02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021114020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902111402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902111402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-14
- Monat1902-11
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Abend-Ausgabe. UttMgcrTageblatt Druck und Verlag von E. Pol» i» Leipzig Sk. Jahrgang Freitag den 1-4. November 1902. >r.I 80,10 Ur! SS,25 Feuilleton 12t 1). INS, Er- der im <12-11, in tirsw«», ^ui>r vo» <12-Il in , in Xcv >di»' <tcr nr Litcl ottsi-liniu ' »stioiiiei», Xsupd»' <» ,12 1!» < ^VmcN- 4175 2300 4425 570 1350 2500 785 1180 2425 1375 850 105 Haupt-Filiale Serlin: KSuiggrStzer Straße kIS. Fernsprecher Ami VI Nr. S3SL. 40 00 25 mdoriodt.) tsa^vsrtso »srto äss cu döksi-. 2>iz kroL, vorrrkopk Lcducdcri, Haupt-Filiale Dresden: Strehleuer Straße 6. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. 30 20 40 SO so; :: Nmu- ticdorä Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.-, mit Postbrsördernng 70.—. Niederländische Frachtdampfcrlinien. Die neue, mit einem Kapital von 6 Millionen Gulden begründete und für den Verkehr zwischen Java, die Freisinnige Vereinigung. Die Freisinnige Volks partei blieb sitzen und sagte sich damit von der Obstruktion los. Trotzdem beantragten die Sozialdemo kraten nicht weniger als 22 (!) namentliche Abstimmungen. Auf diese höhnische Herausforderung gab aber die Mehrheit alsbald die richtige Antwort, indem sie über diese sämtliche» sozialdemokratischen Abänderungsvorschläge summarischen Ncbergang zur Tagesordnung beantragte und nach einer GeschäflsordnungSdebatte über die Zuläisigkeit dieses Verfahrens mit 187 gegen 65 Stimmen die Zuläisigkeit be schloß. Heute kann nun die Debatte über den Antrag selbst beginnen und hoffentlich bald zu Ende geführt werden. Die Nachricht, daß zwischen dem Reichskanzler und Vertretern mehrerer Parteien Besprechungen über die Zollfragen statt gefunden haben, wird wahrscheinlich dazu beitragen, die parla- mentarlschen Verhandlungen in lebhafteren Fluß zu bringen. stehen. Man fühlte, daß sie noch etwas von dem jungen Künstler hören wollte. Er wartete schweigend. „Haben Sie nicht früher in der Pension Fleury gelebt, Herr Antok?" fragte sie plötzlich. Ludwig wußte sofort, was die Marquise zu erfahren wünschte. Er ahnte, daß die Frage mit den alten Bolmanns in Zusammenhang stand. Mit einem Blick rief er seinen Freund, der viel lcbenskluger war, an seine Seite. Vollried trat hinzu. Frau von Charbart begrüßte ihn freundlich. Sic hatte ein Aquarell von ihm gekauft. „Aha, die Unzertrennlichen!" sagte sie. „Man kann sich in Paris Vollricd ohne Antok und Antok ohne Vollricd gar nicht vvrstellcn. Auch Sic lebten bei Madame Fleury, nicht wahr ? — Ich sah die Herren früher dort, als sic noch nicht berühmt waren. — Hak einer von Ihnen das schöne Fräulein Bolmann wiedcrgesehen? Sie war bei Madame Fleury und soll jetzt wieder in Paris sein! Ich habe warmes Interesse für diese junge Deutsche und würde gern Näheres über sie erfahren." Tic Marquise hatte unruhig weiter gesprochen, denn sic bemerkte, daß die beiden Herren sich unschlüssig an sahen. Antoks Gesicht verfinsterte sich; aber Vollricd blickte sic klug und durchdringend an. „Gewiß!" antwortete er, „gewiß, Frau Marquise^wir sind mit Fräulein Bolmann recht bcfrcnndet. Ein Be kannter —" er ließ Antoks warnende Berührung absichtlich unbeachtet — „fand sie am Wcilniachtstagc dnrch einen Zu fall in einer Gasse nahe unseren Ateliers. Die junge Dame war dort ohnmächtig znsammcngcbrvchen. Wir standen ihr in der folgenden Zelt, als ein schwerer Typhus sie an den Rand des Grabes brachte, zur Seite." „Ist sic noch krank'?" rief die Marquise erschreckt. „Nein, gnädigste Frau, sie ist ganz gesnnd und geht wieder ihrem Berufe nach!" „Und welcher Beruf wäre das? Ist sie gut gestellt? Wo lebt sic?" fragte die Dame bewegt. Antok zupste Vollried vergebens am Nock. Dieser er zählte der aufmerksam Horchenden verschiedene Einzel- heilen aus Ernas Leben und beobachtete zufrieden die innere Bewegung der Marquise. Er ließ sie auch durch- suhlen, wie iebr ein völliger Wechsel in den Verhältnissen dcS jungen Mädchens zu wünschen sei. „lleberiuvrgen komme ich mit der Fürstin Druzin in Herrn Antols Atelier", sagte die Französin dann. „Viel leicht bewegen Sic Ihre Freundin dazu, dort mit mir zusammenzutrcsfen, oder arrangieren Sie das, wie Sie wollen! Ich muß offen zu Ihnen sprechen: Das thörichtc China und Japan bestimmte niederländische Schiff fahrt Slin ie wird im September l903, zunächst mit 3Dampfern von je 5000 t Deplacement, ihre Fabrten aufnebmen. Die Gesellschaft wird von der holländischen Regierung subventioniert und erhält gemäß einer kürzlich zum Abschlüsse gelangten Abmachung für Aufrechterhaltung eines vierwöchigen Dienstes in den ersten fünf Jahren je 300 000, in den nächsten beiden Perioden von gleicher Dauer 250 000 bezw. 200 000 Gulden staatliche Aeihülfe, wobei als Beginn dieses 15jährigen Zeit raumes das Datum der ersten Ausreise von Java in die ost asiatischen Gewässer angesehen wird. Unter den Plätzen, die die Dampfer der neuen Linie anlaufen werden, sind die wichtigsten die an der Nordküste der Sunda-Insel Java gelegenen, durch lebhaften Handelsverkehr aus- gezeichneten Hauptstädte der niederländischen Resident schaften Ba-avia, Samarang und Surabaya, so dann Hongkong, Shanghai, Kobe-Hiozo und Yokohama; auf der Rückreoe ist der Verkehr nicht an bestimmte Häfen gebunden, doch soll außer den genannten Hafenorten des chinesischen Ostmeeres und der japanischen Nordinsel Nippon in jedem Falle der an der Fokien-Straße gelegene Hasen Amoy anzelaufen werden. AuS dieser Bestimmung läßt sich abnehmen, daß die neue Schiffahrtsverbindung in erster Linie auSerseben ist, bessere Verkehrsverbindungen für die Ausfuhr auS Niederländisch-Jndien zu schaffen. Auf den Erfolg der Unternehmer wird man umsomehr gespannt sein müssen, als die Wirtschafls- und Produktionsverhältnisse auf den holländischen Sunda-Jnseln gegenwärtig nicht gerade günstig sind und deshalb kaum die Inangriffnahme eines mit so hohen mate riellen Anforderungen verbundenen Verkehrsprojektes recht fertigen. Ter Mißerfolg mehrerer BergwerkSunternehmungeu in den niederländisch-indischen Kolonien bat zahlreiche Kapi talisten des Mutterlandes schwer geschädigt, die Zuckerkrisis auf Java und die erhebliche Abnahme der Einfuhr deuten gleichfalls nicht auf eine besonders glückliche Lage der dortigen WinschaftSverhältnisse hin. Wenn trotzdem die holländische Regierung zu einer Bewilligung staatlicher Subventionsgelder sich bat bereit finden lassen, dürfte der Wunsch ausschlaggebend -gewLsen fein, für die bereits erlittenen oder beispielsweise in deri rhre eigene Zucterproduktiou alljährlich steigernöen Ber einigten Staaten noch in Aussicht stehenden Verluste der Zucker- ausfiibr nach Möglichkeit durch Erschließung neuer Absatzgebiets in Ostasien, zunächst in China und Japan, weiterhin auch in Brilisch-Jndien und Australien Ersatz zu schaffen. Jedenfalls zeigt rie Tatsache der staatlichen Subventionierung der projektierten Frachtdampferlinie, daß Holland auch sehr erhebliche Opfer nicht scheut, um Wert und Bedeutung seiner Kolonien im Indischen Ozean auf der bisherigen Höhe zu erhalten. Das Findelkind. Roman von ErnstGeorgy. Nachdruck verboten. . Das einzige ist eine Trennung!" meinte Vollricd ernst, während die Freunde dem kleinen Palais am Platze Franz' I. zuschritten. — „Du verzehrst dich in deiner Leidenschaft und kommst künstlerisch zurück. Wie lange kannst du es überhaupt noch ertragen, so oft mit Erna zu sammen zu kommen, ohne ihr von Liebe zu sprechen? — Sie dich nur an, wie elend -u anssiehst! — Und das Mädchen selbst?" „Sic ahnt meine Gefühle noch nicht!" entgegnete Antok. „Zu deinem Glücke, denn sie würde sofort ausreihcn und sich verstecken, während jetzt doch ein ernstes Freund schaftsgefühl in ihr gereift ist! Eine bessere Garantie für eure spätere Bereinigung, als wenn sie in eben solchem Pausche herumliefe, wie du! — Nein, in der Tat, auch für Erna wünschte ich eine durchgreifende Aenderung ihrer Lage. Sie ist nicht für die Fabrikarbeit, das Hvckxn am Tisch geschaffen! Und über ihren Scclenschmcrz wird sie auch nur dann wegkvmmcn, wenn sie nicht ununter brochen Zeit hat, darüber zu grübeln. Zum Teil ist sie sogar schon darüber fort. Siehst du, ich schwöre darauf, daß sie cs merken wird, wie viel du ihr bist, wenn ihr von einander getrennt seid!" „Was tun? Sie ins Ungewisse senden ?" „Darüber bin ich mir selbst noch nicht klar. Vertrauen wir dem Gott Zufall, der im Grunde doch nur Vorher bestimmung ist. Du kennst ja meinen Standpnnkt!" Sie traten in das geschmackvolle Schlößchen ein und sanden eine große Anzahl Besucher in den Empfangs räumen versammelt. Eine Sängerin der Großen Oper hatte gerade eine Arie zu Ende geschmettert. Die ruhig in Gruppen sitzenden oder stehenden Zuhörer wurden wieder lebhaft nnd plauderten. Wie es in Paris üblich ist, wurden die neu Hinzugekommenen nicht der Gesellschaft vi'igcstcttt. So begrüßten die Künstler nur die Wirte und ihre Bekannten, mit denen sie sich iu einen Nebensalon zurückzogen. Dort herrschte bald große Lustigkeit, von der einzig Antok sich nicht anstecken ließ. Er lehnte sich bedrückt gegen einen Pfeiler und beobachtete zerstreut die anderen. Er merkte auch nicht, daß zwei Damen von dem Freisinnige Vereinigung und Sozialdemokratie. Die Haltung der freisinnigen Presse in Sachen deS gebnisseS, das die GesckäftSorbnungsde batte in Mittwoch-Sitzung des Reichstages gehabt bat, entspricht allgemeinen der von den freisinnigen Gruppen des Parla ¬ mentes eingenommenen Haltung. Selbst radikale Organe, wie die Berliner „Volkszeitung" und die „Berliner Zeitung" lassen, bis zur Stunde wenigstens, ibre Miß stimmung über den Gegensatz der Freisinnigen BolkSpartei zur Sozialdemokratie nur in ganz gedämpften Tönen zum Ausdrucke kommen. Um so charakteristischer ist es, wenn das „Berliner Tageblatt" mit vollen Backen in die sozialdemokratische Trompete bläst. Da wird frischweg von der „Linken" gesprochen, als ob ein wesentlicher Bestandteil der L.nken, die freisinnige Bolkspartei, sich nicht in grundsätzlicher Uebereinstimmung mit Nationalliberalen, Zentrum und Konservativen besunden bätte. Da wird von dem „guten Rechte" der Minderheit erzählt und von einer „Umdeutung des klaren Sinnes und Wortlautes der Geschäfts ordnung", als ob die Abgg. Vassermann und Rickter nicht das Gegenteil zur Evidenz nackgewiesen hätten. Da werden über die „verdängnisvollen Folgen" der angeblichen Ver gewaltigung der Minderheit die Hände gerungen, als ob die Folgen der Obstruktion für das parlamentarisch-konstitutionelle Leben nicht geahnt werden könnten. Und da wird endlich von har len Stößer» gegen die „Autorität" des Reichstages gefabelt, als ob diese Autorität durch die Obstruktion nickt vernicklet zu werden vermöckte. Den Gipfel parteiischer Verkeirtbeit aber er- klüiimt das „Berliner Tageblatt" bei dem Versuche, scheinbar sachlich mit Zahlen zu operieren. „Stimmten die Ratio-- nalliberalen", behauptet das „Berliner Tageblatt", „gegen den Antrag, so mußte er fallen". — Bekanntlich wurde der Antrag mit 187 gegen 67 Stimmen angenommen. Die nationalliberale Fraktion zählt 47 Mitglieder und 6Hojpitanten, verfügt allo bestenfalls über 53 Stimmen. Hätten diele 53 Stimmen der Mehrheit gefehlt und wären sie zu Gunsten der Minderheit in die Wagtchale gefallen, so würde die Mehrheit immer noch 135 Stimmen gegen 120 betragen haben. Daß das „Berliner Tageblatt" auch in diesem Rcchenexempel sich so gründlich verbauen bat, paßt vortrefflich zu der Haltung, die eS in skrupelloser Anpassung an die parlamentarischen Vertreter der Freisinnigen Vereinigung beobachtet hat. Ob die Freisinnige Vereinigung der Sozialdemokratie mit der jetzt wahrgenommenen unbedingten Hingebung den Steigbügel gehalten hätte, wenn ihr jüngst verstorbener Führer Rickert noch lebte, — das ist eine wohl aufzuwerfende Frage. Kind ist nach einem traurigen Vorfall aus dem Eltern hause entflohen. Troyig will sic sich hier ihr Leben allein ausgeslaltcn; aber Sie sehen, wohin das führt. Ohne Ihr Eingreifen, meine Freunde, wäre das arme, junge Ge schöpf untergcqangen. Ihre Eltern, meine Freunde, sind tief betrübt über diesen Zustand. Sie würden Erna gern zurückholcn oder unterstützen; aber sie ist verblendet genug, alle Hülse zurückzuivcisen. Darum möchte ich mit ihr sprechen. Vielleicht erreiche ich cs und bringe eine Ver söhnung zu stände!" Ludwig Antot hatte seine Schasscnsstätte in Ordnung bringen lassen. Er hatte nur einige Gipsabgüsse, Ton modelle und die fast vollendete Psychcbüste da. Sein Former und zwei Gchülsen waren entlassen. Johannes dekorierte die Wände mit ein paar alten, wertvollen Stoffen. „Nun können sie kommen. Jetzt sicht cs doch nicht gar so wüst aus", meinte er. „Sonst fällt cs den Damen ein, noch zu mir hinaufzusteigen. Und dann halten sie, echt weiblich, noch mich für den „Bedeutenderen", weil bei mir mehr Firlefanz hcrumstcht und die Sache sich besser repräsentiert. Ucbrigens, die Psyche steht famos be leuchtet, und der rote Sbawl um den Sockel gibt dem Marmor einen so lebcnswarmcn Ton! Paß aus, du kriegst die stolze Truzina zum Modell! Na, dann sei vorsichtig, daß sie sich nicht in dich verliebt. Die Russinnen!" «Laß das Gerede, Hannes, dir machst mich toll!" ent gegnete Antok finster. „Glaubst du, mir sei leicht zu Mute ? Hättest du nicht so viel geredet, Hütte ich jetzt nicht diese an genehme Mission! — Ick kenne ErnaS Eharaktcr bester! Sic will mit der Vergangenheit gebrochen haben und keine neuen Verbindungen anknüpfcn!" „Tas ist eben lächerlich, unklug und undankbar gegen die Leute, welche sic wie ein Kind gehalten haben. Die alten BolmannS haben doch die Scene mit dem Schuft, dem Hennig, nicht herbcigeführt!" „Denn cs ihre wirkliche Eltern wären, so würde Erna auch anders handeln. Wir können nnS doch die Menschen nicht nach unserem Belieben zustutzen. Sie ist nun einmal so. Meiner Meinung nach wird sie sich de», Eltern selber nähern, wenn sie sich in einer selbstgeschaffenen Wohl habenheit befindet. Sie will ihre Hülfe nnd ihr Mitleid uickt. Auch nickt das der Marquise. Mir imponiert diese starre Größe!" ries Antok. „Starre Grüße?" wiederholte Vvllried ärgerlich. „Niederträchtiger Eigensinn möchte ich es bezeichnen. Ich habe für freiwillige Märtyrer nichts übrig wie Achsel zucken! — Doch da fährt der Wagen vor. Sie kommen! Anzeiger. Amtsblatt des Äömgkichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 4700 2850 5350 3400 300 118250 475 18«0 350 9225 1700 10 260 235 1040 825 00 50 25 -40 25 SO 75 10 00 80» Deutsche Forderungen an Venezuela. Wider Erwarten scheint es der Regierung des Präsidenten Castro noch einmal gelungen zu sein, aus der Uneinigkeit ihrer Gegner Vorteil zu ziehen und den seit Monaten wütenden Ausstand zu übeiwinden. Ob es ibr möglich ist, sich dauernd an der Macht zu behaupten, wird davon abbängen, wie sie der tiefen Zerrüttung im Lande und den jetzt sicher zu erwartenden Reklamationen auswärtiger Staaten begegnen wird. Vor allem wird Deutschland nun auf endliche Erledigung des seit Jahren schwebenden Konfliktes dringen müssen, wenn es für seine zahlreichen und wichtigen Handelsinteressen bessere Garantien als bisher erlangen will. Der kürzlich m Caracas veröffentlichte diplomatische Noten wechsel zwischen Berlin und Caracas (11. April 1900 bis 5. Mai 1902) zeigt die deutlcke Politik leider nicht so entschloßen und konsequent, wie es einem so zerrütteten Staatswesen gegenüber erforderlich ist. Der deutschen Forderung, die Entschädrgunasansprüche deutscher Bürger, vor allem der „Großen Venezuela-Eisenbahn- gesellsckaftz- ' meimamen Verhandlungen unparteiisch zu prüfen Venezuela ' " . die Reklamationen vor ein uck Koo auS den Kreaturen der Regierung ernanntes Gericht verwiesen. Was dabei kerauskonliiien würde, ist nach früheren Vorgängen nur zu klar. Mrt Recht hat Deutschland diese Art von Befriedigung endgültig abgelehnt und in energischen Denkschriften vom 8. März, 16. Juli und 3l. Dezember 1901 die schleunigste Bezahlung der für richiig bejundenen Forderungen von 1718 8l5.67 Frcs. verlangt. Wie bekannt, schlug es am 11. Dezember 190l auch in New ?)ork eine ge meinsame Aktion gegen die frivole Mißwirtschaft in Caracas vor, sand dort aber wenig Entgegenkommen und hat ieitdem nichts getan, seinen Worten den Nachdruck zu ver schaffen, der in den zuchtlosen Republiken am Antlllenrneer allein verstanden wird. Das Resuliat aller bisherigen Ver handlungen ist gleich null. Wie sicher man sich jetzt in Caracas süblt, zeigt der leidenschaftliche Aufruf des Herrn Castro ar» alle befreundeten Nationen (12. AugSsk 1902), rndem er unter deutlichem Hinweis auf die M o n r o e d o k t r i n die Interessengemeinschaft der amerikanischen Welt proklamiert, die jede auswärtige Ein mischung verbiete. Es ist nicht anzunehmeu, daß Deutschland diese Provokation rubig hinnebmen will. Inzwischen hat sich die Situation in dem unglücklichen Orinocostaale aufs äußerste verschärft. Alle Berichte betonen übereinstimmend die grenzenlose Zerrüttung deS Landes; Handel uod Verkehr sind durch Bombardements und Blockaden völlig zum Stillstand gekommen, die Arbeit iu den Plantagen ein gestellt und wertvolles deutsches Eigentum mutwillig zerstört. Durch dieErmorvung deS Herrn Kussel, des deutschen Verwalters der HamburgerVenezuela-Plantagen- Geielli chast, ist ein neuer schwerwiegender Streitpunkt geschaffen, dessen Erledigung nicht verschoben werden bars, sollen nickt Leben und Eigentum unterer Landsleute aufs äußerste gefährdet werden. Mit der bisherigen Methode des geduldigen Äbwartens kommt man nickt mehr weiter, und rie venezoianücken Machthaber werden sich nur durch die Macht der Taisachen überzeuge» lassen, daß eS auch für die deutsche Nachsicht eine Grenze giebt. Deutsches Reich. * Berlin, 13. November. Zum Angriffe gegen die sozialdemokratische Obstruktion for dern heute die offiziösen „Verl. Polin Nachr." die Mehr heit des Reichstags folgendermaßen aus: „Herrn Eugen Richter gebührt das Verdienst, durch 'eine Charakteri sierung der Absicht, welche die S:r:a.Demokraten mit ihrer Auslegung des § 35 der Ge'chastscrdnung verfolgen, die Bedeutung des jetzt im Reichs:": -^webenden Obstrul- tivnskampfcs völlig klargelcgr zu dabcn. Es handelt sich dabei in der Tat um weit mehr noch, wie nv: die Verhinde rung des Zustandekommens cincr einzelnen, wenn auch noch so wichtigen Vorlage, sondern darum, die Grund- VezugS »Preis t, der Hauvtexpedttion «der den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» ^l K.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich vierteljährlich.4l 6, für die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. - Redaktion und Expedition; JoharmiSgasse 8. Fernsprecher kS3 und SSL. FUialovpedtttorrr« r Alfred Hahn, vuchhaudlg., NniversttStSstr.3, L Lösche, Kathartnenstr. 14, «. KSnigSpl. 7. Herzoge am Arme hereingeführt wurden. Ludwig zuckte erschreckt zusammen, als er plötzlich angesprochen wurde. „Die Marquise von Charbart und die Fürstin Druzin wünschen Ihre Bekanntschaft zu mache», junger Meister!" zagte der greise Ancon liebenswürdig. „Sehen Sic in uns begeisterte Bewuuderinncu Ihres herrlichen Werkes!" fügte die Marquise lächelnd hinzu. „Ich habe schon früher von Ihnen viel gehört; aber meine Erwartungen wurden bedeutend übertroffen. Ihre Leistung ist für Ihre Jugend ganz erstaunlich!" Antok verneigte sich schweigend. Er haßte diese höf lichen Phrasen tunstmütigcr Dilettanten. „Sie haben die Büste der Madame Angcr-Borriu mo delliert, Herr Antok?" fragte die Russin und firicrtc ihn durch die Lorgnette. „Ja, Frau Fürstin!" „Unser Freund Anqou hat Sie mit der Ausführung einer „Psyche" beauftragt, Herr Antok. Er ist ganz ent zückt über dieses neue Werk, welches er, wie ich glaube, vorgestern besichtigte. Die Fürstin Druzin möchte ihren Gemahl überraschen. Er ist ein leidenschaftlicher Jäger. Da würde die Fürstin gern ihre Porträtbüstc, aber in der Darstellung cincr Diana, dem Fürsten zu Weihnachten —" „Ich kann aber nicht eher schlüssig werden, teure Marquise, ehe ich nicht die „Psyche" gesehen habe. Unser lieber An^on ist stets im Ueberschwang, wenn er einen Protegö unter den .Künstlern hat. lieber mein Porträt war damals ganz Petersburg entsetzt", unterbrach die Fürstin Druzin die Sprecherin. „Würden Sic uns ge statten, Herr Antok, Sie in Ihrem Atelier morgen auszu suchen? Dann könnten wir das Weitere verhandeln!" „Ich bitte die Frau Fürstin, mir frenndlichst mitzn- tcilcn, wann ich die Ehre habe, Sie erwarten zn dürfen!" erwiderte der junge Künstler ruhig. Die Damen sahen sich unschlüssig an. Dann gaben sic ihm einen Zeitpunkt für den übernächsten Tag an. Er ver neigte sich wieder schweigend. Der Herzog, der sich mittler weile einer anderen Gruppe zugewandt, trat von neuem hinzu: „Nun, ist das Geschäft abgeschlossen?" scherzte er. „Nicht wahr, junger Meister, nach einem so hervorragen den Kopse, wie der unserer Fran Fürstin, zn arbeiten, mnß eine Wonne sein ?" „Wir werden übermorgen Herrn Antok besuchen!" sagte die Fürstin und wandte sich mit leichtem Gruße ab, des Herzogs Arm wieder ergreifend. Frau von Charbart blieb unentschlossen neben ihm -ktzeiger, »Preis -ie «gespaltene Petitzeüe LL H. Reklame» mcker dem Rrdavion»strich (4 gespalten) 7S H, vor den Famlliennach- richten (S gespalten) dO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechen!» höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Annahmeschluß für Arz-igen: Abend-AnSgab»: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-LuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition za richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. November. Ter Kampf um de» Antrag Aichbichler. Die gestrige Sitzung deS Reichstags war Wohl die längste, die daS Hobe HauS jemals abgebalten hat, und sie würde wobl noch länger gedauert haben, wenn nicht die elektrische Beleuchtung zu versagen gedroht hätte. Diese Dauer der Sitzung ist ein erfreulicher Beweis dafür, daß die Mehrheit endlich ansängt, warm zu werven. Bildete sie roch zum ersten Male seit Wochen für sich ein besckluß- sähigeS Haus. Freilich handelte eS sich nicht um das Zoll- tarisgesetz, sondern um den Antrag Aichbichler, der an Stelle des bisher »blicken NamenaufrufcS bei namentlichen Ab stimmungen die Emsammlunz von Stimmzetteln setzen und dadurch eine Zeitersparnis bei derartigen Abstimmunacu cin- sühren will. Daß aber gerade die Beratung dieses Antrags daS HauS so sehr füllte und trotz einer mehr als dreistündigen, mehr geflüsterten als gesprochenen Rede des Abg. Heine bis in die Nacht hinein beschlußfähig erhielt, ist ein schlagender Beweis dafür, daß die Mehrheit vorwärts will und von ernstem Bangen vor dem Scheitern der Zollvor lagen erfüllt ist. Auch einige andere Momente in der im ganzen sehr eintönigen Debatte waren nicht uner freulicher Natur. So wurde der Antrag Srnger auf Ueber- gang zur Tagesordnung nach kurzer Entgegnung des neuen konservativen Fraktionsvorsitzenden v. Normann mit 20l gegen 76 Stimmen abgelehnt. Besonders bemerkenswert war eS sodann, daß der Abg. Rickter der Entrüstung der Mehrheit über die Heinesche BerschleppungSrede sehr ent schiedenen Ausdruck gab, in dem er erklärte, daß er gegen den Antrag, den er als Gelegenheitsantrag ablehne, nun nicht mehr sprechen wolle. „Gegen alles, waS. Ihnen nicht gefällt, erbeben Sie ein Geschrei", rief er unter stürmischer Zustimmung der Mehrheit den Zwischen schreiern auf den sozialdemokratischen Bänken zu. ES mackt rem politischen Charakter des FortschrittSsührerS Ebre, daß er von der Obstruktion der Sozialdemokraten abrückt, an der die Herren Barth, Brocmel, Pachnicke und Schrader sich so fröhlich beteiligen. Diese Obstruktion wurde in bemerkens werter Weise vom Grafen Limburg und vom Abg. Basser- mann beleuchtet. Der konservative Redner wies darauf hin, daß der damit erhobene Anspruch, anS Volk zu appellieren, in die den verbündeten Regierungen vorbehaltenen AuflösungSbefugnisfe eingreist und daß das tatsächlich der Minderheit vindicierte Vetorecht die Verfassung umstürzt. Indessen sei die Kraft der Regierung groß genug, um, wenn sie den Kampf aufnehme, ihn auch siegreich durchzusübren, und darum handelten diejenigen, die daü richtige Funktio nieren der versassungSmäßigen Faktoren zu sichern bestrebt seien, im Interesse der Aufrechterhaltung der Verfassung. Der nationalliberale Redner hielt der Linken entgegen, daß es ihre Schuld sei, wenn der Weizen derjenigen blühe, die das allgemeine Wahlrecht beseitigt sehen möchten. Es handle sich überhaupt nicht mehr bloß um das Zustande kommen deS Zolltarifs, sondern um die Frage, ob es gelingen werde, eine schwere Schädigung deS parlamentarischen Systems Hintanzubalten. Ueber den beantragten Schluß der Debatte mußte auf Antrag deS Abg. Singer namentlich abgestimmt werden. Als der Präsident die Frage nach der Unterstützung dieses Singerschen Antrages stellte, erhob sich mit den Sozialdemokraten nur ssso/Lodr verboten.) iä s krist '25 i 5800 »OO! 3600 »50 3100 - 15500 125 6600 160 3520 >50 590 75 13900 - 15000 OO 10150 00 13850 «0,12200 »75 von ca. 2-!/i Millionen Franken in ge- ... . >, bat nur lose " Ausflüchte entgegengesetzt und Lek 12SS 281,— 48,— 101,— 218,— 82,— 310,— 3,12 riL 8,75 6,88 7,SO 3,18 3,31 AHO 7,06 SO7 er 4 87 16,— Ltso. -L. —— .-4. 100,so N. 105.20 ot« 88.40 tlL 88.70 102.80 88,25 »dz — »be - >ob. 68,75 ,io. 103.— iso. 73.20 so 82,60 — o lor. 8S.40 vik. — Ub. — »t » 160,40 l 115,60 oo. - — 155,— 44,40 mir 127.50 dv. 113,50 120,— kr. 15,25 6. 160,— t 95,80 c. 142.25 Zoä 100,60 cd. 84.20 :dL 43,50 .L. 117,50 ter 114,60 170,75 141,50 185,25 ok! 175 — br. 118,60 >Ül. 164,50 -L. 82,50 -L. 128,50 i». 172,50 b. 318,50 rtr 81,50 >ds 115.50 168,50 118,— i 73,75 n> 175,25 eU 186,50 SSt 155,— otb c. 81,50 85,40 Ne 85,— r. — Ns 113,70 NI. 85,45 >. 216,50 ä — t'ssr. >id 81.60 167,25 188,40 i — — i 171,80 166,80 171.80 it 165,25 tt. 87,25 95,60 >d. 98,70
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