Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189812094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18981209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18981209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-09
- Monat1898-12
- Jahr1898
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1898
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— 1S4 — statt besten hat fie mich nur unentschlossen, und rathloS ge macht, wie einen Schuljungen.- .DaS ist die wunderlichste Sache, mit der ich je zu thun gehabt habe." .Äffen wir die Frage: Wie ist der Schrank geöffnet worden? beiseite. ES bleibt noch genug übrig." „Warum sendet Herr Benoit 40000 Francs nach Paris? Er muß ja wissen, daß man dieser Spur leicht folgen kann. Der hiesige Polizeichef hat auch die französische Polizei davon unterrichtet, und wahrscheinlich ist daS Geld io diesem Augenblick im Besitze drS Polizei-Präfekten, um dem Ggenthümer zurückgeliefert zu werden." .Weshalb sucht er hier nicht abzureisen? Ich Hobe gerade die Nachricht erhalten, daß er vor einer Stunde in seinem Bette verhaftet worden ist und daß der Polizeichef, wie verabredet, uns um 10'/, Uhr erwartet. .Weshalb Netterte ein Mensch durch das Fenster, in der Nacht vom SamStag auf den Sonntag, wenn doch das Geld erst in der folgenden Nacht gestohlen wird?" .Warum hatte Herr Benoit gestern Abend ein st-Ifes Bein und eine Narbe an der Stirne? Daß er dieses bis her verbarg, so daß Du eS gestern morgen nicht bemerktest, ist daS nicht eigenthümlich? Aber weshalb verbarg er es gestern Abend nicht?" „WaS hat eS für eine Bewandtniß mit dem kleinen Handkoffer, den Don Solino mit sich hinauf zu Herrn Benoit trug, als er ihn am Sonntag Bormittag im Hotel besuchte?" Ich hatte Monk nie so aufgeregt gesehen. Der un erwartete Widerstand, der seinem Denken entgegeutrat, hatte ihn augenscheinlich mehr gereizt, als Jemand ahnen sollte. .WaS den letzten Umstand betrifft, so erscheint er mir nicht so wichtig," antwortete ich, daß Du Dir damit den Kopf zerbrechen mußt, wenn, wie Du selber sagst, in dieser Angelegenheit doch so viele andere unaufgeklärte Umstände vorhanden find." »Ich pflege immer mit den mehr oder weniger merk würdigen Kleinigkeiten zu beginnen," war Monks schnelle Antwort, »denn wenn eS mir gelingt, die kleinen Knoten zu lösen, so fallen oft die großen von selbst auseinander gleich einer Schnur, die in Unordnung gekommen» ist. Aber hier, hier, wo ich die kleinen Knoten gelöst zu haben glaube, kommt die Schnur gleichwohl nicht in Ordnung. Ich fange an, zu fürchten, daß ich fie unrichtig gelöst habe und wieder von vorne beginnen muß. .Aber eS lohnt sich nicht, diese- unnütze Gespräch weitrrzusühren. Wir wollen zum Polizei-Bureau gehen." .Ich hoffe nun, daß Herr Benoit im Aerger und in der Erbitterung darüber, erwischt worden zu sein, sich jeden falls so viel verschwatzen wird, daß man Gelegenheit erhält, auch den elektrische» Künstler zu verhaften. Aber sei über zeugt davon, daß unser vorsichtiger Polizeichef dieses »ich ohne schwerwiegenden Grund thut!" .Ich fürchte," fuhr Monk fort, als wir über den Markt und durch die Möllergaden nach dem Polizei-Bureau schritte», .daß ich heute meine letzte Karte in diesem Spiel auSsptelen muß. Gelingt mir der Stich nicht, so ist das Spiel verloren." Wir wurden sogleich in daS Eontor drS Polizeichess geführt. Er beantwortete unfern Gruß wohlwollend, ersuchte uns Platz zu nehmen und reichte unS daun mit einem eigrnthüm- lichrn Lächeln und ohne wettere Bemerkung ein Papier. Monk nah« eS, laS eS schnell durch und reichte eS dann mir. .DaS war es, wo- ich ahnte. Er ist schlauer als wir!" Ich nahm verwundert das Papier auS seiner Hand. ES war ein Telegramm auS Paris an den Polizeichef in Christiania und lautete: Wir widerrufen hiermit unser telegraphisches Gesuch von gestern um Verhaftung des Jean Marie Benoit. Er hat gestern durch seine Schwester Madame Barutel den Betrag zurückbezahlen kaffen, den er unter dem IS. d. seinem damaligen Prinzipal, Herrn Bernard, gestohlen hat, weshalb derselbe die Anzeige zinückzieht. .Wie Sie sehen, meine Herren," sagte der Polizeichef, .Hobe ich keinen Grund, Herrn Benoit festzuhalten. Ich erhielt dieses Telegramm vor einer halben Stunde, habe je doch die Freilassung verschoben, um vorher ihre Ansicht in dieser Sache zu vernehmen, Herr Monk. .Können Sie ausreichende Beweise beibringen, daß Herr Benoit den Bankdirbstahl bei Herrn Wendel verübt oder an demselben theilgenommen hat, oder find Sie imstande, andere Umstände anzuführen, die stark gegen.ihn sprechen, so werde ich ihn aus diesem Grunde wahrscheinlich nochmal verhaften lassen." .Aber können Sie nichts anders anführen, als WaS Sie mir gestern mitgetheilt haben, so sehe ich mich nicht als berechtigt an, um etwas gegen Herrn Benoit zu unternehmen." .Ich will hinzufügen, daß ich seit unserm gestrigen Gespräch durch meine Untergebenen die Sache Hobe unter suchen kaffen, wodurch die Ausschlüffe, die Sie, Herr Monk, gegeben haben, bestätigt worden find, ohne daß gleichzeitig etwas Neues in der Sache festgestrllt worden ist!" .Herr Polizeichef," antwortete Monk, der bei dm letzten Worten eifrig damit beschäftigt war, etwas auf ein Stück Papier zu schreiben, .ich bin überzeugt davnn, daß Herr Benoit in Gemeinschaft mit einem gewissen Jongleur der gegenwärtig im Tivoli unter dem Namen Don Leporello Salino auskitt, dm Diebstahl bei Bankier Wendel verübt hat. Mein Freund und ich hoben gestern Bruchstücke eines Gesprächs zwischen diesen Personen aufgeschnoppt, und diese Bruchstücke bestärken mich in meiner Ueberzeugnng. Doch muß ich gestehen, daß ich gegenwärtig keinen positiven Beweis für ihre Schuld beibringen kann. Wollen Sie mir zwei Dinge zugeben: Fürs erste, daß ich durch meinen Freund diesem Herrn Benoit in Ihrer Gegenwart einige Fragen vorlegen lasse, ehe er in Freiheit gesetzt wird? Und ferner, daß in Don Salino- Wohnung eine Untersuchung vorgenommm wird?" .DaS erste gestatte ich gern," war die Antwort deS Polizeichess; .was das letztere bekifft, so kann ich kein be stimmtes Versprechen geben." .Gut, ich werde mich bis auf Weitere- mit dem Ersten begnügen. Hier sind die Fragen ausgezeichnet. Wollen Sie sie durchlesen, Herr Polizeichef, bevor ich sie meinem Freunde übergebe, der den Dolmetscher spielt?" Der Chef nahm das Papier, daS Monk ihm rctchte, laS es durch und überlieferte eS dann mir. .Hier, bitte! Die erste Frage ist die gleiche, die ich sibst stellen wollte, und was die andern anbekifft, so kann ich deren Zweck nicht recht begreifen; aber wmn Sie glauben, damit nützen zu können, so will ich mich nicht widersetzen." „Sie, mein Herr, sind also mein Dolmetscher und richten an Herrn Benoit die Fragen, die hier ausgeschrieben stehen." Ich setzte mich an den Tisch zur Linken des Polizei chefs. Monk ließ sich rin wenig abseits auf einem Stuhl nieder, und Herr Benoit wurde von einem Polizeibeamten herri«geführt. . — 1S5 — .Ich bin von dem Herrn Polizeichef in Christian!», der dort fitzt, bevollmächtigt worden, einige Fragen an Sie zu stellen," begann ich. Der Fremde setzte sich auf einen Stuhl, der ihm von dem Polizeibeamten hingestellt wurde. Sein Gesicht war ruhig, aber die Augen schweiften umher, wie bei Jemandem, der auf seiner Hut ist. „Welches ist Ihr Name und Geburtsort?" .Jean Marie Beyoit, geboren in Marseille!" „Man hat Sie auf Ansuchen deS Pariser Polizei- Präfekten verhaftet, well Sie im Verdacht stehen, Ihrem Prinzipal 40000 Francs gestohlen zu haben!" „Die Summe, die sie erwähnen, war nur ein Aalehen von meiner Seite und ist bereits zurückbezahlt an meinen damaligen Prinzipal. Fch bin durch ein Telegramm auS Paris davon unterrichtet, daß Befehl zu meiner Freilassung ertheilt worden ist, und ich werde mir daher erlauben, mich zurückzuziehen, da ich heute Vormittag abzureifen beabsichtige." „Zuerst müssen Sie so freundlich sein und einige Fragen beantworten. Bis diese- gethan ist. können Sie nicht abreisen." „Ich begreife nicht, meine Herren, mitIwelchem Recht Sie mich hier zurückhalten; aber wenn ich den Herren zu Diensten sein kann, so will ich beantworten, was mir mög lich ist." .Kennen Sie Don Leporello Salino?" Die Frage kam plötzlich, and er schien zuerst geneigt zu sein, sie ablehnend zu beanttvorteu, sich aber dann zu besinnen. „Ja, ich habe ihn in Paris gekosten und ihn auch hier gesehen!" „Ist er ein tüchtiger Elektriker und Photograph?" „Ja, soviel ich aus seinen Leistungen auf der Bühne habe sehen können; ober " „Nur noch eine Frage: Haben Sie sich selbst seiner Fertigkeit als Elektriker und Photograph hier in Christian!» bedient?" „Ich verstehe nicht " „Gut, wollen Sie hier mit Ihrem Namen die von Ihnen gegebenen Antworten unterzeichnen, die ich auf diesem Papier notirt habe?" Er zögerte eine Sekunde oder zwei, wie um zu über legen, und sein Blick schweifte unruhig umher. Endlich schien er einen Entschluß gefaßt zu haben; er näherte sich rasch dem Tische. , „Ich thue Alles, waS Sie wünschen, meine Herren, verlange aber dafür, daß Sie mich nicht so lange aufhalten daß ich den Zug versäume!" Er ergriff die Feder, neigte sich über den Tisch und schrieb seinen Namen, ohne zu lesen, was darüber stand. Monk hatte sich unterdessen erhoben und hinter Herrn Benoit gestellt. Sein Blick folgte mit lebhaftem Interesse der Hand de- Schreibenden. Herr Benoit richtete sich auf, um vom Tisch zurückzu- keten. Da stellt sich ihm Monk plötzlich gegenüber, zeigt mit dem Zeigefinger nach der Schläfe deS ManneS und ruft: „Herr Benoit, Sie verlieren ihr Pflaster!" DaS Gesicht deS Franzosen wurde blutroth, und seine Hand fuhr tastend unter das dichte Haar, das über die Narbe au der Schläfe herabfiel. MonkS Französisch war nicht daS beste gewesen, aber doch hinreichend deutlich. , „WaS meinen Sie, mein Herr?" stammelte der Fran zose, und seine Gesichtsfarbe veränderte sich von Roch in Grau, während er schnell di« Hand zurückzog. Da trat Monk rasch auf ihn zu, sich« urit sei»« Haud unter daS Haar d«S Franzos«, und als er fie wird« zurück zog, hielt er ein« lang«, roth« Pflafierstretf« zwischen den Händen. Die Narbe war von Herrn B«oitS Schläfe vnschwund«. „Sie hab« vergess«, sich zu üben, um Hom» Bruoit» Nam« zu schreib«!" rief er. „Will man den Nam« eine» Ander» trag«, so sollte man auch darauf bedacht sein, dies« Na»»« einigenwchn» gewandt schreib« zu können!" Der Franzose sank todteublaß auf ein« Stuhl. Auf ein« Wink deS Polizeichef» führte der Polizeibe- amte ihn hinaus. „Geben Sie gut acht auf ihn; er soll als Arrestant be handelt werd«!" „DaS war mein letzter Trumpf, und ich glaube, daß eS ein glücklicher ist," sagte Monk. „Ich muß gestehen." antwortete der Polizeichef, „daß ich noch allzu verwundert bin, al» daß ich Alk» begreif« könnte. Ich begreife, daß der Mensch, der n»S fort« ver ließ, nicht Herr Benoit war; aber was ich nicht begreife, das ist, warum ein Mann sich als Dieb auSgeb« med da» Raub zurückllefern sollte!" „Wenn Herr Duval," antwortete Monk ernst, „sich für den Dieb Benoit auSgiebt, daun geschicht e», um noch etwa» Schlimmere- zu verberg«." .Herr Benoit hat sein« Prinzipal bestohl«; aber wenn ich nicht irre, daun hat Herr Duval — da« die» Iß der wirkliche Name de» Herrn — nicht allein Hom» Benoit» Beute und Nam«, sondern auch dessen Leb« gen»«»«. „Run, Herr Polizeichef, ich hoffe, daß Sie nicht» gegen eine Haussuchung bei dem spanisch« Hofkünstler einzu wenden hab«!" Der Polizeichef und ich schaudert«. Wmn wir an die totdmäholiche Bläffe dacht«, die da» Gesicht de» Franzos« bedeckte, als er abgeführt Wurde, ohne eia« Laut über seine Lipp« briog« zu Vnu«, da verstanden wir, daß MonkS Verdacht sicher nur zu be gründet war. „Ich will Don Salino sogleich verhaft« lass«, und wenn Sie eS wünsch«, Herr Monk, so van« fie bei der Haussuchung zugegen sein. Ich telegraphire sofort an die Pariser Polizei und i Helle ihr den Sttmd der Angelegen heit« mit." „UebrigeuS würde ich Ihn«, mein« Herr«, sehr ver bunden sein, wenn Sie abend» 7 Uhr hier erschein« könnten. Bis dahin wir vielleicht die Antwort au» Pari» da sei», und ich werde vielleicht die beiden Ausländer »erhärt hick«. Bo» nun an nimmt, wie Sie sch«, die Polizei die Sache in die Hand!" „Nur noch eine», Herr Polizeichef," sagte Monk, „er lauben Sie, daß ich die Polizeibeamten ersuche, welche die Haussuchung bet Herrn Duval und Don Salino vornehm« soll«, daß Sie etwa» von dem Elgeuthum de» legier« «tb- b ringen, da» mein Freund Ihn« näher beschreib« wird?" Ich starrte ihn verwundert an: „Ich beschreib«? Wal ist denn da zu beschreib«?" „Wahrscheinlich hat Don Salino zur Unterstützung seiner Gauklerkünste rin oder mehrere elektrische Akkuwwul»' wr«. Diese möchte ich gerne seh«. Wen» Du, Fredrik da Du in der Technik bester bewandert bist, al» ich, d« Polizeibeamten die Einrichtung solcher Apparate beschreib« würdest, so könnt« wir uu» da» Mitgeh« erspar«." . .Nicht» leichter al» da»," antworkte ich, »ein Akk»«» lator bestcht einfach au» eiueu» Käst«, iu wäche» —"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite