Menschen die Kunstausstellungen besucht, ein wie viel kleinerer Teil Bilder kauft, so begreift man, daß auch ohne die Tatsache sicheren Absatzes und materiellen Gewinnes selbst anerkannte Größen sich der Plakatkunst zuwandten, von der sie wissen, daß Äunderttausende, ja Millionen die Reproduktionen zu Gesicht bekommen, über sie diskutieren, sich an ihnen freuen oder ärgern. Zwar ist es ja gewiß nicht angenehm, stofflich so stark gebunden zu sein — und was für Stoffe binden hier des Malers Phan tasie! Auch das Anterbringen des leidigen Textes fällt nicht immer leicht und macht zuweilen sogar schweres Kopfzerbrechen. Aus dieser Verzweiflung entspringt gewiß häufig der vielen Plakaten, besonders wenn es sich um sehr irdische Objekte handelt, eigene, beißende Galgenhumor, der ein wesentliches Charak teristikum der Plakatkunst ist und gerade dem Volke sonderlich behagt. Daneben wird viel Ernstes und Würdiges geschaffen: man denke nur an die Plakate für die Kunstausstellungen, für das Theater usw. So ist nach und nach das Plakat ein Gegenstand allgemeinen Interesses, ein Stück Volkskunst und Tagesgespräch geworden. Jedes Schützen-, Sänger- und Turnfest, jedes Pferde-, Velo- und Autorennen, jede landwirtschaftliche, gewerbliche und industrielle s 65