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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010514023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901051402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901051402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-14
- Monat1901-05
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Abend-Ausgabe d. Druck und Verlag von E. Polz in Leip-iA. 227,78 S5. Jahrgang. Dienstag den 14. Mai 1901 a VjlltoredLll 0.01). o.m>. 313,80 sslio 316,3S lv 3 d ion twn »mit k«tt, Ull 112 — 137,38 184,80 111,78 145,— 102,— 105,— Ertra-Neilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ./L 60—, mit Postbesörderung 70.—. »/u. rck. » (11-5) in n«v Vork, /b) io " (11/8) von voo k»lti- n» Orl«»n!>, <12/8) von >H) kr»vl» onw«lLt«r' Q«tp»t», » .8ol»n6" > nock <I3b, Bankette der Vereinigung eine Rede, in der er böten Anlag zu einem ein Rückblick, bei dem des Reiches 88,70 83,60 86 28 88,28 81,50 58.80 103.50 70.80 1838' 101.50 >»t» 8 1. llLt« utro. <to. -sl<t «Visa atsit. i. «6 dt. .8. «.d lsr w«^, von ork, von or» dl-», möchte. Aber er halte eS für wünschenewerth, daß die Zweifel, welch« Jahr um Jahr gehegt worden seien, endlich in fester und offener Erörterung zur Sprache gebracht werden sollten, damit England mit gutem Grund sagen könne, daß es sich auf die Orga nisation, durch welche seine Macht in Wirksamkeit trete, verlassen könne. Eines der anderen entschädigenden Momente, welche der Krieg gebracht habe, sei das, daß er mehr und mehr beweise, woran übrigens er, Redner, nie gezweifelt habe, daß England im Rechte sri.(?)Er beweise, daß der Kampf das Ergebnis einer langen Verschwörung sei <?), und daß, wenn er länger hinansgezogen worden wär», England unter weniger günstigen Umständen in denselben hätte eintreten müssen. Biele ausgezeichnete Persönlichkeiten seien deS Glaubens, daß die Dorren nie feindliche Absichten hatten, obgleich sie die Grenze des britischen Reiches zu einer Zeit verletzten, wo England keine einzige Handlung begangen hatte, die zu einem Vorwurf An laß geben konnte. (?) Aber Jahr um Jahr vergehe und eS stelle sich heraus, daß diese so unschuldigen Doerrn eine äußerst furchtbare Anhäufung von Waffen zur Vollführung dieses unschuldigen Angriffs angelegt hatten. Man sehe es jetzt, wie so viele Tausende von Patronen auS dem Erdboden herausgegraben werden. Tort seien sie aber nicht gewachsen. (Heiterkeit.) Sie seien mit der Absicht ange- häuft worden, die südafrikanischen Colonisten, Unterthanen der Souveräne Englands, anzugreifens?) und die Boeren hätten keinen Anspruch aus das Mitgefühl der Engländer, wenn diese ihre Macht bis zum Aeußersten daran setzten, sie zu Boden zu schlage». (Beifall.) Wen» die Boeren durch irgend eine etwa denkbare Verkettung von Umständen noch einmal die Möglichkeit haben sollten, ihren Haß gegen England z» erneuern, so würde die Kraft und die Ent schiedenheit der von ihnen in der Vergangenheit erlittenen Schläge durch die Entschiedenheit übertroffen werden, mit welcher der Kampf würde erneuert werden. Man gedenke der bedeutungs- vollen Worte des Gouverneurs Milner „hievor axaia!" (Niemals wieder). Sines der Ergebnisse deS Krieges sei eben, daß die Kinder der jetzigen Generation nie wieder wie diese der Gefahr einer lange vorbereiteten Verschwörung auSgesetzt sein werden. Am Schluffe feiner Reoe wir» Lord Salisbury, unter Betrnung der L-hreU dieses Krieges, aus dir' Gefahren hin, »' Nche »6 für den Falt eines Kampfes, in den das britische Reich sich verwickelt sehe, gehabt hätte, wenn im Jahre 1893 die Home-Rule-Bill für Irland Annahme gefunden und zu einer selbstständigen Regierung in Dublin geführt hätte. Nach den im Unterhause und sonstwo laut gewordenen Aeußerungen nehme er an, daß eine irische Regierung in Dublin eine von Grund auS feindliche Regierung gewesen wäre. Was wäre Englands Lage gewesen, wenn es nicht allein Transvaal und dem Lranje-Freistaat, sondern auch einem ebenso feindlich gesinnten Irland hätte entgegentreten muffen. Dem Widerstand gegen die Home-Rule-Bill hätten früher schon gute Gründe zur Seite gestanden; aber seit England durch die Erfahrungen in Süd afrika über die Macht der modernen Kriegsmittel belehrt worden ei, wisse eS, daß falls der Feindseligkeit der Führer des irischen Gemeinwesen- unbeschränkte Macht zu Vorbereitungen gegen Eng- land gelassen worden wäre, England, wenn es je gegen eine andere Macht zu kämpfen gehabt hätte, mit der Besiegung Irlands hätte beginnen müssen. 37335 8810 186.10 72.35 313,50 178Ä 178,60 181,75 170,— 122S0 116,00 143.10 12260 120.50 82.25 45,10 188.— 103 60 78.25 206.— 142,— 131,75 210.10 185.50 148.50 66,— 144.10 185, — 368.50 158.50 156.50 138.50 87^— 174^10 71,— 20850 138,80 186, — in.) Kodkvo- ö. diorätetck 6., 2750 8., S„ koru»i» Ülmmmtbsl m Hesvix,. IlbSOD., 8. Lrrkurs 0., USö S., Anzeige»«-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 4^, vor den Familiennach» richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend hoher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahmr 25 H (excl. Porto). für Battersea sein könne, und daß Joubert ein wirklich großer General gewesen sei, und auch nach seinem Tode stets die vollste Hochachtung der Bürger von Battersea besessen habe. Der Vor sitzende des Stadtrathes protestirte nochmals gegen den Namen Joubert, da doch auch nicht die geringste Beziehung zwischen Battersea und dem Boerenführsr existirt habe, und daß es mithin „ g e ra d e z u l ä ch e r l i ch " sei, den Namen des Mannes in dieser provocirenden Weise der Gemeinde und damit der Hauptstadt des britischen Weltreiches aufzudrängen. Diese Aeußerungen gaben zu den heftigsten Protesten und Angriffen der übrigen boerenfreundlichen Stadtväter Veranlassung und verschiedene der Herren betonten erregt immer aufs Neue, daß sie den Namen Joubcrt's als eine größere Ehrung für Battersea und London betrachteten, als denjenigen irgend eines unfähigen britischen Generals. Es kam dann zur Abstimmung über „Methuen" und „Joubert", und der letz- terewurdemiterdriickenderMajoritätsürdie betreffende Straße ge'wählt. * London, 13. Mai. (Telegramm.) Lord Kitchener meldet aus Pretoria unter dem 12. Mai: Nach Berichten einzelner Abtheilungen sind seit der letzten Depesche 8 Boeren gefalle», 20 ver- wundct, 132 gefangen genommen worden und 24 haben sich ergeben. Erbeutet wurden ein Maschinengewehr, 6400 Patronen, 150 Wagen und 870 Pferde. (Wiederholt.) * London, 13. Mai. Der Premier-Minister Lord Salis bury hielt heute Abend aus einem der Nenconformisten und Unionisten ausführte, die letzten fünf Jahre schmerzlichen Rückblick, aber es sei jeder Gedanke an ein Unrecht auf Seiten vollständig ausgeschlossen sei. (?) Während man Bedauern hegen müsse über das Blut, das geflossen, über die Hilfsquellen, welche zerstört worden seien, so seien Loch Umstände ausgleichender Art vorhanden, welche jeden Freund des Vaterlandes auf die letzten zwei Jahre mit Dankbarkeit znrückblicken ließen. England sei im Stande gewesen, zu beweisen, daß der Geist, welcher jetzt iu der Brust seiner Bürger glühe, so hell lodere, wie in irgend einer anderen Periode seiner Geschichte. England könne stol^ sein auf den Muth seiner Soldaten und auf die Tüchtigkeit seiner Generale. (?) Während er das Auswärtige Amt geleitet habe, habe er ost Aeußerungen gehört, daß Englands Zeit vorüber sei, daß Englands Stern sinke. Er habe diese Aeußerungen kalt angehört und mit einem gewissen Gefühl der Verachtung. In der Welt sei die Meinung verbreitet gewesen, daß Eng- land keinen Kampf mehr durchführen werde. TaS sei eine durchaus falsche Rechnung gewesen. Tas Gegentheil sei wahr. Englund habe gezeigt, was für eine Macht es auszuüben vermöge und wie treulich es das Bei ¬ spiel seiner Vorfahren nachzuahmen im Stande sei. Er hege keinen Zweifel darüber, daß das Reich Englands jetzt sicherer und auch die Sache deS Friedens sicherer sei, als dies vorher der Fall ge- wesen. (?) Englands Stärke sei unzweideutig erwiesen. Es sei eine große Errungenschaft, daß keine Macht in der Welt vorhanden sei, welche nicht wisse. Laß wenn sie die Macht Englands herauSfordere, sie einen der furchtbarsten Feinde herauSfordere, den sie haben könne. Eine der Segnungen des Kriege- sei gewesen, daß England gezwungen worden sei, seine Rüstung darauf hin zu prüfen, wo sich »ine Lücke zeige. Englands Machtmittel seien nicht hinreichend organi« sirt, um die Stellung des Landes so sicher zu gestalten, alZ man wünschen HL- fdr. rru. mich traurig anblicken, entzückende Damengespenster, die mich mit der Erzählung ihrer kleinen Familiengeheimnisse wach erhalten werden. Es ist wahr, Ihr habt Gespenster, nicht wahr?" Seine letzten Worte waren an ein hübsches, junges Mädchen mit einem Stumpfnäschen und selbstzufriedener Miene gerichtet, die eben an die Thür angeklopft hatte und mit einem Kruge warmen Wassers eintrat. Bei der ihr unerwartet kommenden Frage wurde das Haus mädchen Suse roth und wieder blaß. „Wirklich, gnädiger Herr, ich kann's nicht sagen", antwortete sie nach momentanem Zaudern. „Es sind ja Geschichten von allen alten Häusern im Schwange — und, auf alle Fälle ist dies da nicht das Spukzimmer." „In welchem geht's denn um?" „LH, wie sollte ich denn das wissen? Es ist ja überhaupt nur Rederei. Blos Joe hat wirklich etwas gesehen — und Jungens, wissen Sie doch, schwatzen sonst etwas!" Und rasch eilte die junge Person aus dem Zimmer, als wollte sie weiteren Fragen entgehen, Viktor dadurch in einen Zustand höchster Erregung und Lustigkeit versetzend. „Das ist ja herrlich!" rief er. „Ich muß diesen Joe aus- sragen; er muß mich seinem Gespenste Vorsteven. Von jeher ist es mein Wunsch gewesen, die Bekanntschaft eines Geistes zu machen. Wenn'? eine Dame ist und nicht zu alt und häßlich, dann geben wir ihr Unterricht im Französischen. Zur Ver geltung wird sie uns dafür all die kleinen interessanten Scandalgeschichten aus ihren Tagen erzählen und —" „Was denkst Du von unserer Cousine Francesca?" unier- brach Dudley jäh seines Bruders heiteres Geplapper. Viktor hielt jetzt zum ersten Male vor dem Antworten inne. Er ihat, als wäre er mit dem gründlichen Waschen seines Gesicht völlig beschäftigt, täuschte aber mit der kleinen Ausflucht, Zeit zu gewinnen, seinen Braver nicht. Dudley wartete mit zusam mengezogenen Brauen und verschlossener Miene geduldig auf Viktor'- Antwort. Endlich erfolgte sie in leisem, eindrucksvollem Tone. „Ich kann nicht von ihr sprechen — kann nur an sie denken. Aon vieu wie schön sie ist!" „Urdrr diesen Punct kann es zwei Ansichten nichr geben", meinte Dudley, immer noch mit gekräuselter 'Stirn und wie zu sich selbst murmelnd. „Aber ihre Schönheit ist es nicht blos", fuhr Viltor in der vorigen verzückten Werse fort, langsam französisch sprechend, al- wahle er, immer noch in Francesca'- Zauberbonnr stehend, be dächtig seine Worte, „mehr noch jener Blick in ihren Äugen. Du, Dudley, bewunderst schöne Frauen nicht, wie r» von mir q 153^ 1061, Der Krieg in Südafrika. Krau Botha soll auf dem Wege nach Europa sein, um Krüger für den Frie densschluß nmzusttmmen. Wenn die Nachricht von ihrer Ab reise überhaupt richtig ist, so ist man englischerseits jedenfalls über den Zweck der Reise im Jrrthum. Als unverdächtiger Courier dürfte sie der Sache der Boeren von größtem Nutzen sein, ohne die Hoffnungen der Engländer, die sich von ihr alles Heil zu versprechen scheinen, auch nur im Entferntesten zu erfüllen. Wie uns aus London, 13. Mai, berichtet wird, erklärte gestern der Präsident der EntschädiguilgS - bommissio» im Hinblick auf die hinsichtlich des Umfanges und der Grenzen ihrer Untersuchungen herrschenden Zweifel, die Mitglieder der Commission hätten Folgendes festgesetzt: 1) Daß sie nur mit Entschädigung fordernden Personen ver handeln können, die Unterthanen .befreundeter Mächte sind, 2) daß der Obercommandirrnde im Felde das absolute Recht hatte, alle Personen vom Kriegsschauplätze zu entfernen, deren fortdauernde Anwesenheit eine schädliche und gefährliche Unge- legenheit sei, und daß sie ferner ann'ehmen, daß jeder Staat nach dem Völkerrechte berechtigt ist, Fremde auszuweisen, deren An wesenheit als gefährlich erachtet wird, 3) daß die Mitglieder untersuchen werden, ob von der aus weisenden Behörde in einzelnen Fällen nachgewiesenermaßen mit unnöthiger Härte verfahren worden ist. 4) Die Commission wird nach Untersuchung der Ent schädigungsansprüche, wenn nöthig, nach Südafrika sich begeben, um die Erhebungen an Ort und Stelle fortzusetzen. 5) Nach Beendigung der Untersuchungen in Südafrika wird die Commission nach England zurückkehren und nach Aufnahme weiterer Beweise in London, die etwa noch für nothwendig ge halten werden sollten, der Regierung ihren Bericht überreichen, in dem die zu zahlenden Entschädigungen enthalten sein werden. Auf ein« Anfrage des niederländischen Vertreters Bisschop erklärte der Vertreter des Kriegsamtes, General Ardagh, es dürfe nicht angenommen werden, daß die An- wesenheitserlaubniß auf Grund des Neutrakitätseides unwider ruflich sei; es könnte leicht der Fall eintreten, daß die Anwesen heit «erwünscht sei, selbst nach Ableistung des Neutralitäts eides. Der Vorsitzende trat dieser Ansicht bei. „Joubertskratze in London." Der Stadtrath der Gemeinde Battersea in Süd- London hatte letzter Tage über die Benennung einiger neuer Straßen in seinem Bereiche zu entscheiden, und da ereignete es sich, wie die „Magdeburger Zeitung" schreibt, daß von ver schiedenen Stadtvätern der Name des verstorbenen Boerengenerals P <i e t Joubert für eine der Straßen beantragt wurde. Die Vertreter der Gemeinde Battersea haben sich während des ganzen südafrikanischen Krieges als hervor ragende Boerensreunde bewiesen, wenigstens in ihrer größeren Mehrzahl, und so wollten sic dieser ihrer Ueberzeugung ein bleibendes Denkmal durch die Schaffung der „Joubertstraße" setzen. Vergebens protestirte der konservative und jingoistisch an gehauchte Bürgermeister gegen einen solchen „unpatrio tischen Act" und brachte seinerseits den Vorschlag ein, di« betreffende Straße mit dem Namen des „tapferen Generals Methuen" zu belegen, womit er jedoch auf einen geradezu wüthenden Widerstand stieß. Ein Stadtverordneter erklärte unter lautem Beifall, daß eine derartige Benennung keine Ehrung Bezugs-Preis E» der Hauptexpedition oder den k» Stadt bezirk und dea Vororten errichtete» Aus gabestellen abgrholt: vierteljährlich 4 80, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» 5.80. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. ^4 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxeni- Surg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Eurcpäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Di» Morgen-AuSaabe erscheint «m '/,7 UhH die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nr-action und LrpeLitioa: JohaimtSgaffe 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm - Sortim. UmversitätSstraße 8 (Paulinum), Loui» Lösche, Katharinevstr. 14, part. «ad SSnigSplatz Kit. -ad. Ultr eil« e»k> l-L. >a -ltd. ic»U '.-L. 5«et 103,80. d. n.8«isa/SnL» odr-. vordotoa.) 6«1ä , Seist führen Sie die Herren nach ihren Zimmern, und Sie, Susanne, ziehen die Dinerglocke zum ersten Male." Die für die jungen Herren bestimmten Räume lagen im zweiten Stock, geradeüber von Frau Revelsworth's Wohn zimmer in der ersten Etage. Die nach dem zweiten Stock ührende Treppe war schmal und steil und schloß oben mit einer riesbeschlagenen Schwingthür ab, setzte sich von da noch viel chmaler fort zu den geräumigen Mansardezimmern mit in das ehr schräge Dach eingebauten Fenstern. Am Fuße der Treppe zum zweiten Stock schloß sich eine andere, nur vom Dienst personal benutzte Treppe an, die nach unten, zu den an der Hinteren Seite des alten Wohngebäudes angebauten Küchen und Vorrathsräumen führte. Die den beiden Brüdern Revelsworth angewiesenen Zimmer hatten offenbar einstmals nur ein geräumige» Gemach gebildet, indem die Scheidewand mit der Verbindungsthür blos aus dünnen, mit Mörtel beworfenen Brettern bestand. Die Aus sicht von den Fenstern auf den Anger, und die die.Palastmauern umgrenzende Kastanien-Allee war ungemein hübsch, dagegen die Luft in den Räumen feucht und muffig, als wären sie lange I Zeit geschloffen und unbewohnt gewesen. Das Meublement war I sehr schäbig und kaum au-reichend. An der Wand des kleineren, Hinteren Raumes, der keinen anderen Ausgang hatte al- durch das vordere Zimmer, stand ein ungeheures, altmodisches Maha gonihimmelbett mit staubigen Hochrothen Ripsoorhängen; ein alter Waschtisch mit gesprungener Marmorplatte, ein mit grünem Sammet gepolsterter, mottenzerfressener, wackliger Armsessel machten dak ganze übrige Meublement auS, während in dem vorderen, größeren Abtheil die rasch zusammengelesene Ein richtung au- einem großen Mahagonikleiderschrank, einer lackirten Commode und ebensolchem Waschtisch, einer eisernen Bettstelle und einem Roßhaarsopba bestand. Auf die weißen Dielen waren hier und da Teppichstuckchen von verschiedener Größe und ver schiedenen Mustern gebreitet, welche die Leere der Räume noch mehr bervortreten ließen. „^Iloos — da- ist ja reizend englisch!" rief Viktor. „Ganz so isttS, wie'- in den Geschichtenbüchern mit den bunten Bildern auf den Deckeln steht, die ich heimlicher Wesse in der Schule laS. Das alte Hau-, die wunderliche, grimmige Schloßfrau mit ihren Hunden und Papageien und ihren Diamantringen, der alte, un verschämte Hofmeister und zu guterletzt noch da- Himmelbett mit den rothen Vorhängen, Alle» stimmt, Tiens, ich mutz unbedingt in dem Himmelbett schlafen! Mein Lebtage hab' ich nach Abenteuern verlangt, und sicher werden sie sich ein stellen, wenn Ich in dem Himmelbett schlafe. Weitz« Damen mit langen, blonden Lockenprrrücken werden hereinschwrben und I mehr ins Herz schließen könnte, wenn Sie zwischen mir und einer I Million Vermögen ständen?" Diese Aeußerung that der Diener selbstverständlich erst her- I nach in der Dienerstube. Augenblicklich mußte er in der kleinen I Halle gehorsamst zurücktreten und den beiden typisch schönen, I herrlich gewachsenen Revelsworth's, Francesca und Dudley, und I der kleineren, schmächtigeren Gestalt Viktor's den Platz frei I geben. In ihrem Filzhute mit den wogenden Federn sah Fran« I cesca nur wenig kleiner aus als der ältere von ihren Cousins, I da ihre natürliche Höhe von fünf Fuß neun Zoll sie seinen sechs I Futz einem Zoll mittels ihres Anzuges ziemlich nahe brachte. „Die Beiden zu fassen, darauf ist beim Bau des Hause» I nicht gerechnet worden!" lautete Welldon's unausgesprochene An- I sicht, indem er von der Höhe seiner fünf Fuß vier Zoll verächtlich I zu ihnen aufschaute. ES war ihm im höchsten Grade ärgerlich, nach all den Jahren I vergleichsweiser Ruhe — abgerechnet von seinem täglichen I Brummen Wer seine Herrin, Tadel zu finden an seinem Jungen, I Mäkeln an der weiblichen Bedienung — das Haus nun urplötzlich I von diesen unvermutheten und unerwünschten Verwandten über- I schwemmt zu sehen. Wären sie harmlose kleine Leute gewesen, I so würde sich gegen ihr Einfallen da schon haben Einspruch er- I heben lassen, wie vielmehr aber bei der Größe und Schönheit von Zweien unter ihnen und ihrem Aussehen vollkommener Ge sundheit, heiterer Laune und Bestimmtheit ihres Wesens. Alle» I dies war ganz dazu angethan, Welldon's Temperament auf die härteste Probe zu stellen. Er wußte nicht, in welches Zimmer er sie führen sollte; er hatte Wer diesen Punct keine Anweisung erhalten und würde sie auf unbestimmte Zeit in der Halle haben stehen lassen, wär« nicht Betty beim Vernehmen einer fremden Stimme zum Ördnen der Angelegenheit die breite Eisentreppe hrruntergeflogen ge kommen. Tief aufathmend und mit einem AuSruf der Verwunderung, machte sie vor FranceSca Halt. „Erschreckt Sie denn meine Größe?" fragte Fräulein Revel»- lvorth, mit herzgewinnendem Lächeln auf sie herabblickend. „N—ei—n. Nur Ihre Schönheit raubte mir den Athem", erklärte die kleine Betty. Beide Brüder lachten herzlich über ihre Naivetät. „Sind Sie Fräulein FranceSca Revelsworth?" fuhr sie fort. „Wird Frau Revelsworth stolz sein auf Sie! Ich bin Betty Mannington, ihre Gesellschafterin; mein Vater war Frau Revelsnwrth'I Cousin. Wollen Sie mit in mein Zimmer kommen und Ihren Hut dort absetzen? Frau Revelsworth wünscht, datz Si« zum Diner bleiben. Gestatten Sie, datz iq dorangrhe, Ihnen da» Zimmer zu zeigen. Wrlldon, bitt«, Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags uaunterbroche» geöffnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Ein Engel -er Finsterniß. Roman von Gertrude Warden. Autorisirte deutsche Uebersetzung von A. Braun-. Nachdruck verdotkN. „Sie sind Fräulein Francesca Revelsworth, nicht wahr?" sagte er, und beim ersten Laut seiner Stimme wähnte er, einen leisen, einen ganz leisen Ausdruck von Ueberraschung und Be- sorgniß über ihr Antlitz zucken zu sehen. „Frau Revelsworth erwartet Sie, wie mir bekannt ist. Und wollen Sie mir gestatten, mich und meinen Bruder Ihnen als Vetttern vorzustellen?" „Meine Cousins! Wie freue ich mich, Sie kennen zu lernen! Herr Simpson sagte mir, mein Onkel Dudley habe „zwei Jungen" hinterlassen; aber daß sie erwachsen, Herren wären, 1 hat er nicht gesagt." Sie lächelte bezaubernd beim Sprechen, und noch auf der Schwelle de» Hauses stehend, reichte sie ihnen ihre beiden schlanken, seinbehandschuhten Hände entgegen und blickte sie, einen nach dem anderen, an. Dudley war keineswegs geneigt, sie für die Frau vom gestrigen Abend halten zu wollen, und dennoch konnte er beim Austausch der Blicke nicht umhin, die-! selbe Eigenthümlichkeit wie in denen der anderen Frau darin! zu bemerken — das eigenartige Leuchten, wie wenn das Licht! von innen heraus und nicht von außen in die glänzenden Augen-! sterne falle. Wenn sie lächelte, wie es eben jetzt geschah, dann l nahm das Licht zu, denn das Lächeln begann in den Augen I und die rothen Lippen formten sich kaum. Sic hielt die Hände von beiden Brüdern einen Moment in! fester Umspannung. Obgleich sie nicht älter al- 20 Jahre zu! sein schien, so lag doch nicht eine Spur von Schüchternheit! in ihrem Wesen, da- voll Anmuth und angeborener Würde war. I Selbst der dumme Welldon, welcher der Begegnung zwischen! den Verwandten mit sichtlichem Spott zusah, räumte später dem! HauSmädchen gegenüber ein, daß sie die Sache ungewöhnlich gut I auLgeführt Hütten. I „Denn was ist denn der eigentliche Zweck von all dem Ge-! thue?" ließ er sich bei dieser Gelegenheit vernehmen. „Das Geld! muß an einen von jenen Dreien kommen. Glauben Sie wohl, I daß da- einen Grund mehr für sie bildet, einander lieber zu I haben-" würde e» der Fall sein, daß ich Si« oder di« Köchin! Politische Tagesschau. * Leiprin, 14. Mai. Daß der Seniorenconvcnt des Reichstags nichts zu sagen hat, ist ihm gestern wieder einmal klar gemacht worden, als eS sich um das Schicksal der Novelle zum Brannt weinsteuergesetze Handelke. Diese Novelle ist erforderlich geworden, weil in dem hestebenden Gesetze die Bestimmung über die Brennsteuer nur bis zum 30. September Geltung hat und taS Brennereigewerbe und mir ihm die Landwirthschasl einer Krisis entgegengeben würden, wenn es nicht gelänge, vorher noch eine Verständigung über die Beibehaltung der Brennsteuer zu erzielen. CS kann kein Zweifel darüber bestehen, daß diese Steuer in den letzten fünf Jahren wesentlich zur Verbesserung der Lage deS Brennereigewerbes beigetragen Hal und daß ihr Fortfall den Betrieb eines großen Thciles der Brennereien erschweren würde. Tie dem Hause vorgelegke Novelle hatte nun den Vorschlag ge macht, den, Bundesralhe die Ermächtigung zu ertheilen, für die Veranlagung von GenossenschaftSbrennereien, die Werwiegend im gewerhlicben Interesse gegründet und betrieben werden, besondere Bestimmungen zu erlassen. Der Seniorencon- vc n t aber, der Feriensehnsucht des Hauses Rechnung tragend uuv vorauösetzend, daß eö über diese Bestimmungen zu langen und scharfen Debatten kommen würde, halte vereinbart, daß man aus die einzelnen Bestimmungen der Verlag nicht weiter eingehen, nur daS bestehende Gesetz auf ein Jahr verlängern und die wünscbenswerlhen Verbesse rungen des Gesetzes bis zur näässlen Tagung hinauSschieben wollte. An diese Vereinbarung kehrte sich aber die zur Vor- berathung der Vorlage eingesetzte Commission nicht; sie beseitigte die in der Novelle vorgeschlagene Verringerung der EontingenkSziffer und erhöhte außerdem die Brennsteuer um 50 Procent, damit gleichzeitig die DenaturirungSzuschüsse hin aufgesetzt werden können. Die sachlichen Gegner dieser ein schneidenden Aenderungen beriefen sich nun außerdem auf die Abmachungen des SeniorcnconventS und so kam eS gestern zu der rorausgeschenen scharfen Debatte. Ta aber, wie der Abg. Richter selbst anerkannte, jene Abmachungen keine Be- schlnßkraft gaben und die Anhänger der Eommission'beschlüffe in <er Mehrheit ivac so fruchtete die Bernsung'anr den Scitiorcncouvcut nichts; er ersuye, wie gesagt, aberuialF, tgss- er nichts zu sagen hat. In der Hoffnung aber, daß der Reichstag nicht zwei Tage in der gestrigen Vollzähligkeit zusamiuenzuhalten sein werde, widersprachen die Social- beinckralen, auf eine Bestimmung der Geschäftsordnung ge stützt, dem Vorschläge deS Präsidenten, heute die dritte Be- rathung des Gesetzes rorzunehmen, und man war deshalb genöthigt, die nächste Sitzung und damu die Vertagung der Session bis aus den Mittwoch kinauS- zuschieben, an dem außer deni Branntweinsteuergesetze die . kleineren Vorlagen, darunter die gestern in erster und zweiter Lesung genrhmigteConvention zum Schutze des gewerb lichen Eigenlhums, ihre Erledigung finden sollen. Ob das möglich sein wird, ist noch fraglich. UebrigenS wird den Kerren Neichsbvten, besonders denen der Mittelparteien, schon heute von der „Nat.-Lib. Corr." eine Fer ie naufg ab e gestellt, deren recht eifrige Lösung auch wir empfehlen und erhoffen. DaS nationalliberale Parteiorgan schreibt nämlich: „Je früher die -arlamentSlose Zeit diesmal anbricht, um so mehr drängt sich die Frage auf, ob es nicht geboten sei, grrade diesmal während der Parlamentsferien die Beziehungen zwischen Parlamentariern und Wählern so rege zu gestalten, wie ir. Ul iL it». 00 ur MMer TaMaü Anzeiger. ÄrntsUatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ratljes und Nolizei-Ärntes der Stadt Leipzig. — 25 4OKC - — 35vc 3875 153vc 15850 4035 4100 36oc 3675 525 575 - — 11800 163vc 16500 » 8600 12000 13300 vobc 8200 .. , 1S250 3580 2625 4300 — 600 650 1525 1575 3025 3100 750 1480 1800 3300 2375 2650 2735 13600 1200 480 500 3650 3725 247S 2825 2700 3080 3110 300 220 18200 1260 M—» 3850 SSO 428 320 238 11350 11S50 318j 330 1178 1350 400 1850 3025 4600 700 760 S75 k
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