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Die Kultur der Reklame
- Bandzählung
- 2.1920, Nr. 6, Juni
- Erscheinungsdatum
- 1920
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 31.4.68-11.1920
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Gebrauchs- und Reklamegrafik 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id481648259-192000600
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id481648259-19200060
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-481648259-19200060
- Bemerkung
- Enthalten in: Das Plakat : Zeitschrift des Vereins der Plakatfreunde e.V., Jg. 11.1920, H.6. Juni
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Reklameflächen im Bauentwurf
- Autor
- Paulsen, Friedrich
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Die Kultur der Reklame
- Autor
- Links
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WV!VVWWM!VMM!!!V!!!!!!IVVVVV Wand. Doch wird dazu im verarmten Deutschland seltener Gelegenheit sein. Grundsatz ist im Gegensatz zu der bislang fast allgemein verbreiteten Form der Werbezeichen, daß die Wand selbst Träger der Schrift ist und nicht eine angehängte Platte oder Tafel. Hat man freie Mauerflächen nicht zur Verfügung, so bleibt die Möglichkeit, das Werbezeichen nach Art der alten Handwerks- oder Innungszeichen, der Wirts haus- und Postschilder senkrecht zur Wandfläche herauszu stecken in den Straßenraum hinein. Oie eigentliche Lösung liegt aber doch wohl darin, die Werbeflächen in den Entwurf des Hauses von vornherein einzubeziehen. Die Möglichkeiten dafür sind auch bei sehr starkem Überwiegen der Fenster noch gegeben. Als man das HauS mit einer Wand gegen die Straße abschloß und in dieser Wand Fenster aussparte, mag man nicht selten die für nötig gehaltene Breite der Pfeiler unter das Maß beschränkt haben, das dem Besitzer des Hauses erwünscht war. Nach dem man aber schmale Pfeiler an die Stelle der Wand gesetzt hat und man diese auch noch ohne Schwierigkeit um ein Meter oder mehrzurückrücken kann,ist die Möglichkeit gegeben, die ganze Vorderseite aus Glas zu machen. Die einzelnen Scheiben brauchen nur durch daumenbreite Metallstreifen getrennt zu werden. Das Tietzsche Warenhaus in der Leipziger Straße zu Berlin zeigt eine solche Schauseite. Das oben erwähnte Wertheimsche zeigt zwar noch steinerne Pfeiler, aber keine künstlerisch mitsprechenden Fensterbrüstungen. Das Lichtbedürfnis zwingt keineswegs zu solchen Anlagen, wie man an den gegen die Fenster gestellten Holzwänden, Negalen und dergleichen sieht. Noch weniger ist die übertriebene Be schränkung der Fensierpfeiler und Brüstungen bei solchen Häusern sachlich begründet, die irgend welchen anderen Zwecken dienen und darum in Zimmer geteilt sind. Dann sind immer Zwischenpfeiler von rund einem Meter Äreite (meistens mehr!) zweckmäßig. Auch die Brüstungen werden nur sehr selten aus sachlichen Gründen niedriger als etwa 4,20 bis 4,40 m zu sein brauchen. Nimmt man nun den Pfeiler abstand mit etwa 3,60 m an, was z. Ä. für Arbeitszimmer, Bürohäuser und dergleichen bequem ist, und die Geschoß höhe ebenfalls mit etwa 3,60 m, so erhält man Fenster von vielleicht 2,50 m Äreite und 2,20 m Höhe. Oie Fenster können Teilungspfeiler von vielleicht 25 Zentimetern haben. Die geschlossene Mauerfläche ist dann immer noch größer als die Fensterfläche (rund 7,5:5,5). Diese Fläche reicht für weitgehende Äemalung aus, wenn man schon beim Entwurf der Schauseite auf die Äemalung Nücksicht nimmt. Man darf allerdings nicht etwa eine Nenaissanceteilung auf die Wand setzen und dann die Schristtafeln in die freien Flächen ein klemmen, womöglich gar die Friese mit Gewalt ausdehnen wollen. Vielleicht muß man sich — wenn man nicht auf Kunst formen verzichtet, was wohl auch angeht — eine Nahmen- architektur einrichten. Freilich ist das eine Aufgabe, die Sicher heit des künstlerischen Ausdrucks erheischt und mit dem, was man so landläufig gelernt hat, nicht zu lösen ist. Die Auf gabe ist besonders dann nicht leicht, wenn innerlich wider strebende Forderungen aufgestellt werden, wenn z. Ä. sehr breite Fenster, also schmale Pfeiler und doch kräftig hervor ragende Werbezeichen verlangt werden, womöglich gar solche, die durch gemalte Schatten nur den Schein kräftiger Aus ladung vortäuschen. Will man die Mauerfläche zwischen den Fenstern zu Werbeschriften und Bildern ausnutzen, so muß fie sich damit begnügen, Schreibfläche zu sein. Dann kann man sie aller dings auch gänzlich als solche benutzen. Denn es macht nichts aus — soweit diese Frage künstlerisch zu behandeln ist — ob geschichtliche oder sagenhafte Vorkommnisse in Äild und Schrift dargestellt werden wie an manchem Hause der Re naissance (Augsburg, ülm, München, Äasel, Stein a. Nh., Murnau usw.) oder ob höchst geschäftliche Dinge abgebildet werden. Wo und wie ein Wappen, eine Muttergottes, ein Hoheitszeichen ehemals an einem Hause saßen, wie man noch vor hundert Zähren den Mohren mit der Tabakspfeife oder den Kaffeebaum an ein Haus setzte, in dem ein Kolonial warenhandel betrieben wurde, so kann auch ein Werbezeichen angebracht werden. Aber viel mehr als diese alten Mittel gibt es auch nicht. Zu dieser Erkenntnis ist man erst nach zahllosen Versuchen mit unerfreulichem Ergebnis gekommen. Neuerdings sieht man immer häufiger ein durchgreifendes Mittel: Vor das ganze Haus wird ein Nahmenwerk aus möglichst schmalen Latten gesetzt. Die Öffnungen zwischen den Latten werden vor den Mauerlöchern mit durchsichtigem Glas, vor den Mauern mit schwarz lackiertem Glas ge schlossen. Auf dieses werden nun Schriften gekittet. Daß mit so plumpen Mitteln eine künstlerische Wirkung nicht erzielt wird, sollte der Betonung nicht bedürfen. Trotzdem ist der Grundgedanke gesund. Nur bedingt er, daß auch die oberen Geschosse lediglich als Abschluß des Hauses, nicht als tragen der Teil, womöglich gar mit Säulen, Pfeilern, Gesimsen und andern Bauteilen auögestattet werden. Vielmehr müssen die Zierformen, die einer Zeltwand angemessen wären, hier verwendet werden, man muß das Tragen der Wand in ihrem künstlerischen Ausdruck verneinen. Oie Kunstmittel sind nun zu suchen. Vorbilder gibt es aber auch genug. Die Baukunst Venedigs zeigt mehrereÄeispiele, dieÄekleidung mitMarmor oder Fliesen weisen. Auch die Durchführung hölzerner oder metallener Nahmen über die ganze Schauseite kommt in Frage. Es könnte für einen erfindungsreichen Äaukünstler sogar eine reizvolle Aufgabe sein, ein Haus unter der Be dingung durchzubilden, daß die gesamte Schauseite in ein Nahmenwerk aufzulösen ist, dessen Felder beschrieben werden sollen, soweit sie nicht als Fenster dienen.
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