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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021230019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902123001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902123001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-30
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9N6 Minister, sondern der Tätigkeit MoltkeS war es zu ver danken, daß es m b e r t) a u p t zur Beschickung kommen konnte. Schließlich wurde aber Paris doch durch d c n H u n g c r b e z w u n g e n und die Beschickung war nur ein letzter moralischer Druck und eine Genug- tuung für die Armee und für das deutsche Volk in der Heimat. Niemals haben andere als rein sachliche Gründe Moltkcs Handeln bestimmt, er war ein völlig reiner und lauterer Charakter. Als Bismarck aus politischen Gründen, d. h. aus Rücksicht auf die Haltung der Neutralen, am 28. November die Beschleunigung des Halles von Paris durch Beschickung beim Könige be antragte, da antwortete Mvltke, nur militärische Gründe könnten bestimmen, wann die Beschickung be ginnen könne; politische dürsten nur soweit in Betracht kommen, als sie nicht etwas militärisch U n - zulässiges und Unmögliches beanspruchten. Moltke hat stets als Ziel vor Augen, den Hall von Paris und das Brechen des französischen Willens zum W i d e r st a n d e. Auch er hält die Vernichtung der Prvvinzhecrc dazu für nötig und für so wichtig, das; er dazu sogar die C e r u i c r n n g v v n P a r i s a u s h e b c n will. Er sagt, „die Eernierung lätzt sich für acht Tage aufheben, ohne das; der Stadt Lebensbedürfnisse für einen halben Tag Anwüchsen". Lorenz führt an. Bismarck habe den Marsch auf Paris für einen grvkcn Hehler gehalten, man hätte n n r in das Innere Hrankreichs cindringen sollen. Bismarck hat in der Tat Mvltke nach der Schlacht von Sedan ge fragt, ob cs nicht möglich wäre, nun in Elsas; - L vth - ringen eine Verteidigungsstellung zu wählen und das Weitere abzuwarten. M vltkc sah in diesem Vorschläge eine Stellung der Lache ins Ungewisse und betonte, „bei jedem Kriege gegen Hrankreich mns; das Ziel die Nieder werfung des feindlichen Heeres n n d der Besitz von Paris sein" und schreibt kurz vor dem Halle der Hauptstadt: „Wenn wir jetzt mir den gemachten Erfahrungen uns an den Tag von Sedan zurückversetzten, so würde ich Leiner Majestät doch nichts Besseres vor Zuschlägen wissen, als was wir getan haben: unsere Operationen auf Paris weiter forizusctzen. Wären wir, wie Graf Bis marck vorschlägt, nach Sedan eine Zeit lang stehen geblieben, so würden die Franzosen dies gewiß als ein Zei chen der Schwäche aufgcfaßt und Zeit gewonnen haben, sowohl für eine bessere Befestigung und Verproviantierung ihrer Hauptstadt sowie ein besser ausgebildetes Bcrteidigungshccr dort, als auch für eine bessere Organisation der in den Pro vinzen gebildeten neuen Heere zu sorgen. Wir würden wo möglich diese erst besiegt haben müssen, ehe wir zur Einschlie ßung von Paris schreiten konnten, jedenfalls also größeren Schwierigkeiten begegnet sein, als sic schon wider Erwarten ein traten. Denn von Zersetzung im Inneren des Landc-S, auf die der Bundeskanzler hoffr, iü weder in den Provinzen noch in Paris crwaS erfolgt, im Gegenteil rafft sich das ganze Land voll Patriotismus zu den äußersten Leistungen auf. D i c Folge des Bismarckschcn Operationsplanes würde eine bedeutend längere Dauer des Krie ges mit entsprechend größeren Opfern gclvcscn sein. Es würde sich auch hier das Wort Napoleons l. als richtig erwiesen haben, daß der im Kriege und in der Politik ein mal verpaßte Augenblick für immer verloren i st." In Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen" ist von seinem Kriegsplan nicht mehr die Rede, man darf wohl daraus schlicken, dak er stillschweigend seine Ideen von 1870 aufgegcben hatte. Interessant ist die Scene, in der Bismarck auf sein Drängen am 9. Hebruar 1871 zum ersten Male an einem militärischen Vorträge beim Könige teilnahm. Zwei Armeekorps sollten von Paris her »zach der Loire geschickt werden. Bismarck hielt die Absendung für vcrfriüht und machte geltend, Chan z n könne sich mit seiner Armee ein schiffen und bei Dünkirchen landen, worauf Moltke erwidert, das sei ebenso wahrscheinlich wie eine Landung Chanzys bei Marseille oder Swincmündc. Die Ansichtsdisfcrcnzen und Meinungskämpfe unserer Heroen jener großen Zeit können keineswegs zu einer Verkleinerung eines derselben führen. Dieses Re sultat können wir mit Genugtuung und Stolz konstatieren. Bismarck nnd Moltke zumal waren Meister in ihrem Hach, wie sie nicht jedes Jahrhundert hcrvorbringt, und Charaktere, die ihre Ueberzcugung keiner ande ren Rücksicht opferten. Ob cs nützlich war, die „Kehrseiten" jener großen Zeiten nochmals anfzudcckcn, mag dahin gestellt bleiben, unseren Großen hat auch das nichts ge schadet und wir können Göthes Wort, das er von sich nnd Schiller brauchte, auch auf sic auwcnden: Das deutsche Volk kann srvh sein, daß cs gleichzeitig ein paar solche Kerle hatte. Deutsches Reich. -7- Berlin, 29. Dezember. (Agrardemagogie.) Die fromme „Rheinische Volksstimme" widmet am Feste des Friedens dem Zolltarif einen Artikel, in dem eS u. a. heißt: „Alle Hoffnungen sind zu Wasser geworden. . . . Für die Industrie muß die Landwirtschaft wieder fronen; die Zahl der Bauern verringert sich weiter von Iabr zu Jahr und schließlich ist der Bauernstand zu einem „Minimum" ge worden, das man vollständig unbeachtet läßt. Industrie und Handel sind die Götzen. Die bringen Geld, viel Geld. Vor dem Kapitalismus aber macht heute alles Kotau. . . . ES lebe der Industriestaat, es lebe der Kapitalismus!" Man wird bekennen müssen, daß mit einigen Aenderungcn, wie etwa des Wortes Industrie in Junkertum ein Artikel dieser Tonart einem sozialistischen Hetzblatte alle Ehre machen würde. Will daS extreme Agrariertum, auch nachdem mit dem Zoll tarife der deutschen Landwirtschaft wesentlich bessere Aus sichten geboten sind — was selbst die „Kreuzzeitung" aner kennt — in so fanatischer Weise die einzelnen Stände gegen einander Hetzen, so ist das seine Sache; aber dann hat es das Recht verloren, sich über daS Benehmen der Singer, Ulrich und Genossen im Reichstage und in der Presse zu entrüste». Im Gegenteil, dann sind die Singer und Genossen viel weniger gefährliche Elemente, denn sie gestehe» doch wenigstens ein, daß der Umsturz der bestehenden Gesellschaft ihr sehnlichster Wunsch ist, während die Herren vom Stile der „Rheinischen Volksstimme" sich als Schützer von Thron und Altar gebärden. * Berlin, 29. Dezember. (Reichscinko m m e n - steuer ?j Bekanntlich hat unlängst der leitende Minister in R u d v l st a d t erklärt, die Einführung einer Reichs einkommensteuer erscheine nicht ausgeschlossen. DaS er regte natürlich in weiten Kreisen befremdliches Kopf schütteln. Nun geht der „Angsbnrgcr Abendztg." von zweifellos mohlinsormicrter Seite folgende Darlegung zu: „Tas Aufsehen, das diese Bemerkung eines einzclstaat- lichcn Ministers in den Kreisen, die sich mit der inneren Politik und insbesondere mit Hinanzfragen beschäftigen, erregt hat, erklärt sich daraus, daß man dort nach allen früheren Aeußcrungcn von maßgebenden Stellen die Ein führung einer Rcichseinkommcnstcucr in absehbarer Zeit allerdings fiir völlig ausgeschlossen halten mußte. Die Verfassung des Tcntschen Reiches stände ihr freilich nicht entgegen, im Gegenteil, Artikel 70 läßt die Möglichkeit sogar deutlich offen. Dort heißt cs nämlich, daß zur Bestreitung aller gemeinschaftlichen Ausgaben dcS Reiches zunächst die etwaigen Uebcrschüssc der Vorjahre dienen, sodann die aus den Zöllen,den gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern und aus dem Post- und Telegraphenwcsen fließenden gemein schaftlichen Einnahmen. Insoweit dieselben durch diese Einnahmen nicht gedeckt werden, sind sie, so lange Rcichssteucrn nicht ctngeführt sind, durch Beitrüge der einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe ,hrcr Bevölkerung anfznbringen, womit die sattsam be kannten und von den Bundesstaaten mit wachsendem Miß behagen ertragenen Matrikularbeiträgc gemeint sind. Also n der Reichsverfassnng wird ausdrücklich auf die Möglich- cit einer späteren Einführung besonderer Reichsstcuern Bezug genommen, worunter natürlich in dieser Allge meinheit ebenso direkte wie indirekte Steuern zu verstehen ind. Im Lanfe der seit der Entstehung der Reichsvcr- ässung verflossenen Jahrzehnte hat sich nun aber immer chärfcr nnd entschiedener eine Stcucrtcilnng zwischen dem Reiche und den Einzclstaatcn ausgebildet Die letzteren haben mehr und mehr auf die indirekten Steuern ver zichtet und diese dem Reiche überlassen, während sie die direkten Steuern, namentlich die Einkommensteuer, als Haupt- und Grundstock ihrer eigenen Einnahmen syste matisch ausgebaut haben. In Preußen, Lachsen, Hessen, Weimar, Oldenburg, Anhalt, Baden, Bremen, Hamburg, Lübeck,Braunschweig nnd verschiedenen kleineren deutschen Bundesstaaten bestand die allgemeine Einkommensteuer chon lange. Sie wurde in Preußen durch die Mignelschc Reform zu einer sehr ergiebigen Einnahmeauelle für den Staat gemacht und diente dann als Vorbild für ähnliche Reformen in Sachsen, Hessen, Braunschweig, Hamburg, Bremen usii^, und zur Einführung einer allgemeinen Ein- tommenslener in Bagern nnd Württemberg. Dadurch ist nun die Einkommensteuer zum festen Rückgrat für die Steuersysteme aller deutschen Bundesstaaten seit einigen Jahren geworden. Daß sic ans diese ihre Hanpteinnahme- qnclle zu Gunsten des Reiches verzichten würden, erscheint vollständig ausgeschlossen. Ebenso wenig denkbar ist es aber auch, das; etwa neben der einzclstaatlichcn Ein kommensteuer eine Rcichscinkommcnsteucr eingcführt wer den könnte, denn dies wäre eine einfach unerträgliche Doppelbesteuerung, die unser ganzes wirtschaftliches Leben untergraben müßte. An eine solche Doppelbesteuerung haben denn auch diejenigen nie gedacht, die seit Jahr und Tag im Reichstage eine Rcichseinkommcnsteucr befür wortet haben. Sic ist namentlich ein Licbliugsgedante der Sozialdemokraten, die bereits bei der Reform des Jn- validcnversichcrungsgcsctzes eine Erhöhung des Rcichszu- chusscs von .'0 auf 90 .// pro Jahr nnd Rente und die Deckung der hieraus erwachsenden Mehrausgaben durch eine Rcichsstcner nir alle Einkommen über 3000 bean tragten. Sic wiederholten diese Anregung beim letzten Hlottengesctz, dessen Kosten nach ihrem An träge ans dem Wege einer progressiven Rcichscinkommcn- stcuer für alle, die ein jährliches Einkommen von mehr als 6000 beziehen, aufgebracht werden sollten. Aber auch von freisinniger Seite hat man wiederholt die Einführung einer Rcichscinlvmmenstcncr befürwortet, ebenso von nationallibcralcr Seite. Selbst das Zentrum, das früher aus fördcralistischcn Rücksichten direkte Rcichssteucrn be kämpft hat, ist neuerdings einer Rcichseinkvmmcnstcucr oder einer Reichs-Vermögenssteuer nicht mehr abgeneigt. Dagegen haben sich die Vertreter der verbündeten Regie rungen bisher regelmäßig mit aller Entschiedenheit gegen jede direkte Rcichsstcucr und ganz besonders gegen eine Reichs-Einkommensteuer erklärt, und zwar aus allgemein grundsätzlichen und aus besonderen stcucrtcchuischcn Rück sichten: aus grundsätzlichen, weil der Charakter eines Bundesstaates mit direkten Bnndessteucrn nicht vereinbar erscheint, auch stencrtcchnischcn, weil die Verwaltungs grundsätze und die einschlägige Gesetzgebung in den ein zelnen Bundesstaaten zu verschiedenartig sind, in der Hauptsache aber aus dem oben angeführten praktischen Grunde, daß die Bundesstaaten nicht die geringste Nei gung empfinden, eine so reichlich fließende Einnahmequelle dem Reiche zu opfern. Nach unseren Erkundigungenat sich an diesem Standpunkte der verbündeten Regierungen zur Frage einer Reichseinkommcnstcuer nicht das Ge ringste geändert, so das; die erwähnte Bemerkung des Ru- dolstädter Staatsministcrs nur als eine unverbindliche, für die wichtige Frage selbst ganz belanglose Höflichkeitsfloskel erscheint." (D Berlin, 29. Dezember. (Telegramm.) Der Kaiser gedenkt beute nachmittag beim Reichskanzler Graf v. Bülow vorzusprechen nnv fick sodann nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurückzubegeben. G Berlin, 29. Dezember. (Telegramm.) Der „NeichS- anzeigcr" schreibt: Dem Kapitän zur See Truvpel, Gouverneur im Kiautschaugebiet, ist der Kronenorden II. Klasse verliehen worden. (7) Berlin, 29. Dezember. (Telegramm.) Negie- rungSrat vr. Rcickc ist heute vom Kaiser als zweiter Bürgermeister von Berlin bestätigt worden. L. Berlin, 29. Dezember. (Privatteleqramm.) Ter bis herige Präsident des Herrenhauses Fürst Wie- ist von der Erkrankung, die ihn lange heimgesucht und von der Ausübung seiiies Amtes ferngehalten kalte, völlig wieder hergestellt. Er wird wohl wiederum zum Präsidenten des Herrenhauses gewählt werden. — Der Schwarze Adler-Orden ist im Jahre 1902 drei« zehnmal verliehen worden, und zwar: an den kommandierenden General des 18. Armeekorps, General der Infanterie und General adjutanten v. Lindequist, Len kommandierenden General des 14. Armee korps, General der Infanterie v. Bock und Polach, den Prinzen Maximilian von Baden, den General ter Artillerie z. D. Edler v. d. Planitz, den Schah Muzaffer-ed-Lin, den Staatsminister v. Thielen, den russischen Minister der auswärtigen Angelegen heiten, Grasen v. Lambsdorff, den russischen Minister des kaiserlichen Hauses, Baron Frederichs, den deutschen Bot schafter in Wien, Grafen v. Wedel, den italienischen Minister. Präsidenten ZarnaLelli, den russischen Generalgouverneur in Warschau v. Tschartkoss, den kommandierenden General Les 3. Armeekorps, Ge neral der Infanterie v. Lignitz und den Generalinspekteur der Marine, Admiral v. Köster.—Von Rittern des Schwarzen Adler-Ordens sind im Lause des Jahres verstorben: Fürst Münster v. Derneburg (28. März), König Don Francisco von Spanien, Jnsant Franz von Assisi (16. April), Fürst Heinrich XXII. Reuß ä. L. (19. April), Prinz Georg von Preußen (2. Mai), König Albert von Sachsen (19. Juni) und Staatsminister Oberpräsident vr. v. Goßler (29. September). — Der großbritannische Botschafter Sir Frank Cavendish Las celles ist mit seiner Familie durch den Tod des Erzbischofs von Canterbury, der mit einer Schwester des Botschafters vermählt war, in Trauer versetzt. * Posen, 29. Dezember. Morgen findet hier die Ver treterversammlung des Vereins deutscher Katholiken statt. Sie wird auch einen Antrag beraten, an die Ver treterversammlungen allgemeine Versammlungen der deutschen Katholiken der Provinz Posen anzuschließen. * Aus -er Ostmark. Der Berwaltungsbericht derStadt.Kattowitz für die Zeit vom 1. April 1897 bis zum 31. März 1902, der soeben im Druck erschienen ist, kommt auch auf die g r o ß p o l n i s ch c B e w e g u n g in Obcrschlcsien zu sprechen. Es wird darüber nach der „Kattow. Ztg." u. a. folgendes ausgeführt: „Wer die Lage der Dinge gekannt hat, wie sic vor noch 20 Fahre:; hier bestanden und Einblick hat in die gegenwärtige» Verhältnisse, der wird erschreckt sei» über die Veränderung, welche sich in dieser kurzen Spanne Zeit vollzogen hat. Damals »och war cs für den oberschlesischcn Arbeiter ein Schimpfwort, „Pollak " genannt zu werden, welches er nicht ruhig hingenommcn haben würde, unsere eingeborenen Obcrschlcsicr fühlten sich durchaus als Deutsche und wollten nicht Polen sein, auf der Straße vernahm man nur wenige slawische Laute, die Kinder selbst polnisch redender von; Dorf zuzichcnder Leute bemühten sich, sobald wie möglich deutsch zu reden. Straßenschilder mit polnischer Aufschrift gab cs nicht; an die Gründung polnischer Vereine hat niemand gedacht. Durch den Zuzug von Hctzaposteln aus Posen und Wcstpreußrn ist künstlich eine zuerst geheime, später immer mehr offen auftrctcndc Agitation entwickelt wor ¬ den, deren Früchte sich in ganz unangenehmer Weise bemerklich machen. Jetzt fühlen sich schon recht viele der eingeborenen kleinen Handwerker als Narional-Polcn und fühlen sich belei digt, wenn man sic als Deutsche anspricht: auf den Straßen hört man ofk von gutgeklcidctcn Leuten polnisch reden; Kinder prcchcn zu Hause und beim Spiel polnisch; die Straßenschilder ind vielfach doppelsprachig. Die günstige Lage unserer Sladt in Bezug auf den Verkehr mit den österreichischen und russischen Teilen des ehemaligen Königreichs Polen hat die Leitung der großpolnischcn Bewegung mit sicherem Blicke erkennen lassen, das; sie hier das Hauptquartier für ihre Bestrebungen etablieren müsse. Sic hat innerhalb der letzten Jahre zwei Zeitungen, vier Vereine und eine Bank gegründet und stand am Schlüsse her Bcrichtszeit im Begriff, einen polnischen Wahlverein für ganz Schlesien cinzurichtcn. Sehr erleichtert wird ihre Arbeit durch das Ausbleiben wirksamer (staatlicher) Gegcninaß- rcgeln . . . Die städtischen Körperschaften erachten cs als eine Ehrenpflicht, zur Förderung der deutschen Kultur alle Kraft aufzuwcndcn und dafür zu sorgen, daß Kattowitz die deutscheste der Städte Oberschlesicns bleibe, als welche sic be gründet nnd durch lange Zeit erhalten worden ist. Wenn aber nicht seitens der Königlichen Staatsregicrung in Erkennung der überaus großen Gcfah: oald wirksame Gcgcnmaßrcgcln ergriffen werden nnd mit aus'eichenden Mitteln vorgcgangcn wird, dann kann keine Arbeit der deutschen Stadtverwaltung die Sla- visicrung aufhaltcn. Es wird sich eben derselbe Prozeß wieder holen, der in den ehemals deutschen Stadtgemcindcn Mährens bereits fast Vollender ist, und welcher sich augenblicklich in Posen vollzieht." * Dessau, 28. Dezember. Von dem Herzoge von Anhalt ist der Baronin Julie von Cohn-Oppenheim daS Prädikat„Excellenz" verliehen worden. (Mgdb. Ztg.) * Weimar, 28. Dezember. Durch Bekanntmachung der Negierung sind alle Behörden angewiesen, sich vom 1. Januar 1903 an der neuen Rechtschreibung zu bedienen; in den Schulen ist diese schon seit längerer Zeil eingcführt. * Kreuznach, 28. Dezember. Hier starb der Geheime Regie- rungS- und Baurat Otto Agricola im Alter von 73 Jahren, der Lienstältesie aller preußischen Landräte. Er war 1867 als Mit glied der freien konservativen Vereinigung Mitglied des konstituie- rcnLen Norddeutschen Reichstages. T München, 29. Dezember. (Telegramm.) Der neu ernannte preußische Gesandte Gras PourtalöS bat nun mehr die Geschäste der Gesandtschaft übernommen und heute vormittag dem Ministerpräsidenten Gras Crailsheim einen Besuch abgestattet. * Straßburg, 28. Dezember. Der Ausschuß des ober rheinischen Kanalvereinö richtete, nach der „Franks. Ztg", an den Straßburger Gemcinderat eine Petition, in welcher dieser unter Bezugnahme auf ein im Auftrag des Kanaloereins veröffentlichtes Projekt eines oberrheinischen Schissabrls-KanalS ersucht wird, den öffentlichen Nutzen und die Dringlichkeit eines oberrheinischen SchisfahrtskaualS an zuerkennen, zur Ausführung dieses Projektes einen Betrag in Höbe von 700 000 zu veiwilligen, sowie die für Len Kanalbau erforderlichen Gemeindegrundstücke unentgeltlich abzulrelcn. Oesterreich-Ungarn. HandclSvcrtragSkündigung. * Wien, 29. Dezember. (Privattelegramm.) Die „Neue Freie Presse" meldet: Tie Kündigung des italienischen Handelsvertrages ist erfolgt. Die Kündigung betrifft Len ganzen Vertrag, nicht bloß die Weinzollklausel. Schweiz. Bonibrnaltcntal * Genf, 29. Dezember. (Telegramm.) Die Polizei glaubt den Urheber deö BombenaltenlatS gegen die Sankt Peter-Kathedrale in einem Ausländer entdeckt zu haben, welcher kurz nach dem Anschläge Genf verließ. Ein Steckbrief und die Photographie sind überallhin versandt worden. Rußland. Jubiläum -cs Pagrnkorps. * Petersburg, 29. Dezember. (Telegramm.) Gestern sand im Ossiziersklub zu Ehren der deutschen zur Jubel feier des Pagenkorps hierher entsandten Abordnung ein Frühstück statt, dem auch der Großfürst Konstantin beiwohnte. Im Verlaufe des Frühstücks brachte General v. Schwartz- koppen einen Trinkspruch auf den Großfürsten Konstantin als Chef veS Pagenkorps aus und hob die Bedeutung des Festes sowie den herzlichen Empfang der deutschen Abordnung dankend hervor. (Fortsetzung in -er 1. Beilage.) t ! Svdöue lliiuäe kabea alle ckiejenigeu, velcde rieb tSxlicb n>ü ftüsf " 8ki?8 wsscbeu, veil ciiese oacb Oeutrcbew Keicbspatent su; ttllkaerei bereitete loiletten- «eik« einen eminent volltbLti- gen Linüus» auk ckie klaut au;Ut>t. kr«I« S0?l, überall KLuNicd. HoIiomoHbrü"VüIIoIiÄü b eibk to s bv liebt, veil es Lilligüoir unü quto Hualitttt tu sieb vereint. 9. k'. Sebvarrloso Löhne, Lvvixk. 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Cylveslerscherze u. z. Bleigießen. Kirchliche Nachrichten. L.-Plagwitz. Mittwoch, den 31. Dezember, vorm. 10 Uhr Wochenkommunion: Pastor Wermann. Tageskalender. Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes , , . , , Nr. L22 Revaction des Leipziger Tageblattes , , , , . 183 Buchdruckerei des Leipziger Tageblattes (E. Pol-)' . - 1173 Alfred Hahn vorm. Otto Klemm'S Sortiment, Filiale; Uni- vcrsitälsnraße 3: Nr. 4048. Louis Lüjche, Filialen des Leipziger Tageblattes: Katharinen- jtraße 14; Nr. 2935. Königsplatz 74 Str. 7S0S. Ter DerkehrS-Verein Leipzig, Städtisches Kaufhaus, ertheilt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs- und Aufent halts-Verhältnisse, Gasthöfe, Wohnungen, Kunst- und BttdungZanstalten, Vergnügungen mW Reljcgelegenyeiten. AusknnstSsteNe der königlich sächsischen Staatöelsendahnen kn Leipzig (Grimmaiscke Straße 2, Telephon Nr. 3972), und die AuSknnfrsstclle der töntgl. preuß. Staatöeisenbaynvrrwaltung (Brühl 75 u. 77, Cre-itanstalt, ptr. im Laden), Telephon 3952, beide geöffnet an Wochent. v. 8 Uhr Vorm. ununter brochen bis 6 Uhr Nachm., Sonn- und Festtags 10H—12 Uhr Vorm., geben unentgeltlich Auskunft a. tm Per sonenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zug« «nschlüsje, Reiserouten, Billetpreise, Neisecrleichterungen, Fahrpreisermäßigungen rc.; d. im Güterverkehr über allgem. TraiiSportbänngungen, Frachtsätze, Karttrungen rc. Funvbnrcau der königl. jachs. StaatSeisrnbahnen (Limen Leip. -ig-Hos, Leipzig-Chemnitz und Leipzig-Meuselwitz), Bayer. Platz 2, part. (Bayer. Bahnh.« Abgangsseite, 1. Geb.), in der konigl. Bahnhofs-Jnjpection. AiiSkunftsstelle für Seeschifffahrt», onv Reise-Verkehr. Nelief- Weltkarte der Hamb. RheScreien: R. Jaeger, Augustus- platz 2. Unentaelll. Auskunstserth.: Wochent. 9-12 u. 3-8 Uhr. Haupt,neldeamt veS BezirkS-CommandoS Leipzig, Nicolaikirch- Los 2, I. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochent. S—1, Sonn tags 11—12. An den hohen Festtagen, fow. an d. Geburts tage» des Kaijers u. Königs blewt das Hauptmelüeamt gejchi. Etädnschc» Leihhaus, Nordstraße 2. Crpeditionszeit: An jedem Werktage von früh 8 Uhr ununterbrochen bis nachmittags 8 Uhr, während der Auktion nur bis 2 Uhr. Eingang: für Pfandversatz und teilweise Bersatzerneueruna (sogenannte Herausnahme) gegenüber dem neuen Börsengebaude, für Ein lösung und Versatzerneuerung Isogenannte Verlängerung) von der Nordstraße. Städtische Sparkaffe Leipzig I., Nordstraße 2. Expeditionszcit: An jedem Werktage. Einzahlungen, Rückzahlungen und Kün digungen von früh 8 Uhr ununterbrochen bis nachmittags S Uhr. Eingang von der Promenadenseite. — Effekten- Lomoardgeschaft park, links. — Annahmestellen für Sparernlagen: Otto Barkusky, Tauchaer Straße 5: Gebrüder Spillner, Windmühlenstraße 37; Heinrich Unruh Nachf., Weststraße 33: Julius Hoffmann, Pcterssteinwcg 3; Paul Nödl i. Fa. H. F. NivinuS, Grimmaischer Steinweg 17. Städtische Sparkaffe Leipzig II. Hauptkaffe L-Reudnitz, Grenzstr. 8. Erpedmonszeit: An jedem Werktage ununter brochen von früh 8 Uhr bi» nachmittags 8 Uhr. Neben stelle Connewitz. Schulstr. ö. ExpedttionSzeit: Montags 3 bis 6 Uhr, Dienstags und Donnerstags früh 9 bis 1 Uhr, Sonnabends 9 bis 3 Uhr ununterbrochen. Nebenstelle Plag - w i tz, Elisabeth-Allee 29, Expedittonszeit: Täglich von früh 8 b;s 1 Uhr, nachmittags 8 bis 6 Uhr, Sonnabends 8 bis 8 Uhr ununterbrochen. Nebenstelle ÄohtiS, am Kirch platze 1, Expeditionszeit: an allen Wochentagen mit Ausnahme Sonnabends von 8 bis v Uhr und Montags, Mittwochs und Freitags von 8 bis 1 Uhr. Nebenstelle Eutritzsch, Markt 1, Expeditionszeit: Dienstags und Donnerstags von früh 8 bis ^1 Uhr. Sonnabends 8 bis 3 Uhr ununterbrochen. — Annahme ft ellensürSpareinkagen: E. A. O. Zimmermann, L.-Reudnitz, Ravet 6; C. A. Mühlcr, L.« Reudnitz, Mühlstraße 1; August Schlag, L.-Neuscllerhausen, Wurzncr Straße 49; Uoo Kurth, L.-Neustadt, Marktstr. 82. Kgl. Sächf. StandeS-Amt Leipzig I, Georgenhalle, 1. Etage, Eingang Ritterstraße Nr. 28 (umfaßt die Altstadt Leipzig). Kgl. Sachs. StandrS-Amt Leipzig II in L.-Neudnitz, Dresdner Straße Nr. 43 (dasselbe umfaßt die bisherigen Vororte Reudnitz, Anger-Crottendorf, VolkmarSdorf, Sellerhausen,
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