ZUR METHODOLOGIE DER WIRTSCHAFTSGESCHICHTE Von Alfons Dopsch. Die Wirtschaftsgeschichte hat in den letzten fünfzig Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen. Nicht nur ihrem Umfang und ihrer Ausdehnung nach, daß die Zahl der auf diesem Gebiete erschienenen Bücher und Abhandlungen sehr beträchtlich ge stiegen ist, daß sie immer neue Zweige des Wirtschaftslebens ein bezogen hat, — unzweifelhaft groß sind auch die Fortschritte in der Ausbildung der Methodik selbst. Das lehrt ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung der Wirt schaftsgeschichte besonders in Deutschland. Praktiker haben sie begründet: Justus Möser und K. G. Anton. Für ersteren dienten die Agrarverhältnisse seiner Osnabrückschen Heimat, wie er sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor sich sah, als Ausgangspunkt, und er meinte, daraus die ältesten Formen der germanischen Wirtschaft unmittelbar ablesen zu können. 1 ) K. G. Antons ,,Geschichte der Teutschen Landwirtschaft" (1799) will „gleichsam die Archäologie unserer Landwirtschaft" bieten, welch letztere ihm praktisch vertraut war. Wir finden mitunter ganz brauchbare Beobachtungen, die auch an den Quellen gemacht werden. Aber eine Kritik dieser ging ihm noch völlig ab. Er ließ sich vielmehr von den allgemeinen Anschauungen über die freien „Teutschen“, die noch immer roh dahinlebten und sich nur um Jagd und Krieg kümmerten, doch im ganzen leiten. Er glaubte noch an eine alte Verfassung, in der alles Gemeingut war, und wollte aus dieser die spätere Entwicklung als Überrest erklären. Freilich hat Antons Werk auf die Wissenschaft in der Folge nur wenig Wirkungen ausgeübt. Entscheidend für die weitere Ent- 1) Vgl. über ihn jetzt K. Brandi, Der deutsche Staatsgedanke 1,3,1921: Ein leitung.