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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000507011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900050701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-07
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3788 * Verltn, Mai. Heut« Abend 7 Uhr sand im Weißen Saal» «in Galadiaer bei den Majestäten statt. Der Kaiser von Oesterreich führte die Kaiserin. Der deutsche Kaiser schritt allein. Der König von Sachsen führte die Prinzessin Heinrich. Der Kronprinz führte di» Großherzogin von Baden. 2m Laufe de- Mahle« brachten beide Kaiser Triok- sprüch« au«. Später hielten di« Majestäten Cercle in der Bildergalerie, di« Fenster derselben nach dem Lustgarten blieben geöffnet, um die Illumination zu sehen. * Verlta, 6. Mai. Bei dem Saladiner sprach derKaiser »ach der Begrüßung der Gäste seinen tiefgefühlten Dank au« für das Erscheinen der Majestäten. Die Ent sendung so vieler Lettern und europäischen Souverän« schufen aus dem einfachen Familienfeste einen weithistorischen Moment erster Größe. Aus der Huidigung glaub« er schließen zu dürfen, daß all« Staaten Europas anerkennen, daß daS deutsche Reich und Preußen vermöge der von unS geführten Politik im Stande sei, mit Jedermann in gutem Frieden und Freundschaft zu leben, wir möchten aber auchAuSdruck für die gemeinsamen, alle Herrscherhäuser Europas umschlingenden Bande finden. In eifriger und ernster Arbeit für Bolt und Vaterland, im gemein samen Ertragen von Freud' und Leid zwischen Herrscher und Volk arbeitete sich unser Hau» empor. Getragen durch daS Be wußtsein von Gott gestellter Aufgaben, legten meine Vorfahren die Grundlage. Dieses Bewußtsein erfüllt jeden der Monarchen und Fürsten, ebenso wie unS. Der Kaiser trank schließlich auf daS Wohl der anwesenden Majestäten und Souverän«, Vettern und Oheime, wünschend, daß Jedem die Genugtuung zu Theil werde, zu empfinden, daß ihr Volk und Vaterland ihnen ihre Arbeit so dankt, wie der Kaiser seinem Volk. — Kaiser Franz Joseph antwortete mit einem Trinkspruch auf den Kron prinzen: ES dränge ihn, zunächst seinen ihm theuren Eltern die innigsten Glückwünsche zu diesem Freudentage auszusprechen. DaS Walten der Elternliebe möge dem Prinzen noch lange er halten bleiben, dieser in ernster Arbeit mit Muth ustd Gott vertrauen sich für seinen hohen und schweren Beruf hevanbilden. Er sei hocherfreut, den Prinzen beim Eintritt in daS öffentliche Leben begrüßen zu können, er sehe hierin ein glücklicher Zeichen, daß die Einigkeit und Treue der Vorfahren in den kommenden Geschlechtern nachlebe. * Berit«, 6. Mai. Kaiser Franz Josef ist heute Abend 10 Uhr ab gereist. Auf dem Bahnhöfe waren an wesend der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Heinrich und andere Fürstlichkeiten. Die Verabschiedung beider Kaiser war überaus herzlich, sie umarmten und küßten sich dreimal. Al« der Zug sich in Bewegung setzte, erschallten Hoch- und Eljeurufe der zahlreichen Anwesenden. * Berlin, S. Mai. Da« .Armee-Verordnungsblatt" ver öffentlicht zwei EabinetSordrr« vom heutigen Tage, wonach da- Grenadier-Regiment König Friedrich III., 1. Ost- preußische- Nummer 1 wiederum den Name« Grenadier- Regiment Kronprinz, 1. OstprrußischeS Nummer 1, und da- Grenadier-Regiment Kronprinz Friedrich Wilhelm, 2. Schle sische- Nummer 11 den Namen Grenadier-Regiment König Friedrich III., 2. Schlesisches Nummer 11 erhält. * Berkin, 6. Mai. Heute Vormittag 9'/« Uhr überreichte der Großfürst Konstantin, von dem Gefolge und dem Ehrendienst begleitet, dem Kronprinzen .im Auftrage des Kaiser-Nicolau- den Orden vom heiligen Andrea- nebst einem Allerhöchsten Glückwunschschreiben. * Berkin, 6. Mai. Der König von Sachse» ließ sich heute Vormittag um 10 Uhr im königlichen Schlöffe durch den I. Vicepräsidrnten de« Reichstage« vr. v. Frege dir hier anwesenden sächsischen ReichStag-abgeordnrtrn vorstellen. Der König sprach sich sehr erfreut über die festlichen Tage au« und über die große Bedeutung dieser Festtage für die fried liche Entwickelung und begrüßte am Schluß der Audienz, insbesondere noch diejenigen Herren, welch« zugleich Mitglieder de- sächsischen Landtage- sind, dessen Schluß in den nächsten Tagen bevorstrht. * Berlin, 8. Mai. Zu dem heutigen Festabend der österreichisch-ungarischen Eolonie im Hotel Kaiserhof waren etwa 400 Theilnehmer erschienen, die österreichisch ungarischen Reserveofficiere sämmtlich in Uniform. Der Saal war prächtig mit Flaggen geschmückt. Der Vorsitzende de- Ungar-Verein- toastete auf den Kaiser Wilhelm, der Vor sitzende de- Oesterreicher-Berein- auf Kaiser Franz Josef. Nach beiden Toasten, die begeisterten Widerhall fanden, wurden die preußische, bezw. die österreichische Nationalhymne gesungen. Sodann brachte Fabrikant Gutfeld ein Hoch auf da- deutsch-österreichische Bünduiß au-, worauf abermal« die Nationalhymnen gesungen wurden. Für einen Toast auf dir Stadt Berlin dankte Oberbürgermeister Kirschner, und brachte den Völkern Oesterreich-Ungarn- eia Hoch. An Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef wurden Huldigung«, telegramme abgesaadt. * Berlt«, 6. Mai. Die Stadtverordnetenver sammlung von Berlin ist in der unangenehmen Lage, mit ihr« Glückwunschadresse zur GroßjährigkeitSerklärung de« Kronprinzen erst nach dem Feste kommen zu können. Für die Feststellung der Adresse war bereit» eine geheime Sitzung anberaumt worden; sie konnte jedoch angeblich nicht abgehalten werden, weil die ordentliche Sitzung, der sie folgen sollte, wegen Nichtbeschlußfähigkeit abgebrochen werden mußte, und dem Vor schläge des Vorsteher« LangrrhanS, die geheime Sitzung 15 Minuten spater abzuhalten, vom Stadtverordneten Singer widersprochen wurde. Der Vorgang erhält einen eigenartigen Beigeschmack noch dadurch, daß, wie die „Volkszeitung" versichert, „die Erzielung der Beschlußunfähigkeit nicht ganz unbeabsichtigt gewesen sei". ES wird allerdings versichert, der Vorgang habe mit der Adresse, die ja der Zustimmung der Mehrheit sich« sei, nichts zu thun, sondern nur der Streikklausel gegolten, über die vorher in der ordentlichen Sitzung debattirt worden war. * Berlt«, S. Mai. Ein Besuch de« Döberitzer Toppeuübung-platzes durch gegenwärtig ia Berlin weilend« Fürstlichkeit«» ist d«r Eommandantur de« Lagrr« angekündigt wordr». An« diesem Grund« herrschte ist den Baracke» d«« 8ag«r« emsige Lhätigkeit, Alle« für di« fürst- lichr» Gäst« vorznberritn. >»ch der Kr»»pri»z wird dem Lag«r deomLchst ei»«n ves»ch «bstatte«. * Berlt», Mai. Di« Nhei-.r-rtzedohoot«. Division ,«hr am A Mai >w» Köl» »ach v»»n, am S. Mai »ach Köai-tzroüiwr, Hoatwf, Nema-e», Nrmvird, am 10. »nd 11. Mai nach Coblenz, am 1». Mai «ach Rüdeshtim. * Berlin, S. Mai. Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, entsprechen die Blättermeldungen, daß Leutnant Förster von der Schutztruppe wegen Gewalt- thätigkeiten gegen Eingeborene in Untersuchung genommen worden sei, keineswegs den Thatsachen. Vielmehr ist die Untersuchung gegen Leutnant Förster, der übrigens ü la suits der Schutztruppe steht, eingestellt worden, da sich nicht« Belastende« gegen Leutnant Forster ergeben hat. Leutnant Förster hat gegen die betreffende Zeitung und ihre Gewährs männer Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. * Berlt«, 6. Mai. „In eigener Sache" bringen „Berl. Pol. Nachr." und „Tgl. Rundschau" folgende, in beiden Organen gleichlautende Erklärung: Die Mittheilung des „Hamburger Correspondenten", daß der Streit zwischen dem Herausgeber der „Täglichen Rundschau", Herrn Heinrich Rippler, und dem Chefredacteur der „Berliner Politischen Nachrichten", Herrn Victor Schweinburg, durch einen außergerichtlichen Vergleich bereits erledigt sei, trifft in dieser Form nicht zu. Die Klage des Herrn Viktor Schweinburg gegen Herrn Rippler schwebt noch. Jndeß besteht allerdings begründete Aussicht, daß die Angelegenheit in einer beide Theile gleich be friedigenden außergerichtlichen Weise ihre Erledigung finden wird. * Berlin, 6. Mai. FürdieZulassungderReal- gymnafial-Abiturienten zum Studium der Heilkunde erklärte sich der Ausschuß der preußi schen Aerztekammern. Der „Berl. Aerzte-Corr." zu folge wurde bei den einschlägigen Verhandlungen der Haupt antrag, daß das Zeugniß der Reife eines humanistischen Gym nasiums auch fernerhin alleinige Vorbedingung der Zulassung zu den ärztlichen Prüfungen bleiben solle, mit 6 gegen 5 Stimmen abgelehnt. * Kiel, 6. Mai. AnS Anlaß der Feier der Großjährig keit des Kronprinzen gab heute Mittag die im Hafen liegende Kriegsflotte, sowie der anwesende russische Kreuzer „Pamjat Asowa" einen Salut von 21 Schuß ab. * Kiel, 6. Mai. Das Kieler Konsistorium ordnete die Amtsentlassung des in Disciplinaruntersuchung befind lichen PastorsPetersen in Oxenwatt in Nordschleswig an * Wilhelmshaven, 6. Mai. Zur Feier der Groß- jährigkeitS-Erklärung des Kronprinzen gaben heute Mittag die aus der Rhede liegenden Schiffe und die Salut batterien einen Salut ab. * Wilhelmshaven, 6. Mai. Der englische Fisch dampfer „ZriS" wurde gestern durch das Torpedo- DivisionSboot 0 2 beim Fischfang auf deutschem Gebiet betroffen und eingeschleppt. * Borkum, 6. Mai. Anläßlich deS Beginnes der Legung deS deutsch-amerikanischen Kabels bat die Direktion der Deutsch-Atlantischen Kabelgesellschaft (O. Moll und C. W. Guilleaume) an den Kaiser folgendes Telegramm ge richtet: Er. Majestät dem Kaiser. Berlin. Die unterthänigste Meldung, daß die Leguug des ersten deutsch-amerikanischen Kabels bei herr lichem Wetter begonnen wurde. Die Direction. Hierauf ist folgendes Antworttelegramm eingelaufen: Direktion der Deutsch-Atlantischen Telegraphen - Gesellschaft. Borkum. Se. Majestät der Kais« und König lasten für die Meldung von dem Beginn der Legung deS ersten deutsch-amerikanischen Kabels danken «nd dem bedeutungsvollen Unternehmen glücklichen Fortgang wünschen. Aus Allerhöchsten Befehl v. Lucanus, Geh. Eabineisrath. * Köln, 6. Mai. Aus Anlaß der Großjährigkeits erklärung des deutschen Krpnprinzen prangt die Stadt im Festschmuck. Um 12 Uhr läuteten sämmtliche Glocken deS Domes. Die Torpedoboote gaben einen Salut von 21 Schüssen ab. — Zahlreiche Besucher sind heute aus der Umgebung hier eingetroffen, um die Torpedoboote zu besichtigen. * Köln, 5. Mai. Den Höhepunkt der zu Ehren der von Sr. Majestät hierher gesandten Torpedobootsdivision veranstalteten Festlichkeiten bildete der heute Abend um 8 Uhr in den Räumen deS Gürzenich veranstaltete FestcommerS. Der große Saal des Gürzenich und der Börsen saal waren dicht gefüllt. In beiden Sälen spielten Militärkapellen. Beigeordneter Piecq eröffnete den CommerS mit einer Ansprache, in der er auf die Worte Sr. Majestät deS Kaisers bei seiner - Anwesenheit im Jahre 1897 Bezug nahm: „rmvigaro uecesoe sst" und auf forderte, Sr. Majestät dem Kaiser durch Dick und Dünn zu folgen, der nur die Wohlfahrt seines Volkes im Auge habe. Redner erinnerte besonder« an den bedeutungsvollen Tag der GroßjährigkeitSerklärung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen und schloß mit den innigsten Wünschen für Se. Majestät den Kaiser und daS Kaiserliche HauS und einem Hoch, in daS die Anwesenden begeistert einstimmten. Die Versammlung sandte Huldigungstelegramme an Se. Majestät den Kaiser und Se. Kaiserliche Hoheit den Kron prinzen. Das Telegramm an den Kaiser lautete: „Ueber tausend Bürger der lebensfrohen Hansestadt Köln mit den Officieren und Mannschaften von Sr. Majestät Torpedobooten der Rheindivision, zum FesteStrunk vereint, huldigen jubelnd ihrem Kaiser als dem Bannerträger, der mit starker Hand die stolze deutsche Flagge hinauSträgt über die Meere, zur Ehre und zum Segen des deutschen Volke«". Ia der Depesche an den Kronprinzen brachte die Versamm lung ihre ehrfurchtsvollen Glückwünsche zu dem morgigen bedeutungsvollen Tage dar. Der Kölner Mannergesangverein trug durch Vorträge zur Verschönerung de« ia gehobenster Stimmung glänzend verlaufenen Feste« bei. * Tobur-, 6. Mai. Herzog Alfred ist heute Nach mittag zu einer dreiwöchigen Cur nach Herkule-bad abgereist. * Wien, 5. Mai. Die Session der Landtage wurde mit begeisterten Hochrufen auf den Kaiser geschloffen. Der niederösterreichische und der böhmische Landtag wurden nur vertagt. * Wien, k. Mai. (Bon einem Privat-Corrrspondenten.) Die „Neue Freie Presse" meldet: Die Regierung wird am kommenden Dienstag dem Abgeordnetenhaus« die Sprachen- grsetz« für Böhmen und Mähren und eine Vorlage über die Schaffung von Kreisämtern und Kreisen in Böhmen unterbreiten. E« sollen zehn Kreise geschaffen werden, fünf tschechische, drei deutsche und zwei gemischt«. Durch da« Gprachrngesetz für Böhmeu wird di« nationale Abgrenzung d«rchg«führt. Di« innere tschechisch« Amtssprache ist ia Böhme» für di« tschechischen Bezirke, in Mähren thiilweis« zugestanden worden. Die Regierung wird ferner vom ReichSrathe ein sechsmonatliches Budgetprovisorium be- ansprucken. * Wien, 6. Mai. Die „N. Fr. Pr." meldet aus Linz: Der deutsche Fortschrittsclub des oberösterreichischen Landtages hat folgendes Telegramm an den Kaiser Franz Joses in Berlin gerichtet: Der deutsche Fortschrittsclub des oberöster reichischen Landtages legt Euerer Majestät, dem Hüter und Schützer des österreichisch-deutschen Bündnisses, seine unter- thänigste und treu ergebenste Huldigung zu Füßen und ist stolz auf die Sympathie-Kundgebungen, mit welchen Eure Kaiserliche und Königliche Majestät in dem verbrüderten deutschen Reiche und dessen Hauptstadt empfangen wurden. * P est, 6. Mai. Die Morgenblätter besprechen die heutige Feier der Großjährigkeitserklärung des deutschen Kronprinzen. Der „Pester Lloyd" schreibt: Das Familienfest, welches aus Anlaß der Großjährigkeits erklärung des deutschen Kronprinzen im Hohenzollernhause statt findet, ist zu einer spontanen internationalen Feier geworden. Das ganze deutsche Volk, alle deutschen Staaten nehmen innigen freudigen Antheil an dem Acte. Der Kaiser und König Franz Josef, der erlauchte Pathe des Pronprinzen Wilhelm, und der Kronprinz von Italien sind gekommen, um die „unverbrüchliche" Freundschaft zwischen den drei Häusern: Hohenzollern, Habs burg und Savoyen zu manifestiren. Aber auch Repräsentanten aller monarchischen Staaten Europas, ferner der Gesandte Chinas und die Botschafter von Nordamerika und Frankreich, sowie der Gesandte der Schweiz befinden sich unter den Glück wünschenden. Das ist eine imposante, erhebende Kundgebung der Welt, eine einhellige Anerkennung der Politik Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II., des Förderers und Freundes des Völkerfriedens, eine erfreuliche Anerkennung auch der Friedens tendenzen des so häufig verhöhnten und falsch „kritisirten" Drei bundes. Dem jugendlichen Prinzen Wilhelm zeigt diese Kund gebung eindringlich, welch hoher Rang, Dank der weisen voraus sehenden Politik seines kaiserlichen Vaters, Deutschland im Kreise der Mächte einnimmt. Das soll ihn nicht nur mit Stolz und freudiger Zufriedenheit erfüllen, sondern ihm auch ein Pro gramm für die Zukunft bilden. Zu dem Familienfeste im Hohenzollernhause ergingen von Seiten des Berliner Hofes keine Einladungen, aus freiem Antriebe reiste unser Monarch dorthin; ihm folgten Vertreter aller Staaten. Sie sehen mit eigenen Augen und hören mit eigenen Ohren, daß die Innigkeit des Dreibundes unwandelbar stark geblieben ist, ja, daß sie durch den Enthusiasmus des Empfanges, welcher unserem Monarchen und dem italienischen Kronprinzen von dem deutschen Volke zu Theil wurde, noch gesteigert werden würde, wenn sie einer Steigerung überhaupt bedurft hätte oder ihrer gar fähig gewesen wäre. Was uns hierzulande besonders erfreut, ist, daß dieses Mal unser Banner einen geltungsstarken Platz erhalten hat. Die roth-weiß-grüne Flagge weht überall da mit, wo die Fahnen Deutschlands, Oesterreichs und Italiens sich «inen. — Die deutschen Blätter sagen, gerade der König von Ungarn sei es diesmal, der Berlin mit seinem Besuche erfreut; sie gedenken in herzlichen Worten des Empfanges, welcher im Jahre 1897 Kaiser Wilhelm in Pest zu Theil geworden, sie rühmen die politischen und militärischen Tugenden der ungarischen Nation und Ungarn erwidert aus vollem Herzen die Begeisterung und die Sympathie für das Bündniß der Fürsten und Völker. — „Magyar Hirlap" sagt: Daß Ungarn den richtigen Platz in Berlin erhalten hat, ist zum großen Theil das Verdienst des Botschafters v. Szoe- gysny. Wenn wir den beiden Monarchen huldigen und am Friedensfesie mit Wonne die Erstarkung des mächtigen Gebäudes des Dreibundes sehen, zollen wir auch unserem Landsmanne für die Erfolge, die uns eine stolze Freude bereiten, unseren Tribut der Dankbarkeit. — Das „Neue Pester Journal" sagt: Kaiser Wilhelm hat die Freundschaft des Kaisers und Königs Franz Josef als das herrlichste Kleinod gefeiert, welches seinem Sohne auf den Lebensweg mitgegeben werd«. Daß dieses Kleinod nie abhanden komme und niemals entwerthet werde, dafür bürgt die Freundschaft der Völker, welche letztere, da ihre Herzen aneinander geschlagen haben, nicht mehr auseinander- zureißen sind. Oesterreich-Ungarn, Deutschland und Italien werden fest zusammenstehen in Glück und Freude, wie in Noth und Gefahr. — „Pesti Naplo" schreibt: Aus dem Familienfeste wurde eine imposante Kundgebung für die Unerschütterlichkeit des Dreibunves. Die Berliner Feierlichkeiten gelten nicht nur der Person unseres Königs, der Ehrfurcht vor dem Repräsen tanten der altdeutschen Dynastie, die Berliner feiern auch den ungarischen König und die ungarische Nation, wir Ungarn werden aber auch für den Dreibund immerdar eintreten. — „Egyetertcs" schreibt: Ave Cäsar! Den thatkräftigen, Willens stärken deutschen Kaiser, den ganzen deutschen Mann begrüßen wir Ungarn! Ave Cäsar! Einziger Monarch unter den mächtigen der Welt, der die Thatsache anerkennt, daß die apostolisch ungarische Krone gleichen Ranges mit der österreichischen Kaiser krone ist. Ave Cäsar! Die ungarischen Tricolorm wehen fröhlich in den Straßen Berlins und begrüßen Dich. Mit unseren Gedanken und wärmster Sympathie weilen wir bei Dir. — „Budapest! Hirlap" führt aus: Ein ergreifender Anblick ist die Feier der mächtigen Weltstadt, aus welcher die Worte deS Kaisers hervorklingen, denen die ganz« Welt lauscht. Aus jedem Athemzugc, aus jedem Worte spricht Liebe, Ehrfurcht und Freundschaft; die verjüngte Kraft, Stäudigkeit und Unerschütter lichkeit d«S Bundes spricht aus demselben und verkündet Europa dessen entscheidenden Werth. * Pest, 5. Mai. Der officiöse „Magyar Nemzet" schreibt: Die gestrigen Trinkspriiche haben die Begegnung der verbündeten Monarchen für Jedermann zu einem Friedensfeste gestempelt. Die deutsche, wie die italienische Nation, wie auch die ungarischen und österreichischen Unter- thanen des Kaisers und Königs Franz Josef zollen den gestrigen Trinksprüchen Beifall. Bei allen hat der Gedanke feste Wurzel gefaßt, daß das Bündniß ihrer Herrscher auch das Bündniß der Nationen sei. Der Dreibund, der so angegriffen und ge schmäht worden ist, erhebt sich damit auf ein hohe« Piedestal und erscheint in glänzendem Lichte vor dem Auge der Nationen. Die gestern verklungenen Toaste werden lange einen Widerhall von weittragender Kraft finden und tiefe Furchen in der öffent lichen Meinung der Nationen graben. * V«reelon», 5. Mai. Al» der hier weilende Minister deS Innern gestern im Teatro del Liceo erschien, wurde er mit Bei fallsrufen begrüßt, in welche sich Zwischenrufe und Pfeifen mischten. Auf Veranlassung deS Generalcapitän» wurde Gen darmerie herbeigerufen, welche die Ordnung wieder herstrllte. Mehrere Personen wurden verhaftet. * Valencia, 5. Mai. In Folge eine! von dem „Progress- de Jativa" veröffentlichten Gedichte- begaben sich 70 Officiere nach Jativa, um Genugthuung zu verlangen. Da sie den Verfasser des Gedichtes nicht antrafen, richteten sie in der Druckerei des Blattes Verheerungen an. Der Generalcapitän hat die Untersuchung über den Vorfall eröffnet. * Rom, 5. Mai. Wie die „Jtalie" meldet, hat der Prinz von Neapel gestern an den König Humbert ein Telegramm gerichtet, in welchem er seiner Genugthuung über die wohlwollende Aufnahme Ausdruck gab, die er bei dem Kaiser Wilhelm, dem Kaiser Franz Josef, den Fürstlichkeiten und der Bevölkerung ge funden. Der deutsche Kaiser richtete an König Humbert gleich falls ein Telegramm, in welchem er dem Könige dafür dankt, daß er den Prinzen von Neapel zu dem Feste der Großjährigkeits erklärung des deutschen Kronprinzen als Vertreter entsandt habe. Der König erwiderte, er nehme im Geiste und mit dem Herzen Theil an dem Feste in der kaiserlichen Familie und sei tief gerührt über den Empfang, der dem Prinzen von Neapel zu Theil ge worden sei. * Moskau, 5. Mai. Der Kaiser besuchte heute Vor mittag da« dem Andenken de« Großfürsten-ThronfolgerS NicolauS gewidmete Lyceum, besichtigte da« Hospital und wohnte daselbst einxm kurzen Gottesdienste bei. Die Kaiserin besuchte das den Namen des 1865 verstorbenen Thronfolgers NicolauS und seiner Braut tragende Asyl für adelige Kinder und hörte deklamatorische Vorträge der Zöglinge an. * Moskau, 6. Mai. Im Alexandersaal des Kreml-Palastes fand gestern ein Prunkmahl statt, zu dem Vertreter der Behörden und des Adels, sowie die Hofchargen und die Gefolge des Kaisers und der Kaiserin geladen waren. Im Laufe des gestrigen Tages statteten der Kaiser und die Kaiserin noch dem Simonskloster einen Besuch ab und besichtigten dasselbe ein gehend. * Petersburg, 6. Mai. In Tschelny (Gouvernement Ufa) brannte ein Getreidespeicher mit Getreide im Werths von 150 000 Rubel nieder. * Washington, 5. Mai. (Meldung des „Reuter'schen BureauS".) Der Senat genehmigte die internationale Uebereinkunft, durch welche die Bestimmungen der Genfer Convention auf den Seekrieg ausgedehnt werden sollen. * Rio -e Janeiro, 6. Mai. Der Präsident der DereinigtenStaatenvonBrasilien richtete an den deutschen Kaiser ein in Uebersetzung wie folgt lautendes Tele gramm: „Ich bitte Euere Majestät, meinen tiefgefühlten Dank zu empfangen für den wohlwollenden Ausdruck der Sympathie, die Euere Majestät mir zu der festlichen Begehung des vierten Jahrhunderttages der Entdeckung Brasiliens gütig bezeugt haben. Ich ergreife mit Vergnügen diese Gelegenheit, um Euerer Majestät die aufrichtigsten Wünsche der Bundesregierung für Euerer Majestät persönliches Glück und für die immer wachsende Wohlfahrt des deutschen Reiches darzubringen." Der Krieg 1« Südafrika. * London, 6. Mai. Feldmarschall Robert- tele- graphirt vom 5. d. M.: Ich bin heute drei Meilen vom Vet- flusse eingetroffen. Die Boeren stehen am anderen Ufer in be trächtlicher Anzahl; wir beschossen den Feind mit unseren Kanonen während drei Stunden, ohne den Uebergang erzwingen zu können, aber die berittene Infanterie Huttson'S umging die Rechte des Feindes und überschritt den Fluß. — Die Division Hamilton verhinderte gestern die Vereinigung zweier Colonnen der Boeren. Die Cavallerie griff die Boeren an, welche flohen, Todte und Berwundete zurücklaffend. Die Brigade Barton war heute nördlich von Ruidam mit dem Feinde im Kampfe begriffen und nahm die Stellung desselben. * London, 6. Mai. (Meldung deS „Reuter'schen BureauS".) In Ergänzung seiner Meldung vom 5. d. M. theilt Feld- marschall Roberts mit: Die Überschreitung deS Vet- flusses durch Hutton erfolgte unter schwerem feindlichen Ge schütz- und Gewehrfeuer. Lord Robert- drückt jedoch die Hoff- nug aus, daß die Verluste der Engländer nicht schwer seien. Während Jan Hamilton Freitag die Vereinigung zweier Boeren- commandos durch eine gut ausgefllhrte Bewegung einer Ab teilung der Household-Cavallrrie, der 12. Lancer- und der Kitchener'schen Reitertruppe verhinderte und den Boeren schwere Verluste zufügte, vertrieb die Brigade Macdonald den Feind aus seiner Stellung auf der rechten Flanke unter Deckung durch Marinegeschütze. Hierbei zeichnete sich das Regiment Black Watch besonders aus. Hamilton rückte gestern über den kleinen Vetfluß. Die Boeren, die der Brigade Barton'S gestern zwei Meilen nördlich von Ruidam gegenüberstanden, hatten eine starke vier englische Meilen lange Stellung inne. Barton'S Truppen marschirten vortrefflich und nahmen einen Bergkamm nach dem anderen. * London, 6. Mai. Dem „Reuter'schen Bureau" wird au« Warrenton vom 5. Mai gemeldet: Die Brigade Barton, bei welcher sich der DivisionSgeneral Hunter befindet, überschritt den Baalfluß bei Windsorto». Die Boeren räumten Windsorton und Klipdam und ziehen nordwärts. Barto» folgt dem Feinde und beschießt ihn kräftig. * Lourenyo Marque», 5. Mai. (Meldung de« „Reuter- schen Bureau«.") Fünfhundert britische Unterthanen, meist Frauen und Kinder, welche da« Gebiet der Süd afrikanischen Republik verlassen mußten, sind hier eingetroffen. * London, 6. Mai. Dem „Reuter'schen Bureau" wird vom heutigen Tage au« Lourrutzo Marque- gemeldet, da- 152 au- Tran-vaal vertriebene britische Unterthanen - gestern Abend dort eingetroffen sind. * London, 5. Mat. Bei dem heutigen Jahresbankett der „Royal Academy", an dem der König von Schweden und Norwegen und der Prinz von Wale» theilnahmen, drückte Lord Salisbury in einer Rede di« Hoffnung au», daß, da der Vor marsch in Südafrika begonnen habe, Mafektng befreit und der Krieg bald beendet werden würde. Verantwortlicher Rebneteur vr. Pen». Kiichlin- in E«tßzf». de« «oflwltsche, »H«tl Adolf «»ttz-edt t»
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