Dahingrschievenen fast ausnahmslos Monologe, welche denselben al» einen ehrlichen, beldenmüthigen Gegner mit vielen hervorragenden, ja edlen Eigenschaften loden. Aber mit einer oder zwei Ausnahmen wird ebenso allgemein zugegeben, daß Joubert'- Tod für die Sacke der Republiken kein wirklicker Bcrlust ist, zumal da drr alte „Leeuw" dis dahin selbst nach »ngliicker Ansicht mehr als Hemm schuh, denn als entschlossener kühner Führer gewirkt bat. Di« Ursache seine» Tode» ist bekanntlich Unter- leibSentzündung, welcher rr um 11 Uhr am 27. März Abend» erlag. Die früheren Meldungen über einen Sturz vom Pferde oder eine Verwundung durch einen Bomben splitter sind längst als unbegründet festgestellt. Drr seiner Zeit bei Colenso verwundete Joubert war der Commandant und nicht General Pieter Joubert. DaS Begrabniß soll heute am 29. statlfinden. Ob dir Beerdigung in Pretoria erfolgt oder ob dir Leich« de» General» nach ferner Heimalb- farm übergesührt wird, wo sich derselbe ein Familiengrab gebaut, steht noch nicht fest; eS wird dieserhalb seitens der Executive noch mit der Gattin deS Verstorbenen unterhandelt. Voraussichtlich findet seine vorläufige Beerdigung wenigsten» aus dem Kirchhofe zu Pretoria statt. Joubert aalt für einen der „modernsten" Boeren, der den Engländern stet» weit freundlicher gegenüber stand, als dies vom Präsidenten Krüger und seinen übrigen Landsleuten ge sagt werben konnte. Unter drr jüngeren Generation der Boeren scheint er weniger beliebt gewesen zu sein, al» unter der älteren, und wenn wäbrenv dieses Krieges e» häufig an der nöthigen zirlbewnßteu Energie auf Seiten drr Boeren- commaado» in der Führung zu fehlen schien, und die Offen siv« fast immer vermißt wurde, so wurde di« Schuld daran m erster Linie Joubert zugeschoben. Sein Nachfolger in der Kriegführung dürfte Louis von Botha werden, derselbe, der letzt in Natal commandirte, während Präsident Krüger selbst den General Oberbefehl übernehmen soll. Die Staats executive besteh« j-tzt au» General Schalk Burger, dem Slaatlsekreiär Reitz und dem Präsidenten Krüger, da die Eommandanten Kock und Joubert todt, Cronje gefangen und Wolmaran» als FriedenSdelegirter nach Europa gegangen ist. Piet Joubert war rin «Ik-na«6s-m»n stn wastrsten Sinne des Wortes. Nach seinen persönlichen Mittsteilungen sind seine Voreltern einst mit den Hugenotten nach der Tapeolome aus- aewandrrt. Französische» Blut floß in seinen Adern, und er selbst war stolz darauf, daß Einer seine» Geschlecht» unter dem großen Napoleon gedient bat und zu Rang und Ansehen gelangt war. Auch rr Ist au» kleinen Anfängen zu Dem geworden, wa» rr war. In der Kolonie auf einer kleinen, unbedeutenden Farm rm Jahr« 1838 geboren, verlor er schon im Alter von zehn Jahren ftinrn Vater, und di« Mutter war nut dem jüngeren Bruder Christian in größter Bedrängniß. Der junge Piet mußte daran denken, Geld zu verdienen, und er versuchte dies auf jede Weise, indem er sich den Nachbarsfarmern anbot und für kleine Dienste kärglichen Löhn erhielt, der neben dem schmalen Erträgniß der Farm genügte, die Seinen zu ernähren. In diese Zeit fällt der große „Trett" des Boerenvolke», der nach drei maligem Halt endlich im heutigen Transvaal endete. Am Assegai River, der die Distrikt« Wakkerstroom und Utrecht von einander scheidet, fand Joubert mit den Seinen eine neue Heim stätte. Fehlte «» a-uch an Mitteln zur Bebauung de» Lande», her junge Piet wußte sich zu helfen. Er fällte Holz und richtete es zum Wagenbau her, Vier vertauschte er dann grgiN Lebens rnittel und Vieh, und e» gelang ihm mit der Zeit, nicht nur seine Familie sehr gut zu erhalten, sondern auch zu gewissem Wcchl stand zu gelangen. Die» ist die Zeit, au» der ihm sein Bei name der „slim", d. h. der „schlaue Piet" erwuchs; denn kaum hatte er Grund und Boden im Besitz, begann er zu sprculiren. Sein« eigenste Erfahrung hatte ihn gelehrt, wie schwer es war, das zum Leben Nothwendige zu erlangen, andererseits aber auch, wie gern seine Volksgenossen den praktischen Erzeugnissen fremder Nationen sich zuneigten. Piet wanderte von Farm zu Farm, tauschte und verkaufte und mehrte sein Eigenthum zu respektabelster Größe. Don jetzt an begann er sich am politischen Leben zu be theiligen. Vom Redner in den Volksversammlungen wurde er zum Feldcornet und Eommandanten und im Jahre 1875 zuerst zum Mitglied de» VolkSraads gewählt. 1876 schon wurde er Mitglied de» Ausfiihrrnden Raches, und von diesem Zeitpunkte ab hat er ununterbrochen die höchsten Stellen t«n Staate inne gehabt. Eine seiner ersten Aufgaben war es, Stimmung für die Bewegung gegen die Annexion de» Transvaal durch Eng land zu machen. In Gemeinschaft mit Krüger und vr. Jorossen ging rr in die Capcolonir, wo ihnen begeisterte Aufnahme wurde. Mit Krüger fuhr er dann nach London, um dort die Stimmung zu erkunden. Seine Beliebtheit nahm so zu, daß ihn da» Von am 13. December 1880 in der großen Versammlung zu Paarde- kraal bei Krügersdorp, welche den Krieg gegen England beschloß, einstimmig zum Tommandant-Gcneral wählte. Joubert war damal» nicht für den Krieg, aber dennoch voller Vertrauen. Als ihn zu jener Zeit vor Ausbruch der Feindseligkeiten Jemand fragt«, was dies kleine Häuflein Boeren gegen das mächtige England ausrichten wollte, antwortete er: „Da habt Ihr Recht, England ist eine mächtige Nation, aber ksine allmächtige!" In jenem Kriege hat er gezeigt, wie hoch ihm die Interessen d«» Vaterlandes stehen, als er auf jeden Lohn, der ihm bereits bewilligt war, voll verzichtete. Er wußte auch nach Beendigung des Krieges, daß der Kampf wieder ausbrechen würde, und mit emsigem Fleiß bereitete er sich dafür vor. Jede Erfindung auf kriegerischem Gebiet prüfte er selbst, seine ganze freie Zeit füllte er mit dem Studium kriegitechnischrr Werke au». Sein mangelnden Schulkenntnisse hatte rr bald ersetzt, er sprach una schrieb das Englische fließend und war über die Vorgänge auf politischem Gebiete auch bei anderen Völkern durchaus unter richtet. Um fremde Länder kennen zu lernen, unternahm er im Iah e 18S2/S3 mit Frau und Enkeltochter vine Reff« nach Amerika und Europa, auf der er auch Deutschland berührte, das ih^i jederzeit äußerst sympathisch war. Ms guter Christ besucht er damals auch di« Erinnerungsstätten in Palästina, von denen er in trautem Familienkreise gern und viel erzählte. Denn nicht» ging Piet Joubert über sein« Familie. Ein wahrhaft patriarchalische» Derhältniß bestand zwischen ihm und seinen Kindern. Wie ihn seine Frau stets auf Reffen begleiten mußte, so verging keine Woche, wo er nicht mit seinen Kindern schrift lich oder mündlich verkehrte. Er hinterläßt drei Sühne und zwei Töchter, von denen der Aeltestr, der 48jährige Josua, do» väter liche Stammgut verwaltet, während die Anderen, der 34jährig: Petrus und der 26jährige Jan, verschiedene Farmen in der Nabe von Pretoria besitzen. Die Töchter sind an Pieter Duprez unv A. H. Malan verheirathet. Letzterer war lange Privaffekrteär des General«. Eifrig wurde in der Familie die christlich: Religion gepflegt, und in kirchlicher Richtung vertrat Joubert da» liberale Princip; dies war auch die einige Differenz, die er mit Ohm Paul, Repriisrntanten des Orthodoxen, je hatte. Alle Gerüchte, die von einem Striben nach der Präsidentschaft seinerseit» sprachen, waren grundlos. Denn abgolohen davon, daß Joubert mehr Werth an Grundbesitz sein eigen nennen konnte, als Krüger je in Baar erworben, widerstrebten solche Pläne ganz entschieden dem lauteren Charakter de» General». Im jetzigen Kriege hat Joubert Alle» gethan, um unnöthige« Blutvergießen zu verhindern, viel leicht mitunter auf Kosten des Erfolges. So ist
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