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Die Kultur der Reklame
- Bandzählung
- 2.1920, Nr. 6, Juni
- Erscheinungsdatum
- 1920
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 31.4.68-11.1920
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Gebrauchs- und Reklamegrafik 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id481648259-192000600
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id481648259-19200060
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-481648259-19200060
- Bemerkung
- Enthalten in: Das Plakat : Zeitschrift des Vereins der Plakatfreunde e.V., Jg. 11.1920, H.6. Juni
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Die Bewußtseinswirkung der künstlerischen Werbemittel
- Autor
- Schulte, Robert Werner
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Die Kultur der Reklame
- Autor
- Links
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Oie Bewußiseinswirkung der künstlerischen Werbemittel Don Or.Dobert Werner Schulte, Charlottenburg. Seitdem die Werbelehre zu einer Wissenschaft geworden ist, seit dem sie gelernt hat, Werbung und Wirkung auf die Grundlage neu- zeitlicherVersuchsforschung zu stellen, darf sie einenplah beanspruchen imBereich menschlicherOaseinspflege. Der in ihr beschlossene Zweck gedanke, um die Gunst der Menge zu werben und Ruf und Fang hinauszuwerfen in die Welt, wird zwar stets in ihr lebendig sein und ihr Grund und Festigung verleihen; aber der Werbeleiter, der Blick und Sinn hat für seine besondere Sendung, wird dann und wann sich bewußt werden seiner höheren Möglichkeiten und Schöpfungen. Unsere heutige Gesellschaft - und nicht nur die kunstwissenschaftlich gebildete - nimmt teil an dem Emporstreben der deutschen Werbe kunst, und so mag es sich häufig ereignen, daß ein guter und zweck dienlicher Anschlag inniger in Herz und Persönlichkeit der Masse ein dringt als das auö reiner Freude am Gestalten geschaffene Werk des bildenden Künstlers. Freilich, - der Kaufmann wird da Einspruch erheben und von Kunsterziehung nur dann etwas wissen wollen, wenn sie seinen Zwecken dient: gesteigertem Absatz der Ware. Dazu ist ihm - und von seinem Standpunkte aus durchaus mit Recht - jedes Mittel will kommen und brauchbar; und wenn er die Seelforschung als Be raterin für seine Feldzüge heranzieht, so wird er bei der Untersuchung derBewußtseinswirkung seiner Werbefirmen.auch an dem Häßlichen, Abstoßenden und Unschönen nicht vorübergehen. Oie Erregung der Aufmerksamkeit, die Erhöhung der Leichtigkeit der Aufnahme, die Steigerung des GedächtniS-Ruhwertes und endlich die Herbeiführung des Kaufentschlusses werden ihm daher in erster Linie Mittel und Wege weisen, jenes Ziel zunehmender Verkaufsmöglichkeiten zu er reichen. Und in der Tat ist auch die Hilfe, die ihm die Bewußtseins wissenschaft neuerdings durch ihre streng erfahrungsgemäße Versuchsforschung an die Hand gibt, in erster Linie dazu berufen, die eben genannten seelischen Erlebnisse in ihrer Wirksamkeit sauber nach Zahl und Maß zu bestimmen und ferner durch eine dauernde Prüfung des Erfolges die Berechtigung derartiger Untersuchungen nachzuweisen. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß auf dem Gebiete der Werbekunst die Verhältnisse zunächst anders liegen. Dürfen wir denn überhaupt von einer künstlerischen Wirkung der Werbemittel reden, wo doch die eigennützige Zweckbesiimmcheit der Etreuformen so fern zu liegen scheint von den reinen Gefilden urheiliger Freude am Schönen? Kant, der greise Königsberger Denker, würde gar mißbilligend sein Haupt schütteln und auf die Satzungen menschlicher Urteilskraft verweisen, die uns das Schöne und Erhabene mit interesselosem Wohlgefallen betrachten läßt. Aber schon die neuere Kunstwissenschaft wird ihn belehren, daß der künstlerische Wert nicht etwa „jenseits der Erfahrung" in einem Reich wirklichkeits fremder Hochgedanken liegt, sondern daß erst wir selbst die in dem Kunstwerk ruhenden Werte ihm entschöpfen oder einfügen. Jene gegenständliche Kunstbetrachtung wird also zwar für den in einem Umkreis reiner Gestaltungen lebenden Weltweisen Bedeutung besitzen; für uns mit Wahrnehmung und Vorstellung, Gefühl und Willen begabten Menschen aber wird sich die Forderung ergeben, das künst lerische Anschauen, Genießen, Gefallen undUrteilen auf die Wertun gen unserer eigenen Seele zurückzuführen. Oie Kunstwissenschaft darf für die Werbelehre deshalb nicht aus allgemeinen Ansichten abgeleitete Vorschriften und Regeln geben, sondern sie wird unter Zuhilfenahme der seelischen Wirkung der einzelnen Kunftformen eine Beschreibung und Erklärung der Tatsachen vornehmen. Allerdings, wenn wir erst die Bedingungen zur Erzeugung eines Eindruckes auf unseren Schönheitssinn kennen, dann wird sich aus der Einsicht in die Ursachgesetze der Kunst eine Reihe von Forderungen^rgcbcn, denen sich der Werbekünsiler mit Vorteil unterwerfen wird. Für die Werbelehre kommt' nun die Untersuchung des künstleri schen Schaffens gar nicht in Frage; um so wichtiger ist die Er forschung des künstlerischen Genießens und Urteilens. Dieses kunstcrlebende Gefallen und Werten wurde von der Seelenlehre früher allein durch die Mittel der Selbsiwahrnehmung und Selbst beobachtung erfaßt, bis sich besonders seit den verheißungsvollen Anfängen einer auf das Seelische und den Versuch gegründeten Kunstwissenschaft durch Gustav Theodor Fechner die Forderung erhob, diese Zergliederung aufzubauen auf den Erfahrungen der Wissenschaft von den Zusammenhängen der menschlichen Sinnes- tätigkeit mit den höheren seelischen Fähigkeiten und sich insbesondere des wertvollen Hilfsmittels einer geregelten und reinlichen Versuchs- forschung zu bedienen. Oie Ergebnisse dieser Untersuchungen wird auch der Wcrbefachmann bei seinen Beratungen mit dem ausführen den Künstler immer wieder heranzuziehen haben. ES kann nicht unsere Absicht sein, hier alle die Einzelrichtungen innerhalb einer derartigen aufSeelwirkung gegründeten Kunst lehre an uns vorbeiziehen zu lassen. Aber auf einen wichtigen Unter schied wird man doch zurückgreifen müssen: entweder kann nämlich das künstlerische Gefallen hervorgerufen sein durch Vorstellungen oder ähnliche mehr oder weniger verstandesmäßige Teilbedingungen, oder aber das Kunstverständnis kann sich gründen auf ein in den Lichtkreis des Bewußtseins tretendes Schönheitsgefühl. Da werden auch wir uns der Tatsache nicht verschließen können, daß wir es aus dem Gebiete des künstlerischen GenießenS und der Anschauung von Kunstformen vorzugsweise mit solchen Erlebnissen zu tun haben, die in uns Gefühle oder Stimmungen Hervorrufen. Ob man dabei - wie eS die Engländer des 47. und 48. Jahrhunderts getan haben - einen angeborenen Schönheitssinn annimmt oder aber innerhalb deSGe- fühlSbereicheS dem künstlerischen Gefallen eine besondere Stellung zu schreibt (Fechner u. a.) oder unter dem künstlerischen Genießen eine eigen tümliche gefühlsbetonte Art der Anschauung oder Wahrnehmung ver sieht (Wundt,Eiebeck) oder schließlich (Herder, die romantische Schule, Fr.Th.Vischer, Herrn. Lohe, Ioh.Volkelt, Th.LippS) daS Vermögen einer Einfühlung unserer Seele in die eigentlich unbeseelte Form heranzieht, — diese Gesichtspunkte werden zwar dem reinen Forscher und Gelehrten wichtige Anregungen gewähren, aber der Werbeleiter braucht andere, wirklichkeitsnähere, greifbarere Gedanken. Immer hin darf die Einfühlungslehre von LippS für unsere Zwecke insoweit herangezogen werden, als sie uns wertvollen Hinweis gibt auf die Erzielung bestimmter, für die Werbung nutzbarer künstlerischer Wirkungen. Lipps unterscheidet eine praktische oder einfache Einfühlung, wie sie etwa unsere Wahrnehmung wirklicher Ratur gegenstände begleitet und die stets nur in unvollkommener Weise sich einstellen kann, von der restlosen, vollkommenen, alles durchdringenden künstlerischen Einfühlung. Und wenn es uns gelingt, mit Hilfe schöner Kunsiformen die abzusehende Ware in einen derart gefühls-
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